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75 Jahre danach – Befreiung wovon und wozu?

In diesem Jahr jähren sich die wichtigen Stationen auf dem Weg zur Befreiung vom Nationalsozialismus zum 75. Mal: von der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 bis zum Tag der Befreiung am 8. Mai 1945, der das Ende des 2. Weltkrieges und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft markiert. Jedoch zeichnet sich in diesem Gedenkjahr eine bedenkliche Veränderung ab: Die Zeitzeug/innen werden immer weniger. Die Kehrseite dieser Entwicklung: Der rechte Diskurs bemächtigt sich unverhohlen und schamlos der Ereignisse und arbeitet an ihrer Umdeutung. Die Rede vom „Mahnmal der Schande“ (Björn Höcke), vom „Kriegsschuldkult“ (Pegida/AfD), vom Nationalsozialismus als „Vogelschiss der Geschichte“ (Alexander Gauland) sind nur die Spitze des Eisberges. Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, twitterte am 13. Januar 2020:

Das Perfide an diesem Tweet: Ursache und Wirkung werden gezielt und bewusst vertauscht. Die Deutschen, die flüchten, sind „Opfer“ – nicht etwa von Hitlers Gewaltherrschaft (die sie selbst erst ermöglichten) sondern von der Roten Armee. Damit wird die Opfermentalität bedient, in die die AfD seit Jahren Bürger/innen drängt: die Deutschen als „Opfer“ der Merkelschen „Kanzlerdiktatur“, der „Invasion“ von Geflüchteten, der gezielten „Umvolkung“. Deswegen verliert Alice Weidel über Schuld und Verantwortung der Deutschen für den nationalsozialistischen Terror und den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion kein Wort. Wir sollten darauf vorbereitet sein, dass uns dasselbe Mitte Februar begegnen wird, wenn der Bombardierung Dresdens am 13.02.1945 gedacht wird: Auch da wird schon seit Jahren versucht, die Verbrechen des Nationalsozialismus mit dem „Bombenterror“ der Engländer zu verrechnen, aus Schuldigen, Tätern, Mitläufern die Opfer zu machen. Und am 8. Mai 2020? Da sollten wir besonders wachsam sein. Denn es ist zu erwarten, dass der organisierte Rechtsextremismus, vor allem die AfD, den „Tag der Befreiung“ am 8. Mai 1945 umdeuten wird: nicht Befreiung vom Terrorregime der Nazis, sondern „Befreiung“ von Schuld und Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus. Mehr noch: Die Zeit des Nationalsozialismus soll als eine Art „Sonderzeit“, eben als „Vogelschiss“ herausgelöst werden aus der „über tausend Jahre erfolgreichen deutschen Geschichte“ (Alexander Gauland).

Die Absicht ist klar: Der Nationalsozialismus ist letztlich nicht mehr als ein kleiner brauner Fleck, den man mit einem Wisch von der ansonsten makellos weißen Geschichtsweste des Deutschen Volkes beseitigen kann. Damit spielen dann auch weder das „Vorher“ und „Woher?“ noch das „Nachher“, noch das horrende Menschheitsverbrechen Holocaust eine Rolle. Damit können dann sowohl die Bedingungen, die zum nationalsozialistischen Terrorregime und Vernichtungskrieg führten wie die Zerstörung der Demokratie in der Weimarer Republik, wie auch die Demokratieentwicklung nach 1945 als bewusste Konsequenz aus dem nationalsozialistischen Terrorregime und seiner Vorgeschichte beiseitegeschoben werden – um bruchlos an autokratische, antidemokratische Traditionen Deutschlands anknüpfen zu können. Mit dieser Geschichtssicht sind dann auch alle Epochen von Krieg, Terror, Antisemitismus bereinigt – und zum Vorschein kommt allein die „ruhmreiche Geschichte“ (Alexander Gauland) Deutschlands. Dazu gehört dann auch, alles, was dieser Geschichtssicht entgegensteht, denen in die Schuhe zu schieben, die fremd sind und eigentlich nicht zu Deutschland gehören (das Weltjudentum, der Bolschewismus, die Sozialdemokratie, heute: der Islam). Das spiegelt sich heute in der ideologischen Funktion der Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit wieder.

Niemand sollte sich der Illusion hingeben, dass diese Art von rechtsnationalistischem Geschichtsrevisionismus nur eine Randerscheinung und nicht schon längst in den gesellschaftspolitischen Diskurs eingesickert ist. Darum wird in diesem Jahr alles darauf ankommen, dass wir den Versuchen sehr klar und entschlossen entgegentreten, die Verbrechen des Nationalsozialismus wie den Holocaust und den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion zu relativieren. In Ostdeutschland kommt noch eines hinzu: Da (miss-)verstehen nicht wenige die Friedliche Revolution als „Befreiung“ vom verordneten Antifaschismus in der DDR-Zeit. Sie erlaubt ihnen angeblich und scheinbar, einer rechtsnationalistische Ideologie zu frönen und schmerzfrei an die Zeit vor 1933/39 anknüpfen zu können. Dabei hatte die Friedliche Revolution keine anderen Ziele als Menschenrechte, Demokratie, Gewaltenteilung, Presse- und Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung. Darum müssen wir gerade in Ostdeutschland ebenso klar und entschlossen für die Grundwerte unserer Verfassung eintreten. Denn diese wurden bewusst als Konsequenz aus der Zeit des Nationalsozialismus und seiner Vorgeschichte (und das ist eine gesamtdeutsche Geschichte!) ins Grundgesetz aufgenommen, verstehen Deutschland zwingend als Teil eines vereinten Europas (Präambel) und sind mit der „Ewigkeitsformel“ als unumkehrbar deklariert worden. Stellen wir uns also heute unserer Verantwortung und Schuld für die Verbrechen des Nationalsozialismus und schöpfen daraus das freiheitliche und demokratische Selbstbewusstsein eines/r mündigen Bürger/in in der Demokratie – auch in dem Sinn, dass damals wie heute Geschichte nicht über uns hereinbricht, sondern von Menschen gemacht und zugelassen wird.

P.S. Noch ein AfD-Tweet von heute, 27.02.2020. Kein Wunder, dass laut Umfrage 72 % der AfD-Wähler/innen den „Schlussstrich“ fordern und allein damit den braunen Nährboden für den Antisemitismus bereiten

49 Antworten

  1. Lieber Jo.Flade, lieber Michael Kaefer,
    ja ich kann Sie beide nur zu gut verstehen und habe selbst mit dem Gedanken gespielt. Ich fuer meinen Teil habe mich entschieden, nicht zu kapitulieren. Vielleicht habe ich ein etwas dickeres Fell, ich weiss es nicht….
    Herzlichen Gruss
    Thomas Weiss

  2. Lieber Herr Käfer, lieber Herr Weiss –
    „Streitbar“, eine Veranstaltungsreihe in Dresden bewusst gesetzt während der letztjährigen Bewerbungsphase zu einer der europäische Kulturhauptstädten für 2025.
    Der Begriff Streitbar fordert heraus, vor allem auch die Kontrahenten, sich trotz teils sehr divergenter Ansichten zu speziellen Gesellschaftsthemen nicht zu verletzen.
    Die völlig unakzeptable Schmutzkampagne eines der Blog-Kommentierer überschritt nicht nur rote Linien, sondern verletzte, auch den Diskurs!
    Ich schließe mich der Auffassung Herrn Käfers an, respektiere jedoch die Mahnung von Herrn Weiss.
    Zu jeder Auseinandersetzung bin ich bereit, jedoch nicht in den tiefsten Niederungen und dem Bewurf mit Schmutz!
    Und nicht nur ich bin betroffen über diese vernichtende verbale Gewalt, vor allem im Zusammenhang mit dem erinnernden Gedenken an den 27. Januar 1945, um den es per se in diesem Blog Pfarrer Christian Wolff und anderen Anständigen ging und gehen muss.
    Lieber Herr Weiss – ich bin wieder mit dabei, aber auf einem anderen Dialogfundament.
    Ich bin mir sicher, dass Sie Herrn Käfer und auch mich verstehen werden.
    Mit Gruß – Jo.Flade

  3. In eigener Sache:
    Zurück vom bewegenden Erinnern an das Massaker von Abtnaundorf anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz, wühlen mich die Gedanken an den Holocaust, die Verantwortung als Deutscher, die eigene Ohnmacht, der zunehmenden Relativierung unserer Schuld an diesem Genozid wirksam entgegen zu treten, auf.
    Der führende Vertreter von Moral und Intellekt hat in sachlicher Argumentation nachgewiesen, dass ich nur peinlich, stets beleidigend und dumm bin, den Holocaust damit pervertiere. Ich werde daher von weiteren Beiträgen in diesem Blog Abstand nehmen.
    Michael Käfer

    1. Lieber Michael Kaefer,
      ich glaube, das ist nicht richtig! Denken Sie bitte noch einmal ueber Ihren Entschluss nach. Ich bin der Ueberzeugung, dass es gerade auch Ihrer Stimme hier bedarf, um einem gewissen Ungeist entgegenzutreten und deutlich zu machen, dass es eine rote Linie gibt, die zu ueberschreiten Widerstand nach sich zieht.
      Ich gruesse herzlich
      Thomas Weiss

  4. Ich war dreimal in Auschwitz, zum ersten Mal 1964. Da bin ich nach Krakau zu einem „privaten Studentenaustausch“ gefahren. Es war mein Wunsch, auch nach Auschwitz zu fahren. Für die polnischen Gastgeber war Auschwitz kein Begriff. Sie kannten nur das KZ Großrosen(?). Ich hatte nie davon gehört. Die Studentin, zu der ich fuhr, sagte mir, daß ihre Mutter gesagt hätte: „Es wäre gut, daß es nicht mehr so viele Juden gäbe“. Ja, das ist das „christliche Erbe“: „die Juden, die Jesusmörder“.

    1. Ja, diese Schuld wird die Kirche nicht los. Sie hat einen erheblichen Anteil am Antisemitismus. Noch immer ist in kirchlichen Kreisen zu hören: Mit dem Neuen Testament, also dem neuen Bund, sei das „Alte Testament“, also der Teil unserer Bibel, den wir mit den Juden gemeinsam haben, überholt. Dort sei vom „Rachegott“ die Rede, während Jesus den Gott der Liebe verkündet. Das ist ein solcher Unsinn, das man eigentlich nicht glauben will, dass heute noch so gedacht und geglaubt wird. Darum müssen wir gerade in den Kirchen ganz unmissverständlich sein: Ohne Synagoge keine Kirche!!! Christian Wolff

  5. Der von Herr Weiss verlinkte SPIEGEL-Artikel „Die Gefahr erkennt man immer zu spät“ verbirgt sich hinter einer Bezahlschranke. Deshalb hier das berühmte Zitat Martin Niemöllers:

    Als die Nazis die Kommunisten holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Kommunist.

    Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Sozialdemokrat.

    Als sie die Gewerkschafter holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Gewerkschafter.

    Als sie mich holten,
    gab es keinen mehr,
    der protestieren konnte.

  6. Lieber Herr Lerchner,
    Ihren ausführlichen Beitrag zur Frage, wer wann und mit wem die Gelegenheit gehabt hätte, vor dem 2. Weltkrieg der Geschichte eine andere Wendung zu geben, habe ich erst vor kurzem gelesen – zu sehr wurde die sachliche Diskussion von den personalisierten Anfeindungen einiger überlagert und vom eigentlichen Thema – Holocaust und Krieg – abgelenkt. Und so habe ich leider nur Ihren Beitrag vom 24.1., 21.09h, wahrgenommen und Ihren dortigen Kommentar zu meinen Anmerkungen als unverständlich empfunden, denn diese (meine Anmerkungen) widersprechen ja – nachträgliche Erkenntnis also – Ihren grundsätzlichen Ausführungen gar nicht. Meine Feststellungen,
    „- daß selbstverständlich zwischen Stalin und Hitler (und übrigens auch den von den 68ern in Deutschland so bewunderten Mao und Ho Chi Min) bezüglich ihrer Kriminalität kein großer Unterschied besteht und daß Hitler den Krieg ohne die Rückendeckung durch Stalin nicht hätte beginnen können;
    – daß der Bombenkrieg gegen Städte mit deutschen Angriffen zB auf Rotterdam, London, Portsmouth und Coventry begann und mit den alliierten Angriffen auf deutsche Städte sich fortsetzte und BEIDE Seiten ihn aus einer Strategie des Terrors und der Rache heraus führten, deren Nutzlosigkeit bezüglich der Kriegsziele beider Seiten sich schnell zeigte und sie dennoch nicht beendet wurde;
    – daß zahllose Menschen durch diesen Krieg zu Flüchtlingen und also „Opfern“ wurden, darunter natürlich auch Deutsche“ –
    diese Feststellungen, so finde ich, „verrühren“ nichts und „vergewaltigen“ oder „relativieren“ auch nichts, sondern enthalten sich im Grunde jeder Wertung und stellen einfach Tatsachen klar; dies freilich ohne durchaus die Richtigkeit Ihrer Anmerkungen zu weiteren und anderen möglichen Entwicklungen zu bestreiten.
    Bei allen möglichen Meinungsunterschieden besteht ja Übereinstimmung zwischen uns darin, daß die derzeitige Rußlandpolitik des Westens – oder muß man sie eine „Putin-Politik“ nennen? – nicht sehr sinnvoll und zielorientiert ist, daß sie uns selbst im Westen schädigt (keineswegs nur materiell), daß sie bei konsequenter Fortführung in die europäische Bedeutungslosigkeit führen wird.
    Sie haben meine Gefühle nicht verletzt – Sie tun im Gegenteil das, was ich auch tue und was anderen hier schwer fällt, nämlich auch mal zuzugeben, daß man die Sache vor der Person sehen sollte. In diesem Fall, so scheint mir jedenfalls, haben wir uns eher mißverstanden. Und bezogen auf den Holocaust, der ja hier Thema ist, ging es mir um nichts anderes als darzustellen, daß wir Deutsche unsere Verantwortung nicht dadurch wahrnehmen können, indem wir es beim Schuldeingeständnis belassen und uns auf dieser (wenn auch richtigen) Tradition „ausruhen“, sie geradezu genüsslich pflegen, sondern daß es darauf ankommt, aus dem Selbstbewußtsein keiner eigenen persönlichen Schuld heraus trotzdem die Verantwortung für die Geschichte und die daraus abzuleitende Zukunft in besonderer Weise zu übernehmen (wie es Steinmeier getan hat). Und deshalb habe ich – Herr Wolff hat das wieder und leider zu billigem Kommentar genutzt – meine jüdische Abstammung, wenn auch in x-ter Generation, angesprochen.
    Ich wünsche Ihnen einen guten Aufenthalt im schönen Campinas, wo ich Verwandtschaft habe, und grüße Sie.
    Andreas Schwerdtfeger

  7. Nun sind wir soweit, daß ein Beitragender wie Herr Lerchner – bisher zwar anderer Meinung als ich aber sachlich und in seiner Linie überzeugend – um der Ideologie willen, die ihn sich den Unglaubwürdigen in diesem blog zugesellen läßt, schon nicht mehr liest und verarbeitet sondern vorgefasste préjugés einspeist.
    Einem Satz allerdings muß man zustimmen – der aktuelle Wolff-Beitrag verdient eine sachliche Debatte. Herr von Heydebreck und ich haben uns darum bemüht. Festzuhalten bleibt nun aber, daß es nicht gelungen ist; daß Herr Wolff die Diskussion möglicherweise von vorneherein falsch angelegt hatte, indem er – von seiner bekannten Angst getrieben – das Thema des Holocaust instrumentalisiert hat zur erneuten Darstellung seiner engen politischen Meinung, die Gespräch, Toleranz, Austausch und das Bemühen um Anerkennung eines breiteren Meinungsspektrums sowie die (notwendige und richtige) SACHLICHE Bekämpfung seiner politischen Gegner ausschließt. Herr Wolff ist bis zu einem gewissen Grad entschuldigt: Er ist von seiner Angst gejagt, die bekanntlich immer ein schlechter Ratgeber ist; es wäre ihm zu wünschen, daß er sich um Abstand, Gelassenheit und mehr Gerechtigkeit bemüht.
    Seine Unterstützer haben diese Entschuldigungen nicht. Sie haben das für uns Deutsche so ernste Thema des Holocaust zu persönlichen Beleidigungen pervertiert; sie sind auf das Thema gar nicht eingegangen, sondern nutzten es zu Äusserungen, die erkennen lassen, daß sie ihre Würde weniger aus menschlichem Anstand ableiten sondern dazu der grundgesetzlichen Garantie bedürfen. Sie haben – wie Weiss es uns verdeutlicht hat – nicht erkannt, daß die Aussage „Adel verpflichtet“ eigentlich ausdrückt: „Mensch sein verpflichtet“ und daß Adel sich nicht aus einem „von“ im Namen (IM Namen, nicht VOR dem Namen) ableitet, sondern aus Haltung, Charakter und Anstand.
    Ich bin stolz darauf, der Familie eines großen Deutschen, eines evangelisch getauften Juden zu entstammen, nach dem ein Platz in Leipzig benannt ist (und dessen auch andere Städte in Deutschland auf ähnliche Weise gedenken): des Präsidenten der Paulskirchenversammlung und weiterer deutscher Parlamente im 19. Jhdt, des ersten Präsidenten des Deutschen Reichsgerichtes in Leipzig, dessen, der seinerzeit dem preußischen König die deutsche Kaiserkrone aus dem liberalem Verständnis einer konstitutionellen Monarchie heraus im Auftrag seines Parlaments angeboten hat: Martin Eduard von Simson. Seine Familie hat über die Generationen und bis in die Gegenwart Menschen hervorgebracht, die als Staatsekretär (Weimarer Republik), Professoren der Kunst und der Rechte, Staatsrechtler, Richter am EuGH und Kaufleute, in öffentlicher und privater Funktion im In- und Ausland ebenso gedient haben wie ich selbst in meiner beruflichen Tätigkeit in der NATO, die es mir ermöglicht hat, Vertretern der ganzen Welt einschließlich Israels gegenüber die deutsche Verantwortung zu leben und gemeinsam mit ihnen dem Radikalismus von allen Seiten ebenso entgegenzutreten wie der Vereinfachung und dem Populismus, die zB (bezogen auf Deutschland) nicht erkennen, daß die großen Wendepunkte unserer Nachkriegsgeschichte – Brandts Ostpolitik, der Helsinkiprozess, die Friedliche Revolution der Ostblockstaaten – nur möglich waren auf der Grundlage der von diesem Bündnis gewährten, auf militärischer Macht beruhenden Sicherheit. Zu dieser Familie gehört übrigens auch der Prediger an der Nikolaikirche zu Berlin (19. Jhdt), Ludwig Jonas, ebenfalls gebürtiger Jude und großer evangelischer Pfarrer. Von religiöser Toleranz, von politischem Anstand muß man mir also ebensowenig erzählen wie Herrn von Heydebreck, dessen Familie ähnliche Persönlichkeiten der deutschen Geschichte aufweist und dessen eigenes Leben ebenso den ehrenhaften Dienst an unserem Land spiegelt.
    Ich schäme mich für den Schmutz, den einige in dieser Diskussion, die eigentlich dem Holocaust gewidmet sein sollte, verbreitet haben. Ich schäme mich auch dafür, daß ich mich habe hineinziehen lassen in diesem Schmutz. Ich schäme mich für die Menschen in meinem Lande, die – aus Angst, aus Überheblichkeit, aus Besserwisserei, Selbstlob und dem unstillbaren Drang zur beleidigenden Belehrung – dieses Thema mißbraucht und entwürdigt haben. Ich bekenne mich zum Staate Israel als der – leider – einzigen Sicherheit für jüdisches Leben in einer nach wie vor feindlichen Welt, zum ungehinderten und gleichberechtigten politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Leben der Juden in meinem Lande und ich gebe meiner Verachtung Ausdruck für Leute, die den Respekt vor diesem Leben durch Pervertierung des Themas aus niedrigen Beleidigungsmotiven heraus haben vermissen lassen.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Wenn jemand für sich in Anspruch, allein „Sachargumente“ zu liefern, sollte er es nicht nötig haben, seine ach so großartige Familientradition ins Feld zu führen. Denn sie besagt nichts im Blick darauf, was einer heute äußert. Vor allem rechtfertigt sie nicht, politisch Andersdenkende und -argumentierende mit dem Attribut „Schmutz“ zu belegen. Das ist unterste Schublade. Eigentlich verbietet der letzte Absatz, den Kommentar freizuschalten. Dass ich es dennoch mache, hat einen einzigen Grund: In diesem Stil bitte nicht weiter! Christian Wolff

    2. Nein, Herr Schwerdtfeger, Sie werden die Meinungsfuehrerschaft in diesem Blog nicht kapern, gleich welcher gloriosen Familiengeschichte Sie sich berufen duerfen. Die ist das eine eine. Kompliment! Das aktuelle Agieren des Nachfolgers das andere. Und da scheiden sich die Geister. Ich fuerchte, damit werden Sie leben muessen.
      Weiss

    3. Lieber Herr Schwerdtfeger,

      es tut mir leid, Ihre Gefühle verletzt zu haben. Auch finde ich Ihre Selbstkritik wohltuend. Bei dem von mir erkannten Thema „Geschichtsrevisionismus“ (eine Beschränkung auf Holocaust hatte ich nicht wahrgenommen) wollte und möchte ich nur den Bogen etwas weiter spannen und auf zusätzliche Aspekte hinweisen. Und wer ist nicht manchmal unterwegs mit ideologisch kontaminierter Agenda? Inwieweit sind Sie davon gefeit? Hauptsache, man ignoriert nicht unbequeme Argumente. Insofern sehe ich bei mir das kleinere Defizit. In der Hoffnung, auch weiterhin von Ihnen zu sachlichen Diskussionsbeiträgen inspiriert zu werden, verbleibe ich mit freundlichen und hochachtungsvollen Grüßen,

      Ihr

      Johannes Lerchner

  8. „Es wird Zeit, dem deutschen Volk wieder Schutz zu geben und endlich diesen irren Schuldkult aus Deutschland zu verbannen“, so jüngst die AfD. Die Partei fordert, dass endlich Schluss ist – Schluss mit dem Erinnern an die deutschen Verbrechen, an den Holocaust. Eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ verlangt der Fraktionsvorsitzende der AfD im Thüringischen Landtag Björn Höcke.
    Yad Vashem 2020, F.-W. Steinmeier: „Kein Schlussstrich unter das Erinnern“.
    Die beides zeigt auf, wie derzeit unsere Geschichte reflektiert wird.
    Den Blog-Kommentierungen der Herren Th. Weisss und Joh. Lerchner ist nichts, aber gar nichts hinzuzufügen außer: DANK!
    Nur soviel: lt. einer Studie möchte sich eine deutliche Mehrheit der Deutschen intensiver mit der Geschichte beschäftigen, die Besucherzahlen in den größten Erinnerungs-, Gedenkstätten nationalsozialistischer Barbarei steigen und demonstrieren somit, sich den unwiderlegbaren Fakten zu stellen und daraus Argumentationsstärke und Geschichtsbewusstsein zu stabilisieren.
    Jüngst fragte ich einen Schüler (6. Klasse) auf dessen Weg zum Bus nach dem Schulunterricht, der laut rief: „Juden raus aus Deutschland“, was er denn damit meine. Antwort: „Das rufen doch Erwachsene auch!“
    Erinnern, Zeitzeugen – Verantwortung!
    Herr AS: nicht nur Herrn Steinmeier verstehe ich völlig richtig, und ich lese vor allem – wie andere in diesem Blog ebenso – sehr genau, wer was schreibt, vor allem wie…
    Und was das Überborden des Maskulinen in diesem Blog betrifft (s. Herrn Lerchners Introitus), können wir eigentlich nur wünschen, auch mal die andere Stimme zu hören. Farbigkeit ist allemal besser als Schwarz-Weis.
    Jo.Flade

  9. Sehr geehrte Herren,

    Damen haben wir ja praktisch nicht in der Runde; die immer mehr ausufernde verbale Prügelei wirkt sicherlich abschreckend. Dabei verdient der aktuelle Wolff-Beitrag doch wahrlich eine sachliche Debatte.

    Ich möchte darauf hinweisen, dass Geschichtsrevisionismus ganz und gar kein spezifisch deutsches Phänomen geschweige denn AfD-exklusiv ist. Man denke z. B. an das Gesetz in Polen, das es unter Strafe verbietet, polnische Bürger zu beschuldigen, im Zweiten Weltkrieg Verbrechen gegen Juden oder andere rassistisch begründete Untaten begangen zu haben. Oder dass dort Russland in einem Atemzug mit Deutschland als Kriegsschuldiger benannt wird. Ein weiteres Beispiel ist der in der heutigen Ukraine wieder aufblühende Kult um Stepan Bandera, einem Mann, dessen nationalistische OUN 1943 an antipolnischen Massakern beteiligt war und der gern mit Hitler kollaboriert hätte, um seine Nationalstaatsidee umzusetzen.

    Trotz gegenteiliger Beteuerungen wird auch hier auf diesem Blog nach Kräften versucht, Geschichte zu relativieren. Wenn Sie, Herr Schwerdtfeger, den Vernichtungskrieg der Wehrmacht in der Sowjetunion mit der Stalin‘schen Besetzung Westpolens 1939 und dem antikolonialen Krieg der Vietnamesen verrühren oder sich bemüßigt fühlen, Äquivalenzen im alliierten und deutschen Bombenkrieg hervorzuheben, ist das nicht nur eine Vergewaltigung historischer Fakten, sondern Sie würdigen damit die Opfer von Russen, Vietnamesen, Rotterdamern und Londonern herab.

    Vielleicht ist es u. a. Sinn und Zweck von Geschichtsrevisionismus, die damaligen Leiden heutiger Gegner vergleichsweise gering erscheinen zu lassen, insbesondere dann, wenn man dafür die Hauptschuld trägt. Eine umfassende, ehrliche Erinnerungskultur mag mitunter der Feindbildpflege wenig dienlich sein. Ein aktuelles Beispiel für selektives Erinnern und Geschichtsvergessenheit liefert der Skandal um den ARD-Kommentar von Sabine Müller am 23. Januar (http://www.tagesschau.de/kommentar/yad-vashem-gedenken-kommentar-101.html). Zeitnah zu den Gedenkfeierlichkeiten in Yad Vashem fand unter Beteiligung von Vladimir Putin und Benjamin Netanjahu die Einweihung eines Denkmals zur Erinnerung an die Belagerung Leningrads statt. Man erinnere sich: Während der Belagerung Leningrads durch die Wehrmacht sind mehr Menschen umgekommen als insgesamt in allen Bombennächten in Deutschland. Was wird eigentlich damit bezweckt, diese Veranstaltung wegen Nebensächlichkeiten als „erinnerungspolitische Privatparty“ und unwürdige Kaperung der Auschwitzgedenkveranstaltung zu diffamieren? Dem Vorwurf Putins in seiner Rede in Yad Vashem, dass „heute die Erinnerung an den Krieg und die Lehren daraus zunehmend Gegenstand der kurzfristigen, politischen Situation“ ist, muss man leider zustimmen.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Johannes Lerchner

    1. Lieber Herr Lerchner,
      ich muss jetzt einfach DANKE sagen. Mich hat heute den ganzen Tag das Nachdenken umgetrieben, wie genau ich bestimmten Kommentaren begegnen koennte. Mehr muss wohl nicht gesagt werden, obgleich dem noch so manches hinzugefuegt werden koennte. Eine gute Zeit in Brasilien wuensch ich. Und geben Sie uns Kunde von Ihren Beaobachtungen dort!
      Herzlichen Gruss
      Thomas Weiss

      1. Bei allen berechtigen kritischen Fragen an die derzeitige israelische Regierung besteht in unserem Land Einigkeit darüber, dass die Sicherung der Existenz Israels zur Staatsräson gehört. Genauso hatte ich immer angenommen, dass die unsäglichen Verbrechen, die durch Deutsche und deren willige Helfer in der Sowjetunion begangen worden waren, Grund sein sollten, mit maximal möglichem Verständnis auf die Sichtweisen der russischen Nachbarn einzugehen. Erst vor kurzem habe ich wieder einmal in den Stalingrad-Protokollen (Jochen Hellbeck, S. Fischer, 2012) gelesen und in den Büchern von bzw. über Wassili Grossmann geblättert. Als Student war ich 1968 in Kiew und wurde mit der Ermordung der 30 Tausend Juden in der nahe gelegenen Schlucht von Babi Jar durch SD- und Wehrmachtseinheiten konfrontiert. Deshalb macht es mich fassungslos und es empört mich ungemein, wenn heute Leute daherkommen und meinen, ihr, die Russen, und eure Regierung hattet ja selbst schuld an diesem Krieg und habt es genauso schlimm getrieben. Insofern finde ich auch die Entschließung des Europäischen Parlaments vom 19. September 2019 „Zur Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas“ eine ungeheure Entgleisung. Ich bin überzeugt davon, dass der zunehmenden Dämonisierung der Russen vor allem in Gestalt ihres gegenwärtigen Präsidenten Einhalt geboten werden sollte. Das gegenwärtige Drehen an der Rüstungsspirale ist schon gefährlich genug. Eine zusätzliche Vergiftung der Atmosphäre durch Geschichtsverfälschungen ist nur eine Vorlage für kalten Krieger. Insoweit noch einmal mein Anliegen, ideologisch motiviert oder nicht.

        Tja, und was ist mit den „historischen Fakten“? Laut empfohlenem WELT-Artikel ist Stalin mit dem Molotow-Ribbentrop-Pakt zum Kriegstreiber geworden und hat damit das nationalsozialistische Deutschland bei der Unterwerfung halb Europas unterstützt. Gibt es nicht auch Argumente dafür, dass dieser Vertrag aus der Unfähigkeit der UdSSR resultierte, eine Anti-Nazi-Koalition mit den westlichen Mächten zu bilden? 1934 sabotierte das amerikanische Außenministerium die Annäherung Roosevelts und Litwinows. Der 1935 unterzeichnete französisch-sowjetische gegenseitige Hilfepakts wurde von Laval verwässert. Polen hat lieber 1934 einen Nichtangriffspakt mit Nazi-Deutschland unterzeichnet, als bessere Beziehungen zur Sowjetunion zu entwickeln. 1939 wurde der sowjetische Vorschlag, mit Frankreich und Großbritannien ein formelles militärisches und politisches Bündnis gegen Nazi-Deutschland einzugehen, vom britischen Außenministerium abgelehnt. Und waren es nicht England und Frankreich, die mit dem Münchner Abkommen, Deutschland freie Hand für die Expansion nach Osten gegeben und damit auch Einflusssphären festgesteckt haben?

        Ich bitte um Entschuldigung, falls ich doch etwas am Thema vorbeidiskutiert haben sollte. Ein freundlicher Hinweis vom Moderator hätte dem abhelfen können (habe soeben AS gelesen).

  10. Guten Abend Herr Tietke, vielen Dank fuer die Uebermittlung des Links zu dieser Adenauerrede. Ich will Adenauers Sicht der Dinge nicht weiter kommentieren. Der Alte im Palais Schaumburg hatte natuerlich vitale Interessen und auch vitale Abneigungen, die vor dem Hintergrund seiner politischen Interessen durchaus nachvollziehbar sind. Gleichwohl sagt die Rede wenig zur Begruendung Ihres Befundes, mein Geschichtsbild beduerfe einer Korrektur. Dessen bedarf es keineswegs. Ich verzichte darauf, hier irgendwelche Standardwerke einschlaegiger Literatur der Forschung zu zitieren. Vielmehr beschraenke ich mich, im Interesse einer gewissen Stringenz, derer die hiesige Diskussion dringend bedarf, auf den Hinweis auf den entsprechenden Wikipaediaartikel, der sehr uebersichtlich den Stand der Dinge wiedergibt.
    MfG
    Weiss

    https://de.wikipedia.org/wiki/Flucht_und_Vertreibung_Deutscher_aus_Mittel-_und_Osteuropa_1945%E2%80%931950

  11. Des Fachmanns Befund könnte aber auch ganz anders lauten:
    „Acht Bände hat er geschrieben. Er hätte gewiss besser getan, er hätte acht Bäume gepflanzt…“.
    Lichtenberg.
    Und man wäre mal an der köstlich frischen Luft und könnte die schmerzhaft angestauten Aggressionen kanalisieren – pro Umwelt. DAS täte doch richtig gut und wäre vor allem sehr nützlich!

  12. Also, lieber Herr Wolff, müssen Sie einem gar nicht leid tun, denn Sie unterstützen offensichtlich das unterirdische Nieveau Ihrer drei peinlichen Freunde. Schade!
    Andreas Schwerdtfeger

  13. Und ein Nachtrag, weil gerade der Beitrag von Flade reingekommen ist: Es tut mir leid, verwundert aber nicht, daß Flade Herrn Steinmeier nicht verstanden hat.
    Andreas Schwerdtfeger

  14. Wenn Sie es nicht tun, lieber Herr Wolff, muß es wohl ein anderer tun. Sie haben ein wichtiges, für uns Deutsche vielleicht existentielles Thema angesprochen. Und dann gibt es einige, die sich damit inhaltlich auseinandersetzen – natürlich kontrovers, natürlich Angriffsflächen bietend, natürlich auch selbst streitbar. Man würde nun erwarten, daß diejenigen, die Sie unterstützen wollen und selbst auch Ihrer Meinung sind, Ihre Argumente mit eigenen Argumenten ergänzen würden. Und nun nehmen wir mal diese Ihre leider sehr peinlichen Unterstützer, die sich hier zu Benimm-Oberlehrern aufspielen, und ihre ganzen vulgären, selbstgerecht belehrenden aber leider inhaltslosen Einlassungen und untersuchen diese auf sachliche Argumente. Wir machen dies, indem wir alle Äußerungen in ihren Beiträgen, die nicht sachlich sind, streichen und dann bleibt übrig:
    1. Käfer, 23.01., 10.37h:
    „ … ich bin mir aber sicher, dass Christian Wolff diese nicht diskriminierend gegenüber Frau Weidel gebraucht hat … !“ Mehr ist da nicht!
    2. Weiss, 22.01., 21.52h:

    3. Weiss, 23.01., 19.42h:
    „ … Es steht ausser Zweifel, dass die deutschen Kriegsverbrechen die Ursache der Vertreibungen sind, keineswegs die Tatsache des Vorrueckens der Roten Armee. Sie koennen ja mal gelegentlich z.B. bei Richard von Weizsaecker nachlesen …“. Das ist eigentlich kein Argument, aber wir müssen ja irgendwas Positives finden.
    4. Weiss, 23.01., 21.00h:

    5. Weiss, 22.01., 18.17h:
    „Was Ihren Link betrifft, ist das natuerlich durchaus richtig, was man da liest, …“
    6. Flade, 23.01., 12.19h:
    „ … Dass seit Jahren und nun verstärkt jede Synagoge in Deutschland mit Polizeischutz rund um die Uhr gesichert werden muss, ist ein Signal.“ Wie intelligent!
    Das ist eine Ausbeute an Sachargumenten, wie Sie, lieber Herr Wolff, sie eigentlich nicht verdient haben. Die umgekehrte Vorgehensweise, nämlich alle Beleidigungen aufzulisten und die Sachargumente wegzustreichen, habe ich aus Zeitgründen nicht gewählt.
    Und dann versteckt sich dort noch ein richtiger Kommentar, der aber eigentlich von Ihnen kommen müßte und der da lautet:
    Herr Erwin Breuer, 24.01., 09.58h, (an Weiss): „Sie sind wohl mit dem D-Zug durch die Kinderstube gefahren. Nicht jeder kann bei der Lotterie des guten Benehmens einen Gewinn erzielen“.
    Wir wissen, daß dieses Trio erneut mit Beleidigungen auf diesen meinen Beitrag aufwarten wird. An Menschen mit Anstand – wir brauchen sie hier namentlich nicht aufzuzählen – prallt das ab. Käfer, Weiss und Flade sind längst auf Trump-Niveau angekommen – eine Sachaussage ist dies, wohlgemerkt, wovon sich jeder, der lesen kann, hier selbst überzeugen wird. Ich sehe ein, daß Sie, lieber Herr Wolff, dies nicht verhindern können, aber es tut mir leid für Sie. Die Themen, die Sie setzen, hätten Leute verdient, die Anstand und Geist haben. Auf unser Trio trifft zu, was Erich Kästner schon feststellte:
    „Cogito, ergo sum?
    Mag sein! Doch die meisten sind dumm!
    Drum
    lautet des Fachmanns Befund:
    Non cogitant, ergo non sunt!“
    Und nun, verehrte Ayatollas (das heißt so viel wie „Gelehrter“ und ich gebrauche den Begriff also offensichtlich ironisch): Beleidigen Sie weiter!
    Ich grüße Sie, Herr Wolff, in der Hoffnung, daß – aber es brauchte ein Wunder – der Heilige Geist diese drei Peinlichkeiten (wie oben bewiesen, also sachliche Aussage) verwandelt.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Der einzige, alleinige Welterklärer – alle anderen „sind dumm“ oder „Ayatollas“. Was für ein erhebender Diskursbeitrag. Da kann ich nur eines empfehlen: bei diesem herrlichen Sonnenschein an die Luft gehen. Christian Wolff

  15. Herr Schwerdtfeger:
    was (bitte konkret und präzise erklärt) meinen Sie mit: „…anstatt uns mit kollektivem Schuldbekenntnis und sinnlosem Demonstrieren entschulden zu wollen.“?
    Ist das, was Herr Steinmeier in Israel sagt und bewusst demonstriert, sinnlos ?
    Ist Erinnern gleichzusetzen mit kollektivem Schuldbekenntnis, was ja insistieren würde, dass der temporäre Blick in den geschichtlichen Rücksiegel als Voraussetzung für gegenwärtiges Denken und Handeln dann als obsolet erklärt würde, ganz abgesehen davon, wie es dann mit der Zukunft bestellt sein dürfte, vermeiden wir, Verantwortung als Zeitzeugen JETZT zu übernehmen für dass, was gedacht, gesagt, getan oder auch unterlassen wird ? In diesem Zusammenhang verweise ich auf Joachim Fest mit seiner von ihm publizierten Geschichte: „Ich nicht“ – Non ego/ Erinnerungen aus seiner Kindheit – sehr zu empfehlen.
    Dass Sie sich neuerdings als „Historiker“ äußern, ist zumindest bemerkenswert, aber natürlich für den allgemein gebildeten, historisch aufgeklärt Interessierten vermutlich nichts Neues mehr, was Sie da vorstellen. Fundierte Darlegungen, gespeist aus Analysen und empirischen Erfahrungen durch berufene, kompetente Historiker haben auch mich übrigens nie gelangweilt.
    Dazu gehören eben Fest und Giordano!
    Gruss aus Sachsen. Jo.Flade, vor allem aber grüße ich die Herren Wolff, Weiss und Käfer!

  16. An die Herren Heydebreck + Tietke eine BITTE (Forderung wäre angesichts der Themen angebrachter) nach deren Kommentierungen und Reaktionen auf den aktuellen Blog von Chr. Wolff:
    ich empfehle SEHR um Zurückhaltung und Demut und Anstand bei jedweder Wortäußerung. Wer in Yad Vashem (ich spreche hier als Nachkriegsgeborener; Jahrgang 1950) gestanden, erlebt, wer Konzentrationslager aufsuchte und die Kriegserlebnisse unserer Väter und Mütter im Ohr hat, sollte demütig, besonnen und sehr genau reflektierend unsere Geschichte und die Gegenwart analysieren, bevor er Worte findet.
    Dass seit Jahren und nun verstärkt jede Synagoge in Deutschland mit Polizeischutz rund um die Uhrgesichert werden muss, ist ein Signal. Wir sind Zeitzeugen und sollten genau überlegen, was wir laut aussprechen. Leisere und überlegtere Töne sind gerade heute mehr als dringend.
    Zu AfD muss hier nichts weiter hinzu gefügt werden – deren laute und unsägliche Sprache verrät, was da im Innern vorgeht!
    Jo.Flade

  17. Wieder einmal, lieber Herr Wolff, bleiben Sie auf halber Strecke stehen, sehen nur eine Seite des Problems und nutzen dies zu einseitiger Argumentation, wie Herr von Heydebreck richtig feststellt, denn es geht Ihnen ja hauptsächlich um Ihr Lieblings-, Ihr einziges Thema, nämlich der Polemik gegen die AfD, im Gegensatz zur notwendigen Auseinandersetzung mit ihr. Zwar wird Ihnen jeder zustimmen in Ihren beiden grundlegenden Thesen, daß nämlich
    – Ursache und Wirkung nicht verwischt werden dürfen und, bezogen auf unser deutsches Geschichtsverständnis, der deutsche Nationalsozialismus den 2. Weltkrieg ausgelöst hat und daß
    – Verbrechen und Leid nicht dadurch gemindert werden, daß man den Versuch einer Aufrechnung macht und daraus „Entschuldigung“ ableitet.
    Diese richtige Argumentation sollte aber nicht daran hindern, daß der Historiker dennoch die Fakten festhalten darf, zB
    – daß selbstverständlich zwischen Stalin und Hitler (und übrigens auch den von den 68ern in Deutschland so bewunderten Mao und Ho Chi Min) bezüglich ihrer Kriminalität kein großer Unterschied besteht und daß Hitler den Krieg ohne die Rückendeckung durch Stalin nicht hätte beginnen können;
    – daß der Bombenkrieg gegen Städte mit deutschen Angriffen zB auf Rotterdam, London, Portsmouth und Coventry begann und mit den alliierten Angriffen auf deutsche Städte sich fortsetzte und BEIDE Seiten ihn aus einer Strategie des Terrors und der Rache heraus führten, deren Nutzlosigkeit bezüglich der Kriegsziele beider Seiten sich schnell zeigte und sie dennoch nicht beendet wurde;
    – daß zahllose Menschen durch diesen Krieg zu Flüchtlingen und also „Opfern“ wurden, darunter natürlich auch Deutsche.
    Was der Historiker dann nicht machen sollte ist, diese Fakten aus der Nachsicht anstelle von „aus der Zeitsicht“ heraus interpretieren und moralisch bewerten zu wollen. Das genau aber tun Sie: „ … aus Schuldigen, Tätern, Mitläufern die Opfer zu machen“ (dies alles beziehen Sie auf Deutsche als hätte es nur diese Kategorien gegeben). Heute, aus der Sicherheit des Rechtsstaates heraus, ohne jegliche Gefährdung für die eigene Person und Familie kann man leicht alle Damaligen derartig einordnen und zu Schuldigen machen – wer aber einigermaßen anständig ist, wird zugeben, daß er vielleicht auch nicht anders gehandelt hätte, wenn die Wahl zwischen wahrem Widerstand (im Gegensatz zu den heutigen so bezeichneten Albernheiten) und eigener Gefährdung bestanden hätte. Nicht alle (damaligen) Deutschen lassen sich daher in diese Kategorien einordnen und viele Deutsche waren in einer Gefährdungslage, die sie moralisch korrumpierte – und die uns Heutige auch korrumpieren würde, wie wir ja aus dem Beispiel der „DDR“ kennen. Und auch die Zahl unser heute ach so mutigen „Aktivisten“ würde sich rapide reduzieren, wenn sie auch nur annähernd mit den Folgen bedroht wären, die in der Nazizeit oder der „DDR“ vorherrschten.
    Und ein zweites wäre hier auch zu berücksichtigen, was Sie nicht sehen (wollen?):
    Sie nennen (gedankenlos?) die Begriffe „Schuld und Verantwortung“ in einem Atemzug, ohne den wichtigen qualitativen Unterschied zwischen diesen beiden Vokabeln hervorzuheben: Daß nämlich Verantwortung ein kollektiver Begriff sein kann und über Generationen bindend, Schuld dagegen immer individualisiert nachgewiesen werden muß und nur die Täter (-Generation) betreffen kann. Kollektivschuld, schon gar in die nächste Generation hinein, gibt es nicht – sie wäre „Sippenhaftung“. Wir heutigen Deutsche haben eine gemeinsame Verantwortung bezüglich des Holocaust, aber wir tragen keinerlei Schuld. Wir werden also lernen müssen – und das läßt Ihr Beitrag vermissen, was ja auch kein Wunder ist, denn seine Zielsetzung ist ja eben leider kein Beitrag zur „Geschichtsbewältigung“ sondern die übliche einseitige und kontraproduktive Beschimpfung der Rechten ohne die Bereitschaft zur argumentativen Auseinandersetzung – was wir also lernen müssen, ist, daß die Deutschen ihre Verantwortung eigentlich nur produktiv tragen und ausüben können, wenn sie aufhören, ihren beiden Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen, die sich in Ihren Beiträgen spiegeln: Die Welt unentwegt moralisch überheblich zu belehren und gleichzeitig von den Hereros über die Armenier bis zum Holocaust Schuld auf sich zu versammeln, die sie nicht haben. Verantwortung übt man aus einer Position der Sicherheit, des Mutes, der Überzeugung und der sachlichen Anerkennung sowohl von Tatsachen als auch von anderen Meinungen heraus aus, nicht aber durch ständige Unterwürfigkeit, durch Selbstkasteiung, durch Ablaßhandel mit dem Portemonnaie.
    Es ist unstrittig, lieber Herr Wolff, daß die Zielrichtung Ihres Beitrags richtig ist und alle Unterstützung verdient. Es ist auch unstrittig, daß die große Gefahr besteht, daß die Rechte hierzulande den Gedenktag des 8. Mai wird mißbrauchen wollen. Gerade deshalb aber sind Sachlichkeit, Distanz, eigene Sicherheit und die daraus erwachsende Gelassenheit vonnöten, denn sonst läßt man sich – wie ja einige Mitblogger hier – auf das Niveau eines Trump herabziehen, sei es durch billiges Selbstlob zur eigenen Anständigkeit, sei es durch unflätige Beschimpfung des Gegenübers (und das auch noch ohne Geist und Humor). Am 8. Mai wird es darauf ankommen, daß alle Menschen guten Willens de-eskalieren; daß wir nicht der Versuchung verfallen, die andere Meinung in immer aggresiverem Ton intolerant und ohne zuzuhören zurückzuweisen, daß Sachlichkeit über Geschrei triumphiert, daß wir die Geschichte mit selbstbewußter und zukunftsorientierter Verantwortung auf uns nehmen anstatt uns mit kollektivem Schuldbekenntnis und sinnlosem Demonstrieren entschulden zu wollen.
    Mit herzlichem Gruß (und eventuell der Entschuldigung dafür, daß ich Sie langweile),
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Nur so viel, lieber Herr Schwerdtfeger:
      1. Zumindest befinde ich mich auf der Strecke – das ist doch schon was!
      2. Weil aber nicht „jeder“ dem zustimmen wird, was Sie positiv festhalten, habe ich bewusst „einseitig“ argumentiert.
      3. Schuld und Verantwortung sind für mich zunächst keine juristische Kategorien, sondern theologische Kategorien des Glaubens. Da sieht die Sache etwas anders aus (siehe Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19.10.1945 – dazu dann Näheres im Oktober).
      Christian Wolff

  18. Man möchte …. mehr oder weniger verdauten Mageninhalt entgegen der ursprünglichen Schluckrichtung von sich geben, liest man bestimmte Einlassungen zum aktuellen Blog.
    Hetze und wieder ach so harte Kritik an der aufrechten Alice Weidel wird da Christian Wolff vorgeworfen, abgemildert nur, weil er dieses Mal auf den früheren (angeblichen) Homosexualitäts-Vorwurf gegen sie verzichtet! Es ist mir zu blöd und aufwändig, die Erwähnung von Weidels Homosexualität in alten Diskussionsbeiträgen herauszusuchen, ich bin mir aber sicher, dass Christian Wolff diese nicht diskriminierend gegenüber Frau Weidel gebraucht hat (die ja u.a. mit Zuschreibungen wie „Kopftuchmädchen“ oder „Messermigranten“ im Deutschen Bundestag von sich reden machte).
    Und wer Christian Wolffs Bedenken gegen einen Missbrauch der anstehenden Jahrestage zum Ende des nationalsozialistischen Terrorsystems als „Hetze“ bezeichnet, beweist nur nachdrücklich, wie wichtig sein Blog-Beitrag ist!
    Schließlich, wenn die Mitgliedschaft einer expliziten Gruppe von Christen oder Juden in der AfD als Blasphemie bezeichnet wird (nach meiner Meinung durchaus gerechtfertigt), kann man ggfs. auch anderer Meinung sein – daraus aber einen Rassismus-Vorwurf abzuleiten, ist schlicht infam!

    Es ist erschreckend, wie weit das Austesten sprachlicher Grenzen, Verharmlosung, Leugnung, Diffamierung und bewusstes Lügen (nicht nur, aber vor allem von Seiten der AfD) in unserer Gesellschaft heute schon um sich gegriffen und gewirkt hat.

  19. Meine Eltern, die wie meine ganze Familie zu den Millionen von Vertriebenen gehörten, betrachteten sich als Opfer aller Deutscher, die begeistert dem von Hitler propagierten „totalen Krieg“ zustimmten. Sie konnten immerhin ihre Vertreibung aus dem damaligen Sudetenland nachvollziehen, nachdem sie nachträglich erfahren hatten, wie viele Sudetendeutsche sich hinter Hitler gestellt und ihm eine „friedliche Übergabe“ der Region, die damals tschechoslowakisches Territoritum war, zugesichert hatten. Leider fielen andere Menschen, die wie meine ganze in Hitler zu Recht nichts anderes als einen größenwahnsinnigen mörderischen Psychopathen betrachtet hatten, diesen seiner deutschen Gefolgsleute zum Opfer. NPD und AfD sind nichts anderes als Ableger des nationalistischen Geschwürs und gehörten – gerade eben zum Schutz der Demokratie – verboten. Wer wie Herr von Heydebreck davon spricht, dass solche Parteien, sprich hier die AfD zugelassen werden müssen und sich dabei auf „Demokratie“ beruft, hat keinen Schimmer von der Bedeutung dieses Begriffs.

  20. Wollen Sie denn alle im zweiten Weltkrieg von der Sowjetunion vertriebenen Menschen und ihre Nachkommen in die Arme der AfD treiben? 75 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges muss es doch gestattet sein, auch an die Opfer von Flucht und Vertreibung zu erinnern, ohne jedes mal auf die vielfältigen Ursachen – darunter natürlich auch die Deutsche Schuld – einzugehen. Immerhin erwähnt die von Ihnen wieder so hart kritisierte Alice Weidel in ihrem kurzen Tweet ja ganz richtig, dass die Flucht völlig überhastet und schlecht vorbereitet erfolgen musste, was natürlich nicht auf die Rote Armee, sondern auf das vom Naziregime viel zu lange aufrecht erhaltene Fluchtverbot zurück zu führen war.
    Alice Weidel wie auch die AfD überhaupt gibt doch genügend Stoff für sachliche Kritik, und es ist ja schon ein Fortschritt, dass Sie diesmal nicht wie früher einmal ihre Homosexualität erwähnen. Aber wenn Sie aus ihrer Unterlassung des Schuldbekenntnisses Frau Weidel nun auch noch Antisemitismus vorwerfen und ihre Kritik an „Bolschewismus“ und „Sozialdemokratie“ mit der am „Weltjudentum“ gleichsetzen, dann fehlt auch dafür jeder Beleg. Es ist vielmehr eine Beleidigung aller Juden, die sich in der Gruppe „Juden in der AfD“ zusammen geschlossen haben und diese Partei unterstützen, auch wenn uns das nicht gefällt.
    Leider erreicht eine derartige Hetze auch nur das Gegenteil von dem, was Sie vermutlich wollen, nämlich den Einfluss der AfD in der deutschen Politik zurück zu drängen. Die Anhäufung derart vieler verallgemeinernder und nicht belegter, also falscher Vorwürfe führt nämlich nur zu einer weiteren Radikalisierung der politischen Diskussion, so dass immer mehr Wähler, die das lesen, schon aus Widerspruch und Trotz AfD wählen!

    1. Genau diese Argumentation, lieber Herr von Heydebreck, derer Sie sich befleißigen, legt das Problem offen (das es natürlich nicht erst gibt, seit die AfD in die politische Arena getreten ist). Franz Josef Strauß wollte schon Ende der 60er Jahre den berühmt-berüchtigten Schlussstrich ziehen: „Ein Volk, dass diese wirtschaftlichen Leistungen vollbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen.“ (1969) „Deutsche Schuld“ als eine Sache unter vielen anderen – das ist die Verharmlosung dessen, wofür Deutschland und die Deutschen die Verantwortung tragen: Nazi-Terror, Vernichtungskrieg, Holocaust. Wer sich an dieser Verharmlosung beteiligt, muss sich der Kritik stellen. Diese hat mit „Hetze“ nichts, aber mit Wahrhaftigkeit sehr viel zu tun. Und ein Letztes: AfD-Wähler/innen wird man nicht dadurch abhalten können, diese rechtsnationalistische, rechtsextremistische Partei zu wählen, dass man deren „Argumente“ übernimmt oder gut heißt. Es kommt darauf an, dass keine Geschichtsklitterung zugelassen wird. Christian Wolff
      P.S. „Juden in der AfD“ ist genauso ein blasphemischer Widerspruch in sich wie „Christen in der AfD“ – also reine Propaganda. Alles wie gehabt.

      1. Wenn Sie es als Blasphemie bezeichnen, wenn Juden (oder Christen) Mitglied in einer Partei werden, deren Programm wir zwar nicht teilen, die aber in Deutschland zugelassen, also demokratisch verfasst ist, so bezeichne ich das als klare Form von Rassismus!

        1. Es ist immer wieder sehr aufschlussreich, wenn man die AfD dadurch salonfähig macht, dass man vorgibt, gegen sie zu sein, aber alles rechtfertigt, was sie macht. Nebenbei kommt dann noch der Unsinn heraus, der jede Kommentierung verbietet. Christian Wolff

    2. Herr Heydebreck, sorry, ich verliere angesichts dieses Kommentars gerade meinen letzten Rest Achtung Ihnen gegenueber! Wie kommen Sie dazu, Christian Wolff Hetze zu unterstellen? Die wuerde ich eher Ihnen unterstellen, nach diesem Kommentar.
      Weiss

      1. „Hetze“ ist laut Duden „die Gesamtheit unsachlicher, gehässiger, verleumderischer, verunglimpfender Äußerungen … , die Hassgefühle, feindselige Stimmungen und Emotionen gegen jemanden oder etwas erzeugen.“ Leider tut Herr Wolff genau das, wenn er den Gedenktweet nicht nur inhaltlich kritisiert, sondern als „perfide“ bezeichnet und der Verfasserin vorwirft, sie habe Ursache (vorrückende Rote Armee?) und Wirkung (Flucht und Vertreibung?) gezielt und bewusst vertauscht. Und so geht es weiter: Aus der Tatsache, dass die Verfasserin sich an dieser Stelle nicht – wie das Europaparlament – mit Schuld und Verantwortung der Deutschen am zweiten Weltkrieg befasst, wird – vorauseilend – gleich der völlig unbelegte Schluss gezogen, sie wolle „den ‚Tag der Befreiung‘ am 8. Mai 1945 umdeuten: nicht Befreiung vom Terrorregime der Nazis, sondern „Befreiung“ von Schuld und Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus.“ Wenn das keine unsachlichen und gehässigen Äußerungen sind, die Hassgefühle, feindselige Stimmungen und Emotionen gegen Mitmenschen erzeugen, und zwar auch solche, die gar keine Rechtsextreme oder Mitglieder der AfD sind, dann weiß ich nicht, was Hetze sonst sein soll.

        1. Bei der „Verfasserin“ handelt es sich um Alice Weidel, Vorsitzende der Bundestagsfraktion der AfD, einer rechtsnationalistischen und rassistischen Partei. Sie verfolgt ein einziges Ziel: die Nazi-Verbrechen zu relativieren und zu verharmlosen und die Deutschen in eine Opfer-Rolle zu bringen, um so ungehemmt anknüpfen zu können an die nationalsozialistische Ideologie. Christian Wolff
          P.S. Sehr empfehlenswert die kleine Schrift des Literaturwissenschaftlers Heinrich Detering, Was heißt hier „wir“?. Zur Rhetorik der parlamentarischen Rechten, Reclams Universal-Bibliothek Nr. 19619, Stuttgart 2019 (aber wahrscheinlich ist das in Augen von Herrn von Heydebreck auch eine „Hetzschrift“)

        2. Sind Sie, Herr Heydebreck, klammheimlich eigentlich inoffizieller Sprecher von Alice Weidel? Wundern wuerde mich ein derartiger Befund nicht. Schoen, dass Sie den Duden zitieren, da kann man sehr genau sehen, dass die Merkmale der dortigen Hetzedefinition in keinem Punkt tatsaechlich auf Christian Wolffs Beitrag zutreffen wuerden. Es steht ausser Zweifel, dass die deutschen Kriegsverbrechen die Ursache der Vertreibungen sind, keineswegs die Tatsache des Vorrueckens der Roten Armee. Sie koennen ja mal gelegentlich z.B. bei Richard von Weizsaecker nachlesen…. Nein Herr Hezdebreck, ich gewinne keinen Respekt zurueck. Ich bin von Ihrem Geschreibe wirklich abgestossen.
          Weiss

          1. Lieber Herr Weiss,
            jeder blamiert sich selbst so gut er kann!
            Sie sind wohl mit dem D- Zug durch die Kinderstube gefahren.
            Nicht jeder kann bei der Lotterie des guten Benehmens
            einen Gewinn erzielen – aber spielen Sie ruhig weiter,
            vielleicht klappt es ja irgendwann.
            MfG Breuer

    1. Wenn Sie diese Resolution als „ausgewogener“ betrachten, soll es mir recht sein. Aber sie drückt nicht viel anderes aus als das, was ich geschrieben habe – insbesondere was die Rolle derer angeht, die sich heute dem Rechtsnationalismus verpflichtet sehen (siehe Buchstabe M. in der Resolution). Christian Wolff

      1. Doch Herr Wolff,
        diese Resolution ist ausgewogener als Ihr Beitrag.
        Weil Sie eben nicht die kommunistischen Verbrechen verschweigt.
        Siehe Punkte B Und C.
        Beispiele:Der sowjetische Überfall auf Pölen am 17.09.1939 und der Überfall auf Finnland.
        Auch dass das deutsche Reich und die Sowjetunion 1939 einen Freundschaftsvertrag abgeschlossen haben.
        Aber solche Fakten werden heute gern verschwiegen.
        MfG Uwe Tietke

        1. Heute wird überhaupt nichts verschwiegen. Alles ist für alle zugänglich. Die Frage ist, wie die Dinge gewichtet, welche Zusammenhänge hergestellt werden und was zur Rechtfertigung eigener Verbrechen herangezogen wird. Wenn wir in diesen Tagen des horrenden Verbrechens Holocaust, also der systematischen Vernichtung des europäischen Judentums durch die Ermordung von Millionen Menschen jüdischen Glaubens, dann dienen Hinweise auf sowjetische Überfälle nur dem einen Ziel: von der Schuld des deutschen Volkes und gegenwärtigen Verfeindungsstrategien der Rechtsnationalisten von Pegida/AfD abzulenken. Christian Wolff

          1. Hallo Herr Wolff,
            als Christ habe ich mal eine Frage an Sie als ehemaliger Pfarrer.
            Kann das deutsche Volk jemals von Gott Vergebung für die NS-Verbrechen erhalten?
            Verbrechen der Kommunisten unter Stalin (50 Millionen Tote) und Mao (70 Millionen Tote) scheinen für Sie ja weniger schlimm als die NS Verbrechen zu sein.
            MfG Uwe Tietke

          2. 1. Vergebung bedeutet nicht: „Schwamm drüber“ oder die Taten werden ausradiert. Vergebung bedeutet: mit der Schuld leben können, ohne sie zu verdrängen. In diesem Sinn können wir auf Vergebung hoffen.
            2. Weder Sie noch ich sind Russen oder Chinesen. Wenn ich von den Verbrechen des deutschen Volkes rede, dann bin ich, dann sind Sie unmittelbar betroffen und stehen in Verantwortung. Damit wird von Verbrechen anderer Völker nicht abgelenkt, noch werden diese bagatellisiert.
            Christian Wolff

    2. HerrTietke, was Ihnen als unausgewogen erscheinen mag ist nichts anderes als eine konsequente Haltung zu den Tatsachen deutscher Geschichte und ein Aufruf zur Konsequenz in Denken und Handeln. Ich jedenfalls kann mit Christian Wolffs Text sehr viel anfangen, was Sie sicher nicht verwundert… Was Ihren Link betrifft, ist das natuerlich durchaus richtig, was man da liest, es ersetzt aber keinesfalls Aeusserungen wie z.B. die von Christian Wolff!
      MfG
      Thomas Weiss

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