Sie häufen sich wieder: Brandanschläge auf Asylunterkünfte – in Leipzig im August, vor über zwei Wochen in Groß Strömkendorf in Mecklenburg-Vorpommern, vergangene Woche in Bautzen und gestern in Neukieritzsch bei Leipzig. Und in den USA? Da dringt ein glühender Trump-Anhänger in die Privatwohnung der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, ein, um dieser Gewalt anzutun, und verletzt ihren Mann schwer. Es ist zu befürchten: Diese Gewalttaten der international vernetzten Rechtsnationalisten werden nicht die letzten gewesen. Worin sie sich gleichen: Sie stehen am Ende des Dreisprungs der Rechtsnationalisten. Dieser ist eine international ausgeübte Bewegung des Autokratismus.
- Zuerst ist da die sog. Selbstverharmlosung: Man übernimmt den Wertekanon der Gegner, um Menschen zu fangen und zu überzeugen, und kehrt sie dann um, die Werte, um sie zu zerstören. In dieser Weise missbrauchen die Rechtsnationalisten die Parolen der Friedlichen Revolution „Keine Gewalt“, „Wir sind das Volk“ oder die der Friedensbewegung „Frieden schaffen ohne Waffen“. Sie skandieren „Frieden, Freiheit, Demokratie“ in den nächtlichen Himmel und sehen im Kriegsverbrecher Wladimir Putin das Opfer der westlichen Kriegstreiber und bedienen sich christlicher Symbole. Die Rechtsnationalisten besetzen damit Begriffe, deren Inhalt sie verachten. Dadurch soll der Anschein erweckt werden, als folgten den Rechtsnationalisten (AfD, Freie Sachsen, Freies Thüringen, „Leipzig steht auf“, Querdenken) ganz normale, anständige Bürger*innen, die nichts anderes wollen als das, was vielen Menschen ein Herzensanliegen ist: Ruhe, eine warme Stube, nichts Fremdes.
- Der Selbstverharmlosung folgt als nächster Schritt die Widerstandsrhetorik. Da wird auf den sog. Spaziergängen suggeriert: Wir leben in einer Diktatur, schlimmer als vor ’89 in der DDR. Man darf nicht mehr seine Meinung sagen. Die Mainstreammedien sind gleichgeschaltet. Die Regierung regiert gegen das Volk. Sie muss sofort abgelöst werden. Richter müssen vom Volk gewählt werden – so die wiederkehrenden Parolen seit Pegida 2014. Mit dieser Rhetorik, in den Netzwerken millionenfach verstärkt, soll den Menschen eingetrichtert werden: Auf normalem Weg, z.B. über Wahlen, lassen sich keine Veränderungen erzeugen. Es geht nur über „Widerstand“. Also wird dieses Wort voller Aggression herausgeschrien: „Widerstand“. Wir müssen jetzt handeln. Wir müssen die Regierung jagen und verjagen. Wir, das Volk, muss in Zukunft die Richter wählen. Da die Organe der repräsentativen Demokratie nicht funktionieren und die Regierung gegen das Volk arbeitet, muss Widerstand geleistet werden. Diese wahnhafte Hybris ist das Sprunbrett für den dritten Schritt:
- Die Gewalt – in den Augen der Rechtsnationalisten das einzige und letzte und in ihren Augen legitime Mittel. Wenn die Politik nicht dafür sorgt, dass keine Geflüchteten mehr zu uns kommen, wenn Politik sogar noch Unterkünfte schafft und sei es für Ukrainer*innen, dann sind wir es, die dies verhindern, das Volk! Da ist dann der Boden bereitet für massive Bedrohungen der Entscheidungsträger*innen in den Kommunen, für Brandanschläge auf Asylunterkünfte, für tödliche Gewalt gegen Fremde. Mehrheitsentscheidungen in den Parlamenten sind bedeutungslos. Sie kommen in den Augen der Rechtsnationalisten nur zustande, weil die Mehrheit der Parlamentarier*innen unabhängig vom jeweiligen Wahlergebnis gegen das Volk ist. Längst haben die Drahtzieher des Dreisprungs die entsprechenden Gruppen gebildet, die das einzig verbleidende Mittel vorbereiten und durchführen: Gewaltakte. Längst herrscht auch hier internationale Zusammenarbeit: siehe die gewaltsame Erstürmung des Capitol in Washington am 6. Januar 2021 oder die Gewaltakte nach den Präsidentschaftswahlen in Brasilien.
An sich ist die Strategie und Funktion des Dreisprungs leicht zu durchschauen. Mit ihm sollen die Strukturen und Institutionen von freiheitlichen, demokratischen Gesellschaften zerstört werden. Umso so nachdenklicher muss es jede*n wache*n Bürger*in machen, wie viele Menschen immer noch auf diese plumpe Strategie hereinfallen und mitmachen – auch wenn sich erfreulicherweise der Zulauf zu den Aufmärschen der Rechtsnationalisten in Grenzen hält. Dabei bedarf es keiner besonderen Intelligenz, um zu der Erkenntnis zu gelangen: Wer unter der Fahne von „Freie Sachsen“ bei sog. Spaziergängen mitläuft, der unterstützt aktiv die Zerstörung der Demokratie und die Gewalt, die sich sehr bald gegen Menschen richtet. Alle, die immer noch meinen, die Menschen, die mit AfD, „Freie Sachsen“, „Freies Thüringen“, „Deligitimierer des Staates“ und wie sie heißen auf die Straße gehen, in Schutz nehmen zu müssen, sollten endlich erkennen: Wer hier mitläuft, nimmt Gewalt gegen Menschen billigend in Kauf und tritt damit all die Werte mit Füßen, die im ersten Schritt des Dreisprungs noch heuchlerisch hochgehalten werden.
Jetzt ist auch eine klare Haltung der Kirche gegen den ideologischen Dreisprung der Rechtsnationalisten angesagt! Denn zur Strategie der Selbstverharmlosung der Rechtsnationalisten gehört auch der schamlose Rückbezug auf den christlichen Glauben. Doch mit diesem haben die Rechtsnationalisten so viel zu tun wie ein Donald Trump mit der Bergpredigt Jesu (die er wahrscheinlich noch nie gelesen hat) oder Wladimir Putin mit dem Kreuz Jesu. Für ihn ist die russisch-orthodoxe Kirche nichts anderes als eine spezielle Propagandaabteilung des Kreml. Dennoch versucht der Autokratismus in aller Welt, mit dem Dreiklang „Gott, Familie, Nation“ bewusst den christlichen Glauben als ideologischen Überbau faschistischer Vorstellungen einzusetzen. Dem müssen wir als Kirche endlich klar und deutlich widersprechen und eine offene, öffentliche Auseinandersetzung führen – aus meiner Sicht die vordringliche Aufgabe der Kirche in ihrer Gesamtheit. Es kann nicht sein, dass die Grundwerte des Glaubens von den Putins, Bolsonaros, Trumps, Melonis, Orbáns Tag für Tag besudelt werden – und wir als Kirche sehen dem schändlichen Treiben nur noch zu.
18 Antworten
Es ist beschämend, welch armseliges Bild „Leipzig nimmt Platz“ (und damit auch „Aufruf 2019“) bei der Demo am 7.11.22 auf dem Augustusplatz abgegeben hat. Die Teilnehmerzahl war in etwa gleich derjenigen der anderen Demo, die – ja aus was/wem bestand? Natürlich waren da Rechte dabei, aber eben auch viele „Friedliebende“, „Gemäßigte“, „Christen“….
Und sie hatten ihre Demo professionell organisiert, mit Wortbeiträgen, die auf dem gesamten Platz gut hörbar, vor allem so „weichgespült“ in den Aussagen waren, dass man mitunter minutenlang zuhören musste, um zu erkennen, für welche (faschistische) Botschaft da geworben wurde.
Die Gegendemo hatte dagegen eine derart armselige Lautsprecheranlage, dass Wortbeiträge praktisch im Nichts verhallten; gerne hätte ich gehört, was David Timm oder Jürgen Kasek zu sagen hatten – es war aber gänzlich unmöglich. Mit der von David Timm selbst anschließend besorgten Anlage, konnte er dann wenigstens die Musikbeiträge vernünftig übertragen.
Natürlich habe ich die Organisatorin (Irena Rudolph-Kokot) angesprochen; die lapidare Aussage: zu wenig Zeit, zu viele Demos in der letzten Zeit, kein Geld. Die Rechten hätten es da weitaus besser.
Armes Leipzig!!!
Zumindest war dann die Aktion an der Thomaskirche und den Solpersteinen für Familie Frankenthal (Kreuzung Dittrichring/Gottschedstraße) erfolgreich: Die Sitzblockade führte dazu, dass die Demo des selbsternannten Volkes umkehren musste.
Wümmslein (L) an Wümmslein (DD):
F. J. Degenhardt spricht in seinem Lied vom Spielen und Singen – wir sollten das beim weiteren Austausch von „Argumenten“ mit H. Schwerdtfeger ebenso halten!
NEIN, Herr Schwerdtfeger – Straftäter verdienen meine Bewunderung NICHT. Sie müssen schon richtig lesen, bevor Sie so absurde Behauptungen aufstellen. Auf alles andere, was Sie kommentieren, gehe ich nicht ein!
Nur soviel: Lesen Sie in der aktuellen DIE ZEIT (Nr. 45/3.11.22) auf Seite 4 (Politik) von Bernd Ulrich: „Wann ist ziviler Ungehorsam legitim? Und wann nicht?“
Genau dort bin ich richtig und lehne solche lautschreierischen Reden wie von Dobrinth und Söder kategorisch ab. Im übrigen frage ich auch Sie, wann denn sich die beiden Herren in letzter Zeit so dezidiert gegen rechtsextreme Gewalttäter äußerten? Da muss mir etwas entgangen sein.
Derzeit begann die Friedensdekade – denken Sie mal darüber nach – es lohnt sich, etwas differenzierter zu argumentieren
Der von Ihnen, lieber Herr Flade, zitierte Artikel Bernd Ulrichs ist beachtenswert vielschichtig. Ein Aspekt fehlt mir allerdings: Die extremen Klimaaktivisten bringen weite Kreise der Bevölkerung gegen sich auf und erreichen damit das Gegenteil ihrer Zielsetzung.
Der bekannte Historiker Dr. Hubertus Knabe hat umfangreiches Material über
„Putins Lehrjahre in Dresden“ zusammengetragen.
https://hubertus-knabe.de/putins-lehrjahre-in-dresden/
Man würde ja gerne diesen Doppelwumms aus Leipzig und Dresden bewundern – aber kann es nicht: Denn es handelt sich ja nur ein Wümmslein (ähnlich den Bemühungen unserer Regierung). Schön aber, daß Flade mir zustimmt: Grenzen sind überschritten (siehe meine Antwort an Käfer).
Ansonsten: Er weiß, wem sich alles die Haare sträuben; er zeigt seinen ganzen Pazifismus, den er doch gerne vor sich herträgt, alleine schon in seiner Wortwahl und erkennbaren Sachlichkeit; er belehrt über Anstand und Sitte und vergißt nur, daß ich Argumente bringe und er …? Ihre Frage, Herr Flade: Ja, ich glaube, daß Merz und Co es besser machen würden, wirklich, aber ich verstehe ja im Gegensatz zu Ihnen Leute, die da anderer Meinung sind und bringe das dadurch zum Ausdruck, daß ich Wolff immer wieder teilweise zustimme und auf – hier freilich seltene – sachliche Argumente eingehe. Das nämlich ist Demokratie. Sie dagegen zeigen nichts als Ihren (scheinheiligen?) Pazifismus, mit dem Sie – so will mir aus Ihrem Kommentar scheinen – die Verletzung von Polizeibeamten als nicht so schlimm hinnehmen, denn die Erwähnung dieser Tatsache sträubt Ihnen ja die Haare. Und Ihr Pazifismus verführt Sie dazu, Argumente anderer als „lautstark schwadronierenden christdemokratischen Weltverbesserer“ zu diffamieren, ein inhaltlich starkes Argument und so friedensbesessen!
„Geschrei, Diffamierungen, Anstandsverletzungen und Arroganz“ – das letztere fällt in Ihrem Beitrag unter das Stichwort „Wümmslein“; alles andere verkörpert Ihr Beitrag in Perfektion. Aber ich schrieb es schon: Ihnen fehlt das Instrumentarium … Ich höre dennoch gerne Ihr Argument gegen meine These, warum Menschen – egal welcher Richtung –, die sich über die Gesetze unseres Landes erheben und eindeutig ungesetzliche Taten mit ihrer überlegenen Erkenntnisideologie rechtfertigen, die also Straftäter sind und arrogant, Ihre Bewunderung verdienen.
Andreas Schwerdtfeger
Ihre Bescheidenheit, Herr Käfer, ehrt Sie und Ihr Gefühl täuscht Sie nicht (wenngleich natürlich ein Echo immer „hirnlos“ ist, denn es repetiert ja nur). Aber wir wissen ja: Sie können mehr!
Ich nehme an, daß Sie mit Ihrem Beitrag Zustimmung signalisieren wollten: Wer Bilder mit Suppe übergießt, ist Pöbel und Straftäter. Wer Straßen blockiert, auf denen ja nicht nur Rettungsfahrzeuge, sondern auch viele andere Bürger möglicherweise wichtigen Tätigkeiten nachgehen (ich mußte zB einmal meine Frau dringend in die Notaufnahme eines Krankenhauses bringen), ist Pöbel und Straftäter. Wer Landfriedensbruch begeht, ist Pöbel und Straftäter. Und dieses alles, so mein Argument im Gegensatz zu Wolff, hat nichts mit Rechts oder Links zu tun, sondern eben mit Straftat und Ochlokratie (schön, daß Sie was gelernt haben). Deshalb habe ich ja Wolff zugestimmt und nur die notwendige und von ihm stets vergessene Ergänzung hinzugefügt.
Und was die „große Mitte“ angeht: 76,2 % der aktiven Wähler haben bei der letzten Bundestagswahl für eine der „mittigen“ Parteien gestimmt (SPD, Grüne, CDU/CSU, FDP, SSW) – reicht Ihnen das nicht? Diese Parteien stellen die große demokratische Mitte unseres politischen Spektrums dar – und mein Argument ist, daß man sich als Unterstützer einer dieser Parteien nicht so über die anderen äußern sollte, wie Wolff das bisweilen gerne über Kretschmer (als Beispiel) tut.
Und daß unsere derzeitige Regierung völlig überfordert ist, kann man natürlich anders sehen – aber dann braucht es Argumente. Rund zwei Drittel der deutschen Bevölkerung sehen das nach Umfragen genau wie ich – kein Beweis, aber immerhin auch nicht ganz falsch, vielleicht. Auf die Idee, daß sie deshalb „weg“ müsse, obwohl sie doch klar gewählt ist, kommt nur ein … ja was wohl?
Einen herzlichen Gruß,
Andreas Schwerdtfeger
„daß man sich als Unterstützer einer dieser Parteien nicht so über die anderen äußern sollte, wie Wolff das bisweilen gerne über Kretschmer (als Beispiel) tut.“
______________________________________________________________________
In einer Beziehung erweist sich MP Kretschmer wirklich als Opportunist – wie der Dresdner Politologe Prof. Vorländer richtig meint:
“ Für den Demokratieforscher Vorländer sind diese je nach Gelegenheit unterschiedlichen Aussagen ein Zeichen von Wankelmut und politischem Opportunismus. In der Politik des Ministerpräsidenten fehle eine „klare und kohärente Linie“. Vorländer sieht hinter dem Agieren des sächsischen Ministerpräsidenten eine „populistische Methode“, die rund zwei Drittel im Osten hinter sich zu bringen, die Sanktionen gegen Russland ablehnten, wenn es für sie Nachteile hat.
Umfragen geben Kretschmer zunächst Recht, seine Popularität steigt wieder. Die Erfahrung zeige aber, so Vorländer, dass die Menschen bei Wahlen eher das Original der radikalen und extremistischen Rechten wählten.“
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/kretschmer-russland-proteste-101.html
Ja, Herr Plätzsch, Sie haben Recht: Gegen jedes Argument kann man in unserem Lande ohne Probleme irgendeinen Politologen oder Sozialwissenschaftler aus der Westentasche ziehen, der was anderes sagt. Die Medien und das internet sind voll von solchen sogenannten Experten dieser eher unnützen Wissenschaften, die Studenten à la Kevin Künast bevorzugen, bis sie ihre „Bestimmung“ in der Politik oder eben an einer staatlich finanzierten Uni gefunden haben. Nur wenige Ausnahmen (Herfried Münkler zB) zeigen das Gegenteil auf.
Wer würde bestreiten, daß Kretschmer gelegentlich Anmerkungen macht, die man als „populistisch“ bezeichnen kann? Wer würde besonders bestreiten, daß diese Feststellung NACHTRÄGLICH recht wohlfeil ist? Aber: Wer würde bestreiten, daß ALLE Politiker opportunistische Kommentare machen – und dies eben auch gar nicht anders können. Wer gewählt werden will, muß sich auf kleinem gemeinsamen Nenner äußern, sonst wird er nicht gewählt. Unser Sozialminister Heil – der besser „Unheil“ hiesse (aber man soll ja mit Namen nicht spaßen) – ist das beste Beispiel: Er geht als opportunistisch-populistischer, zumal für die Allgemeinheit sehr teurer, Rattenfänger durchs Land!
Unsere Politiker haben ein schweres Los – und deshalb verteidige ich sie gerne gegen die Anwürfe der ewig hinterherig besserwissenden Kritiker. Sie müssen einerseits polarisieren, um ihre Positionen zu denen des Gegners abzugrenzen; sie müssen gleichzeitig unscharf bleiben, um niemanden zu verprellen; sie müssen klare Ziele propagieren, und dennoch alle Möglichkeiten offen lassen, um sowohl der zukünftig unausweichlichen Kritik zu begegnen als auch genügend Anhängerschaft zu generieren; sie müssen klare Führungsstärke zeigen und genau diese unbedingt vermeiden, denn Klarheit überzeugt und stößt gleichermaßen ab. Das ist ja der Grund, warum hier meine beide Doppelwümmslinge solche Probleme mit mir haben, daß sie jegliche Sachlichkeit vermissen lassen und lieber aufs beschimpfen und belehren setzen.
Eine solche mißliche zwischen-allen-stühlen-Lage kann man unserem Pfarrer nun weniger attestieren – er muß ja auch nicht gewählt werden und hätte andererseits genug Potential, um seine Anhänger auch ohne Populistik zu überzeugen. Und deshalb immer mal wieder mein Appell an ihn, bei aller Gegnerschaft zu dem ihm weniger genehmen Teil des demokratischen Lagers, zB Herrn Kretschmer oder andere von dessen Couleur, mehr demokratischen Anstand zu wahren und die Grenze nicht zwischen sich und anderen Demokraten, sondern zwischen allen Demokraten und den – zum Glück zahlenmäßig geringeren – Nichtdemokraten zu wählen. Und zu letzteren gehören eben auch solche – und auch solche in seinem eigenen Lager –, die ihre ideologische Auffassung über die Gesetze unseres Landes stellen und dies mit Widerstandsrhetorik à la „letzte Generation“ zu rechtfertigen suchen.
Andreas Schwerdtfeger
Nicht nur mir, sondern ebenso anderen Lesern dieses neuerlich katastrophalen Kommentars des Herrn AS – Zitat (Auszug):
„daß man diese Straftäter gerne als „Aktivisten“ verherrlicht, führen unentwegt zu Verletzten in den Reihen der Polizeikräfte, jetzt sogar zu einem Todesfall, und behindern viele Bürger, deren eigene (möglicherweise vitale) Interessen diese Straftäter ihrer Ideologie und ihrer arroganten Rechtsauffassung unterordnen.“ sträuben sich die Haare.
Eindeutig: führen Demonstrationen zu Unfällen, Behinderungen Anderer, Beschädigungen von Kunstwerken sind die Grenzen erreicht, um nicht zu sagen überschritten.
Dass der höchst tragische Unfalltod einer Radfahrerin (von einem Betonmischer überfahren!) durch die Aktivisten herbeigeführt wurde (s. Zitat) – Herr Schwerdtfeger, da hätte ich mir von Ihnen als unentwegter „Rechtsgelehrter“, säkularisierter „Moralprediger“ und „Besserwisser“ zu allen Blogs von Chr. Wolff und div. Kommentatoren wahrlich die notwendige Objektivität erhofft. Alle Kausalitäten zu Unfallhergang, zu Stopp des Unfallfahrzeuges (bei einem Stau, wer oder durch was dieser auch immer entstand, verlangt von den Verkehrsteilnehmern die Gewährleistung eine Rettungsgasse) bzw. zu Behinderung dessen Weiterfahrt zum Unfallort, ist formaljuristisch bis dato eindeutig nicht geklärt; die Untersuchungen laufen derzeit noch. Da gehört es zur Rechtsstattlichkeit, sich mit derartig fahrlässigen Absolutismen, wie von Ihnen hier verbal platziert, zurück zu halten!
Und was Ihre vehemente Wut auf die derzeitige Ampel betrifft: Meinen Sie denn wirklich, dass Söder, Dobrinth und Merz eine Alternative wären??? Was haben diese Jahrzehnte lang leider nur zaghaft agierenden, mehr denn lautstark schwadronierenden christdemokratischen Weltverbesserer (in welchen Koalitionen auch immer unter Frau Dr. Merkel in Sachen Umwelt, Klima, Digitalisierung, Bildung, Sozialer Wohnungsbau, Gesundheitswesen, gegen den nicht mehr zu übersehenden Rechtsextremismus, letztlich ja auch in Ihrer vielgeliebten Bundeswehr)TATSÄCHLICH vollbracht???
Wäre es derzeit in dieser wahrhaftig hochkomplizierten Situation in DEU, EU und der politisch wankenden Welt überhaupt nicht viel dringender geboten, die demokratischen Kräfte zusammen zu bringen, trotz divergenter Auffassungen zu Details konstruktiv die anstehenden, komplexen Probleme zu lösen helfen???
Mit Geschrei, Diffamierungen, Anstandsverletzungen und Arroganz ist die Welt, die kleine und die größere, NIE zu retten.
Und dies noch und nicht zuletzt: Wenn Sie alles dermaßen ankotzt, was wer da denkt und formuliert – machen Sie es besser, tun Sie etwas, wirken Sie praktisch, verlassen Sie ihr Katheder und mischen Sie sich in praxi ein! Mit rhetorischen Gewaltorgien im netz verändert man nichts, aber auch gar nichts!!!
Dieser Blog hat meinen (beschränkten) Horizont wieder einmal erweitert: Ochlokratie musste ich erst nachschlagen, das kannte ich bislang nicht. Herrschaft des Pöbels also.
Eher links orientierte Gruppierungen sind also „Pöbel“, das verwundert nicht sonderlich. Und dass Mitglieder der „Last Generation“ verantwortlich für den tragischen Unfalltod einer Radfahrerin in Berlin sind, passt ja gut zum Schritt „Widerstandsrhetorik“; spätere rechtsstaatliche Klärungen könnten da eher hinderlich sein…
Inwiefern Christian Wolff mit seinem Beitrag aber von der „völlig überforderten aktuellen Regierung“ ablenken will (soll das heißen, diese Regierung muss weg???), erschließt sich mir ebenso wenig, wie die Notwendigkeit des Zusammenschlusses der „großen Mitte“! Wer repräsentiert diese große Mitte? Wer muss sich da mit wem zusammenschließen?
Bevor ich mich mit irgendetwas „Großem“ zusammenscließe, fühle ich mich als „hirnloses Echo“ von Christian Wolff jedenfalls sehr viel wohler!
Eine klare Haltung fordern Sie von der Kirche – und dann vermeiden Sie sie selbst! Denn was Sie da geschrieben haben, ist zwar richtig, der „Dreisprung“ offensichtlich, nur ist diese Erkenntnis weder neu noch nur auf die politische Rechte, die Autokratie, anwendbar. Die drei Schritte einseitig überheblicher Selbstdarstellung, Rechtfertigung durch Widerstandsgeschwätz und Gewaltanwendung, die ja nichts anderes sind als die Feststellung der eigenen Priorität vor dem Gesetz und der Justiz, führen uns derzeit einige linke Bündnisse wie die sogenannte „letzte Generation“ und weitere vor. Gewalttätige Angriffe auf den Rechtsstaat (Hambacher Forst, Hamburg G20, Connewitz, Berliner Autoverbrennungen, um nur einige zu nennen), alle sprachlich euphemistisch dadurch heruntergeredet, daß man diese Straftäter gerne als „Aktivisten“ verherrlicht, führen unentwegt zu Verletzten in den Reihen der Polizeikräfte, jetzt sogar zu einem Todesfall, und behindern viele Bürger, deren eigene (möglicherweise vitale) Interessen diese Straftäter ihrer Ideologie und ihrer arroganten Rechtsauffassung unterordnen.
Unser Problem derzeit ist – Sie wollen Klarheit! -, daß der Gefahr der Autokratie die ebenso große Gefahr der Ochlokratie gegenübersteht, die vom linken politischen Spektrum ausgeht. Ein Zusammenschluß in der großen Mitte ist daher erforderlich, den man natürlich nicht dadurch erreicht, daß man einen demokratisch gewählten und demokratischen Ministerpräsidenten wir Kretschmer ständig in einen Kontext mit den Autokraten stellt. Aber ich verstehe schon, lieber Herr Wolff, daß Sie verzweifelt von der völligen Überforderung unserer augenblicklichen Regierung ablenken wollen und deshalb einseitig andere Gefahren steigern. Das freilich ändert nichts daran, daß die Schwäche unserer Regierung derzeit für Europa und darüber hinaus in doppelter Hinsicht die eigentliche Gefahr ist – die Vernachlässigung deutscher und europäischer Interessen einerseits (Außenpolitik) und, in der Tat, die Stärkung der Flanken rechts UND links (Innenpolitik), die unsere Demokratie destabilisieren.
Andreas Schwerdtfeger
Der „einzigen Demokratie“ im Nahen Osten, Israel, steht ein Rechtsruck bevor. Das wird sicher nicht zur Befriedung der Region beitragen.
Immerhin positiv, dass in Brasilien Bolsonaro -wenn auch denkbar knapp- abgewählt wurde. Sein Nachfolger hat jetzt die Aufgabe zu einigen. Wie schwer das werden kann, kann man in den USA sehen.
Es ist immer spannend, Deine Blogs zu lesen, lieber Christian. Dieses Mal hast Du mir mit der Analyse des Dreisprungs sehr geholfen, die Zeichen der Zeit verstehen zu können. Und nun sind wir in der Kirche gefragt, von der Liebe Gottes her das Wächteramt deutlich auszuführen. Dazu brauchen wir Mut und dazu werden von Christus ermutigt. So sehe ich in Deinen Worten viel Freiheit, eine Freiheit, die der Liebe Gottes entspringt, weil die Liebe Gottes die Würde der Kreaturen schützt und die Gerechtigkeit fördert und so zum Frieden beiträgt.
Wir hier auf dem Friedenshof (liegt bei Hannover in Niedernstöcken) singen „Große Kraft des Friedens, du allein bist unser Ziel, laß Liebe wachsen und Frieden entstehen. Mir miru mir.“ Ich frage mich, wo in den Ausführungen Wolff’s ein Ziel zu erkennen ist, das ich mit Liebe und Frieden verbinden kann. Jesus hat genau das gelehrt.
Es gibt immer wieder Mut, Ihre Blogs zu lesen. Karl-Heinz Becker