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Schwere Waffen … und was dann?

Zugegeben: Der Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine, die seit acht Wochen andauernde, unvorstellbare Zerstörungswut, mit der die russische Armee die Befehle Putins umsetzt, das grenzenlose Leid und die brutale Gewalt, die über die Menschen hereingebrochen sind – das alles macht fassungslos, wütend und lähmt die Gedanken. Einen Sinn kann und darf darin niemand erkennen – außer dass wir mit Furcht und Zittern gewahr werden, zu welchen Verbrechen Menschen in der Lage sind. Letzteres gilt nicht nur für Putin und seine Vasallen. Das trifft für all diejenigen zu, die mit rücksichtsloser, kriegerischer Gewalt gegen Menschen ihre nationalistisch-ideologischen Interessen durchzusetzen versuchen.

Bleibt die Frage: Wie kann diesem Treiben Einhalt geboten werden? Darüber ist in Deutschland eine merkwürdige Debatte entbrannt. Deutschland müsse „schwere Waffen“ an die Ukraine liefern, sofort und umfangreich, heißt es seit Tagen und fast unisono in vielen Medien, Kommentaren und politischen Stellungnahmen. Deutschland sei zu zögerlich in der Unterstützung der Ukraine. Deutschland stehe isoliert da mit seiner Zurückhaltung. Jeden Tag werden die inzwischen zum Narrativ gewordenen Behauptungen neu belebt – insbesondere durch den Botschafter der Ukraine Andrij Melnyk. Man hat den Eindruck, dass er der Taktgeber für die Orchestrierung des Narrativ in den Medien und auf der politischen Bühne ist: Jede Maßnahme der Bundesregierung wird von ihm entweder als zu spät, nicht ausreichend oder deplaziert erklärt – garniert mit dem Vorwurf, diejenigen, die jetzt in Regierungsverantwortung sind, hätten diesen Krieg mit befördert und trügen persönliche Verantwortung für die Gräueltaten von Putins Truppen. Das ist ziemlich unerträglich – zumal Botschafter Melnyk inzwischen kritisiert, dass es in Deutschland kontroverse Debatten gibt. So twitterte er zur Diskussion bei Maybrit Illner am 21. April 2022:

Was mich sehr bedrückt, dass solche erbärmliche Loser wie Vad (gemeint ist der ehemalige Brigade-General Erich Vad), die keine Ahnung vom Krieg haben … immer wieder die große Bühne kriegen, statt mal fischen zu gehen. Das ist nicht in Ordnung.

Doch letztlich ist das, was Botschafter Melnyk treibt, eher eine ärgerliche Randerscheinung des Krieges, Unterhaltung auf Lanz-Niveau. Viel gravierender sind die Fragen, die in der gegenwärtigen Diskussion kaum Erwähnung finden: Welches Ziel soll denn mit der von Russland erzwungenen militärischen Auseinandersetzung verfolgt werden? Mit welchem Ziel sollen denn die „schweren Waffen“ eingesetzt werden? Stattdessen treten seit Tagen die immer gleichen Gesichter auf, um die Lieferung von schweren Waffen für fordern. Was aber könnten, sollten die Ziele sein? Ich nenne drei:

  • Russland darf den Krieg nicht gewinnen. Denn das würde bedeuten, dass Russland faktisch über die Ukraine verfügt.
  • Der Krieg und damit die unvorstellbaren Zerstörungen von Städten, Menschen und menschlichen Werten müssen so schnell wie möglich beendet werden.
  • Russland muss dazu gedrängt werden, dass es zu Verhandlungen zwischen Russland, der Ukraine und der Europäischen Union über eine neue Friedensordnung kommen kann. Das setzt voraus, dass die Ukraine ein souveräner Staat bleibt.

Erst auf dem Hintergrund solcher Zielvorstellungen machen Diskussionen über die Art der aktuellen Kriegführung und über Waffenlieferungen Sinn. So richtig es ist, dass die Ukrainer*innen durch den militärischen und zivilpolitischen Abwehr- und Widerstandskampf Freiheit und Demokratie gegen den Putinschen nationalistisch-faschistischen Autokratismus verteidigen, so kann davon nicht abgeleitet werden, dass deswegen die Staaten der EU und der NATO jetzt in den kriegerischen Teil der Auseinandersetzung eintreten. Denn eines müssen wir in aller Nüchternheit sehen: In diesem Krieg werden von allen Seiten die Werte, die ein menschliches Miteinander und friedliches Zusammenleben ermöglichen, mit Füßen getreten. Krieg entmenschlicht den Menschen. Mit Krieg kann kein Frieden geschaffen werden. Daraus kann auch keine Freiheit und Demokratie erwachsen. Das ist das große politische Dilemma, in dem wir derzeit stecken. Dieses nicht zu thematisieren und darüber nicht kontrovers zu debattieren, wäre ein unentschuldbares Versäumnis und eine Kapitulation vor jeder Art von Kriegsrhetorik. Wir sollten hier in Deutschland nicht so tun, als läge es in unserer Hand, der Ukraine zum Sieg zu verhelfen. Wir können höchstens Bedingungen schaffen, die friedliche Lösungen befördern. Wir sollten also aus dem Scheitern der politischen Ansätze, Russland in eine europäische Friedensordnung einzubinden, die richtigen Konsequenzen ziehen, um nicht blindlings in die nächste Sackgasse zu rennen.

62 Antworten

  1. Auch ich grüße Sie, Herr Schwerdtfeger !
    Ihre fürwahr respektvolle Reaktion auf meinen Kommentar, letztens speziell an Sie gerichtet, hat mich erstaunt, ja erfreut und auch dahingehend positiv nachdenken lassen, dass Sie a priori für einen zukünftig guten, inspirierenden, diverse Meinungen austauschenden Dialog mit mir in diesem Christian-Wolff-Blog plädieren, aber sicher auch mit anderen Postern (das erhoffe ich), für dieses streitbare Miteinander eintreten und diesen pflegen möchten; danke.
    Das Miteinander ist ja bekanntlich das Kontra zum Gegeneinander und nicht nur wir beide ließen uns in nicht geringem Maße vorschnell ein, den anderen zu desavouieren.. Wir allesamt sind nicht nur genetisch unterschiedlich strukturiert, sondern haben eben durch Lebenswege, Erfahrungen, Kenntnisse und verschiedenerlei Einflüsse von zahlreichen Fakten differente Ansichten; das ist doch großartig und eben auch Stoff für Debatten, ansonsten wäre es langweilig und wohlfeil! Aber – und dies reklamierte ich in diesem Blog-Forum wiederholt, ohne zu belehren, ohne beleidigen zu wollen (!) – Streit muss möglich sein ohne den Anderen zu diffamieren, bloß zu stellen, ihn verbal vernichten zu wollen. Krieg beginnt mit Worten – wem sage ich das.
    Kurz: gehen wir allesamt und auch wir beide gefühlvoll und sachlich miteinander um, verpacken die Waffen dorthin, wo sie unbrauchbar werden und versuchen wir den souveränen und zielsuchenden Diskurs – das ist auch MEIN Anliegen.
    Aus Ihrer freundlichen Reaktion möchte ich erkennen, dass Sie dazu nicht nur in der Lage, sondern auch breit sind.
    Auf ein Neues; Jo.Flade / 04.05.22
    PS: ein Hinweis aus 1. Korinther 13,9-10 sei mir bitte noch gestattet:
    “Unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches reden ist Stückwerk. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.“
    Dies sagt uns doch eine ganze Menge und sollte ab und an relativieren, was unser tägliches (Stück-)Werk ist. Eine gute Zeit uns allen.

  2. Lieber Herr Flade,
    ich möchte Ihnen meine Hochachtung, meinen Respekt ausdrücken für Ihren letzten Beitrag. Es stimmt: Wir sind bezüglich des WEGES zum Frieden unterschiedlicher Meinung – dies sicherlich auch wegen unserer sehr unterschiedlichen Biografien. Aber dies hindert nicht, daß ich Ihre Haltung verstehe und daß ich sie für ehrenhaft und aufrichtig halte. Ich werde inhaltlich hier im Blog jetzt nicht näher darauf eingehen, da wir, glaube ich, jetzt unsere Standpunkte genügend dargestellt haben. Meinen Dank an Sie.
    Ich grüße Sie,
    Andreas Schwerdtfeger

  3. Hin und hergerissen zwischen der vollen Solidarität mit der Ukraine und der Empfehlung an dessen Armee, möglichst rasch zu kapitulieren, um einen dritten Weltkrieg zu vermeiden, fallen mir gute Argumente für beide Ansätze ein.
    Ein bestens aufgelegter und klug argumentierender Joachim Gauck bekennt sich im LVZ-Talk am 27.4.22 (kann auf lvz.de gestreamt werden) klar zum Recht der Ukraine auf Selbstverteidigung und leitet daraus das Recht Deutschlands ab, auch „schwere“ Waffen zu liefern.
    Alice Schwarzer und andere fordern dagegen in einem offenen Brief an Olaf Scholz, die ukrainische Armee nicht weiter mit Waffen zu unterstützen, die „Zeitenwende“ in der Verteidigungspolitik der Bundesrepublik abzusagen.
    Grundsätzlich bin ich beim Mitstreiter Jo Flade, sehe mich (am liebsten) auch als Pazifisten; vor dem 24.2.22 hätte ich den offenen Brief voller Überzeugung mitgezeichnet (ja, auch noch NACH der Annexion der Krim 2014). Ich kann es jetzt nicht mehr!
    Sicher ist nicht alles, was Ukraine heißt WEISS und alles was Russland heißt SCHWARZ .
    Aber bis zum Auftreten gravierender neuer Erkenntnisse unterstütze ich persönlich:
    • volle Sanktionen gegen Russland (Energielieferungen stoppen, internationalen Zahlungsverkehr einstellen, internationale Zusammenarbeit mit Russland einstellen, mit Ausnahme von Friedensverhandlungen)
    • keine Verhandlungen mehr mit der Person Putin
    • volle Solidarität mit der Ukraine (Waffenlieferungen, humanitäre und wirtschaftliche Unterstützung, Konfliktlösung nur mit gleichberechtigter Teilnahme ukrainischer Regierungsvertreter)
    Die immer weiter um sich greifende Diskussion, wer wann welche Fehler gemacht, Deutschland in eine unheilvolle Abhängigkeit von Russland, die Bundeswehr marode gemacht hat usw., bringt uns jetzt absolut nicht weiter, hilft vor allem den Ukrainer*innen in keinster Weise.
    Dagegen ist die offene Kommunikation in Deutschland und Europa, welche Schritte jetzt warum gegangen werden (müssen), dringend geboten; ich würde mir wünschen, Olaf Scholz bäte Robert Habeck und/oder Annalena Baerbock in diesem Zusammenhang um wirksames Coaching!
    Und wenn Beteiligte und Betroffene zukünftig eine (hoffentlich) friedliche Lösung gefunden haben, müssen wir über „das Projekt Europa“ von Grund auf neu nachdenken (Zusammenarbeit, Werte, Nachhaltigkeit).

    1. Mich hat die lobende Erwähnung Sebastian Kurz‘ durch Gauck irritiert. Kurz hätte es verstanden, den rechten Wähleranteil einzubinden. Nicht erst seit seinem unrühmlichen Abgang ist Kurz für mich ein „Oasch“.
      Da lobe ich eher M. Macron, der viele Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte, die ihn nur deshalb wählten, um Mme Le Pen zu verhindern. Doch er ist sich treu und ein liberaler Europäer.

      1. 100 % Übereinstimmung, Herr Plätzsch! Kurz ist bei Thiel sehr viel besser aufgehoben als in Österreich als Bundeskanzler. In erster Linie sollten sich aber diejenigen Verantwortlichen, namentlich der CDU/CSU irritiert zeigen, die lange die Nähe zum „jugendlichen Konservativen“ gesucht haben, auf dass sich dessen Glanz auf sie übertrage…
        Insgesamt fand ich Gauck in Leipzig sehr gut, authentisch, unverkrampft. Er war auch nach dem LVZ-Talk, beim Steh-Empfang im Foyer, noch gut eine Stunde dabei und hatte ein offenes Ohr für alle. Ähnlich wie Sie, teile ich mitnichten sämtliche Ansichten und Aussagen von ihm – zur AfD wäre mir z.B. auch sehr viel mehr eingefallen als „…ich brauch die nicht…“.

  4. Herr Schwerdtfeger – auch wenn Sie darüber einiges wissen, hier meinerseits wie folgt:
    Pazifismus (Frieden machen): eine weltanschauliche Auffassung, die jeglichen Krieg als Mittel der Auseinandersetzung ablehnt, den Verzicht auf Rüstung und militärische Ausbildung fordert. Pazifisten stehen für eine ethische Grundhaltung, die danach strebt, grundsätzlich bewaffnete Konflikte zu vermeiden, sich einzusetzen, diese zu verhindern und die Bedingungen für dauerhaften Frieden zu schaffen.
    Ich muss mich nicht erklären, warum ich mich zur Gewaltlosigkeit, zum Frieden schaffen ohne Waffen bekenne – ich tue es und werde alles mir mögliche tun, Frieden als die prioritäre Menschheitsethik zu vertreten, so gut es irgend geht.
    Der zweite Satz (s.o.) besagt genau das explizit und Friedensbewegungen gibt es seit Ewigkeiten, denn immer wieder gibt es Kriege, gewaltvolle Auseinandersetzungen aus geopolitischen, machtanspruchsvollen, wirtschaftlichen und weltanschaulichen, auch religiös argumentierte, die – Beispiele belegen dies – aus meiner Kenntnis zu keinen befriedeten Lösungen führten (ich betone ausdrücklich, dass durch die Alliierten (USA, Großbritannien, Frankreich, Russland) den 2. Weltkrieg beenden konnten. Bald allerdings folgte der sog. Kalte Krieg, der NATO-Doppelbeschluss, und jetzt der Krieg Russlands gegen die Ukraine. Von den erschreckend ewig anhaltenden Kriegskatastrophen Afghanistan, Syrien, Jemen, Dafur, Mali, Mexiko (Drogen) Nigeria, Irak (hier eine nicht nur zufällig Nennung der Konflikte) wissen Sie genau wie wir allesamt. Und wie sieht es aus, welche Lösungen ?
    Und ich werde mal sehr persönlich: Mit 18 Jahren wurde ich zu tiefsten SED-DDR-Zeiten für 18 Monate in die NVA eingezogen, für eine Panzerbesatzung auf einem antiquierten Sowjetpanzer ausgebildet (Richtschütze) und musste mit einem Panzer-Bataillon ein Manöver aktiv durch Befehlsgewalt erleben, dazu an der Polnischen Grenze auf einem Truppenübungsplatz mehrere Tage an Panzerscharfschieß-Übungen (100 mm Granaten) teilnehmen. Ich sah Verletzte und ich sah Panik unter uns jungen Soldaten. Eine weitere Übung lehnte ich ab, saß Tage in Militärhaft und ein Militärstaatsanwalt machte mir rasch klar, dass jede weitere Ablehnung Folgen hätte. Ich „durfte“ am eigenen Leib mehr als deutlich spüren, wie es ich in einem durch unwegsames Gelände donnernden Panzer anfühlt, erst recht dann, drückte ich auf die Auslösung zum Granatschuss., der mehrere Kilometer durch die Natur krachte, um ein Ziel zu treffen.
    Ich habe es überlebt, es wurde ja nur Krieg „gespielt“. Aber ich habe noch heute ziemlich genaue Bilder und Emotionen als Erinnerung.
    Wie muss das erst sein, muss man in den realen Krieg??
    Seit meiner Entlassung bin ich erklärter Pazifist und lasse wie viel andere ebenso nicht davon ab, mich für Friedenserhalt zu engagieren, vor allem im kirchlichen und klar auch säkularen Bereich. Von 8 Enkeln haben wir Großeltern 4 Enkelsöhne – nicht nur allein für deren Lebenserhalt, für deren Existenz im FRIEDEN tue ich alles, was nur möglich und nötig ist.
    Tagein, tagaus wird allerorten und geradezu erschöpfend von der Gefahr eines 3. Weltkrieges gesprochen, in Politik, in den Medien, auf internationalen Konferenzen. Sehen Sie ein überzeugendes Angebot, wie mit Russland verhandelt werden kann, muss, um diese Katastrophe zwischen Russland und Europa zu beenden? Ich höre kaum etwas, aber ich höre von Milliarden, die in Waffen investiert werden. Und ich sehe soziale Unruhen, auch dass wird zu bedenken sein!
    Sehen Sie es mir nach oder nicht – mir graust vor der Zukunft. Und Putin – ich wiederhole mich – scheucht den „Westen“ vor sich her und die Ohnmacht ist tagtäglich zu greifen und Menschenleben werden mutwillig vernichtet, Kinder, Frauen, Männer, Soldaten.
    Kant war ein Aufklärer, wir leben im sog. zivilisierten 21. Jahrhundert und ein paar wenige tausend Kilometer östlich wütet die Gewalt und es ist kein Ende in Sicht. Man mag uns Sofa-Pazifismus vorwerfen; allein dieser Terminus ist absonderlich und zeigt auf, dass Andersdenkende rasch diffamiert werden; warum nur? Schade, sehr schade und wenig nützlich!
    Das war es, mehr ist meinerseits nicht zu schreiben. Mit Grüßen aus DD.

    1. Ein eindrucksvolles Bekenntnis für den Pazifismus, Herr Flade. Gerade in der Diskussion ein Offener Brief an den Bundeskanzler, der in der „Emma“ veröffentlicht ist:
      https://www.emma.de/artikel/offener-brief-bundeskanzler-scholz-339463

      Darin wird in anmaßender Weise über das ukrainische Volk verfügt. Ich habe noch keine Stimmen aus der Ukraine gehört, die eine Kapitulation vor den Russen verlangt haben.
      Der Drohung Putins mit einer Ausweitung des Kriegs hat die Verbreitung von Angst und Schrecken zum Ziel. Dem darf nicht nachgegeben werden.

      Auch blamabel und sehr ärgerlich das versuchte Niederbrüllen des Bundeskanzlers und die Eierwürfe auf die Regierende Bürgermeisterin von Berlin bei Maikundgebungen.

      Was für ein zynischer Rassist der russische Außenminister Lawrow ist, hat er erst heute wieder bewiesen:

      „Es bedeutet absolut nichts, dass Selenski jüdische Wurzeln hat, sogar Hitler hatte sie meiner Meinung nach.“ Er fügte hinzu: „Wir haben das weise jüdische Volk schon seit Langem sagen hören, dass die größten Antisemiten gerade die Juden sind.“
      https://taz.de/Lawrow-vergleicht-Selenski-mit-Hitler/!5844652/

  5. Lieber Herr Wolf und Diskutanten,

    mir fehlt im bisherigen Diskurs (speziell aus dem pazifistischen Lager) die Wahrnehmung, dass wir Deutsche momentan immer noch im Trockenen sitzen während die Ukrainer mal wieder ganz böse nass werden. Wir maßen uns an, zeitraubend über Waffenlisten/und Bedienbarkeit zu diskutieren anstelle unser 22 jähriges Nichtstun/Lavieren wirklich zu durchbrechen, denn Zeit ist Überleben und die Ukrainer kämpfen auch für uns. (jetzt gibt es keine Marder, sondern zielerfassungsmäßig hoch komplexe Gepards ohne Munition …nach 8 Wochen Krieg, es ist unsäglich)
    Das die Ziele der Waffenlieferungen nie von der Politik kommuniziert und dem Wähler nahe gebracht wurden ist eigentlich Nebensache (aber das habe ich von Scholz auch nicht erwartet).Haben wir Deutsche, voran unsere Politiker (speziell die SPD & Frau Merkel) uns nicht in allen „Putin“Krisen immer aus wirklicher Solidarität rausgewunden, weg geschaut?…wegen der billigen Energie? und somit Putins Interventionen in den letzten 22 Jahren mit beflügelt, anstelle ihm einmal entgegenzutreten. Dies einhergehend mit dem Dogma: keine Waffen in Krisengebiete aber einer der größten Rüstungsexporteure, weil ist ja gut für die Wirtschaft. Wir haben Schuld auf uns geladen und sollten nun dafür bezahlen, ob wir als Kriegspartei gesehen werden entscheidet nicht das Völkerecht und schon gar nicht die SPD, sondern Putin. Vielleicht bleibt die dicke Rechnung zum Schluss aus, weil Putin bestimmt auch nicht in einem atomaren Konflikt untergehen möchte. Sicherlich wäre es schön durch Diplomatie/Pazifismus alle Konflikte lösen zu können, aber solange die menschliche Entwicklung immer noch Putins, Trumps, Erdogans und deren Gleichen hervorbringt werden wir für unser Lebensverständnis kämpfen müssen auch wenn es ganz bitter wird.
    Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe die Welt darüber zugrunde. (sind diese Ursprünge nicht auch dem kirchlichen Umfeld zuzuordnen?)
    Stefan Mayer

    1. Fiat iustitia et pereat mundus – Martin Luther übersetzte in einer Predigt vom 10. Mai 1535: Es geschieht, was recht ist, und solt die welt drob vergehen.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Fiat_iustitia_et_pereat_mundus

      Privat hat John F. Kennedy einmal jemandem gesagt: „Ich sähe meine Kinder lieber rot als tot.“ Das hätte er natürlich niemals öffentlich sagen können. „Oh, er ist ein Freund der Kommunisten!“, hätten alle gerufen.
      https://www.dw.com/de/dieses-land-ist-noch-nicht-dar%C3%BCber-hinweg/a-17241009

  6. Veröffentlichen Sie, Herr Flade, doch einmal hier die „viele Zustimmung“ zu Ihrem Brief; erklären Sie uns doch einmal, was Sie unter Pazifismus verstehen (und widerlegen Sie meine Ansicht); bringen Sie doch einmal mehr als bereits bekannte Zitate von mir, eins davon sogar zweimal („Papageien-Syndrom!“, nett gemeint), indem Sie dagegen argumentieren; verwechseln Sie nicht meine Vermutung darüber, was der Papst glauben könnte, mit einer Aussage über Ihr Alter; vor allem: Seien Sie nicht dauernd beleidigt und dadurch im verzweifelten Angriffsmodus. Ich stehe mit Ihnen im demokratischen Diskurs und nichts liegt mir ferner, als Sie „ungeheuerlich zu diffamieren“ – ich habe meine Meinung über Pazifismus sachlich und begründet, aber ohne Anspruch auf alleinige Richtigkeit dargestellt – es steht Ihnen doch frei, das Gegenteil begründet vorzustellen, anstatt nur meine Ansicht empört zu widerholen. Und ich glaube, daß es vielleicht sogar Zustimmung zu Ihrer Meinung geben könnte. Aber Ihren letzten Satz – das wissen Sie doch – halten Sie nicht durch.
    Ich habe überhaupt nichts gegen Pazifismus – als individuelle Haltung und in der Erkenntnis, daß man in der Gefahr lebt, seine Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen, seine Stadt, seine Freiheit und seine Würde) in Gefahr zu bringen und nicht zu schützen im Angesicht nun mal vorhandener Gefahren und Aggressionen (bewußt habe ich ja auf eine Wertung dieser Haltung verzichtet). Ich gebe nur zu bedenken, daß dies keine Haltung ist, die man allgemein empfehlen kann und die Mandatsträger in ihrer beeideten Verantwortung für das Wohl anderer schon gar nicht adoptieren können. Wo legt hier eine Diffamierung? Unsere Regierung und die Ampel-Parteien sehen das doch genauso wie ich, denn sie haben ihre pazifistische Haltung aufgegeben und trommeln jetzt geradezu für die Meinung, die ich hier seit Jahren vertrete und für die ich bisweilen (auch aus Dresden) eher als „Militarist“ (= Kriegstreiber) „ungeheuerlich verunglimpft“ wurde, ohne mich deshalb gleich so aufgeregt zu haben. Auch ist ja der Vorwurf, Mitdiskutanten gingen schonmal über Leichen, unentschuldigt im Raum und nicht als Grund für Aufregung angesehen.
    Also, lieber Herr Flade, ich freue mich auf Ihre inhaltlich gegenteilige Meinung zu meiner. Und meine Einladung steht, denn was der Papst nach meiner Annahme möglicherweise glauben könnte, wenn er Ihren Brief liest, hat nun wirklich nichts mit Ihrem tatsächlichen Alter zu tun.
    Andreas Schwerdtfeger

  7. Schwerdtfeger-Zitate, den Dresdner betreffend:
    „Jeder, der glaubt, er sei aufrichtig, weil er (im wahrsten Sinne des Wortes) einfach sich rausmogelt, indem er die Illusion der Abschaffung von Waffen propagiert, macht sich mitschuldig am Verlust von Würde, Freiheit und Selbstbestimmung der Überfallenen.“
    „Und schließlich behaupte ich (und lasse mich ja gerne durch Argumente vom Gegenteil überzeugen, aber nicht – natürlich – von Flades hektischer Aufregung), daß die Pazifisten dieser Welt, angesichts der nunmal vorhandenen und offensichtlich unausrottbaren Gewalt seit biblischen Zeiten ihre Haltung nur ohne Schaden für sich selbst und andere ausleben können, weil es andere gibt, unter deren Schutz sie dies tun.“
    „Und eines steht fest: Jeder, der glaubt, er sei aufrichtig, weil er (im wahrsten Sinne des Wortes) einfach sich rausmogelt, indem er die Illusion der Abschaffung von Waffen propagiert, macht sich mitschuldig am Verlust von Würde, Freiheit und Selbstbestimmung der Überfallenen.“
    „Liebedienerische Untertänigkeit gegenüber Herrn Wolff, der doch eigentlich diesen Blog um der Kontroverse willen betreibt („demokratischer Diskurs“) und sich auch sonst ganz tapfer selbst verteidigt (oder lobt).
    Viel Zustimmung hat es gegeben zu diesem Brief? Wenn das stimmt, dann sind wir wohl in diesem Krieg tatsächlich mit unserem (päpstlichen) Latein am Ende. Aber das kann sich ändern – wenn wir die „ersehnte Reise vernommen (sic!) haben“.
    Franziskus wird glauben, ein 6-Jähriger habe ihm geschrieben.“
    Und diesen 6-jährigen Herrn wollte Schwerdtfeger einladen zum Dialog? Mir bleibt nichts anderes übrig als zu konstatieren: hier muss wahrlich geistige Verwirrung vorliegen. Das wars – es reicht!!! Adieu.

  8. Schon wieder eine Bewertung unseres Dresdners über wen auch immer („sinnlos und nichts klärend, als nur Eitelkeit und Selbstbespiegelung“), der doch noch vor kurzem vorschlug: „keine Anwürfe, keine Diffamierungen, keine Geringschätzung des Anderen, keine skripttheoretischen Einlassungen, keine Belehrungen“ und behauptete, das auch durchhalten zu können. So weit klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander. Ich dagegen habe diesen Herrn eingeladen zu einem klärenden Gespräch bei einem Mittagessen – also ganz in seinem o.a. Sinne. Und das lehnt er ab. Warum wohl?
    Es tut mir leid, Herr Käfer, daß ich Sie mißverstanden habe: Natürlich beugen wir uns in DEU der Zielsetzung, die die Ukraine für sich ausgibt. Ich hatte unser Thema so verstanden, daß es um die deutsche Unterstützung der Ukraine hierbei geht („schwere Waffen“, was immer das ist) – und auch diese muß natürlich nachvollziehbaren Zielen dienen. Sie schreiben selbst: Danach kann DEU entscheiden – wozu es also auch in DEU formulierte Ziele braucht.
    Alles andere, was Sie schreiben, unterschreibe ich, wobei ich mir eben nicht sicher bin, ob es wirklich „primär .. der status quo ante Feb 2022“ ist, den die Ukraine will (und das hat Auswirkung auf u.a. die vermutliche Dauer des Krieges). Es geht ja wohl in Wirklichkeit auch immer noch um die Krim. Und was nun die „deutsche Angst“ angeht – nirgendwo sonst schwanken die Umfragen in Krisensituationen wie der jetzigen so stark wie hier bei uns nach Einzelbemerkungen von Politikern oder sensationalisierenden oder das Gefühl ansprechenden Medienberichten/-bildern. Vielleicht überschätze ich diese Schwankungen.
    Ich grüße Sie, auch Herrn Flade,
    Andreas Schwerdtfeger

  9. Mit Grüßen an Sie, lieber M. Käfer kurz Bezugnahme auf den letzten Satz Ihres aktuellen Kommentars:
    Ich halte die Lage für viel zu ernst, um sie weiter in Talkshow- oder Blog-Analysen von mehr oder weniger kompetenten „Experten“ breittreten zu lassen. Nach der Wahl in Frankreich wird es höchste Zeit, Putin geschlossen und als gleichberechtigte Partner im westlichen Bündnis entgegen zu treten.
    So ist es, nur die Kardinalfrage, wie diese Geschlossenheit aussehen und de facto praktiziert werden könnte, Putin, dem physisch klein geratenen und daher alle seine narzisstischen Egoismen und sicher auch kompensierten Minderwertigkeitskomplexen mit Aggressionen und Gewaltexzessen anzulastenden Kreml-Chef eine kluge Dialogisierung abzuringen, stelle ich mir schwierig vor. Alle bisherigen versuche, selbst der UN-Generalsekretär, gegenüber Putin platziert am ewig langen Tisch hockend, machte eine so souveräne Position nicht aus, wenn ich es so sehen darf. Wäre es nicht gut und als ein Zeichen der Weltposition nötig gewesen, hätte sich A. Guterres einfach aufgemacht und sich neben Putin gesetzt? Ein weitreichendes Bild. Aber Diplomatie wird von Zwängen eingeengt, ich weiß. Dass Sie erklärten Pazifisten den Raum der Möglichkeit geben, ihre Positionen darzustellen, ist gut, sicher gibt es ab und an Zweifel bei mir, aber die realitäten zeigen auf, dass seit Wochen die Katastrophe anhält, nichts erreicht wird und ich meine Frage wiederhole, was es nun tatsächlich geben könnte, diesen Krieg ein sofortiges Ende zu machen. Der Eiertanz mit Gas-Stop (inzwischen reden Politiker vom „Gaskrieg“ (!)), alle Erklärungen auch seitens der EU via Moskau verhallen und täglich sterben Menschen, Menschen, Menschen – übrigens nicht nur in der Ukraine.
    Was die von Ihnen angesprochenen Talkshows und auch Kommentare in diesem Blog betreffen, ja – wem sagen Sie es. Erklärtermaßen halte ich mich zurück, Sie wissen schon warum und was ich meine mit: Sinnlos und nichts klärend, als nur Eitelkeit und Selbstbespiegelung. Bleiben Sie behütet – Jo.Flade

  10. Wenn man aus: „…die Lage ist zu ernst, um sie in Talkshow- und Blog-Analysen breitzutreten…“ die Frage ableitet, warum ich denn dann in diesem Blog (noch) poste, ist das m.E. nicht ganz redlich! Ich will versuchen, es anhand der Talkshows zu erklären: der sonntägliche Presseclub, vor allem, wenn er von Jörg Schönenborn geleitet wird, ist für mich eine Institution, die ich grundsätzlich schaue. Am anderen Ende der Skala steht dem Markus Lanz gegenüber, der sich für Meinungen und Befindlichkeiten seiner Gesprächspartner häufig nur deshalb zu interessieren scheint, weil er eigene Brillanz demonstrieren will. Übertragen auf diesen Blog, bewegen sich Beiträge von Christian Wolff und einigen anderen für mich durchaus auf Schönenborn-Niveau. Dafür nehme ich dann gerne auch „Markus Lanz“ in Kauf, bisweilen hat er ja durchaus interessante Gäste….
    „Eine vehement geforderte Zieldefinition … hilft mir nicht wirklich“ kann man zwar mit „DIE BUNDESREGIERUNG ist verantwortlich für die klare Zieldefinition ihrer Politik“ beantworten; darum ging es mir aber gar nicht! Nach meinem Verständnis kann allein die Ukraine definieren, welche Ziele ihr aufopferungsvoller Kampf verfolgt (Rückeroberung der 2014 besetzten Gebiete? Verhindern einer Landbrücke zur Krim / nach Transnistrien? Neutralität?). Danach kann Deutschland / können andere Staaten entscheiden, ob sie diese Ziele solidarisch unterstützen wollen. Wenn ich richtig liege, will die Ukraine primär die russische Aggression stoppen, den Status quo ante 24.2.2022 wieder herstellen und möglichst rasch Aufnahme oder Assoziation in/zu einem westlichen Bündnis finden. Sollte das so sein, bin ich grundsätzlich für die volle Solidarität Deutschlands mit der Ukraine. Grenzen hat sie im Völkerrecht (keine Kriegspartei), aber auch in der klugen Abwägung, was Putin zu einer dramatischen Eskalation des Krieges (Atomwaffen-Einsatz, weitergehende territoriale Interessen) veranlassen könnte.
    Losgelöst vom schrecklichen Geschehen in der Ukraine glaube ich, mittlerweile nicht mehr ausschließen zu können, persönlich noch Kriegshandlungen zu erleben. Schon gar nicht kann ich das für meine Kinder und Enkel ausschließen. Und das hat mit Panikmache oder „German Angst“ (leider) nichts zu tun!

    1. Heute habe ich Sie persönlich erlebt, lieber Herr Käfer,, mit einem kurzen Videoporträt und einer Frage an Jochen Gauck – wenn auch nur am Bildschirm. Eine gute Veranstaltung der LVZ, bin ich doch der größte Gauck-Fan.

  11. Schon wieder eine Belehrung durch Flade, diesmal darüber, was ich reflektieren soll. Und wieder eine sehr willkommene Erklärung, daß dies sein „letztes Zitat“ sei – sicherlich ein erneut vergebliches Versprechen!
    Ihre Frage, Herr Käfer: Es ist wohl klar, daß DIE BUNDESREFGIERUNG verantwortlich ist für die klare Zieldefinition ihrer Politik (und sie sollte dabei u.a. die von mir gestellten Fragen berücksichtigen, denn sie sind Teil einer Zieldefinition). Auch die von Ihnen geforderte „Unterstützung“ (eines „völkerrechtswidrig angegriffenen Landes“) muß doch wohl einem formulierbaren und überzeugenden Ziel dienen? Zweien von Ihren vier Punkten stimme ich zu. Das Eskalationsrisiko schätze ich unterschiedlich ein – und selbstverständlich kann es sein, daß ich mich irre. Und was die Person Putin angeht, so verstehe ich ja die westliche Abneigung gegen ihn, aber solange er der Chef im Kreml bleibt – und nichts deutet derzeit auf eine Änderung hin – halte ich nichts davon, ihn als künftigen Verhandler um den Frieden auszuschließen, da die Alternative ja nur wäre, den Krieg bis zu seinem Ableben (tatsächlich oder politisch) zu verlängern. Das sind sachliche Meinungsunterschiede – ich kann nicht erkennen, wo sie Ihrer Ansicht widersprechen, „Putin geschlossen und als gleichberechtigte Partner im westlichen Bündnis entgegen zu treten.“
    Was nun die Frage des Pazifismus angeht, so ist Flades Aufregung völlig unverständlich und zeigt nur – insbesondere da er ja auch kein einziges Gegenargument bringt, sondern nur andere dazu auffordert (hat er keines?) -, daß er sich wieder mal persönlich angegriffen fühlt, anstatt mit sachlichen Argumenten und anderer Meinung im demokratischen Diskurs dagegen zu halten. Meine Meinung ist klar (und völlig sachlich):
    – Ein Pazifist lehnt Gewalt unter allen Umständen ab. Dies ist eine Haltung, die man FÜR SICH SELBST einnehmen kann, wenn man bereit ist, dafür die Konsequenzen zu tragen.
    – Eine solche Haltung aber auf andere übertragen und auch anderen also die Konsequenzen aufbürden zu wollen, ist unzulässig, denn man beraubt sie damit eines Schutzes und einer Verteidigung, die sie im Falle eines Angriffes möglicherweise benötigen und auch wollen.
    – Ein Mandatsträger, der schwört, „Schaden von seinen Mitbürgern abzuwenden“, kann einen solchen Pazifismus weder für sich selbst noch für sein Mandat akzeptieren. Er MUSS gegen Angriffe von innen wie außen vorsorgen, was eine Ablehnung von Waffen ausschließt, deren Existenz er nicht ausradieren kann.
    – Und schließlich behaupte ich (und lasse mich ja gerne durch Argumente vom Gegenteil überzeugen, aber nicht – natürlich – von Flades hektischer Aufregung), daß die Pazifisten dieser Welt, angesichts der nunmal vorhandenen und offensichtlich unausrottbaren Gewalt seit biblischen Zeiten ihre Haltung nur ohne Schaden für sich selbst und andere ausleben können, weil es andere gibt, unter deren Schutz sie dies tun.
    Folgt man dieser Logik – und das müssen Sie natürlich nicht, nur braucht es dann bessere Argumente als nur, daß man spöttele, denn dies ist zu ernst -, dann ist Pazifismus eine Einladung zum Überfall, dann ist jedenfalls Pazifismus nicht dasselbe wie Friedenswille, dann ist Pazifismus eine Gefahr für den allgemeinen Frieden. Ich bin bereit, darüber sachlich zu diskutieren – mit Flade, ich weiß es, geht das nicht. Bei Ihnen ginge das schon – Sie müßten vielleicht nur mal ruhig und sachlich bleiben: „Darüber hinaus müssen wir alle diplomatischen und sonstigen Mittel und Kanäle nutzen, um die Kriegsparteien möglichst rasch an den Verhandlungstisch zu bringen“ – schreiben Sie und ich frage: Was denn nun? Mit wem soll denn verhandelt werden? Putin lehnen Sie doch im nächsten Satz ab! Oder muten Sie hier der Ukraine zu, was Sie für sich für unzumutbar halten?
    Andreas Schwerdtfeger

  12. Okay, Pazifisten sind also de facto ein Risiko für den Frieden, Gutmenschen Leute, über die man eher spöttelt, die Verteidigungsministerin wird als völlig überfordert gebrandmarkt – andererseits sollen sich Leute wie Strack-Zimmermann, Hofreiter und (gemeint ist vermutlich) Roth doch bitte von populistischen Äußerungen zurückhalten… Eine klare Linie erschließt sich mir daraus nicht!
    Auch eine vehement geforderte Zieldefinition (wer muss die eigentlich verantwortlich festlegen???) hilft mir nicht wirklich. Nach meinem einfachen Verständnis gebietet die solidarische Unterstützung eines völkerrechtswidrig angegriffenen Landes neben humanitärer Hilfe, dieses mit den gewünschten Waffen zur Verteidigung seines Territoriums und Wirtschaftssanktionen gegen den Aggressor zu unterstützen. Das gilt zumindest so lange, wie diese nicht zu existentiellen Problemen in unserem eigenen Land führen (5 % Wachstumsverlust, 10 % Inflation u.ä. sind KEINE EXISTENTIELLEN Probleme!) oder uns zum Kriegsteilnehmer i.S.d. Völkerrechts machen. Darüber hinaus müssen wir alle diplomatischen und sonstigen Mittel und Kanäle nutzen, um die Kriegsparteien möglichst rasch an den Verhandlungstisch zu bringen.
    Persönlich glaube ich, dass
    • es mit (der Person) Putin keine Verhandlungen (mehr) geben wird,
    • Schwäche (z.B. bei der Kommunikation unserer Regierung, bei den internationalen Unterstützungsleistungen, durch unbedachte Äußerungen ukrainischer Regierungsvertreter) kriegsverlängernd wirkt,
    • die Gefahr der Eskalation des Krieges kontinuierlich steigt (Einsatz taktischer Atomwaffen, Ausdehnung des Krieges über die Grenzen der Ukraine hinaus),
    • Bundeskanzler Scholz (endlich) seine Führungsrolle in Deutschland und Europa annehmen muss.
    Ich halte die Lage für viel zu ernst, um sie weiter in Talkshow- oder Blog-Analysen von mehr oder weniger kompetenten „Experten“ breittreten zu lassen. Nach der Wahl in Frankreich wird es höchste Zeit, Putin geschlossen und als gleichberechtigte Partner im westlichen Bündnis entgegen zu treten.

    1. Wenn selbst Präsident Selenskyi mit Putin sprechen will (mit Bundespäsident Steinmeier aber nicht), steht es Außenstehenden nicht zu, Putin von vornherein als Verhandlungspartner abzulehnen – wohl wissend, dass dieser nur die Amerikaner als Gesprächspartner akzeptiert. Wenn Sie, lieber Herr Käfer, sogar diesen Blog als Gesprächsplattform über dieses Thema ablehnen – warum posten Sie dann noch hier?

      1. Gibt es bald die Pflicht zum Fahnenappell, auf die ukrainische Fahne natürlich?
        Die deutsche und europäische Politik ist eben keine Verkaufsplattform für die Ukraine, bei allem Respekt.
        Ich bin kein Fan von Waffenlierfungen, es ist nicht mein Krieg.
        Die Osterweiterung der NATO war ein Teufelsprojekt
        CDU auf Kriegskurs, Kohl würde den Kopf schütteln!
        Länder haben keine Freunde, sondern Interessen
        Moral ist nicht alles!

        1. Ich bin ganz Ihrer Meinung.Das ist ein Stellvertreterkrieg.Die Verlierer sind Europa Russland und natürlich die Ukraine auf deren Rücken das ausgetragen wird.Alle spielen mit dem Feuer und es ist Wald(Weld)brandstufe 5 und niemand der zu löschen da ist.
          Ich wünsche Ihnen Frieden und Gesundheit
          Ulrich Löffler

  13. Nun hoffe ich auf eine anregende Kommentierung auf die Definition des Herrn Schwerdtfeger hin, was er unter Pazifismus, Pazifisten versteht – bemerkenswert diese Interpretation. Auf also – verehrte Blog-Teilnehmer.
    Mein Versuch, Herrn AS zur verbalen Mäßigung zu animieren ist mit dieser ungeheuerlichen Diffamierung meiner Person und damit aller, die sich gegen Waffen positionieren, gescheitert. Mein letztes Zitat zu dieser Persönlichkeitsattacke Bachkantate BWV 82: Ich habe genug. Die Würde des Menschen ist unantastbar, Art. 1 des GG; Herr Schwerdtfeger – reflektieren Sie endlich, denn Ihre eigene Würde leidet hochgradig (und Sie merken es nicht, eine Persönlichkeits-Katastrophe!).

  14. Es ist schon interessant, wie sich hier ein Mitdiskutant mit der Begründung, daß er von Waffen („ohne die Krieg nie möglich wäre“) nichts halte, zum „Pazifisten“ erklärt und dies für eine klare Aussage hält – und sich dabei für ethisch unangreifbar. Nun ist „Pazifismus“ (dessen Anhänger laut Lexikon „Pazifisten“ sind) die Ablehnung des Krieges (meistens gemeint: unter allen Umständen) und die daraus resultierende Ablehnung von Wehr- oder Kriegsdienst und von Waffen. Heißt das, das Pazifisten auch automatisch für den Frieden sind? Wohl kaum. Er schreibt uns: Ohne Waffen sei Krieg nicht möglich. Das ist nicht unbedingt richtig, denn man müßte dazu definieren, was „Waffen“ sind: Muskeln, Messer, Stöcke, Pfeil und Bogen, Äxte, Feuer? Alles Gegenstände, die im täglichen Gebrauch waren oder sind und die schon immer im Krieg, vor allem aber leider auch heutzutage in unserem täglichen Leben unfriedlich eingesetzt werden. Handwaffen der Polizei, Wasserwerfer, Tränengas? Alles Mittel, die die Polizei (unter bestimmten Umständen; Verhältnismäßigkeit, Gefahreneinschätzung, etc) zu unserer Verteidigung einsetzt und also zum Schutz und zur Wiederherstellung des Friedens. Panzer, Raketen, Kanonen – ja, das sind nun AUSCHLIESSLICH Kriegswaffen. Aber es ist müßig, sie abzulehnen und sich damit zu exkulpieren, denn sie sind ja nunmal da und nicht aus der Welt zu schaffen (technisch nicht, aber auch nicht durch Verträge). Die Ablehnung alleine ist also Alibi, nicht Lösung. Sie verhindert nicht, sie schützt nicht, sie gefährdet aber durch Schaffung von Vakuen oder Minderung des Angriffsrisikos, ja sie ist also bis zu einem gewissen Grade EINLADUNG (zur Gewaltanwendung, also auch zum Krieg). Pazifisten dieser Definition sind de facto ein Risiko für den Frieden. Sie verlassen sich auf den Schutz durch andere, die sie gleichzeitig diffamieren.
    Wer Frieden will, wird dagegen zum eigenen und zum Schutz anderer diejenigen Mittel vorhalten, die nötig sind, den Frieden auch zu verteidigen, notfalls wiederherzustellen. Darum geht es ja auch im augenblicklichen Konflikt. Und diese Einsicht hat ja auch unsere Regierung (-sparteien) dazu bewogen, ihre Auffassung zu diesem Komplex gründlich zu ändern und der Realität dieser Welt anzupassen, wozu man sie nur beglückwünschen kann. Hätten die Ukrainer nur „Pazifisten“ wie unseren Mitdiskutanten, sie hätten Frieden, ja – aber vielleicht nicht den, den sie wollen, nämlich den MIT Freiheit. Und unser Mitdiskutant erkennt nicht, daß er seine Haltung nur so überzeugt und selbstgerecht vertreten kann, weil er seine Freiheit, seine Selbstbestimmung nicht wahrnimmt als etwas, das ihm andere ermöglichen.
    Die hier diskutierte Frage der Lieferung von schweren Waffen an den Überfallenen und in ein Kriegsgebiet ist also genau die entscheidende Frage: Wie stelle ich Gerechtigkeit und Frieden wieder her? Und eines steht fest: Jeder, der glaubt, er sei aufrichtig, weil er (im wahrsten Sinne des Wortes) einfach sich rausmogelt, indem er die Illusion der Abschaffung von Waffen propagiert, macht sich mitschuldig am Verlust von Würde, Freiheit und Selbstbestimmung der Überfallenen.
    Andreas Schwerdtfeger

  15. „Das halten Sie nicht durch, lieber Herr Flade!“ Herr Schwerdtfeger – schaun wir doch mal, wer es durchhält. Ihr Introitus zu Ihrer aktuellen Kommentierung könnte vermuten lassen, dass es Ihnen schwer fällt…Ihr Blick zurück sollte mehr nach vorn gerichtet sein. Schaun wir mal.
    Jo.Flade
    PS/Nochmal: Ich halte von Waffen, ohne die Krieg nie möglich wäre, NICHTS. Wie oft soll ich das noch betonen?
    Ich bin Pazifist, nicht mehr und nicht weniger. Das ist doch an Klarheit nicht zu übertreffen.

    1. Schon wieder eine Belehrung, diesmal wohin mein Blick gerichtet werden sollte.
      Und die Frage, was Sie von Waffen halten, ist hier wohl kaum relevant. Es gibt in dieser Welt Waffen; weder Sie noch irgend jemand anderes kann sie abschaffen; die Frage ist also, wie man damit umgeht. Ganz abgesehen davon, ob Sie Ihre so dezidierte Meinung überhaupt aufrecht erhalten würden, wenn es sich zB um einen Polizeieinsatz in einer Schule gegen einen Amokläufer handeln würde.
      Andreas Schwerdtfeger

    2. „Ich bin Pazifist, nicht mehr und nicht weniger. Das ist doch an Klarheit nicht zu übertreffen.“
      _______________________________
      Herr Wolff ist „tatkräftiger Pazifist“.
      Jeder wie er mag. Ich schließe mich dem Bundeskanzler an: „Ich bin kein Pazifist.“ Aber was bin ich nun? Ich weiß es nicht.

  16. Das halten Sie nicht durch, lieber Herr Flade! Man nehme nur Ihren mit einem Ausflug ins Zoologische (sicherlich nicht „nett gemeint“) begonnenen und von einer Belehrung gefolgten Entschluß: „Auf unseren ewigen rhetorischen Elefanten im ohnehin zerschlagenen Porzellanladen reagiere ich nicht mehr! Aber eines sollte er …“ (16. April, 11.10h) – seitdem wieviele Reaktionen? Keine davon zum Thema „Schwere Waffen …“. Dafür die Erkenntnis, daß Sie sprachlich nicht zwischen „glauben an …“ und „glauben, daß …“ unterscheiden (können). Aber ich nehme Sie gerne beim Wort, da mich sowieso – wie hier immer wieder gezeigt – das Thema mehr interessiert, und werde also wie bisher nur Ihre Belehrungen und Charakterdarstellungen aufs Korn nehmen. Wenn es davon nichts gibt – ja, dann gerne „zur Sache“.
    Und diese ist:
    Es ist beunruhigend, wie dauernd – auch nach Konferenzen wie jetzt die zwischen Blinken/Austin und Selenskyi – die Notwendigkeit betont wird, daß die Ukraine siegen muß und Rußland nicht gewinnen darf, ohne daß definiert wird, was darunter zu verstehen ist. Ist damit gemeint, daß der künftige Friede – also das Ergebnis von Verhandlungen NACH einem vorherigen Waffenstillstand – der Status quo ante ist (Krim bei Rußland; Donbas umstritten)? Das würde wohl die ukrainische Rückeroberung von Gebieten im Südosten und Süden bedeuten und es könnte eine Unterstützung des Landes mit schweren Waffen erfordern. Es würde gleichzeitig den Krieg sehr verlängern, nehme ich an, und möglicherweise auch eine Eskalation und Intensivierung bedeuten. Ist damit gemeint, daß man die komplette Integrität der Vor-2014-Ukraine wiederhergestellt sehen will, dann sind ebenfalls erhebliche Mengen an schweren Waffen (und weit mehr) erforderlich und die Gefahren der Verlängerung und Eskalation sind deutlich höher. Ist damit gemeint, daß man den „heißen“ Krieg erstmal beendet auf dem Stand der jetzigen Linien und dann auf den „Sieg“ der Ukraine erst in anschließenden Verhandlungen hofft? Das erscheint mir als ein ziemlich unsicheres Vorhaben bezüglich auch von Minimalforderungen in Sachen territorialer Integrität der Ukraine. Und dies sind nur einige der militärischen Interpretationen des Begriffes „Sieg“ für die Ukraine. Der Entscheid über die Lieferung von Waffen welcher Art auch immer kann eigentlich erst sinnvoll getroffen werden, wenn man das Ziel klar festlegt und nicht nur propagandistisch, aber inhaltslos beschreibt. (vielleicht ist dies ja hinter verschlossenen Türen erfolgt – es wäre schön).
    Hinzu kommen dann die – langfristig wichtigeren – politisch/diplomatischen Definitionen: Wer verhandelt eigentlich – Rußland und Ukraine, also die Kriegsparteien; oder Rußland, Ukraine UND EU/USA (also Kriegsparteien und solche, die das gerne nicht sind); oder die UNO /OSZE und mit welchem Gewicht oder Nachdruck (dann auch militärisch?)? Was wäre das Verhandlungsziel im territorialen Sinne, bezüglich der Nachkriegs- und Wiederaufbaukosten, hinsichtlich von Garantien, vor allem auch hinsichtlich des politischen Nachkriegsspielraums der Ukraine bzgl der Bündniswahl (unabhängig von der Freiheit der Bündnisse, Nato und EU, über Aufnahmen zu entscheiden)? Was also ist „gewinnen“ und „verlieren“ NACH diesem Krieg?
    Drittens vielleicht muß man die Frage der Kriegsbeteiligung in den Blick nehmen. 1915-17 und 1940-41 waren die USA offiziell neutral, sie lieferten aber eifrig Kriegsbedarf an Großbritannien (der Lusitania-Zwischenfall im 1.WK, erst Ende der 20er Jahre von England zugegeben, zeigt dies genau so wie Lend-Lease und Konvoi-Eskortierung im Nordatlantik im 2.WK) und natürlich waren sie, die USA, de facto Kriegspartei. Die Frage war nur, ob, wer und wann diesen Zustand in de jure umwandelte. Eine solche Entscheidung können BEIDE Seiten fällen (Wilson erklärte 1917 Krieg gegen DEU, aber Hitler erklärte 1941 Krieg gegen USA) und hierin liegt ein gewisses Risiko. Das augenblickliche Dilemma Rußlands, in der Ukraine „siegen“, sich aber nicht mit der Nato anlegen zu wollen, schützt uns derzeit – und wird dies wohl auch weiter tun. Deshalb hängt die Frage der Lieferung schwerer Waffen wohl nicht an dieser Frage. Aber trotzdem muß man beantworten, welchem strategischen Ziel und militärischem Zweck diese Waffen dienen sollen. UND: Unser Kanzler zeigt durchaus Verantwortung, wenn er diesen Zusammenhang im Hinterkopf hat und im Bündnis diskutiert. In der Öffentlichkeit aber darf er diese „Angst“ nicht zeigen, sonst provoziert er Äußerungen wie die jüngsten von Lawrow, der sich so in die öffentlichen Diskussionen in den „Feindländern“ verunsichernd einschalten kann.
    Leute wie Strack-Zimmermann, Hofreiter, Ramms, auch CDU-Vertreter, leider (muß man sagen) auch unsere völlig überforderte Verteidigungsministerin, sollten sich zurückhalten mit ihren populistischen Äußerungen in dieser Frage, die alle keine wirkliche inhaltliche Basis haben, solange das Ziel – zunächst militärisch und territorial, insbesondere aber politisch – nicht beschrieben ist. Denn diese Frage entscheidet ja auch über die weitere Fortsetzung des Krieges und damit über verlängertes Leid, weitere Zerstörung, steigende Kosten – und das alles muß man messen können an dem, was man für erreichbar hält und also erreichen will.
    Andreas Schwerdtfeger

  17. „erbärmliche Loser wie Vad (gemeint ist der ehemalige Brigade-General Erich Vad)“
    =============================================================

    Die Expertise von General Dr. Vad war zumindest zu Beginn des Kriegs entbehrlich:

    Einen Tag nach dem russischen Überfall sagte der Ex-General: „Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen. Und meine Bewertung ist, dass es nur um ein paar Tage gehen wird und nicht mehr.“

    https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/ukraine-chancenlos-ueber-diese-deutschen-experten-freut-sich-putin-79854620.bild.html

    1. Ja, das ist halt das Risiko, Herr Plätzsch, wenn man auf der Basis eigener Expertise eine Meinung ZUR ZUKUNFT äußert. Sie betreiben hier das Spielchen, keine eigene Meinung zu haben, sondern sich stattdessen Einzelsätze Anderer vorzunehmen und sie retrospektiv zu bemäkeln. Das ist natürlich leichter. Bei allen Kontroversen: Flade hat schon Recht, Sie kleiner Besserwisser.
      Andreas Schwerdtfeger

  18. Herr Schwerdtfeger –
    ein letzter Versuch meinerseits (unsere Kommentare strotzen ja von „Friedenswillen“): Ab sofort sollten wir uns endlich auf einen Normalton einigen; keine Anwürfe, keine Diffamierungen, keine Geringschätzung des Anderen, keine skripttheoretischen Einlassungen, keine Belehrungen, einfach nur Reduktion auf das jeweilige Sachthema, mit Respekt und Anstand. Ob wir Übereinstimmung oder eben nicht haben – so ist das im Diskurs, auch andere Wahrnehmungen und Haltungen sind willkommen!
    Nur ein bescheidener Hinweis, was die Anrede des Pontifex anbelangt: Ob Ihnen das grammatikalisch gefällt oder nicht – so ist das vatikanische Reglement und nicht anders.
    Ob Sie mich haben oder nicht, spielt hier im Block absolut keine Rolle, ob wir uns jedoch gegenseitig auszutauschen in der Lage, dazu vor allem bereit und willens sind, das sollte ausschlaggebend sein.
    Eine gute Woche; Jo.Flade

  19. „Da gibt es ganz andere Kaliber wie Altkanzler Schröder in der NYT“:
    Lieber Klaus Plätzsch – „was einem da alles einfällt …“ (ich zitiere an dieser Stelle einmal den beginn eines der unzähligen Kommentare eines „unserer“ Kommentatoren…) lassen Sie sich auf den Fall G. Schröder ein. Dazu kann ja nur immer wieder festgestellt werden, wie hartleibig dieser SPD-Grande und Kanzler a.D. + in Unruhe befindlich mit seinem gesegneten Alter von 78 Jahren noch immer ist und völlig abgeneigt zu sein scheint zu begreifen, dass er „seiner“ SPD unsäglichen Schaden zufügt. Offensichtlich existiert niemand bei den politisch anständigen Sozis, Schröder unmissverständlich aufzuzeigen, nicht erst abzuwarten, bis Putin den Gashahn zudreht – oder eben auch nicht. Ich werde mich nicht versteigen und lächelnd konstruieren, solcherart Haltung könne auch von einem 6-Jährigen stammen. Nein – Schröder sollte – bevor er redet – nachdenken. Mea culpa – oh Gott, auch das noch.
    Was die komplexe Diskussion in unserem redewollüstigen DEU zu Waffenlieferungen für die seit 2 Monaten im Angriffskrieg durch Putin befindliche Ukraine und parallel dazu der im „bedauernswerten“ Ausrüstungszustand befindlichen Bundeswehr betrifft, fällt auch mir da manches ein. Z.B. kapriziert sich „unser“ Dauer-Kommentator mit permanenter, ja nachlesenswerter Angriffslustbarkeit auf die seiner Engstirnigkeit geschuldeten, derzeit elendig agierenden Grünen, SPDler, auch FDP-Giganten. Da staunt der Laie…Stellt doch der CDU-Chef Merz selbstkritisch erstaunlich deutlich fest, dass dieser Zustand der Truppe auf die seit 2005 ministeriell amtierenden CDU-Verteidigungspersonalien zurückgeht und genau diese Situation herbeigeführt haben, übrigens unter der Kanzlerschaft von Frau Dr. Angela Merkel (dies nur nebenei).
    Eines muss uns allesamt aber einfallen: Die Welt, auch unsere kleine, steht seit Wochen geradezu ohnmächtig vor der unbarmherzigen und hochgefährlichen Realität, dass ein W. Putin diese durch seine Aggression geschockte Welt vorführt, allesamt fast ohnmächtig lavieren, jeder schubst die Schuld dem anderen zu, in der Ukraine sterben gewaltsam Menschen, werden ganze Städte ausradiert, Menschenrecht gebrochen, die Würde eines jeden Einzelnen zerschlagen, durch militärische Gewalt wird eine Umweltkatastrophe nach der anderen ohne Not angerichtet, Waffen werden produziert und verkauft und geliefert – nimmt der Krieg ein Ende? NEIN.
    Wer aus- und aufrüstet befördert Krieg. Ganz besonders an dieser Stelle stimme ich Chr. Wolff und allen Kriegsverneinern voll zu!
    Auch ich stehe ratlos da und gebe dies unumwunden zu, wie in und mit der Ukraine Frieden geschaffen werden könnte.
    Wir helfen ukrainischen Flüchtlingen, das allermindeste, mehr ist nicht möglich. Tun wir, was wir tun können und müssen.
    PS/Jetzt bin ich aber mal gespannt, in welches Menschenalter mich AS reduziert.

  20. Lieber Pfarrer Wolff!

    Vielen Dank, dass Sie nun nochmal Ihre eigene inhaltliche Maxime zum Thema konkreter fassen, indem Sie sich im Bild der Medizin gesprochen für die „Begrenzung der Intervention“ aussprechen. Das ist hilfreich und mehrwertig im Diskurs, auch wenn es leider offen bleibt, wo bei Ihnen konkret die Grenzen der Begrenzung verlaufen und ich (ebenso im Bild der Medizin gesprochen) folgendes Grundsätzliche zu bedenken gebe:

    Wenn ein Patient akut lebensbedrohlich erkrankt ist, erwartet ihn in Deutschland im Krankenhaus Gott sei Dank nicht das „Prinzip der Begrenzung der Intervention“ – es sei denn, der Patient hat eine Patientenverfügung erlassen, die es Ärzten untersagt, lebenserhaltende Maßnahmen zu ergreifen oder aber es handelt sich um einen Patienten, bei dem die Ärzte zur übereinstimmenden Überzeugung gelangt sind, dass die letzte Phase des Sterbeprozesses irreversibel eingetreten ist. Beides ist, nach meiner Betrachtung, im Falle der Ukraine nicht der Fall. Letzteres auch nicht, weil andere Staaten sich vom „Prinzip erforderlicher Intervention zur Abwehr einer Lebensbedrohung“ leiten lassen!

    Im Übrigen wünsche ich mir, dass der Bundeskanzler sein politisches Handeln nicht nur in Verantwortung vor „80 Millionen Menschen“ (und „vor Gott“, so dies denn eine Kategorie für Olaf Scholz ist und auf die er bei seiner Amtseinführung zumindest nicht vernehmbar Wert gelegt hat) ausrichtet, sondern eben auch aus einer Perspektive der unmittelbar und unvorstellbar Betroffenen selbst! Man stelle sich vor, Deutschland wäre in der Rolle der Ukraine und alle anderen Staaten würden sich für das „Prinzip der begrenzten Intervention“ aussprechen. Wie würde Ihr Blog dann ausfallen? Unverändert?
    Ich jedenfalls wünsche mir ein Europa länderübergreifender, starker Solidarität auch um des Preises eigener Opfer willen, wenn die Europa einenden Grundwerte wie auch das Selbstbestimmungrecht der Völker und ihre territoriale Integrität ausgelöscht werden sollen. Ich wünsche mir dafür auch ein wirksames Handeln meiner Bundesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr Jost Brüggenwirth

  21. „Die christliche Religion steht einer gewissen Torheit recht nahe; hingegen mit der Weisheit verträgt sie sich schlecht“ – das schrieb Erasmus von Rotterdam in seiner Schrift „Lob der Torheit“ (Kap. 3) und besonders eifrige Luther-Zitierer des Jahrgangs 1950 beweisen uns dies – leider, aber nicht unerwartet, mit den eher vulgären Zitaten dieses Meisters und freilich in schlechtem Deutsch, denn was darf ich wohl unter „da diesseits in seinem einsamen Nirgendwo“ verstehen? (Ich bin doch nicht einsam, Herr Flade, ich habe doch Sie!) Aber ich gebe zu: Ich habe „das deutsche Gemüt“ nicht berücksichtigt, das C.F. Meyer wie folgt beschreibt: „Das deutsche Gemüt erträgt eine grobe, redliche Schelte besser, als eine lahme Predigt oder einen feinen schneidenden Hohn“ („Gustav Adolphs Page“, S. 413, in meiner Ausgabe). Mein feiner Hohn kommt bei unserem kleinen belehrerischen Grobian (nett gemeint) natürlich nicht an; grobe, redliche Schelte verträgt er allerdings auch nicht – ein Unikum also im deutschen Gemüt!
    Zurück zum Thema: Der verworrene Brief-Entwurf an den Papst (schon die Anrede – „Seine …“ – ist ja grammatikalisch falsch) mit der schönen Reiseaufforderung „noch morgen“ kann kein wirklicher Beitrag zur Lösung des Kriegsproblems in der Ukraine sein. Aber es ist immer wohlfeil, mit einem Appell an Andere sein Gewissen zu erleichtern und so zu tun, als habe man nun seinen Beitrag geleistet (das Käßmann-Prinzip!). Als weltliches Staatsoberhaupt ist der Papst zu bedeutungslos für eine Vermittlerrolle. Als Oberhaupt einer großen Weltreligion verfügt er über die Macht des Wortes – und das wohl am besten mit dem Hintergrundbild des vatikanischen Palastes und seines erhabenen Kirchenbaus. Die Macht des Wortes im kirchlichen Sinne wiederum kann – ich schrieb es oft in anderem Zusammenhang – nur langfristige und ethische Anleitung bieten, nicht aber sich auf ein tagespolitisches Problem lösend (oder auch er-lösend) auswirken. Der Papst wirkt deshalb – wenn überhaupt – durch öffentliche Massenauftritte (vielleicht auch manchmal durch Geheimdiplomatie hinter verschlossenen Vatikan-Türen) und diese wird ihm Putin bei einem Besuch wohl kaum gewähren. Aber – im Deutsch unseres Brief-Autors (verkürzt) – „die Charta fordert von jedem – Sie, ich, alle!“ Jeder, wie er kann (nett gemeint).
    Ich grüße Sie, ebenfalls sitzend und nicht anders könnend.
    Andreas Schwerdtfeger

  22. Herrn Schwerdtfeger da diesseits in seinem einsamen Nirgendwo:
    1. Papst Franziskus glaubt nicht an 6-Jährige, er glaubt an GOTT.
    2. Geboren wurde ich 1950, danke für Ihr Jungbrunnen-Angebot.
    3. Mir fällt nach ihren in diesem ansonsten interessanten Blog unzählig inszenierten, verbalen Eitelkeits-Orgien nur noch ein: „ Aus einem traurigen Arsch kömmt kein fröhlicher Furz“ (Luther).

  23. Erstmal wir nicht bedacht, dass Italien und Frankreich ebenso keine westlichen Kampfpanzer liefern
    Ist es doch angeblich ein Völkermord, welcher dort passiert, dann wäre doch auch keine Zeit, dem lockeren Plausch unter Kiews freien Himmel zu zelebrieren.
    In den Wirren des letzten Weltkrieges starben mehr als 60.000 Polen durch die Westukrainer. Mal sehen, ob Polen dies in seinem dauerhaften
    Abfeiern der Ukraine immer vergessen will.
    Im Kalten Krieg war jedem Hardliner klar, keine direkte Konfrontation, jetzt fordern waffenuntaugliche Personen die Flugverbotszone.
    Ich halte auch die Osterweiterung der NATO für verantwortungslos gegenüber den vorherigen Mitgliedstaaten
    Ich war nie ein Fan der Frau Merkel, aber wie sie in ihrer Partei abgeräumt wird, schlimm.
    Länder haben keine Freunde, sondern Interessen. Scheinbar leben wir nur noch im moralisierten Traumland.
    Der Botschafter der Ukraine glaubt scheinbar, dass sein Land die EU finanziert, auch werden eigene Fehler, vielleicht deshalb Ausladung und Angriffe auf Steinmeier und Merkel, nicht betrachtet.
    Ich möchte nicht, dass die BRD und Italien für die Ukraine untergehen werden, keine schnelle EU oder NATO Miegliedschaft für dieses Land, Moralgefasel ersetzt keinen Realismus.
    Die Ukraine verteidigt höchstens ihr Land , aber sicher nicht die angeblichen EU Werte
    Vor einem Jahr wurde eine Annäherung dieses Landes an Brüssel noch mehr als kritisch gesehen, auch und gerade in Berlin!
    Ich danke dem Herrn Schwerdfeger für seine ausgewogenen und kritischen Kommentare zum Thema.
    Ich bin übrigens eher für ein stärkeres Zusammengehen von BRD Italien Belgien Frankreich Spanien usw. Angriffe, ich sein ein Putin Troll führen zu nichts, sollten sie erfolgen
    Friede und Liebe zum Machbaren uns allen

    1. „Angriffe, ich sein ein Putin Troll führen zu nichts, sollten sie erfolgen.“
      ______________________________________________________________

      Da gibt es ganz andere Kaliber wie Altkanzler Schröder in der NYT:

      „Was ich Ihnen sagen kann ist, dass Putin daran interessiert ist, den Krieg zu beenden. Aber das ist nicht so leicht. Da gibt es ein paar Punkte, die geklärt werden müssen.“
      https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_92064078/altkanzler-gerhard-schroeder-ich-mache-jetzt-nicht-einen-auf-mea-culpa-.html

      Ja klar, es muss noch ein wenig weiter erobert, gebombt, gemordet, vergewaltigt und vertrieben werden.

      Ein Rücktritt Schröders von seinen Funktionen von Putins Gnaden käme für ihn nur unter einem Umstand in Frage:

      Wenn Kremlchef Wladimir Putin Deutschland und der Europäischen Union das Gas abdreht. Aus Schröders Perspektive ein unwahrscheinliches Szenario: „Das wird nicht passieren.“ Sollte es aber doch dazu kommen, „dann würde ich zurücktreten“, fügte er hinzu – ohne explizit zu sagen, von welchen Positionen.
      ___________________________________________________________

      Ich muss zugeben, dass ich von Schröder auch mal fasziniert war. Als Scharping SPD-Chef war, stellte er auf einer Videokonferenz Plakate für eine Bundestagswahl vor, die von den Teilnehmern geklebt werde sollten. Eine Fernsehkamera fing sarkastische Worte des im Saal sitzenden Nds. MP Schröder ein. Ich schrieb ihm irgendwas witziges und erhielt eine ebenso witzige Antwort persönlich unterzeichnet von ihm (die ich schon lange weggeworfen habe).

      Da kannte ich das Einschleimerschreiben Schröders an Egon Krenz natürlich nicht. Hier nochmals der Link zum Download: https://www.file-upload.net/download-14765869/SchreibenSchrderanKrenz.JPG.html

  24. Was fällt einem nicht alles ein angesichts eines Briefes an den Papst:
    Homer, „Odyssee“, VIII 166/167 (Odysseus zu Euryalos, dem Sohn des Alkinoos):
    Aber es geben die Götter die Gaben der Anmut nicht allen
    Menschen, nicht Wuchs noch Verstand, noch auch die Redegewandtheit.
    Alexander Demandt, „Der Fall Roms – die Auflösung des römischen Reiches im Urteil der Nachwelt“, S. 272:
    Es gibt kaum einen denkbaren Standpunkt, der seinen Vertreter nicht gefunden hätte.
    Botho Strauss, „Herkunft“, S. 62:
    Über seinen Onkel: Er war überzeugt, die Quadratur des Kreises gelöst zu haben … Ein Weltproblem hatte er gelöst, als erster und einziger Kopf des ganzen Erdenrunds. Dies konnte ihm nur gelingen, weil er das Problem nicht richtig verstanden hatte.
    Blaise Pascal, „Pensées sur la religion et sur quelques autres sujets“:
    Ohne Macht ist das Gesetz kraftlos
    (la loi sans force est impuissante).
    Das kommt dann wohl Putins, des „unendlich verirrten Schafes“, Gedanken angesichts eines Papstbesuches am nächsten – oder, wie schon Stalin fragte: Wieviele Divisionen hat der Papst?
    Ansonsten? Wie üblich, Belehrungen – „Respekt … Bedenken Sie dies bitte vielleicht auch im Kommentieren“ (an Herrn Brüggenwirth) – oder liebedienerische Untertänigkeit gegenüber Herrn Wolff, der doch eigentlich diesen Blog um der Kontroverse willen betreibt („demokratischer Diskurs“) und sich auch sonst ganz tapfer selbst verteidigt (oder lobt).
    Viel Zustimmung hat es gegeben zu diesem Brief? Wenn das stimmt, dann sind wir wohl in diesem Krieg tatsächlich mit unserem (päpstlichen) Latein am Ende. Aber das kann sich ändern – wenn wir die „ersehnte Reise vernommen (sic!) haben“.
    Franziskus wird glauben, ein 6-Jähriger habe ihm geschrieben.
    Mit herzlichem Gruß,
    Andreas Schwerdtfeger

  25. Aber auch Sie wieder, lieber Herr Plätzsch, Sie kleiner Besserwisser (nett gemeint!). Weiß ich doch, wie es richtig lauten muss mit dem Paulinum, Sie haben dieses Mal recht. Einigen wir uns doch mal: es geht um mehr als um Wortfechtereien. Schönen Sonntag auch!

  26. Ich kann nicht erkennen, warum die Verlängerung des Krieges mittels Waffenlieferungen und der Ruin Russland im Interesse unseres Landes sein sollen. Für mich ist der Ukraine-Krieg ein Spiegelbildbild des Jugoslawienkriegs mit nur einem wesentlichen Unterschied: die massiven Luftangriffe der NATO hat die serbische Regierung nach wenigen Tagen mit ihrer Kapitulation beendet.
    Die ukrainische Regierung hat dagegen bisher jedes Angebot zum Waffenstillstand ausgeschlagen, obwohl keines eine Kapitulation erfordert hätte. Ob dies ihre autonome Entscheidung war, daran habe ich Zweifel.
    Die Verantwortung für die Fortsetzung dieses Krieges, der wie jeder andere Krieg auf dieser Welt brutal ist, liegt deshalb auch bei allen, die seine Entstehung begünstigt und seine Beendigung bisher verhindert haben. Gemeinsame Sicherheit gibt es nur in gemeinsamer Verantwortung. Bei Fortbestehen unterschiedlicher Interessen gibt es, wie 1945 für die Jalta-Konferenz, eine unabdingbare Voraussetzung, nämlich die freiwillige Begrenzung des je eigenen Machtbereichs, und eine wesentliche Stütze, nämlich Handel und Wandel.
    Einzige Alternative dazu ist der 3. Weltkriegl

    1. Sie stehen auf der Seite eines Kriegsverbrechers und Massenmörders! Die Bezeichnung „Schlächter“ für Putin durch US-Präsident Biden halte ich allerdings für problematisch, ist dies doch ein ehrenwerter Beruf, aber vielleicht ist Biden auch Veganer.

  27. Verehrter Jost Brüggenwirth – schön von Ihnen zu hören, aber ich widerspreche Ihnen diesmal gern. Unsere Dialoge sind ja seit Langem stets getragen von gegenseitigem Respekt, worauf sich bekanntermaßen jeder Dialog oder auch Diskurs zu strittigen Themen zu gründen hat. Bedenken Sie dies bitte vielleicht auch im Kommentieren der Beiträge, Reaktionen von Chr. Wolff.
    Sie wissen schon sehr genau, welch Bedeutung es haben dürfte, würde Franziskus Putin „ins Gebet“ nehmen. Da spielt ganz sicher die Dimension eines voluminösen Tisches eine völlig unbedeutende Rolle als mehr das Faktum, dass der Pontifex nicht nur den selbsternannten, vermeintlich russisch-orthodox Gläubigen Putin konfrontieren würde mit seiner weltumspannenden, geistlichen Würde (ich blende jetzt mal die uns allen bekannten, höchst bedenklichen Probleme der Katholischen Kirche aus…), sondern eben auch die von Ihnen sehr zu recht benannte sakral-intellektuelle Erbärmlichkeit des kriecherischen Staatsdieners Kyrill, bereits nonverbal geoffenbart allein durch die körperliche Anwesenheit des Papstes im Kreml.
    Putin könnte dieser erzwungen Audienz nicht weichen, sie nicht einmal absagen und es dürfte selbst für das in bedenklicher Putin-Verehrung narkotisierte Russland vermutlich einiges auslösen (ich rede hier von den Menschen in Russland, die heute offensichtlich nicht erfassen, was dieser ihr Präsident realiter anrichtet, auch wegen der Wissensdefizite, von ihm martialisch durch mediale Vergewaltigung verursacht), was Politiker so nie erreichen könnten – oder überhöhe ich hiermit die Personifizierung des „Brückenbauers“ aus Rom?
    Aus Ihrer initiativreichen Tätigkeit um das Paulinum der Uni Leipzig (Stichwort: Kanzel) unternahmen Sie sehr viel, um nicht ganz unbedeutende Leute der breiten Öffentlichkeit weitreichend zu Wort kommen zu lassen, doch wohl mit der eindeutigen Motivation, mit diesen gewichtigen Stimmen Aufmerksamkeit, Sachwirkung, öffentliches Interesse für ein Projekt zu erzeugen, was für die Allgemeinheit en detail kaum transparent oder nicht durchschaubar ist. Und Sie haben einiges erreicht. Nun ist das Thema: Kanzel/Paulinum nicht einmal ansatzweise mit dem Krieg in der Ukraine zu vergleichen. Eines aber will ich aufzeigen: Ungewöhnliche Zeiten – ungewöhnliche Handlungen.
    In diesem Blog wurde und wird wiederholt die Laschheit, die beängstigende Zurückhaltung der Kirchen im Allgemeinen wie im Speziellen kritisiert – sehr wohl! Auch ich vermisse klare Positionierungen, eben auch Reisen kirchlicher Oberhäupter in den Kreml. Der UN-Generalsekretär António Guterres wird am Dienstag Putin zur Rede stellen (so hoffe ich, dass es nicht nur um diplomatisches Geplänkel geht, sondern Klartext gesprochen wird!).
    Warum also nicht auch Franziskus?
    Bleiben Sie gesund und bis demnächst mal in Leipzig. Ihr Jo.Flade
    PS – Inzwischen erhalte ich Zustimmung zu meinem Brief an den Vatikan, mal sehen, welche Reaktion ich erhalte aus dem Palazzo Apostolico…

    1. Zitat Jo Flade: „das Paulinum der Uni Leipzig (Stichwort: Kanzel)“
      =================================================================

      In diesem Zusammenhang erlaube ich mir hinzuweisen, dass nach dem sog. Harms-Kompromiss die vollständige Bezeichnung wie folgt lautet:

      „Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli“

    2. Lieber Herr Flade!

      Bei den heutigen Berichten zu den weitergehenden Bemühungen von Papst Franziskus musste ich natürlich unweigerlich an Sie denken!
      https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2022-05/papst-franziskus-interview-putin-corriere-della-sera.html
      Völlig klar ist, dass es des Papst-Besuches im Kreml weiter nicht bedarf, um Putin zu verstehen zu geben, was im Namen Jesu die unbeugsame Haltung des Oberhauptes der katholischen Kirche zum Angriffskrieg Russlands ist. Zu stark und unüberhörbar waren alle bisherigen Gesten und Äußerungen! Umso mehr ist es Papst Franziskus hoch anzurechnen, dass er nun doch auch nochmal öffentlich macht, gegenüber Putin auf eine persönliche Begegnung gedrungen zu haben. Ebenso atemberaubend ist die unumwundene Einordnung des Verhaltens von Kyrill I. Betrachten Sie all dies alles auch als eine indirekte Antwort auf Ihr Schreiben an den Pontifex…

      Ich verneige mich vor Ihren persönlichen Schilderungen in diesem Blog, die die Wurzeln Ihrer pazifistischen Grundhaltung offenlegen. Und zugleich bitte ich um Nachsicht, dass ich mit Nachdruck dafür eintrete, in der jetzigen Phase des Angriffskrieges Russlands mit allen erforderlichen – auch militärischen – Mitteln Präsident Putin aus seiner Allmachtsphantasie zu befreien. Niemals ist Krieg alleine ein Mittel, um Frieden zu schaffen, ja! Wenn die Ukraine jetzt freilich Putin gewähren ließe bzw. „der Westen“ die Selbstverteidigung der Ukraine nicht mit allen gebotenen Möglichkeiten unterstützen würde, stünden Europas Völker über Generationen hinweg unter einem für überwunden erachteten Joch eines irrsinnigen Unterdrückers. Meine bittere Erkenntnis: Eine tragfähige Friedenslösung wird aktuell nicht wahrscheinlicher ohne Waffen! Ohne jeden Hurraschrei: Appeasement-Politik hat das Leiden in Europa im vergangenen Jahrhundert unermesslich vergrößert; und im 21. Jahrhundert droht ein gleiches Schicksal! Dies möge Europa erspart bleiben, indem die Russische Führung ökonomisch und (!) militärisch so zügig und systematisch wie möglich an ihre Grenzen geführt wird.

      Mit freundlichem Gruß von Leipzig an den Elbhang – und auf ein baldiges Wiedersehen!
      Ihr Jost Brüggenwirth

  28. Es gibt auch Leute – dies zur Beruhigung –, die unendlich dankbar sind, daß die letzte Bundestagswahl zu dem bekannten Ergebnis geführt hat. Es war nach 1998 das 2. Mal, daß unmittelbar nach Antritt einer rot-grünen Regierung diese sich mit einem Krieg in Europa konfrontiert sah – und beide Male hat sie unter schnellem Überbordwerfen aller ihrer vorherigen Prinzipien und Postulate das Notwendige und Richtige getan. Hätte es jeweils ein anderes Wahlergebnis gegeben, wäre es nicht zu solchen vernünftigen Positionswechseln dieser Parteien gekommen und wir hätten Bürgerkrieg auf unseren Straßen gehabt. Ich jedenfalls bin zufrieden mit der Regierungspolitik in Sachen Ukraine und dies unabhängig davon, daß man sich natürlich mehr Führung des Kanzlers und mehr Zurückhaltung einer ganzen Menge profilierungssüchtiger Parlamentarier, schließlich auch weniger heroisches und inhaltsleeres Geschrei der kleinsten Koalitionspartei (gerade jetzt auf dem Parteitag) wünschen könnte.
    Es geht, wie Sie, Herr Wolff, richtig schreiben, um die Ziele, die zu erreichen wären. Als erstes muß man darauf hinweisen, daß dies an sich eine außenpolitische Frage ist, die aber ausschließlich unter innenpolitischen Gesichtspunkten diskutiert wird – deshalb die jeweils geradezu hysterische Einleitung in allen Politiker- und den meisten Medien-Beiträgen, die nur den Zwecken dienen, das Ausmaß der eigenen Empörung und Abscheu wahlwirksam aufzuzeigen und von der eigenen ansonstigen Ahnungslosigkeit abzulenken. Was, bitte schön, weiß Herr Hofreiter schon über Waffensysteme, deren Bedienung er sowieso nur anderen empfiehlt?
    Und bei der Festlegung dieser Ziele wird es schwierig. Zwei der von Ihnen genannten Ziele, Herr Wolff, sind untauglich:
    * Rußland darf den Krieg nicht gewinnen! Das ist das augenblickliche Schlagwort – und wie alle Schlagworte nichts wert. Rußland hat den Krieg wahrscheinlich schon gewonnen, wenn man die vorhersehbar endgültige Abtrennung der Krim, einen anderen als den bisherigen Status der Provinzen Donetsk und Luhansk, eine mögliche Landbrücke zwischen beiden sowie möglicherweise auch noch eine bessere Verbindung nach Transnistrien als Ergebnisse annimmt. Ich würde mich durchaus freuen, wenn ich Unrecht hätte, aber es sieht derzeit nicht danach aus.
    Ich glaube übrigens nicht, daß die Lieferung von Großgerät an die Ukraine daran viel ändern würde außer, daß sie die Feindseligkeiten verlängerte. Scholz hat nicht Unrecht zu zögern – er agiert nur unglücklich, indem er erstens klare Aussagen vermeidet und zweitens mit seinen Begründungen gegenüber Putin eine gewisse Angst erkennen läßt, was auf diesen ermutigend in Richtung gelegentlicher Erwähnungen des Wortes „Nuklear-“ wirkt.
    * Den Krieg so schnell wie möglich beenden! Das ist kein Kriegsziel, es sei denn man definiert, WIE, d.h. mit welchem Ergebnis man ihn beenden will. EIN Ergebnis schließen Sie, Herr Wolff, ja selbst aus – nämlich daß Putin gewinnt – und insofern wären Sie also eher für Verlängerung des Krieges, wenn dieses Ergebnis drohte?
    * Eine trilaterale Konferenz Rußland-Ukraine-EU! Dieses Kriegsziel habe ich schon länger propagiert und es wird leider VOM WESTÈN ausgeschlossen, der ja von Putin eher so etwas ähnliches wie „unconditional surrender“ verlangt („darf nicht gewinnen“). Dieses Ziel wäre übrigens auch VOR Kriegsbeginn erreichbar gewesen, hätte sich der Westen nicht auf hohe Moralpositionen und Putin-bashing als einzige Strategie eingeschworen (und sich davon bisher eigentlich auch noch nicht sehr weit entfernt).
    Im Übrigen stimme ich den Äußerungen hier zu, die vor einer ( zumal Schnell-) Aufnahme der Ukraine in die EU warnen. Diese widerspricht erstens Herrn Wolffs Kriegsziel Nr 3, denn sie wird mit Rußland mindestens nur in sehr komplizierten und langen Verhandlungen erreichbar sein. Zweitens aber – und das ist wichtiger – ist eine solche Aufnahme nicht im Interesse der EU: Die Aufnahme der Ukraine bringt einen weiteren Spaltpilz in die Gemeinschaft, einen Verbündeten Polens in zweifelhafter Rechtsauffassung, in einseitiger Habgier, mit Vetorecht und ohne wirklichen Wertehintergrund in seiner (bisherigen) politischen Praxis. Man stelle sich Herrn Melnyk als ukrainischen EU-Botschafter vor, wohin er dann sicherlich gerne gehen würde!
    Andreas Schwerdtfeger
    PS: Übrigens, Herr Wolff: Bei Generalen ist es wie bei Pfarrern – sie sind nicht „ehemalig“! Ich danke trotzdem für einen Hinweis, den man als „Verteidigung“ des Generals aD Vad auffassen kann.

  29. Zitat Ch. Wolff: „Mit Krieg kann kein Frieden geschaffen werden. Daraus kann auch keine Freiheit und Demokratie erwachsen.“
    ==================================================================
    Diese Aussage ist mir zu abstrakt. Briten und Franzosen haben Hitler unmittelbar nach dessen Angriff auf Polen den Krieg erklärt, also einen Angriffskrieg gegen Deutschland begonnen. Hätten die Alliierten Nazideutschland nicht militärisch besiegt, wäre die halbe Welt unter seine Terrorherrschaft gekommen. Wenn man von der Sowjetunion absieht, so haben die Sieger des 2. Weltkriegs in ihrem Machtbereich den Deutschen sehr wohl Frieden, Freiheit und Demokratie gebracht.

    1. Sie ist abstrakt, ja. Aber sie stimmt mE trotzdem. Militärisch besiegt wurde Hitler durch vier Mächte. „Frieden, Freiheit und Demokratie“ kamen danach und auch nicht flächendeckend (siehe Ostdeutschland, der sog. Kalte Krieg). Freiheit und Demokratie können aber nicht mit Krieg durchgesetzt werden, sondern nur dadurch, dass die Menschen sich diese Errungenschaften aneignen.

  30. Es irritiert mich zunehmend, dass der Überfall Russlands auf die Ukraine oft nur noch als „Aufhänger“ genutzt wird, um offensichtlich tief sitzende Frustrationen wegen des Sieges der SPD über die CDU bei der letzten Bundestagswahl zu kompensieren. Ja, die miserable Kommunikationspolitik der Bundesrepublik, namentlich des Bundeskanzlers, halte auch ich für ein Problem – aber doch eher für ein marginales! Es geht um einen brutalen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der das Potenzial hat, sich auf ganz Europa oder gar die gesamte Welt auszuweiten!! DER muss möglichst rasch gestoppt, in eine neue Friedensordnung überführt werden.
    Ich nehme für mich nicht in Anspruch, Militär-Experte zu sein, eher im Gegenteil. Eine Ex-Soldatin und Prophetin (siehe Sarah Besic am 14.2.22, 20:15 Uhr, vorletzter Absatz) kann viel kompetenter Waffensysteme referieren und ihre Verachtung über die angebliche Unterwürfigkeit Deutschlands gegenüber den USA, bzw. den schlechten Einfluss der Mainstream-Medien auf die öffentliche Meinung in Deutschland schildern….
    Wenn Christian Wolff schreibt, dass dieser brutale Angriffskrieg fassungslos und wütend macht und die Gedanken lähmt, trifft das meine aktuelle seelische Verfassung ziemlich gut.
    Über Sinn und Nützlichkeit von Waffenlieferungen (schwere/leichte, Angriffs-/Verteidigungswaffen) mögen kompetentere Leute als ich befinden. Wirtschaftliche Sanktionen sind nach mehr als 8 Wochen Krieg immer noch nicht umfassend beschlossen, nach meiner festen Überzeugung aber durchaus möglich; deren scheibchenweise Einführung hat unserem internationalen Ansehen jedoch bereits erheblichen Schaden zugefügt und tut das weiter!
    Erinnert sich noch jemand daran, wie wohltuend unaufgeregt und ohne „Durchstechereien“ vor einem halben Jahr die Koalitionsverhandlungen liefen? Dass wir jetzt das genaue Gegenteil davon praktizieren, schwächt unsere Position und verhindert eine Führungsrolle Deutschlands, wie von Präsident Selenskyj gefordert, nachhaltig!

    1. Ob Sarah A Besic m/w/d ist, weiß ich nicht. Auf dieser Seite wird er jedenfalls als männlich bezeichnet: https://www.amazon.de/dp/3750495998?tag=lovelybooks-rdetail-21

      Lieber Herr Käfer, bitte ignorieren Sie nicht die gewichtigen Einwände nicht nur der Industrie, sondern auch u. a. der Gewerkschaften gegen ein sofortiges totales Rohstoffembargo gegenüber Rußland. Wenn Herr Wolff sagt, er befinde sich in einem Dilemma, so fällt mir die für einen Politiker klare Antwort von Minister Habeck ein als er nach Öllieferungen aus Katar gefragt wurde: „Ich befinde mich in keinem Dilemma. Ich habe alle Aspekte sorgfältig abgewogen und mich dann so entschieden.“ So macht man Politik und kommuniziert sie!

  31. Dass Bundeskanzler Scholz mit Besonnenheit, ohne Kriegsrhetorik und doch empathisch auf diesen schlimmen Angriffskrieg reagiert- wir werden es ihm noch einmal danken.
    Jeden Tag sehen wir Bilder die uns ganz aktuell vor Augen führen, was Krieg wirklich bedeutet. Daher: mit großer Unterstützung und Sympathie für die Urkraine sage ich: wir müssen uns als Deutschland hüten, zur umittelbaren Kriegspartei zu werden.
    Putin ist viel zu zutrauen. Hat hier keiner von den Krakelern/Innen( Beck, Hofreiter und Strack- Zimmermann und Konsorten) Bedenken, dass Putin- dem ja alles zuzutrauen ist- vielleicht doch noch seine Breitenudelnerven verliert und taktische Atomwaffen einsetzt und schliesslich auch Atomwaffen?
    Die „Unbekümmertheit“ mit der – angetrieben von Herrn Melnyk- der Ensatz von schwerem , deutschen Kriegsgerät gefordert wird- die finde ich zutiefst verantwortungslos. Wir haben zuförderst Verantwortung für die Menschen in Deutschland , und unser wichtigstes Zeil muss bei allem Beistand für die Ukraine sein, Schaden von den Menschen in Deutschland abzuwenden.

  32. Lieber Pfarrer Wolff!

    Sie schreiben: „Wir sollten hier in Deutschland nicht so tun, als läge es in unserer Hand, der Ukraine zum Sieg zu verhelfen.“

    Oh ja, richtig! Deutschland entscheidet nicht über Sieg und Niederlage der Ukraine. Darüber entscheidet, ich sage es mit größtem Respekt, die von einem Verbrecherstaat angegriffene Ukraine selbst und (!) die Länder, die der Ukraine bestmöglich bei der Selbstverteidigung zur Seite stehen.

    Der Kanzler meines Landes, assistiert von einer atemberaubend blamablen Verteidigungsministerin, hingegen bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Seine – diplomatisch-freundlich formuliert – unterlassene Hilfeleistung zugleich zu verbrämen als Ausdruck von politischer Weitsicht (zum Wohle der Menschheit, weil man ja anders als andere einen Dritten Weltkrieg zu verhindern hilft…) ist ein schwer zu ertragender Dünkel. Und dass Sie in dieser Situation Herrn Melnyk dafür kritisieren, dass er in seiner Rolle und mit seinen Möglichkeiten darauf hinweist und insistieren muss, dass Deutschland redet statt zu zu tun, was seit dem 24.2. hätte getan werden können, reiht sich leider nahtlos in die reflexhafte Kurzsichtigkeit von Gabriel, Mützenich und Genossen zum Schutz des irrlichternden Kanzlers Ihrer Partei, lieber Pfarrer Wolff, ein.

    Weite Teile der FDP und der GRÜNEN realisieren gerade, mit derjenigen Partei die Koalition eingegangen zu sein, die der Zukunft Deutschlands in Europa nicht gut tut. Mal sehen, wann sie bereit sind, auch die Konsequenzen ihrer Erkenntnis zu ziehen…

    Freundliche Grüße, Jost Brüggenwirth

    1. Lieber Herr Brüggenwirth, einmal abgesehen davon, dass sich die Frage von Krieg und Frieden jenseits der parteipolitischen Linien abspielt – wir werden sehen, wer derzeit irrlichtert und reflexhaft kurzsichtig handelt. Jedenfalls wundert es mich, dass Sie mit keinem Wort oder Gedanken auf die Fragen eingehen, die sich jenseits von „schweren Waffen“ auftun. Beste Grüße Christian Wolff

      1. Lieber Pfarrer Wolff!

        Oh ja, ganz richtig, die Frage von Krieg und Frieden sollte keine Frage der Parteipolitik sein. Leider aber ist es in großer Geschlossenheit die Führung genau 1 regierungsverantwortlichen Partei, die es viel zu lange seit dem 24.2. der von einem Verbrecherregime überfallenen Ukraine verwehrt hat, sich mit denjenigen Mitteln zu verteidigen, die sie selbst für notwendig ansieht. Insoweit ist die Führung der SPD dafür verantwortlich, dass es in Deutschland inzwischen leider eine Debatte auch mit parteipolitischer Dimension geworden ist.

        Und könnten Sie mir ansonsten bitte noch sagen, auf welchen Teil Ihres Blogs Sie sich noch einen Aufgriff meinerseits wünschten?
        Wie sind denn Ihre eigenen Antworten auf Ihre eigenen Fragen und Andeutungen im aktuellen Blog? Vielleicht fällt es mir dann ja auch noch leichter, auf Ihren weitergehenden Debattenwunsch nochmal einzugehen.

        Machen Sie es doch bitte konkret. Sie schreiben: „So richtig es ist, dass die Ukrainer*innen durch den militärischen und zivilpolitischen Abwehr- und Widerstandskampf Freiheit und Demokratie gegen den Putinschen nationalistisch-faschistischen Autokratismus verteidigen, so kann davon nicht abgeleitet werden, dass deswegen die Staaten der EU und der NATO jetzt in den kriegerischen Teil der Auseinandersetzung eintreten.“
        Sind Sie also der Auffassung, dass die Lieferung der Waffen, um die uns die im Selbstverteidigungskampf befindliche Ukraine gebeten hat, zu verwehren ist, weil die Lieferung von Waffen aus Ihrem Blickwinkel bereits als Eintritt in den Krieg anzusehen wäre? Oder gilt dies für Sie nur für „schwere“ Waffen und wenn ja: wo genau ziehen Sie aus welchen Gründen die Grenzen, die Ukraine sich selbst zu überlassen in ihrer Selbstverteidigung.

        Sie schreiben: „Mit Krieg kann kein Frieden geschaffen werden. Daraus kann auch keine Freiheit und Demokratie erwachsen.“ Bedeutet das für Sie auch, dass Sie der Ukraine zu einem Friedensschluss zu den von Russland diktierten Bedingungen raten würden? Und glauben Sie, dass Russland sowieso militärisch die Auseinandersetzung für sich entscheiden wird und dass durch Nichtlieferung von Waffen zur Selbstverteidigung somit letztlich auch einem legitimen Zweck gedient wird, weil der (vermeintlich) unterlegene Staat schneller erkennt, dass er ja sowieso keine Chance hat und somit am Ende zumindest doch weiteres Blutvergießen gestoppt werden kann?

        Sie schreiben: „Wir können höchstens Bedingungen schaffen, die friedliche Lösungen befördern.“ Was wollen Sie damit konkret ausdrücken? Damit machen Sie es allen Lesern sehr schwer, in eine inhaltliche Debatte einzusteigen.

        Ihr aktueller Blog ist auf verblüffende Art und Weise genau so ein Pudding, den auch die SPD-Führung seit dem 24.2. an die Wand zu nageln versucht. Warum tut sich die Führung z.B. auch der GRÜNEN auf beeindruckende Weise viel leichter, aus neuen Gegebenheiten neue Handlungsmaximen abzuleiten? Könnte der derzeitige Pudding im Regierungshandeln der SPD damit zusammenhängen, dass dieser Partei gerade die fundamentalen Grundkoordinaten ihrer ostpolitischen Identität und Friedensethik abhanden gekommen sind und sie sich in der Folge in einem gelähmten Schockzustand befindet, der Deutschland in Europa aktuell leider alles andere als guttut?!

        Mit freundlichem Gruß
        Jost Brüggenwirth

        1. Lieber Herr Brüggenwirth,
          vielen Dank für Ihre kritischen Anmerkungen. Dem Duktus Ihres Kommentars entnehme ich, dass Sie genau wissen, was zu tun ist. Insofern haben Sie völlig Recht mit Ihrer Wahrnehmung, dass ich mich zu denen zähle, die sehr bewusst von einem „Dilemma“ sprechen und die derzeit nicht sagen können, welche Strategie die richtige ist. Gehen Sie davon aus, dass ich meinen Blogbeitrag nicht einfach „runtergeschrieben“ habe. Sie bezeichnen meine Zurückhaltung als „Pudding“ bzw. unterstellen der SPD, dass ihr „die fundamentalen Grundkoordinaten ihrer ostpolitischen Identität (was soll denn das sein?) und Friedensethik abhanden gekommen sind“. Diese Einlassung ist insofern interessant, als Sie hier das einfordern, was Sie gleichzeitig kritisieren – dass nämlich die SPD derzeit ihrer angeblich gescheiterten Ostpolitik anhängt und zu viel Friedensethik ihr politisches Handeln bestimmt. Allein das zeigt, dass es angesichts von Putins nationalistisch-faschistischer Politik gar nicht so einfach ist, dem klar zu begegnen, ohne „fundamentale Grundkoordinaten“ aufzugeben. Das gleiche gilt übrigens auch für die Haltung der Kirchen. Wie sehr Sie aus meiner Sicht gefangen sind in einer allzu schlichten Denk- und Sichtweise, zeigen mir auch Ihre Antworten auf meine Einlassungen. Wenn ich schreibe „Mit Krieg kann kein Friede geschaffen werden. …“ unterstellen Sie mir fragend, dass ich „der Ukraine zu einem Friedensschluss zu den von Russlands diktierten Bedingungen raten würde“. Ganz ehrlich: Das ist mir ein bisschen zu schlicht. Von solcher Unterwerfung habe ich mit keinem Wort gesprochen. Aber ich versuche es auch einmal einfach und plakativ: Ich denke, dass niemand auf die Idee kommt, das 5. Gebot abzuschaffen, weil ein Mord geschieht. Und wir geben auch nicht die Grundsätze der Verfassung und des Rechtsstaates auf, wenn Terrorakte verübt werden. Dieses bedenkend und dazu berücksichtigend, dass Opfer von Gewalttaten nicht das Handeln Dritter gegen die Täter bestimmen dürfen, empfinde ich derzeit die Zurückhaltung von Olaf Scholz eher angemessen als verwerflich.
          Beste Grüße Christian Wolff

          1. Lieber Pfarrer Wolff!

            Vielen Dank für Ihre Replik und die infolge meiner zugespitzten Fragestellungen erfolgte wesentliche Klarstellung, dass Sie sich aktuell zu denen zählen, „die sehr bewusst von einem Dilemma sprechen und derzeit nicht sagen können, welche Strategie die richtige ist“. Ich lese somit erstmals Ihren Blog in einem gänzlich anderen Licht. Denn ich hatte es immer so verstanden, dass Sie – entsprechend des Titels Ihres Blogs „Beratung für Kirche, Politik und Kultur“ – mit meinungsstarkem Anspruch publizieren! Unter dem Blogeintrag „Schwere Waffen… und was dann?“ hätte ich schlicht mehr erwartet als eine Frage aufzumachen, ohne dann auch zu eigenen konkreten Festlegungen im Hier und Jetzt zu kommen – Schicksalstagen für Europa und der Welt!

            Was, wenn Bundeskanzler Scholz auf Ihr Beratungsangebot für Politik, Kirche und Kultur zurückkäme und fragen würde:
            „Mit Krieg kann kein Frieden geschaffen werden.“ Heißt das, dass ich als Bundeskanzler aus Ihrer Sicht der Ukraine keine militärische Unterstützung geben sollte? Und wenn doch, inwieweit? Ab welchem Punkt hingegen sehen Sie einen Eintritt von EU und NATO als Eintritt in den Krieg, vor dem Sie warnen? Welche Ziele wären für Sie legitime Ziele, die Unterstützung ggü. der Ukraine zu denken und dann folgerichtig zu handeln?

            Viele kirchliche Vertreter, zuletzt auch Bedford-Strohm (in der neuen Ausgabe der Herder-Korrespondenz „Gerechter Friede und militärische Gewalt“) sehen angesichts des russischen Angriffskrieges einen Reformbedarf der evangelischen Friedensethik. Ich habe schon die Erwartung gehabt, wie Sie über diesen Reformbedarf denken. Aber gut, Erwartungen sind nicht immer dazu da, erfüllt zu werden. Sehen Sie es mir nach, dass ich bewusst mit zugespitzten Fragen und dem Bild des an die Wand zu nagelnden Puddings den Versuch unternommen hatte, zu hören, ob Sie mir einen Mehrwert mit Blick auf meine eigenen Gedanken vermitteln könnten.

            Mit Blick auf Bundeskanzler Scholz hoffe ich sehr, dass er nicht ebenso wie Sie von dem Gedanken erfasst ist, „derzeit nicht sagen zu können, welche Strategie die richtige ist“. Leider treibt mich freilich die aufrichtige Sorge an, dass es bei ihm (und der gesamten Führungsriege der SPD) genauso ist. Mit fatalen Folgen für Deutschland in Europa.

            Mit freundlichen Grüßen
            Ihr Jost Brüggenwirth

          2. Lieber Herr Brüggenwirth,
            vielen Dank für Ihre Antwort. Ich will auf drei Dinge eingehen:
            1. Ich sehe keinen Widerspruch zwischen „Meinungsstärke“ und dem offenen Eingeständnis, dass es Probleme gibt, die man nicht einfach mit Ja und Nein lösen kann. Im Übrigen sind Sie und ich in der komfortablen Situation, unsere Meinung nicht in konkretes politisches Handeln und in Entscheidungen umsetzen zu müssen, die vor Gott und 80 Millionen Menschen verantwortet werden müssen.
            2. Ihre Fragen im 2. Absatz sind genau die richtigen. Sie ergeben sich aus der Prämisse „Mit Krieg kann kein Frieden geschaffen werden.“ Das bedeutet, dass wir (wie in der Medizin) sehr klar unterscheiden sollten zwischen Interventionsmaßnahmen und langfristigen Therapien. Deswegen ist das unbedingte Achten auf Begrenzung der Intervention (in diesem Fall Kriegsbeteiligung in welcher Form auch immer) aus meiner Sicht absolut richtig. Einmal abgesehen von der Frage der Kommunikation halte ich jeden Tag mehr die Zurückhaltung von Bundeskanzler Scholz für sehr angemessen. Was den Eintritt der NATO bzw. der EU in den Krieg angeht, so gibt es da eine klare völkerrechtliche Definition. Faktisch aber tritt die NATO jeden Tag mehr in den Krieg ein. Das ist vor allem deswegen äußerst gefährlich, weil weder die Ziele noch das „Danach“ derzeit diskutiert werden. Stattdessen wird medial die Frage nach „schweren Waffen“ fast zum „Status Confessionis“ ausgerufen – was in meinen Augen inzwischen ziemlich lächerlich wirkt (siehe gestern die beiden Polit-Sonntagssendungen in ARD und ZDF).
            3. Wie ich über den „Reformbedarf“ der evangelischen Friedensethik denke, habe ich in einem Blog-Beitrag dargelegt (In Krisenzeiten geistesgegenwärtig bleiben – der schwere Weg der Kirchen zur Glaubwürdigkeit). Ich sehe diesen nicht. Denn die Friedensethik ist ja nicht im Schlaraffenland entstanden, sondern hat sich auf dem Hintergrund des 2. Weltkrieges und des Versagens der Kirchen in der Nazi-Zeit und angesichts der vielen Kriege bis zum aktuellen Ukrainekrieg herausgebildet. Ich sehe das Problem an einer anderen Stelle: In dem Moment, in dem wir relativ unmnittelbar von einem Krieg betroffen sind, wird medial und politisch der friedensethische Einspruch von Christen und Teilen der Kirche als störend, unangemessen, unziemlich empfunden und entsprechend kommentiert und diffamiert. Ich erinnere nur an Margot Käßmanns Bemerkung „Nichts ist gut in Afghanistan“. Aber das war bei den Golfkriegen genauso. Da wurde gerade der evangelischen Kirche der Vorwurf gemacht, sie würde mit ihrer Friedensethik den Aggressor Irak unerstützen, sie würde politisieren u.a.m.. Genau das spielt sich jetzt wieder ab. Aufgabe der Kirche ist aber nicht, die religiöse Schokoladensauce über Regierungspolitik zu gießen (was dabei herauskommt, sehen wir aktuell an der russisch-orthodoxen Kirche), sondern auf dem Hintergrund von zentralen Glaubensüberzeugungen die aktuelle Lage in diesem Fall von Krieg und Frieden zu reflektieren. Und da kann ich immer wieder nur betonen: Wir schaffen das 5. Gebot nicht deswegen ab, weil Morde geschehen. Unsere Aufgabe ist, ausgehend vom 5. Gebot mit dafür zu sorgen, dass so wenig wie möglich Morde geschehen, dass also Gewalt eingegrenzt wird (und es deswegen keine Todesstrafe geben darf!).
            4. Über Scholz und die Führungsriege der SPD können wir uns gerne in ein paar Wochen austauschen.
            Beste Grüße
            Christian Wolff

  33. Meine Reaktion, lieber Christian, auf Deinen aktuellen Blog-Beitrag, mein Brief an Papst Franziskus:

    Seine Heiligkeit, Papst Franziskus,
    sehr verehrter Pontifex Franziskus –

    ganz bewusst wähle ich u.a. die Anrede: Pontifex – Brückenbauer (pons: „Brücke“, facere: „machen“).
    Und damit möchte ich auf meine folgende drängende und höchst notwendige Bitte an Sie als Oberhaupt der Römisch-katholischen Weltkirche verweisen, die lauten muss nach zwei schrecklichen Monaten eines katastrophalen Krieges im 21. Jahrhundert, provoziert, verursacht und trotz internationaler Mahnungen durch den Moskauer Kreml-Diktator W. Putin:
    Bitte reisen Sie sofort nach Moskau, fordern Sie in persönlicher Begegnung, in direktem Gespräch mit Putin die bedingungslose Beendigung dieses unsäglichen Leidens an Soldaten, Zivilisten, Frauen, Männern, Kindern, Kranken, Christen und Nichtchristen.
    Personifizieren Sie mit Ihrer Autorität die zivilisierte, aufgeklärte Menschheit, die Christenheit im Sinne der Ökumene, machen Sie dem Kriegsverbrecher Putin und seiner militanten Entourage mit Ihrer päpstlichen Botschaft für FRIEDEN mit unüberhörbarer Klarheit deutlich, dass jede Zerstörung an Leib, Leben, Lebensbildung, Städten und Dörfern – einst von Menschen geschaffen – , Natur, Umwelt nicht nur einen nie wieder gut zu machenden Sündenfall darstellt, sondern elementares Menschenrecht absolut vernichtet.

    Die UN-Charta für Menschenrechte (Office of the High Commissioner for Human Rights), in mehr als 460 Sprachen übersetzt, fordert von jedem auf dieser unserer ohnehin geschundenen, bereits teilzerstörten Welt-Erde ein klares Bekenntnis zum Frieden und zur unbedingten Achtung vor der Würde des Individuums – Sie, ich, ALLE.
    Bereits die Präambel der 1948 fixierten Menschenrechts-Charta erklärt als grundsätzliche Absicht die „Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt“, sowie den Glauben an die grundlegenden Menschenrechte, wie diese eben auch „die Würde und den Wert der menschlichen Person und an die Gleichberechtigung von Mann und Frau” zu achten, zu respektieren, zu schützen sein muss!

    Dass der russische “Präsident” – bereits von internationalen Stimmen als Terrorist und Kriegsverbrecher personifiziert ! – nicht nur ein weiteres Land völkerwidrig angegriffen hat und seit 8 Wochen systematisch zerstört, ja selbst zum orthodoxen Osterfest weder die Waffen schweigen lässt noch seinen Rückzug aus den okkupierten Gebieten erklärt, zeigt der Weltöffentlichkeit auf, dass er und seine “Getreuen” im Kreml jede Form der Zivilisation aufgegeben und jeden Respekt vor seinem eigenen Volk und vor der Weltöffentlichkeit aufgekündigt hat (wenn diese geistige Potenz überhaupt je in diesem Mann vorhanden gewesen sein sollte…).

    Sie sind erklärter Stellvertreter Gottes und Römisch-Katholischer Papst, und ich als ein Evangelisch-Lutherischer Protestant gehöre zu denen, die einst Ihre Wahl zum Pontifex nach der wenig erbaulichen Ära Ihres Vorgängers Benedikt XVI. mit einigen Hoffnungen begrüßte, auch im Sinne der Ökumene!
    Nach wie vor empfinde ich Ihre Verlautbarungen zu aktuellen Situationen (Kirchlicher, säkularer, politischer Natur) als durchaus gut und wegweisend.
    In Ihrer diesjährigen Osterbotschaft allerdings – Sie gestatten mir diese offene Kritik – vermisste ich eine nicht nur meinerseits sehnlichst erwartete eindeutige, fordernde und klare Botschaft des Friedenshirten (Sie) an den Kriegsherrn (Putin).
    Und ich war enttäuscht von Ihnen, die von vielen, sehr vielen erwünschte, ja ersehnte Reise zu Putin nach Moskau eben leider nicht vernommen zu haben.
    Warum? Nicht nur die Gläubigen vor dem Petersdom in Rom, sondern die Welt erhoffte ein unüberhörbares Zeichen von Ihnen in Richtung Moskauer Kreml.
    Es wäre ein unglaublich deutliches Zeichen mit weltumspannender Symbolik, aber nicht nur das – es wäre eine Handlung mit vermutlich ungewöhnlichen, aufklärerischen Folgen für das Volk Russlands, für die Ukraine, für die Psyche eines unendlich verirrten Schafes (Putin) und es hätte Bedeutung haben müssen für die unfassbare Geisteshaltung eines Kyrill, der als Christ Putins Krieg heroisiert…

    Mit einem scheinbaren in Worms einst vernommenen Luther-Zitates, partiell etwas modifiziert, möchte ich an dieser Stelle schließen:
    “Ich sitze hier und konnte nicht anders.”
    Diese meine Zeilen an Sie als Papst, als Christ, als Mensch, als Individuum mit weitreichendem Wissen bitte ich Sie herzlich und eindringlich zur Kenntnis zu nehmen, all das Gesagte (eigentlich wissen Sie es längst aus persönlichen gemachten, klugen und empirischen gemachten Erfahrungen) in Ihrem Herzen zu bewegen und sich auf zu machen via Moskau, um einen mörderischen Krieg mit beenden zu helfen.
    Bestenfalls sollten Vertreter des Lutherischen Weltbundes mit Ihnen nach Moskau reisen, sollten die Vertreter allerdings zu zögerlich sein, dann fahren Sie mit all Ihrer Autorität allein – noch morgen!
    Der Konziliare Prozess besagt und fordert: „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ – was braucht es mehr als Motiv, Putin gegenüber zu treten?
    Von Moskau einst als Denkmal 1959 vor das UN-Gebäude platziert als Geschenk: „Frieden schaffen ohne Waffen“ (Micha) ist der Ukraine-Krieg der zivilisatorische Widerspruch per se, von Moskau katastrophal betrieben. Und die Weltöffentlichkeit steht ohnmächtig da und es geschieht nichts.
    Unsere zivilisierte Welt steht in Gefahr, keiner darf schweigen – eines Tages haben wir für unser Tun, vor allem aber Nichtstun gerade zu stehen, vor wem auch immer!

    Mit allen Wünschen für Ihre Gesundheit und für Ihr verantwortungsvolles Amt grüße ich Sie herzlich –

    ADIEU – Ihr Jo. Flade / Dresden – 22.04.2022

    1. Lieber Herr Flade!
      Warum sollte der Papst diese seine in der Geschichte des Vatikans einzigartigen Geste des persönlichen Aufsuchens eines Botschafters verwässern, indem er sich an den berühmt-berüchtigten XXL-Tisch im Kreml setzt? Was Papst Franziskus zu sagen hat, hat er ggü. der Russischen Regierung mehr als deutlich und klar längst ausgedrückt. Maximaler Respekt, wie Papst Franziskus seine a.o. Gesten mit maximaler Wirkkraft setzt. Dies gilt ebenso für seine diese Woche bekanntgewordene Absage des Gepräches mit Kyrill I – dem gottlosen Lakaien des Kreml, der in Deutschland in diesen Tagen beschämend ausgespart bleibt von öffentlicher Kritik aus kirchlichen Kreisen.
      Herzliche Grüße aus Leipzig an den Elbhang
      Ihr Jost Brüggenwirth

  34. Lieber Herr Pfarrer i. R. Wolff,
    bei aller Abscheu gegen den Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine (und, nebenbei, bei aller ex-soldatischen Verwunderung über den Verlauf desselben vor dem Hintergrund offenbarer, strategisch-operativer Kardinalfehler in jeder Hinsicht), war es nicht eine rot-grüne Regierung, die nach dem zweiten Weltkrieg die ersten Deutschen Soldaten wieder an einem Krieg teilhaben ließen? Und war es nicht eben dieselbe Regierung, die unter äußerst zweifelhaftem Vorwand einen nicht UN-mandatierten Angriffskrieg gegen ein souveränes (wenn auch mit einer mehr als fragwürdigen Regierung bestalltes) Land Europas geführt hat? Wen wundert es nun, dass wir uns, nur noch einen Windhauch entfernt von den “Dienstreisen nach Osten“ unserer Großelterngenration, auf unsägliche Weise zu Vasallen des Großen Bruders im Westen machen lassen, um dessen explizit formulierten, imperialen Gelüsten eilfertig nachzukommen?
    Abgesehen davon ist dieses sog. „schwere Gerät“ nicht “mal eben“ einsetztbar, die Diskussion wird also zu einer akademischen. Zur Disposition können unter den gegebenen Umständen – die Medien stützen sich in ihrer Berichterstattung hier wieder einmal nicht en detail auf konkrete, gut recherchierte Fakten ab – ja eigentlich nur gepanzerte Kraftfahrzeuge (Kampfpanzer Leopard 2, Schützenpanzer Marder und Puma, Waffenträger Wiesel), ferner Artilerieträger (Panzerhaubitze 2000, Raketenwerfer Mars II, der Vietnam-Veteran M113 in unzähligen Ausführungen), Pioniergeräte (Schwimm-/Schnellbrückenfahrzeuge Biber u. Amphibie M3, Minienräumpanzer Keiler, Poinierpanzer Dachs, Bergepanzer Büffel, Berge-Kfz Bison) sowie gepanzerte Mehrzweck-Kfz (Dingo, Eagle, Fennek, Mungo, Boxer, Cobra, Duro und Fuchs) stehen. Bis auf die letzte Kategorie handelt es sich dabei aber um Waffensysteme, welche zumindest in der Bundeswehr eine sehr langwierig, aufwändige und diversifizierte Spezialausbildung zur Bedienung erfordern und die sich, die Wartung und Instandhaltung betreffend, durch eine geradezu ausufernde Logistik auszeichnen.
    Was also ist das Zeichen, welches Deutschland gerade in die Welt sendet? Tatsächlich “nur“ (identitätspolitisch postmodern verpackte) Solidarität mit einem kriegsgeschundenen Land? Oder darüber hinaus eine Loyalitätsbekundung gegenüber dem primus inter pares unter den Verbündeten? Oder, noch weiter darüber hinaus, eine politikleitende Botschaft gegenüber dem “bolschewistischen Feind“, ach nein, dem „sowjetischen Kontrahenten“ , auch nicht, falsches Jahrhundert, dem „verrückt gewordenen Ex-KGB-Agenten, seinem Regime und seiner Soldateska“?

  35. Mein Problem mit Melnyk ist (für mich ist er nicht Nebenschaupatz), dass seine Sprache, seine Angriffe auf eine besondere Affinität für „nationalistisch-faschistischen Autokratismus“ erkennen lassen. ER bekommt mir zu viele Bühnen! Und da seine Regierung ihn ja scheinbar gewähren läßt, wächst in mir eine gewisse Skepsis gegenüber einer Nachkriegs-Ukraine in der EU. Die „beschleunigte“ Aufnahme sollte sehr genau geprüft und überlegt werden. Ungarn und Polen mit ihren Rechtsstaatsschwierigkeiten machen genug Probleme. Und ein Botschafter, der unwidersprochen (von seinem Entsender) kontroverse Diskussionen in der BRD anprangert, stellt sich damit indirekt auf die Stufe Putins, der Kritiker*innen auch massiv sanktioniert. Auch dass die zu olivgrün mutierte Aussenministerin keinen Ton zu Melnyks Anwürfen sagt, ist interessant. Wie ich insgesamt die Damaskuserlebnisse zahlreicher grüner Politiker*innen vom Paulus zum Saulus irritierend finde. So sehr ich gegen Scholz als Kanzlerkandidat war, so sehr begrüße ich seine unaufgeregte, bedachte und zurückhaltende Art in dieser Krise. Vielleicht sollte er seine Art nur etwas nachvollziehbarer erläutern. Mit Blick auf den Kriegsgegner ist seine „selektive bis abstinente Transparenz“ angesagt. Das martialische Getöse mancher heimkehrenden Kriegstouristen*innen (Marie-Luise Beck, Hofreiter, Strack-Zimmermann u. v. a.) in Talkrunden und Interviews schüren nur Hysterie und geben rechtslastigen Strömungen Nahrung!

    1. Zitat Norbert Sinofzik:“ Und ein Botschafter, der unwidersprochen (von seinem Entsender) kontroverse Diskussionen in der BRD anprangert, stellt sich damit indirekt auf die Stufe Putins, der Kritiker*innen auch massiv sanktioniert.“
      ===============================================================
      Herr Melnyk vertritt ein Land, in dem es um Leben und Tod geht. Ich lege seine Worte nicht auf die Goldwaage. Es geht zu weit, ihn auf eine Stufe mit Putin zu stellen, der Kritiker vergiften und erschießen lässt.

      „Wir werden die Terroristen überall hin verfolgen. Notfalls machen wir sie auch auf dem Scheißhaus kalt. Sonst noch Fragen?“

      https://www.derwesten.de/politik/putin-gegen-die-welt-zdf-doku-wladimir-krieg-ukraine-rede-id234765933.html

      Angeblichen Verrätern Rußlands drohte Putin kürzlich:

      „Man spuckt sie aus wie eine Mücke, die einem zufällig in den Mund geflogen ist“, sagte Putin. „Man spuckt sie auf den Asphalt“

      https://rp-online.de/politik/putin-erklaert-feinde-zu-muecken-oder-fliegen-und-verraet-damit-wer-er-ist_aid-68352777

  36. Lieber Christian,
    mit Interesse und großer innerer Zustimmung habe ich Deinen Blog gelesen. Es ist wichtig, dass das Dilemma genau benannt wird, und dass wir klären, was Ziele von Waffenlieferung sein müssen. Nur die Forderung aufzustellen, schwere Waffen zu liefern, greift zu kurz. Darum ist Dein Artikel hilfreich, eine sachliche Diskussion über die Verteidigung zu führen.
    Danke und herzliche Grüße
    Hans Scheffel

  37. Ohne die Waffenlieferungen des Westens wäre Kiew gefallen und Selenskyi und Klitschko tot.
    Jetzt gilt es, die Ukraine so mit Waffenlieferungen zu unterstützen, dass sie der russischen Invasion weitgehend standhalten kann. Die NATO darf nicht Kriegspartei werden.
    Wenn Putin es will, findet er einen Vorwand dafür.
    Wann kommt der Einsatz Frau Dr. Merkels?

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