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Verstörend und klärend – einige Anmerkungen zur Causa Rentzing

Dass Landesbischof Dr. Carsten Rentzing mit seinem Amtsantritt 2015 Kritik auf sich ziehen wird, war vorhersehbar – nicht nur wegen des denkbar knappen Wahlergebnisses. An seiner Positionierung als konservativ-evangelikaler Lutheraner hat er nie einen Zweifel gelassen. Doch kritisch wurde Rentzing zunehmend auch von denen wahrgenommen, die seinen theologischen Aussagen durchaus nahe stehen. Das lag an einer deutlich wahrnehmbaren Führungsschwäche und an seinem relativ profillosen Agieren in der umstrittenen sog. Strukturreform der Landeskirche. Da konnte niemand den Eindruck gewinnen, dass Rentzing an einer richtungsweisenden Rolle gelegen war. Er ließ die Dinge wie vom Landeskirchenamt geplant laufen und beschränkte sich auf Mahnungen, die Kirche geistlich zu erneuern – ohne je zu verdeutlichen, was das für die Gemeindewirklichkeit bedeuten soll. Auch seine Weihnachtsbriefe an alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen in den Kirchgemeinden zeugten von einer dürftigen Unbestimmtheit. Geistliche Leitung einer Landeskirche, die genuine Aufgabe eines Landesbischofs, sieht eigentlich anders aus.

Umso erstaunlicher, welcher Sympathiekundgebungen sich nun Rentzing erfreuen kann, nachdem er seinen Rücktritt angekündigt hat. Dabei bleibt nach wie vor im Nebulösen, was ihn letztlich zum Rücktritt veranlasst hat. „Mein oberstes Ziel war und ist die Einheit der Kirche. Ich muss mit großem Bedauern feststellen, dass die aktuelle Diskussion um meine Person diesem Ziel schadet. Sie ist nicht nur für mich persönlich, sondern auch für die gesamte Kirche derzeit eine Belastung. Um Schaden von meiner Kirche abzuwenden, habe ich mich entschieden, mein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen.“ schreibt Rentzing in seiner Erklärung vom 11. Oktober 2019 und nimmt damit Bezug auf die „aktuelle Diskussion“. Die Vermutung liegt nahe, dass er damit vor allem auf die Petition „Nächstenliebe verlangt Klarheit“ anspielt, initiiert von Leipziger Pfarrer/innen und Gemeindegliedern. In der Zwischenzeit hat sich aber herausgestellt, dass nicht nur die nach wie vor bestehende Mitgliedschaft Rentzings in der pflichtschlagenden Verbindung „Hercynia“ Anlass für Kontroversen war. Rentzing wurde einen Tag vor seinem Rücktritt mit Aufsätzen konfrontiert, die er in den Jahren 1989-1991 in der rechtsnationalistischen Zeitschrift „Fragmente“ veröffentlicht hatte (hier zwei Beispiele: https://www.file-upload.net/download-13756181/Rentzing-Staat-und-Demokratie-in-Fragmente-1990.pdf.html; https://www.file-upload.net/download-13756182/Rentzing-Protestantismus-und-Konservatismus-in-Fragmente-1991.pdf.html. Die Positionen, die er dort vertritt, sind zum Teil abseits dessen, was theologisch verantwortbar ist und alles andere als nur „konservativ“. Manches liest sich, als hätte es das völlige Versagen gerade der lutherischen Theologie in der Weimarer Republik und der Nazi-Zeit nicht gegeben: Rentzing erklärt die Menschenrechte für „unprotestantisch“, vertritt einen autoritären Staatsbegriff und plädiert in Bestreitung des Gleichheitsgrundsatzes für unterschiedliche Rechte innerhalb der Bevölkerung . Ein Artikel steht in Nachbarschaft zu einer ganzseitigen Anzeige der Reichsbürgerbewegung. Rentzing gehörte dem Redaktionsteam von „Fragmente“ an, Herausgeber war Wolfgang Fenske, damals Mitglied der rechtsradikalen Partei „Republikaner“, heute Leiter der „Bibliothek des Konservativismus“, einem sog. rechten Thinktank, AfD-Sympathisant und womöglich auch AfD-Mitglied – jedenfalls einer, der zu den Wegbereitern des wachsenden Rechtsextremismus gehört.

In seiner Erklärung vom 11.10.2019 rechtfertigt sich Rentzing mit dem Hinweis „Ich stehe für konservative Positionen und Werte, die ich in einem langen Entwicklungsprozess für mich als richtig erkannt habe. Dabei war die Begegnung mit Jesus Christus und mein Glaube für mich prägend. Der Weg in die Kirche hat mich verändert. Positionen, die ich vor 30 Jahren vertreten habe, teile ich heute nicht mehr.“ Man fragt sich allerdings: Welche Positionen meint er eigentlich? Sind es die in der Zeitschrift „Fragmente“ nachzulesenden. Doch da war er schon auf dem Weg in die Kirche. Oder meint er Positionen, die länger zurückliegen und die wir gar nicht kennen? Es bleibt wie vieles andere von Rentzings Wirken im Ungefähren. Selbst seine Absicht zurückzutreten, ist bis dato eine lediglich Ankündigung.

Die Sympathisant/innen von Rentzing scheint dies alles nicht zu kümmern. Für sie ist die „Haltlosigkeit der Vorwürfe erwiesen“ – eine erstaunliche Feststellung in der online-Solidaritätserklärung für Rentzing angesichts des Schweigens des Landesbischofs seit über einer Woche. Für sie ist Rentzing ein Opfer von Pfarrer/innen aus dem „rot-grün versifften“ Milieu insbesondere aus dem Leipziger Raum, die die Kirche zerstören wollen. Ich erspare mir zu zitieren, mit welchen Attributen ich anonym oder auch namentlich dieser Tage belegt werde. Denn es geht nicht um mich oder die Initiator/innen der Petition – es geht um Landesbischof Rentzing und noch mehr um den Zustand unserer Landeskirche. Da allerdings wird klar, dass wir uns in der Kirche in der gleichen Auseinandersetzung befinden wie in der Gesellschaft: Wie verorten wir uns als Kirche in der Demokratie und in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsnationalismus? Doch auch hier war und ist die Haltung von Rentzing viel zu undeutlich. Warum wohl? Befindet er sich nach wie vor in der Gedankenwelt, die das vertikale Gott-Mensch-Verhältnis auch im Staat verankert, in der Gesellschaft abgebildet sehen möchte? Ist das der tiefe Grund, warum Rentzing sich so schwer getan hat, eine deutliche Orientierung für die Christen in der Auseinandersetzung mit Pegida/AfD anzubieten? Nie hat er davon gesprochen oder auch nur angedeutet, dass es sich bei der AfD um eine Partei handelt, die in Sachsen im engen Schulterschluss mit der rechtsextremistischen Pegida-Bewegung auftritt und die unermüdlich hetzt, Hass schürt, den Systemwechsel fordert, Politiker/innen der anderen Parteien als Volksverräter brandmarkt, den Widerstand organisieren will – und trotz oder wegen dieses Programms in Sachsen 27 % der Stimmen bei den Landtagswahlen erreicht. Ein solches Wahlergebnis macht die AfD/Pegida-Positionen weder erträglicher, noch werden sie dadurch gerechtfertigt. Für die Kirche aber muss das ein Alarmsignal sein, insbesondere im Blick darauf, dass es offensichtlich auch in den Gemeinden und unter Pfarrer/innen Sympathisanten des Rechtsnationalismus gibt. Dass an dieser Stelle Rentzing mehr als undeutlich blieb bzw. mit der AfD eine „gemeinsame Sicht auf  unsere gemeinsame Zukunft“ suchen wollte, ist ein Grund dafür, dass viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch Christen denken: AfD, geht doch. Ist doch durchaus akzeptabel. Selbst der Landesbischof will mit denen gemeinsam Gesellschaft gestalten. Da spielt dann für Rentzing auch keine Rolle mehr, dass eine AfD-Bundestagsabgeordnete wie Veronika Hartmann den Tag der Geburt von Angela Merkel verflucht, der AfD Landtagsabgeordnete Roland Ulbrich nach dem Terroranschlag in Halle die zynische Frage stellt, was schlimmer sei, eine beschädigte Synagogentür oder zwei tote Deutsche und der AfD-Vorsitzende Jörg Urban und der neu gewählte AfD-Vizepräsident des sächsischen Landtages André Wendt bei Pegida mitlaufen, während Lutz Bachmann dazu aufruft, die „links-grünen Volksschädlinge“ einzugraben und anschließend den Graben zuzuschütten. Das hier offensive, klare Positionierungen durch den Landesbischof ausgeblieben sind, dass er nie das Gespräch mit denen in der Landeskirche gesucht hat, die seit Jahren in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit den Rechtsnationalisten stehen, ist der Grund dafür, warum sich ein Zusammenhang zwischen seinen abstrusen Gedanken vor 25-30 Jahren und seiner heutigen Haltung nahelegt – und warum nun auch dem Bischof freundlich zugewandte Menschen dies mehr als verstörend finden. Denn im Gegensatz zu Menschen, die in jungen Jahren Positionen vertreten haben, an die sie nicht gerne erinnert werden möchten, mit denen sie sich aber immer selbstkritisch auseinandergesetzt haben – wie z.B. Martin Niemöller, Herbert Wehner, Joschka Fischer – hat Rentzing erst reagiert, als es nichts mehr zu verleugnen gab. Deswegen ist auch der nun vorgenommene Vergleich mit Paulus mehr als abwegig. Denn Paulus hat sich immer zu seiner fundamentalistischen Vergangenheit bekannt und seinen Gesinnungswandel theologisch, öffentlich reflektiert.

Es ist zu erwarten, dass die Causa Rentzing in den nächsten Wochen noch zu vielen Auseinandersetzungen führen wird – innerkirchlich wie auch im politischen Raum. Eines sollte aber nicht mehr zur Disposition stehen: Dr. Carsten Rentzing kann nicht mehr das Amt des Landesbischofs ausüben. Sein Rücktritt sollte nun endlich von ihm selbst vollzogen werden – am besten, indem er am kommenden Montag vor die geplante Mahnwache in der Dresdner Lukasstraße tritt und seinen Anhänger/innen erklärt, warum er diesen Schritt jetzt vollzieht, vollziehen muss und von wem er Solidarität annimmt und von wem nicht. Die Landeskirche sollte sich aber darüber im Klaren sein, dass damit ihre (selbst-)kritische Bestandsaufnahme der Causa Rentzing erst beginnt. Dazu gehört sowohl ein Aussetzen der selbstzerstörerischen Strukturreform wie auch eine deutliche Positionierung im Kampf gegen den Rechtsextremismus. Wie sonst wollen wir glaubwürdig bleiben im Kampf gegen den Antisemitismus? Wir müssen in der Auseinandersetzung mit den Rechtsnationalisten von Pegida/AfD deutlich machen, welche Positionen mit der biblischen Botschaft vereinbar sind und welche nicht – unabhängig davon, wie sich die Mehrheitsverhältnisse im politischen Bereich darstellen. Diese Orientierung ist überfällig. Ihr dürfen sich weder die Kirchenleitung, noch Pfarrer/innen, noch Kirchvorstände, noch die Mitglieder der Theologischen Fakultät und anderer Ausbildungsstätten entziehen. Das Verstörende möge der Vergangenheit angehören, jetzt ist Klärung gefragt. Beides sind Zumutungen der Liebe – siehe den Spruch für die neue Woche „Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder (und seine Schwester) liebe.“ (Die Bibel: 1. Johannes 4,21)

28 Antworten

  1. Vor allem an die Herren Lobert und Tietke:
    1.
    Dr. Rentzing entschied höchstpersönlich seinen Rücktritt, natürlich in der Wahrnehmung, längst nicht mehr (wenn überhaupt seit Amtsantritt) seine Kirche so vertreten zu haben, dass sie in jeder Hinsicht in unserer Gesellschaft wahrgenommen wird.
    Dass sich Dr. Rentzing zwar zur Amtsniederlegung entschied, dann aber spurlos verschwand und bis heute seine angekündigte Erklärung der Öffentlichkeit schuldig bleibt, ist zumindest ein schlechtes Handling und wirft einige Fragen auf, auch, wie er mit sich selbst und seiner Entscheidung umgeht…
    2.
    Dass die Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und andere Kirchen verlängerte Arme irgendwelcher Parteien, gar noch der Linken, sei, ist nun wirklich absurde Behauptung ohne jeden Wahrheitsgehalt.
    3.
    Jedoch – es gab und gibt in gewissen politischen Zeitläuften Situationen, wo Kirche sehr wohl ein politisches Mandat wahrnahm (Bekennende Kirche) und wahrnehmen sollte.
    Im Friedlichen Herbst 1989 und bereits lange vorher waren es u.a. mutige Kirchenvertreter, Theologen und ganze Kirchgemeinden, die den Zusammenbruch des SED-DDR-Staates bewirkten und sich am Runden Tisch Anfang 1990 in Berlin sehr wirkungsvoll einbrachten – hier sollte man mit der Geschichte etwas sorgfältiger umgehen!
    Und wäre es nicht gerade derzeit dringend, sich eindeutig gegen politische Unmöglichkeiten zu verhalten; siehe z.B. aktuell den Wahlausgang in Thüringen, wo eine AfD „historische Leistungen“ (lt. B. Höcke) vollbrachte?
    In Sachsen war es ja kaum anders und Dr. Rentzing reflektierte nach der Europa-/Kommunalwahl (Sachsen), dass die politische Landschaft durch die vielfältigen Parteien doch bunt geworden sei (die AfD war auch damals stark gewählt worden!).
    4.
    Aus der Kirche auszutreten, um zu protestieren – ich weiß nicht, ob das ein taugliches Mittel ist; zur Veränderung missliebiger Zustände, werden sie als solche empfunden, halte ich Eigeninitiative für angebrachter!
    Mitwirkung an Änderung, Einflussnahme durch individuelles Engagement – das scheint auch mir wirkungsvoller.
    Was reine Protesthaltung tatsächlich provoziert, erleben wir in unserem Land gerade ziemlich erschreckend deutlich.

    Übrigens hat zu allen Dingen in diesem Blog Herr Th. Weiss gut kommentiert; danke.
    Schaun wir mal, wie sich jetzt die Landeskirche in Sachsen und die Landessynode verhält in der Aufarbeitung der Causa Dr. Rentzing.
    Der Rücktritt müsste vor allem eine Erneuerung einleiten; nötig wäre sie, auch angesichts der Flucht aus Kirche.
    In zwei Tagen feiern wir das Reformationsfest; das sollte man doch einmal intensiv verinnerlichen und einen Beginn der dringend nötigen, öffentlichen Debatte über „Kirche mit Hoffnung“ wagen – endlich!!

    1. Lieber Klaus Plätzsch,
      herzlichen Dank für die Übermittlung der beiden Artikel. Eine sehr konzentrierte Zusammenfassung der Rentzingschen „Aufsätze“ und Glossen. Ich selbst unterziehe – ja das muss ich so sagen – mich gerade der Lektüre dieser Texte im Original. Und es wächst in mir ein sehr großer Widerstand – Satz für Satz. Ich bin schon tief erschrocken über das sich zeigende Ausmaß seines „Denkens“. Das war bei aller Schwierigkeit, die in der Wahrnehmung seiner Person schon immer da war, eigentlich so nicht denkbar. Es ist hart, diese Texte zu lesen.
      Die beiden Artikel sind in der Tat eine gute und auch wertfreie Zusammenfassung, insbesondere für alle, die sich diese Texte nicht in Ihrer vollen Länge „antun“ mögen.
      Grüsse
      Thomas Weiß

  2. „Ihr“ habt Euer Ziel erreicht und den Bischof erfolgreich „abgeschossen“.
    Ich werde – schweren Herzens – im Ablauf der Woche meine Kirchenmitgliedschaft in der sächsischen Landeskirche niederlegen.
    Ich hatte mir – als Ostdeutscher – geschworen, nie Mitglied einer Partei sein zu wollen.
    Nun ist die EKD nebst angeschlossener Gliedkirchen zu einer solchen geworden.
    Ich wünsche Ihnen viel Freude bei Ihrer weiteren politischen Arbeit!

    1. Sehr geehrter Herr Lobert, zumindest ist die Kirche aus meiner Sicht seit 2015 zum verlängerten Arm der Altparteien geworden. Beispiele: Vor den sächsischen Landtagswahlen in diesem Jahr erhielt ich 2 Mails von Angestellten der Kirchgemeinde, in der ich zu Hause bin, in denen dringend von der Wahl der bösen AFD abgeraten wurde. Anfang Juli diesen Jahres durfte ein Vertreter des Bündnisses „Unteilbar“ im Gottesdienst meiner Kirchgemeinde 7 Minuten gegen die AFD agitieren. Aus meiner Sicht sollte die Kirche zu politischen Themen zurückhaltender sein.

      1. Nein, Herr Tietke,
        genau das sollte die Kirche vernehmbar tun. Wir leben als Kirche nicht im „luftleeren Raum“. Wir sind berührt von sog. „politischen Themen“, denn sie sind für uns als Kirche durchaus auch existentiell bedeutsam. Und wir haben zudem , nach gewissen Erfahrungen unserer Kirchengeschichte in der jüngeren deutschen Geschichte, eine besondere Verantwortung. Wenn Sie sich erinnern wollen: es waren vor allem auch die Kirchen in der DDR, die den nicht genehmen politischen Themen Raum, Dach und zu Hause gegeben haben. Ohne dieses Engagement, wäre die sog. „Wende“ undenkbar. Zudem: auch ohne die vorgeschaltete sog. „Entspannungspolitik“ der weiland sozial-liberalen Koalition unter Brand u.a. – das sind u.a. die von Ihnen so bezeichneten „Altparteien“ – wäre all dies undenkbar. Und nun will eine Neupartei, genannt AfD, die noch nicht mal trocken hinter den Ohren ist, die „Wende vollenden“? Nunja…
        Denken sie nach!
        Mit durchaus freundlichem Gruß,

        Thomas Weiß

    2. Sehr geehrter Herr Lobert,
      wen meinen Sie bitte mit „Ihr“? Ihnen ist sicher bewußt, dass der (in Aussicht gestellte) Rücktritt C.Rentzings seine ureigene Entscheidung war und niemand sonst diesen „gefordert“ hat?
      Über die persönlichen Konsequenzen, die Sie ankündigen, darf man in Ihrem Begründungszusammenhang zumindest verwundert sein. Ich hoffe sehr, dass Sie sich damit nicht in die „Nachfolge“ eines gewissen „Evangelisten“ namens Thomas Schneider /Breitenbrunn begeben, Der nämlich hat einen ähnlich lautenden „offenen Brief“ an die Kirchenleitung, mit der Ankünigung seines Austritts aus der Landeskirche, geschickt…. das dürfte andernfalls Ihrem Anliegen: „Wir Christen alle bilden gemeinsam die Gemeinde Jesu Christi“ sehr zuwider laufen.
      Sie sollten diesen Schritt durchaus reiflich bedenken!

      Mit freundlichem Gruß

      Thomas Weiß

      P.S. zur Lektüre: ein Artikel des katholischen Domradios:

      https://www.domradio.de/themen/%C3%B6kumene/2019-10-21/landeskirche-entscheidet-ueber-ruecktritt-affaere-rentzing-wird-zur-zerreissprobe-fuer-sachsens

      1. Um Ursache und Anlaß noch einmal deutlich zu unterscheiden – Anlaß für meinen Ärger ist die Art und Weise, wie innerhalb(!) der Kirche miteinander umgegangen wird, am Beispiel der denunziatorischen öffentlichen Angriffe via Internet auf den Landesbischof.
        Diesen Vorwurf müssen sich die Initiatoren der Petition auf Change.org wohl gefallen lassen…wer auch immer sich da als Adressat empfinden mag.
        Ursache für meine tiefe Enttäuschung und Entfremdung von der EKD und ihren Repräsentanten – und letztlich eben auch über unsere Landeskirche – ist die generelle politische Aufladung des innerkirchlichen Lebens, die sich in Ausgrenzung und Verurteilung von Teilen der Gemeinde selbst zeigt. Hier geht es nicht etwa um Reaktionen auf fehlerhaftes Verhalten oder gar strafrechtlich relevante Tatbestände, sondern um Ablehnung aufgrund von Gesinnung und politischen Einstellung, bis hin in den Konfirmandenunterricht und die Predigten. Das ist schlicht und ergreifend unchristlich und unfaßbar.
        Kirchliche Funktionsträger äußern private politische Meinungen medienwirksam im Namen ihrer Instution – dazu sind sie nicht befugt.
        Die Kirche eignet sich NICHT als politische Institution, weil sie von Menschen durchaus verschiedener politischer Einstellung getragen wird, denen aber eben ein gemeinsamer Glaube eignet.
        Vor ein paar Wochen hatte ich dem Landesbischof einen sehr persönlichen Brief mit der Bitte um Rat und Beistand in genau dieser Sache geschrieben – und ich hoffte auf seine inhaltliche Unterstützung und Verständnis. Nun wird er mir nicht mehr antworten können.

        1. Sehr geehrter Herr Lobert,
          diese Erklärung Ihrerseits macht die Sache nicht besser. Ich sehe Ihre Enttäuschung über C. Rentzings Rücktritt sehr wohl und denke, dass ich diese aus Ihrer Perspektive gar in gewisser Weise nachvollziehen kann. Seien Sie aber gewiss: C. Rentzing wird Ihnen auf Ihren „sehr persönlichen Brief“ durchaus antworten können, wenn auch nicht in der Funktion des LB…. Denn: er weilt ja weiter unter uns. Hätte das für Sie weniger Wert?
          Den Vorwurf der „denunziatorischen öffentlichen Angriffe via Internet auf den Landesbischof“ muss ich jedoch zurückweisen: Es handelt sich keineswegs um einen denunziatorischen Angriff. Im Gegenteil: die angefragten Sachverhalte lagen offen zu Tage und – mangels Klarstellung seitens des LB – forderte die Petition lediglich Aufklärung und – ja – auch Distanzierung. Was daran ist bitte „denunziatorisch“ oder“Angriff“? Was das ganze und tatsächliche Ausmaß der Fragwürdigkeiten in Bezug auf die Person des LB betrifft, wird dies nun erst nach und nach deutlich. Und damit auch das Maß des (Ver-)schweigens seitens C. Rentzing. Ich behaupte: auch das Verschweigen ist absichtsvoll „politisch“…. Ich lese gerade die Fragmente-Texte des Studenten C. Rentzing im Original (ein hartes Brot…) und bin schwer beunruhigt und auch entsetzt, was mir als „Denken“ dort entgegen tritt. Mag sein, dass ihm diese Texte inzwischen peinlich sind, aber sie sind seine. Und aus einem Gedankengebäude wie diesem hat er sich bislang jedenfalls nicht in aller inhaltlichen Konsequenz verabschiedet. Das wirkt wie schleichendes Gift, leider.
          Zum anderen: Was haben Sie für ein Idealbild von Kirche? Glauben Sie ernsthaft, Kirche, welche auch immer, sei jemals „politikfrei“ gewesen? Sozusagen ein reinst spiritueller, gar esoterischer Raum? Schauen Sie in die Kirchengeschichte, dann werden Sie sehen, dass Kirche immer auch im politischen Feld sehr aktiv war. Wenn Sie wünschen, können wir gern gelegentlich mal über Beispiele reden… Ich gebe Ihnen aber Recht: Kirche sollte Ihre Haltung und Stellungnahme zu Politischem immer an der guten Nachricht ausrichten und möglichst auch formulieren. Und dann gehört sie gleichermaßen in die Predigt, den Konfirmandenunterricht (insbesondere dort, denn es geht um Vorbereitung auf das Leben und Orientierung), Haus- und Gesprächskreise, gar die Kirchenmusik… eben in die ganze Spannbreite christlichen und kirchlichen Lebens…Also: Kirche ist keine „politische Institution“ aber sie hat sich als Institution zum Politischen zu verhalten und zu äußern – im Lichte des Evangeliums. Das gilt nach innen genau wie nach außen. Da bleiben innere und äußere Konflikte nicht aus. Die müssen ausgetragen sein und eben nicht verdrängt, unter der Decke gehalten….. Wie heißt es doch?: „Eure Rede sei: Ja, ja! Nein, nein!
          Ich grüße freundlich,
          Thomas Weiß

          1. Lieber Herr Weiß,
            „politisch“ im Sinne von engagiert für Menschlichkeit, Liebe, Glauben und gesellschaftlichen Interessenausgleich (sprich Gerechtigkeit) kann und soll die Kirche sehr wohl auftreten – aber eben nicht parteipolitisch. Dies kann und darf sie schon allein deshalb nicht, weil sie kaum jemals das breite politische Spektrum ihrer Gemeindmitglieder im Engagement für eine bestimmte Partei oder politische Richtung abbilden könnte.
            Das politische Engagement „meiner“ Kirche in der Achtzigern der DDR lautete „Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ – das sind Forderungen, hinter denen sich alle Christen versammeln können.
            Die heutigen politischen Aktivitäten und Verlautbarungen der EKD und der Gliedkirchen befördern leider partikulare, parteinahe Interessen – da wird für oder gegen bestimmte Parteien agitiert, es werden Teile des politischen Spektrums ausgegrenzt. Man kann und muß sich abgrenzen gegen jede Form von Gewalt – aber eben gegenüber jedweder Gewaltanwendung, ganz gleich, von welcher Seite.
            Vielleicht sehen Sie selbst ja die derzeitige Schieflage, bedingt durch ein eigenes parteipolitisches Engagement nicht so klar wie ich. Ich versuche, die politischen Vorgänge unserer Tage eher philosophisch und systemtheoretisch von außen und objektiv zu betrachten. Mit den Analysen von Sahra Wagenknecht, Henryk M. Broder, Peter Sloterdijk, Uwe Tellkamp, Hans-Joachim Maaz und vieler anderer Vor- und Nachdenker im Hinterkopf bin ich mir sicher, daß die momentan ständig eingeforderten „Haltungen“ und Standpunkte für die Entwicklung unserer Gesellschaft in etwa so nützlich und vorteilhaft sind, wie es „Klassenstandpunkt“ und andere (rassistische, chauvinistische, sexistische…) Blickverengungen immer schon waren – nämlich unnütz und schädlich.
            Überlassen wir das politische Tagesgeschäft den Parteien – setzen wir uns als Kirche ein für Frieden und Gewaltlosigkeit – und hören wir uns innerkirchlich endlich wieder vorurteilsfrei und wohlmeinend zu!
            Ich habe gestern den Kirchenaustritt vollzogen, da ich für mich momentan keine reale Möglichkeit der weiteren Beteiligung und Mitwirkung in der Landeskirche sehe – ich fühle mich als kulturkonservativer und kapitalismuskritischer Christ abgelehnt und mißverstanden, als „rechts“ diffamiert und unerwünscht.
            Mit Spannung und Interesse werde ich die Neuwahl des zukünftigen Bischofs verfolgen.
            Sollten die Zeichen auf Versöhnung statt Konfrontation gesetzt werden, kehrte ich äußerst gern zurück in unsere Gemeinschaft.
            Ich gebe zu bedenken, daß Versöhnung nicht heißen kann: Du schwörst Deiner Meinung ab und schließt Dich meiner an!
            Eine Versöhnung unter dem Vorzeichen eines „Kampfes gegen was-auch-immer“ und fortgesetzter Abgrenzung wird nicht funktionieren.
            Versöhnung gibt es nur durch gegenseitige Akzeptanz und Handreichung.
            Wir alle – Menschen mit linker, liberaler, neutraler oder rechter politischer Einstellung, Unpolitische, Angehörige verschiedener Minderheiten und Gruppen – bilden gemeinsam die Gemeinde Jesu Christi.
            Erkenntnis und Entwicklung gibt es nur durch den dialektischen Widerstreit der Gegensätze.
            In der Hoffnung auf die Klugheit der Kirchenleitung, offene Ohren derselben für alle(!) sächsischen Gemeindeglieder, und hinreichend Kraft für wirkliche, ernstgemeinte – nicht nur geheuchelte – Aussöhnung mit den Andersdenkenden in der Landeskirche, verbleibe ich mit herzlichen Grüßen
            P. Lobert.

        2. Sehr geehrter Herr Lobert,
          vielen Dank für Ihren Kommentar, dem ich 100-ig zustimme.
          Ergänzend möchte ich meiner Sorge Ausdruck verleihen, dass sich die Kirche nicht gegen Linksextremismus positioniert.

          Aktuelles Beispiel :https://www.bild.de/regional/leipzig/leipzig-news/leipzig-schwere-krawalle-und-strassenbraende-in-connwitz-65608370.bild.html
          Als Lektüre für alle Linken empfehle ich :
          „Das Schwarzbuch des Kommunismus: Unterdrückung, Verbrechen und Terror“
          von Stephane Courtois.

          MfG Uwe Tietke

          1. Sehr geehrter Herr Tietke, können Sie mir eine kirchliche Gruppierung oder eine Verlautbarung der Kirche nennen, denen man eine Nähe zum oder gar Unterstützung des Linksextremismus unterstellen kann? Oder meinen Sie etwa, dass Krawalle in Connewitz aus den Kirchen heraus „gesteuert“ werden? Das ist so absurd und abwegig, dass ich mich frage, wie man überhaupt auf solch eine Idee kommen kann. Im Übrigen geht es Herrn Lobert – und da stimme ich ihm uneingeschränkt zu – darum, dass zum einen die Kirchen beim Thema des Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung und bei der prophetischen Weissagung „Schwerter zu Pflugscharen“ bleiben und sich diesen Zielen verpflichtet sehen sollen (siehe Beschlüsse der Ökumenischen Versammlung von 1989 in Dresden) und zum andern „Parteipolitik“ nicht Sache der Kirche sein kann. Wenn dem so ist, dann kann es auch keine irgendwie geartete Zusammenarbeit, Unterstützung oder Nähe mit und zu den Rechtsnationalisten von Pegida/AfD geben. Im Gegenteil: Wer die Ziele des konzliaren Prozesses verfolgt, der muss sich um Gottes Willen für ein friedliches Zusammenleben von uns so verschiedenen Menschen in einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft einsetzen und sollte die Strategie des Glaubens beachten: Global denken (und glauben), lokal handeln. Damit ist allem nationalistischen und völkischen Denken ein Riegel vorgeschoben. MfG Christian Wolff

          2. Junge, Junge, Herr Tieke, ich muss schon sagen, Sie haben Herrn Lobert wohl sehr missverstanden…Glauben Sie im Erst, dass Ihre Lektüre-Hinweise seriös sind? Also, ich meine die von Ihnen empfohlenen Texte…

            Sehr geehrter Herr Lobert, wie kommen Sie darauf, mir in dieser Debatte ein wie auch immer geartetes „eigenes parteipolitisches Engagement“, das mir den Blick verstllen würde, zu unterstellen? Ich gehöre allerdings tatsächlich einer politischen Partei an, was aber niemals soweit ginge, in einer Debatte wie dieser parteipolitisch oder gar ideologisch zu agieren oder mich zu äußern.
            Im übrigen: ich bin ehrlich überrascht über Ihren Kommentar. damit hätte ich nun garnicht gerechnet…. Da sind wir uns in vielem nah: ja, auch ich bin DDR-sozialisiert und auch ich habe in unserer jungen Gemeinde engagiert am konziliaren Prozeß teilgenommen. Und diese Themen – „Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ – sind für mich bis heute bestimmende Themen und aktueller, brennender denn je… Wir haben uns als Kirche ein gut Stück davon abgewandt, das sehe und beklage ich. Da ist es aber auch an mir, diese Themen immer wieder anzumahnen und aufzurufen!
            Nun ist es offensichtlcih aber so, dass ausgerechnet die AfD nicht gerade eine Gruppierung ist, die diese Themen offensiv und klar reflektiert vertritt. Im Gegenteil! Und meine Sozialisation und Einsicht gebietet mir, dem entschiedenen Widerstand zu leisten. Dabei gehöre ich zu jenen, die, auch wenn es oft äußerst schwer fällt, die die inhaltliche Debatte suchen und wollen. Oft genug aber mache ich die Erfahrung, dass genau das von Seiten der AfD-Anhänger eben nicht gewollt, ja geradezu bekämpft wird. Und ich finde, dass in diese Richtung eine klare, entschiedene Haltung das Gebot der Stunde ist.
            Bedauerlich, dass Sie den Austritt vollzogen haben. Sie hätten sich eher aktiv einbringen sollen, als sich auf die Zaugast-Rolle zurückzuziehen, so anstrengend das immer sein mag.
            Freundlichen Gruß
            Thomas Weiß

          3. Hallo, Herr Tieke, was das „Schwarzbuch des Kommunismus“ betrifft, korrigiere ich mich hiermit. Ja, es ist ein seriöser Text. Was aber wollen Sie in dieser Debatte mit dieser Empfahlung zum Ausdruck bringen??
            Mfg
            Th. W.

  3. Die beiden Altbischöfe Volker Kreß und Jochen Bohl, die über einen langen Zeitraum von 1994 bis 2015 nacheinander das Amt eines Landesbischofs der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ausübten, haben sich inzwischen mit einer Erklärung zu Wort gemeldet.

    Mit eindringlichen Worten sprechen sich beide dafür aus, die Einheit unserer Landeskirche nicht zu gefährden.

    https://www.evlks.de/aktuelles/alle-nachrichten/nachricht/news/detail/News/erklaerung-der-altbischoefe-kress-und-bohl/

    Ihr Aufruf endet mit dem Satz:
    „Beten Sie für die Kirchenleitung und Landesbischof Dr. Rentzing,
    Gott schenke unserer Kirche und dem Land seinen Frieden!“

  4. „Eines sollte aber nicht mehr zur Disposition stehen: Dr. Carsten Rentzing kann nicht mehr das Amt des Landesbischofs ausüben.“
    Solche Sätze – unversöhnlich, anmaßend, ideologisch intendiert, gnadenlos und die Realität innerhalb der sächsischen Landeskirche verkennend – sind es, welche das Faß zum überlaufen bringen und den Zerfall unserer kirchlichen Gemeinschaft befördern.
    Dieser politische, unchristliche Furor wird eines Tages auf die Initiatoren selbst zurückfallen. Verhöhnen statt versöhnen?!
    Wir Christen alle bilden gemeinsam die Gemeinde Jesu Christi, nicht nur diejenigen, welche von Ihnen als wert erachtet werden.
    „Gut“ und „Böse“ zu definieren und anderen Menschen Schuld zuzuweisen ist eher das Verhalten eines Parteisekretärs als das eines Pfarrers.
    Alter schützt vor Thorheit nicht.

  5. „Eines sollte aber nicht mehr zur Disposition stehen: Dr. Carsten Rentzing kann nicht mehr das Amt des Landesbischofs ausüben.“
    [Chr. Wolff]
    ____________________________________

    Darüber, und dies dürfte an sich hinlänglich bekannt sein, gehen die Meinungen deutlich auseinander.

    Landesbischof Dr. Carsten Rentzing ist es in seiner Amtszeit gelungen, auch die Herzen sehr vieler Christinnen und Christen zu erreichen. Das haben sie ihm nicht vergessen. Die Unterstützungsaktivitäten der letzten Tage für ihn dokumentieren dies eindrücklich!

    Aber auch unabhängig davon gilt, daß die ihm gemachten Vorwürfe in den Augen sehr vieler Gläubigen, die einen nicht unerheblichen Anteil der Landeskirche ausmachen, nicht ausreichen, daß er das Amt des Landesbischofs nicht weiter ausüben können sollte!

    Nicht wenigen dürfte in den letzten Tagen zusätzlich der überaus lesenswerte Beitrag „Kleingeistige Blockwartmentalität. Die Petition gegen den sächsischen Landesbischof ist Ausdruck religiöser Überhöhung“ des 1965 in Leipzig geborenen Rochus Leonhardt , der die Professur für Systematische Theologie an der hiesigen Universität innehat, die Augen geöffnet haben.
    https://zeitzeichen.net/node/7884

    Ich behaupte sogar, daß dies wohl die Mehrheit der Glieder unserer Landeskirche, wenn sie denn über die Hintergründe der Angelegenheit umfassend informiert wird, so sieht.

    Die Kirchenleitung könnte dies prüfen, indem sie morgen beschließt, den Gliedern unserer Landeskirche diesbezügliches Informationsmaterial zur Verfügung zu stellen und diese anschließend darüber abstimmen läßt, ob Landesbischof Dr. Carsten Rentzing weiterhin Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens bleibens soll.

    Es wäre dies ein verantwortungsvoller Schritt in die richtige Richtung.

    1. Schön, dass Sie mit Rochus Leonhardt einen neuen Kronzeugen gefunden haben. Nur ist sein Artikel von seltener akademischer Einfalt. Den Initiator/innen und Unterzeichnern der Petition „kleingeistige Blockwartmentalität“ zu unterstellen, also Denunziantentum aus niedersten Instinkten, ist dreist und billig zugleich – einmal abgesehen davon, dass damit wieder einmal die viel beschworene „Nazi-Keule“ geschwungen wird (denn es handelt sich ja um die Bezeichnung des Hauswartes in der Nazizeit). Was aber beabsichtigt Leonhardt mit dem Begriff „Blockwartmentalität“? Zum einen will er offensichtlich den Fokus von Rentzing weglenken – wohl wissend, dass dessen inhaltliche Einlassungen und die angewendete Verleugnungsstrategie für ihn ziemlich katastrophal sind. Zum andern will Leonhardt auch ablenken von den inhaltlichen Aussagen in den Rentzing-Aufsätzen, indem er die Petition zum eigentlichen Skandal erklärt. Doch das kann nicht verfangen. Es bleibt der traurige Tatbestand: Für die jetzt entstandene Situation sind nicht diejenigen verantwortlich, die auf Missstände hingewiesen haben, sondern diejenigen, die sie erzeugt haben. Christian Wolff

    2. Sehr geehrter Herr (?) Fischer,
      ich vermute, Sie haben immer noch die sog. „Petition“ auf der Plattform CitizenGo im Kopf, wenn Sie davon sprechen, dass es eine Mehrheit der Glieder der sächsischen LK so sehe, dass die Fragen, die Herrn Rentzing vorgelegt sind, nicht ausreichten, um ein Ausscheiden aus dem Amt zu „rechtfertigen“ ? Diese Petition ist wertlos. Vielleicht sind Sie so freundlich, folgenden Artikel der Leipziger Internetzeitung einmal zu lesen. Der dürfte freilich in Ihren Augen ein Beispiel für „Systempresse“ sein. Dennoch: dort hat man offenbar diese sog. „Petition“ einmal sehr genau untersucht. Die entsprechenden Passagen sind sehr aufschlussreich.

      https://www.l-iz.de/politik/sachsen/2019/10/Wenn-der-Bischof-schweigt-300783

      MfG

      Thomas Weiß

      1. Überdies fordert die Petition „nicht nur die direkt betroffenen evangelischen Christen, sondern alle aufrechten Demokraten“ zur Unterzeichnung des Textes auf. Auch das sollte man für die Einschätzung der Zahlenangaben wissen. Diese Aufforderung steht übrigens in einem gewissen Widerspruch zur grundgesetzlich den Religionsgesellschaften garantierten selbständigen Regelung ihrer eigenen Belange (und dazu gehört auch die Besetzung von Ämtern).

        Diesem Vorgehen trägt auch die jüngste Erklärung des sächsischen AfD-Vorsitzenden Jörg Urban Rechnung: „Diese Hyper-Moral und Doppelzüngigkeit [der ev. Kirche] haben Bürger satt, wie die Petition beweist.“ Herr Urban spricht hier nicht von christlichen Bürgern, sondern von Bürgern insgesamt.

  6. Eine an christlichen Werten orientierte Lebensführung ist mir wichtig; sie ist nach meiner Überzeugung auch die beste Grundlage für ein friedliches Miteinander verschiedener Menschen und Kulturen.

    Wenn ich die momentan tiefe Spaltung in der sächsischen Landeskirche reflektiere, sind die Zweifel bezüglich meiner weiteren Zugehörigkeit zu dieser Religionsgemeinschaft um einiges größer als meine kürzlich in diesem Blog geäußerten Zweifel, für welche Partei ich meine Stimme bei der zurückliegenden Landtagswahl abgeben sollte/konnte. Ging es dort „nur“ um mehr oder (meist) weniger intelligente Antworten auf gesellschaftliche (Zukunfts- )Fragen, scheinen mir hier fundamentale Werte in Gefahr.

    Wenn in einzelnen Beiträgen in diesem Bolg:
    Kritikern aus den eigenen Reihen „Blockwartmentalität(!)“ unterstellt,
    ihnen Mobbing-Vorwürfe gemacht,
    oder ihnen vogerworfen wird, nur die Spaltung der Kirche im Sinne zu haben….
    Wenn Unterstützerzahlen für konträre Petitionen wertend verglichen werden, wie dubios diese Zahlen auch immer zustande gekommen sein mögen.
    Wenn selbst die Zugehörigkeit einzelner Kritiker zur Landeskirche bezweifelt wird ….

    Da frage ich mich dann, ob ich als „hirnloses Echo“ eines exponierten Kritikers demnächst automatisch exkommuniziert werde, oder diesem Schritt durch eigenes Handeln vielleicht besser zuvor kommen sollte?
    Überzeugender war für mich im heutigen Gottesdienst in der Thomaskirche Pfarrerin Taddiken, die im Fürbitt-Gebet den Wunsch artikulierte, in der schwierigen Lage der Landeskirche, Kraft zu finden für Dialog und ein Aufeinander Zugehen!
    Bei Christian Wolff bin ich mir sicher, dass er diese Kraft besitzt; ob sie bei all seinen Kritikern („Kirchen als Unterteilungen der SPD und Grünen; wer den Klimawandel als menschengemacht ansieht, will in Wahrheit den Sozialismus einführen“ usw.) überhaupt erwünscht ist, vermag ich nicht zu sagen!

  7. Wenn es in der » lutherisch-Sächsischen-Landeskirche« gegen Pfarrer oder Mitarbeiter massive Beschwerden gibt, wird der Bischof und die Kirchenleitung mit Sicherheit nicht
    »zimperlich« sein. Ohne eine großes »Palaver« wird das Verhältnis zum Dienstsvorge-
    setzten abgeschlossen. In Sachsen kündigt der Bischof seinen Rücktritt an, ist bis heute
    nicht zurückgetreten. Gibt es einen Unterschied zu einem Pfarrer, Mitarbeiter der Kirche
    und einem Bischof ¿ Der Bischof von Sachsen sollte sich ein Beispiel an die Bischöfen a.D. Margot Kässmann nehmen. Rücktritt nach ihrer Entscheidung von allen Ämtern,
    sofort, innerhalb weniger Stunden »ohne Wenn und Aber«. Hut ab !
    Herr Bischof Rentzing, stellen sie »ohne Wenn und Aber«, ihr Amt zur Verfügung,
    nicht wenn dies am Montag die Kirchenleitung beschliessen sollte, sondern »ohne Wenn und Aber« jetzt, sie schaden nicht nur der Kirche in Sachsen, sonder allen Kirchen in der EKiD.

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