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Appell an alle in Sachsen, Thüringen und anderswo, die kirchenleitend tätig sind

Am 1. September 2023 jährt sich zum 84. Mal der Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Dieser verbrecherische Akt des Nazi-Regimes markiert gleichzeitig den Beginn des 2. Weltkrieges, durch den Europa in Schutt und Asche gelegt wurde. Zeitgleich wurden sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens von den Nazis ermordet – die unfassbare Endstufe eines wahnhaften, aber auch tiefverwurzelten Rassismus und Antisemitismus. Erst sechs Jahre später, am 08. Mai 1945, wurde Deutschland vom Faschismus befreit.

Es ist richtig und angemessen, dass der 1. September seit langem als Weltfriedenstag begangen wird. Denn jeder Krieg ist Ausdruck von friedenspolitischem Totalversagen. Auch unterstreicht jeder Krieg, dass Frieden nicht mit Waffengewalt geschaffen werden kann. Diese Überzeugung beinhaltet: Zu einem aus dem christlichen Glauben abgeleiteten, pragmatischen Pazifismus gehört, im eigenen Verantwortungsbereich alles zu tun, damit kriegerische Aggressionshandlungen im Innern und nach außen eingedämmt werden. Als Kirche tragen wir hier eine besondere Verantwortung – gerade auch dann, wenn offensichtlich die Erfahrungen der vor 60 Jahren entwickelten Friedens- und Ostpolitik und der Friedlichen Revolution 1989/90 in Vergessenheit geraten und Kriegshandlungen wieder als Teil politischen Wirkens angesehen werden.

Im Rahmen dieser Verantwortung und im Blick auf den kommenden Weltfriedenstag richte ich diesen Appell an alle, die leitend in unserer Kirche tätig sind:

  • Beenden Sie jede Form der offiziellen Zusammenarbeit mit Kirchen und Religionsgemeinschaften, die den Angriffskrieg des Putin-Regimes gegen die Ukraine religiös rechtfertigen.
  • Treten Sie jeder Form von Nationalismus in Deutschland und Europa entgegen. Denn dem Nationalismus wohnt der Keim zum nächsten Krieg inne: Ausgrenzung nach innen, imperiale Machtansprüche nach außen.
  • Sorgen Sie dafür, dass auf allen kirchlichen Ebenen, in Verkündigung, Seelsorge und Unterricht, eindeutig und unmissverständlich dem völkischen Rechtsnationalismus, wie ihn die AfD vertritt, widerstanden wird.
  • Ermutigen sie alle Christinnen und Christen im ländlichen Raum, sich nicht länger vom zunehmenden und immer aggressiver auftretenden Rechtsextremismus einschüchtern zu lassen.
  • Leiten Sie dazu in ihrem Verantwortungsbereich einen breit angelegten, öffentlichen Diskurs ein: völkischer Nationalismus und rechtsextremistische Ausgrenzungspolitik, wie sie von der AfD verfolgt werden, widersprechen den Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens und der biblischen Botschaft.
  • Machen Sie dies zum Hauptthema in den kommenden Monaten: auf Pfarrkonventen, diakonischen Konferenzen, Zusammenkünften kirchlicher Werke und vor allem in der öffentlichen Kommunikation einschließlich der Gottesdienste. Alle, die in der Kirche tätig sind, stehen vor der Herausforderung, für Klarheit und Wahrhaftigkeit zu sorgen.
  • Deklarieren sie Ihre Haltung bitte nicht als „persönliche Meinung“, sondern als Notwendigkeit kirchenleitenden Handelns. Nennen sie die Gefahr beim Namen: AfD.

Es wird immer deutlicher: Die völkisch-nationalistische Politik der AfD und anderer rechtsextremistischer Gruppierungen bedroht nicht nur die Demokratie, sie trägt auch nichts zu einer neuen Friedensordnung in Europa bei. Darüberhinaus widerspricht sie diametral allen Grundüberzeugungen des Glaubens. Da, wo die AfD sich im kirchlichen Raum bewegt, missbraucht sie den Glauben als ideologischen Überbau für Ausgrenzung, Menschenverfeindung, Demokratieverachtung. Das müssen wir auch gegenüber den Menschen und vor allem den Kirchenmitgliedern verdeutlichen, die derzeit noch die Rechtsnationalisten der AfD unterstützen. Wir müssen den Menschen sagen: Wer AfD wählt, treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus! Dabei kommt es darauf an, den Verwerfungen, Demütigungen, Niederlagen, denen sich Menschen hilflos ausgeliefert sehen, mit neuem Selbstbewusstsein gegenüberzutreten. In diesem Sinn haben wir den Menschen den Rücken zu stärken und sie vor denen zu schützen, die ihnen über kurz oder lang das Rückgrat brechen werden.

So folge ich mit meinem Appell gerne dem Aufruf des ehemaligen Bundesinnenministers Gerhart Baum „Leute, wacht auf!“: »Es müssen … viel mehr meinungsbildende Persönlichkeiten Farbe bekennen – Intellektuelle, Künstler, Unternehmer und Bischöfe« und ich füge an: Schulrektor:innen, Kita-Leiter:innen, Ärzt:innen, Lehrer:innen, Pfarrer:innen, Diakon:innen … Auf sie, auf uns alle kommt es jetzt an!

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