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In der Krise: Kirche im Abseits

In der Krise erweist sich, wie stark, präsent, gefragt Institutionen sind. Während in Deutschland sich die staatlichen Organe in den vergangenen Wochen durchaus als handlungsfähig erwiesen haben, legt die Coronakrise schonungslos offen: Die Institution Kirche spielt kaum eine Rolle. Ihr Beitrag scheint weder gefragt noch wird er signifikant abgefragt – und das, obwohl es in dieser Krise um Grundthemen des Glaubens, Leben und Tod, geht, das Grundrecht der Religionsfreiheit massiv eingeschränkt wird und die Kirche selbst Trägerin von Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanter Krankenpflegeeinrichtungen ist, also unmittelbar an der Bewältigung der Krise beteiligt ist. Selbst wenn ich berücksichtige, dass sich Medien insgesamt nur noch selten mit religiösen Themen beschäftigen und der Bedeutungsverlust der Kirche weiter voranschreitet – der Grund dafür, dass in der Coronakrise Kirche kein Thema ist, liegt vor allem bei der Kirche (hier die evangelische Kirche und speziell ihre Leitungsorgane) selbst. Bis heute hat die Kirche als Institution keine erkennbare Positionierung in der Coronakrise eingenommen. Vielmehr entstand der Eindruck, dass sich die Kirche seit Anfang März den staatlichen Anordnungen mehr oder weniger bedingungslos beugt. Das gilt insbesondere für das Verbot von Gottesdiensten – ein einzigartiger Vorgang. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich halte die seit Anfang März getroffenen Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung(en), den gesamtgesellschaftlichen Shutdown, vom Grundsatz für richtig. Allerdings dürfen Eingriffe in die Grundrechte der Verfassung nur eine ultima ratio, eine letzte Möglichkeit sein.

Darum ist nur schwer zu begreifen, dass die Kirche und mit ihr die anderen Religionsgemeinschaften das Argument, dass der Mensch eben nicht vom Brot allein lebt, nicht ins Feld geführt haben. Damit hätte sie ein moderates Offenhalten von Gotteshäusern unter Beachtung der Abstandsregeln und Hygienevorschriften zumindest fordern können. Damit hätten Regelungen wie für die Supermärkte und Drogerien greifen können. Doch diese Forderung wurde noch nicht einmal am vergangenen Freitag erhoben, als die Bundesregierung ihre vorsichtige Lockerung des Shutdowns gegenüber den Vertretern der Kirche erläuterte. Da wurde den Kirchenvertretern wie Abteilungsleitern mitgeteilt, dass über die Wiederzulassung von Gottesdiensten erst Anfang Mai geredet werden kann. Man musste den Eindruck gewinnen: Die Kirchenvertreter kamen mit der gleichen buckeligen Haltung aus der „Verhandlung“ heraus, in der sie hineingegangen sind.

Man sucht vergeblich nach einer eindeutigen Positionierung der EKD und der Landeskirchen. Ab und zu hört man etwas von zu erwartenden geringeren Kirchensteuereinnahmen, was natürlich besonders gut in der Öffentlichkeit ankommt! Doch wer sich fragt, wie bestimmt denn die Kirche ihre Rolle und Aufgabe in dieser zugespitzten Situation inhaltlich und substanziell, der greift weitgehend ins Leere. Niemand weiß wirklich, mit welchen Vorstellungen die Kirchenleitungen in die Gespräche mit den staatlichen Stellen eintreten. Das ist eine insbesondere für die Kirchgemeinden unhaltbare, ja erbärmliche Situation. Denn sie vermittelt ein Bild von Kirche, das einer konservativ-rechten obrigkeitsstaatlichen Hörigkeit entspricht. Dabei müsste die Kirche als öffentlich-rechtliche Institution sich wohl an das Grundgesetz halten und Teil der demokratischen Gesellschaft verstehen, aber gerade deswegen unabhängig und frei von staatlichen Organen agieren. Die Folgen der devoten Haltung sind fatal. Wir überlassen die Forderung nach Gottesdiensten in Kirchen den neuheidnischen Rechtsextremisten der AfD und den religiösen Verschwörungstheoretikern aus dem evangelikalen Lager. Damit bieten wir ihnen eine willkommene Gelegenheit, sich als angebliche Verteidiger der Religionsfreiheit aufzuspielen, um gleichzeitig ihrer militanten Islamophobie freien Lauf zu lassen.

Doch noch erschütternder ist, wie sich z.B. in Sachsen die Kirchenleitung gibt. Im Schreiben des Landeskirchenamtes an alle Kirchgemeinden vom 20. April 2020 heißt es: „die Genehmigung, Gottesdienste mit bis zu 15 Besuchern ab dem 20.April feiern zu dürfen, ist ein wichtiges Signal des Freistaates an die Kirchen. Wir freuen uns darüber, wieder gemeinsam Gottesdienste in unseren Kirchen und Gemeinderäumen feiern zu können.“ Das ist nichts anderes als Ausdruck einer katzbuckeligen Staatshörigkeit, die einer evangelischen Kirche unwürdig ist. Es fragt sich: Welche Signale hat eigentlich die Kirche dem Staat gegeben? Warum hat die Kirche nicht die Forderung erhoben, die Teilnehmerzahl der Gottesdienstbesucher/innen von der Größe der Gotteshäuser abhängig zu machen? Wieso macht die Kirche selbst keine konkreten Vorschläge für die Umsetzung der Abstands- und Hygieneregeln bei Gottesdiensten? Wieso wartet sie wie ein Befehlsempfänger darauf, was der Staat zulässt und ihr aufträgt? Wir sind doch als Landeskirche kein Oberschulamt!

Staatlicherseits führt diese Haltung der Kirche dazu, dass sich ein Ministerpräsident dann noch als generöser Ermöglicher von Gottesdiensten aufspielen kann. So kam es zu einer kuriosen wie verräterischen Äußerung Michael Kretschmers bei Anne Will am vergangenen Sonntag (https://daserste.ndr.de/annewill/Mit-Vorsicht-aus-der-Corona-Krise-wie-hart-trifft-uns-die-neue-Normalitaet,annewill6508.html – ab Minute 10:10) Auf die Frage von Anne Will „Warum haben Sie anders als Nordrhein-Westfalen entschieden, die Möbelhäuser nicht zu öffnen?“ antwortete Kretschmer: „Weil für uns in der Abwägung Gottesdienste ein wichtiger Moment war, mit jetzt 15 Besuchern, eine kleine Öffnung, aber die war uns wichtig, das religiöse Leben soll wieder beginnen können …“. So werden genuine kirchliche Anliegen platt instrumentalisiert. Das kann aber nur dann gelingen, wenn Kirche es an einem auf ihrer Botschaft begründeten Selbstbewusstsein vermissen lässt.

Wie dem zu begegnen ist? Es wird höchste Zeit, dass Kirche ihren eigenständigen Beitrag in der Coronakrise entwickelt und deutlich kommuniziert – inhaltlich und institutionell.

  • Gottesdienste sind für das kirchliche Leben unverzichtbar! Das muss Kirche in „normalen“ Zeiten auch leben und nicht – wie gerade im vergangenen Jahr durch die EKD – selbst zur Disposition stellen. Ebenso sollte sich Kirche hüten, sich von den Clickzahlen der onlineGottesdienste auf Youtube besoffen machen zu lassen.
  • Kirche muss alles dafür tun, dass das Thema „würdiges Sterben“ nicht eine reine Angelegenheit der Virologen und Intensivmediziner wird (und bleibt). Ausbau der Palliativmedizin, personale Sterbebegleitung in Krankenhäusern und Pflegeheimen, Patientenverfügungen müssen von der Kirche jetzt thematisiert und eingeklagt werden. (Hier noch ein wichtiger Link , der zeigt, dass klares kirchliches Handeln Erfolg hat.)
  • Kirche hat Deutungsangebote für die Pandemie Covid-19 zu liefern und vor allem jetzt, da das Schlagwort der „neuen Normalität“ die Runde macht, den Diskurs zu befeuern, wie wir denn in Zukunft zusammenleben wollen – angesichts der Verwundbarkeit einer Welt, die durch uns Menschen in einen tödlichen Turbomodus geraten war. In welchem Modus wollen/sollen wir in Zukunft leben?
  • Schließlich hat Kirche vor Ort zu leben, was sie zur Stärkung des individuellen wie gesellschaftlichen Immunsystems beiträgt.

Genug Stoff für uns Christen, um jeden Tag erhobenen Hauptes und selbstbewusst sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen (siehe auch meinen letzten Blog-Beitrag).

15 Antworten

  1. Hier der Link zur Aufzeichnung des Gottesdiensts zur Amtseinführung des Bischofs der evangelischen Landeskirche in Sachsen, Tobias Bilz. Neben der Familie des neuen Bischofs hatten auch der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer und Landtagspräsident Matthias Rößler auf den Kirchenbänken Platz genommen, ebenso der Bischof des katholischen Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers.
    Die Obrigkeit war also vertreten; das Volk durfte fernsehen.

    https://www.mdr.de/video/mdr-videos/d/video-403740.html
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    Da kommt mir eine blöde Assoziation in den Sinn: Am 9. Oktober 1989, vor der entscheidenden Demonstration, besetzten schon am frühen Nachmittag SED-Genossen Plätze in der Nikolaikirche, damit weniger Leute am Friedensgebet teilnehmen konnten. Pfarrer Führer rief: „Die Plätze auf der Empore bleiben frei, damit auch das arbeitende Proletariat teilnehmen kann!“

  2. Ja, die spontane Öffung von Kirchen und die Möglichkeit für Friedhofsbesucher, jederzeit Zugang zu finden, vielleicht noch mit etwas Orgelmusik im Hintergrund, ist eine Antwort auf diese Beschränkungen. Schade, dass nur an der Basis diese Möglichkeiten entwickelt werden und nicht die Landeskirche oder überhaupt die Kirchen lautstark und selbstbewusst auftreten um anzubieten, was das „Brot des Lebens “ ist….nicht nur rein virtuell, sondern auf andern Wegen als vielleicht den gewohnten, jedoch nicht ausschließlich auf digitalen. Gottesdienst vielleicht auch im Freien bei dem schönen Wetter derzeit? Kleine Gruppen haben bei uns Andachten zu Gottesdienstzeiten gehalten unter Wahrung von Riesenabständen, was leicht möglich ist in traditionellen Kirchengebäuden. Sie kamen „ganz zufällig“ zur Gottesdienstzeit vorbei, auch an Ostern oder Karfreitag. Und am frühen Ostermorgen stellte sich eine Bläserfamilie rund um die sonstigen Frühandachten der zur Kirchgemeinde gehörenden Dorfkirchen ein. Kleine Überraschungstüten zum Mitnehmen hingen am Zaun vom Pfarrhaus mit liebevoll gestalteten Osterinhalten. Die Ehrenamtlichen lassen sich da etwas einfallen! Es geht weiter…und möglicherweise eher basisorientiert, was zu manch andern Zeiten auch schon recht zielführend war. Wichtig ist der Blick schon jetzt auf das „danach“, was kein „weiter so“, sein kann. Das lässt sich in diesen solidarisch denkenden Spontangruppen gut angehen.

  3. Kürzlich, während einer der vielen, teilweise auch nützlichen und aufbauenden, sich gegenseitig stützenden Gespräche, stand plötzlich von einem konfessionslosen Gesprächspartner die insistierende Frage im Raum: „Wo ist jetzt eure Kirche?“ Und ich musste zugeben, dass auch ich diese unsere Kirche arg vermisse mit klaren Ansagen, korrigierenden Positionen in der schier unfassbaren Informationsflut und sich teils eklatant widersprechenden Statements, vor allem aber mit sehr eigenen, entschiedenen und die Mühseligen und Beladenen innerlich wie äußerlich unter die Arme greifenden Haltungen seit Beginn der Covid-19-Pandemie. Was ist nur los mit Kirche?
    Die Chance, gerade und unmissverständlich derzeit ein eindeutiges Bekenntnis zu offenbaren, was nicht nur Christen, sondern vielleicht auch Nichtchristen in dieser nun wirklich höchst komplizierten Situation Mut und Hilfe böte, wird nicht angepackt. In den Kirchgemeinden herrscht teilweise Ratlosigkeit, zumindest Unsicherheit und Alleingelassensein.
    Besonders fatal, um es vorsichtig zu formulieren, müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Debatten in der Sportszene zu Brot und Spielen öffentlich breit ausgewalzt, Geisterspiele (welch Wortschöpfung) auch von Teilen der Politik in Erwägung gezogen werden. Und um diese zu gewährleisten, sind zuvor tausendfache Corona-Tests an den Spielern selbstverständlich durchzuführen.
    Sollten die dafür zwingend erforderlichen Test-Packs jedoch nicht viel dringender Pflegeeinrichtungen, Altersheimen, Arztpraxen und Krankenhäusern a priori zu Verfügung stehen ?
    Spätestens an dieser Stelle vermisse ich nun wirklich die Stimme der Kirche.
    Was Gottesdienste und deren Durchführung betreffen, sollte die Basiskirche, nämlich die Gemeinden vor Ort natürlich verantwortlich, aber eben direkt und selbstbestimmt entscheiden.
    Und sie werden es tun. Offene Kirchen, jetzt ganz bedeutsam, geben Raum und Stille, bieten Schutz und Schirm und sicher auch dem einen und anderen Suchenden Trost und Geborgenheit.
    Kirche findet an und mit der Basis statt – Gott sei Dank!
    Bleiben wir allesamt behütet und gesund und leisten wir uns auch ruhig mal da und dort, aber mit Verantwortungsgefühl und Umsicht, zivilen Ungehorsam – wo dieser keinen Schaden anrichtet, tut er gut!

  4. Steht die Kirche im Abseits? So weit würde ich (noch) nicht gehen.
    Beschämt mich ihre aktuelle Rolle bei der Diskussion grundlegender Zukunftsfragen in dieser Pandemie? Ja, und zwar total!
    Was könnte, ja vielleicht müsste Kirche jetzt, aus meiner Sicht, unbedingt leisten?
    • Einen geschützten Raum bieten für ein Zusammensein, Informations- und Bedürfnis-Austausch
    • Halt geben in der zunehmenden Flut (teilweise) widersprüchlicher Informationen
    • Präsenz zeigen in der öffentlichen Debatte und dieser Leitgedanken (Werte) mitgeben
    • Mit konfessions- und religionsübergreifenden Initiativen der Pandemie Positives entgegenstellen (stattdessen darf Lady Gaga die Nachrichtenlage mit Pop-Promotion beherrschen)

    Wie armselig, sich darüber zu freuen, dass (zumindest in Sachsen) Gottesdienste mit bis zu 15 (!!) Teilnehmern neuerdings erlaubt sind, während es parallel praktisch beschlossene Sache ist, den Bundesliga-Fußball ab 9.5. wieder zu erlauben. Wo wäre auch nur der entfernteste Reiz solcher „Geisterspiele“, wenn man kontrollieren könnte/würde, dass nirgends mehr als 15 Leute (mit gebührendem Abstand zueinander) gleichzeitig zuschauten? Wie einfach dagegen zu handhaben, kämen Gläubige und andere Interessierte – womöglich sogar unter freiem Himmel – zusammen, um gemeinsam zu singen, zu beten, Gemeinschaft zu spüren….

    Vor mehr als 40 Jahren habe ich eine Diplomarbeit mit dem Thema „Probleme und Problematik einer Übertragung des Marketing-Konzepts auf kirchliche Organisationen“ geschrieben; heute sage ich, Kirche braucht nicht so sehr Marketing (schaden würde es aber auch nicht), RÜCKGRAT wäre schön.

  5. Lieber Herr Wolff,

    wenn ich es richtig weiß hat die Landesregierung in Baden-Württemberg es nicht einmal für nötig befunden, sich mit den Landeskirchen vor dem Gottesdienstverbot ins Benehmen zu setzten, obwohl sie dazu nach dem Staatskirchenvertrag verpflichtet gewesen wäre. Ein glatter Vertragsbruch. Bei dieser Gelegenheit: Herzlichen Dank für den schönen Gottesdienst mit Amarcord und Ihre Predigt über den ungläubigen Thomas! Wenn man der gegenwärtigen Situation etwas gutes abgewinnen will, dann wohl dieses, dass man an solchen Gottesdiensten auch aus der Ferne virtuell teilhaben kann. Herzliche Grüße aus Karlsruhe nach Leipzig.

    1. Und lässt sich das die Landeskirche gefallen? Wo bleibt der Aufschrei? Stattdessen lässt sich am kommenden Samstag der neue Landesbischof in Sachsen in sein Amt einführen mit 15 Personen, wahrscheinlich darunter der grandiose MP Michael Kretschmer, der sich wahrscheinlich noch als ein Held fühlt, weil er gnädigerweise Gottesdienste mit 15 Personen zulässt. Es ist schön abenteuerlich, in welcher Schlaffheit sich unsere Kirche freiwillig begibt. Beste Grüße Christian Wolff

  6. Danke, lieber Herr Wolff, für so deutliche Worte! Ich bin froh, dass es in der Masse der Mitläufer und Jasager doch wenigstens einige Mutige gibt, die klare Worte sprechen. Das gibt mir ein bißchen Hoffnung in dieser verworrenen Zeit.

  7. Es ist mir tief ins Gedächtnis geschrieben, daß die Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD die Abhaltung von Gottesdiensten verbietet und damit ein Grundrecht verwehrt. Es ist entlarvend, was die Bundesminister und die Bundeskanzlerin für unverzichtbar halten (der Besuch in Super- und Baumärkten) und was für verzichtbar (Abhaltung von Gottesdiensten). Welch himmelschreiender Unsinn einer Limitierung auf 15 Gottesdienstteilnehmer in Sachsen, verkauft als großzügige Geste! Selbst in vielen Dorfkirchen gibt es mehr als 15 Bänke, von größeren Kirchen ganz zu schweigen. Dafür können Ministerpräsidenten wie Söder (CSU) und Laschet (CDU) sich aber Geisterspiele der Bundesliga vorstellen, die mit 22 Spielern auf dem Platz, weiteren auf der Bank und dem ganzen Mitarbeiterstab drumherum für eine Ausbreitung des Corona-Virus nicht so gefährlich wie 15 Gottesdienstbesucher sind. Ich werde diese erlebte Diskriminierung durch Vertreter der CDU, CSU und SPD bis zur Bundestagswahl 2021 ganz gewiß nicht vergessen haben!

    Ich habe in den letzten Wochen aber ebenso darunter gelitten, wie eilfertig viele Pfarrerinnen und Pfarrer, auch Kirchenmusiker, in teils vorauseilendem Gehorsam auf Gottdienste verzichtet haben, obwohl in vielen Gemeinden jeder Gottesdienstbesucher eine eigene Bank in Anspruch nehmen könnte. Die Ergebensheitsadresse des EKD-Ratsvorsitzenden an die Bundesregierung in der letzten Woche rief bei mir starke Übelkeit hervor und zugleich das Gefühl, daß ich mich von Bischof Bedford-Strohm in Angelegenheiten des Glaubens nicht vertreten fühlen kann. Feigheit ist keine Spielart der Diplomatie! Warum wählen wir uns als evangelische Christen ausgerechnet Speichellecker zu Hirten? Um dem Eindruck zu wehren, ich würde zu hart urteilen, merke ich an, daß ich meines christlichen Glaubens wegen in der DDR den Wehrdienst verweigerte und Bausoldat wurde. Das verstehe ich unter Haltung.

  8. Das devote Verhalten der Kirchenleitungen ist und war mir auch immer ein Dorn im Auge. Danke für diese klare Positionierung. Die Kirchen hätten die Chance gehabt, Modelle solidarischen Verhaltens in der Krise zu ermutigen – stattdessen defensives Obrigkeitshörigkeit.

  9. Herr Kretschmer ist bei seinem Talkshowauftritt dafür zu kritisieren, dass er die Frage der Moderatorin nicht beantwortet hat, sondern abgelenkt hat.

  10. Es ist unfasslich, wie sich ganz besonders die evang. Landeskirchen in dieser Krise positionieren. Hier in Freiburg spricht sich der Erzbischof für die baldige Wiederaufnahme von Gottesdiensten aus.
    Und was macht der evang. Dekan von Freiburg? 3 Mal dürfen wir raten! Es ist kaum zu begreifen wie devot und und im unguten Sinn staatstragend sich gerade die evang. Kirche -wenn überhaupt- zu Wort meldet. Es kann doch nicht sein, dass sich der von mir geschätzte Ministerpräsident von Sachsen M. Kretschmer als Gast in einer Talk-Runde bei Anne Will gönnerhaft für seinen Einsatz für die Sache der chtistl. Kirchen profilieren kann. Es kann doch nicht sein, dass in Bezug auf Durchführung von Gottesdienste kaum etwas von den Kirchen und deren Vertretern zu hören ist. Klar, Abstandregeln müssen auch hier eingehalten werden. Es dürfte jedoch nicht schwer fallen auf diesen Regeln in den Gottesdiensten zu bestehen .Die heutige Losung steht im 1. Brief an die Korinther Kapitel 16, 13 : „Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark!“ Diese Stärke( die immer das Wohl der Menschen im Auge behält) wünsche ich mir – jedoch- ich vermisse sie sehr.

  11. Bravo !! Wie damals in Mannheim: Den Kirchen-„Behörden/Verwaltern“ lebendiges, evangelisches, glaubensstarkes Leben vorgezeichnet.
    Das ist Wolff wie er leibt und lebt! Das ist der Wolff, den ich ungenein zu schätzen gelernt habe.

  12. Lieber Herr Wolff,
    seit Beginn der Corona-Schließungen ist unsere Kirche für das individuelle Gebet geöffnet. Eine kleine Dorfkirche am Stadtrand, nichts besonderes.. Aber wir erleben, dass täglich um die 20 Personen die Kirche besuchen, vor allem Menschen, die gar nicht zur Gemeinde gehören. Vermutlich erreichen wir gerade mehr Menschen als sonst.
    Ich stimme Ihnen aber zu, dass die Mitglieder der Kirchenleitungen diese Zeit wohl für den Schreibtischschlaf nutzen.

    Liebe Grüße von der Elbe!

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