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Was tun? – Praktische Erwägungen zur Krise der Kirche

„Ging eine Schockwelle durchs Land? Hörten Kommentatoren Alarmglocken läuten? Nein. Stattdessen: Apathie, Ratlosigkeit, Verdrängung, Ignoranz.“ – mit dieser Feststellung kommentiert Malte Lehming im Berliner „Tagesspiegel“ die weitgehende Nicht-Reaktion der Kirchen auf die erschreckenden Austrittszahlen 2019. In der Tat: In vielen Kirchgemeinden verläuft die Debatte über die düsteren Zukunftsperspektiven der eigenen Institution mehr als verhalten. Man gewinnt den Eindruck: Da wird kollektiv der Kopf in den Sand gesteckt – so, als ob man dadurch die Krise und ihre Folgen an sich vorüberziehen lassen könne. Doch das ist ein hilfloser Trugschluss. Es führt kein Weg an einer nüchternen, selbstkritischen Bestandsaufnahme und der Entwicklung neuer Ziele vorbei, will die Kirche sich nicht selbst aufgeben. Das kann aber nur in den Kirchgemeinden selbst geschehen. Dazu möchte ich einige Erwägungen beisteuern. Ich knüpfe damit an meinen Blogbeitrag „Die Basis bröckelt leise …“ an, vor allem an die vielfältigen Reaktionen darauf – natürlich in dem Bewusstsein: Vieles ist schon an anderer Stelle gesagt und publiziert worden. Ich erinnere nur an die Streitschrift von Jürgen Fliege „Kirchenbeben. 150 Schritte aus der Kirchenkrise“ aus dem Jahr 1997(!). Und: Patentrezepte, um der bedrohlichen Entwicklung entgegenzutreten, gibt es nicht. Dennoch sollten wir uns vor Ort den Herausforderungen und Erfordernissen angstfrei und hoffnungsvoll stellen und dabei Erfahrungen von Gelingen und Scheitern reflektieren.

Keine Angst vor Zahlen

Wer immer Diskussionen in der Kirche über Zahlen führt, sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, „wie das Kaninchen auf die Schlange“ zu starren, sich den Blick verengen zu lassen, sich nur an der Oberfläche der Probleme zu bewegen. Es dauert nicht lange, dann wird der Jesus-Ausspruch zitiert: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Die Bibel: Matthäus 18,20), um eine Debatte über Zahlen abzuwürgen. In meiner gesamten Berufstätigkeit habe ich aber immer auf Zahlen geachtet: Wie viele Menschen kommen zum Gottesdienst; wie viele Kinder und Erwachsene werden getauft; wie viele Jugendliche lassen sich konfirmieren; wie viele Paare lassen sich kirchlich trauen; wie viele Menschen erbitten die kirchliche Bestattung; wie hoch sind die Kollekten- und Spendenerträge – alles immer auch im Verhältnis zur Gemeindegliederzahl. Dabei soll keinem Zahlenfetischismus das Wort geredet werden. Vielmehr können die Zahlen als Parameter genutzt werden, um die eigene Arbeit kritisch zu reflektieren. Zahlen sagen etwas aus über die Akzeptanz des eigenen „Produktes“, also der kirchgemeindlichen Arbeit, und derer, die diese repräsentieren und gestalten. Zahlen sind Anlass, rechtzeitig auf Entwicklungen zu reagieren – und zwar vor Ort. Es lohnt auf Gemeindeebene sich regelmäßig zu fragen: Woran kann es gelegen haben, dass in diesem Jahr der Spendenertrag für „Brot für die Welt“ geringer/höher war als in den Jahren zuvor? Warum ist der Gottesdienstbesuch in den vergangenen Monaten zurückgegangen/gestiegen? Warum sind Menschen ausgetreten (vor Ort kann man mit Namen auch Gesichter verbinden!)? Wer sich diese Fragen vorlegt und mit vielen anderen nach Antworten sucht, reflektiert die eigene Arbeit, weckt Verantwortungsbewusstsein, freut sich an Erfolgen und verzweifelt nicht am Scheitern. Meine Erfahrung in Bezug auf die Gottesdienstbesucherzahlen: Wenn diese zurückgehen, ist es sehr lohnend, in einem gewissen Zeitraum über den Gottesdienst, seine Bedeutung oder Entbehrlichkeit, zu reden, wo immer wir mit Menschen zusammenkommen: im Verein, auf Arbeit, in der Familie, in der Nachbarschaft. Denn eines ist klar: Worüber wir nicht mehr sprechen, das droht sich im Nebel des Selbstverständlichen zu verlieren. Und siehe da: Nach wenigen Wochen steigt der Besuch wieder an – auch deswegen, weil alle, die an der Gottesdienstgestaltung aktiv beteiligt sind, ihren Beitrag kritisch überprüfen und qualitativ verbessern.

Mit Pfunden wuchern

Wir verdanken Jesus ein eindrückliches Gleichnis über die anvertrauten Pfunde (Die Bibel: Matthäus 25,14-30). Das zeigt zum einen, dass Jesus sehr unbefangen seine Botschaft mit Beispielen aus der Welt der Ökonomie verdeutlicht. Zum andern setzt sich Jesus sehr wohl mit Erfolg und Misserfolg auseinander. Für mich führt das Gleichnis zu drei Konsequenzen:

  • Die Botschaft des Glaubens, also das Pfund; soll nicht bis zur Unkenntlichkeit verpackt/vergraben werden. Denn im Verborgenen wuchern nicht die Pfunde, sondern die Missstände. Der Glaube aber sucht die Öffentlichkeit. Was mit ihm geschieht, soll transparent sein. Nur so kann Vertrauen entstehen.
  • Wir können uns unbefangen auf den Feldern Ökonomie/Kommunikation/Marketing bewegen, wenn wir auf die Frage: Wo/Was ist unser Schatz und wie können wir ihn vermehren?
  • Es ist absolut legitim, auch in der Kirche von Erfolg zu sprechen und nach dem Mehrwert zu fragen. Also: Welchen Mehrwert oder Gewinn hat der Glaube für den Menschen? Welchen Mehrwert hat ein Gottesdienstbesuch? Welchen Mehrwert hat Kirchenmitgliedschaft?

Was aber ist das unverzichtbare Glaubensgut, das für jeden Menschen von Bedeutung ist? Ich nenne drei „Pfunde“:

  • Jeder Mensch ist ein Stück von Gott, im Sinne von: von Gott macht und Teil des Göttlichen. Daraus leitet sich seine Würde ab. Er ist gleichermaßen ein fehlbarer Mensch, verstrickt in selbstverschuldeter Unmündigkeit, und trotzdem gerechtfertigt und darum befreit zur Verantwortung. Sein Leben ist begrenzt, ein Fragment, aber in diesem kann das Ganze aufleuchten.
  • Gott denkt das Böse in Gutes um. Wir können in jedem Versagen, Unglück, Scheitern auch den Keim des Guten entdecken und neu anfangen.
  • Die Grundwerte, die Jesus gelebt hat: Nächsten- und Feindesliebe, Barmherzigkeit, Ehrfurcht vor dem Leben, Gewaltlosigkeit, bilden das Fundament menschenwürdigen Lebens.

Darüber hinaus hat jede Kirchgemeinde aufgrund ihrer Tradition die Möglichkeit, ihre Besonderheit, ihren Schatz zu heben –immer in dem Bewusstsein, dass es für unsere Gesellschaft nicht folgenlos bleibt, wenn sich immer mehr Menschen den Grundlagen der biblischen Botschaft entfremden und von den Kirchen abwenden bzw. die Kirchen sich in die Nische zurückziehen. Dass offen praktizierte Menschenverfeindung und sozial-nationalistischer Egoismus gesellschaftliche Akzeptanz finden, ist eine der alarmierenden Konsequenzen dieser Entwicklung. Also ist es mehr als angebracht, mit den Pfunden der biblischen Botschaft, ihren Werten, unserer Glaubenstradition zu wuchern, sie zu vermehren, indem wir sie selbstbewusst kommunizieren.

Drinnen – draußen

Prof. Axel Dennecke hat in seinen Kommentaren vor allem den Blick auf die gerichtet, die die Kirche verlassen haben, ohne ihren Glauben aufzugeben. Er sieht die Notwendigkeit, diese Menschen anzusprechen, ohne sie missionieren, zurückholen zu wollen. Ich habe darauf hingewiesen, dass Drinnen und Draußen keine sich ausschließende Alternative ist. Wir müssen heute beides:

  • Die Kirchenmitglieder achten, pflegen, würdigen. Jeder möge sich fragen, wie er behandelt werden möchte, wenn er einem Verein, einer Partei, einer Gewerkschaft angehört. Die wenigsten werden aktiv tätig sein, sondern zahlen ihren Mitgliedsbeitrag. Warum? Da ist das Anliegen des Vereins, das einem wichtig ist. Wer nicht aktiv am Vereinsleben teilnimmt, möchte aber informiert und anständig behandelt sein: z.B. einen Geburtstagsgruß erhalten, nach 10- oder 20-jähriger Mitgliedschaft geehrt werden. Das ist bei Kirchenmitgliedern nicht anders. Sie wollen informiert und geachtet sein – unabhängig davon, wie engagiert sie am kirchgemeindlichen Leben teilnehmen. Also kommt es darauf an, den Mitglieder regelmäßig das Gefühl zu geben: Es ist gut und wichtig, dass wir dich als Kirchenmitglied haben.
  • Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind, in ihren religiösen Bedürfnissen ernst nehmen und ihre Kritik produktiv verarbeiten. Das bedeutet, dass Kirche in ihrem Reden und Handeln keinen Unterschied machen darf zwischen Drinnen und Draußen. Denn als Kirche wenden wir uns an alle Welt, agieren öffentlich – völlig unabhängig davon, wer zur Kirche gehört und wer nicht. Allerdings: Menschen , die aus der Kirche ausgetreten sind bzw. ihr nie angehört haben, sollten sich klar machen, was ihr Schritt auf alle bezogen für eine Gesellschaft bedeutet. Immerhin können wir in Ostdeutschland auf einen politischen Großversuch zurückblicken, eine Gesellschaft ohne Religion und Kirche aufzubauen. Die DDR ist an vielem gescheitert, aber auch daran. Kirchenaustritte haben auch eine gesellschaftspolitische Bedeutung.

Menschennähe

Jeder Kirchenvorstand, jede Synode, jede Kirchenleitung sollte sich vor wichtigen Entscheidungen die Frage vorlegen: Dient das, was wir jetzt beschließen, der Menschennähe oder nicht? Denn das ist unsere Aufgabe: den Menschen nahe sein, sie in ihren Ängsten und Nöten verstehen, ihnen Trost spenden und das Rückgrat stärken. Dass wir als Kirche hier einen riesigen Nachholbedarf bzw. an vielen Stellen die Menschennähe verloren haben, zeigt eine Beobachtung: In den letzten Jahren wurden deutschlandweit 25 % der Kirchenmitglieder nicht mehr kirchlich bestattet, in Großstädten bis zu 50 %. Die nüchterne Einsicht lautet: Wir haben als Kirche nicht nur den Kontakt zu ganz vielen unserer Mitglieder, sondern auch eine unserer Kernkompetenzen verloren: Menschen in der letzten Lebensphase beizustehen und ihnen die Hoffnung auf Gottes neue Welt zuzusprechen. Dieser Zustand darf uns keinen Augenblick ruhen lassen.

Das Ziel der Menschennähe muss uns das Verhältnis von analoger und digitaler Kommunikation immer neu gewichten lassen. Eines sollte klar sein: Die digitale Kommunikation kann die analoge niemals ersetzen. Denn Menschennähe erreichen wir dann, wenn wir die effektivste und kostengünstigste Aktivität kirchgemeindlicher Arbeit reaktivieren: der Hausbesuch und die personale Präsens an den Orten, wo es „brennt“ – sei es die Bürgerinitiative gegen die Abbaggerung eines Ortes oder der Streik gegen eine Betriebsschließung. Nur durch eine den Menschen nahe kirchgemeindliche Arbeit erhalten wir verlässliche Auskunft darüber, wie die Menschen ticken.

Traditionen pflegen

Kirche ist ein Traditionsverein, keine Frage. Das sollten wir vor allem positiv sehen. Wir besitzen einen riesigen Fundus an zur Tradition geronnener Erfahrung. Tradition wird dann zum Ballast, wenn wir mit ihr nicht produktiv umgehen. Ein produktiver Umgang bedeutet: Von welchen Traditionen wollen/müssen wir uns verabschieden, an welche gilt es anzuknüpfen, welche gehören weiterentwickelt? Wenn das unter „Traditionsentschlackung“ (Malte Lehming) verstanden wird, ist dies ein richtiges Stichwort. Wichtig aber bleibt: die Tradition, an die wir anknüpfen und die wir pflegen wollen, muss so praktiziert werden, als handele es sich um etwas ganz Neues. Es ist mit dem Gottesdienst, mit der traditionellen Liturgie, mit der Kirchenmusik wie mit einer Beethovensinfonie, mit der Predigt wie mit einem Theaterstück: In ihrem Ursprung sind sie alt. Aber sie werden dadurch zu einer Neuentdeckung, dass die alte Komposition durch die Musiker/innen und den/die Dirigent/in, das Theaterstück durch die Schauspieler so aufgeführt werden, als wären sie heute entstanden. Das spricht Menschen an. So sollten wir mit der großen Musiktradition der Kirchen einschließlich der Liturgie und Predigt umgehen.

Wort halten

Kirche ist eine Institution des Wortes. Das sollte niemand beklagen, sondern bejahen. Ja, das Wort hat einen hohen Stellenwert. Darum muss es auch gepflegt werden, das Wort der Bibel und das gesprochene Wort vor allem der Predigt. Natürlich entwickelt jede Institution eine Binnensprache. Daran ist nichts Verwerfliches. Aber wenn die kirchliche Botschaft sich an alle Welt, an alle Menschen richtet, dann sollte sie auch von allen verstanden werden können. Deswegen kommt es sehr auf die Sprache an, derer sich die Kirche bedient – insbesondere auch im öffentlich gesprochenen Wort nicht nur der Predigt. Im Verlauf meiner Berufstätigkeit habe ich mich an drei Faustregeln gehalten:

  • Wir sollen elementar und fundamental von unserem Glauben reden, ohne fundamentalistisch und banal zu werden.
  • Es gilt die Glaubensinhalte so zu kommunizieren, dass sie von Menschen verstanden werden können, die zunächst überhaupt keinen Bezug dazu haben.
  • Jede/r Prediger/in sollte sich eine Kontrollfrage vorlegen: Würde ich mir selbst die Worte gefallen lassen, die ich öffentlich (von der Kanzel) an andere richte?

Grenzüberschreitende Verkündigung

Angesichts der multireligiösen Entwicklung unserer Gesellschaft und der religiösen Vielfalt, in der sich auch Kirchenmitglieder bewegen, ist die Forderung nach einer „grenzüberschreitenden Verkündigung“ (Malte Lehming) mehr als berechtigt – zumal eine solche sich allein daraus ergibt, dass sich die Botschaft Jesu an alle Welt und jeden Menschen richtet (Die Bibel: Matthäus 28,16-20). Abseits aller dogmatischen Bekenntnisschriften haben wir uns zu öffnen für interreligiöse Feiern bis hin zu christlich-muslimischen Trauungen oder jüdisch-christliche Bestattungen. Damit wird ja kein einziges Glaubensgut aufgegeben, wohl aber werden die eigenen Glaubensinhalte in einen neuen religiösen Kontext gestellt. Das kann für viele Menschen ein Angebot sein, mitten in religiöser Vielfalt zu eigener Identität zu finden. Grenzüberschreitende Verkündigung bedeutet nicht, das Bekannte des Glaubens zu verfremden, sondern das vielen Menschen fremd Gewordene des Glaubens wieder bekannt zu machen.

Filialleiter

Vor Jahren hatte ich ein Gespräch mit dem Seniorchef eines großen Familienunternehmens, das eine große Handelskette führt. Damals sagte er zu mir: Mein unternehmerischer Erfolg ist vollkommen abhängig von den Leitern/Geschäftsführern meiner Filialen in aller Welt. Wenn die ihre Arbeit nicht gut machen, dann dauert es nicht lange und ich gerate in größte Schwierigkeiten. Bei mir machte es damals klick: Genauso ist es in der Kirche. Wir Pfarrer/innen sind eine Art Filialleiter/in oder Geschäftsführer/innen eines mittelständischen Unternehmens. Der Gesamterfolg der Kirche ist von dem abhängig, was vor Ort passiert. Wer das einmal begriffen hat, der weiß, welch hohe Verantwortung, aber auch welche Gestaltungsmöglichkeiten, welche Chancen hier liegen. Entscheidend sind nicht die Vorgaben aus der „Zentrale“, entscheidend ist der Ideenreichtum vor Ort. Dazu sind Persönlichkeit, fachliche Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit, Management des Fachpersonals vonnöten. Es hat wenig Sinn, sich an den gebrauchten Begriffen zu stören. Wichtig ist, dass gerade Pfarrer/innen den hohen Wert ihrer Arbeit erkennen und nicht ständig kleinreden – nach dem Motto: Pfarrer/innen sind auch nur Menschen. Diese Art von Generalabsolution für Unzulänglichkeiten sollten wir uns nicht länger selbst antun. Stattdessen schadet es niemandem, sich sehr aufmerksam einen gut geführten Supermarkt anzuschauen oder sich selbst zu prüfen, wie man selbst in einem Bekleidungshaus beim Kauf eines Anzuges oder Kleides bedient werden möchte. Diese Erwartungshaltung unterscheidet sich nicht sonderlich von der vieler Kirchenmitglieder und Außenstehenden.

Qualität und Quantität

Als ich 1992 meine Arbeit in Leipzig begann, sagte der unvergessene Leipziger Superintendent Johannes Richter zu mir: „Wenn die DDR 1989/90 nicht implodiert wäre – die Kirche hätte es nicht mehr lange ausgehalten.“ Er begründete seine nüchterne Einschätzung mit dem Hinweis, dass zum Ende der DDR-Zeit das Reservoir, aus dem die Kirche ihren Nachwuchs für die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen einschließlich der Pfarrer/innen schöpfen konnte, immer kleiner wurde. Die mangelnde Quantität sei auch in mangelnde Qualität umgeschlagen. Daran muss ich derzeit denken, wenn es um den Nachwuchs geht. Denn mit sinkenden Kirchenmitgliederzahlen wird auch der Pool kleiner, aus dem der Nachwuchs rekrutiert werden kann. Wir stehen also vor der Aufgabe, ganz viel für die Qualitätssicherung der kirchlichen Berufe zu tun. Da verzahnen sich zwei Aufgaben: Wir sollen alles tun, um dem Aderlass an Kirchenmitgliedern entgegenzutreten, also mehr zu werden; und wir sollten die Ausbildung für kirchliche Berufe qualifizieren. Hier sind die Theologischen Fakultäten genauso gefragt wie die kirchlichen Fachhochschulen und Ausbildungsstätten. Dort werden ja die Weichen für die zukünftige Berufsausbildung gestellt. Nur: Sind sich die Weichensteller dessen bewusst?

Öffentlichkeit und gesellschaftspolitische Kompetenz

Jede/r Pfarrer/in sollte sich bewusst machen, dass er/sie ein öffentliches Amt bekleidet und dass er sich mit allem, was er tut (von der Einzelseelsorge abgesehen), sich im öffentlichen Raum bewegt. Das sollte unbedingt zum Berufsbild gehören. Wenn man dann noch bedenkt, dass jede Kirchgemeinde ein Teil des gesellschaftlichen Lebens ist, dann erfordert dies ein hohes Maß an gesellschaftspolitischer Kompetenz der hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der Kirche. Für die Kirchgemeinden bedeutet dies, dass sie sich vor Ort als Motor, Motivator und Moderator verstehen und so agieren sollte – völlig unabhängig von ihrer jeweiligen Größe, ob im ländlichen Raum oder in der Stadt. Jede Kirchgemeinde tut gut daran, sich in diesem Sinn kampagnefähig zu machen und das Zusammenwirken mit anderen Gruppen vor Ort zu fördern, wenn es darum geht, das gemeinschaftliche, friedliche Zusammenleben zu fördern.

Einflugschneisen

Für viele ist der Begriff „Mission“ belastet. Dennoch plädiere ich für eine missionarisch ausgerichtete kirchgemeindliche Arbeit. Wir müssen Einflugschneisen ausfindig machen, um Menschen gezielt zu erreichen und für die Kirche zu gewinnen. Ich sehe drei wichtige Einflugschneisen:

  • Gezielt Jugendliche, die in einem atheistischen, säkularen Umfeld aufwachsen, ansprechen, am Konfirmandenunterricht teilzunehmen. Ich halte es für sehr lohnend, Jugendliche in der wichtigen Findungsphase zwischen 12 und 15 Jahren zu begleiten und ihnen ein glaubwürdiges, später abrufbares Orientierungsangebot zu machen. Das setzt voraus, dass wir ein qualitativ ansprechendes Programm aufstellen. Dieses sollte sich an den drei existenziellen Grundfragen orientieren: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wozu lebe ich? Hinzu kommt die Frage von Jugendlichen: Wer interessiert sich für mich? Niemals sollten wir den pädagogischen Grundsatz aus den Augen verlieren: Jugendliche in allem ernst zu nehmen. Gleichzeitig sollte die Konfirmandenzeit durch intensive Elternarbeit begleitet und aufgewertet werden.
  • Junge Erwachsene, die nach Orientierung suchen, für die Erwachsenentaufe gewinnen, also GlaubensBildung zu betreiben.
  • Für junge Familien, vor allem die Eltern, die durch ihre Kinder neu nach dem ethischen Grundgerüst ihres Lebens fragen, ansprechbar sein und entsprechende Angebote machen – z.B. über die Kita und über das Angebot an alle Familien, in denen ein Elternteil der Kirche angehört, aber die Kinder nicht getauft sind. Das digitale Meldewesen ermöglicht den Kirchgemeinden eine unkomplizierte Ansprechbarkeit.

Anfangen und machen

Der Einwand wird nicht lange auf sich warten lassen: Das, was hier vorgeschlagen und zur Diskussion gestellt wird, ist alles viel zu viel. Wer soll das leisten können? Dazu haben weder Pfarrer/innen noch Kirchgemeinden Zeit und Kraft – zumal angesichts schrumpfender finanzieller Möglichkeiten und struktureller Knebellungen. Doch wer sich so aus der kritischen Selbstreflexion davonstiehlt, forciert den Abwärtstrend. Deswegen kann ich nur dazu ermutigen: einfach anfangen, vor Ort, mit einem Projekt beginnen und umsteuern; sich aus der Fremdbestimmung „von oben“ (Finanzen, Strukturen) befreien; zurückkehren zum reformatorischen Prinzip, dass sich Kirche von unten aufbaut; über Finanzen und Strukturen erst dann reden, wenn man sich über die Ziele, Aufgaben, Perspektiven verständigt hat:

  • Was wollen wir?
  • Für wen sind da?
  • Wen brauchen wir?

Anfangen und sich ein Projekt vornehmen, dabei früh zu erreichende Erfolgserlebnisse einplanen und das Ganze im Augen behalten. Kirchgemeinden, die auf breiter Basis in einen solchen Prozess eintreten, werden keine Zeit mehr haben für  „Apathie, Ratlosigkeit, Verdrängung, Ignoranz“. Sie stecken nicht den Kopf in den Sand, sondern gehen hoffnungsvoll und zielgerichtet an die Arbeit. Sie tun das, woran einen niemand hindern kann: machen. Niemand weiß, ob dann die Austrittszahlen zurückgehen und sich mehr Menschen am kirchlichen Leben beteiligen. Dem allgemeinen gesellschaftlichen Trend, dass sich immer weniger Menschen an Institutionen wie Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Sportvereine u.a. binden, kann man nur in Maßen entgegensteuern. Aber wir können das umsetzen, was Jesus zum aufrechten Gang sagt: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Die Bibel: Lukas 21,28)

20 Antworten

  1. Lieber Herr Wolff, ich hab gerade noch einmal sorgsan alle Kommentare zu Ihren beiden Kirchen-Kolumnen gelesen. Sie sollten wirklich ernsthaft überlegen, ob Sie bei den so verschiedenartigen Rückmeldungen (die auch alle noch hochgradig emotional geprägt sind) nicht eine kritische Gesamtveröffentlichung planen könnten, ein Verlag ist bestimmt bereit, vielleicht sogar die EVA. (Und ich, wenn Sie wollen, auch, denn das Thema beschäftigt mich schon seit 40 Jahren. Damals (es waren noch ca. 80% in den beiden großen Kirchen) war ich noch ein ganz einsamer Rufer in der Wüste, als ich von Kirchenaustritten sprach udnd fragte, wie man dem begegnen soll. Heute merkt es nun jede/r, sogar in der Kirchenleitung, wenn nur noch ca. 52 % in den beiden großen Kirchen sind).
    Axel Denecke

  2. „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist“, schrieb Karl Marx, „Die Religion ist das Opium des Volkes.“

    Marx beschreibt hier die Religion als Ausdruck tiefster menschlicher Bedürfnisse. Trifft die Kirche diese Bedürfnisse der Menschen nicht, ist dieser Mangel mit besserem Marketing nicht zu beheben. Denn Marketing hat den Zweck, den Menschen etwas zu verkaufen, was ihren Bedürfnissen nicht entspricht.
    Gegenüber dem Jahr 1970 hat sich der Mitgliederanteil der evangelischen und der katholischen Kirchen in Deutschland annähernd halbiert. Nicht vollkommen zufällig haben die Volksparteien noch größere Fluchtbewegungen zu verzeichnen.
    Weltweit gehören dagegen weit über 2,3 Milliarden Menschen christlichen Kirchen an, mit steigender Tendenz. Offenkundig ist, dass der auf Deutschland zentrierte Blick das Wesen der Krise der Kirchen hier nicht zu erfassen vermag.

    Papst Franziskus beschreibt dagegen eine der ganzen Welt zugewandte Kirche im Sinne des ersten zitierten Marx-Satzes, die eben nicht mehr betäuben, sondern ändern will. Die Resonanz ist überwältigend, nur eben nicht dort, wo Herz- und Geist auf verlorenem Posten stehen, weil der Tanz um goldene Kälber dominiert.

    In meinem Dorf ist die Kirche 3 mal im Jahr voll. Am Heiligabend, beim Klimagottesdienst anlässlich der Klimawoche und beim Friedensgottesdienst. Ohne dass es Einladungen und Hausbesuche braucht, sind alle Plätze besetzt. Auch von Menschen, die sonst kaum erscheinen oder die der Kirche nicht angehören. Sie kommen zusammen, weil die Botschaften ihre Bedürfnisse treffen und weil sie ihre Herzen für die Seufzer der auf bedrängten Kreatur Mensch öffnen. Für alle Menschen auf dieser Erde, die doch die bedrängte Heimat aller Kreaturen ist.

      1. Danke für den Link. Wendy Brown liegt dort aber richtig, im demokratischen säkularen Staat unterdrückt die Religion nicht. Als organischer Teil eines staatlichen Unterdrückungsapparats muss sie bekämpfen, wer die Unterdrückung bekämpfen will.
        Mir ging es vor allem um die erbarmungslose Kälte gegenüber den Menschen außerhalb des je eigenen Gesichtskreise, die mir aus einigen Kommentaren entgegenströmt.

  3. Allein an der Dimension (inhaltlich / (Qualität und umfänglichen / Quantität) des aktuellen Wolff-Beitrags: WAS TUN ? …. kann der wahrhaftig Interessierte am längst bekannten und tatsächlich virulenten Problem-Thema: KIRCHE (auch der katholischen, um den ökumenischen Grundgedanke einzubringen) resultieren und rasch schlussfolgern, dass die Kardinalfrage: WAS TUN ? eigentlich Thema eines öffentlichen Forums sein sollte – was sonst.
    In diesem Blog wird seit Jahren von diskursqualifizierten Kommentatoren auch zwischen den Zeilen der Wunsch immer drängender formuliert, die Probleme doch auf Podiums-Diskussionen (in Leipzig z.B.?) miteinander unter professioneller Gesprächsführung (!) öffentlich (!) zu debattieren. Das komplexe Problem KIRCHE als Teil unserer Gesellschaft muss endlich breit erörtert und versucht werden, Lösungsmöglichkeiten auszuloten.
    Allein die sachlichen und nachdenkenswerten Kommentare von Pfarrer R. Fersterra und Prof. A. Denecke zeigen unübersehbar auf, dass Gesprächsbedarf vorliegt und nur im konstruktiven Austausch unterschiedlichster Haltungen aus subjektiv gemachten Erfahrungen und Real-Kenntnissen eine solche Debatte produktiv sein könnte.
    Wiederholt kann ich Dir, lieber Christian, nur empfehlen, ein solches Forum mit Unterstützung weiterer Experten (politischer Mandatsträger), aus dem kirchlichen Bereich, auch durch Stiftungen begleitet oder gar veranstaltet (z.B. Friedrich-Ebert-Stiftung e.V., Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Hans-Böckler-Stiftung e.V.) auf den Weg zu bringen – es wäre hohe Zeit und sehr gut! Ich erfahre immer wieder von der ungeduldigen Hoffnung, dass endlich miteinander gesprochen werden muss. Und DIE KIRCHE müsste ohnehin einiges Interesse haben am Diskurs…
    Übrigens: Auch mir scheint der Blog, zunächst sehr anregend als eine der Varianten digitaler Meinungsäußerungen, für das von Dir Thema in gewisser Weise jedoch eingeschränkt, zumal es u.a. Wortäußerungen gibt, die dem komplizierten Sachgegenstand durch gern inszenierte Verbalinjurien bzw. unaufhörliche Personalangriffe (ohne jegliche inhaltliche Sach-/Lösungsangebote!) eher schaden als es eben diesem Blog würdige wäre, was er per se verdient!
    Und gern an Sie, lieber Herr A. Schwerdtfeger mit dieser Grafik, Otto Pankok, Christus zerbricht das Gewehreinst entstanden durch basiskirchliches Engagement zu tiefsten SED-DDR-Zeiten (s.u.) lediglich die Empfehlung: Rüsten Sie in Ihren Kommentierungen doch einfach mal ab – Frieden war schon immer die bessere Möglichkeit gegenseitigen Miteinanders, auch im Austausch themenbezogener Gedanken und Selbsterkenntnisse! Als ranghohem, weltgereisten Bundeswehroffizier a.D. dürfte Ihnen dieser Gedanke eigentlich nicht von ungefähr vorkommen – oder?

  4. Lieber Herr Wolff, als Pfarrer, der seit 30 Jahren im Dienst ist in einer Vorstadtgemeinde in Nordrhein-Westfalen arbeitet, antworte ich Ihnen. Sie erwecken in ihrem Beitrag den Eindruck, als ob das, was sie fordern, nicht schon an sehr vielen Stellen umgesetzt wird. Es gibt in unserer Kirche natürlich immer noch die Kirchenbeamten im geistlichen Amt, die den Knall noch nicht gehört haben. Aber es gibt auch sehr viel Kollegen, die ganz dicht bei ihrer Gemeinde sind, die Sprache der Menschen sprechen und vieles von dem, was sie beschreiben seit langem umsetzen. Und die dennoch die Erfahrung machen, dass bei allen Bemühungen die Zahlen schrumpfen. Ich denke, man muss einmal dem Sachverhalt nüchtern ins Auge schauen: Der Rückgang der Mitgliederzahlen entspricht dem religionsgeschichtlichen Megatrend in Europa seit den Zeiten der Aufklärung. Der christliche Glaube hat für viele Menschen als Erklärungshilfe ihres Lebens einfach seine Bedeutung verloren. Man kann sich um sie bemühen, sich ihnen nähern, Restbestände Und Transformationen des christlichen Glaubens, die es bei fast allen noch gibt, ernst nehmen, sie sensibel würdigen und aufnehmen. Und man macht dennoch die Erfahrung, dass diese Menschen sich von der Kirche und der Verkündigung zurückziehen. Nach 30 Jahren hoch engagierter Arbeit in unserer Kirche bin ich der Überzeugung, dass man den Trend nicht umkehren kann und dass man, wenn man sich das zum Ziel setzt, sich direkt in die Frustration hinein manövriert. Leider entsprechen Ihre Vorschläge und ihre Forderung nach Qualität zum großen Teil den Vorschlägen der Reformpapiere der
    Landeskirchen, die ebenfalls bis heute nichts am Trend geändert haben. (Als ob es in unserer Segmentierten Gesellschaft noch allgemeine Kriterien gäbe, was Qualität im kirchlichen Kontext bedeutet.)
    Ich für mich habe daraus seit langem folgende Konsequenz gezogen: ich tue meinen Dienst zusammen mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Liebe zu den Menschen, mit denen ich zu tun habe, und zu der Tradition, die mir anvertraut ist. Aber ich schiele nicht auf Zahlen. Ich freue mich natürlich darüber, wenn Gottesdienst und kirchliche Veranstaltungen gut besucht sind, was bei uns immer wieder so ist. Aber ich bin mir darüber klar, dass ich einen religionsgeschichtlichen Megatrend, der nun scheinbar mit aller Wucht und final bei uns ankommt, nicht umkehren kann und dass die Zahlen mittelfristig weiter deutlich nach unten gehen werden. Quantitatives Wachstum darf in unserer Kirche gegenwärtig realistisch niemand erwarten. Qualitatives Wachstum dagegen darf in der Kirche Jesu Christi zu jeder Zeit erwartet, beten und dann auch erlebt werden. Ich grüße sie herzlich.

    1. Lieber Herr Fersterra, vielen Dank für Ihren Kommentar und die kritischen Anmerkungen. Es wird Sie hoffentlich nicht überraschen, dass ich Ihrer Grundaussage zustimme, dass der Rückgang der Mitgliederzahlen „dem religionsgeschichtlichen Megatrend in Europa“ entspricht. Hinzu kommt noch das, was ich auch angemerkt habe: Eine Folge der fortschreitenden Individualisierung ist, dass sich immer weniger Menschen an Institutionen, Vereine, Parteien, Gewerkschaften langfristig binden wollen. Ich stimme Ihnen auch darin zu, dass das, was ich notiert habe, keinen Anspruch auf Originalität erheben kann und Gott sei Dank an vielen Stellen in unserer Kirche praktiziert wird. Doch das entbindet uns aber keinen Moment, von dem Anspruch aus Matthäus 28,16-20 (Gehet hin in alle Welt …) abzurücken und auf Qualität der Arbeit zu achten. Darum möchte ich ein großes Fragezeichen hinter Ihrer Aussage setzen, dass es in unserer segmentierten Gesellschaft keine gültigen Kriterien für Qualität geben würde oder könne. Das sehe ich anders, sehr pragmatisch: Nicht nur in der Musik oder Kunst oder Architektur oder Technik kann man zwischen gut und schlecht, professionell und laienhaft unterscheiden. Das ist auch in der kirchlichen Arbeit möglich. Nur: Wir scheuen uns leider, Qualitätsansprüche zu stellen und darüber auch offen zu reden. Ebenso trenne ich nicht zwischen quantitativem und qualitativem Wachstum, sondern möchte beides in einem Zusammenhang sehen – und zwar nicht in dem Sinn, dass Quantität automatisch Qualität bedeutet. Da stimme ich Ihnen zu. Aber: Qualität hat nicht nur eine geistliche, sondern auch eine handwerkliche Dimension. Das wird aus meiner Sicht in der Kirche immer gerne unterschätzt. In meinem Beitrag geht es aber vor allem um das Handwerkliche. Dass dies auch bei Ihnen eine nicht unerhebliche Rolle spielt, nehmen Sie für sich ja durchaus in Anspruch. Beste Grüße Ihr Christian Wolff

  5. Der verstorbene Herr Sup Richter hätte das Licht der Kirche in der DDR nicht unter den Scheffel stellen sollen: Die DDR ist keineswegs implodiert. Um das bis an die Zähne bewaffnete kommunistische System in die Knie zu zwingen, bedurfte es mutiger und engagierter kirchlicher Gruppen. Die Kirche in der DDR war die einzige Organisation, die systemfernen Menschen eine Heimat bot. Erst nach der Revolution fiel diese Funktion weg, und kirchliches Personal konnte und musste aus dem Westen rekrutiert werden.

  6. Und genau da liegt Ihr ernsthaftes Problem, lieber Herr Wolff: „Aber dabei will ich es belassen und nichts weiter kommentieren.“ Sie weichen jeder Diskussion aus; Sie sind völlig uninteressiert an den Meinungen Ihrer Mitdiskutierer, ja lesen deren Beiträge offensichtlich nur oberflächlich, wenn überhaupt; Sie stufen anderer Leute Beiträge als „Falschbehauptung“ ein, ohne zu erkennen, daß Sie dies unentwegt auch tun, zumindest durch Weglassung aller Fakten/Argumente, die Ihnen nicht passen; Sie gehen nicht einmal da auf Argumente ein, wo man Ihnen die Hand reicht: Ich hatte auf den Nachteil „Verlängerung des Problems“ bei dem Lösungsansatz der Kirche (Rettung mittels eigenem Schiff) hingewiesen – was wäre so schlimm daran, diesen Nachteil einzuräumen und gemeinsam nach besseren Lösungen zu suchen? Aber das interessiert Sie nicht. Erklären Sie uns doch den Unterschied zwischen Ihrer Wahrnehmung der „üblichen rassistischen, fremdenfeindlichen Parolen“ und Ihren eigenen üblichen unreflektierten Parolen gegen Ihre Mitdiskutanten. Das alles macht Sie doch erst so unglaubwürdig, daß man immer wieder darauf hinweisen muß.
    Zusammengefaßt: man würde gerne mit Ihnen inhaltlich diskutieren, aber Sie weisen das stets zurück mit ideologischen Parolen ohne Inhalt und ohne Verstand. Es wundert mehr, daß Sie als Initiator dieses Forums so strikt die Diskussion verweigern als daß Sie glauben, mit dem Hinweis, meine sachlichen Äußerungen verwunderten Sie, davon zu kommen.
    Aber Sie beweisen wenigstens gegenüber Herrn Denecke die Richtigkeit meiner These: Wer will denn von einem Pfarrer seelsorgerisch betreut werden, wenn er genau wegen der politisch einseitigen Ideologie dieses Pfarres die Kirche verlassen mußte (bei mir war es ein anderer Pfarrer).
    Machen Sie lieber so nicht weiter!
    Andreas Schwerdtfeger

      1. Ja, das verstehe ich und stimme auch zu. Aber bedeutet das wirklich, daß man nicht zugeben darf, daß eine Problemlösung, die die Kirche anstrebt (Menschenrettung), auch Nachteile hat, die in der politischen Diskussion Bedeutung haben (Schlepperwesen, Problemverlängerung) und die man abwägen muß, auch wenn man dann seine Prioritäten setzt (unter Inkaufnahme der Nachteile)? Und bedeutet es wirklich, daß man nicht zugeben darf, daß die Kirche, wenn sie sich zur NGO macht, ihren überwölbenden Charakter und dadurch eben Mitglieder verliert, weil sich nicht alle Menschen in dieses NGO-Schema finden möchten? Bedeutet es im übrigen auch, daß es wichtiger ist, grundsätzlich, aggressiv und unbeugsam anti-AfD zu sein, auch wenn man dadurch die Leute dort noch hintreibt anstatt sie „zurückzuholen“, indem man sie argumentativ zu überzeugen sucht? Wer sich so lieb religiös um ausgetretene Christen kümmern will, müßte sich politisch doch auch lieb um aus der Gesellschaft ausgetretene AfDler kümmern wollen?
        Die Probleme, die wir heutzutage in allen unseren Demokratien haben, sind durch die Frage gekennzeichnet, wo man Grenzen zieht – eine Frage, die gerade bezüglich ethischer Kontroversen oder auch bezüglich konkreter Einzelinteressen sehr subjektiv und kaum allgemein akzeptabel zu beantworten ist und also – Essenz der Demokratie – nur im Kompromiß gelöst werden kann. Ein Beispiel: Hat es bei uns in letzter Zeit „Einschränkungen der Freiheitsrechte“ gegeben oder war es nicht vielmehr eine „zeitlich begrenzte Schwerpunktverlagerung“ vom Individuum hin zur Gesellschaft, zwischen denen, durch die Umstände erzwungen, eine vorübergehende Prioritätenverschiebung erforderlich wurde, die aber demokratietheoretisch zulässig und auch nicht einschränkend oder gar demokratieschädlich war / ist?
        Wer nicht zugeben kann, daß JEDE Lösung Vor- und Nachteile hat und jede Entscheidung also auf subjektiven Prioritäten beruht (ehrenhaften, dies aber auf ALLEN Seiten), Prioritäten also, die jeder selbst treffen und die man also objektiv diskutieren muß, der ist eben selbst systemschädlich und spaltet. Das ist doch letztlich die einzige Differenz zwischen uns, lieber Her Wolff: Wir ziehen Grenzen anders – und ich will das gerne mit Ihnen diskutieren; Sie dagegen verweigern dies und beharren auf Ihrer Grenzziehung als einzig richtiger.
        Machen Sie so nicht weiter.
        Andreas Schwerdtfeger

        1. Lieber Herr Schwerdtfeger, nun scheinen wir wieder eine Basis zu haben für den Meinungsaustausch. Darum ein paar Anmerkungen zu Ihrem Kommentar:
          1. Man kann sicher unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob die Beteiligung der Kirche an der Seenotrettung sinnvoll ist oder nicht. Allerdings gehört Kirche mit ihren Hilfsprogrammen wie „Brot für die Welt“, „Adveniat“ u.a. immer schon zu den NGOs. Diese leisten eine ganz wertvolle Arbeit und stehen nicht in Konkurrenz zum Regierungshandeln.
          2. Ich hoffe, dass wir uns darin einig sind, dass das Verhalten der EU in Sachen Seenotrettung, aber im Blick auf die katastrophalen Verhältnisse der Geflüchteten in den überfüllten Lagern auf Lesbos, mit den sog. „europäischen Werten“ nicht in Einklang zu bringen ist. Das Handeln der Kirche im konkreten Fall soll auch auf den politischen und humanitären Skandal hinweisen und die Staaten zum Handeln veranlassen. Das ist Aufgabe der Kirche.
          3. Wer „Absaufen“ skandiert – und das machen Pegida/AfD – ist rassistisch und menschenverachtend. Da muss aus meiner Sicht eine klare Trennlinie gezogen werden.
          4. Ich weiß nicht, wen Sie meinen, wenn Sie schreiben „Wer nicht zugeben kann, dass JEDE Lösung Vor- und Nachteile hat …“ – jedenfalls ist das eine Grundeinsicht biblischen Glaubens, dass wir alle in Ambivalenzen leben und jeder von uns beides in sich trägt: die Möglichkeit des Guten und Bösen. Auf die Gewichtung kommt es an.
          5. Sich ganz praktisch um Menschen bemühen – völlig unabhängig ihrer Lebens- und Denkweise und ihrer jeweiligen Überzeugungen – und gleichzeitig klar Position beziehen in grundsätzlichen Fragen schließt sich nicht aus. Im Gegenteil: Aus meiner Erfahrung geht es nur so.
          Beste Grüße Christian Wolff

  7. Da sind Sie ja, lieber Herr Wolff, einem Kommentator mal wieder voll auf den Leim gegangen. Er moniert zu Recht das einseitige politische Engagement der Kirche, das neben dem Geld (und natürlich auch dem Fehlverhalten Einzelner/Mißbrauch) ganz wesentlicher Grund für Kirchenaustritte sein dürfte (das Thema ist ja nun seit einiger Zeit auf der Agenda und wird von Ihnen, wohl mangels Argumenten, stets ignoriert) – und Ihnen fällt nichts besseres ein, als sich an der Kurzbezeichnung „linksgrün“ abzuarbeiten. Ein „Gleichnis“ – Sie verweisen mehrfach auf Gleichnisse in Ihrem Text – erfordert vom Leser, einen abstrakten Sachverhalt, dargestellt in einem Bildnis, zu erkennen. Und gleichzeitig erkennen Sie nicht das Bildnis in einem Kommentar, der Ihnen nicht paßt und antworten mit inhaltslosem Formalismus. Und dann plötzlich schalten Sie um auf völlige politische Ahnungslosigkeit, indem Sie die merkwürdige Feststellung beisteuern, der Kirche sei nicht das Schleppertum im Mittelmeer sondern die Rettung von Menschen wichtig. Daß diese Rettung, unmittelbar vor der libyschen Küste das Problem signifikant verlängert (und damit mehr Menschen in den Tod treibt), kommt bei Ihnen nicht vor, obwohl es immerhin EIN Argument in der politischen Diskussion ist, das man inhaltlich mindestens zugestehen, vielleicht sogar sich damit auseinandersetzen müßte. Sie argumentieren hier genau so wie unser Freund, der glaubt, er sei nur deshalb kein moralisierender Oberlehrer, weil er das standhaft leugnet, während er gleichzeitig keine Gelegenheit auslässt, seine Mitdiskutanten über Würde, Stil und Anstand sowie Moral zu belehren. Und dann fahren Sie, Herr Wolff, auch noch fort mit: „Dümmliches Geschwätz“, „kleine Trumps“, „jämmerlich“ – kluge Sachargumente fürwahr von jemandem, der den demokratischen Diskurs fordert, der sich als Pfarrer outet, selbst zugibt, „ein öffentliches Amt“ zu bekleiden, dem er „ein hohes Maß an gesellschaftspolitischer Kompetenz“ zumißt! Auch Herr Linke, der ehrenwert zu Ihrer Verteidgung ansetzt, springt zu kurz, wenn er auf die Sicherheitslage an der nordafrikanischen Küste hinweist: Sein Argument ist nur teilweise richtig und man fragt sich auch, warum die Kirche, wo es stimmt, sich nicht in diesen Ländern engagiert, um sie sicherer zu machen, anstatt das Problem auf See zynisch zu verlängern. Das ist ja die Schwäche ihres obersten öffentlichen Vertreters, Bedford-Strohm, der neulich im DLF-Interview wieder vom hohen moralischen Roß in seiner ganzen Heiligkeit „der Politik“ – wer das wohl ist? – Versagen und Untätigkeit vowarf, das die Kirche ja ausgleichen müsse – kein Verständnis für die Probleme unserer politischen Entscheider, keine Demut bezüglich der Größe und Weite des politischen Problems, keine faire Anerkennung der jeder Lösung immanenten Nachteile (auch eben der der Kirche), nur populistisches Geschwätz nach dem Motto „wir sind die Guten, haben die Lösung, und tun unter Opfern das, was die Verantwortlichen nicht tun“. Da haben Sie einen „jämmerlichen“ Vertreter!
    Zur Sache: Verehrter Herr Denecke, Sie stimmen den kirchlichen Argumenten und Vorschlägen Herrn Wolffs zu und ich kann das verstehen. Ich halte sie allerdings eben für genau das nicht, was die Überschrift erwarten läßt: „Praktische Erwägungen“. Sie empfehlen, sich um Mitglieder genau so zu kümmern wie um Nichtmitglieder – eine großartige Option für Noch-Mitglieder, die nicht mehr kriegen als jene, die sich verabschiedet haben, ebenso wie für Ncht-Mitglieder, wenn sie trotzdem dasselbe kriegen! Sie stimmen Herrn Wolff zu, wenn er – nicht in diesem Beitrag aber in seinen politischen Äußerungen wie zB seinen Antworten hier – Jesus, den Glauben, die Kirche und seine eigene amtliche Stellung in dieser als Vehikel (be-)nutzt (um nicht „mißbraucht“ zu sagen), um eine einseitige politische Meinung zu vertreten und Wahlempfehlungen zu geben. Sie sprechen von „Mission“ und scheinen nicht zu erkennen, daß Herrn Wolffs „Mission“ eine politische ist. Kein einziger der Vorschläge zur Stärkung der kirchlichen Mitgliedschaft, die hier gemacht werden, hat die Realität im Blick: Nämlich, daß eine Kirche, die sich quasi selbst zur NGO degradiert; die ohne die Bereitschaft zur Anerkennung der Komplexität von Problemen Einzelziele mit dem Anspruch auf moralische Überlegenheit und ohne Anerkennung der Bemühungen der damit befaßten Politiker populistisch agiert; die schließlich nicht einmal die Festigkeit hat, zwischen ihren Mitgliedern und Nichtmitgliedern unterscheiden zu wollen; eine solche Kirche ist eben „beliebig“ – und genau da liegt das Problem der evangelischen Kirche Deutschlands. Mir jedenfalls ist nicht klar, wie es gehen soll, daß Leute wegen der politischen Einseitigkeit und Intoleranz eines Pfarrers aus der Kirche austreten – und sich dann eben diesem Pfarrer in seelsorgischer Hinsicht anvertrauen sollten. Ist das ernsthaft eine „praktische Erwägung“?
    Herr Wolffs Kommentar: „Tja, so schnell brechen die Kartenhäuser aus Lügen, Unwahrheiten und Verleumdungen der kleinen Trumps in sich zusammen. Ziemlich jämmerlich, aber typisch.“ Er verurteilt sich selbst – in doppelter Hinsicht: Kein eigenes inhaltliches Argument und gleichzeitig die Art von Beleidigungen im demokratischen Diskurs, die er angeblich nicht zuläßt!
    Lieber Herr Wolff: Ihr Beitrag in Ehren, auch wenn ich ihn für unrealistisch halte. Ihr Verhalten in den Antworten? Nun, im stillen Kämmerlein werden Sie es wohl selbst richtig bewerten, wenn Ihnen auch die Größe fehlen wird, sich zu entschuldigen für den Bruch Ihrer eigenen Grunsätze (was Sie gerne von anderen fordern).
    Machen Sie lieber so nicht weiter! Ich grüße Sie.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Normalerweise bite ich Rechtsnationalisten von der AfD kein Forum. Nur in Ausnahmefällen schalte ich solche Kommentare wie von Rüdiger Berndt frei. Exemplarisch kann man daran die Masche der AfD erkennen:
      1. Es wird eine Falschbehauptung aufgestellt. Fakten dazu gibt es nicht.
      2. Diese wird ergänzt mit den üblichen rassistischen, fremdenfeindlichen Parolen.
      3. Dann wird die „Wahrheit“ verkündet, die man natürlich nicht sagen darf.
      4. Und schon ist man in der so beliebten Opferrolle.
      Alles relativ leicht zu durchschauen. Dass Sie, lieber Herr Schwerdtfeger, das offensichtlich nicht vermögen, wundert mich sehr. Aber dabei will ich es belassen und nichts weiter kommentieren. Christian Wolff

  8. Lieber Herr Wolff,
    Ich stimme fast allem, was Sie schreiben, aus vollem Herzen zu, besonders der prägnanten Aussage, wir sollen „fundamental“ von unserem Glauben reden, ohne „fundamentalistisch“ zu werden. Das deckt sich ganz und gar mit dem Programm meines Buches „(Fundmental) Liberal predigen in der Tradition des Juden Jesus“. Ich schenke es Ihnen gern. –
    Dass ich nun noch einmal schreibe, hat auch damit zu tun, dass Sie mich namentlich in Ihrem Text erwähnen. Von mir stammt ja auch der von Ihnen zitierte Satz „Nicht wie das Kaninchen vor der Schlange“ nur auf die Austrittszahlen starren. Mein Intersse, (welches Sie zum Teil zum mindesten aufgenommen haben) ist nicht, zwischen Kircheninsidern und Ausgetretenen zu unterscheiden, ganz im Gegenteil: Beide bitte gleich behandeln. Ich sehe aber in meiner Kirche, dass sich doch zu viel mokiert wird über die Ausgetretenen, weil die „untreu“ geworden sind und vor allem, weil sie kein Geld mehr einbringen. Es ist ja völlig richtig, dass wir „Mitgliederpflege“ auf allen Ebenen (Sie erwähnen es oft) betreiben sollen; also den Noch-Mitgliedern Wertschätzung entgegen bringen, und dies nicht nur, weil sie (noch) „drin“ sind, sondern vor allem, weil wir allen Menschen gegenüber Wertschätzung entgegenbringen sollen. Denen, die drin sind genauso wie denen, die draußen sind. Das ist unser Auftrag von Jesus her, der da ja auch keine Unterscheide machte (Juden – Samariter – sog. Heiden). Nur sehe ich eben, dass wir de facto als Kirchenfunkitionäre uns doch nur um die da drinnen sorgen. Wir müssen uns um die Ausgetretenen genauso sorgen wie die da drinnen, ohne sie gleich „missionieren“ zu wollen, damit sie wieder rein kommen. Mission ist am Ende nur legitim, wenn es „missio dei“ ist, also, wenn durch unser Verhalten Gott selbst missioniert, ohne dass wir einen bewussten Missionsdrang haben. Fundamental und offen und zielgerichtet vom eigenen Glaubebn zu reden (das bejahe ich natürlich ganz und gar), ist noch keine Mission. „Mission“ ist leider zu einem „vergifteten“ Begriff geworden, weil zu viel Mißbrauch damit getrieben wurde, weil die zu Missionierenden sofort die Absicht spüren und mißtrauisch werden. Sie merken: es geht ja gar nicht um mich als Person, ich bin kein Subjekt, sondern nur Objekt des eifrigen Missionsdranges eines anderen. GOTT treibt Misson (durch unser menschenfreundliches Glaubensverhalten), nicht wir. –
    Aber ich gebe zu, das ist ein ganz weites Feld und ich bin ein bissel missionsgeschädigt. Fazit des Ganzen: BITTE die Ausgetretenen genauso wertschätzen und sich um sie kümmern, ja sie pflegen wie die Mitglieder. Also Mitgliederpflege UND Nicht-Mitgliederpflege. Denn am Ende (am Ende!) geht es nicht um die real existierende verfassste (Noch-Volks)kirche, sondern um die Weitergabe der lebenswichtigen Botschaft Jesu Christi (man kann auch sagen: die allumfassende unsichtbare, aber umso wirksamere Kirche Jesu Christi).
    Axel Denecke

  9. – Wenn eine Predigt klingt wie eine Rede beim Parteitag der Linksgrünen…
    – Wenn dem Kirchenoberen Schleppertum im Mittelmeer wichtiger ist, als Seelsorge für alte und in Coronazeiten isolierte Kirchenmitglieder…
    – Wenn kritische Mitglieder (sei es Klima, Zuwanderung etc.) oder Afd-Mitglieder/Sympatisanten ausgegrenzt oder zum Austritt aufgefordert werden…

    dann braucht sich niemand über die Austrittszahlen wundern.

    Wenn man bei der Ursachensuche dann alle 3 Punkte ausblendet, wird klar, dass genau das als Ursache nicht offen diskutiert oder gar ganz ausgeblendet werden soll.
    Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

    Die Kirchen machen denselben Fehler, wie die Politik: Man blendet die unangenehme Wahrheit aus. Macht die, die es wagen mundtot und will nicht wahrhaben, dass ohne die Benennung des Problems auch keine Lösung erarbeitet werden kann.

    1. 1. Da Sie offensichtlich regelmäßig Predigten hören: Nennen Sie mir bitte den/die Prediger/in mit Namen und geben Sie als Quelle die jeweilige Predigt (Ort und Datum), die „klingt wie eine Rede beim Parteitag der Linksgrünen“ (Die Partei kenne ich allerdings nicht).
      2. Den „Kirchenoberen“ ist nicht das „Schleppertum im Mittelmeer“ wichtig, sondern die Rettung von Menschen vor dem Ertrinken.
      3. Seit wann sind „Klima, Zuwanderung etc.“ „kritische Mitglieder“?
      4. AfD-Mitglieder müssen weder ausgegrenzt noch zum Austritt aufgefordert werden. Da wesentliche Aussagen der AfD nicht vereinbar sind mit den Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens, liegt das Agieren auf Seiten derer, die meinen, der AfD angehören zu müssen. Insofern ist es von großer Aussagekraft, dass keiner der Autoren des AfD-Kirchenpapiers einer Kirche angehört.
      5. Wenn jemand seine Ansicht zur „unangenehmen Wahrheit“ erklärt und behauptet, er würde „mundtot“ gemacht, wenn er es wagt, die „Wahrheit“ auszusprechen, dann ist das – wie der Sachse sagt – mehr als putzig. Denn hier kann jeder die „Wahrheit“ lesen und der Autor der „Wahrheit“ kann weiter seine „Wahrheit“ verbreiten. Es wird ihm kein Haar gekrümmt. Nur wird er ertragen müssen, dass manche seine „Wahrheit“ als ziemlich dümmliches Geschwätz durchschauen.

      1. Meinetwegen nennen sie es dümmliches Geschwätz.
        Kritiker verächtlich machen, weil es an Gegenargumenten mangelt, ist ein bekanntes Stilmittel der Linken und Grünen (kurzgefasst Linksgrünen), aber natürlich auch der SPD 🙂
        zu 1. Ich führe darüber kein Buch! Tut mir leid, dass ich da so nachlässig bin.
        zu 2. Menschen die sich dann in offensichtlich seeuntaugliche Boote setzen, wenn bekannt ist, dass NGO-Schlepper in der Nähe sind, müssen nicht vor dem Ertrinken gerettet und nach Europa gebracht werden, sondern auf kürzestem Weg zurück an die Küste. Das allein wäre der richtige Weg. Und der Kirche ist doch Nachschub für die selbst betriebenen Unterkünfte wichtig – auf Kosten der Steuerzahler! Also erzählen Sie hier keine Märchen, die längst widerlegt wurden (googlen Sie selber nach den Quellen!)
        zu 3. Ja, der Satz war verkürzt, aber ein gebildeter Mann wie SIe dürfte den Inhalt verstanden haben. Von wem ist jetzt also das dümmliche Geschwätz?
        zu 4. Na dann können Sie es doch auch als Grund benennen, dass und ggf. wieviele Kirchenaustritte wegen AFD-Nähe erfolgt sind?
        zu 5. Es gibt genügend Beispiele für Menschen, die wegen kritischer Aussagen Konsequenzen wie Kündigung, Gewaltandrohung usw. erlebt haben. Nach der Maßgabe „Bestrafe einen, erziehe hunderte“ werden damit viele andere defacto mundtot gemacht.
        Auch hierfür mögen Sie doch selber googlen.
        Aber gut, wenn in einem Jahr die Zahlen für 2020 vorliegen, werden Sie wieder um die Ursachen drumherumlabern, weil ändern wird sich nichts. Läuft ja grad alles so gut 😉

        1. zu 2. Sie wissen schon, dass es nicht erlaubt ist, die Flüchtlinge zurück an die Küste zu bringen, weil diese Staaten nicht als sichere Orte im Sinne der Richtlinien für die Behandlung von auf See geretteten Personen gelten? Sie nicht zu retten ist unterlassene Hilfeleistung.
          Was am Mittelmeer passiert ist zum Großteil Rechtsbruch und darauf machen die Seenotrettungen aufmerksam. Aber den sogenannten Konservativen ist das geltende Recht irgendwie immer egal, wenn es ihnen in den Kram passt. Sonst sind sie aber immer für die volle Härte des Gesetzes.

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