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In Krisenzeiten geistesgegenwärtig bleiben – der schwere Weg der Kirchen zur Glaubwürdigkeit

Den Kirchen in Deutschland geht es nicht gut. Sie befinden sich in einer dramatischen, sich derzeit selbst beschleunigenden Krise. Das wird nicht nur durch die neuesten Zahlen der Mitgliedschaftsentwicklung der evangelischen Kirche deutlich. Die fortschreitende Säkularisierung, der Verlust der Menschennähe und der nach wie vor schwelende Missbrauchsskandal legen schonungslos die Schwäche der kirchlichen Institutionen offen. Und das in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft durch drei tiefgreifende Krisen erschüttert wird: Klimawandel und Energiewende, Corona-Pandemie, ein Angriffskrieg mitten in Europa. Hinzu kommt die fundamentale und weltweit geführte Auseinandersetzung zwischen freiheitlicher Demokratie und nationalistischem Autokratismus. Da liegen die Fragen nach der Vergänglichkeit und Begrenztheit alles Lebens, nach sinnvoller Lebensgestaltung, der Ehrfurcht vor dem Leben und dem Bedeutung der Grundwerte der biblischen Botschaft offen zutage – alles Grundanliegen des biblischen Glaubens. Doch dringt die Stimme der Kirchen noch durch?

Haben wir die Kraft, den Menschen Wegweisung und Orientierung zu geben – gerade jetzt, da der Krieg ganz nah an uns herangerückt ist und uns die Verletzbarkeit des menschlichen Lebens schmerzhaft bewusst wird? Unbestritten: Auch in der Bewältigung der ungeheuren Herausforderung der Aufnahme Tausender Geflüchteter aus der Ukraine spielen viele Kirchgemeinden und diakonische Einrichtungen eine segensreiche Rolle. Menschen kommen zu uns, die tief in ihrem Glauben beheimatet sind und bei uns diese Heimat suchen. Es ist gerade im säkularen Umfeld einer ostdeutschen Großstadt augenfällig, wie selbstverständlich bei Demonstrationen Ukrainer*innen beten, Gott um Hilfe und Gerechtigkeit anrufen, sich mit ihrem Gottvertrauen der Verzweiflung über das schreckliche Kriegsgeschehen entgegenstemmen. Da prallen Welten aufeinander, was zu ungläubigem Staunen manch politisch wacher Zeitgenossen führt. Aber vermögen die Kirchen in ihrer ökumenischen Vielfalt zu überzeugen? Erheben sie gerade jetzt klar und unzweideutig ihre Stimme für den Frieden?

Zwei Beobachtungen stimmen mich skeptisch:

  1. Da ist die verhängnisvolle Rolle, die die Führung der Russisch-Orthodoxen Kirche spielt. Sie ist in den vergangenen 30 Jahren zu einem liebedienerischen Anhängsel des diktatorischen Putin-Systems verkommen. Die Äußerungen des Patriarchen von Moskau und Groß-Russland Kyrill sind ein himmelschreiender Skandal. Dieser nimmt sehr bewusst das Wort „Krieg“ nicht in den Mund und folgt damit der staatlichen Vorgabe. Er sieht die Ursache des Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine in der Russlandphobie des Westens. Auf die Forderung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) „Erheben Sie Ihre Stimme, damit der Krieg gestoppt werden kann“, antwortet Kyrill mit dem Hinweis, dass „Jahr für Jahr, Monat für Monat … die Nato-Staaten ihre Militärpräsenz ausbauen, ungeachtet der Sorge Russlands, diese Waffen könnten eines Tages gegen Russland eingesetzt werden.“. In all seinen Äußerungen macht Kyrill klar, dass freiheitliche Demokratie, Akzeptanz von Homosexualität, religiöse und gesellschaftliche Pluralität Ausdruck eines westlichen, sündhaften Lebens sind, die als „das Böse“ bekämpft werden müssen. Politisch ist er da auf einer Linie mit seinem Förderer Wladimir Putin. Kein Wunder, dass Kyrill in den westlichen „Fehlentwicklungen“ (z.B. „Gay Paraden“ im Donbas!) die Ursache für die Notwendigkeit eines militärischen Eingreifens Russland in der Ukraine sieht (https://taz.de/Die-Kirche-in-Russland-und-der-Ukraine/!5838634/). Auch wenn sich inzwischen etliche russisch-orthodoxe Popen von der offiziellen Linie ihrer Kirche distanzieren – Kyrill nährt mit seiner unseligen Verbindung von „Thron und Altar“ gerade in säkularen Gesellschaften das Vorurteil, Kirche bewege sich immer auf Seiten der Mächtigen und segnet im Zweifelsfall Waffen und Kriege ab. Da der kirchenferne Mensch bei uns kaum differenziert zwischen den unterschiedlichen Konfessionen und Richtungen innerhalb des Christentums, fällt den Kirchen das, was ein Kyrill zelebriert, genauso voll auf die Füße wie der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche. Angesichts der Rechtfertigung des Angriffs- und Vernichtungskrieges Putins gegen die Ukraine durch die Russisch-Orthodoxe Kirche kann die weltweite Christenheit ihre Glaubwürdigkeit nur bewahren, wenn sie sich – wie 1960 von der Holländischen Reformierten Kirche Südafrikas wegen deren religiöser Rechtfertigung der Apartheid – nun von der Russisch-Orthodoxen Kirche trennt und diese aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen ausschließt. Die Zeit dafür ist reif!
  2. Merkwürdig: Kaum hatte Putin die Ukraine überfallen, meldeten sich in Deutschland Theologen zu Wort mit der Forderung, die Kirche müsse ihre Friedensethik neu- bzw. überdenken. Der Wiener Theologe Ulrich Körtner und der Berliner Theologe Christoph Markschies äußerten fast unisono, dass Pazifismus keine Antwort (Markschies) bzw. nicht mehr haltbar (Körtner) sei. Damit beziehen beide Systematiker eine bewusste Gegenposition zu Bischof Friedrich Kramer von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands. Dieser hatte als Friedensbeauftragter der EKD das von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigte Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro kritisiert und darauf verwiesen, dass „die christliche Botschaft von der Gewaltlosigkeit … zentral für unsere friedensethische Diskussion und als mahnende Position für unsere Gesellschaft unerlässlich (ist).“ Was auffällt bei denen, die jetzt eine Revision der Friedensethik fordern: Sie sagen mit keinem Wort, welche biblische oder theologische Einsicht sie dazu veranlasst. Sie argumentieren ausschließlich tagespolitisch – nach dem Motto: jetzt ist Krieg, jetzt muss Kirche im Schulterschluss mit der Regierung vom „Pazifismus“ abrücken. Doch das ist nicht Aufgabe der Kirche. Sie hat die Grundwerte des Evangeliums zu kommunizieren – nicht mit dem Anspruch, es besser zu wissen oder zu können als die Politik. Das wäre anmaßend. Vielmehr kann Kirche in der Überzeugung reden und handeln, dass es für das individuelle wie gesellschaftliche Leben hilreich ist, wenn wir uns gerade in Krisen- und Kriegszeiten auf die Botschaft Jesu von der Gerechtigkeit und Gewaltlosigkeit besinnen und danach fragen: Wie könnten politische Entscheidungen aussehen, die der Tatsache Rechnung tragen, dass Jesus auch in der harten machtpolitischen Auseinandersetzung auf die Kraft der Gewaltlosigkeit setzt (Die Bibel: Matthäus 26,51ff)? Diesen Aspekt bedenken wir ja jetzt in der Passionszeit. Dadurch können wir als Kirche einen eigenständigen Beitrag zu dem leisten, was jetzt erforderlich ist: nämlich weiter darum zu ringen, dass wir gesellschaftlich wie weltweit unsere Konflikte so austragen, dass der Einsatz von Gewalt auf das absolute Minimum reduziert wird. Als Kirche sollten wir jeder Kriegsrhetorik widerstehen und weiter dafür werben, dass dauerhafter Frieden nur ohne Waffen geschaffen werden kann – wohl wissend, dass damit die Putins nicht einfach in der Versenkung verschwinden. Insofern sollten wir die vielen zivilen Widerstandsaktionen, mit denen sich die Ukrainer*innen gegen die russischen Truppen wehren, mit allen Mitteln unterstützen. Denn Pazifismus hat nichts mit Untätigkeit, Naivität oder Blauäugigkeit zu tun. Er aktiviert all das, was dem Frieden dient und der Zerstörung wehrt.

Es ist an der Zeit, den eigenen Glaubensüberzeugungen mehr zuzutrauen und diese unmissverständlich im öffentlichen, gesellschaftspolitischen Diskurs zu kommunizieren. Eine solche Geistesgegenwart der Kirchen wird nicht ohne Folgen bleiben.

13 Antworten

  1. Je weiter das grauenhafte Kriegsgeschehen in der Ukraine voranschreitet, umso aufrichtiger schäme ich mich für meinen Hauser / Kienzle – Vergleich vom 18.2., 15:43!
    Sie waren eben gerade keine Ideologie-getriebenen Apologeten, die Kritik an einem aktuellen Kriegsverbrecher für infantil und ebenso unangemessen halten, wie Kritik am „Friedensengel“ Trump, der ja wohl der einzige US-Präsident gewesen sei, der keinen Krieg angezettelt hat… (Lerchner, 15.3., 11:43). Fehlt eigentlich nur der Hinweis, dass es doch wohl erlaubt sein müsse, das „Stehlen einer Wahl“ und die „Absetzung und Entnazifizierung eines drogenabhängigen Regimes“ auch als solches zu bezeichnen!
    Sie waren auch keine selbsternannten Universalgenies, die immer schon alles besser wussten (siehe Schwerdtfeger, u.a. 16.3., 16:40) und brav ihren Thukydides studiert haben, der mit seinen Aufzeichnungen der Nachwelt „ein Besitztum für immer“ (Wikipedia) hinterlassen wollte (was heutigem Wissenschaftsverständnis widerspricht) .
    Es ist sehr schade, dass durch Ideologie, Arroganz und mangelnde Höflichkeit die Beschäftigung mit Christian Wolff’s schon lange, aber eben auch in der aktuellen Kriegskatastrophe formulierten Gedanken, erschwert wenn nicht unmöglich gemacht wird.
    Ja, der 24.2. markiert eine Zeitenwende! Die Regierungserklärung von Bundeskanzler Scholz vom 27.2. und das Regierungshandeln seither, wird diesem Anspruch (weitgehend) gerecht. Aber ohne „Langfristkonzept“, das auch den Klimawandel, die gewachsenen sozialen Ungerechtigkeiten, die internationale Migration, den Interessenausgleich in einer globalisierten Welt mit denkt und regelt, wird es nicht gehen.
    Christian Wolff fordert deshalb die Entwicklung einer tragfähigen Friedenspolitik; ich ergänze: Deutschland muss sich seiner Macht- und Führungsverantwortung innerhalb Europas und der Welt (endlich) selbstbewusst stellen. Gleichzeitig bekenne ich selbstkritisch, gerade diesen Punkt bislang immer abgelehnt, bzw. verschämt verdrängt zu haben!

  2. Nochmal, Herr Lerchner: Die Antwort Wolffs auf Ihren Beitrag (Lerchner 19.3.,18.33h / Wolff 19.3., 21:08h) zeigt die ganze Unsinnigkeit dieses Blogs. Sie schreiben einen vollständig sachlichen Beitrag zur Entstehung der Krise über die Jahre, über „Wendepunkte“, an denen man so oder anders hätte entscheiden können (in Rußland, aber eben auch im Westen), über politische Schritte in Richtung Verstärkung oder Entschärfung der Krise – in einem Wort über Politik, ihre Gefahren und Risiken oder auch ihre Chancen und Möglichkeiten, über Glaubwürdigkeit. Es gibt eine Menge vernünftiger Leute in der Welt, die Ihnen mit weiteren guten Argumenten zustimmen, so zB im „Economist“ Prof John Mearsheimer am 19.03. („Why the West is principally responsible for the Ukranian crisis“).
    Und dann gibt es unseren Pfarrer, der vermeintlich politische Meinungen vertritt und in Wirklichkeit emotionale Langatmigkeiten verbreitet, die zwar unter empathischen Gesichtspunkten nachvollziehbar sind – und ja deswegen weder von Ihnen noch von mir bestritten werden –, die aber mit einer POLITISCHEN Analyse, Voraussetzung für eine realistische Beurteilung der Lage und dann der Suche nach vernünftigen Handlungsmöglichkeiten zur Abstellung eben jener emotional zu bedauernden Zustände nichts zu tun haben. Der Ausbruch Wolffs hat nichts zu tun mit der politischen Realität, mit dem Versuch zur Lösung eines Problems, mit der gebotenen Sachlichkeit – er ist nicht nur infantil im politischen Sinne, er ist eben ganz Herz und gar nicht Hirn. Und das ist kontraproduktiv auch für die Ukraine und die Ukrainer, die jetzt POLITIK brauchen (und diese auch schon vorher gebraucht hätten) und nicht Gefühlsduselei, denn nur erstere kann ja den Krieg beenden.
    Sie deuten es an: Das Problem der Wolffs dieser Welt ist, daß sie die Denkenden immer vom Selbstverständlichen zu überzeugen müssen glauben; daß nämlich Putin einen rechtswidrigen Krieg vom Zaun gebrochen hat, daß er Angst vor der Demokratie hat (dies ist DAS Kennzeichen von Diktatoren und also selbstverständlich), daß er Maßstäbe hat, die wir als verbrecherisch ansehen. Wolff gipfelt in dem unsinnigen Satz: „Hören Sie bitte auf, dieses Verbrechen weiter zu beschönigen bzw. zu rationalisieren!“ Sie beschönigen nichts und andererseits bleiben Sie in einer kritischen Lage rational, was man wohl von jedem, der Politik kommentiert, erwarten sollte. Mit seinen unflätigen Angriffen auf Putin – immerhin einem Diktator, mit dem der Westen möglicherweise wieder einmal zusammenkommen muß, denn wir wollen ja wohl nicht auf Ewigkeit Rußland (und uns) aushungern) – rennt Wolff also bei Ihnen und mir durch weit offene Scheunentore. Den nächsten Schritt aber, den WIR gehen, nämlich in dieser Lage POLITIK zu machen bzw zu kommentieren, geht Wolff nicht – er ist eben Pfarrer und sollte bei seinen Leisten bleiben (nicht tagespolitisch, aber mit langfristiger moralischer Leitung). Aber das kann er nicht – er ist eben Hitzkopf, und als solcher ist er Zündstoff eher als Berater („fürPolitik“).
    Ich stimme, wie gesagt, nicht mit allem überein, was Sie schreiben. Aber mit Ihnen kann man verstandesmäßig und auf Basis von Sachkenntnis diskutieren. Bei Wolff muß man ständig emotionale Attacken zurückweisen, die die Sache nicht fördern. Und dies eben zeigt, daß Wolff die Glaubwürdigkeit der Kirche wesentlich mit beeinträchtigt.
    Andreas Schwerdtfeger

      1. … aber nur mit merkwürdigen Koalitionen ist Frieden überhaupt herstellbar.

        Es ist nur gemeinsame Sicherheit möglich. Der Frieden beendet nicht die Unterschiede,
        sondern im besten Fall die Feindschaft.

    1. Herr Wolff hat keineswegs Putin „unflätig angegriffen“, sondern sich mit der Freiheit eines Christenmenschen geäußert. Und er ist weder Politiker noch Diplomat. Im übrigen hat US-Präsident Biden Putin als „Killer“ und „Kriegsverbrecher“ bezeichnet und wird sich vielleicht irgendwann mit ihm wieder am Verhandlungstisch teffen, wenn nicht etwas anderes passiert (Haben Sie bemerkt, was für eine weite Jacke Putin zu seiner Propagandashow im Luschniki-Stadion trug – weil darunter eine kugelsichere Weste war.).

  3. Lieber Christian – nicht nur wir beide sind uns längst einig darüber, dass es gesellschaftspolitische Situationen gibt, die temporär ein politisches Mandat von Kirche fordern, ein Einmischen in gesellschaftspolitisch relevante Situationen. Bonhoeffer und Klepper mit der Bekennenden Kirche im 3. Reich sind eines der historischen Beispiele. Auch jetzt im Krieg in Europa – die Kirchen sind in Verantwortung stehende Institutionen in unserer realpolitischen Welt ! – wird Haltung gefordert. Dass sich die vier Vertreter der Orthodoxen Kirchen, vor allem im Kontrast zu Kyrill (dem sakralen Staatsdiener Putins!) erstaunlich klar zur russischen Invasion in der Ukraine äußern, positionieren, ja fast streiten, belegt doch, dass Kirche Position beziehen, es realiter auch tun muss – was denn sonst?
    Selbst Johannes Paul II., der Papst aus Polen, in hervorragend diplomatisch agierender weise mit dem weißen Haus und Gorbatschow war doch politisch – was denn sonst? Ohne diese Trias in heißester Zeit vor 1989 hätte das europäische Haus niemals neu tapeziert, erst recht nicht die gewaltlose, friedliche Revolution im Herbst 1989 Realität werden können. Mit Grüßen via Leipzig – Dein Jo

  4. Lieber Herr Pfr. Wolff!

    Zu ihrem Punkt 1 ein ergänzender Gedanke: So sehr ich ihre Schlussfolgerung teile, kann man es sich mit diesem Schritt zugleich zu leicht machen. Man vergleiche hierzu die Causa Gergeiv in München: Unbestritten am am Ende ein richtiger Schritt. Es bleibt aber der fade Nachgeschmack eines „zu spät“, weil man in dem Atemzug nicht sachlich reflektiert hat, dass man vor zu vielen Dingen in der Vergangenheit die Augen schon verschlossen hat. Und so verhält es sich in meinen Augen beim Umgang mit der russ. Orthodoxen Kirche nun auch: Die ekelhaften Äußerungen des Patriarchen über Homosexualität bzw. LGBTQI*-Lebensformen waren im Grunde in der Vergangenheit schon nicht hinnehmbar. Aber da blieb man ja auch in der Ev. Kirche in Deutschland mit vielen Schritten aus Rücksicht auf die Ökumene mit der Orthodoxie freundlich gesagt zurückhaltend. Ich glaube, ohne sich hier in Bezug auf die eigene Rolle in diesem Dialog an die Nase zu fassen, wäre dieser Schritt in meinen Augen auch eher formalistisch.

  5. „Was auffällt bei denen, die jetzt eine Revision der Friedensethik fordern: Sie sagen mit keinem Wort, welche biblische oder theologische Einsicht sie dazu veranlasst. Sie argumentieren ausschließlich tagespolitisch“ – und das, lieber Herr Wolff, kritisieren Sie zu Recht, wenn auch der Standpunkt der von Ihnen kritisierten Herren in der Sache richtig ist. Interessant an Ihrer Aussage ist allerdings ganz etwas anderes: Nämlich, daß ich Ihnen seit langer Zeit vorwerfe, daß Sie Ihr Amt als Pfarrer (jetzt im Ruhestand aber ja schließlich nach wie vor aktiv) zu tagespolitischen Hinweisen bis zu konkreten Wahlempfehlungen mißbrauchen und daß es Aufgabe der Kirche (und der Reigion) ist, eben genau dies nicht zu tun, sondern vielmehr stattdessen die „Grundwerte des Evangeliums zu kommunizieren“. Sie haben das bis jetzt stets geleugnet, als es Ihnen nicht in Ihre Polit-Propaganda passte – jetzt plötzlich schwenken Sie auf meine Meinung um, weil gewisse Mitbrüder das tun, was Sie selbst auch tun, nur mit einer Ihnen nicht genehmen Meinung und dann, na klar, dann erkennen Sie plötzlich, wie falsch das ist.
    Sie verschweigen, Ihr Beitrag zeigt es, einen weiteren Grund für die Unglaubwürdigkeit der Kirchen, jedenfalls der evangelischen in Deutschland: Daß sie sich tagespolitisch äußert, dies auch noch häufig kompromißlos und aggressiv, wie Sie es tun, und dadurch alle diejenigen abstößt, die sich keiner anderen Sünde schuldig machen, als gut begründet anderer Meinung zu sein.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Tja, lieber Herr Schwerdtfeger, es gibt eben einen Unterschied: sich tagespolitisch zu äußern ist etwas anderes als sich unter Berücksichtigung biblischer Überzeugungen mit grundlegenden gesellschaftspolitischen Fragen auseinanderzusetzen. Aber ich habe wenig Hoffnung, dass Sie diesen Unterscheidung vollziehen können. Was ich den „gewissen Mitbrüdern“ vorwerfe, ist weniger ihre persönliche Meinung als vielmehr ihre mangelnde theologische Reflexion. Ansonsten bin ich froh und dankbar, dass ich in und mit meiner beruflichen Tätigkeit Menschen weniger abgestoßen als angestoßen habe und dadurch in einem ständigen Diskurs mit sehr unterschiedlicher Überzeugungen war. Ob Sie sich das vorstellen können? Beste Grüße Christian Wolff

      1. Genau das ist es, lieber Herr Wolff: „sich tagespolitisch zu äußern ist etwas anderes als sich unter Berücksichtigung biblischer Überzeugungen mit grundlegenden gesellschaftspolitischen Fragen auseinanderzusetzen“. Das letztere sollten Sie tun, das erstere gehört sich nicht für einen Pfarrer unter Nutzung dieser Autorität. Es ist erstaunlich, daß Sie das Prinzip richtig beschreiben können und dennoch ständig dagegen handeln. Aber meistens ist es ja so, daß, wer die rote Laterne hält, dieses nicht erkennt und deshalb zu keiner Änderung fähig ist. Und Ihre Art des Diskurses braucht man sich ja nicht vorzustellen – man sieht sie ja täglich in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit, wie dieses Beispiel hier zeigt.
        Andreas Schwerdtfeger

        1. @Andreas Schwerdtfeger, ob nun politisch oder tagespolitisch – sebstverständlich können
          Vertreter der Kirche – ob aktiv oder im Ruhestand – sich dazu öffentlich äußern. Das haben Geistliche wie Dietrich Bonhoeffer mit ihrem Leben bezahlt.

          Ich empfehle Ihnen heute bei ARTE oder am Montag im ZDF den Spielfilm „Honecker und der Pastor“ . Ich hatte darüber erst kürzlich mit Herrn Pfarrer Holmer Mailkontakt.

          https://www.lobetal.de/aktuelles/meldungen/927-ein-ereignis-aus-lobetal-im-tv-honecker-und-der-pastor

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