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Abwegig und gefährlich – das epd-Interview mit Landesbischof Rentzing

Im  Weihnachtsbrief 2018 von Landesbischof Dr. Carsten Rentzing an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der sächsischen Landeskirche hat er noch geschwiegen: Nichts zu dem Ansinnen von Wirtschaft und Politik, für die Braunkohle mit weiteren Dörfern auch Jahrhunderte alte Kirchen abzubaggern; nichts zu den Ereignissen in Chemnitz, zum Rechtsnationalismus, dem auch manche Kirchenvertreter verfallen sind. Kein Wort dazu, in welcher Verantwortung wir Christen im kommenden Jahr stehen bei den Kommunal- und Europawahlen im Mai sowie bei den Landtagswahlen Ende August 2019. In einem Interview mit dem epd holt Rentzing das Versäumte nach (https://www.sonntag-sachsen.de/wir-geben-von-den-kanzeln-keine-wahlempfehlungen). Doch wer nun erwartet, Rentzing würde die evangelischen Christen in Sachsen aufrufen, die Demokratie zu stärken, für die europäische Einigung Flagge zu zeigen und den rechtsnationalistischen Parteien wie Pegida/AfD zu widerstehen, sieht sich getäuscht. Auf die Frage, „welche Botschaft“ er auf dem Hintergrund der kommenden Landestagswahlen „als Kirche … aussenden“ will, antwortet Rentzing: Bezogen auf die AfD und auch auf alle anderen Parteien ist es so, dass wir an die Verantwortlichen in der Politik Fragen haben und auch Erwartungen. Wir erwarten, dass sowohl Wählerinnen und Wähler als auch die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker zu einer menschenwürdigen Gesellschaft beitragen. Bezogen auf die AfD haben wir die eine oder andere Nachfrage. Aber das gilt gleichermaßen für alle.“ Welche Fragen und konkrete Erwartungen er hat, dazu verliert der Landesbischof kein Wort. Auf die Nachfrage, was er dazu sage, dass „die AfD … als demokratisch gewählte Partei zum Beobachtungsobjekt des Verfassungsschutzes werden (könnte)“ antwortet Rentzing noch verklausulierter: „Wir haben möglicherweise dem einen gegenüber mehr Fragen als dem anderen gegenüber. Aber das kann nur im Konkreten sichtbar werden. Wir müssen auch abwarten, welche politischen Gesichter auftreten, was gefordert wird und in welcher Art und Weise dies geschieht.“

Fragen, abwarten … als ob die AfD ein unbekanntes, unschuldiges Wesen ist, aber den anderen Parteien gleich. Offensichtlich ist dem Landesbischof der Schulterschluss zwischen der Hass- und Hetze-Organisation Pegida und der sächsischen AfD entgangen. Offensichtlich hat der Landesbischof nichts von dem politischen Aschermittwoch der AfD in Nentmannsdorf bei Dresden am 14.02.2018 mitbekommen. Dieser stand einer NSDAP-Kundgebung aus den 30er Jahren in nichts nach. Offensichtlich sind ihm auch die Bilder aus Chemnitz, der gemeinsame Auftritt der AfD-Spitze mit Nazi-Größen der Republik, vorenthalten worden. Offensichtlich hat Rentzing weder eine Rede von Björn Höcke gehört noch den quasi-Hitlergleichen-Artikel von Alexander Gauland gelesen (siehe http://wolff-christian.de/gaulands-klaerung/). Offensichtlich lebt dieser Landesbischof in einer Welt, in der er sich hinter einem Adventskalender aus Kindertagen verschanzt, dessen Türchen beim Öffnen lauter Süßigkeiten zum Vorschein kommen lassen (so in seinem Weihnachtsbrief, über den viele Adressaten mehr als entsetzt waren.). Doch so harmlos ist es leider nicht. Denn dieser Landesbischof weiß natürlich, was er sagt und wozu er schweigt. Kurzum: Es ist ein himmelschreiender, ein theologischer und kirchenpolitischer Skandal, was Rentzing in dem epd-Interview von sich gibt. Leider muss man davon ausgehen, dass Rentzing beste Beziehungen zur AfD unterhält und es sich mit den Rechtsnationalisten nicht verderben will. So wird auch erklärlich, warum Rentzing es bis heute vermieden hat, sich auch nur ein einziges Mal mit den Pfarrerinnen und Pfarrern zusammenzusetzen, die in den vergangenen vier Jahren Tag für Tag, Woche für Woche im Sinne des Evangeliums in Seelsorge, Unterricht und Verkündigung dem offenen Rassismus von Pegida/AfD widerstanden und gegen die Demokratieverachtung, gegen deren antipluralistischen Kulturkampf und damit für die Grundwerte der biblischen Botschaft eingetreten sind – ganz zu schweigen davon, dass er denen irgendwann einmal den Rücken gestärkt hätte, die in sächsischen Ortschaften, in denen der Rechtsradikalismus gar nicht mehr auffällt, den Kopf für die Überzeugungen des Evangeliums hinhalten. Es wird allerhöchste Zeit, dass in unserer Landeskirche eine klare Trennlinie gezogen wird zu Pegida/AfD. Wenn dann der Landesbischof sich jenseits dieser Linie wiederfindet, sollte er eigentlich wissen, was zu tun ist. Jedenfalls darf dieses Verhalten des Landesbischofs nicht länger achselzuckend hingenommen werden – schon gar nicht von Pfarrerinnen und Pfarrern. Die Lage ist zu ernst und seine Einlassungen zu abwegig und gefährlich.

10 Antworten

  1. Sehr geehrter Herr Wolf,

    wer meint dass er stehe, siehe zu, dass er nicht falle. Leider ist die Welt nicht so einseitig, wie Sie sich zurecht legen.

    Sie haben den Christen keinen guten Dienst erwiesen. Wer diese Petition verfasst hat, dem ist nicht mehr zu helfen. So wird die evangelische Kirche von den Heiden zerpflückt.
    Vielleicht sollten Sie besser zu den Linken gehen, als weiter Unheil in der Kirche zu stiften.

    1. Sehr geehrter Herr Uhlmann,
      Sie scheinen ja bestens über mein Wirken als Pfarrer an der Thomaskirche in Leipzig informiert zu sein, um zu dem Urteil zu gelangen, dass ich „Unheil in der Kirche“ gestiftet habe und bei der Linken meine Heimat habe. Es ist schon putzig, wie der Sachse zu sagen pflegt, wenn Menschen ihre Häme auskippen und dafür dann auch noch den christlichen Glauben in Anspruch nehmen. Aber sei’s drum: Von Ihnen als „Heide“ bezeichnet zu werden, empfinde ich durchaus als Auszeichnung im Sinne des ältesten Adventsliedes „Nun komm, der Heiden Heiland“. Erstaunlich und gleichzeitig aufschlussreich ist allerdings, dass Ihnen offensichtlich der Vertrauensbruch von Landesbischof Rentzing überhaupt nichts ausmacht. Christian Wolff

  2. Sehr geehrter Herr Wolff,
    was den Weihnachtsbrief angeht, so haben Sie wohl die Pointe verpaßt. Es geht nicht um Gummibärchen, sondern daß Christus hinter der Tür wartet, jeden Tag. Ja, dem Bischof ging es nicht um Politik, sondern um etwas viel Wichtigeres: Gott naht sich den Menschen. Es ist in erster Linie Aufgabe der Kirche Gottes Wort zu verkündigen. Das Verhalten jedes Christen (auch das Wahlverhalten) leitet sich daraus in Verantwortung vor Gott ab. Wer das doppelte Liebesgebot kennt und sich daran hält und auf Gottes Geist vertraut und hört, wird erkennen was er zu tun hat. Wenn Kirche aber nur noch Politik treibt und ihr Kerngeschäft vergißt, verlieren die Menschen auch die Orientierung.
    Christiane Klenke

  3. Liebe Brüder und Bischofs-Kritiker –
    Gern würde ich mir ein eigenes Urteil über die Texte des von Euch kritisierten sächs. Bischofs bilden. Im internet finde ich leider nur Eure Texte, nicht aber die des kritisierten Bischofs. Vielleicht könnt Ihr mir da ja helfen?
    Ich bin pens.“West“- i.R. Pfarrer und Sup. der Hann. Landeskirche, ein Freund krit. Theologie – nicht aberr so sehr persönl. Angriffe im internet. Die alte Frage: „cui bono“?
    Würde mich gern auch mit Euch kritisch unterhalten… wenn Ihr mögt…

    Freundliche amtsbrüderliche Grüsse von West nach Ost – Hans-B. Ottmer

    1. In meinem Blog-Beitrag findet sich sowohl der Link zum Weihnachtsbrief von Landesbischof Rentzing wie auch der Link zum epd-Interview mit dem Landesbischof. Bitte einfach anklicken – dann landen Sie bei den vermissten Texten und können sich Ihr eigenes Urteil bilden. Nach der Lektüre können wir ja dann in ein Gespräch über die Frage „cui bono“ eintreten. Beste Grüße Christian Wolff

    1. Auch wenn diese Mail sicher ein Fake ist – in diesem Fall weiche ich vom Prinzip ab, diese nicht freizuschalten. Denn der Inhalt stimmt: die katholische Kirche ist in Sachen Pegida/AfD eindeutig und klar. Bleibt die Hoffnung, dass es auch in Sachen Rechtsnationalismus zur ökumenischen Eintracht kommt: unvereinbar mit dem christlichen Glauben! Christian Wolff

  4. „Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit,
    ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit,
    trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heldentum
    zu preisen und zu loben das Evangelium.“

    Die Predigt des Landesbischofs der Sächs. Landeskirche vor der Dresdner Frauenkirche (der größten Adventsvesper Deutschlands, wie man so prahlerisch kommentiert) war ein warmes Säuseln, ein Sich-Davon-Machen aus einer problematischen Zeit, die Wolff und viele Andere längst beschrieben haben. Gott sei Dank gab es auf dem Dresdner Neumarkt eine wohltemperierte Musik – dies sei hiermit betont!
    Und jetzt noch als „Dessert“ das SONNTAGS-Interview mit dem Bischof aus Sachsen…

    Auch ich, mal ganz nebenbei, sandte vor vielen Monaten eine umfangreiche Protestnote an Herrn Rentzing – bis heute keine Reaktion.
    Und ich weiß von vielen, denen ebenfalls auf drängende Fragen, die uns evangelische Christen mehr und mehr umtreiben, eine Beantwortung aus dem Bischofssitz schuldig geblieben sind.
    Pfarrer Chr. Ziemer, einst Sup. in Dresden sagte einmal: „Ist das Gespräch nicht mehr möglich, ist das Chaos perfekt.“ Vielleicht bewegt Herr Rentzing diese Worte mal intensiv in seinem Herzen, neben dem aufrüttelnden Choral-Vers s.o.. Jo.Flade

  5. Hallo Christian, Du zeigst erneut wie unsere Kirchenleitungen verschwurbelt zur Gefährdung unserer Zukunft sich positionieren: Ja nichts sagen, was irgendwo Anstoßes erregen könnte. Das lieben die Brandstifter, wenn die Feuerwehrleute lange debattieren, ob das gefährdete Haus Holz- oder Kunsstoffläden haben. Gruß Georg

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