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Sächsische Kirche(n) im Abseits: geistlich verblendet und politisch ignorant

Die gemeinsame Erklärung der beiden sächsischen Bischöfe – Heinrich Timmerevers vom katholischen Bistum Dresden-Meißen und Dr. Carsten Rentzing von der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens – sind es nicht wert, besonders kommentiert zu werden, weil absolut nichtssagend. Insofern sind sie ein weiteres trauriges Dokument von Kirchen, die sich selbst in die Bedeutungslosigkeit reden.

Die Zusatzäußerungen von Landesbischof Rentzing gegenüber dem evangelikal-konservativen Nachrichtendienst IDEA sollten aber nicht unkommentiert bleiben. Denn sie erklären auf erschreckende Weise, warum es in Sachsen so ist, wie es ist. Laut IDEA sagte Rentzing zum Ergebnis der Landtagswahlen in Sachsen:

… natürlich gebe es Fragen, die die Kirchen an die Partei, ihre Programmatik und ihr Auftreten habe (gemeint ist die AfD). „Ich glaube, dass wir durch diese Wahlen jetzt an der Stelle angekommen sind, wo wir tatsächlich – ob uns das immer gefällt oder nicht spielt im Grunde genommen keine Rolle – darauf angewiesen sein werden, ins Gespräch miteinander zu kommen“, so der Kirchenleiter. Knapp 30 Prozent der Wählerschaft könnten nicht einfach aus allen politischen Diskursen herausgehalten werden. „Wir müssen uns ihren Fragen stellen und wir müssen versuchen, in dieser Gesellschaft neu so etwas wie eine gemeinsame Sicht auf unsere gemeinsame Zukunft zu entwickeln“, so Rentzing.

Im Klartext heißt das: Die Kirche soll mit der AfD „eine gemeinsame Sicht auf unsere gemeinsame Zukunft“ entwickeln. Nach Rentzing soll die Kirche es tatsächlich als ihre Aufgabe ansehen, mit den Rechtsnationalisten der AfD zusammenzuarbeiten – mit einer Bundestagsabgeordneten Verena Hartmann, die per Tweet den Tag der Geburt von Angela Merkel verflucht; mit einem Bundestagsabgeordneten Siegbert Droese, der seinen Mercedes einige Jahre mit dem Nummernschild L-AH 1818 versehen hat; mit einer AfD-Parteispitze, die ihre Vorbilder in diktatorischen Autokraten wie Salvini, Trump, Orbán, Bolsonaro gefunden hat und deren verhängnisvolle Politik in Deutschland kopieren will; mit einem AfD-Landesvorsitzenden Jörg Urban, der offen den Schulterschluss mit Pegida und Lutz Bachmann vollzogen hat und den „Regimewechsel“ * vollziehen will; mit Wähler/innen der AfD, die in großen Teilen dieser Partei nicht trotz, sondern wegen ihres Rassismus und ihrer Demokratieverachtung die Stimme gegeben haben. Nur mühsam kann es gelingen, angesichts solch geistlicher Verblendung und politischer Ignoranz eines Landesbischofs noch die Fassung zu bewahren. Das sagt ein Bischof, der es seit seinem Amtsantritt nicht einmal für nötig befunden hat, mit den Pfarrerinnen und Pfarrern der Landeskirche darüber in einen Diskurs zu treten, wie denn Kirche dem Rechtsnationalismus begegnet und was unsere Aufgabe als Kirche ist, die Demokratie, Weltoffenheit, Pluralität (übrigens von Luther initiierte, aber leider verkannte Errungenschaften der Reformation!) zu verteidigen und zu entwickeln. Das sagt ein Bischof, der offensichtlich null Interesse daran hat, den theologisch-biblischen Befund in die Debatte einzubringen, dass Nationalismus, völkisches Denken, Menschenfeindlichkeit keinen Platz im christlichen Glauben haben können. Das sagt ein Bischof, der offensichtlich überhaupt nicht auf dem Schirm hat, welche Demokratiedefizite die Kirche heute selbst aufweist und damit die mangelnde Demokratieentwicklung in Sachsen nach 1989/90 mit zu verantworten hat. Das sagt ein Bischof, der kirchlicherseits den verhängnisvollen Kurs befördert, mit einer aberwitzigen „Strukturreform“ den ländlichen Raum auszutrocknen und das höchste Gut kirchlicher Arbeit verkümmern lässt: die Menschennähe.

Diese Erklärung Rentzings zeigt in dramatischer Weise auf, dass die sächsische Landeskirche – ungeachtet manch löblicher Initiativen an der Basis – keinen entschlossenen Kampf gegen den Rechtsnationalismus führt, sondern viel zu sehr die Menschen darin bestärkt, dass man Christ sein und der rassistischen Ideologie der AfD folgen kann. Vieles, was Rentzing von sich gibt und wozu er schweigt, erinnert fatal an die Haltung der Kirche in der Weimarer Republik und zur Nazizeit in den 20er/30er Jahren des vorigen Jahrhunderts – als sich insbesondere die Kirchenleitungen blind und willig den Nazis an die Brust geworfen haben in der irrigen Überzeugung, diese würden den Willen Gottes vollstrecken. Noch erschreckender aber ist, dass die sächsische Kirchenleitung weder in der Lage ist, noch Interesse zeigt, in dieser aufgewühlten Umbruchzeit Orientierung zu geben und von den Glaubensgrundlagen her eine klare Position zu beziehen gegenüber denjenigen, die eben keine Fragen stellen (seit wann stellt die AfD Fragen?), sondern die Hass und Hetze zum Prinzip ihrer Politik machen, völkischen Nationalismus und den „System“- bzw. „Regime“-Wechsel, also weg von der rechtsstaatlichen Demokratie des Grundgesetzes, betreiben und für ihr Neuheidentum noch die Zustimmung der Kirchen erwarten, um ihre Propaganda zu unterfüttern. Hat die sächsische Landeskirche immer noch nicht begriffen, dass für die AfD Kirchlichkeit genauso wie deren neu entdeckte „Bürgerlichkeit“ lediglich propagandistische Hülsen sind, die den Kern des militanten Rechtsextremismus verbergen sollen?

Karl Barth (1886-1968)

Das alles geschieht in einem Jahr, das die Evangelische Kirche in Deutschland zum „Karl-Barth-Jahr“ ausgerufen hat – jenen großartigen Theologen (sein Lehrstuhl an der Universität Bonn wurde ihm 1934 von den Nazis entzogen), der wie Dietrich Bonhoeffer von Anfang an einen klaren, theologisch wohl begründeten und demokratisch geprägten Blick auf die Verantwortung der Kirche und den Zustand Gesellschaft hatte und jede Art von Kumpanei mit den Nationalsozialisten ablehnte. Wie wäre es, wenn Landesbischof Rentzing – statt weiter unsägliche Botschaften in die Welt zu senden – einmal in aller Ruhe Barths Schrift „Theologische Existenz heute!“ vom 25. Juni 1933 studiert und dann noch einmal das reflektiert, was sich vor der Tür seines Amtssitzes in Dresden abspielt und welche Verantwortung unserer Kirche daraus erwächst. Wie wäre es, wenn er dabei unterstützt wird von einer hoffentlich aufwachenden Theologischen Fakultät, die sich endlich am gesellschaftspolitischen Diskurs beteiligt, anstatt im akademischen Dämmerzustand zu verharren. „In der ihm aufgetragenen besonderen Sorge muß der Theologe wach bleiben, ein einsamer Vogel auf dem Dach, auf der Erde also, aber unter dem offenen, weit und unbedingt offenen Himmel. Wenn doch der deutsche evangelische Theologe wach bleiben oder, wenn er geschlafen haben sollte, heute, heute wieder wach werden sollte!“ (Karl Barth, Theologische Existenz heute!, Beiheft Nr. 2 von „Zwischen den Zeiten“, München 1933, S. 40)

Das alles auch anders, wacher, deutlicher geht, zeigen die unmissverständlichen Äußerungen des Bischofs der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Markus Dröge.

* Jörg Urban auf Facebook am 24.08.2018: „Auch das derzeitige Regime werden wir mit Hilfe der vernünftig denkenden Menschen zum Einsturz bringen! […] In Sachsen begann bereits 1989 die friedliche Revolution, die ein verrottetes Regime zum Einsturz brachte. Es sieht derzeit ganz so aus, als wäre Geschichte mit einer starken Volkspartei AfD wiederholbar.“

18 Antworten

  1. Hdl: Ich bin in der DNN vom 22.9. darauf gestoßen, dass Herr Chr. Wolff vom Landesbischof eine Entschuldigung einfordert. weil dieser das Motto „Deutsch, frei, innig und treu“ nicht auch so furchtbar findet, wie er selbst. Ich fand das so absurd, dass ich mehr über Herrn Wolff erfahren wollte. So habe ich diesen Block gefunden. Ich bin erschrocken über so viel Selbstgefälligkeit und verletzenden Hass, besonders auch bei Herrn Flade. Wie passt das zu Christen, s. Rö 12,9?

  2. Vielleicht doch noch mich notwendigerweise drängend ein PS zu meiner u.a. dargelegten Haltung, Dr. Rentzing betreffend, derzeitig noch immer Repräsentant der Ev.-Luth. Kirche Sachsens:
    Der politische Eklat um das jüngst von B. Höcke selbst abgebrochene ZDF-Interview zeigt erneut und erschreckend auf, welche Geisteshaltungen nicht nur führende AfD-Politiker Thüringens, sondern eben auch AfD-Vorstandsmitglieder mit ihrer bisherigen Duldung dieser Katastrophe in der medialen Öffentlichkeit geoffenbart wird. Herr Gauland bezeichnet solcherart Politiker „bürgerlich“ und demonstriert somit eine bedenkliche Verwirrung eines dem Grundgesetz verpflichteten Bundestagsabgeordneten, dem man dies als einen temporären Faux pas wohl kaum abnehmen darf.
    Mit seiner (Rentzings) bischöflichen Haltung nach dem bekannten Wahlausgang in Sachsen (Zitat): „Wir müssen uns ihren Fragen stellen und wir müssen versuchen, in dieser Gesellschaft neu so etwas wie eine gemeinsame Sicht auf unsere gemeinsame Zukunft zu entwickeln“ sollte sich jetzt bitte sehr rasch sowohl Herr Rentzing selbst, als a priori die sächsische Landeskirche die drängende Frage stellen, ob solch höchst fragwürdigen Ansichten zur politischen Realität tatsächlich die Haltungen der Kirche sein können und dürfen…Ich meine: entschieden NEIN!
    Die Stimmen, so meine Wahrnehmungen besonders nach dem Wahlausgang und zum Bischofswort nach dem 1. Sept. a.D. 2019, mehren sich in Richtung Entsetzen, Unbehagen, Verständnislosigkeit und leider Abwendung von Kirche.
    Im Journal „Publik Forum“ gibt es bemerkenswerte Reflexionen zur AfD und da zwischen den Zeilen Ablesbares zu nach wie vor Nicht-Haltungen der Institution Kirche, jedoch andererseits Klartext und Darstellungen aus eigenen Erfahrungen einzelner Geistlicher mit dieser rechtsextremen Partei (was Kablbitz, Urban /AfD-Vorsitzender und Fraktionsvorsitzender in Sachsen / und Höcke öffentlich äußern, hat mit bürgerlicher Alternative nichts, aber auch gar nichts gemein!) – „ Aggressive Opferpose“ / ein Kommentar des Kulturbeauftragten der EKD, Pfarrer Joh. Hinrich Claussen zum Höcke-Positionspapier der AfD Thüringens: „Unheilige Allianz mit den Mächtigen und dem Zeitgeist“.
    Es ist unübersehbar, dass Dr. Rentzing diesen Frontalangriff der AfD nicht zur Kenntnis genommen hat, ansonsten hätte er mit seiner Öffentlichkeitsposition (s. Blog Chr. Wolff) überlegter umgehen müssen. Erich Kästner schreibt in seiner Lyrischen Hausapotheke (Eisenbahngleichnis): „ Wir sitzen alle im gleichen Zug, / Doch manche im falschen Coupé“. Teofila Reich-Ranitzki schrieb diesen Zyklus 1941 im Warschauer Ghetto von Hand ab und illustrierte ihn. Vielleicht sollte Dr. Rentzing diese Lebens-Aufzeichnungen von Marcel und Teofila Reich-Ranitzki (Insel-Verlag) einmal lesen – bevor er öffentlich etwas äußert, was vorher besser durchdacht gewesen wäre!
    Kürzlich stellte jemand zum besagten Bischofswort zur stattgefundenen Landtagswahl trefflich fest Dresden ist doch noch immer das Tal der Ahnungslosen.
    Einen Extragruss an Chr. Wolff! Jo.Flade

  3. in die Blog-Runde:
    zurück aus Südtirol, wo es in den faszinierenden Dolomiten-Bergwelten neben den mutwillig empfangenen Genüssen edler Traminer nebst würzigem Käse u.a. auch noch die Möglichkeiten gibt, sich den nötigen Weitblicken genussvoll hinzugeben, vor allem dann, kommt man aus zunehmend engstirnigen und teils bedenklich einfältigen Argumentationsversuchen, sich die politisch elendige Situation auch noch schön zu reden (vor allem aus den wonnig gepflegten Nichts-Tun-Position).
    Und an einem Gipfelkreuz auf einem 2750-iger kam es zwischen einem Brixener, dessen ebenfalls sympathischen Filius und mir bei eben dieser faszinierenden Weitsicht ziemlich rasch zum einem sehr guten, wohltuenden und kenntnisreichen Dialog – nach der Überwindung von 913 Höhenmetern innerhalb knapp 3 Stunden fast ein konditionelles Kunststück…
    Und der Brixener (über die sächsischen Verhältnisse bestens und differenziert kenntnisreich; er hat in Chemnitz, Leipzig und Dresden Freunde, erwachsen aus Studienreisen) war fassungslos über das Wahlergebnis, vor allem über den gravierenden Abrutsch der SPD und der enormen Zugewinne der AfD.
    Selbst bei na klar verständlichen Fragen zur politischen Inkompetenz der ewig regierenden CDU, die ganz offensichtlich den Boden für die Rechtspopulisten mitbereitete und ohnmächtig und tatenlos zusah, weil eben gravierende Probleme aufgetürmt wurden und der Drang, diese endlich mal anzugehen (Infrastruktur, vor allem in den peripheren Landregionen, Digitalisierung, Klima-/Umwelt, Integration, Bildung etc.pp.) mit einer AfD Staat mitnichten zu machen ist, verwundert der massive Einzug dieser Truppe in den Sächs. Landtag enorm, gleichwohl es eben die Konsequenz des jahrelangen Nichttuns ist!
    Die Grünen haben es gepackt, und wer dieser Partei noch immer Dümmlichkeit und Realitätsverlust vorwirft, muss wahrlich und noch immer nicht irgend etwas nicht verstanden haben!
    Man sehe sich doch nur mal die einzelnen Stimmengewinne in den Sächsischen Regionen an – mehr ist nicht zu sagen.
    Nun lese auch ich mit aufgetanktem Lebensmut und frischer Bergluft in der Lunge den Blog von Chr. Wolff und all die Kommentare, teils so heftig daneben und subjektiv absurd, dass ich ahne: ich bin offensichtlich wieder in Deutschland – im denkenden Flachland, in den Niederungen der verletzenden und sich in Selbstverliebtheit geprägten Dumpfsphären.
    Und ich kann nur empfehlen, sich allein von den durchdachten, guten und klugen Reaktionen tragen zu lassen und von den bereits 99 mal ausgegossenen, unsäglich persönlich auf Diffamierung abzielenden und den immer wieder unübersehbaren Eitelkeitslustbarkeiten frönenden Angriffen, mit denen auch überhaupt kein Staat zu machen ist (!), einfach nicht mehr zu reagieren – wirklich schade um jede Energie! Das Leben ist gar nicht so – es ist ganz anders!!!
    Und z.B. an Herrn Käfer: belächeln Sie doch ganz souverän die rhetorische Dummheiten , befassen Sie sich weiterhin allein mit seriösen Gesprächspartnern, die durchaus auch andere Haltungen zu den komplexen Problemen, die uns allesamt umtreiben , haben werden, aber für Sie und andere eben gediegene und intellektuell sichere Diskurspartner sind; nur dies lohnt.
    Was den evangelischen Landesbischof Sachsens betrifft, ist jedes weitere Wort unnötig – es wird Zeit, dass die Ev.-Luth. Landeskirche endlich aufwacht und dieser Personalie ein rasches Ende bereitet; wir allesamt hätten wahrlich geistige und geistliche Größe verdient!! Die massiven Kirchenaustritte hat eben auch Herr Dr. Rentzing mit zu verantworten.
    Mit Grüßen in die vernünftig und sympathisch reagierende Runde – Jo.Flade

  4. 1. Beispiel:
    Ich bezeichne es als legitime Meinung“, daß man mit der AfD sprechen müsse. Herr Lindemann isoliert den Ausdruck „legitime Meinung“ und bringt ihn böswillig in falschen Zusammenhang mit Urban-Zitaten. Herr Wolff sieht keine Unterstellung in diesem Vorgehen. Entweder kann er kein Deutsch (schlecht für einen Pfarrer) oder er schließt sich der Böswilligkeit an.
    2. Beispiel:
    Herr Wolff bezeichnet die Meinung des Landesbischofs als „geistlich verblendet und politisch ignorant“ und sieht dies als „Kritik“, wo doch jeder nur einigermaßen Objektive im Vordergrund die unnötige Beleidigung sieht.
    3. Beispiel:
    Ich beklage die „Diskussionsverweigerung“. Herr Wolff sieht erfreulich viele Beteiligte an dem „Meinungsaustausch“ und übersieht dabei – über die Strecke gesehen – daß es entweder nur zustimmenden Beiträge gibt oder anderen Meinungen – meiner zB – eher mit persönlichen Angriffen als mit Argumenten begegnet wird. Unabhängig davon aber: Herr Käfer will „versuchen“, die Beiträge gar nicht mehr zu lesen – keine Diskussionsverweigerung? Immerhin freut es mich ja, daß es ihm schwerfallen wird, meine Beiträge nicht mehr zu lesen – sie sind halt lesenswert.
    Also, Herr Wolff, Sie machen Ihren blog zum Kindergarten und Herr Käfer hilft Ihnen dabei. Ich werde weiter die Gegenmeinung zu der Ihren darstellen aber auch dort zustimmen, wo ich das für richtig halte (immerhin im Gegensatz zu Ihnen).
    Andreas Schwerdtfeger

  5. Lieber Herr Schwerdtfeger,

    ich bedauere sehr, mitverantwortlich dafür zu sein, dass Sie verzweifeln, weil mir zum einen nichts anderes einfällt, als auf Altersmilde statt Zorn zu bestehen. (Vielleicht haben Sie meine Beiträge ja sehr selektiv gelesen, oder ich drücke mich generell unverständlich aus?!?)

    Zum anderen halten Sie mir vor bzw. wollen mir vorhalten, dass ich mich in langen Exkursen…. – ja was eigentlich? Es wäre hilfreich, wenn Sie in ganzen Sätzen schreiben!

    Wie auch immer und um es kurz zu machen:
    dass und warum ich derzeit nicht SPD wählen kann, habe ich mehrfach erklärt; in gleicher Weise will ich zukünftig versuchen, auch wenn es schwer fällt, Beiträge „by Andreas Schwerdtfeger“ nicht zu lesen oder weiter zu kommentieren.

    Michael Käfer

  6. Man kann ja nur verzweifeln angesichts der Diskussionsverweigerung auf diesem blog. Dem einen fällt nichts anderes ein, als anstelle von Alterszorn auf Altersmilde zu bestehen und sich in langen Exkursen nach dem Motto „ich habe nicht gesagt …, „Sie haben falsch verstanden …“, „lesen Sie mal dort oder hier nach“ (für die Knigge-Diskussion ist Herr Käfer offensichtlich nicht lange genug dabei, denn dazu habe ich vor längerem schon ausgeführt, daß sich entweder alle an die Queensberry-Regeln halten oder eben nicht); der andere greift immer die Person anstelle der Meinung an; alle wiederholen sich in ewigem Kreise.
    Nun konfrontiert mich also Herr Lindemann mit Urban-Zitaten und unterstellt (offensichtlich böswillig), daß ich für diese Zitate Partei ergreifen würde. Also muß leider auch ich wiederholen, was jeder längst erkennen könnte, wenn man mal nicht von vorneherein eine Anti-Position für unabdingbar hielte:
    Wir alle sind hier gegen die AfD – das ist Übereinstimmung! Wir alle halten die Führer dieser Partei, egal ob sogenannter Flügel (ganz schlimm) oder „nur“ AfD für nicht wählbar und schädlich für unsere Demokratie. Also haben wir alle gemeinsam das Ziel, möglichst viele Wähler davon zu überzeugen, daß sie diese Partei eben nicht wählen sollten. Es geht also, Herr Lindemann, nicht um Urban sondern um die, die ihn wählen. Und wenn Sie nun mit mir darüber diskutieren wollen, dann geht es um die Frage, wie man Wähler – nicht die Führer – dieser Partei beeinflussen könnte. Und dazu ist meine Meinung, die niemand teilen muß, die aber keinerlei Anlaß bietet zu solchen Bemerkungen wie sie hier teilweise geäußert werden, daß man die Anliegen dieser Wähler ernst nehmen und mit ihnen diskutieren muß, daß man diese Wähler nicht pauschal beschimpfen darf, daß ihre Anliegen durchaus legitim sein können in unserer Demokratie, daß man nach der Wahl, wenn sie also „hoffähig“ im Parlament sitzen, mit ihnen reden muß; daß umgekehrt jede Beschimpfung sie hinter ihren radikalen Führern zusammenschweißt, genauso wie jede Art der Ignorierung (des Problems wie der Wähler) sie eher einigt als spaltet. Es nützt zur Bekämpfung dieses Arguments gar nichts, einzelne Zitate der Bösewichter an der Spitze zu bringen, denn wir bewerten diese Zitate gleich, aber es geht um die WÄHLER. Und diese Wähler – jetzt, weils paßt, plötzlich als „bewußt“ und „keinewegs Dummerchen“ bezeichnet, sind – wir wissen es doch alle, zum großen Teil Protest- und extreme Wechselwähler (was eben nicht für wirkliche Klugheit spricht).
    Also nochmal: Lesen und verstehen Sie erstmal die Beiträge der anderen, bevor Sie sich erhitzen, und argumentieren Sie dann sachlich dagegen anstatt sich immer der Person des Gegenüber zu widmen. Es ist ja gerade auch Herrn Wolffs Problem, daß er mir schon gefühlt 99x das gleiche geschrieben hat und nicht merkt, daß diese 99x aber nur ausweichen vor der Diskussion waren, weil er zur Sache auf meine Argumente nicht eingeht.
    Mit herzlichem Gruß,
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Diskussionsverweigerung? Auf diesen Eindruck muss man erst einmal kommen. Es beteiligen sich erfreulich viele an dem Meinungsaustausch. Vielen Dank dafür. Dass Kontroversen ausgetragen werden, bedeutet nicht, dass dies für alle zufriedenstellend ist. Aber das als Verweigerung von Diskussion zu bezeichnen? Das macht dann auch blind gegenüber Meinungsäußerungen wie die von Herrn Lindemann. Mit keinem Wort unterstellt Herr Lindemann Herrn Schwerdtfeger, für die Zitate „Partei zu ergreifen“. Er empfiehlt lediglich, sich über die AfD gut zu informieren. Genau dasselbe gilt für Schwerdtfegers Diktum, man müsse mit AfD-Wählern und -Mandatsträgern reden. Dagegen hat grundsätzlich niemand etwas. Nur setzt Herr Schwerdtfeger offensichtlich reden mit Verständnis entwickeln gleich. Genauso ist für ihn jede kritische Position gegenüber AfD-Wählern gleich Wählerbeschimpfung. Und schließlich nimmt Herr Schwerdtfeger für sich in Anspruch, genau zu wissen, warm Wähler/innen der AfD ihre Stimme geben: Protest – und übernimmt dabei eine paternalistische Haltung gegenüber der AfD. Das allerdings ist aus meiner Sicht völlig unangebracht. Denn die Wähler/innen sind mündige Bürger/innen. Ihre Entscheidung basiert auf Überzeugung. Deswegen muss diese Haltung einer Kritik unterzogen werden. Genau darum bemühe ich mich in den Blog-Beiträgen. Christian Wolff

    2. Herr Schwerdtfeger schreibt: “ Und diese Wähler – jetzt, weils paßt, plötzlich als „bewußt“ und „keineswegs Dummerchen“ bezeichnet, sind – wir wissen es doch alle, zum großen Teil Protest- und extreme Wechselwähler (was eben nicht für wirkliche Klugheit spricht)“.
      Auch diese als Faktizität verkaufte Annahme entspricht nicht empirischen Erhebungen zur Landtagswahl Sachsen: „Gewählt wird die AfD von 28 Prozent als ‚Denkzettel‘ und von 70 Prozent ‚wegen ihrer politischen Forderungen‘.
      https://www.forschungsgruppe.de/Aktuelles/Wahlanalyse_Sachsen/
      Die „Überzeugten“ bilden also unter der AfD-Wählerschaft eine sehr klare Mehrheit.

    1. Wobei hinzuzufügen wäre, dass nach einem Urteil des Landgerichts Dresden der sächsische AfD-Spitzenkandidat Jörg Urban als „Neonazi“ bezeichnet werden darf. Wenn Herr Schwerdtfeger von „legitimen Meinungen“ spricht, sollte er sich mal informieren, was z. B. Jörg Urban, der sich an verschiedenen Veranstaltungen des „Flügels“ der AfD beteiligt hat, in den letzten Jahren so von sich gegeben hat, z. B.: „Auch das derzeitige Regime werden wir mit Hilfe der vernünftig denkenden Menschen zum Einsturz bringen!“ oder „Ein Volk kann nur die eigene Einigkeit und Freiheit bewahren, wenn es weitgehend homogen bleibt“.

  7. Schon die Überschrift zeigt es: „Geistlich verblendet und politisch ignorant“ – das ist Herrn Wolffs Urteil über eine andere Meinung. Man ist beeindruckt von seiner Vorstellung des demokratischen Diskurses! Ich kann verstehen, daß man nicht gerne mit bestimmten Leuten spricht. Aber dass es eine legitime Meinung ist, daß man mit ihnen sprechen muß, ist ebenfalls offensichtlich (und wird übrigens von Leuten quer durch das politische Spektrum empfohlen, ist also keineswegs Einzelmeinung politischer Ignoranten).
    Herr Wolff zeigt sich erneut als demokratisch inkompetent.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Lieber Herr Schwerdtfeger, mit keinem Wort habe ich gesagt, dass man nicht mit jedem Menschen reden sollte. Im Gegenteil: Ich praktiziere es jeden Tag – unabhängig davon, ob mir einer sympathisch ist oder nicht und welche Meinung er vertritt. Aber es kommt immer darauf an, von welcher Position aus ich mit anderen rede, welche Grundüberzeugungen ich dabei vertrete – und dass ich mich nicht ohne Not mit dem Gesprächspartner gemein mache. Aber wenn ich Sie richtig verstehe, dann bedeutet für Sie Gespräch: Wir tun uns nicht weh, Hauptsache, wir haben miteinander gesprochen. Das mag auch mal richtig sein – mit demokratischem Diskurs und Streitkultur hat das aber wenig zu tun. Mir kommt es so vor, als hätte ich Ihnen das schon 99 Mal geschrieben. Beste Grüße Christian Wolff

  8. Die gemeinsame Erklärung der beiden sächsischen Bischöfe empfinde ich als den Versuch, in schwieriger Lage Brücken zu bauen, Frieden zu stiften und zu bewahren. Im Gegensatz zu anderen scheint ihnen bewußt zu sein, wie real die Möglichkeit ist, daß die extreme Rechte UND die extreme Linke Weimarer Verhältnisse erneut heraufbeschwören könnten. Wer einen der beiden daran beteiligten Protagonisten nicht im Blick hat, verkennt die Lage. Jedoch sollte dabei nicht der fatale Fehler unterlaufen, die beiden Parteien DIE LINKE und Alternative für Deutschland (und schon gar nicht ihre Millionen Wählerinnen und Wähler) mit der extremen Linken oder der extremen Rechten in Deutschland gleichzusetzen und zu verwechseln. Die Verhältnisse sind weitaus komplizierter.

    War es in den 70er, 80er und 90er Jahren eine wichtige Aufgabe der Kirche(n) in Deutschland, friedensbewahrende Schritte länderübergreifend zu unternehmen, so ist es nunmehr ebenso dringend notwendig geworden, den Frieden im eigenen Lande zu befördern und zu bewahren. Daß dies nicht einfach ist, daß sich dies unweigerlich Angriffen von Links und von Rechts aussetzt, versteht sich dabei von selbst.

    Angriffe ad personam episcopi, wie hier erfolgt, sind dabei in meinen Augen alles andere als hilfreich.

  9. Lieber Christian Wolff,
    leider, ja leider war genau so etwas im Blick auf Rentzing nur zu erwartbar. Ich wundere mich darüber nicht, gleichwohl bin ich empört und sehr beunruhigt, dass eine lutherische Kirche dazu offenbar schweigt. Ich habe seinerzeit den sächsischen landeskirchlichen Konflikt oder besser „Kirchenkampf“ (?) um die Einführung des novellierten Pfarrerdienstgesetzes mit großem Erschrecken und Befremden verfolgt. Dessen „Ergebnis“ war ja letztlich Rentzings Wahl…Ich habe harte Auseinandersetzungen geführt z.B. mit einem gewissen „Thomas Schneider , Breitenbrunn“. Leider kenne ich die Kräfteverhältnisse in der sächsischen Landessynode nicht wirklich, auch nicht in der aktuellen Kirchenleitung. Aber ich denke, es gibt in Sachsen genug geistig und geistlich klare PfarrerInnen und MitarbeiterInnen und auch ChristInnen, die die leitenden Gremien in Zugzwang bringen können. Ich denke auch, dass die sächsische Landeskirche gut beraten wäre, langsam mal aufzuwachen und ihrem Bischof entschieden und klar zu entgegnen. Ich habe da aber durchaus große Sorge…
    Herzliche Grüße aus Thüringen
    Thomas Weiß

    P.S. Wir haben hier ja auch derlei Probleme, nur gottlob nicht einen solchen Bischof….

  10. Lieber Herr Wolff, ich lese Sie ja immer gern und bewundere Ihr Engagement, aber steht nicht gerade in „Theologische Existenz heute“ von 1933 in Bezug auf die politische Umgebung: „Das Entscheidende, was ich heute zu diesen Sorgen und Problemen zu sagen versuche, … besteht einfach darin, daß ich mich bemühe, hier in Bonn mit meinen Studenten … nach wie vor und als wäre nichts geschehen – vielleicht in leise erhöhtem Ton, aber ohne direkte Bezugnahme – Theologie und nur Theologie zu treiben.“ Ich könnte mir vorstellen, dass Landesbischof Rentzing ähnliches im Schilde führt bzw. zu führen meint – worüber man natürlich trefflich streiten kann …

    1. Lieber Herr Marwick, ja, Theologie treiben, um geistesgegenwärtig die gesellschaftspolitische Verantwortung wahrzunehmen zu können. Das war das Anliegen von Karl Barth. So jedenfalls verstehe ich viele seiner Schriften aus diesen Jahren, in denen er messerscharf den Deutschnationalismus der Kirchen kritisiert hat. Von dieser Wachheit kann ich bei Landesbischof Rentzing nichts, aber auch gar nichts erkennen. Beste Grüße Christian Wolff

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