Seit gut einer Woche werden sie debattiert: das Burka-Verbot, die Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft, der Bundeswehreinsatz im Innern, der Zivilschutz in Krisenzeiten. Warum? Weil eine Partei, die das Attribut „christlich“ im Namen trägt, um Stimmenverluste an rechts-nationalistische Parteien wie die AfD bangt. Außerdem meinen nicht wenige, mit diesen Themen das bedienen zu können, was derzeit offensichtlich ankommt: Abgrenzung gegenüber anderen Nationen und Kulturen und Ausgrenzung fremd anmutender Lebensweisen. Jedoch wissen die meisten Bürgerinnen und Bürger, dass diese Debatte mit der sog. Sicherheitslage nichts zu tun hat. Auch lassen sich durch neue Gesetze Terroranschläge kaum verhindern. Trotzdem präsentiert der Bundesinnenminister mit schneidig-preußischem Unterton eine „Berliner Erklärung“, die so tut, als hinge das Wohl und Wehe Deutschlands davon ab, dass sich die Bürgerinnen und Bürger so richtig bedroht fühlen – von voll verschleierten Frauen oder zu vielen Muslimen oder zu militant auftretenden Erdoğan-Fans. Dumm nur, dass die Partei, der die C-Parteien das Wasser abgraben möchten, genau diese ideologische Gemengelage braucht, um ihre militanten Selbstschutz- und Hasstiraden zu landen und Verfassungsgrundsätze zu schleifen. Da äußert die AfD-Vorsitzende Frauke Petry Verständnis dafür, dass sich Bürgerinnen und Bürger selbst bewaffnen, stellt gleichzeitig das Gewaltmonopol des Staates in Frage und lehnt eine Verschärfung des Rechtes auf Waffenbesitz ab. Schließlich könne – nach Frauke Petry – in Deutschland niemand mehr seines Lebens sicher sein, nachdem Angela Merkel die Terroristen quasi persönlich eingeladen habe, ihr Unwesen zu treiben.
Da sagt sich der „besorgte“ Bürger, der sein Heil hinter völkischen Mauern wähnt: Da wähle ich doch gleich die, die keine Skrupel haben, die demokratischen Grundrechte auszuhebeln und Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft unter den Generalverdacht des Fremdkörpers zu stellen. Da erscheint eine Frauke Petry, die mal eben den Trump gibt, „überzeugender“ als ein Thomas de Maizière, dem noch ein Mindestmaß an Achtung der Verfassung innewohnt. Doch auch er scheint der Versuchung nachzugeben, jetzt den Menschen noch ein bisschen mehr Angst einzujagen: Niemand soll vergessen, sich mit dem Nötigsten per Hamsterkauf auszustatten; schließlich kann man nicht wissen, was kommen wird.
Man muss innehalten: Wir leben in einem Land, in dem der Alltag trotz aller sozialer Probleme in einem erstaunlichen Gleichmaß auf höchstem Niveau und in größtmöglicher Sicherheit verläuft. Offensichtlich aber ist das für zu Viele unerträglich – öde. Also muss suggeriert werden, als sei der gesellschaftliche Frieden nur ein Schein. Die angebliche Wirklichkeit sieht nach denen, die jetzt die Axt an die Verfassung anlegen, anders aus: Das sind die sexuellen Übergriffe an Silvester in Köln, das sind die Terroranschläge in Würzburg und Ansbach, das sind die Millionen Moslems, die nicht zu Deutschland gehören, das ist „die Nacht, in der Deutschland die Kontrolle verlor“. Selbst die Wochenzeitung DIE ZEIT entblödet sich nicht, in der aktuellen Ausgabe mit dieser reißerischen Überschrift in den Jargon der gewissenlosen „take back control“-Parole der Brexit-Kampagne einzustimmen.
Doch was geschieht hier tatsächlich? Da werden die Verwerfungen der Politik, der Terror im eigenen Land relativiert. Jeden Tag werden in Deutschland weiter Unterkünfte von Geflüchteten angegriffen, jeden Tag starten Rechtsradikale Übergriffe auf Fremde und Andersdenkende, schüchtern Bürgerinnen und Bürger ein und implementieren mitten in den Ortschaften den alltäglichen Faschismus. Kein Wunder, dass der Münchner Amoklauf kaum mehr Thema ist. Denn dieses Verbrechen passt so gar nicht in das mediale Bild einer Republik, die sich von islamistischem Terror bedroht sieht und demokratische Grundrechte zur Disposition stellt. Was aber ist mit dem Terror des Krieges? Ach ja, der findet fernab statt – in Syrien. Keine Partei, auch nicht die mit dem „C“ im Namen, kommt auf die Idee, medienwirksam eine Konferenz zu initiieren, auf der die Frage debattiert wird: Was kann Deutschland zum Frieden im Nahen Osten, zum Ende des Mordens in Aleppo beitragen? Da wird hingenommen, über eine auf wenige Stunden begrenzte Waffenruhe zu feilschen, so als ob es um Öffnungszeiten einer Suppenküche geht – und gleichzeitig wird so getan, als müsse in Deutschland der innergesellschaftliche Katastrophenfall mit allen Mitteln verhindert werden. Es ist schon abenteuerlich, wie sich die Maßstäbe verschoben haben und die Orientierung an der Menschenwürde, Frieden, Gerechtigkeit verlorengeht.
Es ist eine verrückte Welt, in der das Normale, das Wesentliche an den Rand gedrängt wird. Doch das Normale, das Wesentliche wäre: in unserem Land alles zu tun, um Menschenverfeindung zu verhindern, die Demokratie zu stärken, den inneren und äußeren Frieden zu fördern – mit den Mitteln, die uns unsere Verfassung ermöglicht. Das andere ist aber genauso wichtig: Krieg und Terror auszutrocknen und die finanziellen, logistischen, technischen Mittel einzusetzen, um kriegerische Handlungen als politische Unmöglichkeit auszuschalten. Dazu sind vor allem drei Dinge nötig: die Waffenexporte konsequent zu beenden, alle Kraft in internationale Friedensprozesse zu stecken und im eigenen Land jeden Tag für die Werte einzutreten, die auf Dauer vielfältiges, freiheitliches, demokratisches Zusammenleben ermöglichen. Hoffentlich werden die nicht genannten demokratischen Parteien diese Gewichtung in den kommenden Wahlkämpfen vornehmen und dadurch Menschen motivieren, die ver-rückten Maßstäbe wieder zurechtzurücken.
15 Antworten
Lieber Christian, ja das mit der Burka , das ist aufgeregte „Wir tun was“- Politik. Wahrhaftig haben wir andere und viel, viel drängendere Probleme.Dennoch,für mich ist die Burka etwas, was mich erschüttert.Wir als Pfarrer/Innen sind doch auf die menschliche Kommunikation mit einem sichtbaren Gegenüber angewiesen.Und den Biermannschen Satz. dass sich nur treu bleibt, wer sich auch verändert- den finde ich gut. Auch versuche ich das zu beherzigen. Dennoch, es ist zuviel, was unserer Bevolkerung von der Politik zugemutet wird. Wir wollen integrieren, aber wir wollen nicht vor der schieren Masse in die Knie gehen, noch wollen wir uns übernehmen. Und da gibt Dinge, die sollten wirklich nicht mshr so weiterlaufen.
Ansonsten bin ich trotz Kirchenaustritten sehr zuversichtlich und vertraue der Botschaft des Nazareners. Er ist immer aktuell und mir ist es eine Freude als Pfarrerin mich immer wieder von seiner Botschaft berühren und auch hinterfragen zu lassen. Ich weiss, dass es Dir ebenso ergeht. Gelegenheit dazu habe ich z. B. am nächsten Sonntag (11.9.) hier in Freiburg in der Lukas-Kirche, die du ja kennst.Die predigt habe ich bereits fertig.
„…den Exodus aus den Kirchen (und damit auch aus den Grundwerten) …“ – wenn das kein „Gleichsetzen ist! Ich sehe durchaus die Folgen der Kirchenaustritte – insbesondere für die Kirchen. Diese sollten sich mal gründlich überlegen, warum das so ist und warum also der Beitrag der Kirchen „… für die Wertebildung der Gesellschaft und für die Fundamente der menschlichen Existenz …“ immer geringer wird. Vielleicht liegt es ja genau an der Unglaubwürdigkeit, die Sie mit jeder Ihrer Einlassungen hier verbreiten. Halten Sie sich doch mal an Ihre sympathische Kollegin, Frau Binder, und hören Sie – und gehen Sie ein auf – die Argumente der Gegenseite, auch wenn Sie sie nicht teilen.
Rückert übrigens schrieb die von mir zitierten Zeilen im Zusammenhang mit der Erziehung von Menschen – ein schlimmer Trump in unserer Geschichte!
Seien Sie wie immer ohne Zorn und ganz sachlich gegrüßt,
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Herr Wolff,
glauben Sie ernsthaft, daß ein Exodus aus den Kirchen mit einem Exodus aus den Grundwerten gleichzusetzen ist? Ich wäre wirklich gespannt, wie Sie das begründen wollen und wie Sie einer Vielzahl von Menschen, die diesen Schritt gegangen sind, die Treue zu unseren Grundwerten absprechen wollen. Auch wäre es interessant zu erfahren, wie Sie eine solche Aussage mit unserer Demokratie vereinbaren wollen, die doch die Religionsfreiheit ausdrücklich als Recht ansieht und trotzdem den „Religionsfreien“ oder „anders Religiösen“ nicht die Treue zu unseren Werten automatisch abspricht.
Und zu Ihrem zweiten Punkt, der Integration:
Der große Altphilologe und kluge Philosoph Friedrich Rückert schrieb:
„Willst, daß wir mit hinein
in das Haus wir bauen,
laß es Dir gefallen, Stein,
Daß wir Dich behauen“.
Das sagt doch eigentlich alles!
Ich grüße Sie und bin gespannt.
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Herr Schwerdtfeger,
die Spannung kann ich schnell lösen:
Zum einen: Menschen mit Steinen zu vergleichen, die „behauen“ werden müssen – diese schwarze Integrationspädagogik überlasse ich lieber Herrn Trump und Frau Petry. Zum andern: Ich habe nichts gleichgesetzt; ich habe nur darauf aufmerksam gemacht, dass der Exodus aus den Kirchen heute für die gesellschaftliche Entwicklung nicht folgenlos bleibt und bleiben wird (übrigens genauso wie die Entchristianisierung zu DDR-Zeiten tiefgreifende Folgen hatte und hat. Wer eine solche Aussage als Widerspruch zur Religionsfreiheit ansieht, zeigt nur, dass er einen sehr verengten Blick auf unsere Gesellschaft hat. Denn die Religionsfreiheit bedeutet ja nicht, dass Christen und die Kirchen nicht mehr auf ihren Beitrag für die Wertebildung der Gesellschaft und für die Fundamente der menschlichen Existenz hinweisen, dafür werben und konstatieren dürfen, dass es der Gesellschaft nicht gerade zum Vorteil gereicht, wenn die Bindekräfte, die von den Kirchen ausgehen, immer schwächer werden. Beste Grüße Christian Woff
Sehen Sie, liebe Frau Binder, das ist es eben:
eine erhebliche Zahl von Menschen (sicherlich eine hohe zweistellige Prozentzahl) in diesem Lande hat erhebliche Probleme mit der Burka und sieht vor allem darin eine Wertefrage. Herr Wolff hat dies nicht und sieht es nicht so – gut so. Aber sich einer vernünftigen Debatte – er nennt es „demokratischer Diskurs“ – auszuweichen, indem man das ganze zur „Scheindebatte“ erklärt, dafür aber einer argumentativen Begründung seiner Meinung ausweicht – das ist eben nicht seriös, nicht intelligent, nicht demokratisch und also unglaubwürdig. „Audiatur et altera pars“ – geht das, wenn einer nicht mitspielt?
Ich grüße Sie,
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Herr Schwerdtfeger, etwas ist klar: Wir Theologen wollen die ethisch grossen Linien wenigstens ansatzweise in die Realität hineinholen, wenn wir da nicht drauf beharren, dann leben wir an unserem Glauben vorbei. Politik ist jedoch oft eine Politik der kleinen Schritte,der Engelsgeduld , des oft faulen Kompromisses- das ist auch klar.
Und -lieber Herr Schwerdtfeger- meine ehemaligen Gemeinden wissen, dass ich gegen ein ungeordnete Flüchtlingsaufnahme ohne Obergrenze ( ob das tatsächlich etwas nützt?) bin. Schliesslich nehme ich die Sorgen meiner Gemeindeglieder( es sind alles andere als Leute, die am rechten Rand stehen) ernst. Und ich wundere mich schon sehr, dass die Politiker den Aufstieg der AfD nicht als Anfrage an sie selbst und als Folge ihrer unkoordinierten, oft chaotischen Politik, empfinden. Heute sagt der Innenminister meines Bundeslandes Baden- Württemberg, dass die Gefängnisse fast zur Hälfte mit Flüchtlingen belegt sind, dass dies prozentual ein riesiger Anstieg ist. Dass bei uns in Reutlingen eine Frau von einem Flüchling IS-mässig mit der Machete hingerichtet wird, das bekommt man schlecht aus dem Kopf. Dass Boris Palmer überzeugend für seine Stadt Tübingen darlegt, die Sorgen der Einwohner sind berechtigt und konkrete Beispiele bringt, das muss man schon zur Kenntnis nehmen. Das ist auch der Grund, warum ich nach Christians letztem Blogbeitrag in Schockstarre fiel. Denn ich meine mit diesem Blogbeitrag nimmt Christian nicht zur Kenntnis, was sich in unserem Lande abspielt.Und was Herr Buschkowski in seinem Buch sagt- das übrigens vor der “ Flüchtlingskrise“ erschien- das sind für mich Binsenwahrheiten. Und so ziehe ich hier das Fazit: ich bin durchaus nicht mit allem einverstanden, was mein lieber und bis jetzt bewunderter Kollege aus Studientagen da so alles von sich gibt. Jedoch ich weiss- mit Christian kann man immer reden. Jeder einzelne – auch wenn er nicht Christians Meinung vertritt- wird von ihm gehört. Daher hoffe ich auch weiterhin auf Ihre Beiträge in diesem Blog und wünsche mir, von Ihnen aber auch von Christian einen sachlicheren Ton.“ Audiatur et altera pars“. Man muss nicht Christ sein um sich diese einfache Weisheit zu Herzen zu nehmen. Manchmal auch ein bisschen Humor und ein bisschen Selbstironie- das kann nicht schaden. Ansonsten halte ich es mit Papst Johannes XXIII , der einem Bischof der sich über die Schwere seines AMtes beklagte, zur Antwort gab: „Das Gefühl kenne ich, aber mein Schutzengel hat mir neulich im Traum gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig.“ Diese Weisheit wünsche ich mir und uns allen.
Liebe Adelheid, normalerweise gehe ich nicht blind durch die Stadt. Darum weiß ich sehr wohl um die Probleme die der Zuzug von vielen Menschen in kurzer Zeit und die Integration mit sich bringen. Sie sind weiß Gott auch nicht die einzigen Probleme in der Stadt. Ich nenne nur einmal die hohe Anzahl von Schulabbrechern (in Sachsen 9 Prozent), in absoluten Zahlen: 50.000 pro Jahrgang. Was machen wir mit denen? Auch eine riesige Herausforderung. Die Diskussion der letzten Wochen haben mir nur gezeigt, dass wir lauter Scheindebatten führen (Burka etc.), die mit den tatsächlichen Problemen relativ wenig zu tun haben. Auch spielt das Thema Terrorismus eine Rolle – doch auch da zeigt sich: es ist sehr vielschichtig. Von München redet kaum jemand. Es passt nicht in das Klischee: Viele Flüchtlinge bedeutet potentielle IS-Kämpfer bedeutet Terrorismus in Deutschland bedeutet „Danke, Frau Merkel, dass Sie uns die hereingeholt haben“ bedeutet AfD-wählen bedeutet Wäre doch alles viel schöner, ruhiger, wenn wir keine Flüchtlinge hätten … Nein, das ist mir alles zu banal. Wir stehen vor der großen Herausforderung, die Demokratie zu verteidigen, die derzeit mit einer neuen Lust an autokratischen Systemen zur Disposition gestellt wird – und zwar völlig unabhängig von den Flüchtlingen. Offensichtlich ist vielen Menschen der Diskurs, die Suche nach dem Kompromiss viel zu anstrengend geworden. Warum soll ich denn mich um andere kümmern, wenn ich doch das Volk bin (und der andere nicht)? Was mir derzeit sehr klar wird:
1. Eine Gesellschaft wird nicht folgenlos und ohne Blessuren den Exodus aus den Kirchen (und damit auch aus den Grundwerten) überstehen.
2. Wir haben es bis heute nicht vermocht, die Integrationsarbeit genauer zu bestimmen und die Grundwerte unseres Zusammenlebens so zu kommunizieren, dass sie überzeugen.
Der 2. Punkt hat viel mit dem 1. zu tun. Daraus ergeben sich viele neue Herausforderungen. Über die ich tausend mal lieber als über die derzeitigen Scheindebatten. Beste Grüße Christian
Liebe Frau Binder,
Glaube, Hoffnung, Liebe – wer würde diese Ideale nicht anstreben und verteidigen! Ich stimme Ihnen zu in all dem, was Sie schreiben, insbesondere darin, daß es Menschen mit Visionen geben muß, um unsere Welt voranzubringen. Und daß diese Visionen jeden Einzelnen berücksichtigen, daß sie ein Optimum an Entfaltungschancen für Jeden enthalten und daß sie die dazu notwendige friedliche und sozial wie juristisch gerechte Umwelt einfordern sollten, ist richtig und gut. Und natürlich brauchen wir Friedensaktivisten und Glaubensoptimisten, engagierte Bürger mit Gemeinsinn, Hilfsbereitschaft und auch mit Träumen.
Aber diese Bürger müssen auch erkennen, daß zwischen Ideal und Realität Lücken klaffen, die nicht mit einem Federstrich und auch nicht nur mit gutem Willen zu überwinden sind; sie müssen vor allem – so meine ich – berücksichtigen, daß diejenigen, die das weit mühsamere Geschäft auf sich nehmen, diese Lücke gegen alle objektiven und subjektiven Widerstände in der Realität zu verringern – daß diese Menschen unseren Respekt auch dann verdienen, wenn sie in der einen oder anderen Frage andere Lösungswege suchen, als wir sie anstreben. Deshalb halte ich die ewige Politiker- und Polizei-Beschimpfung, die in unserem Lande – und in diesem blog – allzu häufig betrieben wird, nicht nur für widerlich sondern eben auch für selbstgerecht und – ja – für feige, weil sie den Eindruck vermittelt, daß das Licht (man selbst) ständig gegen die Dunkelheit (die bösen Politiker) ankämpft. Und so ist es eben nicht.
Konkret: Wenn eine Partei – ich wähle sie nicht und sympathisiere auch nicht mit ihr – aus dem Stand zweistellig gewählt wird, dann reicht es nicht, sie als „braunen Sumpf“ abzutun; vielmehr muß man sich wohl inhaltlich mit ihr beschäftigen und die Sorgen, Nöte, Vorurteile und auch Hetze dieser Wähler ernst nehmen und diesen argumentativ und sachlich begegnen.
Konkret: Wenn man glaubt, dem Frieden und der Vermeidung von Opfern in bestimmten Fällen mit der Waffe dienen zu müssen, um der Politik Zeit zu verschaffen für eine Lösungssuche, so ist man deshalb nicht schlechter als jemand, der glaubt, das Problem auch ohne einen solchen Einsatz lösen zu können. Nehmen Sie die Kritiken am Beispiel Irak und Syrien: Im Fall Irak kritisieren die „Friedesbewegten“, daß militärisch eingegriffen wurde; in Syrien kritisieren dieselben Leute, daß seit 5 Jahren dem Morden und dem Leid nichts entgegengesetzt wird – so etwas ist unglaubwürdig, unmoralisch und auch nicht unter den Begriff des Idealisten mit Visionen zu subsumieren.
Konkret: Wenn wir nicht bereit sind, den vielen Einwanderern hierzulande eben diese Ideale glaubhaft und mit Selbstbewußtsein vorzuleben und sie ihnen als conditio sine qua non ihres Hierseins vorzuschreiben, dann erkennen diese Menschen unseren Lebensstil eben nicht als „ideal“ (oder auf dem Weg dorthin) an sondern weichen in die Beliebigkeit und Bequemlichkeit, in das Einfordern von Rechten bei gleichzeitiger Unkenntnis über Pflichten aus. Integration ist – bei allen sinnvollen Hilfsmöglichkeiten durch das Gastland – eine Bringeschuld; sie kann aber nur eingefordert werden, wenn der Einwanderer auch weiß, WAS er zu bringen hat. Und dafür zu sorgen, ist unsere Verantwortung.
Konkret auch: Wenn es in Deutschland „no-go-Zonen“ für die Polizei gibt, die zB in Berlin-Kreuzberg oder bestimmten Städten des Ruhrgebiets nur noch im Großaufgebot normaler polizeilicher Routine nachgehen kann, wenn ganze Gruppen von Einwanderern nach langjährigem Hiersein und überwiegend Erwerb unserer Staatsbürgerschaft immer noch für „ihren“ ausländischen Diktator demonstrieren – dann wird es schon Zeit, über den „Erfolg“ unseres Integrationsverständnisses nachzudenken.
Zusammengefaßt: Natürlich sind Positionen, die man nicht teilen kann, wichtig, interessant, bedenkenswert und vor allem berechtigt. Aber das ist eben eine Zweibahnstrasse: Man darf nicht die Seehofers dieser Welt unter der Gürtellinie angreifen und für sich selbst Immunität in Sachen Kritik – auch stilistischer – einfordern. Der Knigge hat eben doch was für sich.
Ich grüße Sie herzlich,
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Christian und lieber Herr Schwerdtfeger, ich freue mich daran, dass in diesem Blog auch über meine Beiträge ernsthaft diskutiert wird. Dafür – mein Dank.
Und lieber -Herr Schwerdtfeger- als Pfarrerin halte ich eben doch daran fest: Für uns Theologen steht der einzelne Mensch immer im Vordergrund- seinem Wohlergehen und seinem Schicksal sind wir verpflichtet- fühle ich mich verpflichtet. Daher tue ich mich -obwohl ich nicht begeistert bin über die Möglichkeit doppelten Staatsbürgerschaft – schwer, wenn ich einzelne Menschen sehe. Und auch bei all`den Fragen, die uns derzeit bedrängen, halte ich dennoch fest: Wir- ich denke die meisten von uns Theologen- hoffen. Das unterscheidet uns von all` den Realisten,den sich den Sachzwängen dieser Welt unhinterfragt Unterordnenden, den Pragmatikern und Materialisten.Wenn ich sehe, wo wir momentan stehen, dann weiss ich , dass wir mit all`den Ismen nicht sehr weit gekommen sind und wohl auch in Zukunft kommen wir damit nicht sehr weit. Und daher halte ich daran fest: Diese Welt braucht auch die Glaubenden und die Hoffenden, die Beter/Innen und die Friedensaktivisten/Innen. Auch wenn ich selbst sehe: Wir sind oft Träumer/Innen und manchmal auch regelrechte Spinner/Innen. Jedoch- wir sind auch ein bisschen das Salz in der Suppe der Realpolitik, des Pragmatismus und des gnadenlosen Materialismus. Daher sind mir auch Positionen- wie sie viele Theologen/Innen vertreten, die ich selbst oft nicht teilen kann- lieb und teuer und nachdenkenswert.
Mit herzlichen Grüßen freut sich auf den nächsten, dialektischen „Fight“ Adelheid Binder
Ja, das kann ich verstehen, lieber Herr Wolff, daß das „ständige Abmeiern auf der persönlichen Ebene“ Sie stört. Es ist von da nur noch ein kleiner Schritt – für Sie als Pfarrer sicherlich leicht zu gehen – zur Selbsterkenntnis, daß Ihre Abmeierei von Ihnen unliebsamen Leuten (die anders denken/wählen als Sie) und von Ihnen unliebsamen Politikern (die andere Lösungen als Sie anbieten) diese Menschen wohl ebenso stören muß und daß also Abmeierei kein wirkliches Mittel der politischen Diskussion ist. Ich schrieb Ihnen das vor gut einem Jahr bereits – Sie hielten damals nichts vom Knigge. Wenn Sie sich jetzt reformiert haben sollten, so wäre niemand glücklicher als ich über eine sachliche Debatte. Also nochmal: „Was kann Deutschland zum Frieden im Nahen Osten, zum Ende des Mordens in Aleppo beitragen?“ – Das ist Ihre Frage – beantworten Sie sie mal und zwar mit realistisch-politischen Vorschlägen.
Und Ihnen, liebe Frau Binder, danke ich für Ihren Beitrag – Sie haben Recht, eine andere Diktion, ein anderer Ton wären schöner – aber er muß eben von allen Partnern gepflegt werden. Lassen Sie mich noch zu Ihren beiden Themen – Bundeswehr und Staatsbürgerschaft – etwas beitragen:
– Staatsbürgerschaft: Lassen Sie sich nicht irre machen in Ihrer Ablehnung doppelter Staatsbürgerschaften. Unsere Politiker können nicht jeden Einzelfall (wie den von Frau Wolff) sehen, sondern müssen das Gesamtproblem im Blick haben. Dies gilt für jedes politische Problem und jede Gesamtregelung enthält damit auch im Einzelfall Ungerechtigleiten oder unnötige Härten. Es kommt darauf an, Lösungen zu finden, die Vorteile maximieren und Nachteile minimieren. Und da kann man eben nicht zwischen (vielen) Türken und (wenigen) Tschechen unterscheiden, so schön das vielleicht wäre. Doppelte Staatsbürgerschaften bedeuten gesplittete Loyalitäten – ich habe das während meiner Tätigkeit an der Deutschen Botschaft in Athen hautnah erlebt – und sie bedeuten INDIVIDUELLE Vorteilsmaximinierung und Nachteilsminimierung. Und das einzige wirkliche Gegenargument, das Abschneiden von Wurzeln, ist eben Unsinn, wie das Beispiel selbstbewusster Minderheiten zB in New York zeigt, wo Tausende Amerikaner (und nur Amerikaner) irische, italienische, polnische, süd- und mittelamerikanische, chinesische, etc., Menschen ihre „Wurzel“-Traditionen fortsetzen und pflegen, aber eben zugleich stolz sind auf ihre neue Staatsbürgerschaft. Insofern irrt Herr Wolff auch, wenn er diese Problem immer wieder zur nationalistischen Nebensache abstempeln will: Es ist ein fundamentales Recht jedes Volkes, stolz zu sein auf seine Tradition und Geschichte, seine Wertematrix, seinen Stil und seine gesellschaftlichen und künstlerischen, seine heimatlichen und nationalen Sitten – und dies alles hat nichts mit Nationalismus oder völkischer Dumpfheit zu tun, denn zumindest in unserem Land ist der Beweis für Aufgeschlossenheit geschichtlich (zB Hugenotten) sowie gegenwärtig (Integration in die EU) erbracht. Daß aber die Zuwanderer – und die überwiegende Menge der im letzten Jahr Angekommenen sind ja keine Asylsuchenden, wie selbst Gabriel nun erkennt, sondern eben Leute, die ein besseres Leben suchen – sich auch integrieren müssen – „sich integrieren“, nicht „integriert werden“ – ist eine berechtigte Forderung. Den Migranten fiele dieses übrigens zum allgemeinen Vorteil viel leichter, wenn sie hier eben nicht auf Wolff’sche Beliebigkeit sondern auf Festiglkeit in dieser Frage stoßen würden.
– Bundeswehr: Guttenberg hat die Bundeswehr nicht zu einer Söldnerarmee gemacht – er hat anerkannt, daß deutsche Soldaten im Asusland nicht an einer Gutmenschenmission (Brunnen bauen, Mädchen in die Schule, etc – alles wohlgemerkt wichtige „Nebeneffekte“ eines militärischen Einsatzes), sondern an einem Krieg beteiligt waren, der Opfer forderte – überwiegend unter den Soldaten. Und nicht Merkel hat die Soldaten dorthin geschickt sondern Schröder. Man kann über die Auslandseinsätze der Bundeswehr sehr unterschiedlicher Meinung sein – ich persönlich halte die meisten für falsch, weil sie jedes Prinzip strategischen Denkens ignorieren, und mehr noch weil die Politik das Ziel einer Nutzung ihres militärischen Instruments zu politischen Zwecken nicht begreift (Zeit für politische Lösungen des Konflikts zu schaffen) – aber man kann eben nicht die POLITISCHE Verantwortung für diese Einsätze leugnen und die tragen Politiker all‘ jener Parteien im Bundestag, die ihnen zustimmten. Man sollte also nicht prinzipiell Auslandseinsätze der Bundeswehr kritisieren, die wesentlich dazu beitragen, der deutschen Politik im internationalen „Konzert“ das Gewicht zu geben, das sie braucht, um auch politisch mitreden und Krisen der Welt nach deutschen Vorstellungen lösen zu können – man sollte aber sehr wohl kritisieren, wenn die miltärischen Einsätze fälschlich als „Lösung“ angesehen werden. Dieser Gefahr unterliegt nicht nur vd Leyen sondern auch unsere ganze Politikerriege und fast alle Medien.
– Wehrpflicht für alle (mit der selbstverständlichen Möglichkeit des Ersatzdienstes) wäre in der Tat eine weit vernünftigere Lösung gewesen als deren quasi-Abschaffung. Ein Dienst solcher Art hat für junge Menschen nicht nur Nachteile sondern eben auch viele Vorteile bezogen auf ihr Verständnis von der Ausgewogenheit von Pflicht und Recht, bezogen auf ihr Politik-Verständnis, bezogen auf gesellschaftliches Hinzulernen. Und die Vorteile für Staat und Gesellschaft als Ganze sind ja offensichtlich.
Ich grüße Sie herzlich,
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Christian, meine Schockstarre hat sich gelöst.Schön, dass Du mir geantwortet hast.So sitze ich nun vor meinem Lap-Top, beantworte E- mails usf. Was will man bei dieser sommerlichen Hitze auch sonst tun als zuhause zu sitzen, abwarten und Teee zu drinken und dann abends hoch auf den kühlen Schauinsland zu fahren. Und , das mit der doppelten Staatbürgerschaft- Deine Argumente, werde ich bedenken .Denn nun habe ich in dieser Frage auch Deine liebenswerte Frau vor Augen. Und da kommt mein eindeutiger Standpunkt doch ins Wanken. Alles hat eben doch immer wieder 2 Seiten, einfache Antworten gibt es fast nie. Naja, ausser bei Luther auf dem Reichstag zu Worms. Und der erbat sich auch einen Tag Bedenkzeit, bevor er mit einer glasklaren Antwort herausrückte. Den beiden Wolffs herzliche Grüße!
Seit dem 22. August, also seitdem ich Christians Beitrag unter der Überschrift “ Verrückte Welt“ gelesen und studiert habe, verharre ich in Schockstarre. Wie darauf reagieren? Ehrlich gesagt, ich kann die Weltsicht meines Studienkollegen -zumindest was diesen Kommentar anbetrifft- keineswegs teilen. Mir schlägt dieser idealistische Kommentar von Christian ohne gebotenen Realismus regelrecht auf`s Gemüt. Einen Teil der Auseinandersetzung – und dafür bin ich dankbar- die meinereits einfach notwendig ist, hat mir Herr Schwerdtfeger abgenommen, dessen Einschätzung ich in ganz wesentlichen Punkten teile. Allerdings teile ich vielfach nicht seinen Ton und seine Diktion. Christian , der in Sachsen wohnt, hat sicherlich andere Erlebnisse und Hintergründe als ich , die ich im schönen und liberalen Freiburg wohne, die ihn zu einem solchen Kommentar veranlassen.
Und nun will ich , wissend dass ich Sand ins Getriebe streue, noch einen anderen Gedanken in diesen Blog einführen.
Ich war damals entsetzt- als der Herr von und zu Guttenberg die Bundeswehr zur Söldnerarmee und Eingreiftruppe- SIC!- umfunktionierte.Das ist auch ein weiterer Punkt den ich Frau Merkel nie vergesse. Ich plädiere für Wehrdienst und Wehrdienstverweigerung als Ersatzdienst- unterschiedslos für alle Deutschen. Bin gegen dopppelte Staatsbürgerschaft. Bundeswehr hätte den Vorteil, dass jeder unterschiedslos die Verweigerung begründen- sich also mit unserem Land und seinem Grundgesetz auseinandersetzen muss. Wer Wehrdienst leistet muss dies ebenso. Bundeswehrdienst und Verweigerungsrecht/Ersatzdienst unterschiedslos für Frauen und Männer. Dies halte ich für einen wichtigen Schritt auf dem Weg der Gleichberechtigung. Nebenbei würde damit auch der Integration ein großer Dienst erwiesen. Denn jeder-ob “ Biodeutscher“ oder Deutscher mit ausländischen Wurzeln müsste sich automatisch- im Angesicht von weiblichen Soldatinnen und Vorgesetztinnen an Gender- Main- Streaming also an den weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter gewöhnen. Und dann wäre es vielleicht auch ein wenig schwieriger die Bundeswehr an immer wieder neue Einsatzorte in der Welt abzukommandieren, wie es Frau von der Leyen zur Zeit tut. Es bedrückt mich, dass diesem Treiben die SPD so wenig entgegensetzt.
Nun kann ich nur hoffen, dass ich keinen wahren Shitstorm in diesem Blog auslöse.
Mit sonntäglichen Grüßen an Dich-geschätzter Christian- und an Sie Herr Schwerdtfeger!
Liebe Adelheid, zu Herrn Schwerdtfeger äußere ich mich dieses Mal nicht. Dieses ständige Abmeiern auf der persönlichen Ebene ödet mich an – und hat mit den Differenzen in der Sache wenig zu tun. Dass es gute Gründe für die Wehrpflicht einschließlich Kriegsdienstverweigerung gibt, teile ich. Ob jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, diese wieder einzuführen, bezweifle ich. Die doppelte Staatsbürgerschaft halte ich allerdings für eine Selbstverständlichkeit. Wie viele Menschen leben inzwischen unter uns, die über zwei Staatsbürgerschaften verfügen (und damit meine ich jetzt nicht Türken). Meine Frau ist Tschechin und würde liebend gerne über beide Staatsbürgerschaften verfügen. Wir sollten dieses Thema sehr pragmatisch und losgelöst von Bekenntnisforderung oder Nationalismus sehen. Ob ich mit diesen kurzen Anmerkungen Deine „Schockstarre“ habe lösen können, wird man sehen – aber derzeit benötigen wir alles andere als diese. Denn – und das war der eigentliche Grundtenor meines Blogbeitrages – wir leben in einer Welt, in der riesige Probleme zu lösen sind – und beschäftigen uns bei uns mit reine Symbolthemen, die nur eines befördern: den individuellen wie nationalen Egoismus. Beste Grüße Christian.
Es ist immer wieder von neuem erschreckend mitzuerleben, wie schwer Ihnen, lieber Herr Wolff, politisches Denken und Argumentieren fällt. Stattdessen verlieren Sie sich in ewig gleichen Ritualen der mantra-haften Schlagwort-Produktion und der Wiederholung unpolitischer Thesen. Sie reden vom „Stärken der Demokratie“ (die Sie selbst permanent mißbrauchen); vom Verhindern von Menschenverfeindung (was Sie in jedem Ihrer Beiträge selbst betreiben); von der Abgrenzung, die wir angeblich betreiben und die Sie als „Terror“ bezeichnen (was ein Hohn ist gegenüber den vielen Opfern des wahren Terrors in ganz Europa) – in einem Wort: Sie schwafeln in peinlicher Manier über Dinge, von denen Sie offensichtlich nichts verstehen und über die Sie also nur emotionalen Brei verbreiten.
Seien wir konkret:
– Burka-Verbot: Nicht jede muslimische Frau wird die Burka als Einschränkung ihrer Menschenrechte und -würde ansehen und insofern steht dieser Aspekt vielleicht nicht im Vordergrund. Aber die westliche Welt betrachtet in ihrem Wertekanon das offene Visier, das Zeigen des Gesichts als wesentlichen Standard des Umgangs miteinander. Die Frage ist also nicht, ob die Burka verboten werden sollte, sondern ob man ein Gesetz machen sollte, das in der Realität kaum um- und durchsetzbar ist. Und wenn das so ist, wie man dann die Burka in westlichen Ländern verhindern kann. Daß ohne Zweifel die Burka zusätzliche Gefahren im terroristischen Sinne bietet – wer weiß schon, wer und was alles drunter steckt – ist offensichtlich und Sie wären der erste, der dem Staat Versagen vorwirft, wenn ein Selbstmordattentäter in Burka Erfolg hätte.
Der Burkini dagegen, ist Privatsache und insofern ist die französische Diskussion jetzt recht hysterisch: Hier bleibt das Gesicht offen und die Gefahr des Versteckens von Gegenständen gibt es nicht.
– Doppelte Staatsbürgerschaft: Sie sollte grundsätzlich abgelehnt werden und auf wenige Ausnahmen beschränkt bleiben. Das Argument, man trenne Menschen von ihren Wurzeln ist ebenso dumm wie absurd; richtig ist dagegen, daß man Menschen ermöglicht, Vorteile (Rechte) zu kummulieren und Nachteile (Pflichten) zu vermeiden. Und da der Mensch so gebaut ist, daß er solches sofort nutzt, gibt es mit doppelter Staatsbürgerschaft zu viele Menschen, die „Loyalität“ schreien und „Meine Vorteile“ meinen. Die Kölner Demonstrationen der letzten Wochen haben gezeigt, daß unsere Vorstellungen von „Integration“ weder erfolgreich noch realisierbar sind: Die Leute unterstützen den Diktator unter dem Schutz des Grundgesetzes – so kam auch Hitler zur Macht! Es bleibt jedem türkischen Muslim in Deutschland unbenommen, entweder Deutscher zu sein und trotzdem Döner zu essen, oder Türke zu sein und trotzdem hier zu studieren – aber eine Entscheidung zwischen Beidem darf und muß ein Aufnahme- oder Gastgeberland verlangen.
– Bundeswehreinsatz im Inneren: Den gibt es längst und die Frage, ob und wie weit man ihn ausdehnt ist keine Verfassungsfrage sondern eine Frage der politischen Rationalität und Praktikabilität. Wichtig ist nicht, ob oder ob nicht die Bundeswehr in bestimmten Szenarien mit bestimmten Kräften und Mitteln helfen kann und darf; wichtig ist, daß diese Einsätze in der Verantwortung und unter der Leitung der Innenminister und der Polizeiführungen stehen und somit nicht unter „Kriegsrecht“ sondern unter der Binnengesetzgebung der Länder/des Bundes stattfinden. Daß die SPD hieraus ein großes Thema macht, ist Wahlkampf und Volksverdummung, die wiederum der verzweifelten Abgrenzung dieser Partei gegenüber der Vernunft ihres Konkurrenten geschuldet sind.
Sie schreiben viel davon, daß bei uns „Verfassungsgrundsätze geschleift“ werden – man wartet auf auch nur ein einziges konkretes Beispiel;
Sie lästern über Minister, die ihre Pflicht wahrnehmen und Vorsorge (!) suchen in Lagen, die ja nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern sich in Europa ereignen – und wären der erste, der dieselben Minister wegen mangelnder Vorsorge verdammt, wenn ein terroristisches Attentat passiert;
Sie faseln von „Friedensstrategien“ – und können doch keinen auch nur annähernd erfolgversprechenden Vorschlag machen, denn „Finanzen austrocknen“, Waffenexporte verhindern“, „Friedensprozesse stärken“ sind doch nur Ihre Schlagworte. Minister Kerry, auch Steinmeier und viele andere, tun ja genau das in ihren globalen Mühungen und die Fortschritte sind eben angesichts der Realitäten nur minimal. Und Sie schwafeln so, als könne man doch übermorgen Frieden, Freude, Eierkuchen haben, wenn man nur Wolff folgen wollte.
„Was kann Deutschland zum Frieden im Nahen Osten, zum Ende des Mordens in Aleppo beitragen?“ – Das ist Ihre Frage – beantworten Sie sie mal und zwar mit realistisch-politischen Vorschlägen. Aber Ihre Gemeinde weiß ja: Sie tun das nicht sondern kommen lieber mit Ihrem Sammelsurium von gutmenschlichen Seelenmassagen, die Ihre Fans dann auch noch mit „Danke, danke, danke“ kommentieren. Gott, laß‘ Hirn auf sie regnen!
Bleiben Sie weiter ein politischer Träumer – nur hetzen Sie nicht gegen Leute, die sich mit den Realitäten auseinandersetzen (müssen) und die nicht, wie Sie, mit inhaltsloser Polemik und mit selektivem Demokratieverständnis auskommen können, weil sie (Amts-)Pflichten zu erfüllen haben.
Ich grüße Sie,
Andreas Schwerdtfeger
Danke Danke danke. Ihr Blog ist wieder einmal eine Oase der Vernunft, der Menschlichkeit und Klarheit in einer Wüste der Idiotie.