Anfang November war ich vom Hospiz Villa Auguste Leipzig zu einer Podiumsdiskussion mit Vertreter:innen verschiedener Religionen zum Thema „… weil Sterben (k)eine Glaubensfrage ist“ eingeladen. Zu Beginn habe ich als Impuls einige grundlegende Ausführungen zum biblischen Verständnis von Leben und Tod gemacht. Hier die überarbeitete Fassung:
1 Ausgangslage
Dass wir sterben müssen – es ist die natürlichste Sache der Welt und gleichzeitig die größte Katastrophe. Dass am Ende des Lebens der Tod steht – es ist eine Banalität und gleichzeitig führt uns die Wirklichkeit des Sterbens an die Grenzen dessen, was wir zu ertragen vermögen. Es ist diese widersprüchliche Erfahrung mit der Vergänglichkeit des Lebens, die viele Menschen den Tod verdrängen lässt: Mit dem, was sowieso kommt, meinen wir uns nicht auseinander setzen zu müssen. Und das, was unsere Existenz bedroht, drücken wir – so lange es irgend geht – weg. Doch wenn dann der Tod in den Alltag einbricht, plötzlich und ungefragt und vor der Zeit, mit der wir rechnen, dann verkehrt sich das Natürliche in tiefe Verzweiflung und das Banale wird zum Extremen. Denn mit dem Sterben eines Menschen geht für die, die überleben, eine ganze Welt unter.
Das habe ich nicht nur erlebt in meiner beruflichen Praxis. Seit 50 Jahren gehe ich zeitweise wöchentlich hinter einem Sarg oder einer Urne her und begleite Menschen in ihrer Trauer. Meine zweite Beerdigung 1975 – ich selbst war 25 Jahre alt und Vikar – betraf einen 23-jährigen jungen Mann, der bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Er war aus der katholischen Kirche ausgetreten, aber die Mutter bat mich inständig, ihn kirchlich zu bestatten. Ohne irgendjemanden zu fragen bzw. die noch heute herrschende kirchliche Bürokratie zu bedienen, bin ich der Bitte nachgekommen. Denn Bürokratie und Seelsorge schließen sich aus (diese Botschaft ist aber noch immer nicht in den Amtsstuben unserer inzwischen aus der Zeit gefallenen Kirchenverwaltung angekommen). Auch persönlich musste ich die Erfahrung machen, dass mit dem Sterben eines lieben Menschen eine Welt untergeht. Meine beiden Ehefrauen starben nach langer, schwerer Krankheit (Krebs, ALS) 2002 und 2020. Eigentlich hat mich erst das eigene Erleben gelehrt, was es bedeutet, einen nahen Menschen zu verlieren.
2 Biblischer Realismus
Geholfen hat mir, dass wir von unseren Eltern schon als Kinder vertraut gemacht wurden mit dem roten Faden, der sich durch die ganze Bibel zieht: Alles Leben ist endlich. Diese Erkenntnis bestimmt auch das Menschenbild und die Anschauung der Welt, die wir dem biblischen Glauben verdanken. Ein zentraler Text sind Verse aus dem 39. Psalm:
5 »Herr, lehre doch mich,
dass es ein Ende mit mir haben muss
und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muss.
6 Siehe, meine Tage sind eine Handbreit bei dir,
und mein Leben ist wie nichts vor dir.
Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben!
7 Sie gehen daher wie ein Schatten
und machen sich viel vergebliche Unruhe;
sie sammeln und wissen nicht, wer es kriegen wird.
8 Nun, Herr, wessen soll ich mich trösten?
Ich hoffe auf dich.
9 Errette mich von aller meiner Sünde
und lass mich nicht den Narren zum Spott werden.
3 Endlichkeit, Tod und Sünde
Das Leben ist nicht nur endlich. Es ist im Vergleich zu Gottes Größe ein Nichts, aber es hat dennoch ein Ziel. Das gilt für jedes Menschenleben, ob es nur sieben oder 101 Jahre währt! Darum kann das Ziel nicht sein, in diesem irdischen Leben möglichst alles erreichen zu können: Wohlstand, Anerkennung, ein möglichst langes Leben. Denn von dem, was der Mensch bewerkstelligen kann, bleibt am Ende nichts übrig. Das soll nicht die eigene Lebensleistung schmälern, wohl aber relativieren: ein Elon Musk wird genauso mit leeren Händen vor Gott stehen wie der Leipziger Flötenspieler Dany. Deswegen richtet der Beter all seine Hoffnung allein auf Gott, den Schöpfer alles Seins, und das Ziel des Lebens.
Nicht von ungefähr wird im 39. Psalm die Hoffnung mit der Bitte verbunden, dass dem Menschen die Sünde, also das, worin er gefehlt, versagt hat, nicht angerechnet wird. Damit wird ein Zusammenhang aufgetan, der zum biblischen Verständnis von Tod und Sterben dazu gehört. Paulus hat ihn so ausgedrückt:
Denn der Sünde Sold ist der Tod; die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.
Römer 6,23
Dass das Leben eines jeden Menschen vom Tod bedroht ist und darin seine Grenze findet, liegt nicht nur an der Vergänglichkeit des Lebens. Es hat auch damit zu tun, dass wir Menschen unserem Auftrag nicht gerecht werden, gegen unsere Bestimmung anleben – individuell und kollektiv: Raubbau mit dem eigenen Körper, Krieg, Zerstörung der Natur. Das alles führt zum Sterben und bedarf der Vergebung, der Erlösung. Allerdings darf dies nicht dazu führen, die eigene Krankheit und den Tod nur noch als Schuld, als Strafe zu erleben. Dennoch fragen schwer kranke Menschen: Was habe ich falsch gemacht? Warum straft mich der liebe Gott mit dieser Krankheit? Womit habe ich das verdient? Solche Fragen lassen sich nicht ausradieren. Wir können sie nur mit Vertrauen beantworten, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will (Dietrich Bonhoeffer).
4 Worauf es ankommt
Entscheidend ist nicht die zeitliche Länge des Lebens. Entscheidend ist, dass wir die Zeit, die Gott uns schenkt, sinnvoll und verantwortlich gestalten – immer in der Hoffnung, dass uns die Fülle des Lebens nach dem Tod bevorsteht. Der Mensch hat keinen Anspruch auf Leben, wohl aber allen Grund zur Dankbarkeit für das Leben. Das Besondere ist nicht, dass wir sterben müssen. Das Besondere, das Außergewöhnliche ist, dass wir morgen noch leben. So ist auch der berühmte Vers aus dem 90. Psalm zu verstehen:
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
Psalm 90,12
5 Vom Sterben zum Leben
Die sehr nüchterne Sicht der Bibel auf den Tod, auf das Ende des Lebens soll uns zu einem Leben ermutigen, das sich nicht darin erschöpft, möglichst lange, gesund, erfolgreich und sorgenlos zu leben. Vielmehr kommt es darauf an, das Leben dankbar zu empfangen und verantwortlich zu gestalten – bis wir sterben. Der Tod ist aber nicht das Ende, das endgültige Aus. Denn mit dem Sterben kehren wir dahin zurück, woher wir kommen – fromm ausgedrückt: Wir kommen von Gott und kehren zu ihm zurück. In diesem Sinn fällt niemand aus Gottes Hand. Säkular wird dies bei jeder Beerdigung sehr elementar zum Ausdruck gebracht: „Von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du werden.“
Zusammenfassend möchte ich die drei Grundfragen, die sich jeder Mensch stellt, so beantworten:
Woher komme ich? – Von Gott
Wozu lebe ich? – Für Gott
Wohin gehe ich? – Zu Gott
In dieser Sicht kann ich beides gewinnen: Lebensgewissheit, Trost und Lebensfreude – und zwar sowohl als Mensch, der den Tod vor Augen hat, wie als Mensch, der um vergangenes Leben trauert.
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Zu diesem Thema siehe auch: Predigt über Psalm 126 am Ewigkeitssonntag 2024
14 Antworten
Noch eine Info an Sie, lieber M. Käfer zu Gerhard Schöne/Liedermacher: kürzlich wurde bekannt, dass er demnächst das Bundesverdienstkreuz für sein musikalisches Tun und vor allem niemals Lassen von BP Steinmeier erhalten wird. Es soll aufzeigen, wie ungebrochen Gerhard Schöne seine Lebensauffassungen mit seinen Songs hinaus in die verwirrte Welt singt, während bestens besuchter Konzerte, die er veranstaltet. Er tritt also nach wie vor auf, ganz bewusst auch in Gegenden Sachsens (vor allem eben dort!), wo politische Verwirrungen, Respektlosigkeiten, Debatten-Unkultur tagtäglich praktiziert werden. Und Musik ist allemal ein großartiges Medium, um Brücken zu bauen. Machen Sie es gut und eine gute Zeit – Ihr Jo.Flade
Wie Recht doch Michael Käfer hat mit seiner Kommentar-Kritik. Und wie dringend die Beiträge von Chr. Wolff sind, zeigen die Kommentare auf. Es ist Adventszeit, und da wird u.a. von Sanftmütigkeit gesprochen – sanft und Mut. Vielleicht nachdenkenswert. Eine nachdenkliche, respektvolle und Hoffnung schöpfende Adventszeit – allein die Verbalverkommenheit der LIBERALEN Partei unter Lindner deuten darauf hin, was uns in dieser wankenden Demokratie bevorsteht. Seien wir Mensch! Ich grüße und Adieu – Jo.Flade
Ist es nur traurig, wenn ein zum Nachdenken anregender Text von Christian Wolff zum Ewigkeitssonntag, in einigen Blog-Beiträgen mehr und mehr verkommt zu einer Debatte über Demokratie und Kapitalismus, oder dem Ausleben von vermeintlicher Überlegenheit („Menschlichkeit gegenüber dem Schwächeren fällt mir schwer“) z.B. bezüglich „unseres Freundes aus Dresden“?
Ja, es ist Wahlkampf in Deutschland; die Chancen, es den unfähigen Sozen und den moralisierenden Grünen mal so richtig zu zeigen, sind riesengroß! Merz und Kretschmer sind den Einen, Wagenknecht den Anderen die (neuen) Idole. Und die Resterampen-Ampel tut derzeit noch ein Übriges, diese Grundtendenz zu verstärken.
Ich denke, der Text von Christian Wolff kommt genau deshalb zur rechten Zeit! Egal, ob man Gott-gläubig oder eher atheistisch ist, unser Leben ist endlich; wir werden alle mit leeren Händen gehen.
Aber wir können die Startvoraussetzungen für nachfolgende Generationen (ein wenig) beeinflussen: soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, verantwortungsvoller Umgang mit den vorhandenen Ressourcen, Anstand und Respekt, Frieden, Kultur – kurz Lebensqualität für möglichst alle Geschöpfe statt Egoismus und Ellenbogen-Gesellschaft.
Herr Schwerdtfeger – lesen Sie einfach mal den Text von Ingo Schulze, gerade Ihnen empfehle ich diesen dringend! Und bitte: ich bin nicht Ihr Dresdner Freund. Lassen Sie solcherart Sarkasmen. Verteidigen muss ich mich doch gar nicht (so ein Schwachsinn), es gibt halt Andere, die eben anderer Auffassungen als Sie sind. So ist das Leben. Ihnen einen fröhlichen Advent; Fröhlichkeit ist und tut verkrusteten Geister vielleicht mal gut. Tschüß
Das Thema hier ist ja nicht die Frage, ob Kapitalismus und Demokratie kompatibel seien, und es ist auch zu ernst und zu überzeugend besprochen, als dass man hier dilettantisch davon ablenken sollte, wie es unser Dresdner Freund versucht. Aber seine Hinweise auf angeblich „klug nachdenkende Insider“ müssen schon richtig gestellt werden.
Also: Demokratie setzt Kapitalismus voraus, denn nur in diesem zeigen sich Initiative, Innovation, Verantwortung, Fleiß und die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Da aber natürlich ein kapitalistisches System wie jedes andere auch Nachteile hat, die sich insbesondere in einer egoistischen Gesellschaft zeigen, muss er durch Regeln eingehegt werden, die wir seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland mit der Vokabel „soziale Marktwirtschaft“ beschreiben (und vielleicht derzeit unter der Ampel etwas aus den Augen verloren haben).
Das Gegenmodell des Sozialismus hat seine vollständige Unfähigkeit, den Menschen sich entfalten zu lassen und dadurch seine Würde zu achten, ausreichend unter Beweis gestellt: Es entmündigt die Menschen durch das falsche Versprechen einer vermeintlichen „Gerechtigkeit“, die alle auf niedrigem Niveau und in Abhängigkeit von wenigen „elitären“ Regierenden vereint.
Wer hiergegen „Bedenken“ hegt, dem fehlt der Wille oder die Fähigkeit zur Selbstverantwortung.
Gerade die drei Fragen, die sich „jeder Mensch stellt“, lieber Herr Wolff – vielleicht sollte man sagen: die sich jeder Mensch stellen sollte – zeigen uns die Eigenverantwortung und die Selbständigkeit in Würde unseres Menschenbildes auf, die sich nur in einem freien System entwickeln kann, das freilich andererseits die Grenzen dieser Freiheit in der Freiheit der anderen erkennen und achten muss – in einer freien sozialen Marktwirtschaft also, die das Streben des einzelnen ermöglicht und fördert und zugleich Menschlichkeit gegenüber dem Schwächeren beweist. Gegenüber unserem Dresdener Freund – ich gestehe es ein – fällt mir letzteres schwer angesichts der Tatsache, der er zu oft sich von anderen verteidigen lässt.
Andreas Schwerdtfeger
Werter Herr Dr. Tesche – den Kapitalismus bekämpfe ich nicht, aber es steht die ewige Frage im Raum, ob Kapitalismus und Demokratie kompatibel seien…Da hege ich wie manch anderer ebenso nach allen Erkenntnissen staatspolitisch klug nachdenkender Insider einige Bedenken.
Gern verweise ich auch Sie auf die Dresdner Rede von Ingo Schulze (Schriftsteller) vom 26. Februar 2012 in Dresdner Schauspielhaus mit dem Thema: „Unsere schönen neuen Kleider Gegen die marktkonforme Demokratie – für demokratiekonforme Märkte“.
Die den Kapitalismus ablehnen, würde ich als Heuchler nicht bezeichnen, wahrlich nicht. Vielmehr sind es nachdenkende Kreaturen, die die politischen, wirtschaftlichen Realitäten etwas präziser reflektieren und versuchen, Alternativen im Denken und Handeln aufzeigen.
Lieber Herr Wolff,
Sie haben einen wunderschönen Text zum Sterben und Hoffen verfasst.
Erlauben Sie mir 2 persönliche Anmerkungen, vielleicht auch Klarstellungen:
Das Sterben, Krankheiten, Leiden etc. sollten wir nicht in Verbindung bringen mit der Strafe Gottes in dem Sinne, das Gott etwas veranlasst hat. Auch die nicht sündige Maria und auch Jesus wären eines natürlichen Todes gestorben ….Das scheint mir Teil des Vergehens und Veränderungsprozesses der besten aller Welten zu sein, die Gott geschaffen hat und in der wir leben. Insoweit muss man den ersten Halbsatz von Römer 6,23 wohl kontextualisiert verstehen.
Sehr wohl kann es aber sein, dass „falsches Verhalten“ zu Mitmenschen z. B. zu Krankheiten führen können, weil der Mensch isoliert wird … Das ist dann ggf. die Konsequenz eines nicht-christlichen Verhaltens von einem selbst oder anderen. Der Tod selbst sicher nicht.
Der 2. Halbsatz von 6,23 scheint mir eine Möglichkeit anzudeuten, keine Sicherheit Gnade und das ewige Leben nach der Bibel. Sie setzt ein gottnahes Leben und Handeln des Einzelnen voraus. Da Gott aber „tiefer schaut und alles einbezieht“ wie wir lernen, ergibt sich keine Sicherheit. Insoweit liegt der 1. Schritt bei uns und unseren Entscheidungen. Da kann ein einfaches Bereuen kurz vor dem Tod wohl kaum etwas bewirken, denke ich …
Danke lieber Herr Wolff für diesen Text!
Hinzufügen möchte ich noch, wie wunderbar Johannes Brahms in seinem Requiem die angegebenen Verse des 39. Psalms vertont hat.
Lieber Herr Wolff, in unseren politischen Ansichten stimmen wir selten überein. Aber das, was Sie zum Sterben sagen – auch aus eigener langjähriger Erfahrung – , kann man kaum treffender ausdrücken. Haben Sie ganz herzlichen Dank!
Ihr Hans v. Heydebreck
„Elon Musk wird genauso mit leeren Händen vor Gott stehen“
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Zuvor wird er aber noch ein paar Milliarden gescheffelt und seine Machtgelüste befriedigt haben – für ihn ein erfülltes Leben.
Es machen zwei Auschwitzüberlebende Witze über ihre Zeit dort. Da kommt Gott vorbei und rügt beide: „Wie könnt Ihr solche Witze machen!“ – „Du weißt doch gar nicht wie es dort zuging – du warst ja nicht da.“
Sehen Sie Herr Plätzsch, der Gläubige denkt an die Gerechtigkeit Gottes und kann damit leben. Der Nicht-Gläubige ist neidisch, bekämpft den Kapitalismus und ist im Stillen sauer, weil er es selbst nicht schafft. Das sind die Heuchler. Ganz schlimm ist es, wenn er für die Gerechtigkeit kämpft und das als Mittel benutzt, um an die Macht zu kommen.
Herr Dr. Tesche, warum sehen Sie den Nichtgläubigen pauschal so negativ? Darunter gibt es doch alle möglichen Charaktere.
DANK, lieber Christian, für diese Deine Reflektionen, auch und vor allem zum Ewigkeitssonntag, danke!
Es berührte mich sehr. Und wir am östlichen Elbhang führen mit unserem exzellenten Kammerchor und Barock-Kammerensemble die bedeutende geistliche Kantate des damals in Mühlhausen/Thüringen wirkenden, erst 22-jährigen J.S.Bach auf: „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit – Actus tragicus“, BWV 106 – zum Ewigkeitssonntag.
Und einst sang Gerhard Schöne in der Weinbergkirche Pillnitz nachfolgend notierten Song auf – mir schien es wichtig, den Text zu Deinem Text beizufügen, mehr ist nicht zu sagen. Adieu – Dein Jo
Ein Song von Gerhard Schöne – Liedermacher (Meißen, Sachsen)
Ich bin ein Gast auf Erden. Bald muss ich wieder gehen
Umarme ich Gefährten, sag ich :“Auf Wiedersehn!“
Dann denke ich beklommen: Ob wir wohl noch einmal wie heut zusammenkommen?
Wer weiß der Stunden Zahl?
Ich bin ein Gast auf Erden, versuch mich dann und wann
Als Hausherr zu gebärden, der alles machen kann
Dann sterben Wälder, Meere, dann bleibt kein Lüftchen rein
Dann gehen ganze Heere von andern Gästen ein
Ich bin ein Gast auf Erden. Ich bin noch auf dem Weg
Hab mancherlei Beschwerden vom schweren Marschgepäck
Muss mich beizeiten wenden von allem, was mich hält
Ganz nackt, mit leeren Händen geh ich von dieser Welt
Ich bin ein Gast auf Erden. Ich weiß, es muss so viel
Bis morgen anders werden und ferne liegt das Ziel
Wills mit in Ordnung bringen, will stillen manches Weh
Mein schönstes Danklied singen, bevor ich von ihr geh.
Als einer der „Bücklinge“ sagt der, mit den verqueren Anstandsvorstellungen der kindlichen Seele aus Dresden: Danke für die Ergänzung der Worte von Christian Wolff zum Sterben!
Ich kannte das Lied von Gerhard Schöne bisher nicht. Lt. Wikipedia lebt er in Meißen, wo meine Frau und ich gestern einen wunderbaren Spaziergang durch die vor-weihnachtliche Altstadt machten.
Über die theologischen Überlegungen des Blog-Themas hinaus habe ich in meinem Leben immer Zufriedenheit und Ausgeglichenheit angestrebt.
Es fehlt mir nichts, wenn ich z.B. nicht in Australien oder auf Hawaii gewesen bin, wenn ich nicht die oberste Sprosse der Karriere-Leiter erreicht habe, wenn ich nicht berühmt oder von Allen gemocht wurde usw. Lieber möchte ich morgens immer zuversichtlich in den Spiegel schauen können und das Gefühl haben, Niemandem etwas schuldig zu sein.
Gerne lebe ich noch viele Jahre (vorzugsweise in Leipzig); aber sollte mein Leben morgen enden, muss sich niemand grämen, weil ich es jederzeit genossen, das mir Mögliche genutzt habe.