Die parteilose Oberbürgermeisterin von Zwickau, Constance Arndt, erhielt kürzlich eine Mail mit der Androhung „Denken Sie an Walter Lübke. Immer schön aufpassen“. Gemeint ist der Kasseler Regierungspräsident Walter Lübcke, der 2019 wegen seiner menschenwürdigen Flüchtlingspolitik auf der Terrasse seines Hauses von einem Rechtsextremisten erschossen wurde. Unterzeichnet war die Mail mit „Adolf Hitler“, als Absenderadresse war angegeben nsu@gmail.com. Leider gehören solch ekelhaften Einschüchterungsversuche inzwischen zum Alltag insbesondere in kleineren Städten und Ortschaften nicht nur Ostdeutschlands. Das zeigt auf, wie brisant die gesellschaftspolitische Großwetterlage in Deutschland geworden ist. Es ist aber auch ein alarmierendes Signal dafür, dass mit den erschreckend hohen Zustimmungswerten für die rechtsnationalistische AfD gewaltbereite Rechtsextremisten und Neonazis in den Vorfeldgruppierungen der AFD immer unverhohlener auftreten und unliebsame Bürger:innen bedrohen können. Im Oelsnitz/Erzgebirge hat jetzt eine Lehrerin die dortige Schule vorzeitig verlassen, nachdem sie im Januar von drei vermummten Menschen an ihrem Parkplatz aufgelauert wurde. Die Vermummten hätten „Sieg Heil“ gerufen und „Wir schicken dich ins KZ!“. Der Vorgang wurde von Schüler:innen bestätigt, die sich in der Nähe aufhielten, aber aus Angst nicht eingriffen. Ob es sich bei den Tätern um Schüler gehandelt hat, ist noch nicht aufgeklärt.
Wenn sich politischer Extremismus mit Gewalt verbindet und wenn Autokraten weltweit das Recht aushebeln und Meinungs- wie Wissenschaftsfreiheit massiv einschränken, um der Willkür Raum zu geben und Kritik im Keim zu ersticken, dann wird es mehr als gefährlich. Genau in der Situation befinden wir uns in Deutschland, Europa und weltweit. Niemand sollte sich das schönreden. Welch verhängnisvolle Dynamik solch ein fataler Zersetzungsprozess der freiheitlichen Demokratie und eines friedlichen Zusammenlebens erreichen kann, zeigen schon die biblischen Erzählungen über das Leiden und Sterben Jesu auf. An Jesu Kreuzestod nach einer Art Volksgerichtshof-Tribunal erinnern Christen in aller Welt in der Karwoche. Zunächst scheint es unvorstellbar, dass ein Mensch, der so bewusst und überzeugend wie Jesus auf jede Gewalt verzichtet, sich dem einzelnen Menschen zuwendet, ihn in seiner Persönlichkeit achtet, anerkennt und in seinem Selbstbewusstsein stärkt, solchen Volkszorn, solche Ablehnung und Gewaltexzesse auf sich ziehen kann. Doch genau dieses Nichtbegreifen, dieses lähmende Erstarren führen auch heute zu zwei Verhaltensweisen:
- Menschen ziehen sich angstvoll ins Private zurück, ducken sich weg vor den sich abzeichnenden Auseinandersetzungen.
- Menschen wechseln schnell die Fronten: vom begeisterten „Hosianna“ zum geifernden „Kreuzige ihn“. Plötzlich spielt all das, was so faszinierend war an Jesus, an Freiheit, an Frieden, an demokratischer Teilhabe keine Rolle mehr. Es scheint entbehrlich bis störend.
Warum kann es aber überhaupt so weit kommen? Warum werfen sich Menschen so leichtfertig denen an die Brust, die sie nur für ihre Machtinteressen ausnutzen wollen und dann fallenlassen? Warum wird plötzlich der zu einem Feind, der nichts Böses getan hat? Warum begegnen wir den Menschen, die so anders leben als wir selbst, mit so viel Misstrauen und Ablehnung? Warum setzen wir im Netz die übelsten Zoten über afghanische Geflüchtete ab, obwohl uns einer von ihnen gerade das Amazon-Paket in den 4. Stock gebracht hat? Warum schauen wir weg, wenn die Neonazis den Jugendclub aufmischen oder eine Schülerin ein Hakenkreuz in den Schultisch ritzt – und beim nächsten Dorffest kaufen wir am Stand von „Der III. Weg“ doch die Thüringer Bratwurst?
Diese Fragen werden aufgeworfen – spätestens, wenn in der Thomaskirche Leipzig die Bachsche Matthäus-Passion aufgeführt wird: „Was hat er (Jesus) denn Übels getan?“ fragt Pilatus die brodelnde Menschenmenge. Aber da ist es schon zu spät. Die Menschen haben sich längst für das „Kreuzige ihn“ oder für „abschieben, abschieben“ entschieden. Sie sehen nur noch sich selbst, ihre kleine heile, aber vor allem vom eigenen Frust bedrohte Welt. In dieser ist ein Jesus, ein Geflüchteter, ein Fremder auch dank der Propaganda der braunen und blauen Drahtzieher längst zum bedrohlichen Monster geworden. Das muss beseitigt werden. Später soll dann noch alles verschwinden, was zusätzlich stört: Menschen mit anderen Lebensentwürfen, anderen weltanschaulichen Vorstellungen, anderen politischen Überzeugungen, anderen Glaubensweisen. Zurück bleiben Menschen mit leeren Herzen, kalten Händen, bitter-rachsüchtigen Gedanken.
Im Matthäusevangelium wird berichtet, dass nach dem Tod Jesu am Kreuz ein zerstörerisches Erdbeben aufkommt. Warum eigentlich? Ich denke, das Beben soll Zweierlei bewirken:
- Wir sollen die Erschütterung spüren, dass am Ende von extremistischer Gewalt und gewalttätigem Autokratismus immer ein zerstörerisches Beben steht – nicht nur durch Krieg.
- Das Beben soll jeden Menschen zu der Erkenntnis führen, die der römische Hauptmann zusammen mit seinen Leuten im Angesicht Jesu am Kreuz ausruft: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.“ Mit diesem Satz aus dem Mund derer, die für die Exekution Jesu verantwortlich waren, werden lähmendes Erstarren, Angst und Anpassung überwunden.
Nach der biblischen Erzählung scharen sich viele Frauen um den römischen Hauptmann und seine Soldaten. Denn nun beginnt eine neue Geschichte – die Geschichte derer, die bewusst anknüpfen an das, was das Leben menschlich und hoffnungsvoll macht. Es ist die Geschichte von der Auferstehung Jesu von den Toten, mit der alles ins Recht gesetzt wird, was zuvor mit Gewalt beseitigt werden sollte: Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Nächsten- und Feindesliebe, Ehrfurcht vor dem Leben. Das sind die Grundwerte, die bleiben und für die es sich lohnt aufzustehen. Darum ist so wichtig, dass wir uns immer wieder um die versammeln, die wie die Oberbürgermeisterin von Zwickau oder die Lehrerin in Oelsnitz täglich bedroht werden, und im Angesicht der Bedrohungen für das menschenwürdige Leben ein- und aufstehen.
19 Antworten
Zitat unseres, hier dem Skript von Michael Käfer ganz bewusst folgend: Blog-Lautsprechers (AS):
„In diesem Fall aber will ich das tun, weil er so deutlich offenbart, was das Problem dieses Blogs ist: Frau Klöckner hat eine Meinung geäußert – das ist Ihr Recht in einer Demokratie, und auch – vielleicht sogar gerade – in ihrer Position. Flade macht daraus: Sie „verbietet den Kirchen das Wort“. Anders formuliert: Wenn hier Jemand eine andere Ansicht hat, verbiete er Meinungen.“
Herr Schwerdtfeger – dass Sie nicht ansatzweise merken, dass Sie vor allem mit Ihrem letzten Satz dieses Zitates genauestens das beschreiben, was Sie seit Jahren laut und dauerhaft praktizieren? Das ist IHR Diskurs-Niveau. Wunderbar, dass es nachdenklichere und diskursfreudigere Menschen in dieser unserer Zivilgesellschaft gibt; ansonsten- oh Gott.
Und ich bleibe dabei, dass ich für die Blogbeiträge eines Chr. Wolff ihm danke; es entspricht übrigens auch meiner grundsätzlichen Positiv-Einstellung zu konstruktiven Redenbeiträgen und Lebenshaltungen
Was die Inhalte meiner Kommentare betreffen – nun ja, da scheint Ihnen mit Ihrer Daueraggressivität manches zu entgehen. Aber das ist nicht mein Problem. Guten Tag.
Übrigens, lieber M. Käfer – danke für Ihren jüngsten Kommentar; Ihnen eine gute Zeit! Schaun wir mal, was die Merz-Regierung so drauf hat…
Der Lautsprecher dieses Blogs folgt anscheinend (wieder einmal) der Steve Bannon Empfehlung (leicht abgewandelt): „Flood the Blog with Shit“.
Christian Wolff formuliert in seinem aktuellen Beitrag zur Oster-Botschaft aus meiner Sicht klar: nicht wegducken, klare Haltung zeigen und diese nicht beliebig wechseln bei kleinsten Anlässen.
Daraus wird dann: „Wolff hat das Problem überhaupt nicht begriffen“; „ein Mann kann angeblich nicht abgeschoben werden, weil er in Syrien bedroht wäre. Wie pervers kann man denn noch denken“.
Hat Donald S. Christian‘s Beitrag nicht gelesen, nicht verstanden, oder bewusst falsch interpretiert? Das gilt ebenso für seinen Rekurs auf Julia Klöckner: „Frau Klöckner hat schon Recht, wenn sie die Selbsterniedrigung der Kirchen zu … verantwortungslosen …. NGOs bedauert“.
Für mich muss Kirche streitbar sein, für ihre (christlichen Grund-) Werte einstehen, diese in unseren Alltag übertragen; genau das macht Christian Wolff immer wieder – und auch beispielgebend gut!
Da ist mir nur schwer erträglich, wenn er dafür Besserwisserei, Hohn, bewusste Falschinterpretation und Ablehnung (genannt „sachliche Gegen-Argumente“) erfährt.
Dürfte sich Christian Wolff in einem fiktiven Blog von Donald S. überhaupt zu Wort melden? Ich kann mir kaum vorstellen, dass er ähnlich häufig freigeschaltet würde, wie Donald S. im Blog von Christian Wolff…
PS: Sätze wie „Wolff hat nicht verstanden“, oder „Käfer gibt ein Beispiel seines Anstandsgefühls. Armes Deutschland“ erzeugen in mir das Bild eines Kasernenhofs, wo der Befehlshabende fordert: Wolff, Käfer, raustreten! 20 Liegestütze, dabei in die Hände klatschen und laut „Oh du schöner Westerwald“ singen!
Ach Herr Schwerdtfeger (dieser Name löst stets auch bei mir irgendwelche Assoziationen aus…) – die Bundestagspräsidentin, das zweithöchste Amt in unserer zivilisierten Demokratie-Gesellschaft verbietet den Kirchen das Wort. Sie gehört der CDU an, wofür das C steht, muss hier nicht ausgeführt werden. Der Protest ob dieser ihrer mehr als fahrlässigen Äußerungen, noch dazu mit der Bemerkung, sie zahle doch keine Kirchensteuer dafür, dass es um ein Tempolimit gehe…ist bemerkenswert und ernst zu nehmen! Pardon Herr Schwerdtfeger: Sie reklamieren in diesem Wolff-Blog permanent höchste Denk-/Sprach-Kultiviertheit; richtig! Meinen Sie im konkreten Fall nun wirklich, dass dieses geoffenbarte Niveau einer Frau Klöckner mit solcher Art Zwischenruf dem geforderten Niveau einer Bundespräsidentin entspricht?? Nun ja, die Wahrnehmungen sind halt different.
Es lohnt normalerweise nicht, auf Flades Einlassungen einzugehen, der immer warten muss, bis ihm Wolff schreibt, was er zu denken hat (“danke, lieber Christian …“). In diesem Fall aber will ich das tun, weil er so deutlich offenbart, was das Problem dieses Blogs ist: Frau Klöckner hat eine Meinung geäußert – das ist Ihr Recht in einer Demokratie, und auch – vielleicht sogar gerade – in ihrer Position. Flade macht daraus: Sie „verbietet den Kirchen das Wort“. Anders formuliert: Wenn hier Jemand eine andere Ansicht hat, verbiete er Meinungen. Absurd – aber durchaus auf dem Niveau eines Flade – wo er sich gerne zum Experten machen will.
Niemand verlangt, dass Klöckner zugestimmt werden muss – ihre Meinung aber müsste inhaltlich bekämpft werden und nicht, wie es halt Unbedarfte nur tun können, mit Hinweisen auf die ausschließliche Richtigkeit der eigenen Meinungsenge und angeblich vorhandenes Niveau.
Ich jedenfalls beklage – eine inhaltliche Aussage! -, dass die evangelische Kirche in Deutschland sich in amtlichen Äußerungen mit konkreten und tagespolitischen Beiträgen in die Politik einmischt, anstatt die Menschen mit langfristig gültigen „Leitlinien“ auf die Werte unserer Gesellschaft und ihre Befolgung hinzuweisen. Täte sie dies, so erwüchsen daraus zwei Vorteile: Erstens für die Kirche selbst: Es würden nicht alle diejenigen austreten, die sich von der Kirche parteipolitisch bevormundet und ausgegrenzt fühlen; zweitens für die Gesellschaft: Sie würde die Leitlinien einer solchen Kirche, gerade auch gegenüber Ausländern, die sich ebenfalls an diese Leitlinien halten (die überwiegende Mehrheit), mit mehr Überzeugung vertreten und leben.
Solange es in Deutschland Flades gibt, die in ihrer pazifistischen Aggressivität andere Meinungen immer nur mit Angriffen auf die Person beantworten, solange steht es schlecht um unsere Gesellschaft. Und um das gleich klarzustellen: Was ich hier über Flade schreibe, leitet sich ab aus seinen eigenen Beiträgen, die stets Inhalt vermissen lassen. Schreiben Sie mal was Eigenes und Inhaltliches – dann endlich können wir den demokratischen Diskurs führen.
Andreas Schwerdtfeger
„Warum setzen wir im Netz die übelsten Zoten über afghanische Geflüchtete ab, obwohl uns einer von ihnen gerade das Amazon-Paket in den 4. Stock gebracht hat?“ Allein ein solcher Satz zeigt, dass Wolff das Problem überhaupt nicht begriffen hat: In Hamburg sticht ein wegen einer Unzahl von Straftaten polizeibekannter Syrer auf eine Rollstuhlfahrerin und ihre Begleitperson ein – der Mann kann angeblich nicht abgeschoben werden, weil er in Syrien bedroht wäre. Wie pervers kann man denn noch denken? Es geht nicht um den Paketboten, egal welcher Nationalität, es geht um den Missbrauch des Gastrechts, die Nichtanerkennung der (gesetzlichen) Regen im Gastland, die Werte des Grundgesetzes, die uns Wolff ja an anderer Stelle immer ans Herz legt. Es geht um die Wehrhaftigkeit und Rechtliche Konsequenz eines Staates, dessen wichtigste Aufgabe der Schutz seiner Bevölkerung ist. Und es geht, wie Wolff an anderer Stelle ja zu Recht betont, um Individuen und nicht um Volksgruppen – also nicht um den afghanischen Postzusteller, sondern um den syrischen Verbrecher. „Gewaltlosigkeit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Nächsten- und Feindesliebe, Ehrfurcht vor dem Leben. Das sind die Grundwerte, die bleiben …“ – eben, und wenn ein Straftäter, der hier Gastfreundschaft genießt, die mit erheblichen materiellen Vorteilen verbunden ist, diese ganzen Regeln missachtet, mehrfach missachtet, dann sollte ihn auch der brave Paketbote dergleichen Nationalität nicht vor Abschiebung schützen.
Die Vermischung religiöser Postulate mit gesetzeskonformer und wehrhafter Innenpolitik zum Schutze der eigenen Bürger ist unzulässig. Frau Klöckner hat schon Recht, wenn sie die Selbsterniedrigung der Kirchen zu einseitigen, nicht repräsentativ gewählten und verantwortungslosen (weil nur ihre eigenen begrenzten Ziele verfolgenden) NGOs bedauert.
Andreas Schwerdtfeger
Vielleicht begreift Herr Schwerdtfeger irgendwann einmal, dass es daneben gehen muss, auf einen Blog-Beitrag zu reagieren, wenn die Antwort schon vorher feststeht. Ich habe mich nicht dazu geäußert, wie mit Straftätern gleich welcher Nationalität umgegangen werden soll und welche Probleme und Defizite sich da auftun. Ich setze mich in dem Blog-Beitrag damit auseinander, wie es kommt, dass Menschen so schnell vom „Hosianna“ zum „Kreuzige ihn“ wechseln und sich gegeneinander aufbringen lassen. Solche Fragen passen offensichtlich nicht in die Schreibtisch-Welt des Herrn Schwerdtfeger. Bleibt als Trost, dass die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner in Herrn Schwerdtfeger wenigstens einen Fan gefunden hat.
Hier irrt Christian Wolff.
Frau Klöckner hat mindestens zwei Fans; neben Donald Schwerdtfeger ist auch der Nestlé Deutschlandchef Marc-Aurel Boersch eingefleischter Fan der ehemaligen Weinkönigin…
Man fragt sich, wo wohl Wolff seine ideologischen Beiträge verfasst, wenn nicht am Schreibtisch.
Und es ist erstaunlich, wie Leute, die nicht diskutieren, sondern Recht haben wollen, sich immer wieder durch irgendwelche semantischen Hintertürchen verabschieden. Ich habe mich mit einer Anmerkung Wolffs auseinandergesetzt, die in seinem Text steht und gezielt die ewig gleiche Propaganda seiner Welt an der realen Lage in Deutschland vorbei aufgreift. Da kann man lange hinterher behaupten, man habe über was anderes diskutieren wollen.
Und Frau Klöckner hat in mir keinen Fan – sie hat einfach Recht, wie ja auch Wolff in fast jedem Beitrag beweist, indem er die Kirche für seine Parteiwerbung in Anspruch nimmt.
Schließlich: Käfer gibt wieder mal ein Beispiel seines ausgeprägten Anstandsgefühls zum Besten. Armes Deutschland!
Andreas Schwerdtfeger
Wenn sich Frau Klöckner darüber beklagt, dass sie keine Kirchensteuer für Äußerungen von Kirchen über das Tempolimit bezahlt, sollte sie über eine Spende an die FDP nachdenken. So abwegig ist das nicht, wenn Herr Kühnert offen seine Liebe zu einem FDP-Politiker bekennt.
Der Augsburger Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte, Jörg Ernesti, bezeichnet es als Ironie der Geschichte, dass das Pontifikat Papst Franziskus gewissermaßen so endete , wie es begonnen hatte. Es fing an mit dem historischen Besuch auf Lampedusa, wo Franziskus das Camp der afrikanischen Flüchtlinge, die nach Europa drängten, besucht hatte. Und es endete auch mit der Flüchtlingsthematik: Mit US-Vizepräsident JD Vance empfing er am Sonntag einen Mann, der wesentlich mitverantwortlich ist für die Pushbacks und das Zurückdrängen der Flüchtlinge aus den USA.
https://katholisch.de/artikel/61037-kirchenhistoriker-papst-franziskus-wollte-in-vielem-etwas-anstossen
Ich möchte gerne 2 Gedichte beitragen.
Das eine über den Krieg als seit Menschengedenken unheilvolle Bedrohung und das zweite als Friedenshoffnung:
und der Krieg
und der krieg
bewacht meinen schlaf
und der frieden
war nur ein wort.
denn das leid,
es traf
in der ferne
stets einen fremden ort.
so sehr das gespaltene land
das ich von weitem betrachte
ich hatte nicht erkannt
was ich verachte:
es ist schon immer nicht anders gewesen
als das hexen und ketzer gejagt
und sich richter wie henker am unrecht gelabt
und am ende daran genesen.
der krieg
ist ein meister nicht nur aus unserem land
die guten sind oftmals
die bösen im unschuldsgewand.
auch ich
und wir vergessen
zu sehr was wir ahnen:
im namen der macht
wird morden als befreiung gedacht.
heute die schlächter,
sie stehen nie selbst im graben,
und morgen als mahner und wächter
werden sie bald wieder orden tragen.
so sind die täter längst opfer
und opfer verurteilte täter.
und rache heißt dann nur
verteidigung
und angriff nur
operation.
wie konnte ich glauben
die inquisition
sei längst ein relikt
aus uralten zeiten.
sie richtet doch täglich
in ihrem eigenen sinn
die ungläubigen gläubigen hin.
so hilft kein streiten im streiten.
ach das verarmte menschenkind
ist dümmer als dumm und älter als alt
es lässt ihn das glück und der frieden kalt.
es lernt nicht
und bleibt es so blind
dann ist dieser krieg
so ganz ohne sieg
der letzte für mich und für dich:
der tod, er kennt kein gedicht
André Kleinpoppen
Und der Frieden
So ruhig
ziehen die Wolken noch
über das fruchtbare Land.
Sanft trägt der Wind
vom Westen sein Wärmegewand
Wir sitzen am Abend
und leben die Zeit
Nichts ist in Eile
und alles bereit
Und wenn die Sonne
zum Schlafen sich legt
und der Mond
den Schatten im Dunkel belebt
Wir sind in Ruhe-
im zeitlosen Schlaf,
noch.
Und weil auch
das letzte als Glück
noch der Pflege bedarf,
fließt alles im Fluss
bis alles erwacht.
Die Stille,
sie trägt
den wärmenden Tag in
die träumende Nacht.
Na dann lassen Sie sich, Herr Haspelmath, doch tatsächlich mal von der Osterbotschaft Mut machen, tiefer nachdenken und die Reaktion von Michael Käfer intensiv durch den Kopf gehen. Dieser seiner deutlichen Kommentierung kann ich nur zustimmen. Keine Feindbilder konstruieren, mehr FRIEDEN im Innern, mehr Toleranz und erst denken, dann reden. Wenn AfD-Fetischisten vor ihren Häusern und Schuppen die Fahne mit dem Aufdruck: „Schwerter zu Pflugscharen“ demonstrativ zur Schau stellen – absurd. Da hört wahrlich jedwedes Verständnis auf und desavouiert die aufrechte Haltung nachdenkender Bürger zu tiefsten SED-DDR-Zeiten (Anfang der 1980iger Jahre).
Wenn ein verirrter Komiker wie Uwe Steimle mit einer Friedenstaube bei rechtsnationalen Aufmärschen herumschweifelt, ein nicht ganz unbekannter Musiker wie Justus Frantz, der sich als Kulturvermittler verstehen will, bei identitären Demos zum „Karfreitag“ (!) ostentativ seine politischen Überzeugungen veröffentlicht und die sogenannten Freien Sachsen (Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden…) unüberhörbar deutlich machen, wohin die politische reise zu gehen hat – ja Herr Haspelmath: Soll dies unsere „demokratische“ Zukunft sein?
Ich wünsche Ihnen eine etwas intensivsinniger nachdenkende und tieferschürfende Osterzeit!
„Gewaltlosigkeit und Gerechtigkeit“ – diese Werte sollten wir hochhalten, aber es wird immer schwerer. „Die weißen Tauben flattern nach rechts“ schreibt die ZEIT, und den Osterdemos für den Frieden stellen sich Kriegsbefürworter:innen auf der Straße entgegen (ebenso wie die Demokratiebefürworter in der Corona-Krise als rechts diffamiert wurden und von „Leipzig nimmt Platz“ und anderen Lockdownbefürwortern aktiv bekämpft). Wer sich heute noch für die Werte der früheren Friedensbewegung und der friedlichen Freiheitsrevolution einsetzen will, wird diffamiert – leider teilweise auch von Seiten der Kirche. Es verlangt heutzutage außerordentlichen Mut, gleichzeitig gegen den militaristischen Mainstream und gegen die grassierende Fremdenfeindlichkeit aufzutreten. Aber gerade die Osterbotschaft kann uns vielleicht diesen Mut geben.
Ein stetiges Wiederholen falscher Behauptungen erhöht nicht deren Wahrheitsgehalt, sondern begünstigt lediglich deren Akzeptanz durch Gewöhnung.
Woran machen Sie, bitteschön, den „militaristischen Mainstream“ und die „grassierende Fremdenfeindlichkeit“ in Deutschland fest?
„Wer sich heute noch für die Werte der früheren Friedensbewegung und der friedlichen Freiheitsrevoltion einsetzen will, wird diffamiert“?
Ernsthaft??
Wenn allerdings „Frieden“, oder das „Vollenden der Wende“ von der unsäglichen AfD permanent missbraucht wird, muss man sich entschieden dagegen wehren, darf sich keinesfalls mit diesen Scharlatanen gemein machen!
Geht es Ihnen im Kern vielleicht nur darum, sich selbst „mit außerordentlichem Mut“ als (letzten) aufrechten Kämpfer für Demokratie und Freiheit zu inszenieren?
Nur in den wenigen Momenten , in denen ich mich bewusster, umfassender , gerechter darauf einlassen kann , mich als ganze und widersprüchliche und oft unzulängliche , bei empfundenen Angriffen gemeine Persönlichkeit mit meinen Unzulänglichkeiten, Widersprüchen , meiner Schuld vor Gott und den Menschen , -den nahen gegenüber besonders- persönlich einzulassen und das soweit ertragen kann, nur dann fühle ich mich etwas beschützter, keine großen Worte bei einer für mich peinlichen , aber möglicherweise notwendigen , tieferen und weiterführenden Auseinandersetzung zu benutzen, mit denen ich nur mein Gegenüber beschämen und klein und sprachlos machen würde. Große Worte pflegen abzulenken von meiner eigenen Schuld, meinen Widersprüchen vor Gott und den Mitmenschen , meinen liebsten Kindern Enkelkindern, meiner Frau, meinen Freunden gegenüber auch, wie meinen Feinden. Dann muss ich mich nicht mehr so gerecht, beharrlich und nachdrücklich mit meinen eigenen Schatten, mit meinem oft genug Schuldigwerden allen Nahen und der Natur gegenüber und meinen Unzulänglichkeit auseinandersetzen und damit , dass ich mich mit diesen Ablenkungsmanövern nicht mehr selbst in Frage stellen kann. Ich bin gefangen in meinen Verstrickungen und bleibe unzugänglich….. bin also tot, also unberührbar. Wenn ich mir das bewusst mache, dann ist mir schon doch lieber, lebendig zu bleiben, selbst, wenn das Mühe macht und die Peinlichkeit , zu meinen Unzulänglichkeit und meiner Schuld zu stehen, wann und wenn ich mich schuldig gemacht habe. Ich bin jetzt bald 80 Jahre alt und versichere: so geht‘s mir besser als im besserwisserischen „So- Tun- als-ob“!
Lieber Christian – Dir Dank für diesen so präzise und bewegenden, den Zeitgeist der derzeitigen Realitäten reflektierenden Beitrag! Erst brüllt das Volk und tobt und schreit, dann erschrickt es ob der selbst verschuldeten, plötzlich hereinbrechenden Geschehnisse, wofür es Schuld trägt, um dann, geradezu ohnmächtig und erschüttert und verängstigt festzustellen: „Wahrlich, wahrlich, er ist Gottes Sohn“ (Mt.-Evangelium). J.S.Bach trifft es musi8klaisch in seiner unendlich bewegenden Matthäus-Passion auf den Punkt bringend. Dass der Jesus verachtende Hauptmann, einer der Ungezügelten und Vollstrecker der Volksmeinung plötzlich aufschreckend erwacht und sagt, was er vorher total ablehnte – ja so ist der Mensch, seit Ewigkeiten. Dieser Karfreitag sollte uns und alle Welt endlich allesamt aufwachen lassen. Herzlich Adieu – Dein Jo
PS/Die mich immer wieder faszinierende Darstellung der Verhör-/Kreuzigungsszene (Jesus – Pilatus) schreibt Michail Bulgakow in seinem grandiosen Werk: „Meister und Margarita“. Und die Worte aus dem Johannes-Evangelium, als während seines Verhörs P. Pilatus die entscheidende Frage an Jesus stellt: „Was ist Wahrheit?“ bewegen nicht minder. Die vergangenen 2000 Jahre spielen da wahrlich keine Rolle – die Bilder gleichen sich immer und immer wieder!!
Sehr eindrucksvoll und bedenkenswert, die beiden Beiträge zu Bonhoeffer und der Karwoche!
Bonhoeffer hat intensiv gerungen um seine Haltung zum nationalsozialistischen Tyrannen – bis hin zur Frage des Tyrannen-Mordes.
Heute beschränkt sich dieses „Ringen“ auf einen zunehmend nachlässigen Umgang mit der unsäglichen AfD; sie wird fahrlässig verharmlost, indem man ihr die Rechte einer quasi-demokratischen Partei (wegen >20% Wählerstimmen) zugestehen will (Spahn, Wadepuhl, aber auch das Wort „Brandmauer-Unsinn“) und bewusst im Bundestag gemeinsam mit ihr für einen Schaufenster-Entschließungsantrag stimmt.
Parteien, die sich bei Gründung bewusst das „C“ im Namen gegeben haben, sollten dringend bedenken, für welche Werte Jesus Christus am Kreuz starb!
Vielen Dank für diesen inhaltsreichen und bedenkenswerten Artikel zu Karfreitag und Ostern!