Als ich mich vor 30 Jahren um die Pfarrstelle an der Thomaskirche Leipzig beworben habe und mich im September 1991 im Kirchenvorstand vorstellte, wurde ich von einer Kirchvorsteherin gefragt, ob ich im Falle meiner Wahl aus der SPD austreten würde. Seit 1970 gehöre ich der SPD an, was ich genauso wie meine Mitgliedschaft in der Gewerkschaft in meinem Lebenslauf kundgetan hatte. Nach einem kurzen Moment der Besinnung antwortete ich: „Würden Sie mir die Frage auch stellen, wenn ich Mitglied der CDU wäre?“ Damit hatte sich der Punkt erledigt. Es kam zu keiner Erwiderung. Aber die Frage zeigte mir: Obwohl die Neugründung der SPD in Ostdeutschland wesentlich aus dem Bereich der Kirche kam (siehe Markus Meckel, Zu wandeln die Zeiten. Erinnerungen, Leipzig 20202; in Leipzig wurde die Gründung der SPD in der Reformierten Kirche vollzogen!), verfing sehr schnell die perfide, seit Anfang 1990 angewandte Strategie Helmut Kohls: Die SPD steht für Sozialismus, also für das marode System der DDR. Die CDU aber ist die Partei der Einheit Deutschlands (obwohl die CDU zu DDR-Zeiten eine Blockpartei war). In der sächsischen Kirche wurde das auch weitgehend so gesehen: Die „natürliche“ Partnerin der sächsischen Landeskirche auf politischer Ebene war (und ist) die CDU. Kein Wunder, dass Christ*innen gefühlt (und wahrscheinlich tatsächlich) mehrheitlich die sich christlich nennende Partei wählen.
Aber was ist „christlich“ an der CDU? Sie beruft sich auf das christliche Menschenbild – was immer das bedeutet. Unterstellen wir einmal, dass damit gemeint ist: Jeder Mensch ist ein Geschöpf Gottes, mit Recht und Würde gesegnet. Jeder Mensch hat – unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Weltanschauung, körperlicher Beschaffenheit und sexueller Orientierung – das gleiche Recht auf Leben und gesellschaftlicher Teilhabe wie ich selbst. Unterstellen wir des Weiteren, dass für die CDU Nächsten- und Feindesliebe, Gewaltlosigkeit und Barmherzigkeit, Endlichkeit und Fehlbarkeit des Menschen Leitwerte sind, die u.a. 1990 Eingang gefunden haben in die Präambel der Verfassung des Freistaates Sachsen: „… von dem Willen geleitet, der Gerechtigkeit, dem Frieden und der Bewahrung der Schöpfung zu dienen, hat sich das Volk im Freistaat Sachsen dank der friedlichen Revolution des Oktober 1989 diese Verfassung gegeben.“ – dies alles unterstellt, dann ist zu fragen: Wie kann es sein, dass diese Partei nicht erst in den vergangenen Wochen zu einer brutalen, unbarmherzigen, die Menschenwürde missachtenden Abschiebepraxis übergegangen ist? Wie kann es sein, dass diese Partei immer noch Dörfer mit Jahrhunderte alten Traditionen zugunsten der Braunkohle abbaggern will – wie der auf das 12. Jahrhundert zurückgehende Ort Mühlrose, oder im rheinländischen Kohlerevier die Orte Immerath und Lützerath sowie fünf weitere Dörfer? Wer sich dieser Hybris bewusst wird, kann nachvollziehen, warum der Bundesvorsitzende der CDU und Ministerpräsident Armin Laschet auf die Frage, ob sich nach der verheerenden Flutkatastrophe am 14./15. Juli 2021 etwas ändern müsse, antwortete: „Weil jetzt ein solcher Tag ist, ändert man nicht die Politik.“. Aber müsste er, der überzeugte Katholik, nicht eine radikale Umkehr vollziehen, wenn das „C“ im Parteinamen und die „Bewahrung der Schöpfung“ noch irgendeine Bedeutung haben sollen?
Das gleiche gilt auch für die von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) betriebene Abschiebepraxis in Sachsen. Da werden alle christlichen Grundwerte hintangestellt. Gleichzeitig werden er und Armin Laschet nicht müde, immer wieder zu betonen, wie sehr sie sich selbst als Christen und ihre Partei als kirchennah verstehen. Aber hat die im Juni 2021 vollzogene nächtliche Abschiebung der neunköpfigen Familie Imerlishvili nach Georgien noch irgendetwas mit dem „C“ zu tun? Ging irgendeine Gefahr von dieser Familie aus? Seit 10 Jahren lebte sie in Pirna. Fünf der sieben Kinder wurden in Deutschland geboren. Sie war gut integriert. Leider ist das kein Einzelfall. Die Abschiebepraxis in Sachsen zeichnet sich schon seit Jahren durch bewusst praktizierte Unmenschlichkeit und ideologische Nähe zur AfD aus – sekundiert vom sächsischen Ausländerbeauftragten Geert Mackenroth (CDU). Ihm fiel zum Fall Imerlishvili nichts anderes ein, als der Familie die Schuld für die Abschiebung in die Schuhe zu schieben: „Die Maßnahme gestern hat ja die Familie nicht unvorbereitet getroffen. Sie ist seit langer, langer Zeit ausreisepflichtig und wenn man keine weiteren Maßnahmen einleitet, dann muss mit solchen wirklich unangenehmen und besonders für die Kinder traumatisierenden Maßnahmen rechnen.“ Wie kann man in einem demokratischen Rechtsstaat „Kinder traumatisierende Maßnahmen“ des Staates rechtfertigen und dann dafür auch noch die Opfer verantwortlich machen? Kann es angesichts eines solchen politischen wie moralischen Skandals weiter eine „natürliche“ Nähe zwischen Kirchen und CDU in Sachsen geben? Es wird höchste Zeit, dass das „C“ im Parteinamen als das entlarvt wird, was es ist: eine seit 75 Jahren währende Lebenslüge * – und zwar unabhängig davon, dass sich unter den Mitgliedern und Wähler*innen dieser Partei genauso aufrechte Christenmenschen finden lassen wie in anderen demokratischen Parteien.
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* Der bedeutende Schweizer Theologe Karl Barth (1886-1968) fragte schon 1946 in einem Brief an einen der Gründungsmitglieder der CDU, den 1957 zur SPD gewechselten und späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann: „Sollte man in Deutschland aus der englischen, amerikanischen – ich kann hinzufügen: auch aus der schweizerischen – Entwicklung nicht lernen, dass man die allerdings bitter notwendige Herstellung einer positiven Beziehung zwischen der Kirche und der politischen Aufgabe gerade nicht auf dem Weg einer christlichen Parteibildung realisieren wollen sollte?“ (Karl Barth, Offene Briefe 1945-1968, hrsg. von Diether Koch, Karl Barth Gesamtausgabe V, Zürich 1984, S. 62ff)
17 Antworten
„in Leipzig wurde die Gründung der SPD in der Reformierten Kirche vollzogen!“
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Damals noch: SDP Siehe dazu ein Interview mit dem verstorbenen Pfarrer der Reformierten Kirche, Dr. Hans-Jürgen Sievers:
https://www.youtube.com/watch?v=t_xSL4uJDcg&t=192s
Nein – es wird keinen geben, der aus reinem Gewissen und belehrerischem Charakter sich wieder zu äußern anschickt, außer eben ER (A.S.) sich selbst als enttäuschter Blog-Beteiligter. ER konnte nach langer, höchst wohltuender Enthaltsamkeit nicht anders, als unendlich sich zu wiederholen, um erneut das Schwert der verbalen Konfrontation wider dem Polit-Pfarrer (ein bemerkenswerter Terminus!) lustvoll zu zücken:
„…heuchlerisch, verunglimpfen, erhöhte Selbstdarstellung, beleidigend, missliebig, rücksichtslos, unsachlich, Missbrauch, abtun, narzisstisch (zukünftig bitte mit doppel-s) …“.
Toll dieses Ego-Charakteristikum – mehr ist nun wirklich nicht zu sagen.
Ein friedvolles Wochenende – es wäre IHM zu gönnen.
So grundlegend können altehrwürdige, oft zitierte „Weisheiten“ doch daneben liegen:
Si tacuisses, philosophus mansisses
Ja, es wäre wohltuend gewesen, hätten die Worte eines wohl Langzeit-Pubertierenden, die ich als dumm-dreist und weder den Grundsätzen des Anstands noch der Höflichkeit folgend wahrnehme, nicht den Weg zu diesem Blog gefunden.
Daraus, dass das Schweigen gebrochen wurde, lässt sich aber mitnichten ableiten, dass die Worte nun automatisch einem Philosophen zuzuordnen sind!
Die Heuchelei eines Polit-Pfarrers und sein Narzißmus.
Als ich mich vor rund sechs Jahren (?) an diesem Blog zu beteiligen begann, da glaubte ich noch, es mit einem anständigen Menschen zu tun zu haben, der seinen seelsorgerischen Beruf nicht zur Polit-Propaganda mißbrauchen und sich selbst narzistisch „ausstellen“ würde. Ich hielt es für möglich, daß „meinungsstark im blog“ ein Angebot sein würde für alle Meinungen; daß ein Pfarrer erkennen würde, daß er zwar – selbstverständlich – als Bürger eine politische Überzeugung haben und auch vertreten dürfe, daß er dies aber eben nicht unter der Flagge seiner Kirche und mit der Autorität seines kirchlichen Amtes tun dürfe; daß schließlich „meinungsstark“ nicht bedeuten könne, daß er selbst – wie auch im „Lebenslüge“-Beitrag wieder – andere Meinungen und die sie vertretenden Personen unter der Autorität, Herr seines eigenen Blogs zu sein und mißliebige Beiträge zu stoppen, beleidigend abtun und gleichzeitig selbst seinen Diskussionspartnern in beleidigender Form entgegentreten würde; auch nicht, daß er selbst rücksichtslos beleidigen, sich aber nicht dafür entschuldigen könne. Dies alles sind enttäuschte Hoffnungen und Erwartungen. „Brutal, unbarmherzig, die Menschenwürde mißachtend“ – das sind die Vokabeln, mit der Herr Wolff punkten will (und dies bei seinen Jüngern wohl auch tut). Und zu dieser Logik paßt dann auch, wenn man andere politische Konzepte als „Hintanstellung christlicher Konzepte“, als „bewusst praktizierte Unmenschlichkeit“, eben als „Lebenslüge“ bezeichnet. Das alles sind keine sachlichen Meinungsunterschiede und deren Ausdruck – es sind vielmehr unsachliche und beleidigende, gleichzeitig recht heuchlerische Angriffe auf die Personen, die andere Meinungen vertreten, auf Regierende in der Verantwortung für unseren Staat aus der Position eines narzistischen und ohne Verantwortung und ohne Lösungen diskutierenden, sein seelsorgerisches Amt mißbrauchenden Menschen, dem es nicht um die Lösung von Problemen, sondern um die Verunglimpfung anderer und – der Zeitungsauszug zeigt es – um die erhöhende Selbstdarstellung geht.
Und dann stimmt es nicht mal in sachlicher Hinsicht, was dort vorgetragen wird:
1. In Deutschland wird nicht aufgrund politischer Entscheidungen sondern aufgrund gerichtlicher Urteile (meist nach mehreren Instanzen) abgeschoben. Diese Abschiebungen werden eingeleitet durch Abholungen der entsprechenden Personen zu ungewöhnlichen Zeiten, weil rechtsbrecherisch tätige NGOs und Kirchen sie sonst vor dem deutschen Recht verbergen. Wer so wie Herr Wolff für das Grundgesetz wirbt, kann nicht gleichzeitig gegen das Grundgesetz argumentieren.
2. Es ist nicht ein einzelner Ministerpräsident, der sozusagen selbstherrlich Abschiebungen verfügt, sondern es sind die zuständigen Landesregierungen, die in den meisten Fällen in Deutschland die SPD und die Grünen einschließen. Die Politik dieser Parteien ist heuchlerisch: Öffentlich gewaltig protestieren; in der politischen Praxis aber mitmachen. Man erinnert sich der Grünen in Hessen: Im Landtag den Autobahnbau unterstützen; im Gelände selbst in den Bäumen sitzen.
3. Christliche Werte sind nicht das, was ein ideologisch geprägter Polit-Pfarrer uns einreden will. Sie gehen auch weit über das hinaus, was die im Weltmaßstab gesehen relativ unbedeutende evangelische Kirche Deutschlands uns einreden will. Sie sind ein Wertekatalog, der von den Kirchen selbst regelmäßig verletzt wird: Es gibt in der Geschichte und bis heute keinen häufigeren Gewaltanlaß als Religion und insofern muß diese wohl tunlichst von „christlichen Werten“ sauber getrennt werden.
4. Wäre man bei Herrn Wolff eingeladen und klaute ihm dann seine Silberlöffel oder verletzte ansonsten die üblichen Hausregeln – es ist schwer vorstellbar, daß man nicht rausgeschmissen würde oder angezeigt. Wer das Recht bricht, zieht selbst die Strafe auf sich; nicht der, der es durchsetzt, ist der Übeltäter.
Es wird nun einen geben, der aus reinem Gewissen und belehrerischem Charakter sich wieder zu meiner Person äußert. Er schrieb neulich (richtig): „Sprache ist Voraussetzung zum Denken“. Liest man sein Sprache, dann weiß man, was man von ihm kriegt.
Andreas Schwerdtfeger
Erstaunlich:
Sächsische Zeitung (Dresden) meldete:
Evangelischer Landesbischof kritisiert Abschiebepraxis
Mit scharfen Worten hat der sächsische Landesbischof Tobias Bilz die Abschiebepraxis in Sachsen kritisiert und neue Regeln gefordert. „Mit ungläubigem Staunen und noch immer nicht abgeklungener Fassungslosigkeit habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass im Freistaat Sachsen eine Abschiebepraxis möglich ist, die grundlegende Aspekte der Menschenwürde aus dem Blick verliert“, sagte der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sächsische.de. Anlass für seine Kritik ist die Abschiebung der georgischen Familie Imerlishvili aus Pirna vor vier Wochen.
„Mir ist bewusst, dass der angemessene Umgang mit Geflüchteten eine Herausforderung bedeutet“, räumte Bilz ein. Die „sachgemäße und fallspezifisch Bewertung von Asylanträgen“ sei oftmals schwer. „Die Verweigerung eines Bleiberechts wird – und darauf vertraue ich – niemals leichtfertig erfolgen“, so Bilz weiter. Er habe „großen Respekt vor der Arbeit unserer Behörden und eingesetzten Kommissionen“. „Umso verwunderter bin ich darüber, dass der konkrete Umgang mit den Betroffenen derart inhuman vonstattengeht“, kritisierte Bilz. „Die Praxis der Abschiebung braucht neue Regeln!“
Link dazu:
https://www.saechsische.de/sachsen/sachsen-landesbischof-kritisiert-abschiebepraxis-5481743-plus.html
Und dieser eine konkrete Abschiebefall ist leider eben nur einer von VIELEN.
Zum Beispiel der Meißner Bürger Faisal Jahangir, der seit 13 Jahren in DEU lebt, in Meißen verheiratet ist und von der Abschiebung nach wie vor bedroht ist. 13 Jahre In DEU – versteht das einer noch??? Im Grundgesetz der Bundesrepublik wird zur Würde des Menschen in Art. 1 ALLES gesagt!!!
Ich habe Ihre Zeilen mit Freunde gelesen, weil ich Ihre Aussagen vollumfaenglich unterstuetze. Man muss leider feststellen, das sich zu viele unserer Mitbuerger in eine Richtung bewegen die Angst macht. Die CDU der Angela Merkel (wir schaffen das) wurde mehr und mehr angegriffen und hat sich gebeugt oder ist mir der failed Kern nur nice bewusst geworden?
Lieber Herr Wolff,
bei Ihrem erneuten Wahlaufruf gegen die CDU fällt mir nur die biblische Geschichte vom Balken und Splitter ein.
Es stimmt ja, dass bei hunderttausenden in unserem Land lebenden, nach dem Gesetz eigentlich ausreisepflichtigen Personen unter den wenigen Tausend, die nach einem umständlichen Verfahren endlich ausgewiesen werden, einige tragische Betroffene dabei sind, die man gerade nicht hätte ausweisen sollen – ebenso wie es auch in unserem Rechtsstaat leider manchmal ungerechte Strafurteile gibt. Der von Ihnen geschilderte Fall der georgischen Familie ist ohne Frage ein solcher Einzelfall und überhaupt keine Beweis für Ihre perfide Behauptung, in Sachsen betreibe die CDU „bewusst praktizierte Unmenschlichkeit und ideologische Nähe zur AfD“.
In Sachsen wie auch im Bund sollte man auch meiner Meinung nach die Ausweisungs-Gesetze so ändern, dass z. B. Personen, die nachweislich einen dauernden Arbeitsplatz haben und straffrei sind, nicht ausgewiesen werden dürfen, auch wenn sie nach den Asylgesetzen kein Aufenthaltsrecht bei uns haben.
Dass eine solche Regelung bei uns fehlt, können sie nicht nur der CDU, sondern allen in unserem Land mit regierenden Parteien vorwerfen und hat mit dem „C“ in der CDU genau so wenig zu tun wie mit dem sozialen „S“ in der SPD.
Zugleich könnten Sie die Regierungs-Parteien kritisieren, dass sie seit dem „Wir schaffen das-“ Aufruf 2015 immer noch kein Konzept gefunden haben, wie wir uns nach rechtsstaatlichen Verfahren gegen die stärker werdende Welle von reinen Wirtschaftsflüchtlingen – ohne die polizeiliche Hilfe von autoritären Regimen wie dem der Türkei – wehren können.
Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Ich weiß sehr wohl, dass wir die große Mehrheit der bei uns lebenden Ausländer dringend brauchen und ihnen sehr viel zu verdanken haben, zumal ich selbst Jahrzehnte als Ausländer in Lateinamerika gelebt habe. Aber ich muss immer an die Durchsage im Flugzeug denken, dass man bei einem plötzlichen Druckabfall in der Kabine zunächst sich selbst die lebensrettende Sauerstoffmaske aufsetzen muss, bevor man einem neben sich sitzenden Kind dazu verhilft. So müssen auch wir Deutschen die Flut der aus wirtschaftlichen Gründen von uns angezogenen Ausländer regulieren und dürfen nicht vergessen, dass wir zunächst unsere eigene Wirtschaft am Laufen halten müssen, um in der Lage zu bleiben, unsere Sozialleistungen neben unseren eigenen Bedürftigen auch ausländischen Notleidenden zukommen zu lassen.
All diese Überlegungen gehen aber an alle Parteien und eignen sich nicht zum Wahlkampf.
In diesem Sinne viele Grüße Ihr Hans v. Heydebreck
Lieber Herr von Heydebreck, in meinem Blog-Beitrag habe ich mich damit auseinandergesetzt, dass eine politische Partei für sich eine Religion, nämlich das Christentum, reklamiert. Wenn sie es tut, dann muss sie sich daran messen lassen – oder sich von dem Attribut verabschieden. Das Beispiel (Druckabfall im Flugzeug), das Sie anführen, und den Vergleich, den Sie davon ableiten, mag für Sie oder andere eine Handlungsanleitung sein – nur hat das mit christlichen Grundüberzeugungen nichts zu tun. Im Übrigen: Wann, wenn nicht im Wahlkampf, der ein wichtiges Element der Demokratie ist, soll denn über grundsätzliche Probleme debattiert werden? Herzliche Grüße Ihr Christian Wolff
Lieber Herr Wolff, wenn Sie mein Gleichnis (Druckabfall im Flugzeug) nicht akzeptieren, dann lesen Sie doch hier, wie Ihre dänischen Parteifreunde das Problem lösen, die zwar kein C, aber wie die SPD ein S für ihre soziale Haltung im Namen führen. „Wenn jeder nach Dänemark kommen kann, funktioniert unser System irgendwann nicht mehr. Das heißt nicht, dass es keine Migration geben kann oder dass wir keine Flüchtlinge mehr aufnehmen. Aber es bedarf einer strengen Politik. Und die richtet sich vor allem an Menschen, die keinen anerkannten Flüchtlingsstatus haben,“ sagt der dänische Innenminister Dybvad. Und wenn Sie das ganze Interview in der doch auch von Ihnen geschätzten ZEIT lesen wollen, hier ist es:
https://epaper.zeit.de/article/58af93e4362d422f9e58b2bf0f1a64656de434da93980d8c25cd2bf9ee9bdaac
Gruß Ihr Heydebreck
Ich akzeptiere Ihr Gleichnis – nur: es hat weder etwas mit „christlich“ noch mit „sozial“ zu tun. Es folgt der Logik des Darwinismus.
Die von Herrn Dr. von Heydebreck geäußerte Meinung, dass die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft nicht überfordert werden darf, hat mit Darwinismus nichts zu tun.
Diese Theorie bedeutet, dass der Stärkere sich durchsetzt.
Lieber Herr Wolff, eins der wichtigsten christlichen Gebote ist doch wohl: „Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst.“(MAT 22,39 unter Berufung auf 3. Moses 119,18). Aus den drei Worten „wie Dich selbst“ lässt sich doch eindeutig ableiten, dass niemand seinen „Nächsten“ (und übrigens nicht einfach „alle Menschen“) mehr lieben sollte als sich selbst, geschweige denn zulassen sollte, dass die wirtschaftliche Grundlage, die einem die wirksame Nächstenliebe erst ermöglicht, gefährdet oder sogar zerstört wird. Insofern widerspricht die von der CDU (und der SPD) derzeit angestrebte Flüchtlingspolitik keineswegs „christlichen Grundüberzeugungen“, wie Sie schreiben. Sie muss nur wirksamer und vor allem schneller durchgeführt werden, damit sich unvermeidliche Ausweisungen nicht Jahre lang verzögern.
Hans v. Heydebreck
„Ging irgendeine Gefahr von dieser Familie aus?“
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Immerhin ist Familienvater Ilia polizeibekannt: “ Seit 2013 gibt es fünf Einträge – darunter Diebstahl, besonders schwerer Diebstahl und Fahren ohne Führerschein.“
– https://www.bild.de/regional/dresden/dresden-aktuell/pirna-politik-streitet-ueber-abschiebung-dieser-9-koepfigen-familie-77075492.bild.html
Er erhielt eine zweijährigen Bewährungsstrafe – https://www.tag24.de/nachrichten/regionales/sachsen/abschiebestreit-in-sachsen-fuer-eine-familie-gehts-um-alles-2059701
Die Imerlishvilis sind in Georgien, das als sicheres Herkunftsland gilt, nicht politisch verfolgt. Unverständlich, warum ein Asylantrag nicht unverzüglich und ohne Duldung abgelehnt wurde. Wenn der Staat aber den Aufenthalt der Familie 8 Jahre lang duldet, dann hat sich die Familie ihren Aufenthalt „ersessen“, eine nächtliche Abschiebung ist völlig unverhältnismäßig.
Danke für den wichtigen Hinweis. Ein Blick ins Internet zeigt, dass der Familienvater Ilia Imerlishvili keineswegs „gut integriert“ war.
Vor 2 Jahren hat er sich – damals noch mit nur 4 Kindern – als angeblich in Remscheid lebend mit „Abschluss in Informatik und Systemmanagement, an der Universität erworben“, um „eine Festanstellung oder einen Minijob im Bereich Judotrainer, Tierpfleger, Reinigungsfachkraft oder Verkaufsleiter“ beworben.
Immerhin war er „in Georgien als Verkaufsleiter für 1-3 Firmen tätig“ und hatte „die Sportart Judo … 10 Jahre professionell betrieben und gewann oft“! Abschließend schrieb er in seiner Bewerbung noch:
„Wir sind dankbar, dass wir hier in Sicherheit wohnen können, würden uns aber freuen, irgendwann in unsere Heimat zurückzukehren.“
Kritikwürdig bleibt aber, wie auch von Herrn Plätsch richtig dargestellt, dass der Ausweisungsbeschluss viel zu lange gedauert hat.
Es ist einfach sehr erschütternd, was der Familie Imerlishvili angetan wurde. Ich bezeichne das als ein Verbrechen. Und es ist keine Einzelfall. Sie zusammen zu zählen würde jeden Rahmen sprengen. Hier im CHRISTLICHEN Bayern von der CSU regiert sind es dutzende Familien, aber auch einzelne Menschen, die unter dem schrecklichen Druck leben müssen abgeschoben zu werden. Welch häßliches Wort. Ein Bespiel mag dieses Ausmaß vor Augen führen. Am 14.1.2018 wurde die kurdische Familie Hasan (Eltern, drei Kinder) am 4 Uhr nachts aus den Betten geholt. Die Abschiebung auf dem Flugplatz in München mißlang. Der Pilot wollte die bereits hier schwer traumatisierte weinende Familie nicht nach Bulgarien mitnehmen. Da, wo der erste Zugriff der Polizei erfolgte auf ihrer Flucht aus Syrien. Hier das ganze Drama im Einzelnen darzustellen würde jeden Rahmen sprengen – und er wiederholt sich zu meinem Erschrecken ja hundertfach. Die Kirchengemeinde nahm sie im Asyl auf. 15 Monate! in kirchlichen Räumen versteckt. Die Mutter, Suzan, erzählte: wenn sie ein Auto hörte, dass vor ihrer Unterkunft anhielt, wiederholte sich der Schrecken. Die Abschiebung war schlimmer als die wochenlange Flucht. Der Asylunterstützerkreis hatte sehr aktiv an vielen Stellen gebort. Sogar der „Christlich“ orientierte Stadtrat sprach sich für ein dauerhaftes „Bleiberecht“ für unsere Familie aus.
Lieber Christian,
klar stellst Du das Problem bei der „C“DU heraus. Hoffentlich kommen wir endlich zu einer ehrlichen Diskussion über das sogenannte christliche Weltbild und vor allem, was Jesus in der Bergpredigt und mit seinem Ruf zur Nachfolge meinte. Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung – dieser Dreiklang ist eine sehr gute Zusammenfassung biblischer Hoffnung und Lebensweise.
Hans Scheffel