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Wer „verarscht“ hier wen?

Eigentlich sollte man dieses Wort in einem seriösen Beitrag gar nicht verwenden, genauso wenig wie es ein:e Politiker:in in einer Talkshow tun sollte. Aber nun hat der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer (CDU), am vergangenen Donnerstag den kleinen Tabubruch vollzogen. Bei Maybrit Illner ging er in erregtem Tonfall die Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang, an: „Das ist keine Klimapolitik, das ist eine Verarschung der jungen Generation, denen das wirklich wichtig ist, der Klimaschutz.“ Später warf er dann noch den Grünen und mit diesen der Bundesregierung vor, mit den Klimaschutzmaßnahmen „Planwirtschaft“ zu betreiben und eine „Deindustrialisierung“ Deutschlands zu provozieren. Zu guter, besser: schlechter Letzt plädierte Kretschmer noch für eine „Rettung“ der Pipeline Nord Stream 1. Das alles wenige Tage, nachdem der Weltklimarat der UNO (IPCC) seinen ernüchternden Bericht vorgelegt hat. Nach diesem treten die lebensbedrohlichen Folgen des von Menschen gemachten Klimawandels viel schneller ein als erwartet. Dabei muss präzisiert werden: Die Verantwortung „der Menschen“ für den Klimawandel ist nicht gleichmäßig verteilt. Es sind vor allem die Bewohner:innen der Industrienationen, die durch ihre Lebensweise in den vergangenen 150 Jahren ganz wesentlich zur Erderwärmung beigetragen haben. Von deren Folgen sind aber schon seit Jahrzehnten vor allem die Menschen betroffen, die in unterentwickelten Regionen dieser Erde leben. Hinzu kommt, dass die Rohstoffe aus den Entwicklungsländern ganz wesentlich den wirtschaftlichen Vorteil in Europa und Nordamerika ermöglicht haben; gleichzeitig hat das aber zu den Katastrophen (Dürren, Überschwemmungen, Orkane) geführt, unter denen die Bevölkerungen jetzt leiden.

Das alles weiß ein Michael Kretschmer. Er weiß auch, dass sich große Teile der von ihm beanspruchten „jungen Generation“ seit einigen Jahren gegen die „Verarschung“ derer wehren, die den Klimawandel bis heute leugnen und die, da Regierungsverantwortung tragend, bis 2021 alles versäumt haben, um rechtzeitig die dringend erforderliche Energiewende einzuleiten. Von heute her gesehen, war es eine sehr kurzsichtige, klimapolitisch schon damals nicht zu rechtfertigende Entscheidung, den Braunkohleabbau nach der Friedliche Revolution 1989/90 in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg fortzusetzen und weiter Ortschaften abzubaggern. Politisch völlig daneben war der nach 2010 bewusst herbeigeführte Niedergang der Solarindustrie vor allem in Ostdeutschland. Da wurden nicht nur 80.000 Arbeitsplätze vernichtet. Das Knowhow wanderte nach China aus. Jetzt müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern. In dieser unaufschiebbaren Verantwortung steht nicht nur die Ampel-Koalition. Dieses muss auch jedem Bürger, jeder Bürgerin bewusst sein. Wir können und dürfen uns falsche Weichenstellungen wie in den letzten 30 Jahren und einen weiteren Aufschub von Richtungsänderungen nicht länger leisten. Dem dienen die Maßnahmen, die u.a. Klimaschutz- und Wirtschaftsminister Robert Harbeck mit dem Gebäudeenergiegesetz auf den Weg bringen will. Dass mit diesem Gesetz bestimmte Heiztechniken wie der Eibau von Öl- und Gasheizungen ab 2024 nicht mehr erlaubt sein sollen, hat mit Planwirtschaft nichts, aber mit Klimaschutz ganz viel zu tun. Die gesetzlichen Vorgaben sind genauso wenig freiheitseinschränkend wie die 1984 gesetzlich vorgeschriebene Pflicht, dass Katalysatoren in alle PKW’s eingebaut werden mussten, die Benzin tanken. Damals geschah dies gegen den massiven Widerstand der Autoindustrie, die aber für den Export in die USA und nach Japan schon längst PWW’s mit Katalysatoren gebaut haben. Auch damals wurde der Untergang der Autoindustrie und der Verlust von Arbeitsstellen in sechsstelliger Zahl beschworen.

Was am Auftritt eines Michael Kretschmer deutlich wird: Er macht sich aus rein opportunistischen Gründen zum Sprecher all derer, die den Abschied von fossilen Energieträgern für falsch, die Einstellung von Nord Stream 1 und 2 für überflüssig und den Klimawandel für relativ normal halten – nach dem Motto: Er wird schon nicht so schnell kommen. So verdrängt er nicht nur die verheerenden Waldbrände in der sächsischen Schweiz im vergangenen Sommer. Er bedient sich dabei auch aller gängigen Klischees: Planwirtschaft, Deindustrialisierung, Verbotspolitik, Freiheitsberaubung. Ideologisch knüpft er an die Denke in Sachsen an, die schon zu Pegida- und Coronazeiten gefährliche Blüten zeitigte. Damit betreibt er genau das Gegenteil von dem, was seine Aufgabe ist: Schaden von der Bevölkerung abzuwenden und diese zu ermutigen, sich jetzt entschlossen einzustellen auf die vor allem positiven Folgen der Energiewende. Sie wird vor keiner Haustür Halt macht – aber langfristig wird sie zu mehr Lebensqualität führen. Dass sich dies alles unter Wahrung der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit vollziehen muss, sollte unstrittig sein. Aber jetzt noch so zu tun, als liege es im Ermessen eines jeden Einzelnen, wie und woher er seine Energie bezieht, ist nicht nur unredlich, sondern auch gefährlich. Denn zun keinem Zeitpunkt hat es der:die Bürger:in allein in der Hand gehabt, wie und womit er heizt und woher er:sie den Strom bezieht. Aber jede:r Bürger:in wird – und zwar ungefragt – betroffen sein von den Folgen, die durch ein weiteres Zuwarten in Sachen Klimaschutz zwangläufig eintreten werden. Insofern war der Auftritt von Michael Kretschmer ein Armutszeugnis für einen Ministerpräsidenten, der nicht nur bis vor Kurzen das wirtschaftliche Heil im Braunkohleabbau sah, sondern offensichtlich mit seiner Aufgabe überfordert ist und darum schon seit Langem notorischen Opportunismus zum Programm erhebt. Dieser verengte Lausitzblick ist weitaus gefährlicher, als jemanden zu „verarschen“. So bleibt die Hoffnung, dass sich die Bevölkerung in Sachsen als weitsichtiger erweisen wird, als ihr derzeitiger Ministerpräsident.

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49 Antworten

  1. Sehr geehrter Schneider – eindeutig: Ich plädiere entschieden für Selbstbegrenzung. Die Weltordnung ist besorgniserregend gerade dabei, sich Mabeth-artig zu verändern. Und: dritter Weltkrieg NO !!!!! Mit solch Vokabular wäre ich gerade jetzt höchst vorsichtig- es verbietet sich alles, was pro GEWALT argumentiert zur Veränderung der ohnehin arg wankenden Weltordnung. Bitte VORSICHT mit solchen Verbalien.

  2. Meine Position zu ihrem Gegenstand hat sich durch diese Debatte nicht verändert: Ich halte die Einstellung von North Stream 1 und 2 für falsch und den Ersatz russischen Erdgases durch LNG – Gas bei gleichzeitiger Ausweitung der Bezugsmengen für verheerend. Den Abschied von fossilen Energieträgern halte ich für richtig. In den reichen Industrieländern muss er zunächst durch Reduktion des Verbrauchs erfolgen.
    Der Aufbau regenerativer Energien darf nur, zuerst in den armen Ländern, zur Deckung der grundlegenden Bedürfnisse ihrer Bewohner erfolgen. Sie zur Aufrechterhaltung von Verschwendung einzusetzen, wäre verantwortungslos.
    Das führt zu einem Dilemma: unsere Form der Demokratie ist zur Verfolgung dieser Prämissen ungeeignet, weil sie zur Eindämmung der Verschwendung nachweislich nicht in der Lage ist. Die hingebungsvolle Politik der Feindschaft gegen alle „Anderen“ kann diesen Widerspruch weder aufheben noch gegenüber der Mehrheit der Weltbevölkerung verschleiern. Die Alternative ist also: Selbstbegrenzung und kooperative Weltordnung oder dritter Weltkrieg.

    1. „Ich halte die Einstellung von North Stream 1 und 2 für falsch“
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      Diese Forderung richten Sie bitte an Herrn Putin, denn schließlich hat der den Gashahn zugedreht.

      „Der Aufbau regenerativer Energien darf nur, zuerst in den armen Ländern, zur Deckung der grundlegenden Bedürfnisse ihrer Bewohner erfolgen. Sie zur Aufrechterhaltung von Verschwendung einzusetzen, wäre verantwortungslos.“
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      Nehmen wir als Beispiel die Maslowsche Bedürfnispyramide der Grundbedürfnisse. https://ogy.de/71mn
      Da kann man viel streiten, z. B. was versteht man unter deren höchster Stufe, der Selbstverwirklichung. Das wird jemand in einem reichen Industrieland ganz anders definieren als in einem armen – ebenso den Begriff der Verschwendung.

      „Die Alternative ist also: Selbstbegrenzung und kooperative Weltordnung oder dritter Weltkrieg.“
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      Wer soll den 3. Weltkrieg gegen wen führen? Meinen Sie, dass arme Länder in der Lage wären, sich an einem Weltkrieg zu beteiligen?

  3. Zitat A. Schwerdtfeger: „Und. Ja, Herr Flade – das ist mein Niveau: Mit Ironie und feinem Sarkasmus anderer Leute offensichtlich zu einfachen Bewertungen zu kommentieren. Lesen Sie dazu meine Antwort an Wolff (26. März 19:47h).“
    Na klar lese ich Ihre unaufhaltsam langatmigen, erklärungssüchtigen, von so wohl kaum feinem Sarkasmus angereicherten, allerdings mehr konfrontativen Kommentare, werter Herr Schwerdtfeger! Einer Erinnerung bedarf es nicht! Und da und dort gibt es auch Details, die zum Nachdenken anregen…jedoch: viel Theorie, sehr viel Theorie und leider nicht erkennbar Hinweise Ihrerseits für reales Tun, sozusagen praktisches Eingreifen. Erzählen Sie doch einfach nur mal, was Sie tun – für den Erhalt dieser Welt, dieser von uns allen versauten Erde, unserer Lebensgrundlage; was tun SIE – konkret ??
    Und vielleicht gönnen Sie sich einmal auch ein wenig Zeit, SACH-Literatur zu studieren, die immerhin von einem renommierten Verlag (S-Fischer; 2022) verlegt wurde und eine Bündelung internationaler Wissenschaft präsentiert, was diese Erde ertragen muss und wie sich die Mneschheit, also WIR, damit verhält. Titel: DAS KLIMABUCH von GRETA THUNBERG (489 Seiten).
    Ja, ja – es war deutlichst nachzulesen: Sie konnten nicht anders, als die sogenannten Klima-Aktivisten in die kriminelle Ecke zu verbannen, eine Generation, die das ertragen, womöglich hart erfahren wird, was wir als die Alten ohne Not verursacht haben.
    Zitat aus dem Buch: „Das /Netto/ in /Nettonull/ bis 2045 erlaubt es, dass auch nach 2045 jährlich noch 10 Millionen Treibhausgase emittiert würden.“…
    Und: „Eine Möglichkeit für klimarelevantes Handeln besteht darin, anderen Menschen Hinweise zu geben und ein Vorbild zu sein.“
    Lösen Sie sich von „feinem Sarkasmus“ – TUN Sie was!!
    Adieu und eine gesegnete Karwoche! Jo.Flade

  4. Einverstanden, Herr Käfer, verkneifen wir uns Kindereien. Im Übrigen haben Sie Recht: Ich weigere mich, den gängigen, schlichten Erzählungen zum Russland-Ukraine-Krieg zu folgen. Seit Monaten versuche ich zu erklären, warum für mich die Schuld am Ausbruch des Krieges und die verteilten Verantwortlichkeiten für die Entwicklungen, die zu diesem Krieg geführt haben, verschiedene Dinge sind. Natürlich bedarf es bei dem herrschenden Meinungsdruck ein gehöriges Maß an intellektueller Souveränität und ideologischer Unvoreingenommenheit, sich auf eine solche Sichtweise konstruktiv einzulassen. In argumentativer Hilflosigkeit mit Bergriffen wie „Putin-Narrative“ herumzufuchteln, ist kein Ersatz (Meinen damaligen Bemerkungen zu den Bürgerkriegstoten im Donbass waren nicht einfach so dahingeredet. Selbstverständlich hatte ich Belege z. B. in Form von OSCE-Dokumenten in petto). Die von mir eingeforderte Differenzierung wird m. E. nicht nur der Wirklichkeit besser gerecht, sondern ist auch sinnvoll, weil sich einerseits dadurch das Spektrum an Wegen zum Frieden in der Ukraine erweitert und sich andererseits besser Widerstandskräfte gegen einen sich bereits anbahnenden neuen großen Krieg formieren lassen. Seit einigen Wochen scheint es geradezu einen Wettbewerb zu geben, wer den Zeitpunkt für den Ausbruch eines chinesisch-amerikanischen Krieges genauer voraussagt. Anstatt auf die Barrikaden zu gehen und sich Gedanken zu machen, wie man einen solchen Krieg vielleicht verhindern könnte, beteiligen sich grüne Regierungsvertreter in Deutschland daran, den Krieg regelrecht herbeizuschreiben (Tagesspiegel 01.12.2022, „Habeck rechnet mit Annexion Taiwans durch China bis 2027“). Für mich ein Grund mehr, an der Regierungseignung des derzeitigen grünen Spitzenpersonals zu zweifeln. Natürlich kann ich mir denken, was jetzt wieder kommt: Härte zeigen! Kampf bis der letzte Diktator fällt! Und (erst) dann können wir das grüne Himmelreich auf Erden errichten.

    1. „verteilten Verantwortlichkeiten für die Entwicklungen, die zu diesem Krieg geführt haben“
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      Sie sagen sicher auch zu einer vergewaltigten Frau, sie sei selber schuld gewesen, weil sie einen kurzen Minirock getragen hätte.

    2. Am 27.3. (12:28 Uhr) zog ich noch den Hut vor Ihrer Rhetorik, H. Lerchner. Ihren Beitrag jetzt (30.3., 16:28 Uhr) kann ich daher nicht verstehen!
      „Einverstanden, verkneifen wir uns Kindereien“ schreiben Sie, um dann all Jenen, die Ihren Argumenten/Dogmen nicht folgen (wollen/können), zu unterstellen, sie folgten bloß „schlichten Erzählungen“ und hätten nicht die Lerchner’sche „intellektuelle Souveränität und ideologische Unvoreingenommenheit“. Nicht ganz klar ist mir, ob Sie den Vorwurf der „argumentativen Hilflosigkeit, mit Begriffen wie Putin-Narrative herumzufuchteln“ nur mir oder auch all Jenen machen, die nicht bedingungslos Ihrer Linie folgen?
      Ihr aufrechter Kampf gegen „die Grünen“ war mir schon mehrfach aufgefallen, Sie unterstreichen ihn jetzt nochmals nachhaltig durch „Argumente“ wie „beteiligen sich grüne Regierungsvertreter in Deutschland daran, den Krieg (Anm.: „den chinesisch-amerikanischen Krieg“) regelrecht herbeizuschreiben… Für mich ein Grund mehr, an der Regierungseignung des derzeitigen grünen Spitzenpersonals zu zweifeln“. Sie haben offenbar auch das ultimative grüne Credo aufgedeckt: „Härte zeigen, Kampf bis der letzte Diktator fällt! Und (erst) dann können wir das grüne Himmelreich auf Erden errichten.“
      Hatte ich bislang noch als ein (allerdings eher untergeordnetes) Wahlkampfziel verschiedener demokratischer Parteien im nächsten Bundestagswahlkampf angesehen, in Leipzig Süd ein drittes Direktmandat für DIE LINKE zu verhindern, halte ich dieses Ziel nun eher für obsolet. Auch mit der Polemik in Ihrem Beitrag vom 30.3., 16:28 Uhr, scheint mir DIE LINKE auf bestem Weg zu sein, sich auch im Osten selbst zu zerlegen…

  5. Ich kehre zurück zu Kretschmer: ZDF heute berichtete am 27.3., dass die Bundesregierung als Ersatz für 55 Mrd. cbm. russisches Erdgas bereits im nächsten Jahr 37 Mrd. cbm LNG importieren möchte; 2030 dann bis zu 76 Mrd. cbm.
    Nehmen wir vorsichtig an, dass LNG im Durchschnitt 3 mal klimaschädlicher ist als das das bisher aus Russland importierte Erdgas, so kann sich jeder den Effekt ausrechnen. Ich jedenfalls finde kein Argument, um Kretschmers im Blog zitierte Äußerungen zu widerlegen und wünsche mir eine ernsthafte sachliche und konkrete Debatte dazu.
    Im Übrigen stimme ich Johannes Lerchners Beiträgen vollkommen zu. Dass die begrenzte biophysikalische Kapazität unseres Planeten eine global verallgemeinerbare bescheidene Lebensweise erzwingt, die dem Rechnung trägt, ist offenkundig. Die Länder, deren fälliger ökonomische Aufstieg nun, legitimiert durch ein ebenso anmaßendes wie haltloses Gut/Böse- Schema militärisch verhindert werden soll, werden sich gegen „uns“ verbünden müssen.
    Bis 1820 repräsentierten China und Indien knapp die Hälfte des weltweiten Sozialprodukts. Weil das auch heute der Normalfall wäre, sollten die übliche Verdammungsrhetorik einer Befassung mit der zu Ende gehenden Epoche seit 1820, unter besonderer Berücksichtigung des westlichen Umgangs mit diesen beiden Ländern, weichen. Bescheidenheit könnte, wenn schon nicht aus Einsicht in die Notwendigkeit, auch aus Scham erwachsen.
    Zugleich würde offenkundig, auf welchen Voraussetzungen unsere „Demokratie“ beruht. Der „Green-New-Deal“ wäre die schlichte Fortsetzung der Raubzüge auf die natürlichen Ressourcen der „autokratischen Staaten“; also vollkommen unvereinbar mit deren ökonomischen Aufstieg.
    Mit der Auflösung des von Ihnen, Herr Lechner, benannten Widerspruchs hat sich schon Arnold Toynbee befasst. Notwendig wäre es, die „psychologische Sklaverei“ der „wunscherzeugenden Industrie“ abzuschütteln: „Schließlich ist eine der kostbarsten menschlichen Freiheiten, die Amerika verloren hat, die Freiheit von der Tyrannei der Werbung:“ (Die Zukunft des Westens, 1964). Tatsächlich seien nämlich, was die Quantität von Konsumgütern angeht, die materiellen Erfordernisse des Lebens sehr gering.
    Womit wir schon bei der stattfindenden2. industriellen Revolution wären. Sie verändert, wie die erste, das gesamte gesellschaftliche Leben. So wie die Überwindung des Feudalismus durch den Kapitalismus notwendig war, ist es jetzt die Überwindung des Kapitalismus.
    In Shakespears „König Lear“ muss die herzensgute, aber feudal gesinnte Tochter Cordelia sterben, während ihre habgierigen, dem Kapitalismus zugewandten Schwestern überleben müssen.
    Die Schwestern hatten ihre Epoche, wir befinden uns in einer Neuen.

    1. „So wie die Überwindung des Feudalismus durch den Kapitalismus notwendig war, ist es jetzt die Überwindung des Kapitalismus.“
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      Ich unterscheide zwischen dem Wirtschaftssystem und dem politischen. Die Triebkraft des Kapitalismus ist die private Initiative, die Kreativität freisetzt. Die darf keineswegs beschränkt werden. Das haben die chinesischen Kommunisten im Gegensatz zu den Marxisten begriffen. Das politische System muss so beschaffen sein, dass es die Auswüchse des Kapitalismus einhegt. Einen Ansatz dazu bietet Skandinavien. Hier ist China mit seiner allmächtigen KP ein negatives Beispiel (siehe die verfehlte Coronapolitik der KP).

      1. So wie das englische Königshaus überleben konnte, aber nicht der Feudalismus, so kann der Markt überleben, aber nicht der Kapitalismus.
        Hätten Sie recht, wäre der Kapitalismus längst eingehegt, nachdem vor 50 Jahren die biophysikalischen Grenze unserer Erde überschritten wurden. Die wesentlichen menschlichen Bedürfnisse in den Industrieländern waren gedeckt, weitere Fortschritte der Arbeitsproduktivität wären den armen Ländern zugute gekommen. Die Tyrannei der Werbung wäre zum Erliegen gekommen wie das Wachstum in den Industrieländern.
        Leider hätte Beides deren sofortigen ökonomischen Kollaps zur Folge gehabt.

        1. Wachstum ist per se nichts Negatives, z. B. die Steigerung der Produktion von umweltfreundlichen Produkten der Solar-, und Windenergie. Dass es mit dem Einhegen des Kapitalismus in der Praxis nicht weit her ist, stimmt ebenso wie die Tyrannei der Werbung (In der DDR wurde die Fernsehwerbung „Tausend Tele Tips“ ebenso wie der Versandhandel mangels ausreichender Verfügbarkeit von Produkten eingestellt…).

  6. Es geht, Herr Lerchner, nach meiner Überzeugung nicht um China als politischen und/oder wirtschaftlichen Rivalen. Es geht um die KPCh, die das Land und dessen Menschen in jeder Hinsicht fest im Griff hat und die gleichzeitig in ganz ähnlicher Weise, wie es Putin in seinem Kommandobereich unterstellt wird, an alte, geschichtliche Imperialphasen anknüpfen bzw dorthin zurückkehren will. Seit einiger Zeit wird dazu neben den üblichen autokratischen Unterdrückungs- und Assimilierungsmaßnahmen im Inneren auch extern die „Eroberung der Welt“ durch die Doppelstrategie der vermeintlichen wirtschaftlichen, weltweiten Unterstützung/Zusammenarbeit (neue Seidenstrasse) und die Instrumentalisierung der konfuzianischen Lehre/Philosophie (Unterwanderung des US-europäischen Intellektuellen- und Universiätslebens und der Wissenschaft/Industrie im allgemeinen), u.a. auch durch die entsprechenden Institute (die man sich auch noch teilweise finanzieren läßt), erfolgreich betrieben. Man kann dies in vielen Standardwerken nachlesen – ich empfehle: Hamilton/Ohlberg, „Hidden Hand“. Wer glaubt, China sei ein „normaler“ Staat, der irrt eben: Das Land ist vollständig in der Hand der KPCh und diese regiert und handelt nicht im gemeinsamen Weltinteresse, sondern ausschließlich im Interesse der eigenen Partei, des Machterhalts derselben und ihrer Eliten. Daß es dazu notwendig ist,
    – dem Volk jedes Jahr einen kleinen Zuwachs an Wohlstand zu verschaffen und es so ruhig zu stellen,
    – den Stolz auf das eigene Land durch Geschichtsfälschung (zB Koreakrieg, Vietnamkrieg, territoriale und maritime Ansprüche) zu fördern,
    – die angebliche Verachtung und Kränkung des eigenen Landes durch das Ausland nach innen und außen hervorzuheben,
    – UNO-Stimmen in ähnlich regierten Staaten (viele davon in Afrika) durch (auch) materielle Unterstützung der dortigen Autokraten zu kaufen,
    – willige Kooperationspartner (wie DEU) in Abhängigkeiten zu treiben und zugleich einzuschüchtern und schließlich
    – sich selbst auf der internationalen Bühne immer als „unterlegen“, als Entwicklungsstaat und somit als potentieller technologischer und finanzieller Unterstützungsbedürftiger darzustellen –
    dies alles gehört zur klugen Verschleierungsstrategie und zum allmählichen Aufbau von technologischer, wirtschaftlicher und schließlich auch militärischer Parität und späterer Überlegenheit. In diese Richtung hat die KPCh in den letzten zwei/drei Jahrzehnten ungeheure Fortschritte gemacht, ganz wesentlich sowohl durch technische Ausspähung (Kauf von Unternehmen,Telekom/G5, Aufweichung des Patentrechts, etc) als auch durch unsere (westliche und deutsche) Naivität (Unterwanderung westlicher „Eliten“).
    Ich glaube nicht, daß es unsere Aufgabe ist, der KPCh irgendetwas zu „ermöglichen“. Auch auf dem Klimasektor tut China nur, was ihm nützt, und das heißt: Je mehr wir diese Frage zur Heilsfrage der Welt erklären, um so mehr wird uns die KPCh erpressen. Der Weg scheint mir eher darin zu liegen, andere und bedürftigere Länder massiv zu unterstützen (auch auf dem Klimasektor) und China damit irgendwann in die Lage zu bringen, hoffnungslos veraltet zu sein und aufholen zu wollen/müssen. Mit der KPCh muß in der Sache robust, furchtlos, mit langem Atem und ausschließlich auf der Basis des quid pro quo, dabei aber im Ton höflich, sachlich und ohne nutzlose Moralpredigten gehandelt werden, die eine derartige Partei nicht beeindrucken und eine asiatische, auf Gruppenkohäsion und konfuzianische Ahnenverehrung gebaute Gesellschaft nicht sehr überzeugen. Bütikofer liegt also richtig.
    Nun hat das ganze nicht so sehr viel mit Kretschmer zu tun, gebe ich zu – außer daß „sein“ Kohleabbau im Vergleich zum chinesischen vollständig irrelevant ist.
    Andreas Schwerdtfeger

  7. Lieber Herr Käfer,
    es liegt mir im Gegensatz zu Ihrer Annahme und Ihrem Stil nichts an einer Auseinandersetzung mit Ihnen. Aber es ist sicherlich erlaubt, in einem Blog, dessen Anspruch der demokratische Diskurs ist, auf die Widersprüche in Ihren Beiträgen hinzuweisen. Diese Widersprüche sind einmal formal: Sie betonen dauernd, daß Sie meine Beiträge nicht kommentieren wollen – und tun dann genau das. Sie werfen mir vor, anderen Leuten Unsachlichkeit zu attestieren – und sind dann genau unsachlich, indem Sie auf keines meiner Argumente eingehen.
    Was haben Sie denn in Ihrer Antwort auf meinen Beitrag getan? Sie haben meine Kritik wiederHOLT, sie aber nicht widerLEGT. Ich wäre ja gespannt auf Ihre konkreten Vorschläge, wie man die EU/Europa stärkt; ich würde mich freuen über Ihre Anregungen, wie man die UNO reformiert und wieder handlungsfähig macht; ich wäre Interessiert an sachlichen Alternativvorschlägen zur Politik Kretschmers anstatt nur in die Wolff’sche Kerbe der Verunglimpfung zu schlagen. Stattdessen: Sie erheben einen lächerlichen stilistischen Vorwurf und verbergen sich dahinter, um im gleichen Stil zu antworten und dem kontroversen Dialog auszuweichen, den Sie wohl inhaltlich scheuen. Erklären Sie mir, warum „ solange jeder … eher auf Langstreckenflügen über kluge Predigten nachdenkt statt im Gottesdienst … „ NICHT den Kommentar der Diskreditierung eines Mitdiskutanten rechtfertigt und stattdessen Ihren strengen Ansprüchen in Sachen Anstand und Sachlichkeit genügt.
    In anderen Worten: Ihre Vorwürfe in meine Richtung sind lächerlich und weichen der Diskussion aus. Ich werde Sie kaum umstimmen (auch wenn ich es mir sehr wünsche), aber dann schlage ich vor, daß Sie sich an Ihre Versprechungen halten und eben meine Beiträge ignorieren. Auch das wäre ja Möglichkeit im demokratischen Diskurs.
    Und. Ja, Herr Flade – das ist mein Niveau: Mit Ironie und feinem Sarkasmus anderer Leute offensichtlich zu einfachen Bewertungen zu kommentieren. Lesen Sie dazu meine Antwort an Wolff (26. März 19:47h).
    Andreas Schwerdtfeger

  8. Zitat A. Schwerdtfeger: “ Es ist ja bekannt, daß in Deutschland für die jetzige Klimakrise fast ausschließlich die SPD und die Grünen verantwortlich sind.“
    Ist das wirklich Ihr Niveau, Herr Schwerdtfeger??? Ich reagiere wie folgt: Wir ALLE auf dieser Welt sind Verantwortlich für die längst allseits bekannte Umweltkatastrophe, also Klimakrise, Energiekrise, Bildungskrise, Demokratiekrise, Kirchenkrise, Friedenskrise, auf die wir mehr und mehr zusteuern und in berlin, der Bundeshauoptstadt man noch immer nicht bemerkt, dass das ALLES ziemlich beängstigend ist! Mehr ist nun wirklich nicht mehr dazu zu sagen. In der Dresdner Frauenkirche bewegte sich über Wochen eine 70-Durchmesser großen GAIA – die Menschenströmten hin und waren still, erstaunt, betroffen. Da spielte parteipolitisches Gezänk keine Rolle! Es war bedeutender zu erkennen, für was wir ALLE Verantwortung zu tragen haben, gleich welchen parteipolitischen Colours. Guten Tag noch.

  9. Ihren Ausführungen, Herr Lerchner, ist inhaltlich vollständig zuzustimmen und sie heben sich angenehm ab von den oberflächlichen und wenig lösungsorientierten Populismen derjenigen, die immer glauben und uns darlegen, daß unsere Politiker die angeblich vorhandenen Lösungen nur nicht wollten und deshalb nur „ewig olle Kamellen“ produzierten (was sie in realiter selbst tun).
    Ein Hinweis ist allerdings vonnöten:
    Bütikofer ist kein Hardliner in Sachen China, sondern Realist; seine Vorschläge sind kenntnisreich. Sie schreiben zu Recht, daß wir ein „vernünftiges und konstruktives Verhältnis“ auch zu autokratischen Ländern brauchen, um in einer globalisierten und keineswegs europa-zentrierten Welt Erfolge zu erzielen. Aber Sie übersehen, wie Autokratien funktionieren: Sie sind nicht, wie Deutschland immer glaubt (und die EU manchmal), durch das sogenannte „gute Beispiel“ zu überzeugen, denn sie halten gute Beispiele für Nachgeben und Schwäche, die auszunutzen sind. Sie erkennen außerdem schnell die Schwächen des Gegners, insbesondere auch die psychologischen, und nutzen diese gründlich aus (siehe zB Putins ständige Hinweise auf militärische Nuklearoptionen, die er in Wirklichkeit angesichts der gegen ihn gerichteten Abschreckung gar nicht hat), um Ängste bei Gegnern zur Einschüchterung zu nutzen – ein gegen DEU stets besonders erfolgreiches Mittel.
    Ein autokratisches Regime wie das chinesische ist dann am besten zu konstruktiver Zusammenarbeit bereit, wenn
    – man in der Sache verhandelt anstatt Moral zu predigen;
    – man das Verhandlungsprinzip „quid pro quo“ anwendet (Reziprozität also), anstatt vorauseilend nachzugeben (AM Westerwelle zB ließ sich einmal bei einem geplanten China-Besuch ein Mitglied seiner Delegation durch chinesische Visaverweigerung „herausschießen“ und reiste trotzdem – eine solche Unterwerfung machte den Mann, und sein Land, zur politischen Nullnummer);
    – seine eigenen politischen Ansichten mit Härte und Nachdruck, aber im Ton verbindlich und zuvorkommend, verfolgt und dabei die immer vorhandenen Ambiguitäten im Auge hat; die Chinesen sind Meister der Doppeldeutigkeit (und amüsieren sich wahrscheinlich sehr über unseren Kanzler, der von seinem eintägigen Besuch ähnlich wie weiland Chamberlain nach Hause kam).
    Ein vernünftiges und konstruktives Verhältnis zu China bekommen wir dann, wenn wir dort eindeutig sagen, was geht und was nicht – und es sollte inhaltlich begründet sein und nicht moralisch; denn Politik ist in Autokratien Interessendurchsetzung und Machterhalt und dazu sind auch Drohungen und (vorübergehende) Unterbrechung/Aussetzung von Diplomatie und militärisches Säbelrasseln dann legitime Mittel, wenn sich der Gegner einschüchtern läßt – und da sind wir Deutsche bestes Material.
    Schon Ihre Aussage „ … in einen großen Konflikt mit China hineintreiben lassen … „ zeigt genau, was die Chinesen freut: Wir lassen uns hineintreiben: Wie wäre es mit der Aussage: Wenn die Chinesen uns in einen großen Konflikt hineintreiben wollen … ? Augenblicks ist die Weltlage so, daß China mehrere benachbarte Demokratien (Taiwan, Japan, die Anrainer des südchinesischen Meeres) seit Jahrzehnten mit militärischen Mitteln bedroht und die Welt läßt sich das gefallen. Das Zeitfenster, in dem Bedrohung zum Überfall wird, schließt sich, zumal wir auch noch Rußland in die chinesischen Arme getrieben haben.
    Bütikofer liegt richtig: Es gilt, der chinesischen kommunistischen Partei – nicht moralisch, aber realpolitisch – entgegenzutreten und mit derselben Klarheit und Härte konkrete und gegenseitige (Wirtschafts-)Politik zu betreiben, anstatt sich treiben zu lassen und Hoffnung auf Zuneigung und Zugeständnisse zu haben.
    Lesen Sie die 36 Strategeme:
    4. Ausgeruht den erschöpften Feind erwarten
    6. Im Osten lärmen, im Westen angreifen
    10.Hinter dem Lächeln den Dolch verbergen
    17. Einen Backstein hinwerfen, um einen Jadestein zu erlangen
    25. Die Balken stehlen und gegen morsche Stützen austauschen
    28. Auf das Dach locken und dann die Leiter wegziehen
    Die Chinesen haben ein strategisches Konzept und kennen es / handeln danach – wir dagegen?
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Sehr geehrter Herr Schwerdtfeger,

      der sich zuspitzende sino-amerikanische Konflikt wird sicherlich demnächst verstärkt China-Fragen auf die Tagesordnung bringen. Deshalb kann ich es erst einmal in der Diskussion bei der Berücksichtigung china-relevanter Klimaaspekte belassen:

      1. Der gewaltige Energiehunger Chinas resultiert auch aus der lausigen Energieeffizienz der Wirtschaft des Landes (BIP pro Energiekonsum; 2020 etwa die Hälfte der der USA). Deshalb müssen trotz der weltweit höchsten Investitionen in erneuerbare Energien immer noch riesige Mengen Kohle verfeuert werden, damit im Lande die Energiesicherheit gewährleistet ist. Das drückt sich in einem Anteil von 32 % der globalen CO2-Emission im Jahre 2021 aus (EU 8 %, USA 14 %).

      2. Amerikanische Boykottmaßnahmen, z. B. im Bereich hochentwickelter Halbleiterbauelemente haben wohl das Ziel, die chinesische Wirtschaft technologisch zu schwächen und die internationale Konkurrenzfähigkeit chinesischer Firmen zu beschädigen – auch mit negativen Folgen für die Entwicklung des chinesischen Energiepotenzials.

      Was denken Sie, wie man den Widerspruch zwischen einerseits der Forderung an China, wirksame Beiträge für die international vereinbarten Klimaziele zu leisten, und andererseits, die wirtschaftliche Dominanz der entwickelten Industriestaaten aufrechterhalten zu wollen, auflösen kann? Dass die KPCh davon abgehen wird, für die Gesamtheit der chinesischen Bevölkerung ein, an westlichen Maßstäben gemessenes, zumindest mittleres Lebensniveau anzustreben, ist nicht zu erwarten. Das Pro-Kopf-BIP liegt aber immer noch erheblich unter dem westlicher Industriestaaten (2021 China 12.560 USD, USA 70.250 USD). Kann es nicht nur so gehen, dass die reichen Länder freiwillig auf Wohlstand verzichten (durch relative Absenkung der Konkurrenzfähigkeit?), um Ländern wie China und auch Indien einen ökologisch nachhaltigen Entwicklungsweg zu ermöglichen?

      1. „Relative Absenkung der Konkurrenzfähigkeit“ des Westens gegenüber China? Wie abstrus ist das denn, Hr. Lerchner? Schließlich sind es die Chinesen, die in aggressiver Manier (Neue Seidenstraße etc.) ihre Interessen international durchsetzen. Der Westen ist auf vielen Gebieten gegenüber China schon kaum noch konkurrenzfähig, z. B. bei der Herstellung von Solarpanels, Windkraftanlagen, Elektroautos, 5-G-Telekommunikationstechnik etc.. Wenn die chinesischen Kommunisten erst Taiwan erobert werden haben, wird auch diese Weltmarktführerschaft heim ins Reich kommen.

  10. Toll!
    – Europa stärken (und dann kommen drei Schlagworte ohne Inhalt und konkreter Ausfüllung);
    – Vereinte Nationen entwickeln (und dann wird schamhaft verschwiegen, daß man ja mit Rußland und anderen nicht verhandeln will);
    – weltweiten Handeln stärken (und dann wird der Widerspruch zwischen der Forderung nach „Augenhöhe“ und der daraus resultierenden „Anerkennung“ auch von Autokratien nicht aufgelöst);
    und vorher schon:
    – schnell mal der Versuch, eine Partei, die dauernd nur Verbote als Lösung ansieht und sich dazu auch bekennt, von der richtigen Vokabel „Verbotspartei“ zu befreien;
    – Menschen auf Langstreckenflügen zu diskreditieren, wenn sie über das Falsche nachdenken (vielleicht diente der Flug ja einem beruflichen Ziel und bringt also Steuern ein, die man für den Klimawechsel braucht);
    – „Atomkraft, Rüstung, Automobilproduktion und de(n) Bankensektor“ zu diskreditieren, obwohl dies doch ganz wesentliche (wirtschaftliche) Träger der europäischen Idee sind, deren Stärkung man angeblich will;
    – stattdessen das Lob für jugendliche Straftäter (fälschlich als „Aktivisten“ bezeichnet), die erkennbar zur Klimabesserung inhaltlich nichts beitragen, sondern eher nur Kosten verursachen – Geld, das dann bei der Problemlösung fehlt;
    Man könnte fortfahren mit dieser Liste.
    Richtig ist: „ … wird die Anzahl und Schärfe politischer Konflikte dramatisch zunehmen“ und zwar deswegen, weil nichts mehr zur „Schärfe“ beiträgt als gutmenschliche Vereinfachung aller Probleme und unsachliche Vorspiegelung von vorhandenen Lösungen (siehe oben).
    Hier ist einer, der noch viel lernen muß!
    Der arme Kretschmer, der reale Politik machen muß und es mit solcher Oberflächlichkeit zu tun hat – „Heerführer der Seichtigkeit“ nannte Hegel einen Gegner; hier trifft es zu!
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Ihre Texte zu lesen, sehr geehrter H. Schwerdtfeger, empfinde ich mehr und mehr als Zeitverschwendung. Wenig Inspiration/Erkenntnis bleibt, übergeht man ihr mantrahaft wiederholtes „ich argumentiere stets sachlich“, (fast) alle anderen beleidigen nur, haben keine Ahnung oder doch zumindest Scheuklappen ….
      Wenn dann auch noch falsche Behauptungen dazu kommen, wie aktuell
      • (Käfer) will keine Verhandlungen mit Russland (Anm.: Russland ist nicht gleich Putin)
      • eine Partei (B90/G) sieht dauernd nur Verbote als Lösung an
      • Menschen auf Langstreckenflügen werden diskreditiert
      • Atomkraft, Rüstung, Automobilproduktion und Bankensektor werden diskreditiert
      • Teilnehmer an Demos von FFF, Last Generation u.a. sind keine Aktivisten
      • Lob für jugendliche Straftäter
      • gutmenschliche Vereinfachung aller Probleme
      • der arme Kretschmer macht reale Politik,
      empfinde ich das einerseits als ärgerlich, andererseits berührt es mich nicht sonderlich. Sie erinnern sich vielleicht, dass ich mich mit Personen, denen ein Mindestmaß an Anstand und Höflichkeit fehlt, nicht weiter auseinandersetzen will…

  11. Die deutsche Umwelthilfe hat uns folgendes vorgerechnet: Setzen wir die Klimaschädlichkeit der heimischen Braunkohle als Faktor 1, so liegt das russische Erdgas unter 0,6, das US-LNG Gas im günstigste Fall bei 1,3, im ungünstigeren Fall über 3,5.
    Es überrascht mich nicht, dass die begonnene geopolitische Geisterfahrt des „Westens“ klimapolitisch nicht begründbar ist. Überraschend ist nur, dass der zunehmende Gegenverkehr bisher kaum zur Kenntnis genommen wird.

  12. Dass die Industrieländer die Hauptlast beim Kampf gegen den Klimawandel tragen müssen, versteht sich von selbst. Schließlich sind hauptsächlich sie es, die für die jahrzehntelange Akkumulation von Kohlendioxid in der Atmosphäre verantwortlich sind. Die gegenwärtige Klimakrise einer einzelnen Partei anzulasten, ist sicherlich schwierig.

    Verbrennerverbot, Öl- und Gasheizungsverbot oder Privatjetverbot als Wurstelei zu kritisieren, ist angebracht, wenn derartige Maßnahmen nicht in eine umfassende, globale Klimastrategie eingebettet sind. Als isolierte Maßnahmen sind sie sinnlos, weil eine punktuelle Einsparung fossiler Ressourcen, vermittelt über den Preismechanismus, andernorts in der Welt zu einem Mehrverbrauch führt [1]. Wie der Preismechanismus wirkt, können wir derzeit gut sehen: In Bangladesch und Kambodscha gehen die Lichter aus, weil die Europäer infolge des Wirtschaftskrieges gegen Russland den Markt für Flüssiggas leerkaufen und arme Länder den resultierenden Preisanstieg für Energieträger nicht verkraften.

    Sind fossile Brennstoffe einmal gefördert, finden diese immer ihre Abnehmer [2]. Eine Reduzierung des Verbrauchs von Erdöl und Erdgas wird nicht funktionieren, solange die Förderländer nicht selbst daran interessiert sind. Sie müssen deshalb eingebunden werden. Mit einem „Ökokrieg“ wird man das nicht schaffen. Deshalb war die Idee einer Energiepartnerschaft mit Russland sinnvoll. Für eine Übergangszeit hätte Deutschland einen ökologisch vertretbaren Zugang zu Erdgas gehabt und es bestand die Aussicht, danach, unter Nutzung der geschaffenen modernen Infrastruktur, gemeinsam mit Russland einen Schwenk zur Wasserstoffwirtschaft hinzubekommen. Das Vorhaben hatte leider zu starke Gegner. Jetzt ist Deutschland weitgehend abhängig von Flüssiggas, das unter fragwürdigen Bedingungen gefördert und in denkbar umweltschädlicher Weise herantransportiert wird. Herr Blinken sieht darin aber eine große Chance für sein Land. Wenn der sächsische MP darüber nachdenkt, ob die Russlandpipelines doch noch einmal nutzbar sein könnten, halte ich das für klug und umsichtig. Über 50 Jahre verlässliche Energieversorgung durch Russland plötzlich als bedrohliches Erpressungspotenzial umzuinterpretieren ist in meinen Augen ziemlicher Humbug. Und auch damals im ersten kalten Krieg gab es äußere Widerstände.

    Die eingangs genannten Maßnahmen sind auch deshalb fragwürdig, weil global gesehen das Einsparvolumen an fossilen Rohstoffen lächerlich gering ist. Solcherart kann also nicht der Beitrag der Industrieländer sein. Schwellen- und Entwicklungsländern, die derzeit wesentlich zur Emission von Treibhausgasen beitragen, muss geholfen werden, ihren Energiebedarf klimaverträglich so zu befriedigen, dass sie in ihren Ländern eine signifikante Anhebung des Lebensniveaus erreichen können. In Bezug auf China, das gegenwärtig den Bau weiterer 500 Kohlekraftwerke über das bis 2030 vorgesehene Maß hinaus plant, meint der renommierte Münchner Sinologe Hans van Ess im Interview mit Global Review: “ Wenn uns das Klima wirklich so wichtig ist, dann müssten wir den Chinesen ihre Kraftwerke eigentlich auf unsere eigenen Kosten abkaufen und ihnen damit ermöglichen, ihre wirtschaftlichen Ziele des Aufschließens zu uns klimaneutral zu erreichen“ [2]. Das sind natürlich ganz andere Dimensionen als das Klein-Klein von Habeck und Co. Und was erleben wir? Die Grünen meinen, „systemische Rivalitäten“ mit China in Vordergrund rücken zu müssen und Hardliner wie der Europaabgeordnete der Grünen Reinhard Bütikofer versuchen seit Jahren, das Verhältnis zu China zu unterminieren. Wenn wir es nicht schaffen, ein vernünftiges und konstruktives Verhältnis auch zu Ländern zu entwickeln bzw. aufrecht zu erhalten, die gemeinhin als Autokratien dämonisiert werden, und uns vielleicht gar in einen großen Konflikt mit China hineintreiben lassen, wird es sicherlich nichts mit einer Klimarettung.

    [1] https://www.relevante-oekonomik.com/2023/03/17/wurstelei-ist-keine-klimapolitik/
    [2] https://www.global-review.info/2023/03/13/interview-mit-professor-van-ess-nach-dem-nationalen-volkskongress-und-vor-tsais-us-reise-man-kann-davon-ausgehen-dass-die-taiwanesische-armee-eher-konservativ-chinesisch-ausgerichtet-ist-und-die/

    1. „Über 50 Jahre verlässliche Energieversorgung durch Russland plötzlich als bedrohliches Erpressungspotenzial umzuinterpretieren ist in meinen Augen ziemlicher Humbug. Und auch damals im ersten kalten Krieg gab es äußere Widerstände.“
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      Zu damaliger Zeit herrschten ganz andere Verhältnisse. Es gab ein kollektives Führungsorgan, das Politbüro der KPdSU. Dort war der Generalsekretär Primus inter Pares und konnte abgesetzt werden. Heute herrscht Putin über eine Mafiabande. Selbst sein Außenminister erfuhr vom Angrifssbefehl gegen die Ukraine erst wenige Stunden zuvor und mokierte sich: „Putin hat nur 3 Berater: Katarina die Große, Peter den Großen und Iwan den Schrecklichen.“ https://ogy.de/1c98 Abgesetzt kann der vom Volk gewählte Präsident praktisch nur durch einen Staatssreich werden.
      Die Sowjetunion war eine Status-Quo-Macht, die ihren Machtbereich sichern wollte. Rußland ist heute eine revisionistische Macht. Mit Putin kann man keine Geschäfte mehr machen. Wenn wieder Gas von dort bezogen werden sollte, könnte das über die bestehende Pipeline durch die Ukraine geschehen, denn es werden voraussichtlich nur geringe Mengen sein.
      Mir erscheint es auch plausibel, dass Rußland für die Sprengung von NordStream verantwortlich ist – schon aus dem Motiv, um drohende Vertragsstrafen abzuwehren.
      https://ogy.de/kme7
      Schließlich hat Rußland den Gashahn zugedreht.

    2. Ihre Texte, sehr geehrter H. Lerchner, lese ich seit Monaten mit Interesse, ziehe den Hut vor einer erstklassigen, wirkmächtigen und kaum wahrnehmbaren Rhetorikschule, die Sie (wie ich vermute) als Führungskader durchlaufen haben.
      „Die Idee einer Energiepartnerschaft mit Russland war sinnvoll. Für eine Übergangszeit hätte Deutschland einen ökologisch vertretbaren Zugang zu Erdgas gehabt und es bestand die Aussicht, danach, unter Nutzung der geschaffenen modernen Infrastruktur, gemeinsam mit Russland einen Schwenk zur Wasserstoffwirtschaft hinzubekommen. Das Vorhaben hatte leider zu starke Gegner.“
      Brillant! Bis auf den letzten Satz stimme ich zu 100% zu. Die zu starken Gegner des Vorhabens sind aus Ihrer Sicht wohl die USA und die Golfstaaten? Keinesfalls jedoch der verbrecherische Größenwahn Putins und sein Überfall auf die Ukraine am 24.2.2022?
      „…Verlässliche Energieversorgung durch Russland plötzlich als bedrohliches Erpressungspotenzial umzuinterpretieren ist … ziemlicher Humbug“. Soweit ich das verstehe, hat Putin aber genau diese „Humbug“-Karte Ende des Sommers im letzten Jahr gegenüber Deutschland ausgespielt (weitere Gaslieferungen nur durch die Nordstream-Röhren) und davor schon mehrfach gegenüber der Ukraine und z.B. Polen!
      Ich muss akzeptieren, dass Sie meine Klassifizierung Putins als Kriegsverbrecher für niveaulos halten, gestehe auch, dass diese aktuell noch stark unter dem Eindruck von Catherine Beltons Buch „Putins Netz“ steht.
      Das „Klein-Klein von Habeck und Co.“ hat nach meinem Verständnis Deutschland einigermaßen glimpflich durch die Wintermonate 22/23 gebracht (ich pflichte Ihnen aber bei, dies ging auch zu Lasten ärmerer Staaten!); dass B90/GRÜNE „…systemische Rivalitäten mit China in den Vordergrund rücken“, gar „…versuchen, das Verhältnis zu China zu unterminieren“ kann ich nicht erkennen (siehe z.B. den China-Besuch von J. Trittin vor wenigen Tagen).
      Insgesamt scheint mir geboten, den Krieg in der Ukraine nicht zu sehr als S/W-Bild zu zeichnen mit Russland, Putin und seinem Machtapparat als den „Weissen“ und den USA/Nato als den „Schwarzen“ (oder auch mit gegenteiliger Rolleninterpretation)!

      1. Herr Käfer, Sie haben mich entlarvt! Aber ist es aber nicht völlig nebensächlich, ob man das Argumentieren in einer Jesuitenschule (Heiner Geißler), dem Parteilehrjahr oder im Konfirmandenunterricht geübt hat? Als ein in der verblichenen DDR sozialisierter Pfarrerssohn kann ich zweifellos auf einen diesbezüglich reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

        Ansonsten möchte ich Sie wieder einmal darauf hinweisen, dass Sie in Ihren Äußerungen manchmal recht ungenau sind. Ob aus Nachlässigkeit oder mit Absicht, kann ich nicht beurteilen. Ich habe nicht bestritten, dass Putins Krieg gegen die Ukraine verbrecherisch ist. Ich habe Sie wegen der Formulierung „(Putins) Russland ist ein Verbrecherstaat“ als niveaulos geziehen (Ihr Beitrag vom 19.01.2023, 13:12). Wohin solche ans Chauvinistische grenzende Pauschalisierungen führen können, hatte Eugen Ruge in dem von mir seinerzeit angeführten FAZ-Artikel eindrucksvoll beschrieben.

        1. Der von Ihnen, Herr Lerchner, zitierte Artikel von Eugen Ruge trägt die Überschrift „Gibt es einen nützlichen Völkerhass?“ https://www.directupload.net/file/d/6769/74ufvfhl_pdf.htm
          Mit seiner Formulierung „(Putins) Russland ist ein Verbrecherstaat“ hat Herr Käfer mitnichten das russische Volk gemeint. Auch Ruge bezieht sich auf Völkerhass, der zu verurteilen ist. Aber dass die russische Kriegs-, und Staatsmaschinerie wie geschmiert funktioniert, ist unbestreitbar. Insofern machen sich zumindest die Befehlsgeber am verbrecherischen Krieg mitschuldig. Dass sie bei weitem nicht alle strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden können, ändert daran nichts. Und dass die putinabhängigen staatstragenden Oligarchen keine Waisenknaben sind, ist ebenso evident.

        2. H. Lerchner, mir ist nicht klar, warum Sie oben von „entlarven“ sprechen, vermute, dass Sie mich grundsätzlich in „Opposition“ zu Ihnen bzw. Ihren Argumenten wähnen? Dem ist nicht so! Ich schätze Ihre Beiträge, folge den meisten Ihrer Literatur-Links. Auch Ihre Rhetorik (völlig egal, wo sie die eingeübt haben!) hebt sich für mich deutlich und angenehm von manch anderer Stimme in diesem Blog ab. Allerdings nehme ich in Ihrer Argumentation auch dogmatische Elemente (im Sinne von absolut gültigem Gedanken- und Wertesystem) wahr.
          Nach meinem Empfinden sehen Sie bei der Beurteilung des Ukraine-Krieges Russland bisweilen als zu positiv/unschuldig, die USA dagegen als zu negativ/schuldig.
          Es mag sein, dass meine Formulierungen manchmal „ungenau“ sind; Sie empfinden das offensichtlich so und die Wahrnehmung des Empfängers einer Botschaft ist in der Tat maßgeblich! Ich versichere, dass ich Ungenauigkeiten nicht mit Absicht begehe.
          Ja, ich halte Putin (heute) für einen (Kriegs-) Verbrecher und begrüße daher den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen ihn.
          Und ich kann mir keine Friedensverhandlungen mit Putin zur Beendigung des Krieges in der Ukraine vorstellen.
          Als ungenau kann man ansehen, dass ich beide Aussagen auch getätigt habe mit der Formulierung „Putins Russland“, statt nur mit „Putin“. Entschieden verwahren möchte ich mich aber gegen den Vorwurf der „ans Chauvinistische grenzenden Pauschalisierungen“.

  13. Ich finde Ihren Beitrag zu den Aussagen des Herrn Kretzschmer in dieser Sendung völlig unverschämt und absolut unpassend. Herr Kretschmer sagt als einziger Ministerpräsident die Wahrheit und bringt die Tatsachen auf den Tisch. Ich stehe als Sächsin voll hinter seiner Meinung und ich bin froh, ihn als Ministerpräsidenten zu haben, da er nicht verlogen ist wie so viele Politiker unseres Landes. Er steht für uns Sachsen ein.

  14. Man muss sich nicht auf das sprachliche und intellektuelle Niveau des sächsischen Ministerpräsidenten hinab begeben, wenn man sich über die aktuelle politische Diskussion wundert. Da werden die ewig ollen Kamellen wie „Verbotspartei“, „Planwirtschaft“, oder „Deindustrialisierung“ hervorgeholt, um kurzfristige Umfrageerfolge zu erzielen. Da wird plötzlich die „soziale Frage“ entdeckt, muss „die Bevölkerung mitgenommen werden“, wird die eigene Position zum Mehrheits-/Volkswillen erklärt…
    War es früher die SPD, die an allem Unglück Schuld trug (auch z.B. an zu wenig Sonnenschein im Sommer), stehlen uns heute die Grünen die Heizungen, gönnen uns den Sonntagsbraten nicht, wollen LKW durch Lastenräder ersetzen….
    Wären die aktuellen Herausforderungen insgesamt nicht so unsagbar groß (Krieg, Klimawandel, bisher geltende Friedensordnung ist überholt), man könnte herzhaft lachen!
    Auch in diesem Blog haben wir alle schon geschrieben, dass es kein „Weiter so“ geben könne/dürfe; aber wenn es dann konkret werden soll, entdecken wir schnell, dass
    • Deutschland ja nur 2% Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß hat
    • Sanktionen gegen Russland oder Vermögens-/Einkommensumschichtungen, die uns selbst (ein wenig) weh tun könnten, ja nur niveaulose, privilegiert lebende Sprüchemacher fordern
    • Atomkraft, Rüstung, Automobilproduktion und der Bankensektor für unseren Wohlstand allemal wichtiger sind als der Ausbau der Alternativen Energien, der (Schienen- und Kommunikations-) Netz-Infrastruktur, oder die sinnvolle Nutzung der Digitalisierung
    • aberwitzige Management-Boni, Dienstwagen- und Steuer-Privilegien wichtiger sind als Investitionen in Bildung, den Gesundheits- und Pflegebereich, oder in Chancengleichheit

    Mir scheint hier die aktuelle Ampel-Regierung – bei aller gebotenen Kritik an ihr – umsichtiger und verantwortungsvoller zu agieren als die Vorgänger-Regierungen.
    Aber solange jeder Einzelne von uns noch ernsthaft
    • überlegt, jetzt schnell eine neue Gas- oder Ölheizung zu installieren, bevor diese „verboten“ wird
    • sich für ein (letztes) Verbrennerauto statt für ein E-Mobil oder ein ÖPNV-Abo entscheidet
    • eher auf Langstreckenflügen über kluge Predigten nachdenkt statt im Gottesdienst
    • lieber über E-Fuels und Nordstream 1 und 2 diskutiert statt über Wege zu einer nachhaltigen, klimaneutralen Energieversorgung für die Zukunft,
    werden die Gefahren, auf die uns junge Aktivist:innen (FFF, Last Generation usw.) seit Monaten nachdrücklich hinweisen, schon für die uns nachfolgende Generation leider unweigerlich Realität werden !
    Wenn wir darüber hinaus nicht ernsthaft versuchen,
    • das „Projekt Europa“ deutlich zu stärken (abgestimmte/einheitliche Finanz-, Verteidigungs- und Aussenpolitik),
    • den weltweiten Handel und eine global vernetzte Produktion in eine neue Balance zu bringen, bei der alle Beteiligten auf „Augenhöhe“ agieren (können),
    • für die Vereinten Nationen in den nächsten Jahren ein neues, allgemein akzeptiertes Regelwerk mit Kontroll- und Eingreifmechanismen zu entwickeln,
    wird die Anzahl und Schärfe politischer Konflikte dramatisch zunehmen und damit einhergehend, die Gefahr eines neuerlichen Weltkrieges und/oder einer nuklearen Katastrophe steigen.
    Wohl dem, der angesichts solch düsterer Gegenwartsbeschreibung Glauben (und damit Hoffnung) hat und sich auf das bevorstehende Osterfest freuen kann! Dies sei allen Leser:innen dieses Blogs von Herzen gewünscht.

    1. „Aber solange jeder Einzelne von uns noch ernsthaft…sich für ein (letztes) Verbrennerauto statt für ein E-Mobil … entscheidet.“
      __________________________________________________________________

      Ich bin gespannt, ob es in absehbarer Zukunft hier wie auf Kuba aussieht wo alte Amischlitten immer wieder aufgemotzt werden. Wo sollen die Autobesitzer, die keine Möglichkeit haben, eine Wallbox zu installieren, ihre Karren laden?
      Das hat Herr Kretschmann schon vor 5 Jahren erkannt: https://www.youtube.com/watch?v=W-ife3CBfhs

  15. Was Herr Kretschmer als Sachsens Ministerpräsident betreibt, ist unverantwortlich. Gerade bei dieser Aussage „Das ist keine Klimapolitik, das ist eine Verarschung der jungen Generation“spielt er sich als Interessenvertreter der jüngeren Generationen auf, macht aber mit seiner Verhinderungstaktik, insbesondere beim Energieumbau und Klimaanpassung eine den Interessen der Jüngeren voll entgegengesetzte Politik. Zum Glück lassen sich die Jüngeren nicht wieder von solchen Ignoranten einlullen. Herr Kretschmer argumentiert auch noch für eine „Rettung“ der Pipeline Nord Stream 1. Wenn seine Regierung den Ausbau von Windkraft- und PV-Anlagen in Sachsen ebenso wie in Anhalt voran getrieben hätten, würde Sachsen ausreichend erneuerbaren Strom produzieren, könnte diesen Strom wie Anhalt exportieren, brauchte weitaus weniger Kohlestrom und keinen Atomstrom und wäre auch für Neuansiedlungen von Großunternehmen attraktiv. Würde der Ausbau der Erneuerbaren Energien, die wir auch noch kostenlos von der Sonne erhalten, wie durch die Bundesregierung gewünscht, forciert, wozu bräuchten wir dann noch diese Leitung? Um später mal Putins Kriegswirtschaft wieder mit zu unterstützen und aufzubauen? Wenn wir hoffentlich in absehbarer Zeit einmal von fossilen Energien unabhängig geworden sind, warum sollten wir als Deutschland uns wieder in eine so eklatante Abhängigkeit begeben?

  16. Noch einmal zu Ihnen, lieber Herr Plätzsch – Sie treffen mit Ihrem aufgezeigten Interesse an den neben vielen anderen unfassbaren Verlusten auch für die Umwelt katastrophalen Auswirkungen des seit Februar 2022 (!) noch immer wütenden Krieges in der Ukraine genau ins Schwarze. Darüber wird (warum nur??) so gut wie nicht von niemandem gesprochen, es wird nicht thematisiert, es bleibt (warum nur??) unbeachtet – auf Konferenzen, internationalen Podien, im Sicherheitsrat, in Politik im Großen wie im Kleinen – kein hörbares Wort dazu. Ausgeblendet. Und hier regt sich auch bei mir nicht nur das pazifistische Gefühl, dass sich die Kontrahenten geradezu überschlagen mit Waffenlieferungszusagen, von der bundespolitisch eingeleiteten „Zeitenwende“, finanziert mit 100 Milliarden € Ausgaben für die Bundeswehr (vorerst; es gibt weitere Begehrlichkeiten), will ich hier gar nicht reden…Krieg ist tödlich – in jeder Hinsicht; wie lange muss dies noch betont werden??? Wir haben die Passionszeit unmittelbar – Grund und Zeit, über manches etwas intensiver nachzudenken.
    Und lieber Herr Jost Brüggenwirth – M. Kretschmer ist – Gott sei Dank – kein Volkstribun in sachsen, es ist nur eben leider nicht hin und her geworfen und kann oft nicht konsequent genug eine klare Linie verfolgen. Die politisch motivierte Angst sitzt ihm spürbar im Nacken, es könnte bei den nächsten Wahlen (2024) etwas schief laufen. insofern auch unterliegt er den Versuchen allzuoft, es jedem recht machen zu wollen – und das geht nicht!
    Ein gesegntes Wochenende.

  17. Da greifen Sie, lieber Herr Wolff, eine Vokabel Ihres Intimfeindes auf und beginnen mit der Verurteilung seiner Sprache – etwas unglaubwürdig angesichts der Tatsache, daß vor nicht allzu langer Zeit einer der unbedarfteren Mitdiskutanten hier den Rat gab, man solle mal „seinen A… bewegen“ und Sie dies mit keinem Wort kommentierten. Also lassen wir vielleicht den Vokabelstreit im Dorf – in der Sache, wie so oft, hat Kretschmer weitgehend Recht. Es ist ja bekannt, daß in Deutschland für die jetzige Klimakrise fast ausschließlich die SPD und die Grünen verantwortlich sind.
    Heute findet in Berlin mal wieder eine Volksbefragung statt, einer Stadt, in der die SPD seit 25 Jahren regiert; einer Stadt, die ziemlich pleite ist, am Tropf des beispielsweise viel geschmähten Bayern hängt und, anstatt das geschenkte Geld sinnvoll auszugeben, es in der Hoffnung auf einen Wahlsieg in ein Billigticket steckte, das sie sich nicht leisten kann; einer Stadt, die kaum ein politisches Problem in den letzten Jahren in den Griff bekommen hat und Vorbild ist für politisches No-Go. Dort sitzt die Bundesregierung, die genau das macht, was Sie, Herr Wolff, so massiv kritisieren: Schmutzige Kohlekraftwerke ans Netz nehmen. Der in der Tat völlig überhastete und unnötige Nuklearausstieg hat uns wesentlich in die jetzige Lage gebracht und noch dazu eine vielversprechende Zukunftstechnologie aus Deutschland verbannt, in der wir mit führend waren. Wie kann man die Abwanderung von Solartechnologie nach China – die natürlich nicht „bewußt herbeigeführt“ war – bedauern und gleichzeitig den freiwilligen Abschied von Nukleartechnologie begrüßen?
    Zurück zur Berliner Volksbefragung: Das Ziel dieser Initiative ist nicht erreichbar, nicht einmal mit einem völlig unverhältnismäßigen Finanzeinsatz, den natürlich auch wieder andere bezahlen müßten. Aber den Initiatoren geht es, wie so häufig in diesen ideologisch und emotional gesteuerten Initiativen, auch nicht um das Ziel. Es geht ihnen darum, ein unrealistisches Ziel durch Mitnahme von Menschen, die in der Sache kenntnislos aber eben gutmenschlich emotional sind, einzuspannen und so eine Lage zu schaffen, in der eine Scheinlegalität die Verantwortlichen in die Klemme bringen und Anderen die Finanzierung aufzwingen soll. Das alles ist unseriös.
    Kretschmer dagegen ist nicht opportunistisch – er macht seriöse Politik im Rahmen des Machbaren. Er verbindet ökologischen Anspruch mit wirtschaftlicher und sozialer Realität, genauso wie er bemerkenswert vernünftige und realitätsnahe Vorschläge für die Wiederherstellung des Friedens in Europa angedeutet hat. Er versucht (bisher erfolgreich), sein Bundesland vom Abgleiten in die Sackgasse der AfD zu bewahren, das von Leuten befördert wird, die ständig die von seiner Koalitionsregierung repräsentierte politische Mitte angreifen anstatt sie zu stärken. Es wäre ja gut, wenn man sich weniger um den vernünftigen Ausgleich von Arbeitsplätzen und Umweltschutz in einem Bundesland kümmern und ihn diskreditieren würde, und dafür mehr das Lavieren unserer Regierung in Berlin ins Visier nähme, die derzeit überall zwischen den Stühlen sitzt und wirklich nichts bewegt außer Schuldenerhöhung und Geldverbrennung im Doppel-Wumms-Tempo.
    Es ist ja bekannt, daß in Deutschland für die jetzige Klimakrise fast ausschließlich die SPD und die Grünen verantwortlich sind, schrieb ich ironisch und einige werden vielleicht aufgestöhnt haben, aber ich bediene mich genau ihrer Logik: Wer hat denn in den letzten beiden Jahrzehnten (Ausnahme 2009-13) die Umwelt- und Klimaminister gestellt? Es ist dies die Logik der ideologischen Dogmatiker, die nicht erkennen wollen, daß sich jedes Problem nur im Kompromiß konkurrierender wichtiger Ziele lösen kann. Kretschmer weiß und macht das – Vokabelkritik je nach Adressat dagegen ist kontraproduktiv und unglaubwürdig.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. „Es ist ja bekannt, daß in Deutschland für die jetzige Klimakrise fast ausschließlich die SPD und die Grünen verantwortlich sind.“ Wenn ich so etwas lese, dann fällt mir nur Robert Musil ein, der von einer „mit Hingabe betriebenen Verleugnung der Wirklichkeit“ sprach – oder anders gefragt: In welcher Welt leben Sie, lieber Herr Schwerdtfeger? beste Grüße Christian Wolff

      1. Könnte es sein, Herr Wolff, daß Sie meinen Beitrag nicht bis zum Ende gelesen haben, weil er Ihrer Meinung nicht entspricht und Sie ja bekanntlich an Diskussion nicht wirklich interessiert sind? Ich habe mich lustig gemacht über diejenigen, die Mängel in einem Politikfeld ausschließlich an der Parteizugehörigkeit der entsprechenden Fachminister fest machen – allerdings nur, wenn’s halt paßt. Frage: Wer hat die Misere der Bundeswehr verursacht? Die CDU, weil 16 Jahre Minister. Frage also: Wer hat das ganze Klimaunglück verursacht: Die SPD/Grünen, weil 20 von 25 Jahren Minister. Lesen Sie meinen Beitrag bis zum Ende, dann klärt sich auf, in welcher Welt ich lebe – in der nämlich (im Gegensatz zu Ihnen), wo nicht einseitige polemische Schuldzuweisung und persönliche Herabwürdigung gelten, sondern Argumente und die Forderung nach gemeinsamer Verantwortung in einer Regierung und die Anerkennung der Notwendigkeit von Kompromissen.
        Andreas Schwerdtfeger

  18. Ich finde, Herr Kretschmer hat abgesehen von den drei genannten Begriffen eine sehr vernünftige, kompetente und realistische Argumentation vertreten und wurde darin auch von der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm unerstützt. Die gesamte Diskussion hat doch eine gute Orientierung (soweit das überhaupt möglich ist) gegeben. Man kann natürlich immer Einzelbegriife hypen und die Sachargumente ausblenden. Das hat Herr März ja auch durch. So ist das halt in unserer Medien-Republik, leider.

    So ist das in dieser, unserer Medien-Republick. Schade.

  19. Die unglaubliche Vermehrung der Menschheit ist der eigentliche Treiber für die Klimaerwärmung. Offenbar sind die Deutschen ohne Zuwanderung keine Vorbilder. Warum sollte dann Deutschland in anderer Hinsicht ein Vorbild sein?

  20. Mich würde interessieren, welche Auswirkungen der Ukrainekrieg auf die Umwelt hat, z. B. durch die Emissionen der Massen von Militärfahrzeugen, den Pulverdampf etc..

  21. Werter Herr Plätzsch – erstaunlich, wie rasch Sie stets auf die Blogs von Chr. Wolff reagieren, was letztlich dokumentiert, wie sehr Ihnen die vielfältigsten Themen, die uns allesamt umtreiben, am Herzen liegen. Vielleicht soviel ganz spontan meinerseits:
    Die Kirche (hier meinen Sie vermutlich die Institution?) ist längst im Dorf angekommen – ein Bild, denn sie hat nach meiner Wahrnehmung auch in Sachen Umweltproblem, Klimakrise, Energiekrise längst das Städtische aus dem Blick verloren! Erstens.
    Zweitens: Alarm? Herr Plätzsch – wo leben Sie eigentlich? Seit Jahrzehnten zeigen namhafte Naturwissenschaftler auf, dass der Kollaps bereits mit Beginn der Industrialisierung, also mit der Gewinnung von Erdöl, Erdgas Ende des 19.Jh. diese unsere Erde nicht nur ausgehöhlt, sondern eben mutwillig für jeden bedüftigen Wohlstand ausgeschlachtet wird und die Erderwärmung (siehe Gletscherrückzug über Kilometer) nicht mehr aufzuhalten sei. Es sei denn, der Mensch, der für diese seine, unwiederbringliche Erde als seinen fundamentalen Lebensraum (GAIA) auch Verantwortung zu tragen hat, wacht auf. Die Wecker klingeln Sturm, aber keiner hört hin. Klimaschützer werden kriminalisiert, die nachfolgende Generation, die von Politik und Verächtlichmachern lautstark brüskiert wird, die Mahner aus allen Schichten unserer Gesellschaft (die wach sind und vor allem nachdenken!) werden nicht gehört und Sie meinen, dass das alles nur Alarmgeschrei sei? STOPP! So gewinnen wir keine Vernunft, so kommen wir nicht weiter und erst recht nicht mit banalen Zuweisungen, dass bestimmte Politiker dummes Zeug daher schwatzen.
    Es muss selbstverständlich klug, wissend um die Kausalitäten öffentlich aufgeklärt werden, eben auch über zukünftige Heizungsmodelle in Wohnhäusern und so weiter. In dem Zusammenhang eben auch über klimakonstruktive Baumaßnahmen an Altbausubstanzen (allein mit der Werbung für Wärmepumpen ist nichts getan). Und es muss jetzt allerschnellstens mit Souveränität und gegenseitigem Respekt das uns alle betreffende Umweltthema zu guten Diskursen führen. Alles andere wäre tatsächlich Verarscherei – was aber die gewaltigen Probleme niemals lösen dürfte, im Gegenteil!
    Trauen Sie Habeck mal was zu! Und nicht so schnell mit Verurteilungen! Es gibt ein treffliches Sprichwort: „Wer nicht arbeitet, der macht keine Fehler.“ Denke Sie mal darüber nach.
    Und ob der amtierende Verkehrsminister mit seinen E-Fuels genau das trifft, was der Erde gut tut, da sei mal leise nachgehakt (es riecht seltsam industriekonzernverliebt…). Und die EU ist verblüfft, was da plötzlich so aus dem Hut gezaubert wird – nach ewigen Verhandlungen in Brüssel zu den elendigen Verbrenner-Motoren und deren Ende (!!!).
    Dies nur mal für heute so als einen Zwischenruf. Tschüß und ein gesundes Wochenende

    1. Lieber Herr Flade, mir geht es um die politische Strategie, Klimaschutz durchzusetzen. Und da muss die Bevölkerung mitgenommen werden. Solche Klebeaktionen bewirken m. E. das Gegenteil: https://youtu.be/bzbH91usAAE

      Und was ist mit der Vorbildwirkung auf andere Staaten, wenn hier in Deutschland eine falsche Politik betrieben wird? Ich erinnere an den überhasteten Atomausstieg durch Frau Dr. Merkel und die daraus resultierende Abhängigkeit von russischem Gas. Der Staat fördert Elektromobilität und Wärmepumpen. Doch wie soll der massiv steigende Strombedarf gedeckt werden? Es gibt keine nennenswerte Speicherkapazität während der Dunkelflaute, keine neuen Stromleitungen von Nord nach Süd. Und da werden die paar verbliebenen Atomkraftwerke auch noch abgeschaltet. Und es wird kritisiert, dass Gas-, und Kohlekraftwerke vermehrt betrieben werden. Ja, wir können auch importieren: schmutzigen Strom aus Osteuropa und Atomstrom aus Frankreich. Also Alarmismus kann ich auch.

      1. Nicht der Atomausstieg 2011 war überhastet – der Ausstieg vom Ausstieg 2010 war der große Fehler. Auch er war ein Teil der Politik, vor den Notwendigkeiten einer Energiewende die Augen zu verschließen. Genau das geschieht jetzt wieder unter dem Deckmantel „man muss die Bevölkerung mitnehmen“. Das ist nur ein billiges Argument für die eigenen Unwillen, die richtigen Konsequenzen aus dem Klimawandel zu ziehen. Dieser Unwille, der seit mindestens drei Jahrzehnten die Politik bestimmt, ist eine der Ursachen für den Entscheidungsstau, vor dem wir nun stehen.

  22. Ein ordentlicher CO2 Emmissionshandel mit einer kontiniuierlichen, zügigen Entwertung, würde die hektischen Eingriffe wie sie z.B. jetzt Herr Habeck mit den Heitzungen vorschlägt, überflüssig machen und zudem besser wirken.

    1. Lieber Professor Löbler!

      Bin ganz bei Ihnen. Die Internalisierung externer Kosten der Nutzung fossiler Brennstoffe mittels CO2-Bepreisung auch für den Gebäudesektor ist ein – rein ökonomisch betrachtet – stringenter, überzeugender Ansatz. (Politökonomisch betrachtet gibt es hingegen auch gute Gründe, die CO2-Bepreisung durch andere Maßnahmen zu flankieren und dabei auch die Nutzung bestimmter umweltschädlicher Wirtschaftsprozesse und Produkte in definierter Zeitachse per se zu verbieten. Bei alledem besondere soziale Härten aufzufangen, weil Klimapolitik Sozialpolitik nie ignorieren darf, ist eine wesentliche Selbstverständlichkeit!)

      Wenn der selbsternannten Volkstribun aus Dresden in einer Weise die Öffentlichkeit suchen würde, Alternativvorschläge wie das von Ihnen Angedeutete vorzuschlagen, und damit Wege aufgezeigt würden, dieselben klimapolitische Ziele auf anderen Wegen zu erreichen als das, was die Regierung tut, würde ich den Hut ziehen. Macht der Volkstribun aber bewusst nicht! Ihm ist vielmehr daran gelegen, die klimapolitischen Ziele zu untergraben und den Sachsen (wie in der immer gleichen Masche) zuzurufen: „Ich bin Euer Kämpfer dafür, dass sich so wenig wie möglich in Eurem Lebensalltag ändern muss.“ Das ist bei ihm in allen Politikfeldern ein- und dasselbe – in der Klimapolitik genauso wie in der Migrationspolitik und gleichfalls mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine. Michael Kretschmer hat sich festgelegt darauf, wie er die Wiederwahl als MP hinbekommen will gegen die AfD in Sachsen. Dabei ist ihm kein Argument dumm und falsch genug.

      Wer sich wie unser selbsternannter „Kämpfer aller von Veränderungen geknechteter Sachsen“ dazu versteigt, den Stopp des Neueinbaus von Gasheizungen just in Ostdeutschland als „Planwirtschaft“ zu titulieren, könnte freilich von einem renommierten Ökonomen wie Ihnen durchaus den Appell wider der „Verarsche“ der Öffentlichkeit – sprich den Appell zur Redlichkeit im demokratischen Streit der Konzepte – sehr gut gebrauchen.

      Freundliche Grüße, Jost Brüggenwirth

      1. Sehr geehrter Herr Brüggenwirth,
        Ihr zusammenfassendes, angenommenes Zitat des MP „Ich bin Euer Kämpfer dafür, dass sich so wenig wie möglich in Eurem Lebensalltag ändern muss.“ trifft m.E. die Sache deutlich. Dies war die Haltung, in der eine konservative Mehrheit im Freistaat Sachsen über 30 Jahre bestätigt und eingeschläfert wurde. Das DDR-Erbe brauchte nicht verändert zu werden:
        – autoritär geprägte Lebenssicht? Die CDU brachte „König Kurt“!
        – Energie für Wirtschaft und private Haushalte? Braunkohle!
        – Essen und Trinken? industrielle Landwirtschaft!
        Bei den Grundlagen blieb alles wie es ist. Es war die Fortsetzung der DDR mit meist westlichen Personen und westlicher Technik. Veränderung im Grundsätzlichen wurde der Bürgerin und dem Bürger nicht zugemutet. Das Erschrecken in Sachsen über nötige Veränderungen hat die CDU und ihre Verbündete produziert, nicht die, auf die sie zeigt und mit denen sie alte und neue Feindbilder aufpoliert.
        Nur konnte die AFD noch konservativer und rückwärtsgewandt auftreten. Das entzog der CDU Wähler*innenstimmen. Die sucht der MP wieder einzufangen, zumindest mit seinen überzogenen Spitzenaussagen.

  23. Leider liegt es nicht in unserer Macht, die Welt zu retten – nicht einmal mittels einer Ökodiktatur oder „Kriegswirtschaft“ á la Ulrike Herrmann. Man kann das bedauern, aber eine Mehrheit der Menschen wird dann Parteien wählen, die eine ganz andere Diktatur errichten wollen.

  24. Der Anteil Deutschlands am weltweiten CO2-Ausstoß wird gern mit 2% klein geredet. Immerhin sind wir in Deutschland nur 1% der Weltbevölkerung. Immerhin ist Deutschland der mit Abstand größte Klimasünder in der EU und zum Vergleich: Ganz Afrika hat am CO2-Ausstoß nur einen Anteil von gerade einmal 4% bei etwa 1,2 Milliarden Menschen. Gerade bei letzterem Vergleich wird der deutsche Anteil besonders sichtbar. Gern wird auch auf China verwiesen. Ja auch China muß seinen Anteil an den schädlichen Klimagasen senken, aber es bringt nichts nur auf die anderen zu verweisen und die eigene Verantwortung dabei zu vergessen.

  25. Deutschland verursacht ca. 2 % der weltweiten CO2-Emmissionen. Da sollte man die Kirche im Dorf lassen und nicht ständig „Alarm!“ schreien, sonst verliert man schnell den Rückhalt in der Bevölkerung. Sicher hat Deutschland auch eine Vorbildfunktion für andere Länder. Außerdem werden durch forcierte Klimaschutzmaßnahmen industrielle Innovationen gefördert. Aber das Tempo muss sozialverträglich sein. So ist es ein Unding, wenn Wirtschafts-, und Klimaminister Habeck ab 2024 den Ersatz von Gas-, und Ölheizungen durch ihresgleichen untersagen will. Dafür fehlen die materiellen (Engpass bei Wärmepumpen), personellen (Handwerkermangel – hier werde ich wirklich an die DDR erinnert) und bei vielen Haus-, und Wohnungseignern die finanziellen (Renter) Voraussetzungen. Ich hoffe, dass die Sozialdemokraten hier ihrer Verantwortung gerecht werden. Es sind nicht nur CDU-Ministerpräsidenten, die das anmahnen, sondern auch Sozialdemokraten wie der Hannoveraner Weil.

    1. Es ist das eine, ein Gesetz, das noch nicht einmal vom Bundeskabinett beschlossen worden ist, zu verbessern. Etwas anderes ist es – und das betreibt Michael Kretschmer, dieses Gesetz zum Anlass zu nehmen, die fatale Politik der letzten 30 Jahre fortzusetzen. Und: Was heißt hier „Tempo“? 30 Jahre wurde der Klimaschutz verschlafen – und jetzt will man wieder in den Schneckengang zurückschalten? „Alarm“ schreien leider nicht wir – „Alarm“ schreien Mensch und Natur dort, wo die Schäden immens sind – wie aktuell in Malawi. Da fragt die Natur nicht, ob in der Bevölkerung ein „Rückhalt“ vorhanden ist.

    2. Entscheidend für die Erwärmumg der Erdathmosphäre ist der CO2-Anstieg seit den menschengemachten CO2-Emmissionen etwa seit Ende des 18. Jahrhunderts. Dieses CO2 ist noch heute in der Athmosphäre und bleibt auch noch Jahrhunderte dort. Da sieht der Beitrag der weltweiten Verursacher (historischer Ausstoß infolge der rasch wachsenden Industrialisierung im Jahr 2017) schon entscheidend anders aus, etwa so:.
      USA 25%, EU 22% (davon Deutschland 5,9 %), China 12,7 %, Indien 3 %, Afrika vielleicht 4%. Und da schreiben Sie, man solle in Deutschland nicht ständig Alarm schreien und die Kirche im Dorf lassen. Ich werde natürlich ständig an DDR-Zeiten erinnern, wenn unser überforderter und bezüglich der Ursachen der Klimaerwärmung verwirrter Ministerpräsident ständig den weiteren CO2-Anstieg durch weitere Braunkohleverbrennung und die weiter Verwendung von Gas des Kriegverbrechers Putin in seinen Reden befeuert. Es geht um die Zukunft unserer Kinder, Enkel und Urenkel und nicht die Befindlichkeiten in der Lausitz. Zu DDR- Zeiten waren im Mitteldeutschen Braunkohlenrevier ca. 60 Tausend Menschen in der Braunkohlenindustriemit tätig, jetzt vielleicht noch etwas über 2000. Worüber reden wir eigentlich?

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