Es war Anfang der Woche: Ein Techniker tauschte in meiner Wohnung die Messgeräte an den Heizkörpern aus. Bei einem Heizkörper erzählte ich dem Techniker, dass ich den kaum nutze. Die Winter seien ja nicht mehr so kalt. Der Techniker antwortete: Sind sie froh, das ist doch gut so. Ich erwiderte: Na ja, das kommt darauf an, wie man es sieht. Völlig unvermittelt bricht es aus dem dem Techniker heraus: Ich kann es nicht mehr hören das Gerede vom Klimawandel. Hatte ich davon etwas gesagt? Ich frage ihn, was ihn denn daran störe. Darauf er: Ach, den gibt es doch so nicht. Ich erwiderte: Dass sich in den letzten Jahren viel am Klima geändert hat, ist doch nicht zu bestreiten. Ich spürte, dass er nicht weiterreden wollte. Doch nach einer Pause fügte er hinzu: Das ist mir alles zu viel. Ich erwiderte: Das kann ich sehr gut verstehen. Es ginge mir auch oft so, wenn ich sehe, was der Klimawandel für Auswirkungen hat – in Griechenland, in Libyen, im Ahrtal. Das sei schon sehr bedrohlich und angstmachend. Darauf wieder Schweigen. Dann versuchte ich noch einmal das Gespräch aufzunehmen: Sie sind doch vom Fach. Sie können doch die Lage richtig einschätzen. Wie deuten Sie denn die zunehmenden Orkane, Dürren, Überschwemmungen? Wieder spürte ich seinen Unwillen, das Gespräch fortzusetzen. Schließlich sagte ich ihm: Wissen Sie, wenn man sich großen Problemen nähert und ganz dicht an sie herankommt, dann mache ich die Erfahrung: Die Probleme werden sehr viel überschaubarer. Vor allem muss ich vor ihnen keine Angst mehr haben. Das hilft. – Da haben sie recht, antwortete der Techniker und befestigte das ausgetauschte Messgerät.
Ich vermute, dass ich mit einem Menschen geredet habe, der eventuell mit dem Gedanken spielt, AfD zu wählen. Gleichzeitig gehört er offensichtlich zu denen, die sich von der Vielzahl der Probleme überfordert fühlen, darüber aber nicht wirklich sprechen will – vor allem nicht mit jemandem, der offensichtlich anders denkt. Dennoch ist es wichtig, dass wir – wo auch immer – solche Gespräche führen und dabei beachten:
- Pauschalurteile nicht im Raum stehenlassen. Jemand, der sich so wie der Techniker äußert, fordert (un-)gewollt eine Reaktion heraus. Kommt keine, fühlt er sich bestätigt. Kommt eine, zieht er sich schnell zurück. Darum ist wichtig, einem begonnenen Gespräch eine Fortsetzung zu ermöglichen und gleichzeitig – wo nötig – behutsam eine Gegenposition aufzubauen.
- Parolen delegitimieren. Am Montag war bei der Talkshow „Hart aber fair“ der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla zu Gast. Zu Beginn der Diskussion spricht Chrupalla von seiner ostdeutschen Herkunft (ab Minute 7:00). Er habe eine schöne Kindheit in der DDR erlebt, seine Eltern aber hätten unter Repressalien gelitten. Chrupalla verweist auf fehlende Meinungsfreiheit und Gängelung in der DDR, um dann zu seiner eigentlichen Botschaft zu kommen: „und das sind Dinge, wo viele Menschen im Osten Déjà-vus erleben – und das kommt eben gerade zurück, gerade in der Politik.“ Reaktion des Moderators Louis Klamroth: keine! Klamroth geht zum nächsten Thema über. Doch die Journalistin Anne Hähnig ist aufmerksam. Bevor sie auf die Frage von Klamroth eingeht, kommt sie auf das angebliche „Déjà-vu“ der Ostdeutschen zurück. Sie schließt aus der Quasi-Gleichsetzung heutiger Verhältnisse mit der DDR-Diktatur, dass Chrupalla sich wohl zur DDR zurücksehne. So habe er Chrupalla nicht verstanden, reagiert Klamroth abwehrend. Als „Beweis“ für seine Behauptung führt Chrupalla dann an, dass sein Konto bei der Postbank gekündigt worden sei mit der Begründung, er sei AfD-Mitglied. Klamroth zeigt sich überrascht, vermeidet aber die an sich naheliegende Bemerkung: Das prüfen wir im sog. Faktencheck. Als dann Katrin Göring-Eckardt erklärt, wie die DDR-Diktatur funktioniert hat, erwidert Chrupalla triumphierend: „Ist doch heute wieder so“. Göring-Eckardt verweist darauf, dass heute jeder seine Meinung frei äußern kann. Reaktion Chrupallas: „Sie vielleicht, aber nur einmal“. Spätestens an dieser Stelle hätte die offensichtliche Strategie Chrupallas durchkreuzt werden müssen. So gut es war, dass Anne Hähnig und Katrin Göring-Eckardt AfD-Chrupalla gestellt haben, so bedenklich die Blauäugigkeit des verantwortlichen Moderators.
Was deutlich wird: Die AfD nutzt jede Gelegenheit in den von ihr verachteten „Mainstream-Medien“, um ihre Themen (Geschichtsrevisionismus, heutige Verhältnisse wie DDR, es herrscht keine Meinungsfreiheit, Migranten sind nach Alice Weidel „Kopftuchmädchen“ oder „Messermänner“) zu setzen – und hat damit durchaus Erfolg. Viel zu selten und viel zu schwach wird dem direkt und unmittelbar widersprochen. Mehr noch: Nach wie vor bedienen vor allem Politiker:innen demokratischer Parteien die Narrative der AfD – wie zuletzt der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz.* Für ihn wie für viele andere ist nicht das Grundproblem, dass Menschen flüchten müssen vor Unrechtssystemen, wegen rassistischer, völkischer Verfolgung, vor Krieg und Umweltkatastrophen. Sie sehen in den Geflüchteten eine Gefahr für Deutschland und nicht in denen, die aus nationalistischen Motiven Migranten ausgrenzen wollen.
Dass ein klare Reaktion und Haltung möglich und erfolgreich ist, haben die Bürger:innen von Nordhausen gezeigt – und das zu einem Zeitpunkt, da ein Thema, nämlich die Zuwanderung durch Geflüchtete, und die zumeist beschämende Debatte das Geschehen bestimmt und den Rechtsnationalisten der AfD in die Hände zu spielen scheint. Doch die Bürger:innen von Nordhausen haben erreicht, dass es nicht zur Wahl eines Mitglieds der rechtsextremistischen Höcke-AfD zum Oberbürgermeister von Nordhausen gekommen ist. Sie haben die Rhetorik der AfD nicht gelten lassen. Sie haben sich nicht mit der in vielen Medien kolportierten Meinung abgefunden, als sei es ausgemacht, dass die AfD in Ostdeutschland von einem Wahlerfolg zum anderen getragen wird. Sie haben der AfD und ihrem OBM-Kandidaten Jörg Prophet nichts durchgehen lassen. Sie haben sich uneingeschränkt zur demokratischen, vielfältigen Gesellschaft bekannt. Sie haben gezeigt, dass es überhaupt nicht ausgemacht ist, dass sich die rechtsnationalistische AfD auf einem unaufhaltsamen Siegeszug befindet. Allein dadurch haben sie viele Menschen darin ermutigt und gestärkt: #AfDnee und niemals!
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* Seit vielen Jahren unterstütze ich einen syrischen Geflüchteten. Als dieser vor einigen Jahren dringend eine Zahnbehandlung benötigte, wurde ihm in einer Leipziger Praxis ein privater Behandlungsvertrag zur Unterschrift vorgelegt, der zu einer Rechnung von einigen Tausend Euro führte. Diese zahlt er noch heute ab. So viel also zum Merz-Märchen von den Geflüchteten, die „sich die Zähne neu machen (lassen)“ und „die vollen Leistungen bekommen“.
16 Antworten
Sehr geehrter Herr Wolff,
häufig unterschätzt man die Kenntnisse und Fähigkeiten von Leuten, die mit schmutzigen Händen und im Arbeitsanzug daherkommen und überschätzt sich selbst. Auch sollte man immer eigene Fehleinschätzungen für möglich halten. Ein Techniker heißt und ist Techniker weil er Abschlüsse auf dem speziellen technischen Gebiet hat, verbunden mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen . Diese fehlen Ihnen so weit ich es einschätzen kann.
Der Leipziger Chemie-Prof. Matysik sagte in einem Interview vor Kurzem:
„…. das heißt praktisch für eine moderne Gesellschaft, es geht nicht ohne naturwissenschaftliche Bildung…“ ……“wenn man keine Ahnung hat, dan merkt man das auch gar nicht…“
Fakt ist, dass wir in den letzten Jahrzehnten einen moderaten Temperaturanstieg hatten, dessen Ausmaß aber in der Erdgeschichte nicht ungewöhnlich ist.
Die Beispiele, für den Klimawandel, die Sie in Ihrem Artikel anführen sind recht unglücklich, weil sie nicht durch den Klimawandel begründet sind.
-Ahrhochwasser: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Hochwasserereignisse_an_der_Ahr
Hier gibt es regelmäßig in zeitlich weiten Abständen katastrophale Hochwasser.
Das letze wurde, wenn man es an der Abflußgeschwindigkeit der Ahr mißt, vom Hochwasser 1804 übertroffen.
-Hochwasser in Lybien: https://gela-news.de/der-dammbruch-von-derna-eine-katastrophe-mit-ansage
Auch hier regelmäßig schwere Hochwasser, denen man mit 2 Staudämmen Herr werden wollte. Nach der Zerstörung der staatlichen Ordnung wurden diese nicht mehr gewartet, was zur Katastrophe führte.
Stürme / Orkane. „In den USA ist die NOAA, National Oceanic and Atmospheric Administration in Boulder, Colorado, die zuständige Behörde für alles was mit dem Wetter zu tun hat.“
https://tkp.at/2023/09/21/starke-und-heftige-tornados-sind-seit-1950-weniger-geworden/
Interessant ist das Diagramm in der Mitte des Artikels, das sich auf die NOAA Daten bezieht: Starke Tornados nehmen seit 1950 leicht ab.
Für Brände gibt es ähnliche Statistiken, wobei die häufigste Ursache hier Unachtsamkeit und Bransstiftung ist.
Noch ein Wort zu Friedrich Merz: Unabhängig davon was Sie dazu geschrieben haben, und dass siene Aussagen dem Wahlkampf geschuldet sind, also nach dem 8.10. von ihm nicht mehr vertreten werden, hat er in sofern Recht, dass Migranten, fast sofort den
schon länger hier lebenden in der GKV praktisch gleichgestellt sind.
Eine rechte Quelle: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/illegale-migration-gesundheitssystem-zahnersatz/ und damit es schön ausgeglichen ist
eine linke Quelle: http://gesundheit-gefluechtete.info/leistungsanspruch-und-umfang-%c2%a7%c2%a7-4-6-asylblg/ mit den entsprechenden gesetzlichen Grundlagen.
MFG
Erwin Breuer
Sehr interessant: Wer kein Techniker ist, darf/soll sich nicht zu technischen Problemen äußern, weil er immer falsch liegt. Wer kein Theologe ist, darf sich nicht zu theologischen Fragen äußern … wer kein … .
Wer so argumentiert, geht davon aus, dass beruflich, wissenschaftlich qualifizierte Menschen in ihrem jeweiligen Spezialgebiet zumeist eine Meinung vertreten. Dem aber ist Gott sei Dank nicht so. Also wird es weiter Debatten geben, an denen sich hoffentlich viele Bürger:innen mit sehr unterschiedlicher Expertise beteiligen.
Man erinnert hier gerne an Herrn Wolff, der ihm missliebige Beiträge gerne damit abqualifiziert, dass der sie Vertretende „im Ohrensessel“ sitzt. Wenn Sie doch endlich damit aufhörten, anderen Haltungsnoten zu verpassen und gleichzeitig ihre eigenen Aussagen weder inhaltlich noch nach Haltungsnoten den gleichen Maßstäben zu unterwerfen! Es wäre viel gewonnen und gleichzeitig das Ende Ihrer Heuchelei.
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Herr Wolff,
selbstverständlich können Sie und auch jeder Andere zu jedem Thema Ihre bzw. seine Meinung und Beitrag einbringen, nur ist dann die Relevanz sehr unterschiedlich
oder es wird möglicher Weise lustig bzw. peinlich, wie bei der Diskussion um Martins Mantel oder die Spieltheorie.
Mfg
Erwin Breuer
„Ein Techniker heißt und ist Techniker weil er Abschlüsse auf dem speziellen technischen Gebiet hat, verbunden mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen .“
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Dass ein Heizungstechniker in seiner Ausbildung spezielle Kenntnisse über den weltweiten Klimawandel beigebracht bekommt, wäre mir neu.
Hier nochmal mit den Uralt-Debatten zum Klimawandel konfrontiert zu werden, ist schon überraschend. Ja, es ist tatsächlich heikel, einzelne Wetterphänomene als Beleg für den derzeit stattfindenden Klimawandel anzuführen. Die Statistik spricht dagegen eine deutliche Sprache. Die zahlreichen Forschungsarbeiten zum gehäuften Auftreten von Extremwetterereignissen als Folge der rasanten globalen Erwärmung finden auch ihren Niederschlag in den regelmäßigen Sachstandsberichten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Die Hauptaussagen des 6. Berichts von 2021 (AR6), Arbeitsgruppe 1: Naturwissenschaftliche Grundlagen, waren u. a.: (1) Es ist eindeutig, dass der Einfluss des Menschen die Atmosphäre, den Ozean und die Landflächen erwärmt hat. (2) Das Ausmaß der jüngsten Veränderungen im gesamten Klimasystem … sind seit vielen Jahrhunderten bis Jahrtausenden beispiellos. (3) Der vom Menschen verursachte Klimawandel wirkt sich bereits auf viele Wetter- und Klimaextreme in allen Regionen der Welt aus. Seit dem Fünften Sachstandsbericht (AR5) gibt es stärkere Belege für beobachtete Veränderungen von Extremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen, Dürren und tropischen Wirbelstürmen sowie insbesondere für deren Zuordnung zum Einfluss des Menschen (https://www.de-ipcc.de/media/content/Hauptaussagen_AR6-WGI.pdf). Details sind im Bericht zu finden. Man kann davon ausgehen, dass die IPCC-Sachstandsberichte den jeweils aktuellen Stand der Klimawissenschaften abbilden. Um sich eine Vorstellung von der Rasanz des aktuellen Temperaturanstiegs zu machen, schaue man sich den Temperaturverlauf über die letzten 2000 Jahre an: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f8/2000%2B_year_global_temperature_including_Medieval_Warm_Period_and_Little_Ice_Age_-_Ed_Hawkins.svg. Auch der Temperaturverlauf in den 20 000 Jahren davor war deutlich flacher als der heutige.
Danke!!! – Aber Sie sind doch kein Techniker …
Sehr geehrter Herr Dr. Lerchner,
richtig ist , dass man den Klimawandel (denn es selbstverständlich gibt) nicht an Einzelerscheinungen festmachen kann. Die Statistiken sind aber nicht so klar, wie Sie es andeuten. (z.B. die von mir oben verlinkte Statistik über Tornados der Klasse EF4 und stärker in den USA untermauert Ihre These nicht.)
Ein multifaktorielles Geschen, wie den Klimawandel auf eine einzige Ursache zurück zu führen ist absurd.
Die heute gängigen Klimamodelle, machen zwar schöne Voraussagen für die Zukunft, versagen aber, wenn man sie auf die Vergangenheit anwendet.
Die Diskussion über den Klimawandel, seine Ursachen und die Möglichkeiten des Menschen ihn zu beinflussen sind nicht so abgeschlossen, wie es das IPCC vorgibt.
https://www.scirp.org/journal/paperinformation.aspx?paperid=124007
https://www.mdpi.com/2073-4433/14/8/1244
Das mögen Außenseiter sein, aber auch Columbus, Galilei, Einstein oder Alfred Wegener waren bei ihren Entdeckungen Außenseiter.
Bei der Temperaturkurve, die Sie verlinkt haben, fällt auf den ersten Blick auf:
1. Sie ist aus unterschiedlichen Messmethoden und Proxydaten zusmmengestückelt
Das ist kritisch. Bei der Ermittlung der Temperatur aus Proxydaten gibt es mehrere
verschiedene Verfahren, die untereinander mehr abweichen, als die Abweichungen in
Kurve selbst.
2. Die y – Achse ist extrem gedehnt, so dass eine eigentlich recht konstante Temperatur
sehr variabel erscheint.
3. Die Mittelalterliche Warmzeit fehlt völlig. Damals war es ähnlich warm wie heute.
https://eike-klima-energie.eu/2021/08/22/wer-hat-die-mittelalterliche-waermeperiode-ausradiert/
Mfg
Erwin Breuer
Immer wieder uralte “Klimaskeptiker”-Geschichten aufzuwärmen, halte ich für nicht sehr seriös. Fritz Vahrenholts „Kalte Sonne“ ist schon lange untergegangen. Weitere zehn Jahre steiler Temperaturanstieg nach Erscheinen seines Buches lässt kaum noch Raum für Mäkeleien an der Hockeyschläger-Kurve (das Bild steht für den steilen Temperaturanstieg nach Jahrhunderten relativ geringer Temperaturänderungen). Gleiches lässt sich zu den Debatten über die Relevanz von Klimamodellen sagen [1]. Dass die Mittelalter-Warmzeit in der gezeigten Temperaturkurve unterschlagen wurde, stimmt so nicht. Im mittleren globalen Temperaturverlauf fällt sie nur nicht sonderlich auf, weil es sich um ein eher regionales Phänomen auf der Nordhalbkugel handelte und von Abkühlungen im Süden überlagert wurde [2].
Den Frust über die seltsame Klimapolitik der in dieser Frage von den Grünen dominierten Ampel-regierung kann ich allerdings nachvollziehen. Das Kind mit dem Bade auszuschütten und sich gegen allen physikalischen Sachverstand gegen die wissenschaftlichen Grundlagen einer vernünftigen Klimapolitik zu stemmen, ist aber wenig sinnvoll. Dass das von fossilen Brennstoffen stammende Kohlendioxid der Haupttreiber für den gegenwärtigen Klimawandel ist, lässt sich nun mal nicht wegdiskutieren.
[1] https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-klimamodelle-sind-nicht-verlaesslich
[2] https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-im-mittelalter-war-es-waermer-als-heute#kurz
Ja, lieber Herr Wolff, mit diesem Beitrag haben Sie mich wieder einmal richtig überzeugt: „Darum ist wichtig, einem begonnenen Gespräch eine Fortsetzung zu ermöglichen und gleichzeitig – wo nötig – behutsam eine Gegenposition aufzubauen.“ Welch eine kluge – und richtige – Erkenntnis! Wahrscheinlich haben Sie deshalb auf meinen letzten Beitrag, in dem ich darauf hinwies, daß eine Aktion „Schwerter zu Pflugscharen“ zwar unter den Umständen sehr mutig war, generell aber die politischen Realitäten dieser Welt andere sind und also Friede und Freiheit verteidigt werden müssen („aktive Hetze gegen andere ist ebenso schädlich wie das Im-Stich-lassen anderer“, war die These) – warum Sie also diese These nicht mit einer „Gegenposition“, sondern mit der Ihnen eigenen Behutsamkeit beantwortet haben. Und die – allerdings inhaltslose – Behutsamkeit Ihrer Unterstützer hier ist ja Legende. Breuer schrieb dazu am 28.8. (nicht an Sie, aber es hätte auch an Sie gerichtet sein können): „Ihr Beitrag vom 22.8. 11.01 Uhr ist doch ein exzellentes Beispiel, wie man Meinungen und Argumente n i c h t widerlegt, sondern Sie durch einen Angriff auf die Person diskreditiert.“
Wir wollen also behutsam sein, dabei aber gleichzeitig „klar benennen“ (Wolff), was Sache ist – und dies ist nicht leicht, da sich beides ja teilweise zu widersprechen scheint. Wir wollen weiterhin berücksichtigen, daß „mich (Wolff) Ihre ständige Vergabe von Haltungsnoten allmählich langweilen“ (siehe hier den Austausch Plätzsch/Besic). Man sieht an diesen Hinweisen, wie locker Sie, Herr Wolff, je nach Ihrer eigenen Sicht mit Ihren eigenen Maßstäben umgehen. Andere Meinungen seien „wirr im Kopf“ (sehr behutsam); Sie bewerten einen sachlichen Hinweis (Breuer, 26.9., 13:57h), daß unsere Medien unausgewogen sind, mit der abwertenden Anmerkung „da scheint einer ganz genau Bescheid zu wissen“ (sehr behutsam): In der fraglichen Welt-TV-Sendung, die Sie dann ansprechen, saß Merz Klingbeil und Nouripour gegenüber, also 1 : 2.
Zum Inhalt:
Ich halte Besic’s Vermutung, der Handwerker wollte vor allem seine täglichen Probleme darstellen, für durchaus möglich. Die augenblicklich fast auschließlich ideologie-getriebene Politik beschwert sehr viele Handwerksbetriebe, wie ich aus vielen Gesprächen weiß: Verbotsandrohungen für ihre (dieselgetriebenen) Fahrzeuge, Sperrung oder Einschränkung von Verkehrswegen zwischen Betrieb und Kunden, Reduzierung von Parkplätzen beim Kunden, Zulassen von schweren und strafrechtlich relevanten Behinderungen des Verkehrs, Verunsicherung der Betriebe aller Ebenen durch ständige Ankündigung neuer Einschränkungen, Überlastung mit Bürokratie und zu hohen Steuern und vieles mehr – und dies alles für eine Politik, deren Ziel zwar unzweifelhaft richtig und notwendig ist, die aber in ihrer von Ideologie und Dogmatismus getriebenen Durchführung regelmäßig nur als gewaltige Geldverbrennungsmaschine wirkt, wie vor einigen Tagen die Verschwendung von 300 Mio Euro an einem Tage (Herr Scheuer wird sich wundern über die krummen Wege seines Nachfolgers Wissing). Aber Ihre behutsame Belehrung des Handwerkers, lieber Herr Wolff, war trotzdem beeindruckend.
Mit Merz springen Sie nicht ganz so behutsam um, was nicht verwundert, weil Sie ja leider nicht verstehen, daß eine gewisse Gemeinsamkeit der Demokraten in der Mitte eine erfolgreichere Taktik gegen die radikalen Flanken wäre. Merz hat völlig sachlich auf die „Pull-Effekte“ deutscher Einwanderungspolitik hingewiesen. Sein Zahnarzt-Beispiel ist unzweifelhaft übertrieben, aber inhaltlich richtig, insbesondere wenn man es auf die Gesamtpolitik der Einwanderung ausdehnt und das Beispiel richtigerweise nur als pars pro toto ansieht. Er stieß dabei auf eine (sich gegenseitig schon fast verliebt anschauende) Phalanx von Klingbeil und Nouripour, die jede sachliche Diskussion zum Thema verweigerten und sich stattdessen populistisch auf friedensbewahrende Behutsamkeit zurückzogen. Man weiß, daß viele hierzulande, wenn sie inhaltlich unbedeutend sind, gerne auf Anstandsfragen ausweichen, wobei – ein Beispiel ist besonders aussagekräftig – dieser Anstand subjektiv definiert und nur vom Gegenüber gefordert wird, während man selbst kräftig auskeilt. Die Flüchtlingsfrage, die Sie hier indirekt ansprechen, Herr Wolff, erfordert nach allgemeiner Meinung aller Verantwortlichen aller politischen Ebenen in unserem Lande eine Überprüfung der Pull-Effekte. Das schrittweise Zurückweichen unserer eigenen Regierung in dieser Frage zeigt, daß es dort nur länger dauert als bei der Opposition.
Der Handwerker hat Recht:, nicht konkret mit seiner Aussage zum Klimawandel („das gibt es doch nicht“), schon aber mit seinem Hinweis, daß man es nicht mehr hören kann (gemäß Umfragen Mehrheitsmeinung im deutschen Volke, aber Umfragen interessieren Sie ja nicht, wenn Sie nicht in Ihr Konzept passen). Wie glaubwürdig ist wohl eine „umweltbewußte“ Regierung, die massenhaft Kohle verbrennt, die teures (und schmutziges) LNG und Öl auch aus Rußland (über andere Länder) einführt, die die Industrie und Wirtschaft (also diejenigen, die die Maßnahmen gegen den Klimawandel finanziell erwirtschaften müssen) aus dem Lande treibt, die Geld in atemberaubenden Tempo für Klientelpolitik verbrennt, die den Deutschlandpakt im Munde führt, aber Steuererleichterungen zur Konjunkturankurbelung aus parteitaktischen Propagandagründen verhindert (Thüringen)?
Andreas Schwerdtfeger
„Und die – allerdings inhaltslose – Behutsamkeit Ihrer Unterstützer hier ist ja Legende.“
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Wenn Sie; Herr Schwerdtfeger, einmal ein interessantes Gespräch auf hohem Niveau verfolgen wollen:
Atheist und trotzdem gläubig – geht das?
https://www.youtube.com/watch?v=GdudxPTpFAQ
Danke, Herr Plätzsch, ein interessantes Gespräch, in der Tat. „Atheist und trotzdem gläubig – geht das?“ Jedenfalls ja, wenn man glaubt, daß „Gott“ eine sehr subjektive Vorstellung ist in Umkehrung der biblischen Aussage, daß Gott den Menschen „nach seinem Bilde“ schuf, wo doch die Realität unserer Welt zu zeigen scheint, daß eher der Mensch Gott nach seiner Vorstellung abbildet.
Der amerikanische Jurist, Diplomat, Uni-Professor und Poet James Russell Lowell (1819-91) schrieb in seinem langen Gedicht „The Present Crisis“ (Boston Courier, 11.12.1845), eigentlich ein eindrucksvoller Protest gegen den US-mexikanischen Krieg:
„And behind the dim unknown
standeth God within the shadow
keeping watch above His own“ –
eine individuelle und naive Gottesvorstellung, aber in ihrer vertrauensvollen Schlichtheit irgendwie überzeugend; und vielleicht „atheistisch“ im strengen Sinne heutigen Christentums ( nur „… his own“).
Andreas Schwerdtfeger
Sehr geehrter Herr Pfarrer i. R. Wolff,
als ich das hier las: „Ich vermute, dass ich mit einem Menschen geredet habe, der eventuell mit dem Gedanken spielt, AfD zu wählen“, war ich so baff, das ich es gar nicht glauben konnte; nämlich es erstens überhaupt gelesen zu haben und zweitens, dass dies tatsächlich und ernstgemeint von Ihnen kommen könnte.
Ihre völlig selbstverständlich abgeleitete, kausale Inbezugsetzung der kritischen Positionierung gegenüber dem Standpunkt des Klimawandels eines Mitbürgers zu seinem mutmaßlichen Wahlverhalten, welches Sie deutlich pejorativ herausstreichen, erscheint mir als die Blaupause einer paternalistischen Arroganz, die sich auf einen (vermeintlichen!) moralischen Exzeptionalismus gründet.
Naja, ich habe trotz meiner Verblüffung weitergelesen, und siehe da…!
Mit diesem Kommentagbeitrag hier kann ich den im Folgenden von ihnen skizzierten Ansprüchen aufs Beste gerecht werden:
1. Pauschalurteile nicht im Raum stehenlassen.
2. Parolen delegitimieren
Das Pauschalurteil, dass Menschen, die von der perpetuierten, medialen Dauerbeschallung des Klimawandels entweder affektiv gesättigt sind oder aber der unkritischen Perspektivenwidergabe diesbezüglich kritisch gegenüberstehen, konkludent Wähler der AfD wären, kann so nicht im Raum stehengelassen werden.
Die dahinterstehende Parole, auf Menschen, die sich von breitengesellschaftlich wohlfeilen Narrativen nicht vereinnahmen lassen, sei unbedingt soziopolitisch erzieherisch einzuwirken, möchte ich hiermit delegitimieren.
Und ich möchte beides gerne noch entflechten: Der Stand der aktuellen meteorologischen Forschung – soweit er mir als fachfremder Person zugänglich und verständlich ist – deutet darauf hin, dass die Häufung von bestimmen WETTER-Phänomenen Indikator sein könnte für eine bereits seit geraumer Zeit stattfindende, nachhaltige Veränderung regionaler Klimate. Da der Umfang der quantifizierbaren Einflussgrößen auf das Wetter und das Klima jedoch bei Weitem nicht vollständig erfasst ist, gibt es in diesem Zusammenhang durchaus probate und reliable Einsprüche gegen die uneingeschränkte Richtigkeit dieser Hypothese.
Womit wir wieder bei der fraglichen Verengung des Diskurses wären: Anstatt die Biosphäre und den in vielen Bereichen tatsächlich weitestgehend unstrittigen negativen Einfluss des Menschen darauf (Oberflächenversiegelung, Biosphärentransformation, Artenverdrängung und -sterben,…) in toto zu betrachten, kaprizieren wir uns, ganz in der Tradition eines anthropogenen Exzeptionalismus („Es könnte UNS ja schaden!“) auf ein einzelnes Phänomen.
Auf der ganz anderen Seite steht der demokratische Diskurs (bzw. das vernichtende Diktum) über eine einzelne Partei. Und auch hier arbeitet sich ein nicht unerheblicher Teil der Gesellschaft wieder an einem partikularen Symptom, dem potentiellen Wählerzulauf zur AfD, ab, anstatt sich der Suche nach den Ursachen dieser Entwicklung zu widmen. Gerade so, als ob dieses Meinungs- und Wahlwechselverhalten ein virologisches Phänomen wäre, welchem nur durch wahlweise Exorzismus, Absonderung oder Differenzidentifikation beizukommen wäre.
Lasst uns doch einfach einander zuhören!
Also, wirklich ZUHÖREN!!!
Und dann erst einmal innehalten und schweigen.
Und dann schauen: Was macht das Gesagte mit mir und was hat mein Gegenüber tatsächlich mitteien wollen? Und da hätte Ihnen fallbezogen ja irgendwie in den Sinn kommen können, dass der Installateur eigentlich TROST sucht in der sich für ihn als verwirrend, herausfordernd und vielleicht sogar feindseligen Lebensumwelt.
Also vor allem lieb sein und nicht ausschließend stolz (superbia ist doch ein peccatum clamans, oder nicht?!).
Vielen Dank für die kritische Replik. Vielleicht, lieber Herr Besic, haben Sie gemerkt, dass ich in dem Gespräch den Techniker weder „an die Wand“ geredet noch einer AfD-Nähe verdächtigt habe. Ich habe lediglich versucht, ihn im Gespräch zu halten, indem ich 1. seine Fachkompetenz betont und 2. ihn mit meinem letzten Gedanken zu trösten versucht habe – also genau das, was Sie mit Recht anmahnen. Nirgendwo kann ich da eine „pateralistische Arroganz“ noch eine moralische Überheblichkeit erkennen. Vielmehr habe ich den kurzen Gesprächsgang geschildert um anzudeuten, wie mit Menschen, die eine andere Position einnehmen geredet werden kann. Beste Grüße, Christian Wolff
Herr Besic, Sie werfen Herrn Wolff „(paternalistische) Arroganz“ vor. Das klingt aus Ihrem Mund ziemlich kurios. Ich erlebe Sie mit Ihrem mit zahlreichen ungebräuchlichen Fremdwörtern gespicktem Beitrag als ziemlich abgehoben und arrogant. So erreichen Sie den sprichwörtlichen Handwerker jedenfalls nicht.
„Als „Beweis“ für seine Behauptung führt Chrupalla dann an, dass sein Konto bei der Postbank gekündigt worden sei mit der Begründung, er sei AfD-Mitglied. Klamroth zeigt sich überrascht, vermeidet aber die an sich naheliegende Bemerkung: Das prüfen wir im sog. Faktencheck.“
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Der sog. Faktencheck wäre hier an seine Grenzen gestoßen:
„Auf Anfrage verweist ein Sprecher der Deutsche-Bank-Marke darauf, dass sich diese wegen des Bankgeheimnisses nicht zu einzelnen Kundenverbindungen äußere. Deshalb kann sie auch zu den tatsächlichen Gründen einer möglichen Kündigung nichts sagen.
Unmöglich aber sei der Rausschmiss missliebiger Kunden nicht, lässt der Sprecher durchblicken. „Grundsätzlich haben beide Geschäftspartner die Möglichkeit, eine Kontoverbindung ohne Angabe von Gründen zu kündigen“, sagt er. Die Bank dürfte Chrupalla also rauswerfen. Wenn sie es wollte.“
In dem „Welt“-Artikel werden auch Gerichtsentscheidungen erwähnt:
https://ogy.de/ej7p