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Klare Kante

So erfreulich es ist, dass am vergangenen Sonntag dank eines breiten Bündnisses der demokratischen Parteien in Görlitz Octavian Ursu (CDU) im zweiten Wahlgang zum neuen Oberbürgermeister gewählt wurde, so niederschmetternd ist es, dass im vollen Wissen um die gefährliche rechtsnationalistische Ausrichtung der AfD der Kandidat dieser Partei Sebastian Wippel 44,8 % der Wählerstimmen auf sich vereinigen konnte. Wir haben nüchtern zu konstatieren: eine Partei, die seit Jahren gezielt die nationalsozialistischen Verbrechen relativiert, gegen Geflüchtete und Menschen muslimischen Glaubens hetzt, immer wieder die Systemfrage aufwirft, indem sie eine quasi-revolutionäre Stimmungslage suggeriert, die letztlich alles erlaubt, ist in der Europastadt Görlitz für über 40 Prozent der wählenden Bürgerinnen und Bürger akzeptabel. Das zeigt, wie fragil in manchen Regionen Sachsens die Akzeptanz der demokratischen Grundwerte unserer Verfassung ist. Es wird aber auch offenbar, dass die Rechtsnationalisten von Pegida/AfD mit ihrer Strategie durchaus erfolgreich sind, immer knapp an der Verfassungswidrigkeit, knapp am Gewaltaufruf zur Beseitigung des Systems, knapp am Hitler-Gruß vorbei die Grundwerte infrage zu stellen und dem sog. Establishment (das sind in Augen der AfD alle anderen) den Kampf anzusagen. Keiner beherrscht diese Strategie so perfekt wie Björn Höcke, der der eigentliche Lenker der AfD ist und nur darauf wartet, sich die AfD als Partei zur Beute zu machen. Immerhin hat er erreicht, dass alle Versuche, ihn aus der Partei auszuschließen und ihn zu isolieren, gescheitert sind. Gerade in Sachsen wird Björn Höcke als der eigentliche ideologische Kopf der „Bewegung“ angesehen.

Auch in Leipzig verfolgt die AfD einen straff völkisch-rechtsnationalistischen Kurs. Der derzeitige Vorsitzende Siegbert Droese fuhr noch vor wenigen Jahren einen in AfD-Blau gehaltenen Mercedes-Combi mit dem Nummernschild L-AH 1818. Das war kein „Ausrutscher“, sondern entspricht offensichtlich seiner Überzeugung. Wie sonst ist zu erklären, dass in seinem Lokal „Centralapotheke“ (das führte er 2013 in die Insolvenz!) jahrelang ein Stadtplan von Leipzig aus dem Jahr 1937 hing. Warum wohl? Da gab es noch die „Adolf-Hitler-Straße“ (heutige Karl-Liebknecht-Straße). Aber Droese steht nicht allein. Roland Ulbrich, Gert Pasemann, Christian Kriegel gehören auch zu den überzeugten Rechtsnationalisten. Noch heute kann man sich auf Youtube ansehen, wie sie Andreas Poggenburg frenetisch zujubelten, als dieser beim politischen Aschermittwoch von Pegida/AfD 2018 eine widerliche Hetzrede ganz im Jargon der Nationalsozialisten hielt. Da war die sächsische AfD ganz bei sich.

Was all dies für Sachsen bedeutet? Wer jetzt noch mit dem Gedanken spielt, am 01.09.2019 AfD zu wählen, unterstützt damit eine Partei, die im Geist und in der Tradition der Nationalsozialisten agiert – und deswegen nicht ein politisches Problem lösen wird. Er wählt eine Partei, die durch ihre jahrelange Hetze gegen Ausländer, Muslime und Menschen, die sich um Integration kümmern, wesentlich dazu beigetragen hat, dass rechte Gewalt sehr präsent ist. Er wählt eine Partei, die sofort die kulturelle Vielfalt beseitigen wird, sollte sie dazu Gelegenheit haben. Er wählt eine Partei, die den völkischen Nationalismus zur Leitideologie machen wird und den Schulterschluss mit gewaltbereiten Neonazis nicht scheut. Das haben nicht nur die Chemnitzer Ereignisse im vergangenen Jahr gezeigt, als sich AfD-Repräsentanten mit Neonazis unterhakten. Der mutmaßliche Mörder des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, Stephan E., hat 2016 eine Spende in Höhe von 150 Euro für die AfD Thüringen getätigt und mit dem Verwendungszweck versehen „Wahlkampf 2016 Gott segne euch“. Wer sich das bewusst macht,

  • der kann über die Empfehlung von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, toleranter gegenüber der AfD aufzutreten, im besten Fall den Kopf schütteln, aber eigentlich nur zornig werden;
  • dem fehlt jedes Verständnis dafür, dass nach die CDU in Sachsen nach wie vor das rechts-links-Schema pflegt. Dabei müsste sich die CDU nach der OBM-Wahl in Görlitz die Frage beantworten: Hätte die CDU auch ihren Kandidaten zurückgezogen, wenn die Kandidatin der Grünen im ersten Wahlgang knapp vor dem CDU-Kandidaten gelegen hätte? Wäre der CDU die Solidarität der Demokraten wichtiger gewesen, als ihre Linken-Phobie zu pflegen?
  • der muss erschrecken, dass noch im vergangenen Jahr eine Lehrerin aus Niesky von Kultusminister Piwarz (CDU) zunächst hinter ihrem Rücken gemaßregelt wurde, nachdem sich der AfD-Bundestagsabgeordnete Jens Maier beschwert hatte, dass sie im Unterricht „gegen die AfD Hetze getrieben“ habe.

Doch in Sachsen muss Schluss sein mit dem Herumlavieren – auch und vor allem bei der CDU. Die AfD ist eine die Demokratie, die Weltoffenheit, die Menschenwürde gefährdende Partei. Mit ihr darf es keinerlei Schulterschluss geben. Dass die AfD in freien und geheimen Wahlen Stimmen bekommt und zwar viel zu viele, macht aus ihr noch keine demokratische Partei. Im Blick auf den 01. September 2019 kann es nur ein Gebot geben: Klare Kante zeigen und alles tun, damit die AfD und nicht Sachsen ihr „blaues Wunder“ erlebt. Mit den Bürgerinnen und Bürgern müssen wir Tag für Tag darüber sprechen, dass kein Problem rechtfertigt, mit dem Feuer des Rechtsnationalismus zu spielen und die Brandstifter zu wählen. Jeder möge sich ein Beispiel nehmen an denen, die jetzt schon unmissverständlich agieren: Peter Fischer von Eintracht Frankfurt, Hans Leyendecker vom Evangelischen Kirchentag, Burkhard Jung als Oberbürgermeister von Leipzig. Es müssen noch viel mehr werden.

25 Antworten

  1. Ja, Sie haben mich mißverstanden, denn mit meiner Zusammenfassung Ihrer Vorschläge – die an sich doch sicher nicht unfair Ihnen gegenüber ist – wollte ich überhaupt nicht auf Ihre Persönlichkeit anspielen sondern nur auf deren Allgemeingültigkeit hinweisen und sie durch konkretere Anregungen ergänzen. „Dubium Sapientiae Initium“ – schrieb Descartes vor gut 300 Jahren, und wie Sie nehme ich mir das durchaus zu Herzen. Aber das sollte nicht daran hindern, daß man seine Argumente mit Festigkeit vorträgt. Darin zumindest unterscheiden sich Herr Wolff und ich nicht.
    Andreas Schwerdfeger

  2. Schleicht sich da etwas Ärger oder Ungeduld in Ihren Beitrag, Herr Käfer? Sarkasmus offensichtlich – und ich werde der Versuchung widerstehen, mich umgekehrt über Ihren Intellekt zu äußern, wie Sie es über den meinen tun. Suum cuique!
    Auch akzeptiere ich gerne, daß Sie bezüglich der Bewertung von Rechts oder Links einen anderen Zeitplan oder andere Prioritäten haben als ich – und ebenso wie Ihre Meinung sicherlich berechtigt ist, halte ich an meiner Gesamtschau fest, der zu folgen ich Sie nicht aufgefordert habe.
    Auch habe ich Ihnen nicht vorgeworfen, nicht am Recht festgehalten zu haben – ich habe vielmehr eine deutsche Zeitung in ganz anderem Zusammenhang zitiert. Aber gerade, wenn Sie als Schöffe tätig sind – ich war auch mehrere Jahre lang ehrenamtlicher Richter – wissen Sie, daß das Recht auch dann gilt, wenn man persönlich oder wenn die Gesellschaft allgemein glaubt, es müsse „neu justiert“ werden. Ich bin sehr für Neujustierungen auf dem dazu gesetzlich möglichen Wege – nicht allerdings durch Brechung des Gesetzes, denn – nochmal – wenn das usus wird, kommt uns der Rechtsstaat abhanden.
    Es ist schön, daß Sie Europakritik zulassen wollen. Auch die Idee eines Dexit ist durchaus in der Demokratie zulässig. Daß Sie – wir stimmen überein – politischer Selbstmord für Deutschland wäre, ist eine andere Frage.
    Und ich finde es toll, daß Sie so viele NGOs mit Ihrer Sympathie unterstützen. Mein Argument war ein anderes: Zur Regelung politischer Gesamtprobleme wählen wir einen Bundes-/Landtag und dadurch Regierungen. Diese also sind durch uns legitimiert zum politischen Handeln; sie müssen andererseits die vielfältigen und sich fast immer widersprechenden Ziele heutiger Politikfelder bei der Problemlösung berücksichtigen, was sehr schwer ist. NGOs dagegen sind in der Regel nicht durch allgemeine Wahlen legitimiert sondern vielmehr einseitige Interessenverbände und verfolgen EIN Ziel unter Vernachlässigung konkurrierender, aber deswegen nicht minder wichtiger Ansprüche auf anderen Feldern. Es gilt also in der Demokratie, vorrangig die gewählten Politiker zu unterstützen, sich jedenfalls nicht von ihnen zugunsten ungewählter anderer Akteure loszusagen. Es ist dies ein Argument, das Sie doch vielleicht auch dann verstehen, wenn Sie es nicht für richtig halten.
    Und schliesslich danke ich Ihnen für Ihren wertvollen Ratschlag. Er klingt ja ein bißchen nach „wenn’s Ihnen nicht paßt, dann gehen Sie doch“, aber das haben Sie sicherlich nur übersehen. Nein, ich fühle mich wohl hier im blog von Herrn Wolff und es kann ja nur in Herrn Wolffs Sinn sein, daß ich hier auch weiter schreibe, denn er will doch den demokratischen Diskurs. Dieser setzt sich aus Meinung und Gegenmeinung zusammen – anders wäre es doch langweilig. Wenn Sie dabei meine Beiträge nicht für konstruktiv halten, so wäre ja erst zu klären, wer im demokratischen Diskurs über eine solche Frage richtet. Sachlich bleiben ist das Gebot – nicht zum Ausstieg raten!
    Also nehmen Sie meine Meinung ernst, auch wenn Sie sie berechtigterweise nicht teilen. Eines scheint doch festzustehen: Wir sind alle besorgt und entsetzt über die Erfolge der AfD und über den rechten Radikalismus in unserem Land (und besonders im Osten). Aber Herr Wolff und seine Anhänger hier haben bisher durch Ihre Methode der Bekämpfung dieses Phänomens – „keinen Millimeter“, Ausgrenzung, Demonstrationen und Bittgottesdienste, verbale Beschimpfungen – ja offensichtlich nicht wirklich viel erreicht, im Gegenteil. Also lohnt es doch vielleicht, über andere Wege wenigstens nachzudenken.
    Ich grüße Sie und freue mich, daß Ihre Enkelin Ihnen doch Zeit zur Diskussion läßt,
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Wenn Sie dem „…lieben H. Käfer (unterstellen, Argumente) so einfach klingen und sein zu lassen…“, dann drückt sich darin schon eine intellektuelle Einordnung meiner Person aus – und Sie haben Recht!
      Ich habe in den zurückliegenden fast 70 Jahren mehrfach geirrt, habe manches falsch und vorschnell eingeschätzt und auch heute bin ich mir in der Beurteilung mancher Fragen alles andere als sicher, suche im Gespräch/ Meinungsaustausch nach besseren als meinen bisherigen Lösungen….

      Oder habe ich Sie jetzt mißverstanden, haben Sie das ja gar nicht so gemeint/behauptet….???

      Über die Bedeutung von Recht und Gesetz habe ich mich bereits ausgelassen. Straftäter sind grundsätzlich zu verfolgen – aber sind Fr. Rackete oder Fr. Manning Straftäterinnen?? Nach geltendem Recht wohl schon, persönlich habe ich da aber große Zweifel und gestehe, die Frage nicht endgültig beantworten zu können.

      Auch in der Frage der Begrenzung/Zensur des Internets habe ich für mich bislang keine endgültige Position gefunden.
      Daher mein Respekt vor Ihrem Intellekt, vor der Unerschütterlichkeit Ihrer Weltsicht und der Durchdringung deren Komplexität – mir mangelt es an erheblich daran, ich bin über das Stadium des Zweifels vielfach noch nicht hinausgekommen.

      Bei der Unterscheidung zwischen „wir/uns/Zivilgesellschaft“ einerseits und „denen da oben/den Politikern/den Systemparteien“ andererseits, stimme ich Ihnen zu, dass diese äußerst schädlich ist.
      Ich kann aber keinesfalls erkennen, dass ich, H. Wolff oder andere Blog-Diskutanten diese Argumentation benutzt haben; mir fallen allerdings diverse Beispiele ein, bei denen AfD-Funktiosträger und -Sympathisanten genau diese Unterscheidung vehement benutzt haben.

      Und nein, „…wenn’s Ihnen nicht passt, dann gehen Sie doch…“ ist nicht mein Ansatz!
      Ich schätze fairen, konstruktiven und kritischen Dialog sehr und finde ihn im Wolff’schen Blog gewährleistet.
      Stete Agitation gegen Person und Positionen des Blog-Initiators sollten aber durchaus die Eröffnung eines eigenen Blogs erwägenswert machen, der sich dann um eigene Mit-Diskutanten bemühen kann. Es würde m.E. wenig Sinn machen, z.B. eine CDU-Plattform auf das Konzept der Grünen einschwören zu wollen, oder eine ADAC-Plattform auf das des ADFC.
      Das schließt nicht aus, dass gegensätzliche Argumente zu bestimmten Themen sehr wohl kontrovers in einem Blog behandelt werden sollen und müssen.

      Der Blog von Christian Wolff engagiert sich in meinem Verständnis für die demokratischen Grundrechte, bezieht Stellung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen und umfasst auch Fragen des Glaubens.
      Wenn H. Wolff in diesem Beitrag für „Klare Kante“ gegen die AfD plädiert, teile ich das voll und ganz angesichts des poltisch motivierten Mordes an H. Lübcke und des drohenden Wahlausgangs bei den bevorstehenden Landtagswahlen!

  3. Zu Herrn Schwerdtfeger,

    selbstkritisch muss ich gestehen, dass ich wohl nicht über ihren überragenden Intellekt verfüge, schon gar nicht in der Lage bin, das Weltgeschehen in Gänze so zu überblicken und zu verstehen, wie Sie, Herr Schwerdtfeger.
    Das ein oder andere Detail entgeht dann aber meiner (eingeschränkten) Aufmerksamkeit doch nicht:
    Konsequent zieht sich z.B. durch ihren Beitragsmarathon zu den verschiedenen Themen dieses Blogs das Argument, dass rechtes Gedankengut oder generell die AfD nur kritisieren darf, wer auch linke und grüne Positionen (in Ihrem Sinne) kritisiert.
    Mit Verlaub, Positionen der Linken und der Grünen werde ich sicher stärker betrachten (und auch kritisieren), wenn die realistische Gefahr/ Möglichkeit besteht, dass diese stärkste Partei im Freistaat Sachsen oder in der Bundesrepublik Deutschland werden!

    Der Einfluss der AfD-Sprachverrohung macht sich seit Monaten in meinem persönlichen Umfeld viel breiter bemerkbar („Lügenpresse“ oder „kriminelle Asylanten abschieben“ sind mir im Gespräch mit Freunden/ Bekannten mehrfach begegnet, was ich vor nicht allzu langer Zeit für unmöglich gehalten hätte), als linke oder grüne Diskussionspunkte („soziale Verantwortung von Eigentum“ und „schneller/ radikaler Kohleausstieg“).

    Auch wenn es sicher in allen anderen Parteien „schwarze Schafe“ und „dubiose Machenschaften“ gibt, darf und muss man trotzdem darauf hinweisen, dass eine Partei, in deren Namen die „Alternative“ die zentrale Rolle spielt, hier keinesfalls anders oder gar besser agiert als diese, eher im Gegenteil!

    Europakritische Aussagen, die selbstverständlich legitim sind, tätigen nach meinem Eindruck so ziemlich alle Parteien, einen „Dexit“ hat aber – außer der AfD – keine im Repertoire!

    Sie fordern, „…das Recht wieder anzuerkennen…“.
    Bravo, ich stimme zu 100% zu! Mir war gar nicht bewusst, dass ich das jemals nicht getan hätte (als ehrenamtlicher Schöffe ist mir das sogar sehr wichtig!).
    Im Gegenteil: auf unser Rechtssystem können wir m.E. in Deutschland ganz besonders stolz sein. Trotzdem gibt es manchmal Situationen/ gesellschaftliche Entwicklungen, in denen es „neu justiert“ werden sollte (so z.B. vor Jahren die Paragraphen 218,175…, jetzt vielleicht Klimapolitik, ethnische/ kulturelle Vielfalt…).

    Sie fordern auch, damit aufzuhören, „“…ungewählten(?) NGO’s nachzulaufen…“.
    Gegen richtet sich dieser Vorwurf ?
    Ich selbst sympathisiere zwar durchaus mit einigen/vielen Argumenten und Positionen von z.B. amnesty international, bund, attac, Brot für die Welt, Terre des Hommes und, und, und, bin aber in keiner dieser Organisationen Mitglied und nehme mir auch das Recht heraus, diese ggfs. zu kritisieren, wenn ich einzelne Punkte nicht teilen kann/ will.
    Für Christian Wolff und Andere kann ich dazu keine Abschätzung abgeben, vermute aber, dass es sich ebenso oder zumindest ähnlich verhält .

    Abschließend vielleicht noch eine Empfehlung an Sie, H. Schwerdtfeger: starten Sie Ihren eigenen Blog, um Ihrer Sicht der Weltpolitik und der politischen Strömungen in Deutschland und Europa die gewünschte Bedeutung zu verleihen.
    Konstruktive Beiträge und Kritik von Ihnen im Blog von Christian Wolff werde ich dann gerne weiter verfolgen.

  4. Ja, lieber Herr Käfer, so einfach klingt und ist das also:
    – man muss die Leute drauf hinweisen, daß sie falsch denken;
    – man darf sie nicht wählen, egal wie groß das Protestbewusstsein;
    – sie schaden unserem Ansehen und haben keinerlei Kompetenz.
    Das trifft auf die Linke ebenso zu wie auf die AfD, auf die Bremer „Wutbürger“, auf einen großen Teil der Grünen (denn jeder Fachmann wird Ihnen sagen, daß die Konzepte der Grünen so teuer sind, daß bestenfalls nur ihre eigene Klientel, die Wohlstandsbürger, sie bezahlen können); es trifft eigentlich auf jeden zu, der anders denkt als man selbst – und ist also eigentlich nicht hilfreich.
    Ulrike Guérot, anerkannte Politikwissenschaftlerin, ist gegen die EU in ihrer augenblicklichen Form, aber sie schadet niemandes Ansehen und spaltet nicht. Die Linke hat keinerlei Wirtschaftskompetenz und schadet niemandes Ansehen und spaltet nicht. Die anderen leugnen den Klimawandel nicht, verhalten sich aber in ihrem täglichen Leben so, als gäbe es ihn nicht. Über die Straftäter von Garzweiler – euphemistisch „Aktivisten“ genannt – schrieb eine Zeitung, zwar sei ihr Verhalten rechtswidrig (richtig!), aber man müsse doch … (also bestimmt jeder selbst, wann Recht gebrochen werden darf um des Heiligen Zweckes willen). Der Bundespräsident fordert eine Beendigung der Verrohung der Sprache – und zielt auf die AfD (mit Recht), aber man braucht nur einen Tag lang auf Phoenix die Bundestagsdebatten zu verfolgen und hört aus den Fraktionen der Union, der SPD, der Grünen und der FDP nur minimal weniger (und weniger schlimme) Beschimpfungen als von den beiden Flanken AfD und Linke – hören Sie nur mal eine Weile Frau Jelpke (Linke) zu, aber eben auch den Aufgeregten aus der Mitte! Warum wohl sind Kühnert und Habeck augenblicks so beliebt? Weil sie sachlich kühl formulieren und ohne Beleidigungen auskommen – bravo – nur sind ihre Lösungsansätze noch nicht breit und ausgereift genug!
    Also: Ich stimme Ihnen zu und die AfD ist schlimmste Sorte – aber sie hat, leider, Vorbilder (oder Nachahmer) überall in den Parteien und vor allem in der allgemeinen Gesellschaft, gerade auch in der so sehr geforderten „Zivilgesellschaft“ und vor allem im Netz, dessen Begrenzung einerseits dringend notwendig wird und andererseits immer, wenn’s konkret wird, von denselben Leuten mit den Totschlagargumenten „Zensur“ und „Begrenzung der Meinungsfreiheit“ gestoppt wird, die dann umgekehrt fordern, man hätte doch was (ja, was denn?) tun müssen, um das Eingetretene zu verhindern. Herr Wolff schrieb neulich im Zusammenhang mit Ausländerfeindlichkeit, die Aussage, „sie könnten ja wieder nach Hause gehen, wenn es ihnen hier nicht passe“ sei dumm und unsachlich (er hat Recht); Herr Lübcke hat dasselbe über Deutsche gesagt, denen es hier nicht passt – kein Grund, ihn zu ermorden offensichtlich, aber überlegt war es wohl nicht (und niemand, bitte, interpretiere diese Aussage als Verniedlichung dieses Verbrechens).
    Wir müssen also wohl tiefer gehen, als Ihre drei Postulate, vielleicht in die folgenden Richtungen:
    – wir müssen wieder das Recht anerkennen – in Garzweiler genauso wie in der Ausländer-, Asyl- und sonstigen Politikfeldern;
    – wir müssen auf allen Seiten wieder Kompromisse anerkennen – in Stuttgart 21, im Kohlekompromiss, beim Dieselskandal, etc. Es kann nicht sein, daß eine Kohlekommission ein Ergebnis produziert, das – gut oder schlecht – von allen Seiten akzeptiert wird, nur um hinterher von einschlägig Interessierten unvermindert weiter bekämpft zu werden, als wäre nichts gewesen.
    – wir müssen aufhören, zwischen uns – der Zivilgesellschaft, der Öffentlichkeit und den Medien – einerseits und „der Politik“ andererseits zu unterscheiden, was nur dem Zweck dient, „unsere“ Seite reinzuwaschen und „der Politik“ so quasi anonym und von uns abgesetzt die Schuld zuzuschieben (selbstverständlich dann auch noch mit, wie Bertha von Suttner es formulierte, unserer üblichen „Unfehlbarkeits- und Überlegenheits-Deutschigkeit“; sie war Österreicherin – unverschämt!).
    – wir müssen aufhören, Kritik an der EU, die häufig mehr als berechtigt ist, mit deren grundsätzlicher Ablehnung gleichzustellen und das freilich nur bei Parteien/Aussagen, die wir nicht mögen. Die EU wird nur durch Kritik besser und sie hat es bitter nötig besser und also kritisiert zu werden (aber mit unserer Hilfe und nicht mit Besserwisserei). (Dieses Argument übrigens wird ganz häufig von Israel-Gegnern angewandt, die uns doch auch dauernd sagen, ihre Israel-Kritik sei dringend notwendige Freundeskritik – und was da gelten soll, muß auch hier gelten).
    – und wir müssen bei allem diesem aufhören, ungewählten NGOs nachzulaufen und deren einseitige und von der realen Bandbreite politischer Zusammenhänge losgelösten Interessen- und Lobbypolitiken unkritisch zu unterstützen sondern Zusammenhänge, Notwendigkeiten und Realitäten anerkennen. Dazu gehört ganz besonders, daß wir nicht ständig das Kind mit dem Bade ausschütten und völlig übertrieben und hysterisch keine Lösungen anbieten sondern „Zeichen setzen“ (meistens auf der Strasse).
    Nochmal: Ich stimme Ihnen zu – aber Ihre Kritik trifft uns alle, nicht nur die AfD. Die AfD alleine zu kritisieren ist dagegen die Abschiebung der Verantwortung von sich selbst und bestärkt diese nur.
    Ein gutes Wochenende Ihnen,
    Andreas Schwerdtfeger

  5. Nachtrag:

    nachdem der verdächtige Rechtsextremist im Mordfall Lübcke ein Geständnis abgelegt und seine Tat mit der Asyl-freundlichen Argumentation und Überzeugung von Herrn Lübcke begründet hat, muss unser Verhältnis zur AfD neu gedacht werden:

    * AfD-Amtsträger, -Mitglieder und-Sympathisanten müssen immer und immer wieder darauf hingewiesen werden, dass sie und die Partei massgeblich zu Enthemmung und Verrohung von Sprache und Argumentation beitragen und die Gewaltbereitschaft, ja sogar Täterschaft eines (möglicherweise nur allein operierenden) Mörders gefördert haben und dies weiterhin tun!
    * Jeder Einzelne, der damit nicht leben kann und will, darf sich Sprache und Positionen der AfD keinesfalls zu eigen machen und dieser Partei niemals seine Wählerstimme geben, egal wie groß sein subjektiv empfundenes Protestbedürfnis gegenüber etablierten Parteien sein mag!
    * Jede Stimme für die AfD am 1.9. schadet nachhaltig nicht nur dem Ansehen Sachsens in Deutschland und der Welt, sie fördert auch die soziale Spaltung der Gesellschaft und wirft Ostdeutschland und die gesamte Republik bei Wohlstand und gesellschaftlicher Entwicklung zurück (keinerlei ökonomische Kompetenz der AfD erkennbar, Leugnung menschengemachten Klimawandels, Infrage stellen der EU)!!!

  6. Sehr geehrter Herr Käfer –
    wohltuend nicht nur im Stil, vielmehr vor allem in der Sache sage ich auch Ihnen Dank für diese klare und unmissverständliche Gegenargumentation auf die umfangreichen, ja auch partiell durchaus verständlichen Erklärungen und Bemühungen um Verständnis des Herrn AS.
    Verrückt nur, dass dessen Kommentierung vom 21.06./9.56 h tatsächlich erstaunlich freundlich und Ihrer Argumentation zu folgend bereit schien. Wenige Stunden später allerdings dann ein leichter Rückfall.
    Nun ja: wie formuliert AS so bemerkenswert sich selbst offenbarend:
    „Mit solchen Leuten geht man dann eben in ihrem Stil um“. Das erinnert so an“ Aug und Auge, Zahn um Zahn.“
    Davon halten wir mal nichts es bringt uns allesamt nicht weit!!
    Zum Thema des diesmaligen Blogs von Chr. Wolff (eine Stimme übrigens, ohne die Leipzig im politischen Kontext nicht das wäre, was es ist: eine weltoffene Stadt, politisch und gesellschaftskritisch völlig auf bestem Stand), den man polemisch empfinden kann, wenn man das braucht; viele und eben auch ich sehen und verstehen es ganz anders.
    Und diese Klare Kante sagt einem mehr als fabulierende Politiktheorie.
    Die Dinge spitzen sich fast täglich zu:
    zwei CDU-Parlamentarier aus Sachsen-Anhalt versuchen in der Öffentlichkeit das „soziale“ mit dem „nationalen“ zu bündeln, scheinen nicht einmal ansatzweise zu begreifen, was sie da im Bemühen um stärkende Affinität ihrer sog. Volkspartei CDU zur AfD zu fordern und damit Zündstoff liefern – unglaublich, diese Haltung.
    Und da hoffe ich sehr, dass solch Begehren auch Herrn AS heftig in die Nase steigt und er wie er mehrfach versus Wolff argumentierte, dies nun auch den beiden schwarzen Schafen (hinten denen womöglich mehr Nachläufer her rennen als wünschenswert) zuteil werden lässt.
    Denn hier muss banaler Polemik klare Kante gezeigt werden.
    Und liest man Joachims Gaucks Interpretation zu „Toleranz“ (sein Interview im letzten „Siegel“ weicht manches auf und lässt neue Widersprüche ziemlich klar erkennen), dann muss ich Wolff zunehmend Recht geben.
    Wie weit Toleranz zu gehen hat, wie bereit man ist, den Andersdenkenden zu respektieren, dies ist ein weites Feld.
    In Dresden hatte auch ich Gelegenheit, den Versuch des Dialoges mit Pegida-Demonstranten zu wagen. Mit den bösartigen Anwürfen auf sachliche Fragen, was denn die wahren Probleme seien, die vier Jahre Pegida auf die Plätze dieser Stadt treibt, wie z.B.: „Mit Euch werden wir demnächst aufräumen“ oder “ Ihr werdet euch nach den Landtagswahlen sicher wundern!“ ist das Thema Toleranz schwerlich zu begreifen, wie es theoretisch publiziert wird.
    Akzeptanz und Respekt sind Fundamente jedweder Auseinandersetzung. Was nicht nur im „sozialen“ Netzwerk, sondern zunehmend ganz offen und brutal herausgeschrien wird, macht jeder weitere Diskussion geradezu unmöglich.
    Und es wird jetzt bereits geschossen, Vertreter dieses Staates werden ermordet, andere erhalten Morddrohungen, OB Jung beklagt die Lauheit der Justiz, mail werden mit gesendet mit unerträglichen Äußerungen.
    Klare Kante – Wolff und andere Menschen sagen es und jetzt gilt es, nicht sich an Polemik festzuklammern, sondern aufrechter Gang. Und dazu ermuntere ich auch Herrn AS!
    Mit besonderen Grüßen an Herrn Käfer und Chr. Wolff – Adieu, Jo.Flade

  7. Ja, Herr Käfer, es ist schön, daß Sie sich diese Zeit doch genommen haben, denn man sieht, daß auch bei unterschiedlichen Meinungen Respekt möglich ist – zum Beispiel in unseren unterschiedlichen Haltungen zur Bundeswehr, wo Sie anerkennen, daß man (ich sage: auf BEIDEN Seiten) an Grenzen seiner eigenen Überzeugung kommen kann.
    Und es zeigt – ich versehe das mit Fragezeichen – wie möglicherweise voreingenommen man in Diskussionen reagieren kann: Sie sprechen von „stupiden Prozentzielen“ und beziehen sich auf Verteidigung (den „Wehretat“ eben; im Gegensatz zu den Polemikern und Manipulatoren dieser Welt, die dann gerne vom „Rüstungsetat“ sprechen): Sprechen Sie bei Klimazielen auch von „stupiden Prozentzielen“ (Anteile der verschiedenen Energiequellen zB)?
    Und was Verteidigung angeht: Wenn wir uns unabhängiger machen wollen in unserer Außen- und Sicherheitspolitik von dem „narzistischen Soziopathen“, dann gerade durch eine eigenständige (selbstverständlich europäische und nicht deutsche) Verteidigungskapazität mit der Fähigkeit zur Projektion und der Notwendigkeit zu Kompromissen (Exporte, Drohnen, etc). Solange die Sicherheit Europas ausschliesslich von den Amerikanern abhängt, bleiben wir (Europäer) erpressbar.
    Stilwandel? Ich biete immer mal wieder eine sachliche Diskussion und „Frieden“ an (siehe 31. März) und ernte dann typisch deutsche rechthaberische Belehrung; ich biete ein Treffen an, um sich kennenzulernen, was Schärfe aus jeder künftigen Diskussion nehmen würde – kann ich aber „vergessen“. Mit solchen Leuten geht man dann eben in ihrem Stil um.
    Ein gutes Wochenende im Enkelzirkus!
    Andreas Schwerdtfeger

  8. Lieber Herr Käfer,
    am 31. März 2019 habe ich auf diesem blog Herrn Wolff geschrieben und mich bemüht, Gemeinsamkeiten zwischen ihm und mir hervorzuheben. Wolff hat dies damals ausdrücklich begrüßt und mir in der Sache zugestimmt: Und die Sache war: Wir sind in der Festlegung unserer Ziele gar nicht so weit auseinander und unterscheiden uns vielmehr deutlich in unserer Beurteilung der Wege zu diesen Zielen. Sie können das nachlesen.
    Und so ist es auch jetzt: Was Herr Wolff zur AfD in der Sache schreibt, findet weitgehend meine Zustimmung (und das habe ich deswegen auch in meinem Beitrag hier ausdrücklich erwähnt); was er dagegen empfiehlt oder selbst tut zur Erreichung dieser Ziele – ich beziehe mich hier hauptsächlich auf seine hiesigen Beiträge, von denen ich zugebe (auch das habe ich mehrfach eingestanden), daß sie nur ein Teil seiner sicherlich verdienstvollen Tätigkeiten sind – halte ich für den falschen oder zumindestens nicht ausschließlich richtigen Weg. Und, wie Sie nachlesen können, sind Wolff und ich uns einig, daß neben sachlichen Argumenten auch Polemik zu einer solchen Diskussion gehört.
    Man muss dabei allerdings zwischen Polemik und hilflosem Keifen unterscheiden. Wer Argumente mit „elendigen Anwürfen“ verwechselt, lässt sowohl sein IQ-level als auch sein demokratisches Verständnis erkennen. Er kneift also und schimpft nur, was ich an seiner Stelle auch tun würde.
    Ich will kurz auf Ihre Argumente eingehen:
    – die Verwendung des Begriffs „Feindbild“: Ja, er ist polemisch. Aber wenn jemand einem (oder mehreren) immerhin als unbestritten demokratisch einzustufendem Politiker regelmässig unterstellt, er handele gegen das Wohl des Volkes, er nehme seine Verantwortung nicht wahr, er liebäugele mit den Undemokraten und dies nur, weil seine Ansichten und seine Vorgehensweise andere sind, dann scheint mir schon eine gewisse „grundsätzliche Antipathie“ im Sinne von Feindbild vorzuliegen. Im übrigen: Wenn mir „Obsession“ gegen die Sozis vorgeworfen wird, so nehme ich das ja auch gelassen als Teil einer demokratischen Auseinandersetzung hin (und wehre mich mit Argumenten und nicht mit „elendigen Anwürfen“ – aber wer’s nicht besser kann?).
    – Man kann sich lange mit der Interpretation von Sätzen herumschlagen. Die Aussage in W’s Antwort auf Herrn Böhme, Menschen würden in ihren „nach meiner Ansicht“ gefährlichen Auffassungen noch bestärkt, wenn sie bestimmten Politikern folgen, erschien mir schon einen gewissen Alleinvertretungsanspruch zu enthalten. Aber vielleicht habe ich das zu streng gesehen. Es geht mir eigentlich darum, immer wieder zu betonen, daß die Ansichten anderer eben zu respektieren sind und man diese Anderen nicht nur wegen ihrer anderen Meinung ins Abseits stellen darf. Die ganze augenblickliche internet-Diskussion geht doch um dieses Thema – und das internet hat ja inzwischen auch teilweise bedrohlichen Charakter!
    – Sie kennen Herrn Wolff möglicherweise besser als ich. Ich bewundere ihn als einen Mann von klaren Überzeugungen, von unglaublicher Tatkraft für diese Überzeugungen, von Mut und Wortgewalt zur Verbreitung seiner Ideale. Und ich glaube – und beides drücke ich hier immer wieder aus – daß er, wahrscheinlich wie alle Menschen mit diesen seinen großen Talenten, sehr zur Ungeduld, zur Polarisierung, zu schwarz-weiß, zu Ungerechtigkeit und Intoleranz in der Erreichung seiner Überzeugungen neigt. Und deshalb schreibe ich ihm immer wieder, wie sehr seine Methode der völligen Inflexibilität (aber Demokratie ist Kompromiß!) ihn in die Nähe des Fundamentalismus, des Dogmatismus treibt und dadurch kontraproduktiv wirkt im Sinne seiner Zielsetzung. Das ist keine Polemik – das ist ein ernstzunehmendes Argument, denn demokratischer Diskurs ist Ziel UND Weg.
    – Und nochmal: Ich habe nichts gegen Demonstrationen und betone regelmäßig ihre Rechtmäßigkeit. Aber jedes Mittel kann sich verschleißen durch zu häufige Anwendung; und eine Demonstration hat eben auch erkennbare Nachteile: man ist unter sich, also kein Dialog; man muß heutzutage abgesichert und von der Gegendemonstration getrennt werden, also Gebrüll über Polizeiketten; man verkürzt sein Anliegen auf Transparentgröße, also die Gefahr der Aggressivität und Verunglimpfung.
    – Und was meine Kritik „touts azimuts“ angeht: Ich kritisiere doch laufend die CDU ebenso wie die anderen. Ich habe Äusserungen von Politikern aller Parteien hier kritisiert oder ihnen zugestimmt (zB habe ich Wagenknechts Bewegung „Aufstehen“ als einen strategisch richtigen Ansatz bezeichnet); ich stimme Herrn Wolff oder anderen hier zu, wenn ich ihre Meinungen nachvollziehen kann – und schreibe das auch. Umgekehrt passiert es nicht. Ich freue mich über andere Meinungen.
    Schließlich zum Klima: Sie wissen so gut wie ich, daß die Deutschen in dieser Frage anders leben als sie es in die Welt hinausposaunen und dies zu untermauern war Inhalt meiner Einleitung. Wenn wir Deutschen wirklich was fürs globale Klima tun wollten, dann würden wir INTERNATIONAL handeln (was ja auch passiert) und nicht dauernd versuchen, der Welt ein gutes Beispiel durchs ins-eigene-Fleisch-schneiden zu geben (und damit an den popligen 2,…% rumzudoktern, die wir beitragen). Und wir würden mal hinterfragen, wie nützlich und wie umweltpolitisch sinnvoll Klimakonferenzen an den schönsten Orten dieser Welt sind, zu denen sich dann Zehntausende aufmachen, um dort (am Rande der Konferenz) dasselbe Zeug zu schwafeln, das sie auch zuhause schwafeln könnten.
    Ihnen, Herr Käfer, meine Grüße zum Wochenende,
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Hallo Herr Schwerdtfeger,

      eigentlich hatte ich nicht die Absicht und – da ich momentan auf Betreungsbesuch bei meiner Enkelin bin – auch nicht die Zeit, auf Ihren Kommentar noch einmal zu reagieren. Ihr, für mich überraschender Stilwandel in Ihrer Argumentation und das Nachlesen des Blogs von Ende März haben mich aber doch zum Tablet greifen lassen.

      Wie ich der Blog-Diskussion vom März entnehme, haben Sie u.a. einen beruflichen Hintergrund bei der Bundeswehr, was ich respektiere und auch aufrichtig anerkennen kann (solange diese weiter vom Gedanken des „Bürger in Uniform“ geleitet wird) – persönlich habe ich jedoch Anfang der 70er Jahre vom Recht auf „Kriegsdienstverweigerung“ Gebrauch gemacht, mit damals noch vorgeschriebener „Gewissensprüfung“.
      Kriegseinsätze und das Befolgen stupider Prozentziele bei der Festlegung von Wehretats lehne ich daher nach wie vor grundsätzlich ab, bei möglichen Kampfeinsätzen zur Abwehr von konkreten Aggressionen gegen verbündete Staaten komme ich mit meinen Überzeugungen allerdings bisweilen an Grenzen.
      Solange die größte Militärmacht der Welt aber von einem – aus meiner Sicht – narzisstischen Soziopathen geleitet wird, können wir nur heilfroh sein, wenn die Bundeswehr aufgrund mangelnder Budgets und mangelhafter Eiinsatzfähigkeit nicht die erste Wahl beim Einfordern/Erpressen einer Bündnispartnerschaft ist!

      Aber zurück zum eigentlichen Thema „Klare Kante zeigen“.
      Angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen und deren drohenden Ergebnissen stimme ich Pfarrer Wolff absolut zu, dass wir alle klar und immer wieder Stellung beziehen müssen zu unseren Grundwerten, dass wir viel mehr Bürgerengagement im täglichen Diskurs brauchen und auch gut daran tun, klimapolitische Fragen endlich so Ernst zu nehmen, wie sie es schon seit Jahren sind!

      Deshalb habe ich mich für den „Aufruf 2019“ engagiert, der viel mehr als „ewiges Demonstrieren “ ist. Für mich ist er eine gute und richtige Diskussionsplattform für das Weiterentwickeln unserer aktuellen Gesellschaft, die leider von zunehmender Verrohung der Sprache, der Umgangsformen, der poltischen Auseinandersetzung bis hin zu Hass und sogar poltisch motiviertem Mord gekennzeichnet ist.

      Dagegen immer wieder zu polemisieren finde ich umso unverständlicher, als ich Sie ja nun auch mit sachlicher und mir durchaus nachvollziehbarer Kommentierung kennengelernt habe.

      In diesem Sinne wünsche ich ein angenehmes Wochenende.
      Michael Käfer

  9. zur klimapolitisch, in alle Öffentlichkeit eigenverliebt hinausposaunte Solidität (was das Nutzen so edler Autos betrifft, um den Süden Europas zu frequentieren) des AS nur soviel:
    Eitelkeit ist doch was feines , oder??
    Und hier endlich ganz klar und unmissverständlich:
    Die elendigen Anwürfe gegen einen, der sich seit Jahren politisch – wie Herr Michale Käfer trefflich konstatiert – seit Jahren in Leipzig mit einer breiten Bürgerschaft engagiert und klare Kante zeigt sind das Allerletzte, was mich veranlassen könnte, mit AS einem Mittagsmahl beizuwohnen. Das kann er vergessen!!
    Ich kann nur sagen: Gott sei Dank gibt es Menschen, die Benehmen haben und mit denen auch ich Klartext reden kann und mich nicht der Unmöglichkeit auszusetzen habe, mich der Dummheit, des Papageientums und anderer Verbalkatastrophen bezichtigen zu lassen. Wahrlich – meine Energien investiere ich an anderer Gelegenheit.
    Und was die jüngste Kommentierung des AS anbelangt – nun ja; kein Kommentar!
    In Sonderheit grüße ich Leipzig aus dem nach wie vor verschlafenen Dresden.

  10. Zu Herrn Schwerdtfeger,

    natürlich dürfen Sie auf sich (und wir alle auf Sie) stolz darauf sein, dass Sie so klima-vorbildlich mit nur 5L/km in den Urlaub gefahren sind und es den unendlich vielen (anderen) Deutschen mit ihren dicken SUV’s und Wohnmobilen gezeigt haben…

    Mag sein, daß Christian Wolff mißverstanden wird, vielleicht sogar oft, ich persönlich hatte dieses Empfinden (noch) nicht. Dabei stimme ich durchaus nicht immer mit seinen Meinungen überein, z.B. finde ich Gauck’s Diskussionsansatz durchaus auch für bedenkenswert!

    Ihre, teilweise sehr polarisierende Kritik an Wolff’schen Argumenten kann ich nicht nachvollziehen, so z.B.

    – kann ich nicht erkennen, daß Christian Wolff Herrn Dulig oder Herrn Rentzing als seine „Feindbilder“ benennt, nur weil er mit einigen/ vielen ihrer Aussagen/Positionen nicht übereinstimmt ,
    – ist es für mich ein Widerspruch in sich, wenn Sie Herrn Wolff unterstellen „seine (!) Ansicht“ zur alleinigen und endgültigen Wahrheit machen zu wollen,
    – haben Sie möglicherweise entsprechende eigene Erfahrungen gemacht, die Sie dazu bewegen, ihm „bewusste Scharfmacherei und Radikalisierung aus Angst vor der Notwendigkeit zum Kompromiss bei gleichzeitiger Unfähigkeit zum Zuhören und Verstehen-Versuchen“ zu unterstellen. Ich kann nach diversen persönlichen Erfahrungen bei Zusammenarbeit und Meinungsaustausch mit Christian Wolff dies nicht nur nicht teilen, meine Erfahrungen widersprechen dieser Einschätzung sogar diametral!

    Wenn Sie Herrn Wolff Hilflosigkeit und daraus folgend ein Ausweichen aufs ewige Demonstrieren unterstellen, haben Sie die bisherigen Aktivitäten des „Aufruf 2019“ vielleicht sehr selektiv und mit stark eingefärbter Brille verfolgt.

    Mir ist auch nicht ganz klar, ob Sie mit Ihrer Forderung nach mehr Gemeinsamkeiten des SPD-Mannes Wolff mit der CDU/ CSU auf eine gewisse Mitschuld seinerseits am Erstarken/ Radikalsieren der Rechtsnationalisten hinweisen wollen – falls ja, haben Sie mit ihm das falsche Beispiel gewählt.
    Wie wäre es stattdessen mit einer kritischen Reflexion des spontanen Tweets von AKK zur BM-Wahl in Görlitz, die Verdienste um die Demokratie zunächst ausschließlich bei Herrn Ursu und der sächsischen CDU sieht und erst auf Nachfrage den Beitrag anderer demokratischer Parteien anerkennt!?!

  11. Zurück aus einem Urlaub in den Pyrenäen – es gab dort unendlich viele Deutsche in dicken dieselgetriebenen Wohnmobilen oder in benzinverbrauchenden SUVs, woran man das Umweltbewußtsein der Deutschen gut feststellen kann, die ihre Klimasorgen dorthin exportieren und DEU sauber halten (im kleinen 5L/100km Toyota kam man sich jedenfalls klima-unterdimensioniert vor) – zurück also aus diesem Urlaub trifft man wieder auf die bekannte Wolff’sche Taktik: Stark behaupten und hinterherige weichmacherische Rückzieher. Wie kommt es nur, daß so viele Leute unseren wortgewaltigen Pfarrer immer falsch verstehen und ihn zu Richtigstellungen im Sinne von „ich habe nicht …“, „ich rede doch …“, „die Vokabel habe ich nicht gebraucht“, etc, veranlassen? Es ist ja eben genau diese Taktik, die ihn einerseits so schillernd macht – klare Kante? – und andererseits so polarisierend, daß er wesentlich zu den politischen Problemen unserer Zeit beiträgt.
    + Jesus redete mit vielen, aber „er wußte immer, mit welchem Ziel und aus welcher Position“. Und wer bei uns empfiehlt, mit dem politischen Gegner zu reden, der weiß das nicht? Gauck und Kretschmer haben also keine Positionen?
    + Herr Dulig, der evangelische Landesbischof Sachsens, viele andere, die Wolff’s Feindbilder sind, bestärken also „falsche oder gefährliche politische Ansichten“, wobei ausdrücklich betont wird, daß der Maßstab dafür „meine Ansicht“ ist? Ist das dann die endgültige Wahrheit?
    + „Natürlich“ wurde kein Vertreter der AfD eingeladen, weil es ja nichts zu verhandeln gibt. Und das Gespräch mit den Anhängern, den kleinen Leuten sozusagen, war offensichtlich unbefriedigend, denn sie waren nicht schnell genug von ihrem Irrweg zu überzeugen?
    + stattdessen haben sie beim Abspielen der National- und Europahymne den Ort verlassen. Hatten Sie, Herr Wolff, nicht neulich stolz berichtet, daß Sie früher gerne sitzen blieben, wenn die Hymne gespielt wurde? Klar: Jugendsünde; nicht vergleichbar!
    Also nochmal: Es ist erstaunlich, wie oft Sie mißverstanden werden und Klarstellungen machen müssen – oder vielleicht: Bewußte Scharfmacherei und Radikalisierung aus Angst vor der Notwendigkeit zum Kompromiss bei gleichzeitiger Unfähigkeit zum Zuhören und Verstehen-Versuchen und flexibler Sprache, die hinterher weich interpretierbar ist? Klare Kante ja – aber diese auch anderen zuzugestehen ist nichts; und wer Ihrer klaren Kante nicht folgt, der erfüllt seine „Führungsaufgabe, von mir aus auch Leitfunktion“ nicht!
    Ihre Meinung zur AfD, wie auch zu einigen anderen Themen, lieber Herr Wolff – ich schreibe es immer wieder – ist nachvollziehbar und richtig. Aber Ihr Weg – „kein Millimeter“; Fundamentalkritik an allen, die einen anderen Weg wählen (Dulig, Gauck und Co); Ihre ausweichende Flexibilität beim Rückzieher vom Rückzieher; Ihre Hilflosigkeit im Ausweichen aufs ewige Demonstrieren – alles dies verstärkt die Probleme, die unsere Demokratie derzeit hat. Wenn man schon mit zunehmender Sorge auf den beginnenden Nationalsozialismus in den 1920er Jahren verweist (ich weiß: Sie haben ja gar nicht …), wenn man schon auf die Gefahr der kalten Machtergreifung mit demokratischen Mitteln als Wiederholung der Nazis sorgenvoll schaut (ich weiß: Sie haben niemals …), dann muß man auch sehen, daß die Machtergreifung der Nazis der Zersplitterung der politischen Mitte in viele vergleichsweise unerhebliche Meinungsverschiedenheiten zu danken war, die sich gegenseitig mehr bekämpfte, als die radikalen Flanken von rechts UND links.
    Der Demokratie wäre es dienlich, wenn Sie als SPD-Mann Ihre Gemeinsamkeiten in Grundsatzfragen mit der CDU/CSU bezogen auf Zielsetzungen stärker betonten, wenn Sie klarer zwischen Zielen und Wegen unterschieden, wenn Sie schließlich Respekt gegenüber dem demokratischen Gegner hervorhöben – das alles tun Sie nicht; stattdessen betreiben Sie personalisierte Rechthaberei, die Sie als „Kritik“ tarnen: „ich habe nur …“ (Ihre häufigste Verteidigung).
    Herzliche Grüße,
    Andreas Schwerdtfeger
    PS Der bekennende Gegner des Kneifens hat auf meine Einladung vom 18. Mai noch gar nicht geantwortet. Doch Kneifen oder nur schlechtes Benehmen?

  12. Lieber Pfarrer Wolff,
    jetzt also auch Joachim Gauck. Die Liste, die es falsch machen, wird immer länger. Vor einigen Jahren waren das oft CDU-Politiker – und dann, als sich die rechte Szene organisierte, Leute vom Schlag eines Poggenburg oder Höcke. Da konnte ich gut mitgehen. Inzwischen sind es Brückenbauer wie Antje Hermenau, zeitweilig auch Frank Richter, der Ihrer Meinung nach einmal eine zu überprüfende Fehlbesetzung als Chef der Landeszentrale für politische Bildung war, und inzwischen Michael Kretschmer, Martin Dulig und und und. Es sind inzwischen diejenigen, die mit den Menschen ins Gespräch kommen wollen, die sich im politischen Spektrum der bisherigen Parteien nicht mehr repräsentiert fühlen. Wenn Politiker mit denen sprechen, werden sie in Ihren Augen offensichtlich zu Verrätern. Diese „Verräter“ halte ich für die interessantesten Politiker in Deutschland. Für mich ist der Osten das Demokratielaboratorium Deutschlands – dank solcher Leute. Ihre politischen Rezepte hingegen erscheinen mir vollkommen perspektivlos.
    In einem Ihrer letzten Blogbeiträge formulierten Sie: „… wobei zu klären ist, wer eigentlich Gesprächspartner sein soll: die AfD-Wähler/innen oder die jungen Menschen von FridaysForFuture oder die vielen, die sich Tag für Tag in den Ortschaften, in denen der Rechtsnationalismus gar nicht mehr auffällt, für Vielfalt, Demokratie, Menschenwürde eintreten und ständig Anfeindungen ausgesetzt sind. Spätestens hier sollten wir merken, in welche Schieflage wir geraten, wenn wir das Reden zum politischen Allheilmittel erklären.“
    Ich frage mich, was die Alternative zu Gesprächen mit den AfD-Wählern ist, was das von Ihnen favorisierte Allheilmittel ist. Ich frage mich, was das für ein Politikverständnis ist, das ausdrücklich das Gespräch mit dem Andersdenkenden ablehnt? Wie soll es denn dann gehen? Wie wollen Sie die Gedanken dieser Menschen ändern? Oder wollen Sie’s gar nicht? Wollen Sie sich nur noch mit Burkhard Jung und vielleicht Sebastian Krumbiegel zum Gespräch zusammensetzen – und natürlich den Freitagsdemonstranten? Genau das halte ich für eine letztlich völlig unpolitische Einstellung. Was Sie propagieren, nämlich Gesprächsverweigerung, ist sogar brandgefährlich: es kann ja gar nichts bewirken als Selbstbestätigung.
    Übrigens: Jesus redete mit allen. Mit reichen Zöllnern und Kranken, mit Huren und Schriftgelehrten. Manchmal wurde er dabei ziemlich heftig. Aber er redete.
    Mit besten Grüßen
    Gottfried Böhme

    1. Lieber Herr Böhme, ja, Jesus redete mit vielen, sehr unterschiedlichen Menschen, mit Gerechten und Ungerechten – aber er wusste immer, mit welchem Ziel und von welcher Position er aus mit ihnen geredet hat. Zum Beispiel mit den Zöllner, nicht um deren Korruption zu rechtfertigen, sondern um sie zur Umkehr zu bewegen. Vielleicht ist Ihnen ja aufgefallen, dass ich an keiner Stelle kritisiere, dass Menschen miteinander reden. Ich rede grundsätzlich mit jedem. Was ich kritisiere – und zwar öffentlich, so dass man sich damit auseinandersetzen kann: Wenn Menschen in einer aus meiner Sicht falschen oder gefährlichen politischen Ansicht durch die noch bestätigt und bestärkt werden, die eigentlich eine Führungsaufgabe, von mir aus auch Leitfunktion haben. Insofern geht Ihre Kritik völlig ins Leere. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Bei der Geburtstagsfeier „Leipzig feiert 70 Jahre Grundgesetz“ haben wir (Aufruf 2019) natürlich keinen Vertreter der AfD gebeten mitzuwirken oder zu sprechen. Denn die Grundwerte der Verfassung sind nicht verhandelbar, schon gar nicht mit denen, die sie lieber heute als morgen aus den Angel heben wollen. Aber es gab etliche Menschen an den Tischen, die sich als AfD-Sympathisanten bzw. Mitglieder zu erkennen gaben. Natürlich haben wir mit denen diskutiert. Ich erspare mir jetzt zu berichten, wie leider viele dieser Gespräche ausgehen. Sie werden sich das sicher vorstellen können. Am 23. Mai war es jedenfalls so: Als die National- und Europahymne gesungen wurde, verließ eine AfD-Gruppe fluchtartig den Marktplatz. Interessant, oder? Zuletzt: Von „Verrätern“ habe ich übrigens auch nicht gesprochen. Was ich ab und zu mache: Ich kritisiere in meinen Beiträgen bestimmte Positionen und trete vor allem dafür ein, dass wir alles tun, damit der Rechtsnationalismus sich nicht weiter ausbreitet. Leider ist Ostdeutschland nicht nur „Demokratielaboratorium“ im Sinne eines Neuaneignungsprozesses der Demokratie – Ostdeutschland, insbesondere auch Sachsen, ist auch Hochburg des völkischen Rechtsnationalismus, seit 30 Jahren von vielen der Leute verharmlost und befördert, die sich jetzt als „Brückenbauer“ andienen. Dass das für Sie offensichtlich ebenso wenig ein Problem zu sein scheint wie das Wahlergebnis der OBM-Wahl in Görlitz oder Mord an Walter Lübcke oder die viel zu vielen rechtsextremistischen Gewalttaten, das wundert mich allerdings. Beste Grüße und vielen Dank für Ihre kritischen Anmerkungen Christian Wolff

      1. Bitte verraten Sie mir: was veranlasst Sie zu der Bemerkung, dass es für mich kein Problem sei, dass Sachsen eine Hochburg des Rechtsnationalismus ist, was lässt Sie vermuten, dass ich nicht auch schockiert bin darüber, dass aufrechte CDU-Politiker niedergeschossen werden, weil sie sich für die Wahrung der Menschenrechte gegenüber Asylbewerbern ausgesprochen haben?? Sie sollten nicht die Gemeinsamkeiten, die es immer noch zwischen uns gibt, in Frage stellen! Aber ich bin im Gegensatz zu Ihnen wie Gauck, Kretschmer, Dulig, Hermenau und Richter der Meinung, dass man mit Menschen reden muss, um sie umzustimmen. Wie Jesus Christus. Anders geht’s nun mal nicht. Guten Abend, Gottfried Böhme

        1. Ihre Frage ist schnell beantwortet: weil Sie dazu zunächst nichts gesagt bzw. geschrieben haben – und das in einem Zusammenhang, in den diese Ereignisse gehören und meine Blog-Beiträge, auf die Sie sich beziehen, entstanden sind. Aber ich freue mich sehr, dass dies offensichtlich eine Auslassung ohne Tiefgang ist. Aber noch einmal: Nirgendwo habe ich geschrieben, dass man nicht mit Menschen reden muss, um sie umzustimmen. Das mache ich täglich. Deswegen engagiere ich beim „Aufruf 2019“. Nur: Niemals versuche ich das Gespräch zu verwechseln mit Bestätigung von Positionen, die demokratiefeindlich und menschenverachtend sind. Das unterscheidet mich z.B. von Antje Hermenau, mit der ein Frank Richter oder ein Martin Dulig sicher nicht in einem Atemzug genannt werden möchten. Eine gute Nacht Christian Wolff

  13. Sollten sich die starken Indizien im Mordfall Lübcke in Richtung rechtsterroristem Hintergrund verdichten/bewahrheiten, kann die Antwort nur „klare Kante“ sein (auch seitens staatlicher Institutionen)!

    Andererseits hat die (allerdings verschwurbelt inszenierte) Ausgrenzung eines weithin unbekannten Malers wie Axel Krause diesem erst zu bundesweiter, wenn nicht noch größerer Bekannheit verholfen!

    Not tut sicher, dass wir alle, im Berufs, Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis immer und unmissverständlich mit „klarer Kante“ argumentieren, wenn Begriffe wie Lügenpresse, Kopftuchmädchen, kriminelle Asylanten abschieben usw. fallen!

    Mein größter Respekt gilt hier Christian Wolff und Burkhard Jung für ihr beispielhaftes Engagement.

    1. Ein Wort zur Causa Axel Krause: So bescheuert wie der veranstaltende Vereinsvorstand kann sich nur verhalten, wem jeglicher politischer Kompass abhanden gekommen ist. Um eine streitige Auseinandersetzung zu vermeiden, sagt man eine ganze Veranstaltung ab, um sie dann doch durchzuführen ohne streitige Auseinandersetzung – so produziert man Opfer. Alles äußerst dilettantisch.

  14. In den für ihren Erfolg entscheidenden frühen Jahren der Nationalsozialisten haben viele gute Deutsche ihre Stimme für diese Partei hergegeben. Dabei muss man aber „gut“ mit „lieb und zutraulich“ übersetzen. So ähnlich bedeutet der moderne Wunsch „schönen guten Tag“ eine duselige Einschränkung des kräftigen und die für Menschen normalen Schwierigkeiten berücksichtigenden „guten Tag“-Wunsches. Bequemlichkeit steckt in den AfD-Stimmen, und die hat oft in der Politik verheerende Folgen – für alle !

  15. Lieber Herr Wolff,
    ich bewundere Ihre dauerndes Engagement. Es ist nötig. Was aber noch viel nötiger wäre, ist zu überlegen, warum eine Partei wie die SPD auf 11% (!!!) gefallen ist und einen wie Kevin Kühnert, der immerhin für frischen Wind sorgen könnte, wie einen Ausssätzigen behandelt (der stets unbewegt wie ein Stein gemeißelte lächelnde Scholz „ja, ja, so war ich vor 30 Jahren auch einmal“ grausam!!) Solange die SPD keinen Mut mehr zu sich selbst hat und ihre Vergangenheit verleugnet (vielleicht ist es einigen sog. „Genossen“ nicht einmal bewusst), wird die AfD stets noch mehr gewinnen, denn die sog. „kleinen Leute“ gehen da hin und lassen sich einfangen. Nicht über andere meckern, an der eigenen Partei arbeiten! Endlich wieder SPD werden!
    Axel Denecke

  16. Sehr geehrter, lieber Herr Wolff! Vielen Dank für Ihre beherzten Worte. Das SPIEGEL-Interview von Joachim Gauck hat mir aber im Ggs. zu Ihnen gut gefallen. Ich finde, er bringt es gut auf den Punkt und zwar anders als Sie es mit Ihrer Zusammenfassung, dass wir angeblich „toleranter gegenüber der AfD“ werden sollten. Ich glaube eher, dass er zum offenen Visier, zum Kampf gegen die AfD ausruft und nicht zur Verweigerung dieses Kampfes durch Nichtkommunikation und fehlende Auseinandersetzung.

    1. Lieber Herr Marwick, ich zitiere die ZEIT: „Gauck sagte, er halte es für einen „problematischen Weg“, dass die Wahl von AfD-Abgeordneten zum Vizepräsidenten des Bundestages von der Parlamentsmehrheit blockiert werde. Gegenüber t-online.de sagte er, solange die AfD nicht verboten sei, „sollten wir ihren Mitgliedern und Anhängern im Sinne der kämpferischen Toleranz vor allem mit Argumenten begegnen“. Dass es in der Partei „verkappte Nazis“ und „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ gebe, sei „nicht hinnehmbar“. Allerdings müsse auch gefragt werden, ob es AfD-Mitglieder und -Anhänger nicht in eine „Trotzreaktion“ treibe, wenn die ganze Partei „aus der kämpferischen Toleranz“ ausgeschlossen und zum Feind erklärt würde. https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-06/joachim-gauck-altbundespraesident-toleranz-rechte-politik Für mich ist das genau die Tonlage, die derzeit völlig unangemessen ist. Statt die AfD-Wählerinnen zu bestärken bzw. zu bedauern (Trotzreaktion), sollte Gauck wie andere auch, nicht zuletzt ein Walter Lübcke, unmissverständlich und klar reden.

      1. „Statt die AfD-Wählerinnen zu bestärken bzw. zu bedauern (Trotzreaktion), sollte Gauck wie andere auch, nicht zuletzt ein Walter Lübcke, unmissverständlich und klar reden.“
        ____________________________________________________________________

        Herr Gauck hat sich völlig klar und unmissverständlich in dem SPIEGEL-Interview ausgedrückt. So lehnt er es ab, sich mit AfD-Chef Gauland auf ein Podium zu setzen.: „Das überschreitet meine ganz persönliche Toleranzgrenze.“

        „Es ist Schluss mit Nachsicht, wenn Menschen diskriminiert werden oder Recht und Gesetz missachten. … Toleranz enthält das Gebot zur Intoleranz gegenüber Intoleranten,…“

        Gauck hält die AfD für verzichtbar; doch müsse man deren Themen aufgreifen, um die Deutungshoheit zu erlangen.

        Er äußert sich zur politischen Taktik im Kampf gegen die AfD. So sei es kontraproduktiv, ihr den Posten eines Bundestagsvizepräsidenten zu verweigern.

        Dies sind vernünftige Meinungen, über die ich im Gegensatz zu Herrn Wollf weder „im besten Fall den Kopf schütteln“ noch „eigentlich nur zornig werden“ kann.

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