Soeben ist eine Erklärung des Landesbischofs der Ev-Luth. Landeskirche Sachsens Dr. Carsten Rentzing veröffentlicht worden. In dieser heißt es: „Um Schaden von meiner Kirche abzuwenden, habe ich mich entschieden, mein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen.“ Auch wenn man nun rätseln darf, wann der „nächstmögliche Zeitpunkt“ gegeben ist – ein Rücktritt Rentzings vom Amt des Landesbischofs wird, muss in Kürze erfolgen. Damit zieht Rentzing die Konsequenz aus einer Vertrauenskrise, in die er die Landeskirche gesteuert hat. Aber nicht nur er: Die Krise war mit seiner Wahl durch die Landessynode im Jahr 2015 vorprogrammiert. Denn ein Landesbischof, der in einer Kampfabstimmung mit einer Stimme Mehrheit, also wahrscheinlich mit seiner eigenen, gewählt wird, kann nicht integrativ wirken. Auf einer solchen Wahl liegt kein Segen. Das hat Rentzing mit seiner Amtsführung leider vom ersten Tag unterstrichen. Dabei geht es nicht darum, ob ein Landesbischof konservativ ist oder nicht. Er muss seinem Amt gewachsen sein. Rentzing hat nicht zusammengeführt. Er hat die Landeskirche weder geführt noch geistlich geleitet. Er blieb gefangen in seiner Vergangenheit. Denn nun kristallisiert sich immer mehr heraus, dass seine Beheimatung in rechten Kreisen keine böswillige Unterstellung ist, sondern offensichtlich mit Tatsachen unterfüttert werden kann.* Das macht dann auch verständlich, warum Rentzing sich der schlagenden Verbindung Hercynia angeschlossen hat und es an aller Distanz zu den Rechtsnationalisten von der AfD hat missen lassen. Dennoch bedurfte es erst der überfälligen Petition von inzwischen über 700 Pfarrer/innen und Gemeindegliedern, um Rentzing und das Landeskirchenamt zu überfälligen Konsequenzen zu bewegen. Klar sollte aber auch sein: Mit dem angekündigten Rücktritt Rentzings muss einhergehen ein intensiver Prozess einer Neuausrichtung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.
* Sehr aufschlussreich, der neueste Artikel in der Sächsischen Zeitung (SZ) und auch der Bericht auf tagesschau.de
Ein Nachtrag zu etlichen Kommentaren: Etliche Kommentator/innen stoßen sich daran, dass man Rentzing keine Umkehr zubilligen würde – und verweisen auf Paulus oder Joschka Fischer, um zu signalisieren: denen wurde auch nicht aus ihrem „Vorleben“ ein Strick gedreht. Das geht aber am Kern dieser Causa vorbei. Denn es geht ja darum, wie jemand mit seiner wie auch immer gearteten Vergangenheit umgeht. Es gibt viele Menschen, die offen bekennen, dass sie Fehler gemacht oder früher sehr anders gedacht und geschrieben haben. Ich denke hier an Martin Niemöller, der deutschnational denkende U-Boot-Kommandant aus dem 1. Weltkrieg, der als konservativ-lutherischer Pfarrer 1933 noch Hitler gewählt hat, der dann aber entschlossen einen anderen Weg gegangen ist, ohne seine vorherige Haltung zu verdrängen. Er war es, der im Oktober 1945 ganz wesentlich das Stuttgarter Schuldbekenntnis auf den Weg gebracht hat. Von einer solchen Haltung ist Rentzing meilenweit entfernt, auch von einer Haltung, wie sie der Apostel Paulus eingenommen hat. Der hat nämlich nie etwas verschwiegen von seiner sehr fundamentalistischen, gewalttätigen Vergangenheit, sondern hat sich mit dieser immer wieder selbstkritisch auseinandergesetzt – ohne mit Dokumenten konfrontiert zu werden. Das alles trifft für Rentzing nicht zu. Er hat seine Vergangenheit verleugnet, bis es nicht mehr ging. Jetzt spricht er davon, dass er sie verdrängt habe. Mehr noch: Sein bisheriges Wirken insbesondere im Blick auf die Rechtsnationalisten von Pegida/AfD lassen den Schluss zu, dass die innere Distanz zu dem, was er vor 25-20 Jahren geschrieben hat, so groß auch wieder nicht ist.
Wir würden aber heute ganz anders dastehen, wenn Rentzing gerade in der Auseinandersetzung mit Pegida/AfD seit Amtsantritt im Jahr 2015 gesagt hätte: Liebe Leute, vor 25 Jahren habe ich ähnlich gedacht wie die Rechtsnationalisten. Das könnt ihr nachlesen in meinen Aufsätzen. Aber genau in dieser Zeit wurde ich Christ und ich habe gemerkt: das geht nicht zusammmen, das Bekenntnis zu Jesus Christus und der Hass und die Hetze von Pegida/AfD. Darum bitte ich euch: Erspart euch solche Umweg, den ich gegangen bin. Bleibt bei den Grundwerten des Glaubens. Wenn Rentzing so gesprochen hätte – wir würden heute nicht über seien Rücktritt reden, sondern könnten uns bei aller Unterschiedlichkeit um ihn scharen.
132 Antworten
Inzwischen hat sich auch – überaus lesenswert, klar und unmißverständlich – Rochus Leonhardt, Professor für Systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Ethik an der hiesigen Universität Leipzig, zu Wort gemeldet.
Mit den Verfassern der Petition vom 27. September geht er dabei hart ins Gericht, wobei er den Finger in die Wunde des Vorgangs legt: https://zeitzeichen.net/node/7884
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Morgen wird die sächsische Kirchenleitung entscheiden, wie sie mit der entstandenen Situation umgeht.
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Losungen des heutigen Sonntags:
Ich will einen ewigen Bund mit meinem Volk schließen, daß ich nicht ablassen will, ihnen Gutes zu tun.
Jeremia 32,40
So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.
Römer 9,16
Hier die treffliche Antwort auf Philipp Greifenstein auf den Artikel von Rochus Leonhardt:https://zeitzeichen.net/node/7893
Werter Herr Schurig – zur Info:
seit meiner Konfirmation, 1965 (Blasewitz, unter Pfarrer G. Feurig, ich bin Mitglied unserer Sächs. Landeskirche, wie sonst sollte ich die eine und andere Detailkenntnis haben von den Unbilden, die uns allesamt umtreiben ?
Und ich bin ziemlich engagiert; fragen Sie dazu doch mal bei Gelegenheit Sup. Chr. Behr.
Initiieren Sie ein öffentliches Forum zum Thema: Kirche mit Hoffnung…, dann werden Sie auch mich kennenlernen dürfen.
Für Ihr Ernstnehmen sage ich Dank.
Einen gesegneten Sonntag – Jo.Flade
Guten Abend, ich nehme die Kirche insbesondere seit der Grenzöffnung 2015 zunehmend als Unterteilung der SPD und der
Grünen wahr. So habe ich z.B.die Christvesper 2015 unter dem Titel „Jesus als Flüchtlingskind“ erlebt. Auch verstehe ich nicht, warum die Kirche sich nicht entschieden gegen Linksextremismus positioniert. Ich bin ein Gegner des Sozialismus. Sind dieser Gesellschaftsform nicht genug Menschen zum Opfer gefallen? Heute stelle ich eine Tendenz fesr, dieses System quasi durch die Hintertür wieder einzuführen – z. B. durch die Behauptung des menschengemachten Klimawandels und der damit von bestimmten Kräften geforderten Verbote. Diese Entwicklung macht mir Sorge.
Sehr geehrter Herr Tietke,
ich weiß nicht, zu welcher Kirchgemeinde Sie gehören. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass auch nur für eine Kirchgemeinde in Deutschland Ihre Wahrnehmung zutreffend ist – zumal in beiden genannten Parteien eine große Distanz zu den Kirchen zu spüren ist. Dass Jesus ein Flüchtlingskind war, entspricht dem, was wir in den Evangelien über ihn lesen können. Was soll aber daran aber bedrohlich sein? Ist es nicht ein wunderbarer Trost für jeden Menschen, dass Gott bei denen ist und zu denen kommt, die es besonders schwer haben? Nun meinen Sie, dass „mit der Behauptung des menschengemachten Klimawandels“ der Sozialismus der DDR wieder eingeführt werden soll. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen. Sicher sind wir uns darin einig, dass der in der DDR praktizierte Sozialismus auch für horrende Umweltschäden verantwortlich ist. Aber der weltweit nicht zu bestreitende Klimawandel ist zum einen Folge eines unverantwortlichen Umgangs von uns Menschen mit den natürlichen Ressourcen. Darauf hat übrigens die Ökumenische Versammlung in Dresden 1989 in aller Deutlichkeit hingewiesen und eine andere Politik verlangt. Noch müssen die Auswirkungen des Klimawandels (Überschwemmungen, Orkane, Dürre) vor allem Länder in Afrika und Asien ausbaden. Aber die vergangenen zwei Jahre haben uns allen gezeigt: der Klimawandel macht vor Mitteleuropa nicht Halt. Es hat wenig Sinn, davor die Augen zu verschließen. Das wird sich auf jeden Fall rächen. Im Ergebnis: Es hat wenig Sinn, sich in ideologische Gefängnisse zu begeben. Wichtiger ist, dass wir als Christen unsere Verantwortung übernehmen: Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Wir können Gott danken, dass er uns dafür Wege weist, Kraft schenkt und durch Jesus Christus Hoffnung eröffnet. Christian Wolff
Guten Abend,
hier ein Artikel von evangelisch.de. Dürfte für Herrn Schurig ein weiterer Belege für ein „festgefügtes Lehrgebäude“ hier sein… Ich nenne das allerdings: Haltung!
https://www.evangelisch.de/inhalte/161402/15-10-2019/ruecktritt-carsten-rentzing-kommentar-schweigen-des-bischofs-und-spaltung-der-kirche
Einen entspannten Abend für die Runde
Thomas Weiß
Nett gemeint, sehr geehrter Herr Flade, aber zunächst nehme ich zur Kenntnis, dass Sie offenbar nicht aus unserer Landeskirche kommen. Zum zweiten bedarf es keines öffentlichen Forums: Wenn man die Petitionen nebeneinander legt, dann steht das Stimmenverhältnis wohl 20 zu 1 pro Carsten Rentzing. Ordentliche Demokraten würden sich mit dem Ergebnis auseinandersetzen – Scheindemokraten beanstanden üblicherweise das Verfahren: Der eine unterstellt, dass der Landesbischof mit seiner eigenen Stimme gewählt wurde und hält das Wahlgesetz für falsch, der andere meint, dass es mit der Petiton nicht mit rechten Dingen zugehen würde, weil sie ein anderes Ergebnis erzielt.
So verhalten sich die Anhänger eines festen Lehrgebäudes, sie akzeptieren weder die Realität noch deren Ergebnisse, im Zweifel war es das Verfahren.
Zweidrittel der Bevölkerung in Sachsen hat konservativ oder rechtspopupistisch (oder welche Bezeichnung auch immer für die AfD verwandt werden soll) gewählt. Diese Realität macht vor unserer Kirche nicht halt und ihr stellt man sich nicht mit Demokratiebeschwörung. Dr. von Heydebreck hat völlig recht, wenn er die demokratisch gewählten Beispiele benennt und vor der ungezügelten Demokratie warnt. Freiheitlich-demokratische Grundordnung ist etwas anderes als das, was hier manche unter Demokratie verstehen.
Sie könnten mir einen Tipp geben, sehr geehrter Herr Flade: Soll ich das Ergebnis der Basis beachten und das Ergebnis der Petition wie oben dargestellt werten? Oder soll ich mich abgehoben darüber hinwegsetzen – das würde vermutlich auch niemanden wundern, weil unserem Ruf im Landeskirchenamt ohnehin entspräche? Ich erwarte keine Antwort auf dieses polemisch gestellte Fragen. Nur dass die Wirklichkeit differenzierter und komplizierter ist und dass die Bevölkerung auf die Aufstellung politischer Glaubensbekenntnisse mit Protest reagiert, müsste theoretisch irgendwann einmal ankommen.
Jetzt habe ich den Blog doch ernstgenommen und mich widersprochen. Entschuldigung!
Sehr geehrter Herr Wolff,
bis vor 7 Tagen habe ich noch nicht so viel über die Lebensleistung von Dr. Carsten Rentzing gewusst. Für mich war er ein geradliniger Gottesmann, nicht persönlich bekannt, auch hatte ich kein Bild von ihm. Dank Ihnen und der Petition von inzwischen über 700 Pfarrer/innen und Gemeindegliedern habe ich mich intensiv mit seiner Person beschäftigt und meine Meinung in Bezug auf unseren sächsischen Bischof hat sich erhärtet.
Gott segne Sie und ich grüße Sie mit
2. Tim. 4 Verse 2 bis 4
Werter Herr Schurig – Kritik schließt per se Diskussionsbereitschaft nicht aus, und nur dann würde sich herausstellen, wo und bei wem die Irrtümer liegen und wied diese ggf. korrigiert werden könnten.
Meinungsstreit ? Na klar, was sonst.
Aber Sie widersprechen sich, denn einerseits reklamieren Sie den Diskurs, andererseits hat für Sie dieser Blog lediglich Unterhaltungswert, den Sie nicht bereit sind, ernst zu nehmen.
Es darf Sie nicht verwundern, dass mich diese Ihre Haltung zur komplexen Problematik LB Dr. Rentzing nicht nur verwundert, sondern vielmehr verstört.
Ist das tatsächlich Ihr Ansatz, Probleme zu lösen ?
Es geht immerhin um eine Personalie auch Ihrer Landeskirche (und nicht nur), um ein Kirchgemeindeglied, um den Menschen Herrn Rentzing.
Und die Debatten, die zunehmend die Öffentlichkeit bis zur EKD beschäftigen, ja ziemlich beunruhigen, betrachten Sie als reine Unterhaltung, deren Qualität sie kategorisch verneinen ?
Kann, ja darf das die Haltung eines OLKR in Sachsen sein, der vielmehr beunruhigt sein müsste über die gegenwärtige, zugespitzte Situation ?
Schade – das alles gibt auch mir sehr zu denken.
Vorschlag:
Öffnen Sie doch einfach die Diskussion in der Öffentlichkeit, geben Sie allen Raum und Zeit, sich in Podien auszutauschen – es scheint allerhöchste Zeit zu sein!
Dann können Sie Ihre Qualitätskriterien auch einfließen lassen.
Jo.Flade
Auch ich habe die Petition mittlerweile viermal angeklickt. Um mit E .Fischer zu sprechen, muss die sächsische Kirchenleitung dies in ihre Überlegungen und Bewertungen unbedingt mit einfließen lassen!
Donald Trump hatte damals ebenfalls Recht, seine Inaugurationsfeier hatte mehr Teilnehmer als alle anderen vergleichbaren Veranstaltungen in der Geschichte der Vereinigten Staaten – man muss nur die ganzen Leute mitzählen, die auch gerne dabei gewesen wären und nur durch fehlende Zeit, weite Anreise oder aus anderen Gründen nicht persönlich vor Ort sein konnten…
Und eine weitere Empfehlung zur Kenntnisnahme und ggf. Versachlichung der Causa Dr. Rentzing:
in der aktuellen DIE ZEIT / Nr.: 43 /Rubrik: Glauben & Zweifeln (!) reflektieren E. Finger + W. Thielmann das Thema des Landesbischofs: „Ein Bischof flieht aus dem Amt.“.
Jetzt ist nur zu hoffen, dass die Sächs. Landeskirche und Dr. Rentzing zur Aufklärung konstruktiv und umfassend beitragen.
Die Öffentlichkeit erwartet es.
Hier der Link zum Download dises sehr guten Artikrls:
https://www.file-upload.net/download-13754574/19-10-17_ZEIT_Rentzing.pdf.html
Naja, Herr Flade, zu jeder (Blog-)Glaubensgemeinschaft gehört ein unverrückbares und nicht hinterfragbares Lehrgebäude. Dazu gehören die Einteilung der Welt in Gut und Böse, Intoleranz und Kritikempfindlichkeit. Und natürlich auch Jünger und gern auch persönliche Angriffe auf Ungläubige. Das kann man in diesem Blog mustergültig nachlesen. Meinungsstreit? Das würde die Fähigkeit zur Diskussion und zur Möglichkeit des Irrtums voraussetzen.
Die Zahlen der Gemeindeglieder sinken seit etwa 1970 in Mitteleuropa in allen Kirchen, trotz hochmotivierter kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Farbschattierungen.
Wie gesagt: Unterhaltungswert hat dieser Blog, ernst nehmen – nein.
Herr Schurig. Ich bin doch sehr verwundert. Einer derart peinlichen Herablassung sollte sich ein OLKR in jedem Falle enthalten. Andererseits: Ihre Einlassung macht natürlich auch etwas überaus deutlich…. Ich verzichte darauf, dies weiter auszuführen, denn ich muss leider erkennen, dass mit Ihnen offenbar eine fruchtbringende Diskussion aussichtslos erscheint.
MFG
T.W.
Dies zur Information:
https://www.ekd.de/vorwuerfe-ruecktritt-landesbischof-rentzing-50461.htm
Grüsse
Wer die Meldungen u.a. zum Thema verfolgt, der weiß, daß die von Ihnen, sehr geehrter Herr Weiss, genannte Veröffentlichung in wesentlichen Punkten überholt ist.
Beispielsweise besteht Kontakt zwischen der Kirchenleitung und dem Landesbischof.
Zugleich erfährt Bischof Dr. Rentzing nicht nur Kritik, sondern auch breite Unterstützung.
Auch bin ich überzeugt davon, daß die sächsische Kirchenleitung – im Ringen um verantwortungsvolle Entscheidungen – bei ihrer Beratung Anfang nächster Woche über die entstandene Situation das zwischenzeitlich von tausenden Gliedern der Landeskirche in Briefen, E-Mails, Telefonaten sowie in der Teilnahme an der Petition „Für den Verbleib von Sachsens Landesbischof Dr. Carsten Rentzing im Amt!“ ausgesprochene Votum zum Amtsverbleib mit bedenken wird.
Das, nämlich „überholt“, ist die Verlautbarung des EKD keinesfalls, Herr Fischer. Auch die Tatsache, dass nunmehr Kontakt zwischen C.Rentzing und der Kirchenleitung besteht – es war höchste Zeit und überfällig, Urlaub hin oder her… – ändert daran überhaupt nichts. Und Sie sollten durchaus zur Kenntnis nehmen, das die anonyme Petition „Zum Verbleib…“ offensichtlich unter sehr dubiosen Umständen und von einer anonymen Plattform in die Welt gesetzt wurde. Das beschädigt sicher das Anliegen vieler dortiger Unterzeichner in erheblichem Maße.
MfG
Thomas Weiß
„Und Sie sollten durchaus zur Kenntnis nehmen, das die anonyme Petition „Zum Verbleib…“ offensichtlich unter sehr dubiosen Umständen und von einer anonymen Plattform in die Welt gesetzt wurde.“ [Thomas Weiss]
__________________________________________
Sehr geehrter Herr Weiss,
Sie irren nicht nur, sondern sie verbreiten hier auch diese Irrtümer.
Deshalb zunächst lediglich folgender Hinweis:
Die Plattform, auf der die Petition „Für den Verbleib von Sachsens Landesbischof Dr. Carsten Rentzing im Amt!“ veröffentlicht worden ist und die zur Stunde innerhalb von nur zweieinhalb Tagen ca. 14.250 Unterstützer gefunden hat, ist keinesfalls, wie von Ihnen hier behauptet „anonym“.
Bitte sehen Sie hier nach und korrigieren Sie sich bitte: https://www.citizengo.org/de/terms-of-use
Diese Petition trägt lediglich – im Gegensatz zur Petition vom 27. September d.J – keine Angabe über die Verfasser bzw. Erstunterzeichner.
Jeder Unterzeicher dieser Petition schickt diese demnach unger Angabe seiner E-Mail-Adresse in seinem eigenen Namen an unsere Landeskirchenleitung und wird von dort, so bin ich gewiß, auch Antwort erhalten.
Was nun die „dubiosen Umstände[n]“ betrifft, in denen diese Petition Ihrer Aussage zufolge zustande gekommen sein soll, so seien Sie bitte so freundlich, diese Behauptung konkret zu belegen.
Mein Großvater pflegte in solchen Fällen zu sagen: „Bitte Butter bei die Fische!“
Her Fischer,
wenn Sie so freundlich sein wollen, lesen Sie doch bitte meine hier veröffentlichte „Anmerkung zur Petition…“. Die befindet sich sich auf dieser Seite , nicht weit von hier…(s.u.). Da legte ich genau das Angefragte dar.
Mfg
T.W.
Ach so, Herr Fischer, noch eins: Dass diese „Petition“ anonym ist, ihre Urheber also unkenntlich und im Dunkel bleiben, ist das wichtigere Problem und macht die Petition im Sinne des Gebrauchs eines demokratischen Instrumentes völlig wertlos.
Zudem dürfte Ihnen natürlich auch bekannt sein, dass sich die Plattform insbesondere durch die Veröffentlichung rechsextremer Inhalte namhaft gemacht hat?
MfG
T.W.
Was auffällt: Wie von interessierter Seite alles getan wird, um abzulenken:
1. Auch 100.000 Unterschriften unter eine Petition machen aus falsch nicht richtig.
2. Es geht konkret um zwei Dinge:
2.1 der Vertrauensbruch durch Landesbischof Rentzing. Er hat über 30 Jahre Anhängern wie Kritikern gegenüber seine politischen Aktivitäten verschwiegen, sie zunächst verleugnet und dann pauschal als „Jugendsünde“ abgetan.
2.2 die tatsächlich gemachten Aussagen. Hier nur zwei: „Die neuzeitliche Frage nach den Menschenrechten ist unprotestantisch“ in seinem Aufsatz „Konservativismus und Protestantismus“ aus dem Jahr 1991. „So unpopulär es auch klingen mag: Nur über Gehorsam und Wiederinachtsetzung der alten Offenbarungs- und Richterinstanz sieht der Verfasser eine freiheitlichere Zukunft Europas.“ Die zentralen Aussagen Rentzings, alle theologisch begründet, sind unvereinbar mit den Grundaussagen der biblischen Botschaft und drehen das Rad zurück. Denn nach 1945 musste es nach dem völligen Versagen großer Teile der Kirche und der Theologie dem Nationalsozialismus gegenüber zu einem neuen Durchbuchstabieren von Theologie und Bekenntnis kommen. Der morgige Tag, das Gedenken an das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ von 1945, ruft uns das in Erinnerung (übrigens unterzeichnet von Hugo Hahn, aus Sachsen von den eigenen Leuten vertrieben und dann nach dem Krieg Landesbischof).
3. Interessant, dass bei denen, die Landesbischof Rentzing verteidigen, der Terroranschlag von Halle überhaupt keine Rolle spielt – vor allem auch nicht die Verwurzelung dieser Tat in der ungeheuerlichen Hetz und dem Hass, den seit Jahren Pegida/AfD betreiben – vor allem in Sachsen. Da hört man nichts von dem ach so aufmerksamen Zeitgenossen E. Fischer (oder wer immer sich hinter diesem Namen verbirgt) – dafür immer nur die mehr als schmierige Vermischung von Friedlicher Revolution und all dem, was sich im Vorfeld des Rechtsextremismus tumnmelt.
Christian Wolff
Anmerkung zur Petition „Für den Verbleib…“
Die Plattform CitizenGo veröffentlichte besagte Petition. Ich habe diese aufgerufen, um mich darüber zu informieren, nicht etwa, um diese „Petition“ zu unterstützen. Mit dem Aufruf wurde ich begrüßt mit der Feststellung: „Vielen Dank für Ihre Unterstützung“. Das habe ich jedoch nicht getan. Darauf hin forderte ich die Plattform auf, unverzüglich, diese unfreiwillige Zustimmung zu löschen und mich darüber umgehend zu informieren. dazu nutzte ich die einzig mögliche Kontaktmöglichkeit über ein E-Mail-Formular dieser Seite. Eine andere Kontaktmöglichkeit existiert auf dieser Seite nicht. Ich erhielt keine Antwort. Darüber hinaus mußte ich feststellen, daß die Seite „CitizenGo“ kein Impressum aufweist. Das weist auf ausgesprochene Unseriosität hin.
Sollte es sich tatsächlich so verhalten, dass allein ein Anklicken dieser „Petition“ zu einer Zustimmung des Aufrufenden führt, was ich vermute, halte ich dieses Vorgehen für geradezu kriminell, zumindest aber für vollkommen inakzeptabel!
Dies zur info. Wikipardia zu CitizenGo:
https://de.wikipedia.org/wiki/CitizenGo
Mich wundert es nicht, dass diese „Gegenpetition“ auf eben dieser Plattform in die Welt geschickt wurde….
Thomas Weiß
Lieber Thomas Weiß,
dem Impressum vergleichbare Angaben befinden sich unter „Nutzungsbedingungen“. Die Seite firmiert nach spanischem Recht.
Bei Wikipedia kann man nachschauen, von welchen Personen die Stiftung verantwortet wird: https://de.wikipedia.org/wiki/CitizenGo
Herr Engelhadt, vielen Dank für den Hinweis. Ich erwarte aber von einer Plattform, die sich des demokratischen Instrumentes der Petition bedient, unbedingte Transparenz. Die ist hier insofern nur mangelhaft gegeben, als eben ein Impressum nicht auf der Startseite einfach zu finden ist und sich unsinniger Weise in irgendwelchen „Nutzungsbedingungen“ verbergen mag. Ich werde den Teufel tun und diese Seite erneut aufrufen, um Ihren Hinweis zu überprüfen. Mir ist das Risiko zu hoch, unwillentlich für mir völlig fremde Anliegen und Überzeugungen vereinnahmt und mißbraucht zu werden.
Zudem ändert das nichts an der Tatsache, dass die veröffentlichte „Petition“ zu C. Rentzings Verbleib im Amt anonym ist. Damit ist sie wertlos. Im übrigen ist das in meinen Augen ein Mißbrauch des demokratischen Instrumentes der Petition. Eine solche sollte auch immer deren Urheber erkennen lassen.
Vielen Dank auch für den Wiki-Link. Den hatte ich bereits aufgerufen und auch hier im Blog mitgeteilt. Ich nehme an, Sie haben den Wiki-Text auch aufmerksam gelesen? Dann haben Sie sicher auch erkannt in welch hohem Maße diese Plattform fragwürdig ist.
Mfg
Thomas Weiß
An Herrn OLKR Schurig:
diese Kommentare wider Chr. Wolff werte ich als bemerkenswert banal und der Gesamtproblematik weniger als angemessen!
Und es offenbart Ohnmacht.
Ich erinnere:
zu einer Strukturdebatte einst in der Dresdner Dreikönigskirche wurde aus dem stark vertretenen Publikum angefragt, ob sich denn das LKA Sachsens ernsthaft Gedanken mache, was die wahren Gründe für die eklatante Abwendung von Kirche sei. Antwort von Vertretern eben dieser Institution vom Podium: Seien sie sicher, dass wir uns darüber Gedanken machen.
Die Reaktion aus dem Auditorium beschreibe ich jetzt nicht – sie war erschütternd.
Und wenn von LB Dr. Rentzing (a.D.) auf Petitionen und drängende Bitten, sich mit der Kirchenbasis zusammen zu setzen KEINE Reaktionen kommen, ja dann läuft etwas schief – oder ?
Herr Schurig – bedenken Sie Ihre Reaktionen, bevor Sie schreiben, denn es gilt: das Wort, was man nicht ausgesprochen habe, gehört einem noch selbst! Manchmal ist es besser so.
Immer mehr Beiträge liegen auf der gleichen Linie wie der meinen, daß nämlich
– Dr Fordran und Dr Gerhards in ihren Beiträgen nicht nur ernst zu nehmen sind, sondern ein Beispiel an Zurückhaltung und Sachlichkeit gesetzt haben, dem die abstoßende Unfähigkeit zum Eingehen auf Argumente des Meinungsgegners, das Ausweichen in Phrasen und dogmatische Wiederholungen und die Überheblichkeit von Herrn Wolff gegenüberstehen.
– die Antworten von Herrn Wolff auf andere Meinungen polarisieren, jedem Prinzip demokratischen Dialoges widersprechen, die eigene Selbstüberschätzung entlarvend darstellen und uns viel zur selbstgerechten Persönlichkeit des Herrn Wolff zeigen – alles anstatt Brücken zu bauen und Kompromisse zu finden.
Ja, lieber Herr Wolff, unterbreiten Sie mal ein Angebot für Beratung in Religion, Politik und Kultur; ich glaube, viele sind gespannt, was Sie darunter verstehen, und Sie haben ja nun das Angebot dazu gemacht
Sie denken, „in Deutschland würden ganz viele Demokraten leben“, und merken gar nicht, daß eben dies leider immer weniger der Fall ist: In Deutschland leben zunehmend viele Rechthaber, die sich für Demokraten halten – und das ist der Unterschied. Beispiel hierfür sind die Anhänger des englischen Sektenführers Roger Hallam (extinction rebellion), die seiner Meinung folgen: „Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant“. IHRE Äußerungen hier zeigen aber auch diese doktrinäre Haltung, nach der die eigene Meinung über Moral und Demokratie Ausschließlichkeit beansprucht
Sie haben dazu beigetragen – nach Auffassung vieler – den Landesbischof weg zu mobben. Sie haben einen Beitrag von mir neulich wegen „Rüpelhaftigkeit“ zensiert und abgelehnt. Aber Sie können ihn ja noch veröffentlichen, um das Publikum über diese „Rüpelhaftigkeit“ entscheiden zu lassen, die doch Ihrem „Plumpheits-Vorwurf“ nur folgt. Sie schrieben „dann reden wir“ – und lehnen das gleichzeitig flexibel ausweichend gegenüber jedem ab. Ein Beispiel? Ihre Beiträge sollen wir ernst nehmen – „oberkirchenrätliche Belehrung“ dagegen sollen wir mit dergleichen Verachtung „selbst einschätzen“, die Sie ihr entgegenbringen.
Irgendwann müssen Sie doch merken, daß die Beurteilung Ihrer Beiträge als heuchlerisch nicht beleidigend sondern Hilfe für Sie ist, sich selbst zu erkennen.
Ich grüße Sie,
Andreas Schwerdtfeger
Irgendwann wird auch Herr Schwerdtfeger begreifen, dass von mir geäußerte Meinungen und Überzeugungen nicht bedeuten, dass es keine andere Meinungen und Überzeugungen gibt. Ich stelle das, was ich zu bestimmten Vorgängen denke, zur Diskussion – natürlich auch in der Hoffnung, dass sich Menschen dem anschließen, dies aufgreifen und weiterführen. Dass zur Diskussion aber auch gehört, dass konträre Positionen geäußert werden, liegt in der Natur der Sache. Dieser Blog fördert diese Diskussion und will auch einen Beitrag leisten zum demokratischen Diskurs. Dabei werde ich nach wie vor darauf achten, dass Grenzen des Anstands nicht überschritten werden und dass zu jedem Beitrag ein Klarname gehört.
Zur Sache nur so viel: 1. Ja, ich halte die Bevölkerung Deutschlands nach wie vor dazu in der Lage, die Demokratie zu verteidigen und weiter zu entwickeln. Die mehr als fragwürdige Position von Extinction Rebellion zur Demokratie ist Gott sei Dank nicht Mainstream. 2. Es ist immer wieder verblüffend, was ich alles so mache – z.B. einen Bischof wegmobben. Zum Mobben gehört eine Beziehung. Ich habe zu diesem Bischof keine Beziehung und schon gar keinen Einfluss, um mobben zu können. Landesbischof Rentzing ist zurückgetreten. Das ist zunächst seine Entscheidung. Die Gründe dafür sind durch das Landeskirchenamt öffentlich kommuniziert worden. Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Dr. Günther –
Einspruch, Euer Ehren!
Chr. Wolff und somit den Verfassern der Petition „Spaltung der Kirche und deren Schädigung…“ vorzuwerfen, ist eine an der Realität in Sachsen vorbeigehende und sehr kurzatmige Polemik.
Ersten meine ich, dass derartige Anwürfe einem sachlichen Diskurs widersprechen und zweitens sollten Sie und andere sich bei Gelegenheit die „Gemeindegliederentwicklung“ der Ev.-Luth. Landeskirche etwas genauer ansehen.
Die bekannte Grafik dazu besagt, dass von 1990 mit ca. 1.400.000 Kirchenmitgliedern bis 2017 nur noch 688.858 übrig geblieben sind und bis 2040 auch davon (und dies nicht nur infolge demografischer Entwicklungen) weiter 50% die Kirche verlassen werden. Dies sind Erhebungen der Sächs. Landessynode von2018.
Also habe wir es mit einem gravierenden Kirchenmitgliedsschwund zu tun.
Und?
Dass wird provoziert von namhaften Theologen und Kirchenlaien, die sich u.a. auflehnen gegen einen Landesbischof, der sich in den letzten Jahren für den wahrhaftigen Erhalt seiner Kirche nachweislich kaum einbrachte, weder in Gedanken, noch mit Worten und erst recht nicht mit Werken!
Bevor man losschießt, sollte man das Problem komplexer angehen.
Unsere Kirche leidet enorm an Vertrauensverlust – die Bischofsproblematik sollte rasch zum intensiven Nachdenken und vor allem Handeln anregen – die Kirchenbasis erwartet es endlich!
„Unsere Kirche leidet enorm an Vertrauensverlust – die Bischofsproblematik sollte rasch zum intensiven Nachdenken und vor allem Handeln anregen – die Kirchenbasis erwartet es endlich!“ [Jo. Flade]
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Diesem Satz – das ist ja das Prekäre an der Lage – können beide Seiten zustimmen.
Die gestern gegen 9.30 Uhr veröffentlichte Petition „Für den Verbleib von Sachsens Landesbischof Dr. Carsten Renzing im Amt!“ hat beispielsweise innerhalb von nur vierundzwanzig Stunden 5.395 Unterstützer gefunden, also ein Vielfaches mehr als jene vom 27. September in nunmehr fast drei Wochen.
Es wäre in der gegenwärtigen Situation also grotesk, wenn jene Seite, die den Rücktritt von Landesbischof Dr. Rentzing fordert(e), für sich in Annspruch nehmen würde, die Meinung der sächsischen Kirchenbasis zu repräsentieren.
Gott sei Dank besteht das Leben nicht nur aus zwei Seiten. Auch in der Kirche ist Vielfalt vorhanden. Darum sei die Frage erlaubt: Welche „Seite“ forderte den Rücktritt? Diese Forderung ist – wenn überhaupt – im engsten Umfeld des Landesbischofs erhoben worden, also in der Kirchenleitung. Im Übrigen sind Rücktritte keine Sache von Mehrheitsentscheidungen, sondern zunächst und vor allem die Entscheidung einer Person. Christian Wolff
Sehr geehrter E. Fischer,
Sie sind hoffentlich nicht der Ansicht, dass es „die Masse“ macht? Dies zum einen. zum anderen: Niemand, auch nicht die Autoren und die Unterzeichner haben den „Rücktritt gefordert“. Das ist eine falsche – und ich unterstelle: absichtlich falsche Darstellung der Faktenlage. Dass C.Rentzing zu dem Schluß kommt, seinen Rücktritt zu erklären, Ist seine höchst eigene Sache. Die (tatsächlichen) Gründe für diese, seine ureigene Entscheidung bleiben zunächst im Dunkel. Die Verfasser und mithin die Unterzeichner der ersten Petition mahnen Aufklärung und Klarstellung durch den LB an. Nichts mehr, nichts weniger. Und dies setzt sie ins Recht, denn es ist legitim, dies von einem LB erwarten zu dürfen.
Was sich in dieser Diskussion ziemlich eindrücklich offenbart, ist ein grundlegendes
Zerwürfnis in dieser Landeskirche. Das wurde insbesondere von der sog. „konservativen“ Seite mageblich und unversöhnlich vorangetrieben. Man könnte es schon fast das „sächsische Schisma“ nennen.
Haben Sie einen schönen und entspannten Abend.
Mit freundlichem Gruß
Thomas Weiß
Nein, sehr geehrter Herr Weiss, ich bin grundsätzlich nicht der Meinung, daß „es die Masse macht“.
Doch auch Schillers Gegenposition,
„man soll die Stimmen wägen und nicht zählen;
Der Staat muß untergehn, früh oder spät,
Wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet“,
ist nicht gänzlich unproblematisch.
Doch stimmen wir bestimmt überein, daß in Demokratien Mehrheiten nicht unerheblich sind.
Wenn beispielsweise eine Petition wie die gestern Vormittag veröffentlichte, welche die sächsische Kirchenleitung auffordert, sich für den Verbleib von Landesbischof Dr. Rentzing in seinem Amt einzusetzen, innerhalb von nicht einmal eineinhalb Tagen bereits ca. 11.000 Unterstützer findet, dann ist dies nicht nur beachtenswert, sondern ein gewichtiges Votum, welches die sächsische Kirchenleitung, die Anfang nächster Woche beraten wird, in ihre Überlegungen und Bewertungen mit einfließen wird lassen müssen, um verantwortlich zu handeln.
Auch stimme ich Ihrer Einschätzung hinsichtlich eines Zerwürfnisses innerhalb der Landeskirche duchaus zu; Ihrer genannten Begründung jedoch keinesfalls. Auch hier ist zum jetzigen Zeitpunkt von gegenseitigen öffentlichen Schuldzuweisungen dringend abzuraten.
Eine Kirche, die – an Haupt und Gliedern – von Gemeinschaft lebt, sollte dies auch nach Außen hin zeigen. Indem sie diese Gemeinschaft lebt und, wo diese gefährdet scheint oder tatsächlich ist, um diese Gemeinschaft ringt.
Nun, Herr Fischer, ich bin diesbezüglich außerordentlich skeptisch (siehe meinen letzten Beitrag ganz oben) und habe ernste zweifel, dass die Zahl 11000 tatsächlich zutrifft. Aber seis drum….im übrigen erklären auch Schiller-Zitate nichts, aber auch garnichts.
Freundliche Grüße
Thomas weiß
Sehr geehrter Herr Wolff.
mir gefällt es nicht, dass. Sie über Herrn Rentzing richten bzw. ihn verurteilen. Weiterhin finde es nicht in Ordnung, dass Sie die AFD und Pegida pauschal mit Hass und Hetzer gleichsetzen. Auch Linke Gruppierungen wie die Antifa üben sehr starken Hass aus. Dazu würde mich Ihre Meinung interessieren.
Sehr geehrter Herr Tiedke, Sie interessieren sich für meine Meinung. Dafür danke ich Ihnen. Wenn Sie meinen Blog verfolgen, dann können Sie auch erkennen, wie ich zu Hass und Gewalt stehe. Ich lehne beides ab, da beides Ausdruck von Menschenfeindlichkeit ist. Lesen Sie dazu meinen Blog-Beitrag vom September 2015: http://wolff-christian.de/klare-trennlinie-keine-gewalt/. Ansonsten wundere ich mich, dass Sie offensichtlich kein Problem mit der Hetze und dem Hass von Pegida/AfD haben. Ich erspare mir, jetzt die Hunderte Beispiele anzuführen, die belegen, wie hasserfüllt die Programmtik dieser beiden Gruppierungen ist. Ich erinnere nur an die absurde Verharmlosung des beabsichtigten Massakers an den jüdischen Gottesdienstbesuchern in Halle als „Sachbeschädigung einer Tür“ und die ekelhafte Aufrechnung von „zwei deutschen Toten“ gegen die demolierte Eingangstüre der Synagoge durch den Bundestagsabgeordneten Brandner und den Landtagsabgeordneten Ulbrich – beide AfD. Pegida ist von Anfang an eine Hass und Hetze verbreitende Organisation. Dass Sie aber damit offensichtlich kein Problem haben, erklärt mir auch, warum Sie so vehement den zurückgetretenen Landesbischof Rentzing verteidigen. Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff, dass Sie meine Frage wegen der Antifa nicht beantworten, wundert mich nicht. Ich bin der Meinung, dass sich die Kirche auch von Linksextremen distanzieren sollte, weil diese nachweislich einen Systemwechsel anstreben. Ich habe im Gegensatz zu Ihnen den Sozialismus in der DDR persönlich erlebt. In so einem System, in dem man nicht offen sagen konnte, Christ zu sein, will ich nicht wieder leben. Also ich bin auf Ihre Meinung gespannt, warum distanziert sich die Kirche nicht vom Linksextremismus?
Sehr geehrter Herr Tiedke, zunächst stimme ich Ihnen voll zu: auch ich möchte in keinem System leben, in dem ich nicht frei meine Meinung äußern und meinen Glauben praktizieren darf. Zu Ihrer Frage: Ich kann mich nur von etwas distanzieren, mit dem ich einmal gemeinsame Sache gemacht oder zu dem ich eine besondere Nähe verspürt habe. Ich kann nicht erkennen, dass die Kirche irgendwann einmal dem Linksextremismus gefrönt hat. Das sieht beim Rechtsextremismus ganz anders aus. Die Haltung der Kirche zum Nationalsozialismus war zunächst beschämend. Ich kann das jetzt nicht im einzelnen darstellen. Aber morgen jährt sich das „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ von 1945 zum 84. Mal. Ich vermute einmal, dass Ihnen auch diese Antwort nicht genügt. Wenn es anders ist, sollte es mich freuen. Christian Wolff
Landesbischof Dr. Rentzing wurde 2015 mit 40 zu 38 Stimmen gewählt, nachdem er lange in den Wahlgängen vorn lag. Eine Stimme war ungültig, möglicherweise seine eigene.
Was Pfarrer Wolff über alle (!) Bischofskandidaten dachte, ist im hiesigen Blog vom 4. Mai 2015 nachzulesen.
Man darf diesen Blog nicht zu ernst nehmen. Es geht hier mehr um ideologische Glaubensbekenntnisse. Dass mancher auf diesem Blog nicht müde wird, Pfarrer Wolff zu widersprechen, verdient höchsten Respekt.
Ja, hier wird das Selbstverständliche praktiziert: ein offener, kontroverser Meinungsaustausch. Voraussetzung ist: mit Klarname. Allerdings können die Leser/innen des Blogs und der Kommentare sicherlich auch ohne oberkirchenrätliche Belehrung beurteilen, wie die einzelnen Beiträge einzuschätzen sind. Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Schurig,
ich sehe mich gezwungen, Ihnen mitzuteilen, dass ich allerdings diesen Blog ernst nehme. Christian Wolff ist ein klarer Kopf. Ideologie sehe ich hier nicht. Ich wünschte dem sächsischen Oberlandeskirchenrat einen ähnlich klaren Verstand!
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für die schwierige Aufgabe, die Ihr Haus nun zu lösen hat.
Thomas Weiß
Nun ist sie also da, die zweite Petition.
Gerichtet ist sie an das Landeskirchenamt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und ausgesprochen wird sich in ihr „Für den Verbleib von Sachsens Landesbischof Dr. Carsten Rentzing im Amt!“.
https://www.citizengo.org/de/pt/174331-fuer-den-verbleib-von-sachsens-landesbischof-dr-carsten-rentzing-im-amt?m=6&tcid=61114494&fb=0
Sie wurde heute morgen veröffentlicht und verbreitet sich zur Stunde mit rasender Geschwindigkeit im Lande. Bereits nach wenigen Stunden hatte sie die bisherige Unterstützeranzahl der Petition vom 27. September überholt.
Viele wird dies freuen, einige werden dies bedauern. Eines zeigt es aber auf jeden Fall: Wie unsere Gesellschaft ist auch unsere Landeskirche derzeit tief entzweit.
Das Auseinanderbrechen der einen wie der anderen muß aber unter allen Umständen verhindert werden!
Wege dazu, davon sind Christen überzeugt, weist das Evangelium.
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Tageslosung vom heutigen Tage: „Jesus sah einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.“
Matthäus 9,9
Guten Abend, nunja, das war erwartbar. Diese „Gegenpetition“ steht in bester Tradition der Verdrehung und Relativierung von Tatsachen. Und sie ist verwirrend formuliert. Ich fürchte, dass viele das, was dort geschrieben steht wohl kaum prüfen werden…. Nur ein Beispiel: unter Punkt 2. wird mitgeteilt, einer der Rentzingschen Fragmente-Aufsätze, sei „von der kirchlichen Presse übernommen“ worden und nennt als Beleg das „Monatsblatt der Evangelischen Notgemeinschaft in Deutschland“. Diese wird allgemein als konservativ und auch mit rechtsextremistischen Tendenzen eingestuft. Zur Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/Evangelische_Notgemeinschaft_in_Deutschland
https://inrur.net/wiki/Evangelische_Notgemeinschaft_in_Deutschland
Übrigens lohnt es, diese „Notgemeinschaft“ mal per google unter die Lupe zu nehmen.
Welch ein massiver Hang zur Zwietracht doch aus dieser Petition spricht.
Sehr geehrter Herr Pfarrer Wolff,
angesichts Ihrer vehementen Initiativen bei der Spaltung der Landeskirche mit Schädigung ihres Ansehens in der Öffentlichkeit hätte ich gern von Ihnen gewusst, wodurch Ihr Anspruch eines „Beraters für Kirche, Politik und Kultur“ legitimiert wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Heinrich Günther
Sehr geehrter Herr Dr. Günther,
wenn Sie Beratungsbedarf haben, wenden Sie sich gerne an mich, damit ich Ihnen ein Angebot unterbreiten kann.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Pfarrer Wolff,
für Ihr Angebot einer Beratung bedanke mich. Schade, dass Sie auf meine Frage nicht eingegangen sind, auf die ich eine Antwort erhofft hatte.
Mit freundlichen Grüßen
Dr.Heinrich Günther
Hier ein Screenshot aus der Zeitschrift „Fragmente“: https://abload.de/img/117kae.jpg
Dieser Ausschnitt und auch das, was sonst noch in den letzten Tagen in der (Kirchen-)Presse zu den früheren Aussagen des Bischofs Rentzing veröffentlicht wurde, zeigt doch eigentlich nur, dass er sich als Student kritisch mit der herrschenden Lehre auseinander setzte, dass die Demokratie Voraussetzung der Freiheit sei. Auch ich komme – zwar nicht als Theologe, aber als Jurist – noch heute zu ähnlichen Schlüssen, wenn ich – damals wie heute – daran denke, dass Hitler ja letztlich auch in einem demokratischen Prozess (erst durch die Wahlen 1932 und dann durch das mit Mehrheit der demokratischen Parteien verabschiedete Ermächtigungsgesetz) an die Macht gekommen ist. Und heute kommen ähnliche Gedanken auf, wenn man sich klar macht, dass auch Trump, Orban und zuletzt am Sonntag die PIS demokratisch gewählt worden sind. Ich persönlich habe diese Zweifel an der Demokratie durch zwei Antworten überwunden: Erstens ist (wie wohl Churchill gesagt haben soll) von allen schlechten Staatsverfassungen die Demokratie immer noch die relativ am wenigsten schlechten(also beste), und zweitens müssen die Mängel des demokratischen Systems durch das unbedingt dazu gehörige Rechtsstaatsprinzip eingegrenzt werden. Für mich ist das Rechtsstaatsprinzip sogar wichtiger als die Demokratie.
Offengesagt sehe ich nicht, dass diese von Rentzing als Student gemachten Aussagen rechtfertigen, ihn aus dem Bischofsamt zu drängen. Ich kann auch keine moralische Verpflichtung erkennen, dass er diese alten Aufsätze nochmals der Kirche vor seiner Amtseinführung als Pastor oder als Bischof hätte vorlegen müssen.
Die heutige FAZ berichtet unter der Überschrift „Verdrängte Vergangenheit“ über Rentzings Rücktritt und bemängelt die scheibchenweise Offenbarung der inkriminierten Texte – z. T. erst auf Vorhalt von außen.
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Das Problem am Freitag
war nun, dass die Rücktrittsankündigung
von Rentzing in den anderen Landeskirchen
als Folge dieser Auseinandersetzung [der Petition – K. P.]
verstanden wurde. Entsprechend lauteten
die Überschriften der Pressemitteilungen
und Agenturmeldungen: Der EKD-Ratsvorsitzende
„Bedford-Strohm bedauert
Rücktrittsankündigung“ oder Bischof
XY „würdigt Bischof Rentzing“.Aufgeschreckt
wurden die Bischöfe erst, als am
Samstagmittag Medien über die alten Aufsätze
Rentzings berichteten. Der EKD-Ratsvorsitzende
Heinrich Bedford-
Strohm erklärte darauf eilig, die neuen
Vorwürfe hätten ihn „schockiert“.
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Hier der Link zum Download:
https://www.file-upload.net/download-13750503/19-10-14_FAZ-Rentzing.pdf.html
Hier mal ein – hoffentlich – ohne Umwege und irgendwelche Anmeldeforderungen…. zu eben dem FAZ-Artikel.
https://edition.faz.net/faz-edition/politik/2019-10-14/caad49c183d04a1ed925a64ed8850198/?GEPC=s9
Lesenswert. Grüsse!
Thomas Weiß
Von Herrn Dr. Gerhards menschlich total grundanständigen Haltung bin ich ganz und gar überzeugt und auch begeistert. Sachlich fundiert und loyal der Wahrheit verpflichtet ist er für mich ein wahrer Christ, Humanist und einer derjenigen wenigen lebenden Demokraten, die es noch verdienen, mit diesen Prädikaten ausgezeichnet zu werden. Gott segne Menschen, die wie Sie auftreten und handeln, so verlangt es die Heilige Schrift.
Ich dachte, in Deutschland würden ganz viele Demokraten leben – zumindest die, die vor 30 Jahren zur Demokratie aufgebrochen sind.
Sehr geehrter Herr Wolff,
Welch Musterbeispiel christlichen Umgangs miteinander – wird nun das in der Gesellschaft schon längst fest implantierte Schema: konservativ = rechts = rechtsextrem = nationalsozialistisch zum sachargumentsfreien Abschuß des Gegners auch in Kirchenkreisen etabliert?
Was hat so eine Kirche noch mit der Frohen Botschaft des Evangeliums zu tun?
Eine Frage noch: wäre ein Ihnen genehmer Kandidat damals derart knapp gewählt worden, hätten sie igm auch die Nichtannahme der Wahl bzw. den Rücktritt empfohlen? Vermutlich nicht.
Und noch eine Frage: Wie weit und mit wem würden Leute wie Sie gehen, um Ihre Ansicht von Demokratie durchzusetzen?
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Britta Fordran
Sehr geehrte Frau Dr. Fordran, es ist interessant, welche Fragen Sie interessieren und welche nicht. Es geht in der Causa Rentzing nicht um mich. Es geht darum, dass ein Landesbischof über Jahre alles verschwiegen, verleugnet und auch abgestritten hat, was nun herauskommt. Er hat es versäumt, sich selbstkritisch mit dem auseinanderzusetzen, was er vor Jahren zu Papier gebracht hat. Stattdessen hat er in den letzten Wochen immer abgestritten, dass er Verbindungen habe in die rechtsnationalistische Szene – bis es nicht mehr ging. Das ist ein gravierender Vertrauensbruch. Und das musste zum Rücktritt führen. Rentzing hat eben genau das nicht gemacht, was Paulus zeit seines Lebens immer wieder zum Ausdruck brachte: eine selbstkritische Reflexion der Vergangenheit.
Nun zu Ihren Fragen: 1. Ich kann nicht erkennen, dass das von Ihnen beschriebene „Schema“ in der Gesellschaft „fest etabliert“ ist. Insofern stellt sich die Frage nicht.
2. siehe 1.
3. Das Wahlverfahren der sächsischen Landeskirche habe ich schon immer für unangemessen gehalten – völlig unabhängig davon, wer sich zur Wahl stellt oder die Wahlen gewinnt. Ein Wahlverfahren ist aber kein Rücktrittsgrund.
4. Wir leben Gott sei Dank in einer freien Gesellschaft und können in der Kirche das frei gesprochene Wort pflegen – unabhängig davon wie sich Mehrheitsverhältnisse in staatlichen oder kirchlichen Gremien darstellen. Sehr häufig bin ich mit meiner Meinung in der Minderheit. Das muss ich aushalten – unabhängig davon, dass ich für meine Position werbe. Ob sich diese aber durchsetzt, liegt nicht an mir, sondern an denen, die sich davon überzeugen lassen oder sich dem anschließen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
man braucht nicht studiert zu haben, um zu sehen, daß konservative Positionen zunehmend im etablierten Parteienspektrum heimatlos wurden, und das alles, was konservativ gilt, alsbald mit der „Nazikeule“ mundtot gemacht wird, egal, wie historisch widersinnig dies ist, z.B. Bei Islamkritik. Aber selbst Abtreibungsgegner dürfen heutzutage darauf warten, über eben diese Schiene bekämpft zu werden. Das sehe ich zunehmend auch in der Kirche. Die damaligen Reaktionen in diversen Foren auf die Bischofswahl aus den Kreisen eher linksgerichteter Gegner ließen bereits vermuten, daß es dieser Bischof sehr schwer haben würde und seine Gegner erst rasten würden, wenn sie ihn beseitigt haben. Diese Vermutung ist Realität geworden. Hinzu kommen die mehr oder weniger unverhohlenen Aufforderungen, z.B. AfD-Sympathisanten aus Kirchenvorständen zu entfernen, die nahtlos zur Gesinnungsprüfung in der Kirche passen. Hat Jesus Christus auch Gesinnungsprüfungen gefordert oder vorgenommen? Mir ist da gerade keine biblische Stelle dazu bekannt.
Sie werfen Herrn Dr. Rentzing vor, nicht offen genug mit seiner Vergangenheit umgegangen zu sein. Erstens hat er zu keinem Zeitpunkt eine Straftat begangen oder zu einer aufgerufen, zweitens erwarten Sie doch von anderen auch keinen geistigen Striptease – bei Herrn Dr. Rentzings Vorgänger, Herrn Bohl, war seine Vergangenheit als landespolitischer Sprecher der Grünen zum Zeitpunkt der Bischofswahl auch nicht allgemein bekannt.
Es wird hier mit zweierlei Maß gemessen!
Zunehmend frage ich mich, ob dies wirklich noch meine Kirche ist, wenn der von Ihnen und Herrn Martin sowie weiteren Gesinnungsgenossen geforderte Umbau der sächsischen Landeskirche tatsächlich erfolgt.
Ich brauche eine Kirche, in der ich das Evangelium höre, welches mit Zuversicht und Wegweisung auch in schwierigen Zeiten spendet – übrigens waren die von mir besuchten Predigten des Herrn Dr. Rentzing diesbezüglich vorzüglich, und keine, wo ich mehr oder minder deutlich die Wahlempfehlung von der Kanzel diktiert bekomme.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Britta Fordran
P.s. Könnte man sich vielleicht durchringen, trotz allem unverhohlenen Hasses von „Herrn Dr. Rentzing“ zu sprechen statt von „Rentzing“? Das wären eigentlich die Grundregeln des gesitteten Umgangs miteinander.
Sehr geehrte Frau Dr. Fordran,
1. Es ist sehr aufschlussreich, dass Sie sich weiter drücken vor der Einsicht, dass Landesbischof Dr. Carsten Rentzing an sich selbst gescheitert ist. Dazu war keine „Gesinnungsprüfung“ nötig. Landesbischof Dr. Carsten Rentzing muss mit dem Vorwurf des Vertrauensbruchs vor allem gegenüber seinen Wähler/innen leben.
2. Heute war im Netz zu lesen, dass der AfD-Landtagsabgeordnete Roland Ulbrich gepostet hat „Was ist schlimmer: eine beschädigte Synagogentür oder zwei getötete Deutsche?“ um dann noch auszuführen, dass der Anschlag auf die Synagoge in Halle noch nicht einmal einen Versuch eines Tötungsdeliktes darstelle. Das ist die AfD – eine Partei, die in ihrer Programmatik allen Grundwerten des christlichen Glaubens widerspricht. Daran darf die Kirche auch in ihren einzelnen Gliederungen keinen Zweifel aufkommen lassen. So viel zur „Gesinnungsprüfung“.
3. Landesbischof i.R. Jochen Bohl hat bei seiner Vorstellung in der Peterskirche Leipzig sehr wohl erwähnt, dass er bei den Grünen im Saarland als Geschäftsführer tätig war. Mir ist nichts bekannt, dass Landesbischof i.R. Jochen Bohl in dieser Eigenschaft irgendetwas gesagt oder getan hat, was ihn an der Ausübung seines Amtes gehindert hätte.
4. Über Ihre Kirchenmitgliedschaft müssen Sie schon selber entscheiden. Mich wundert allerdings, dass Sie offensichtlich in Kenntnis von „Umbauplänen“ sind, die Herr Martin und ich fordern. Da scheinen Sie mehr zu wissen als ich. Was ich von der Kirche erwarte bzw. wie ich selbst Kirche zu leben gedenke, können Sie durch Abruf meiner Vorträge und Predigten, die alle öffentlich zugänglich sind, erfahren. Ebenso können Sie sich in Leipzig darüber informieren, wie ich dort als Pfarre der sächsischen Landeskirche gewirkt habe. Danach können wir gerne streiten.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
Soweit man als Akademiker nicht betreutes Opfer von „Anstalten für betreutes Denken“ werden möchte, würden Quellen und Originale der Publikatinen des heutigen Herrn Landesbischofs interessieren.
Sehr geehrter Herr Wolff,
vor ein paar Wochen fiel mir ein Buch in die Hand mit Vorträgen zur Erinnerung an Rolf Rendtorff. Darunter einer von Ihnen über Rolf Rendtorff und die Politik. Daraus ersehe ich, dass Sie Ende der 1960er Jahre auf der Seite der Linksliberalen (nicht der radikalen Linken) gestanden haben, wo Sie sich wahrscheinlich noch immer positionieren. Dagegen ist prinzipiell auch nichts zu sagen, aber ich sehe in dieser Position doch eine große Schwierigkeit im Kern! In Ihrem Beitrag kommt an einer Stelle auch einer der von mir sehr geschätzten akademischen Lehrer vor, Lothar Perlitt, der schon damals in Heidelberg die Position der Konservativen vertrat. Von Perlitt habe ich abgesehen vom Fachlichen u.a. die Mahnung mitbekommen, darauf zu achten, wie das linksliberale Denken den Menschen fern ist, wie es zu Lebenslügen und zu einem abgehobenen Moralismus führt. Und in etwa diesem Sinne nehme ich Ihre hiesigen Stellungnahmen wahr. Ich gebe Ihnen natürlich Recht, dass die Kirche einem aggressiven Nationalismus entgegenwirken muss. Aber ich bin überzeugt, dass die wenigsten Menschen heute zu einem solchen Nationalismus neigen. Die Frage ist vielmehr, warum trauen sie Propagandisten, die einem aggressiven, völkischen Nationalismus zumindest nahekommen. Liegt hier ein Versagen demokratischer und intellektueller Eliten? Ich glaube schon. Sie sprechen den „Sarrazin-Hype“ an und sehen darin einen „Fanfarenstoß“, mit dem ein „rechter Diskurs“ etabliert werden sollte. Hat das nicht Elemente einer Verschwörungstheorie? Ich möchte Sie – nicht als Vorwurf, sondern ganz ehrlich – fragen, ob Sie nie daran gedacht haben, dass Sarrazin einen Nerv getroffen hat, der in der Gesellschaft ohnehin schon blank lag, dass also dieser „Hype“ entstand, weil er Probleme angesprochen und gedanklich vertieft hat, um die viele Menschen ohnehin wussten, die aber nicht offen thematisiert wurden? Haben Sie sich nie gefragt, wie Sarrazin, der kein Rechtsextremist ist (bis heute nicht), der Anfang der 1970er Jahre in die SPD eingetreten ist – zu der Zeit, in der Sie für Rendtorff und seine SPD-Kandidatur gearbeitet haben -, zu den Positionen kommen konnte, die er vertritt? Sicher kann und muss man nicht alles bejahen, was er schreibt – aber könnte es sein, dass ihn bestimmte besorgniserregende Fakten und die ehrliche Sorge um unser Land (oder wenn es Ihnen lieber ist: um unsere Gesellschaft) zum Schreiben genötigt haben? Eines der Kernprobleme ist nach Sarrazin der Zuzug und die demographisch zu erwartende Zunahme von Menschen aus dem islamisch geprägten Kulturkreis. Dieses Problem ist aber doch nicht vorschnell zu leugnen. Denn drei Dinge sind klar: 1. Es gibt kulturelle Fremdheitserfahrungen, die Menschen Angst machen, letztlich die Angst vor „Entheimatung“ (wie Joachim Gauck sagte). Schon dieses psychologische Moment kann in einer Demokratie nicht einfach übergangen werden, auch wenn man daran arbeiten kann und muss (! – da bin ich sicher bei Ihnen), durch Begegnungen etc. Fremdheit zu überwinden. 2. Es gibt reale soziale Probleme – nicht mit allen, aber doch mit vielen – Menschen, die dieser Kultur angehören. Die Vorstellungen über das soziale Zusammenleben und -arbeiten unterscheiden sich zum Teil sehr. Das bedeutet: Es gibt Elemente einer nicht zu überwindenden Fremdheit. und 3. Die Angst der Entheimatung besteht auf beiden (!) Seiten. Auch viele Muslime, die in Europa leben, empfinden unsere Gesellschaft, ihren Individualismus und das Fehlen klarer Orientierungen als bedrohlich. Von ihnen Integration in unsere Gesellschaft zu verlangen, bedeutet, die Bereitschaft zur Selbstentwurzelung abzuverlangen. Das heißt alles in allem: Es gibt massive Integrationsprobleme mit Menschen aus dem islamischen Kulturkreis, und viele Menschen in unserem Land wissen darum. Mir scheint daher, dass Sarrazins Forderung, eine weitere Zuwanderung aus islamischen Ländern eng zu begrenzen, berechtigt ist. Ich denke sogar, dass sie im Sinn der bereits hier lebenden Muslime ist, denn hier ist noch sehr viel an Integrationsarbeit zu leisten – die wir diesen Menschen auch schuldig sind, wenn sie in unserem Land eine Chance haben sollen. Die können wir aber nur leisten, wenn der Zuzug nicht stetig anhält. Wenn Sie einen Diskurs darüber verhindern wollen, dann werden Sie bei vielen Menschen in Sachsen und anderswo, denen die Demokratie nicht als alternativlos gilt, jedenfalls eines nicht erreichen: Sie werden nicht erreichen, dass diese Menschen Vertrauen in die Demokratie gewinnen. Damit treiben Sie diese Menschen den Verächtern der Demokratie in die Arme. Nun mag es sein, dass die Angst vor dem Islam tatsächlich unbegründet ist, und dass Sarrazin mit den von ihm genannten Daten falsch liegt. Mir wäre nichts lieber als das! Aber dann können wir erwarten, dass Sarrazin und anderen wie z.B. Tilman Nagel oder Egon Flaig fundiert widersprochen wird. Gibt es irgendeinen Grund, einen solchen Diskurs – wie er Bischof Rentzing wohl auch vorschwebte – zu fürchten?
Entschuldigen Sie meine vielen Worte und meinen teilweise harten Ton, die ich aber beide sachlich für notwendig halte.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards,
auf diese Idee muss man erst einmal kommen: Weil Sie der Überzeugung sind, dass die wenigsten Menschen einem aggressiven Nationalismus folgen, vor dem z.B. ich warne, unterstellen Sie, dass andere und ich den Propagandisten des Rechtsnationalismus „traue“ und sehen darin eine „Versagen der demokratischen und intellektuellen Eliten“. Eine feine, aber dennoch ziemlich plumpe Dialektik. Denn sie beinhaltet ja Folgendes: Kümmere Dich nicht um die Propagandisten, also um die Höckes, Urbans, Kalbitz, Gaulands, Weidels und all die chrecklichen AfD-Poster in den Netzwerken. Die muss man nicht ernst nehmen. Spreche mit dem – wahrscheinlich soll ich jetzt denken – „Volk“. Genau diese Fehleinschätzung, besser: dieses Ablenkungsmanöver hat uns in die politische Schieflage eines rechtslastigen Diskurses gebracht, in dem es normal sein soll, von Geflüchteten als „Invasoren“ zu sprechen, von „Umvolkung“ und der Nazizeit als „Vogelschiss der Geschichte“. Die Absicht ist durchschaubar: Während – und jetzt nehmen wir das Beispiel Sarrazin – ganz gezielt nicht nur Themen, sondern ideologische Erklärungsraster in den Diskurs implementiert werden, arbeiten die „Propagandisten“ weiter am braunen Sumpf, in dem dann ein Grundrecht nach dem anderen verschwinden kann. Da soll man sie bitte nicht stören. Genau so lesen sich dann Ihre drei Punkte zu Sarrazin, die sich wieder so vernünftig, so abgewogen anhören. Ja, darüber kann man tagelang debattieren – und das lohnt sich auch. Aber mir müssen Sie eigentlich nichts erzählen über die Chancen und Schwierigkeiten im Zusammenleben mit Muslimen. Ich war 15 Jahre Gemeindepfarrer in Mannheim. Im Wohngebiet lebten viele Türk/innen (15 % Bevölkerungsanteil), im Religionsunterricht saßen muslimische Schüler/innen, in unserem Gemeindehaus fanden türkische Hochzeiten, Beschneidungsfeiern statt. Wir haben den interreligiösen Dialog gesucht und geführt. Das habe ich auch mit anderen zusammen in Leipzig initiiert. Wir hatte schwierige Gespräche und wunderbare Zusammenkünfte. Eine solche Arbeit ist keine Einbahnstraße. Aber eines war immer klar: Zuerst und vor allem treten wir all den Hasspredigern und Hetzern von Pegida/AfD entgegen und lassen keinen Zweifel daran, dass deren politische Absichten mit dem christlichen Glauben unvereinbar sind. An dieser Klarheit hat es Bischof Rentzing völlig vermissen lassen. Er hat die Probleme zunächst überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt – auch darin ein Gefangener seiner selbst. Darum noch einmal: Es geht nicht darum, irgendeinen Diskurs zu verhindern. Es geht darum unzweideutig für die Grundwerte des Glaubens und unserer Verfassung einzutreten. Nennen Sie das von mir aus „Moralismus“. Das schreckt mich nicht. Denn eines gehört zum Wesen des Rechtsnationalismus: die moralischen Grundlagen des Zusammenlebens gezielt zu zerstören. Genau in diesem Prozess befinden wir uns. Das gleiche gilt auch für die Demokratie. Und da will ich Sie nur auf eines aufmerksam machen. Ein Satz wie der „Wenn Sie einen Diskurs darüber verhindern wollen, dann werden Sie bei vielen Menschen in Sachsen und anderswo, denen die Demokratie nicht als alternativlos gilt, jedenfalls eines nicht erreichen: Sie werden nicht erreichen, dass diese Menschen Vertrauen in die Demokratie gewinnen.“ macht mich ganz hellhörig. Da spricht einer, nämlich Sie, sozusagen von der Zuschauertribüne – offensichtlich als jemand, der sich durchaus Alternativen zur Demokratie vorstellen kann und sich in dieser Unbestimmtheit intellektuell auch noch wohlfühlt. Da halte ich es mit Karl Barth (1886-1968), der in seiner Schrift „Rechtfertigung und Recht“ schon 1938 (!) feststellte: „Die Phrase von der gleichen Affinität bzw. Nichtaffinität aller möglichen Staatsformen dem Evangelium gegenüber ist nicht nur abgenützt, sondern falsch. Dass man in einer Demokratie zur Hölle fahren und unter einer Pöbelherrschaft oder Diktatur selig werden kann, das ist wahr. Es ist aber nicht wahr, dass man als Christ ebenso ernstlich die Pöbelherrschaft oder die Diktatur bejahen, erstreben kann wie die Demokratie.“ Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
ich gebe gerne zu, dass meine Beiträge sehr lang geworden sind, weil das Thema es m.E. auch sachlich verlangt. Dennoch würde ich mich freuen, wenn Sie die Sätze, auf die Sie Bezug nehmen, richtig lesen. Sie werfen mir eine „plumpe Dialektik“ vor, denn – so Ihre Worte: „Weil Sie der Überzeugung sind, dass die wenigsten Menschen einem aggressiven Nationalismus folgen, vor dem z.B. ich warne, unterstellen Sie, dass andere und ich den Propagandisten des Rechtsnationalismus ‚traue‘ und sehen darin eine ‚Versagen der demokratischen und intellektuellen Eliten'“. – Wenn Sie noch einmal in meinen Text sehen, dann lesen Sie dort: „Aber ich bin überzeugt, dass die wenigsten Menschen heute zu einem solchen Nationalismus neigen. Die Frage ist vielmehr, warum trauen sie (!) Propagandisten, die einem aggressiven, völkischen Nationalismus zumindest nahekommen“. Das „sie“ ist klein geschrieben, also Pronomen der 3. Person Pluralis! Ich meine also nicht, dass Sie (groß geschrieben!) den Propagandisten trauen, sondern „die Menschen“, die bei Pegida mitlaufen oder AfD wählen. Das Versagen der Eliten sehe ich darin, dass sie die Sorgen der Menschen nicht ernst genug nehmen – etwa die Sorge vor einer Islamisierung Deutschlands. Bei den Propagandisten und rechten Hetzern fühlen sich die Menschen dann eben verstanden und werden, etwa durch das Abblocken eines echten Diskurses über die Bücher von Sarrazin in die Arme rechter Propagandisten und Hetzer getrieben. Sie selbst blocken den Diskurs über Sarrazin ab. Ich hatte Ihnen die nüchterne Frage gestellt, ob Sarrazin nicht vielleicht durch Gründe zu den Positionen gekommen ist, die er jetzt vertritt. Sarrazin – der kein Rechtsextremist ist, sondern demselben sozialdemokratischen Hintergrund angehört, für den Sie sich auch engagiert haben. Diese Frage, die ausdrücklich kein Vorwurf sein sollte, hätten Sie nüchtern beantworten können. Bei Ihren Stellungnahmen habe ich jedoch den Eindruck, dass Sie gar nicht ernsthaft und nüchtern über die Dinge nachdenken, sondern alles in das Raster von Verschwörungstheorien einordnen. Aus Ihrer Sicht sind hier nicht in der AfD und bei Pegida, sondern scheinbar auch sonst nur böse Menschen mit sinistren Absichten am Werk. So gehen Sie davon aus, dass ich, wo es um Muslime geht, „sozusagen von der Zuschauertribüne aus“ argumentiere, „offensichtlich als jemand, der sich durchaus Alternativen zur Demokratie vorstellen kann“. Worauf stützen Sie das? Was wissen Sie über meine Erfahrungen mit Muslimen, oder woher kommt der Vorwurf der „Zuschauerperspektive“? Abgesehen davon lese ich in Ihren Schilderungen von Begegnungen mit Muslimen nur von schwierigen und wunderbaren Erfahrungen. Ja, diese Erfahrung gibt es; keine Frage! Aber ich lese nichts davon, dass Sie auch Ex-Muslime kennen, die zum christlichen Glauben gefunden haben und jetzt aus der eigenen Familie mit dem Tod bedroht werden. Solche Leute habe ich auch kennengelernt. Und ich lese nichts über Christen, die in Flüchtlingsheimen von muslimischen Mitbewohnern drangsaliert werden. Damit habe ich zwar keine unmittelbare Erfahrung, aber immerhin zwei mir bekannte Pfarrer, die keineswegs in der „Zuschauerperspektive“ sind. Was schließen Sie aus solchen Erfahrungen, die sich auf andere Gebiete übertragen lassen, für die Perspektiven der Integration des Islam bei einem wachsenden muslimischen Bevölkerungsanteil? Wahrscheinlich halten Sie auch diese Frage für ein „Ablenkungsmanöver“, mit dem ich die Demokratie aushöhlen will. Aber mich würde sehr interessieren, aus welchen meiner Worte Sie schließen, dass ich mir „Alternativen zur Demokratie“ vorstellen kann? Dann hätte ich mich sehr unklar ausgedrückt. Ich halte die Demokratie für alternativlos. Gerade deshalb mache ich mir Sorgen, dass sie durch das oben beschriebene Versagen intellektueller Eliten Schaden nehmen wird. Vielleicht lassen wir es einfach dabei, dass wir sehr unterschiedliche Wahrnehmungen haben und daher im Gespräch nicht zueinander finden. Allerdings kann ich mir die Bemerkung nicht verkneifen, dass die Art, wie Sie auf meine Beiträge mit Unterstellungen reagieren, bei mir kein Vertrauen darüber aufkommen lässt, dass ich Ihrem Urteil über Bischof Rentzing folgen könnte.
Verzeihen Sie bitte, wenn ich Ihnen unrechte Vorwürfe gemacht habe. Das war nicht meine Absicht. Aber Ihre Antworten kommen bei mir wirklich nicht besonders positiv und weiterführend an.
Mit besten Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards,
vielen Dank für den Hinweis. Da habe ich Sie falsch verstanden. In der Sache ändert das nicht viel. Eine Frage: Was verstehen Sie eigentlich unter „Eliten“ und wen sprechen Sie damit an?. Eine Ergänzung: Ja, ich habe Muslime getauft, Jugendliche besuchten daraufhin den Konfirmandenunterricht. Ja, auch ich kenne die konfliktreiche Situation in Flüchtlingsunterkünften und auch im Zusammenleben von Geflüchteten in der Stadt. All das ist aber relativ normal. Es rechtfertigt weder Hass noch Hetze. Keine Angst, keine Besorgnis gibt uns das Recht, menschenverachtend mit denen umzugehen, die uns zunächst fremd sind. Das hat nichts mit „Verschwörungstheorien“ zu tun. Da reicht ein Blick in die sog. sozialen Netzwerke zum zu erkennen, dass für Pegida/AfD Integration kein Thema ist, dafür aber völkischer Nationalismus und in seiner Folge Fremdenfeindlichkeit.
Was Sie nun am Schluss schreiben, bestätigt mein zunehmendes Gefühl, dass Sie gerne über die Darstellung von unbestreitbaren Problemen in unserer Gesellschaft und im menschlichen Miteinander Verständnis erzeugen wollen für all das, was zumindest für Christen inakzeptabel ist. Darum kommt es mir bei Diskursen auf die Überschriften an. Die müssen stimmen – und dann können wir über alles reden. Die Überschriften von Pegida/AfD und auch von Herrn Sarrazin zielen aber auf Ausgrenzung von Menschen. Und wie sehen Ihre Überschriften aus? Davon lese ich wenig.
Ein Letztes: Ihr letzter Absatz ist – wie manch anderer Satz – sehr aufschlussreich. Warum schreiben Sie etwas, was nicht Ihre Absicht war? Warum diese etwas klebrige Art, das abzuschwächen, worauf es Ihnen offensichtlich ankommt? Im Übrigen habe Ihnen nicht geantwortet in der Erwartung, dass Sie sich meiner Meinung über Rentzing anschließen. Mir kommt es darauf an, dass deutlich wird, dass Rentzing das Urteil über sich selbst gesprochen hat. Er ist der Grund für seinen Rücktritt. Davon wollen Sie mit Ihren langen Stellungnahmen ablenken, indem Sie ein Thema nach dem anderen zur Sprache bringen, die aber mit der Causa Rentzing nur bedingt etwas zu tun haben.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
ich habe mich in meinem letzten Abschnitt für den Fall entschuldigen wollen, dass ich Ihnen unrechte Vorwürfe gemacht habe. Ich habe immerhin geschrieben, dass Sie alles in ein verschwörungstheoretisches Raster einordnen. Das ist ein hartes Urteil – und für den Fall, dass ich Ihnen Unrecht tue, wollte ich erklären, dass das nicht meine Absicht ist. Das ist nicht eine „etwas klebrige Art, etwas abzuschwächen, auf das es mir ankommt“.
Dass ich so viel auf unbestreitbare Probleme der Gesellschaft eingehe, hat insofern etwas mit der Causa Rentzing zu tun, als Sie Rentzing unterstellen, dass er immer noch im Milieu einer demokratiefeindlichen Rechten beheimatet ist, weil er sich nicht in der Form von AfD und Pegida distanziert, wie Sie es erwarten. Dabei sehe ich nicht, dass er eine wirkliche Nähe dazu hat – nicht einmal die von einer Demokratieverachtung geprägten Texte aus seiner Jugendzeit enthalten, soweit sie in den von Ihnen genannten Artikeln zitiert sind, antisemitische oder rassistische Äußerungen. Und ich hatte mich dazu bekannt, dass ich seine Äußerung nach der Landtagswahl, dass man nun mit allen reden müsse, ob sie einem passen oder nicht, für richtig und letztlich auch für demokratisch halte, wenn wir einer Spaltung der Gesellschaft entgegenwirken wollen.
Ich kenne persönliche eine Reihe von Menschen, die eine weitere Aufnahme von Flüchtlingen sehr kritisch sehen, aber es nicht wagen, dies öffentlich zu sagen. Umfragen bestätigen, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung der Meinung ist, zu den Themen „Islam“ und „Zuwanderung“ könne man nicht mehr frei seine Meinung sagen. Und das ist in einer Demokratie kein Zustand – und, ich wiederhole es: Das treibt Menschen erst recht in die Arme von Hetzern. Vielleicht habe ich Rentzing falsch verstanden, aber ich denke, dass er genau das sagen wollte. Er hat auch davon gesprochen, dass die Kirche in dieser gespaltenen Gesellschaft moderieren müsste. Ich finde das im Prinzip richtig – obwohl es die Aufgabe zivilgesellschaftlicher Kräfte überhaupt ist – und hilfreicher als wenn die Kirche von vornherein Abgrenzungsstrategien fährt, die den Eindruck nur verstärken, dass man seine Meinung ja gar nicht mehr sagen darf. Ich selbst habe dann – damit Sie mich nicht in die Ecke rechter Hetzer stellen – auch gesagt, dass das Ziel letztlich sein muss, einen Kompromiss zu finden, den möglichst viele Menschen mittragen. Das werden manche an den Rändern nicht tun – aber als Demokrat kann ich nicht anders als zu hoffen, dass man eine möglichst breite konsensfähige Mitte findet. Auch in so schwierigen Fragen wie „Islam“ und „Zuwanderung“. Wenn Sie nach einer Überschrift von ir fragen, wäre eine Möglichkeit: „Die Suche nach einem Kompromiss im möglichst breiten, offenen Gespräch“. Dazu würde ich nicht von vornherein die Überschriften von Sarrazin und anderen ausschließen – sofern sie nicht wirklich unerträglich sind (wie etwa Höckes Überlegungen zu „Maßnahmen, die unseren moralischen Empfindungen widersprechen“). Aber natürlich: Die Spielregel muss lauten: bereit zu sein, aufeinander zu hören, miteinander sachlich zu diskutieren und für die Gesellschaft tragfähigen Lösungen zu finden. Dazu müssen aber auch Positionen, die z.B. Nationalstaat und Demokratie für ein Junktim halten (was ich für richtig halte, ohne einen genetisch begründeten Nationenbegriff zu vertreten!) offen vertreten werden können, auch Positionen, die auf die Gefahren eines wachsenden islamischen Bevölkerungsanteils hinweisen. Ich selbst bin auch nicht ohne „Islamophobie“. Ich kenne wie Sie sehr freundliche, angenehme Menschen, die sich zum Islam bekennen. Aber die andere Seite habe ich auch kennengelernt – und wir werden auch als Kirche unglaubwürdig, wenn wir die Probleme des traditionellen Islam, die Sie ja auch kennen, verschweigen. Deshalb habe ich vorhin noch einmal bei Ihnen nachgefragt.
Eine so breite, ernsthafte Diskussion, wie wir haben müssten, haben wir z.Zt. nicht. Sonst würden sich nicht so viele Menschen von einer freien Meinungsäußerung ausgeschlossen fühlen.
Vielleicht konnte ich somit noch einiges klarstellen. Noch einmal: Was hat das mit Rentzing zu tun? Ich halte es, wie gesagt, nicht für richtig, ihm mögliche Demokratieverachtung vorzuwerfen auf Grund von Artikeln, die er als Student geschrieben hat. Ich finde immer noch, dass Sie ihn damit in das Gefängnis der Vergangenheit sperren – auch wenn ich nicht sagen will, dass er immer richtig reagiert hat. Und ich halte es auch nicht für richtig, ihn der extremen Rechten zuzuordnen auf Grund der Art und Weise, wie er sich zu AfD und Pegida und den Menschen, die sich von denen beeindrucken lassen, geäußert hat. Wie gesagt: Das breite Gespräch, von dem er spricht, halte auch ich für richtig (unter den oben genannten Bedingungen).
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards,
nur ein paar kurze Anmerkungen:
1. die „andere Seite“ lerne ich bei jeder Gruppierung, auch bei der Kirche, kennen. Ich sehe allerdings nicht, dass irgendetwas von den Problemen im Blick auf muslimische Gemeinden verschwiegen wird. Wer den offenen Diskurs pflegt, muss nichts verschweigen.
2. Es ist ziemlich unerträglich, das AfD-Narrativ, man könne seine Meinung nicht frei äußern, weiter zu bedienen. Es ist unsere Aufgabe zu zeigen, dass in unserem Land freie Meinungsäußerung herrscht, indem wir a) sie selbst pflegen, b) andere dazu ermutigen und c) der Behauptung, man könne seine Meinung nicht frei sagen, entschieden entgegentreten. Das ist Ihre, das ist meine Aufgabe, mehr noch: Pflicht! Insofern finde ich es mehr als grenzwertig, wenn Sie schreiben: „Sonst würden sich nicht so viele Menschen von einer freien Meinungsäußerung ausgeschlossen fühlen.“
3. Landesbischof Rentzing muss niemand „in das Gefängnis der Vergangenheit“ einsperren. Er hat es selbst getan und ist nie daraus gekommen. Das unterscheidet ihn den Menschen, die offen und selbstkritisch mit ihrer Vergangenheit umgehen wie z.B. der Apostel Paulus oder ein Martin Niemöller.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
„Von Perlitt habe ich abgesehen vom Fachlichen u.a. die Mahnung mitbekommen, darauf zu achten, wie das linksliberale Denken den Menschen fern ist, wie es zu Lebenslügen und zu einem abgehobenen Moralismus führt.“
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Herr Dr. Gerhard, Liberalismus ist eine Kategorie für sich. Der organisierte Liberalismus hieß mal F.D.P.. Innerhalb dieser Partei gab es durchaus national gesinnte Politiker wie Erich Mende oder Alexander von Stahl. Der Sozial-, bzw. Linksliberalismus wurde von Leuten wie Hans-Dietrich Genscher und Walter Scheel vertreten. Mehr auf die Bürgerrechte waren bzw. sind Gerhart Baum und Burkhard Hirsch.
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Wikipedia sagt dazu:
Aus der Betrachtung der politischen Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert ergeben sich folgende Charakteristika des linken Liberalismus bzw. des Sozialliberalismus:
„Soziale Öffnung“, die zunächst zu einer Akzeptanz staatlicher Eingriffe in das Wirtschaftsleben und später zu eigenen Forderungen nach deren Ausweitung führte.
Die Bereitschaft, Bündnisse oder Koalitionen mit der Sozialdemokratie einzugehen, die sich unter anderem in Stichwahlabkommen bei der Reichstagswahl 1912 oder der Bildung der Weimarer Koalition 1919 manifestierte – geleitet von der Überzeugung der linken Liberalen, „ihr auf die gesamte Gesellschaft gerichtetes Reformprogramm primär gemeinsam mit der Sozialdemokratie realisieren zu können.“
Hohe Affinität zu pazifistischen Positionen. Die zunächst als „bürgerliche Reformbewegung“ anzusehende Friedensbewegung wurde – abgesehen von religiös motivierten Gruppierungen – überwiegend von Linksliberalen getragen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Linksliberalismus
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Da Herr Wolff seit vielen Jahrzehnten engagierter Sozialdemokrat ist, trifft Ihre Bezeichnung, er sei ein Linksliberaler, nicht zu.
Sehr geehrter Herr Plätzsch,
die Geschichte der FDP ist mir bekannt, aber der Begriff „liberal“ ist nicht auf Anhänger und Mitglieder einer bestimmten Partei beschränkt. „Linksliberal“ in einem nicht-parteipolitischen Sinne sind etwa Menschen, oft mit bildungsbürgerlichem Hintergrund, die „links“ für eine positive Zuschreibung halten, den Begriff „konservativ“ eher kritisch verstehen, und sich grundsätzlich als „liberal“ verstehen, also die freiheitliche Gesellschaft bejahen (im Unterschied zu einer auf Systemveränderung hinwirkenden Linken). Wenn man den Begriff etwa so versteht, ist die engagierte Mitgliedschaft in der SPD sicher kein Widerspruch dazu.
Sehr geehrter Herr Wolff,
ich stimme den Konsequenzen Ihres Punktes 2. voll und ganz zu. Wir haben als Demokraten die Pflicht, die freie Meinungsäußerung zu üben, zu ihr zu ermuntern und die Möglichkeit dazu zu verteidigen. Aber denken Sie bitte noch einmal darüber nach, ob diejenigen, die den Eindruck haben, man könne in unserem Land nicht mehr frei seine Meinung sagen – gerade im Blick auf Themen wie Zuwanderung, Islam aber auch Abtreibung, Homosexuellenehe, Gender- und Gleichstellungspolitik – ob diese Menschen ein „AfD-Narrativ“ bedienen. Wenn das zuträfe, wäre die AfD nach Ergebnissen aus Allensbach, aber auch nach Erhebungen der Deutschen Hochschullehrerverbandes zur Meinungsfreiheit an deutschen Unis mit ihrem Narrativ über die Maßen erfolgreich: Es sind über 50% der Bevölkerung, die Meinungseinschränkungen beklagen. Es ist daher umgekehrt. Bei Medien, Wissenschaftlern, Intellektuellen, auch Kirchenvertretern – und damit im Bereich derer, die ich in einem meiner letzten Beiträge als „Eliten“ bezeichnet habe – gibt es seit Jahrzehnten einen Linksruck, der sich in der Öffentlichkeit bemerkbar macht. Natürlich kommt niemand ins Gefängnis, der sich für traditionelle Werte ausspricht – aber wer sich z.B. für die Ehe zwischen Mann und Frau als einer normativen Ordnung bekennt, wie der besondere Schutz von Ehe und Familie im Grundgesetz auch ursprünglich gemeint war, der läuft Gefahr, Nachteile in Kauf zu nehmen oder öffentlich lächerlich gemacht zu werden. Wer sich dagegen für alternative Lebensformen oder die „Ehe für alle“ einsetzt, den wird niemand ungestraft lächerlich machen, und wer ihm sachlich widerspricht, muss mit dem Vorwurf der Homophobie, der Lieblosigkeit, gar der Menschenverachtung rechnen. Mir ist ein Professor der Pädagogik bekannt, der der Meinung ist, vom heutigen Wissensstand über die frühkindliche Entwicklung müsste man eine Fremdbetreuung von Kindern unter 3 bis 4 Jahren verbieten. Hier sei die Mutterbindung von kaum zu überschätzender Wichtigkeit. Ich kann und will das sachlich nicht beurteilen! Aber es ist bedenklich, wenn dieser Mann sagt, er wage nicht, das zu veröffentlichen. Hat ihm das die AfD eingeredet? Sicher nicht! Auf anderen Gebieten lassen sich ähnliche Beispiele nennen. Die AfD nimmt mit ihrem Narrativ nur diese Situation auf und kann damit punkten, dass eine gewisse „linksliberale“ Meinungsführerschaft bestimmte Positionen im öffentlichen Diskurs nicht nur sachlich ablehnt, sondern diskreditiert. Leider punktet die AfD damit mittlerweile auch bei zweien meiner Freunde, einer davon aus Sachsen. Ich argumentiere daher auch in dieser Hinsicht nicht von der Zuschauertribüne her.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards,
ja, darüber denke ich schon lange nach und bin zu dem Schluss gekommen: es ist beides, die Bedienung eines AfD-Narrativs, aber noch viel schlimmer, die eigene Angst oder die Bequemlichkeit, das „System“ oder irgendwelche Mächte für mein/e persönliche/s Angst/Unvermögen verantwortlich zu machen. Ich kann nachvollziehen, das jemand keine Lust zur Auseinandersetzung, zu Debatte hat; ich kann auch nachvollziehen, dass es jemandem schwerfällt, sich der öffentlichen Diskussion zu stellen. Nur soll er das bitte nicht dadurch rationalisieren, dass er behauptet: man kann ja nicht mehr frei seine Meinung sagen. Der Vater von Martin Luther King hat seinem Sohn eingeschärft: Du bist nur so lange Sklave, so lange du dich als Sklave fühlst, also die Rolle annimmst, in die Dich andere stecken wollen. Es geht also im Kern darum, dass ich die Freiheit, die vorhanden ist, auch nutze bzw. sie mir erstreite – völlig unabhängig von dem sog. „Mainstream“, über den ich eigentlich nur lachen kann. Da wird nun schon seit Jahrzehnten von einem „linken“ Mainstream gesprochen – und er ist tatsächlich überhaupt nicht vorhanden, weder in den Parlamenten noch in den Medien und schon gar nicht in den Universitäten und Kirchen. Aber schon in den 60er Jahren wurde dem WDR unterstellt, er sei ein „Rotfunk“ – nur noch lächerlich. Die Absicht ist aber immer dieselbe: über die Behauptung, es sei so, die eigene Machtbasis zu sichern. Im Ergebnis: Wenn ein Arbeiter/Angestellter in einem Betrieb, in dem es keinen Betriebsrat gibt, darüber klagt, dass er dort sich nicht frei äußern könne, weil er Nachteile zu befürchten habe, kann ich dem folgen – würde aber raten, alles dafür zu tun, dass ein Betriebsrat gebildet wird. Wenn aber Hochschullehrer/innen (oder Pfarrer/innen) sich darüber beklagen, sie könnten sich nicht mehr frei äußern, dann ist das in meinen Augen absurd und lächerlich und natürlich frage ich mich sofort, was beabsichtigen sie mit dieser Feststellung.
Was nun die 50 % angeht, die „Meinungseinschränkungen beklagen“ – das ist das traurige Ergebnis von mangelnder politischer und Demokratie-Bildung in allen Bereichen unserer Gesellschaft und von der kritiklosen Übernahme und Weiterverbreitung dieses Narrativs. Dem muss man klar und deutlich entgegentreten – jeder an seinem Ort.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
was Sie schreiben, ist theoretisch richtig. Man hat die Freiheit, die man sich ggf. erkämpft; der Staat garantiert Meinungsfreiheit usw. Aber dass die Rede von einem „linken Mainstream“ völlig unsinnig sei und – wie Sie argwöhnen – eine interessegeleitete Behauptung, geht auch an der Wirklichkeit, wie ich sie erfahre, vorbei. Ich gebe aber zu, dass der Begriff „links“ hier zu unscharf ist. Wir haben sicher keinen Mainstream in Richtung auf eine linke Wirtschaftspolitik. Aber es gibt starke Strömungen, die – das Beispiel hatte ich gewählt – in Richtung auf die Ablösung alter Geschlechtermodelle zielt und der die klassische Vater-Mutter-Kinder-Familie zumindest um gleichrangige Alternativmodelle ergänzen will. Das würde landläufig ebenfalls unter „linker Mainstream“ gerechnet werden, und tatsächlich liegen die Vorstufen dazu in Texten linker Theoretiker wie Friedrich Engels im 19. Jh. Wenn der Professor, von dem ich sprach, seine Ansichten zur Mutterbindung und dem Schaden, den eine zu frühe frühkindliche Betreuung bereiten kann, öffentlich machen würde, könnte er innerhalb seiner Uni mit Widerspruch der Gleichstellungsstelle rechnen, und in der medialen Öffentlichkeit – sofern sie davon Kenntnis nähmen – müsste er mit dem rechnen, was man höchst unschön einen „Shitstorm“ nennt. Und jetzt bedenken Sie bitte noch: Die heutige Universität ist nicht mehr die alte, die Sie noch erlebt haben. Heute geht es um Drittmittel (gute Kontakte zu Stiftungen und Ministerien), das Verankert-Sein in Forschungsverbünden usw. Und da haben Leute, die sich in der Öffentlichkeit schon einmal unbeliebt gemacht haben, ohnehin fast keine Chance mehr. Das ist allerdings erst ein Phänomen der letzten ca. 10 Jahre. Was die Meinungsfreiheit im universitären Bereich angeht, lesen Sie doch bitte einmal den „Zeit“-Artikel der Bochumer Philosophie-Professorin Maria-Sybilla Lotter: „Wer darf hier was sagen?“ (13.12.2018). Es geht wieder um Sarrazin und seine Einladung an die Uni Siegen – aber was Frau Lotter schreibt, geht weit darüber hinaus (https://www.zeit.de/2018/52/meinungsfreiheit-debattenkultur-rechtspopulismus-universitaet-siegen). Falls Sie den Artikel nicht ganz lesen wollen, nur ein Absatz: „Schnell kann es passieren, dass eine wissenschaftliche Diskussion nicht mehr möglich ist, sobald Äußerungen den Verdacht aufkommen lassen, dass der Vortragende möglicherweise nicht die richtige politische Gesinnung hat. Dann richtet sich die Kritik nicht mehr auf die Stringenz der Argumentation, die Adäquatheit der Darstellung und die Aufarbeitung des Forschungsstandes, sondern wird in der Terminologie einer manichäischen Zivilreligion artikuliert, als Warnung vor ‚Beifall von der falschen Seite‘ oder ‚rechtem‘, also bösem Gedankengut formuliert“.
Dabei ist die „richtige politische Gesinnung“, die mit diesem Verhalten eingefordert wird, immer die, die im weitesten Sinne als „links“ bezeichnet werden kann, die also migrationsfreundlich, gendersensibel, diversity-freundlich ist usw. Weil Sie ja immer nach Interessen fragen: Welche Interessen stehen wohl hinter dem von Frau Lotter beschriebenen Erfahrungen der Ausgrenzung missliebiger Meinungen? Sie haben Recht: Man kann sich auch die Freiheit gegenüber solchen Erfahrungen erstreiten. Aber das kann einen hohen Einsatz kosten. Das steht dahinter, wenn Menschen meinen, dass man bestimmte Ansichten besser nicht öffentlich äußert.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards, es wird leider nicht überzeugender, was Sie schreiben. Ist das schon Meinungsäußerungsbehinderung, wenn ich mit Widerspruch rechnen muss? Was ist denn das für eine Art und Weise der Argumentation? Wenn ich in einer öffentlichen Institution wie Universität oder auch Kirche tätig bin, dann gehört Kritik in welcher Form auch immer zum Alltag. Besonders putzig finde ich Ihre Bemerkung „Die heutige Universität ist nicht mehr die alte, die Sie noch erlebt haben.“ Als ob es da die Diskussions- und Debattenkultur besser gewesen wäre. Als ob da mehr Meinungsfreiheit geherrscht hätte als heute. Da gab es ganz andere Abhängigkeitsverhältnisse in der Institution als heute – insbesondere im Mittelbau. Und wie viel Lehrstuhlbesetzungen wurden ausgekungelt unter den „Alten Herren“, den Seilschaften gerade unter Medizinern und Juristen. Und doch gab es diejenigen, die sich dadurch nicht haben einschüchtern lassen. Die die Meinungsfreiheit praktiziert haben. Ja, und dass auch Zivilcourage zu einem Leben dazu gehört – das sollte jeder von uns a) praktizieren und b) an die nächste Generation weitergeben, anstatt permanent die Geschichten zu erzählen: Ich kenne jemanden, der hat Schwierigkeiten etc. … . Sollen doch die, die sich in welcher Form auch immer falsch behandelt fühlen, für ihre Position streiten!
Nach all dem, was Sie geschrieben haben, frage ich mich: Was wollen Sie mir eigentlich damit sagen? Vielleicht dass Rentzing auch ein Opfer des von Ihnen beschworenen linken Zeitgeistes und Mainstreams geworden ist und er ja auch nicht wirklich das sagen konnte, was er wollte, und er in Wahrheit nur ein Opfer ist? Alles ein bisschen sehr merkwürdig …
Zuletzt: Was ich geschrieben habe, ist nicht „theoretisch“, es basiert auf alltäglicher Erfahrung in der Gemeindearbeit, im Unterricht, in vielen, vielen Gesprächen.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
Inzwischen liegt eine Erklärung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens vor:
https://www.evlks.de/aktuelles/alle-nachrichten/nachricht/news/detail/News/erklaerung-der-landeskirche/
Sie läßt erahnen, in welch‘ einer dramatischen Situation sich diese befindet.
Zahlreiche Gespräche, die ich in den letzten Tagen dazu führte, bestätigen dies.
Sie haben mir, der ich zahlreiche Bischöfe der Landeskirche habe erleben dürfen, zugleich verdeutlicht, wie sehr Landesbischof Dr. Carsten Rentzing in breiten Kreisen unserer Kirche geliebt wird. Ein Bischof, dem es ganz offensichtlich gelang, in seiner Amtszeit die Herzen nicht weniger zu erreichen. So ist es auch nicht verwunderlich, daß viele mit diesem Bischof derzeit buchstäblich mitleiden.
Daß beispielsweise die Petition „Nächstenliebe verlangt Klarheit“, so sehr sie von ihren Verfassern auch für notwendig erachtet worden sein mag, punktgenau zum Geburtstag des Landesbischofs am 27. September veröffentlicht worden ist, macht(e) zahlreiche Christinnen und Christen in nah und fern äußerst betroffen. Wer nicht im Blick hat, daß ein solches zeitliches Zusammentreffen Menschen in Not bringen kann, sollte mit dem Wort Nächstenliebe vielleicht zukünftig etwas sorgsamer umgehen, hörte ich in den letzten Tagen sinngemäß sehr häufig.
Wenn es in obiger Erklärung heißt, Landebischof Dr. Rentzing sei „derzeit nicht in der Lage“, bestimmte Erklärungen abzugeben, wirft dies ein alarmierendes Schlaglicht auf die gegenwärtige Situation.
Flagranti cura!
Schön, dass Sie sich so sehr an die Seite von Landesbischof Rentzing stellen. Nun ist es in unserer Kirche so, dass der Geburtstag eines Landesbischofs kein öffentlicher Huldigungstag ist. Dass der Tag der Veröffentlichung der Petition mit dem Geburtstag von Carsten Rentzing zusammenfiel, darauf hat sein Pressesprecher bei der Stellungnahme zur Petition hingewiesen – natürlich mit der Absicht, genau eine solche Reaktion wie die Ihrige zu erzeugen. Darum kann es auch nicht verwundern, dass Sie es offensichtlich überhaupt nicht beschwert, dass der Landesbischof in den letzten Wochen immer wieder seine Verbindung in die rechtsnationalistische Szene verleugnet hat, bis es nicht mehr ging. Jetzt nennt er es „verdrängen“. Das ist ziemlich erbärmlich. Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
die Bemerkung, dass die Universität nicht mehr die alte ist, bezog sich einzig und allein auf die heutige Notwendigkeit, Drittmittel einzuwerben. Und damit ist es keine „putzige Bemerkung“, sondern eine Tatsachenbeschreibung.
Dass es früher eine bessere Debattenkultur gab, habe ich auch nicht gesagt. Es ging ja allein um den Mainstream, der heute herrscht, und der Menschen dazu bringt, ihre Meinung nicht zu sagen. Dabei geht es keineswegs nur um Widerspruch, den jeder Akademiker zu ertragen hat, ja sogar suchen sollte (nach K. Popper), sondern darum, dass Personen, die bestimmte Auffassungen vertreten, zur persona non grata werden (absolut nicht nach K. Popper). Dass Sie das nicht erleben, zeigt ein weiteres Mal, dass wir sehr unterschiedliche Wahrnehmungen haben. Wahrscheinlich hängt es auch damit zusammen, dass Sie selbst diesem Mainstream eher zugehören und Ihnen daher entsprechende Erfahrungen fehlen. Aber wie Sie sehen, bin ich nicht der Einzige, der um solche Erfahrungen weiß. Ich könnte auch von mir selbst erzählen, möchte das aber nicht tun, weil ich mich nicht zum Märtyrer eines Zeitgeistes stilisieren will. Ich bin da wohl eher wie Sie: Ich glaube, immer Rückgrat gehalten zu haben, aber sage als Christ hinzu: mit Gottes Hilfe. Aber bei gewissen Gelegenheiten, bei denen Kollegen normalerweise gratulieren, haben manche es bei mir nicht getan, und da ging es auch um gewisse „unzeitgemäße“ theologische Äußerungen meinerseits.
Ich wollte in meinem letzten Beitrag auch nicht behaupten, dass Rentzing ein Opfer des Mainstreams geworden ist. Mir ging es nur darum, dass es einen solchen Mainstream gibt, der Menschen tatsächlich zu den Rechtsradikalen treibt – das ist ein Faktum, auch wenn Sie es nicht wahrnehmen -, und dass ich Rentzings Forderung, mit allen gesellschaftlichen Kräften, auch denen, die zu den Rechten neigen, zu sprechen und mit ihnen gemeinsam nach Wegen in die Zukunft zu suchen, für richtig halte, weil sich so Menschen von der Kirche (und der Gesellschaft) akzeptiert sehen, die sich sonst nur von den Rechtsradikalen verstanden fühlen. Das habe ich aber schon mehrfach gesagt. Mein letzter Beitrag sollte nur zeigen, dass es zumindest Gründe dafür gibt, einen sehr fordernden und auch ausgrenzenden, „links“ zu nennenden Mainstream in unserer Gesellschaft wahrzunehmen.
Auch wenn mein letzter Beitrag nicht in diese Richtung zielte, glaube ich trotzdem, dass Rentzing auch das Opfer eines Mainstreams geworden ist. Dass er innerhalb der EKD ein Bischof war, der nicht unbedingt Mehrheitspositionen vertrat, etwa bei der Frage der Homo-Ehe oder in Fragen der Mission, werden Sie sicher nicht bestreiten. Dass es in der sächsischen Kirche auch Leute gab, die gerade deshalb Schwierigkeiten mit ihm hatten, wohl auch nicht. Ich nehme durchaus an, dass manchem auch deshalb die alten Artikel aus der rechten Zeitschrift gelegen kamen. Und dass man Linken ähnliche Jugendsünden viel eher verziehen hätte, davon bin ich mit vielen anderen in diesem Forum auch überzeugt.
Aber wie gesagt: Unsere Wahrnehmungen sind sehr verschieden, und wir werden die Dinge nicht klären können. Ich grüße Sie in das schöne Leipzig, wo ich als Theologiestudent ein Praktikum gemacht habe (im Kirchenkreis der Thomaskirche, gleich nach der Wende), und was zum weiteren Umfeld der Heimat meiner lieben Frau gehört. Auch durch die verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen dorthin ist mir die kirchliche und politische Situation in Sachsen etwas vertraut.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards,
da sich Ihr letzter Kommentar wie ein Schlusswort anhört, noch ein paar letzte Anmerkungen:
1. Vielen Dank für diesen ausführlichen und aufschlussreichen Diskurs.
2. Mir ist aufgefallen, dass Sie kein Wort verlieren zum rechtsextremistischen Terroranschlag in Halle und zu den unsäglichen Post’s etlicher AfD-Politiker (Brandner, Ulbrich).
3. Mainstream/Meinungsfreiheit: Nachdem Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“, geschrieben in seiner Zeit als Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank (da hat man offensichtlich viel Zeit), einen Millionenerfolg hatte und in unzähligen Talkshows saß und bei Lesungen aufgetreten ist, trug das nächste Buch den Titel „Der neue Tugendterror. Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland“. Das ist geradezu absurd, wenn man Kritik an der eigenen Position pauschal als Einschränkung der Meinungsfreiheit deklariert. Auf dieser Richtung verstehe ich etliche Ausführungen Ihrerseits und frage mich immer wieder: Was beabsichtigen Sie eigentlich damit? Aber ich frage nicht nur, ich schließe daraus, dass Ihre Argumentationskette ein Mosaiksteinchen in einem Prozess ist, den streitigen Diskurs Zug um Zug zu delegitimieren.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
wenn Sie noch solche Fragen haben, dann will ich mich natürlich noch nicht verabschieden.
Zu Ihrem Punkt 3. Der von Sarrazin beschriebene „Tugendterror“ – nebenbei bemerkt: ein Buch, das mich sehr beeindruckt hat – kritisiert nicht einfach die Kritik an der eigenen Position als Einschränkung der Meinungsfreiheit, obwohl Sarrazin ein wenig die Neigung hat, sich als Märtyrer darzustellen. Dennoch geht es um mehr: Es geht genau um das, was Frau Lotter in dem „Zeit“-Artikel, den ich Ihnen empfohlen habe, kritisiert, nämlich dass Positionen natürlich geäußert werden können, dass Sie aber tatsächlich gar nicht diskutiert werden. Diskutieren hieße ja, die Argumente abwägen, die Methoden prüfen usw. Stattdessen werden politisch missliebige Positionen „in der Terminologie einer manichäischen Zivilreligion“ (Lotter) moralisch niedergemacht. Damit ist eine Diskussion letztlich ausgeschlossen; damit sind in der Tat Grenzen der Meinungsfreiheit erreicht. Da Sie Sarrazins Talkshow-Auftritte erwähnen, will ich an eine Talk-Show erinnern, in der er mit Jakob Augstein diskutieren sollte. Augstein ist genauso vorgegangen wie von Lotter beschrieben. Er hat Sarrazin immer nur vorgehalten, dass er rechte Positionen salonfähig mache usw. Als Sarrazin sagte: „Sie haben kein einziges meiner Argumente widerlegt“, antwortete Augstein ungefähr so: „Ich lasse mich nicht auf die Niederungen Ihrer Argumente ein. Wer die AfD wählen will, findet bei Ihnen Argumente dafür“. Ob man das gleich „Tugendterror“ nennen muss, sei dahingestellt – in jedem Fall ist es die Ersetzung von Sachdiskussion durch moralisch-politische Verurteilung. Und da ist es nicht Sarrazin, der einen Diskurs abbricht – und ich bin es auch nicht, wie Sie aus meinen Äußerungen schließen zu können glauben. Wer hier eine Diskussion verhindert, ist Augstein – und wenn Sie mir erlauben: auch Sie, wenn Sie erst dann bereit sind zu diskutieren, wenn die „Überschriften“ stimmen. So etwas haben Sie neulich geschrieben. Dazu kommt im konkreten Fall, dass Augstein nicht unbedingt Recht hat. Ich vermute, dass Sarrazin tatsächlich Probleme beschreibt, die 1. die Menschen im Lande umtreiben und auch umtreiben würden, wenn er nie ein Buch geschrieben hätte, und die 2. im Interesse der Zukunft unseres Landes diskutiert werden müssen und nicht Populisten, gleich welcher Couleur, überlassen werden dürfen! Auch ich halte manche Inhalte und Formulierungen bei Sarrazin für problematisch. Aber auch das kann man ansprechen, wenn man ernsthaft diskutiert. Sarrazin ist der Meinung, die SPD stände besser da und die AfD schlechter, wenn die Sozialdemokraten die Probleme, die er beschreibt, ernster genommen hätten. Das ist nicht nur Ausdruck eines großen Selbstbewusstseins, über das Sarrazin zweifellos verfügt, darin steckt auch mindestens ein Körnchen Wahrheit. Und da ich glaube, dass unsere Demokratie von der Existenz der Volksparteien eminent profitiert hat, wünsche ich mir sogar, der SPD ginge es besser, obwohl ich sie seit 1994 nicht mehr gewählt habe. Dass das Beispiel der Diskussion zwischen Sarrazin und Augstein eine schöne Illustration zu dem Artikel von Lotter ist, zeigt, dass diese Art des Diskurs-Abwürgens durch Tugend-Argumente (um nicht vom „Tugend-Terror“ zu sprechen), symptomatisch für manche Diskussion in unserer Zeit ist. Aber die Diskursverhinderer kommen üblicherweise aus der Ecke des „linken Mainstreams“.
Ich könnte jetzt auch Beispiele aus der innertheologischen Diskussion bringen, die v.a. Fragen betreffen, die mit dem christlich-jüdischen Verhältnis zusammenhängen – mit denen ich als Alttestamentler ja vielfach in Berührung komme -, aber das lassen wir zumindest vorerst offen.
Zu Ihrem Punkt 2. Vor diesem Hintergrund finde ich es interessant, dass Ihnen auffällt, dass ich mich nicht zu Halle und Reaktionen aus der AfD äußere. Mir fällt schwer zu glauben, dass das eine reine Informationsfrage ist. Bei mir kommt es vielmehr so an, als ob Sie einen moralischen Standard einfordern, den Sie setzen, und der darin besteht, dass sich jeder bei aller denkbaren Gelegenheit empört über den Anschlag und Reaktionen aus der AfD äußern muss. Ausdrückliche Empörung im Sinn des „Kampfes gegen rechts“. Sagen Sie aber selbst: Haben Sie irgendeinen Grund anzunehmen, dass ich den Anschlag in Halle für etwas anderes halte als für ein entsetzliches Verbrechen? Wenn es aber einen solchen Grund gar nicht gibt, warum vermissen Sie es, dass ich mich dazu äußere? Hier geschieht folgendes: Sie setzen Maßstäbe, wie man sich von rechts zu distanzieren hat, und wenn die Distanzierungen nicht so erfolgen, wie Sie es sich vorstellen, ist man zumindest verdächtig. Dann fällt es auf, dass man sich nicht zu Halle geäußert hat. Und das hat jetzt allerdings etwas mit der Causa Rentzing zu tun. Man kann ihm zweifellos vorwerfen, dass er als sehr junger Mann Aufsätze geschrieben hat, in denen er in untragbarer Weise über die Demokratie herzieht. Aber es gibt eine Reihe Vorwürfe gegen ihn, die nichts anderes enthalten als dass er sich in einer Weise verhalten hat, die Ihren Vorstellungen von moralischem Verhalten oder christlichem Glauben nicht entsprechen. Sie und andere werfen ihm vor, dass die Mitgliedschaft in einer schlagenden Landsmannschaft mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar sei. Ich respektiere, dass Sie es so sehen. Aber mit welchem Recht machen Sie daraus ein objektives Argument? Nebenbei bemerkt: ein Argument, das ganz in den „linken Mainstream“ passt, der mit Landsmannschaften nicht allzu viel anfangen kann? Sie und andere werfen ihm vor, in der „Bibliothek des Konservatismus“ einen Vortrag gehalten zu haben. Aber was ist daran objektiv schlimm? Ich habe schon in einem vergangen Beitrag gesagt, dass in dieser Bibliothek Vorträge gehalten wurden, die ich für wichtige Diskussionsbeiträge halte. Der Leiter der Bibliothek – das wissen Sie sicher – ist Wolfgang Fenske, ein Pfarrer der SELK. Die „Bibliothek des Konservatismus“ scheint Ihnen verdächtig. Aber haben Sie tatsächlich Argumente dafür, dass dort an der Abschaffung der Demokratie gearbeitet wird? Gehört habe ich diese Argumente bisher nicht. Und dann sind wir genau wieder beim Thema: Argumente werden nicht genannt. Ein negativ geladener Begriff „Bibliothek des Konservatismus“ als „Kaderschmiede der Neuen Rechten“ etc. reicht aus, um den Landesbischof zu diskreditieren. Was hat er eigentlich in der Bibliothek gesagt? Hat er sich in seinem Vortrag als Verächter der Demokratie, als Rassist, als Antisemit geäußert? Nicht einmal das scheint zu interessieren. Es reicht, dass sich der Landesbischof etwas getan hat, was dem linken Mainstream und seinen Moralvorstellungen widerspricht. Leider (!) hat er dem Drängen dieses Mainstreams nachgegeben und sich von dem Vortrag in der Bibliothek distanziert. Das war nicht glaubwürdig, da gebe ich Ihnen Recht! Aber es war auch nicht notwendig.
Auch die Länge macht’s nicht besser. Vielleicht, sehr geehrter Herr Gerhards, geht es ja nur um etwas ganz Elementares: Einfach klar und unmissverständlich bleiben, wenn die Grundwerte des Glaubens und der Verfassung verteidigt werden müssen. Deswegen muss kein Gespräch verweigert werden. Aber es ist wichtig, dass wir wissen, worüber wir streiten. Ihre Ausführungen scheinen mir aber genau das verhindern zu wollen – und das ist in der derzeitigen Situation nicht ungefährlich. Dass Sie Sarrazins absurdes Buch über den angeblichen Tugendterror besonders gelungen finden und einen Wolfgang Fenske geradezu adeln, lässt mich dann doch vermuten, was hinter all den ach so abgewogenen Äußerungen steht: der Versuch alles zu relativieren, um den Korridor des Sagbaren zu erweitern. An dieser Stelle sollten Sie davon ausgehen, dass Menschen wie ich, dies durchaus durchschauen und sich dem widersetzen. Und nun kommen Sie mir bitte nicht wieder mit dem Hinweis, der „Diskursverhinderung“. Nein, es gehört zum Diskurs, dass man auch die Funktion bestimmter Argumente benennt. Beste Grüße Christian Wolff
Meine Hochachtung, sehr geehrter Herr Dr. Gerhards, für Ihre Unentwegtheit. Ich bewundere Ihre Geduld, Herrn Wolff die Grundlagen eines fairen Diskurses zu erläutern, immer erneut an Beispielen, auf die er nicht eingeht und deren argumentative Stringenz er offenbar zu begreifen nicht in der Lage ist. Fazit: Lassen Sie es. Seine Wahrnehmung unserer Gesellschaft ist einseitig, abweichende Sicht wird mit der Moralkeule niedergeplättet. Das haben Propagandisten und Agitatoren leider so an sich. Ich danke ihm trotzdem, denn nur durch seine Verbohrtheit, die ich mir immer wieder antue, um diesen Polit-Pfarrer zu studieren, zu bestaunen, habe ich das Vergnügen gehabt, Sie kennenzulernen. Herr Wolff hätte es in der DDR, als Funktionär, weit gebracht, schon allein im Rechthaben- und Letzteswortbehaltenwollen. Beste Grüße, Uwe Tellkamp
Nun also auch Uwe Tellkamp (wenn die Mail kein Fake ist). Da ich nicht erkennen kann, worauf er sich eigentlich bezieht – abgesehen von seiner Begeisterung für die Kommentare von Meik Gerhards, fällt es schwer, darauf näher einzugehen. Aber es immer wieder aufschlussreich zu sehen, dass diejenigen, die einen solchen Rundumschlag tätigen, meistens genau das praktizieren, was sie kritisieren. Vor allem hat er offensichtlich überhaupt kein Sensorium dafür, dass er sich auf einem Blog bewegt, der den kontroversen Diskurs praktiziert und ermöglicht. Aber genau das scheint für Leute wie Tellkamp eine Bedrohung darzustellen. Schade. Christian Wolff
Ich bin entsetzt darüber, wie etwa 0,1% „bekennende“ Christen sich anmaßen, so über einen gewählten Bischof herzufallen. Uns ist als Christen durch Jesus Christus ein Neuanfang geschenkt und Bischof Rentzing gestehen diese „Geschwister“ diesen nicht zu. Schießlich hat unser Landesbischof sich von früheren Positionen distanziert. Ich fühle mich an Zeiten von vor etwas mehr als 30 Jahren erinnert, die, so glaubte ich, der Geschichte angehörten. Da wurde auch diffamiert,…. Sie geben eben erst Ruhe, wenn Sie Ihre Position durchgesetzt haben. Wir müssen alle vor Gottes Gericht bestehen.
Elke Uhlitzsch
Sehr geehrte Frau Uhlitzsch, zunächst stimme ich Ihrem letzten Satz voll und ganz zu. Damit befinden wir uns auf einer Ebene. Von dieser können wir dann auch die Causa Rentzing betrachten.
1. Niemand ist über den Landesbischof „hergefallen“. Er wurde und wird kritisiert – und (das nehme ich für mich in Anspruch) nicht „hintenrum“, sondern öffentlich, mit Argumenten und Fakten. Denen muss niemand zustimmen, aber man kann sich damit auseinandersetzen.
2. Herr Rentzing hat sich nicht von sich aus, aus freien Stücken „distanziert“, sondern, nachdem er zuvor mehrfach wahrheitswidrig behauptet hat, dass er keinerlei Verbindung in rechtsnationalistische Szene gehabt hat, allgemein gesagt, er würde das heute anders sehen. Nur bleibt ein trauriger Fakt: Sein bisheriges Wirken wird erklärlich, wenn man sieht, wie er vor vielen Jahren gedacht und geschrieben hat. Und: Durch sein Verschweigen oder wie er selbst sagt „Verdrängen“ hat er die Vertrauensbasis zerstört, die für die Amtsausübung unerlässlich ist.
3. Es gibt viele Menschen, die offen bekennen, dass sie Fehler gemacht haben. Ich denke hier an Martin Niemöller, der deutschnational denkende U-Boot-Kommandant aus dem 1. Weltkrieg, der als konservativer Pfarrer 1933 noch Hitler gewählt hat, der dann aber entschlossen einen anderen Weg gegangen ist, ohne seine vorherige Haltung zu verdrängen. Er war es, der im Oktober 1945 ganz wesentlich das Stuttgarter Schuldbekenntnis auf den Weg gebracht hat. Von einer solchen Haltung ist Rentzing meilenweit entfernt, auch von einer Haltung wie der Apostel Paulus. Der hat nämlich nie etwas verschwiegen von seiner sehr fundamentalistischen, gewalttätigen Vergangenheit, sondern hat sich mit dieser immer wieder selbstkritisch auseinandergesetzt – ohne mit Dokumenten konfrontiert zu werden. Wir würden heute ganz anders dastehen, wenn Rentzing gerade in der Auseinandersetzung mit Pegida/AfD gesagt hätte: Liebe Leute, vor 25 Jahren habe ich ähnlich gedacht wie die Rechtsnationalisten. Das könnt ihr nachlesen in meinen Aufsätzen. Aber genau in dieser Zeit wurde ich Christ und ich habe gemerkt: das geht nicht zusammmen, das Bekenntnis zu Jesus Christus und der Hass und die Hetze von Pegida/AfD. Darum bitte ich euch: Erspart euch den Umweg, den ich gegangen bin. Bleibt bei den Grundwerten des Glaubens. Wenn Rentzing so gesprochen hätte – wir würden heute nicht über seien Rücktritt reden, sondern könnten uns bei aller Unterschiedlichkeit um ihn scharen.
Es wäre gut, wenn Sie noch einmal die Fakten in Ruhe bedenken. Ich bin sicher, dass Ihnen einige Zweifel an dem, was Sie mir geschrieben haben, kommen könnten. Christian Wolff
Ich weiß nicht, was Sie haben. Sie haben mich vor ein paar Tagen gefragt, welche „Überschrift“ ich hätte, und ich habe geantwortet: „Die Suche nach einem Kompromiss im möglichst breiten, offenen Gespräch“. Und jetzt argwöhnen Sie, hinter meinen „ach so abgewogenen Äußerungen“ stände der Versuch, den „Korridor des Sagbaren“ zu erweitern. Nebenbei: Woher diese Ironie? Trauen Sie mir nicht zu, abwägend zu denken? Ansonsten ist die Formulierung wieder Ihre Wahrnehmung. Ich sage es anders: Ich bin dagegen, dass bestimmte Leute oder Gruppen für sich in Anspruch nehmen, „Korridore des Sagbaren“ festlegen, weil genau das der Demokratie schweren Schaden zufügt. Das habe ich oft genug in diesem Forum klar geschrieben. Und das ist meine Überzeugung. Sie müssen hinter meinen Worten keine verborgenen sinistren Absichten vermuten! Ich bin auch nicht bereit, die Festlegung, was „Werte des Glaubens und der Verfassung“ sind, Ihnen zu überlassen. Sie bemerken ironisch, ich hätte Wolfgang Fenske „geadelt“. Tatsächlich habe ich darauf hingewiesen, dass er Pfarrer ist. Damit ist er also genauso „adelig“ wie Sie. Fenske halten Sie offenbar für indiskutabel. Aber ich sehe nicht, mit welchem Recht Sie ihm, einem anderen Pfarrer, absprechen, sich für die „Werte des Glaubens“ einzusetzen, auch wenn er wahrscheinlich manche Sachen anders versteht als Sie. Ich weiß auch nicht, welche Gründe Sie haben, ihm die Verfassungstreue abzusprechen. Dass Fenske oder die „Bibliothek des Konservatismus“ im Visier des Verfassungsschutzes ist, ist mir nicht bekannt. Solange Sie Ihre Haltung
nicht konkret begründen, weiß ich nicht, warum ich Ihrer Einschätzung im Blick auf die „Bibliothek des Konservatismus“ folgen sollte – oder warum ich mich an „Korridore des Sagbaren“ halten sollte, die Sie einfordern. Ohne eine Begründung Ihrerseits weiß ich nicht, warum ein Bischof zurücktreten sollte, weil er in dieser Bibliothek einen Vortrag gehalten hat, weil er einer schlagenden Verbindung angehört und weil er auf AfD und Pegida nicht so reagiert, wie Sie es erwarten. Das gilt umso mehr, als Rentzing sich für ein breites gesellschaftliches Gespräch ausgesprochen hat, das auch ich will (s.o.!). Wie Sie wahrscheinlich wissen, gibt es seit gestern eine Online-Petition, die sich für den Verbleib von Rentzing im Bischofsamt einsetzt. Diese Petition ist seit gestern morgen von knapp 8000 Menschen unterzeichnet worden – sicher hauptsächlich aus dem konservativen evangelischen Bereich. Sind das alles Leute, denen an den „Werten des Glaubens und der Verfassung“ nicht gelegen ist?
Nun noch einmal in epischer Breite dasselbe. Aber dadurch wird ja immer deutlicher, worum es Ihnen, sehr geehrter Herr Gerhards, geht: Rentzing, Fenske, AfD, Bibliothek des Konservativismus – alles ehrenwerte Menschen und Institutionen, die nur das Beste wollen und denen irgendetwas Undemokratisches zu unterstellen, nur unanständig ist. Denn es geht doch nur darum, Argumente auszutauschen – so ja auch Ihre „Überschrift“. Doch da scheinen Sie Inhalt und Form zu verwechseln. Aber das ist natürlich kein Zufall. Sie lassen, wenn es um die Inhalte geht, alles im Unbestimmten, um dann sehr bestimmt sich hinter Menschen und Institutionen zu stellen. Das würde Ihnen aber schwer fallen, wenn Sie inhaltliche Überschriften wählen würden, die dem christlichen Glauben entsprechen. Nun wird mir auch klar, warum Halle keine Rolle spielt oder spielen soll. Denn selbstverständlich sehen Sie zwischen dem Terrorakt in Halle und dem Wirken und der Programmatik der AfD keinerlei Zusammenhang. Wenn Sie ihn sehen würden, müssten Sie auch Fenske anders einschätzen – wenn nicht Mitglied so doch Sympathisant der AfD. Genau an der Stelle wird es schwierig. Allein die Posts von AfD-Funktionsträgern nach dem Terroranschlag von Halle zeigen in erschreckender Weise, dass diese Partei in ihrem Kern in der Tradition des Nationalsozialismus steht. Ich erinnere nur an die Posts von Brandner und Ulbrich. Das Sie das alles kaum bekümmert, macht mich mehr als nachdenklich.
Nun noch ein Wort zu meinem Blog als solchem: Alle Kommentare, die mit Klarnamen versehen sind, werden von mir freigeschaltet – unabhängig davon, ob sie meine Meinung teilen, sie Kritisieren oder weiterführen. Allerdings muss der Anstand gewahrt bleiben. Angesichts dieser Tatsache kommt es mir immer sehr komisch vor, wenn Leute so tun, als ob man in unserem Land nicht mehr seine Meinung frei sagen könne oder, weil man eine Meinung vorträgt, keine andere gelten lässt. Schon an der Uni Heidelberg bin ich dafür eingetreten und habe dafür oft genug – auch tatsächlich Prügel bezogen – übrigens auch von kommunistischen Studierenden. Darum halte ich es für völlig inakzeptabel, wenn man den ehemaligen AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke an der Uni Hamburg nicht sprechen lässt. Das geht überhaupt nicht!!! – völlig unabhängig davon, dass Vieles von dem, was Lucke angerichtet hat, auch nicht geht.
Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
Ihr Bekenntnis zur Meinungsfreiheit ist glaubwürdig. Aber merken Sie denn gar nicht, dass Sie dieses Bekenntnis dadurch konterkarieren, wie Sie mit der Meinungsfreiheit umgehen?
1. Sie werfen mit vor, dass ich Rentzing, Fenske und die Bibliothek des Konservatismus für „ehrenwerte Personen und Institutionen“ halte, die nur das Beste wollen. Ist das nicht erst einmal eine Grundvoraussetzung für ein Gespräch? Und Sie haben nicht ein einziges Argument dafür gebracht, dass die Genannten keinen ehrenwerten Personen sind. Ich hatte schon in meinem letzten Beitrag darum gebeten. Aber wenn Sie Ihre prinzipielle Ablehnung nicht begründen können, weiß ich nicht, warum ich Ihnen glauben sollte.
2. Sie arbeiten immer wieder mit Unterstellungen. In Ihrem letzten Beitrag werfen Sie mir vor, dass mich der Anschlag in Halle kalt ließe. Ich habe Sie schon einmal gefragt: Haben Sie irgendeinen einen Anlass zu dieser Annahme? Bloß weil ich mich hier nicht dazu geäußert habe? Ich habe mich auch nicht zum Einmarsch der Türkei in Syrien geäußert, obwohl mich auch dieses Thema nicht kaltlässt. Aber wenn Sie es unbedingt wollen: Die AfD fördert gewiss Radikalisierungstendenzen in der Gesellschaft, aber ich habe mich von dieser Partei auch hier schon oft genug distanziert. Bei dem Anschlag in Halle erschreckt auch noch ein anderes: Die Radikalisierungsmöglichkeiten durch das Internet – in dem Fall wahrscheinlich sogar wichtiger als die AfD. Und schlimmer, weil sie technisch und rechtlich schwerer in den Griff zu bekommen sind. Über die Rolle von Internet und Sozialen Medien für die Entwicklung von Terrorismus wurde offenbar noch zu wenig nachgedacht. Wahrscheinlich werden Sie mir diesen Verweis auf das Internet wieder als Ablenkungsstrategie auslegen. Deshalb zurück zum Thema:
Was ist eine Meinungsfreiheit wert, wenn abweichende Meinungen von vornherein, ohne auf Argumente zu achten, delegitimiert werden?
Und dann werfen Sie mir vor, dass ich keine Überschriften wähle, die dem christlichen Glauben entsprechen, sondern nur an einer möglichst breiten, auf Konsens zielenden Diskussion interessiert bin. Meines Erachtens vertrete ich genau damit eine urdemokratische Haltung. Es gibt keinen christlichen Staat. Deshalb kann man auch den gesellschaftlichen Diskurs nicht unter eine christliche Überschrift stellen. Dass ich die antiken und christlichen Traditionen Europas für ein wichtiges Band der demokratischen Gesellschaft halte, und dass ich als Christ meine Positionen aus meinem Glauben ableite, ist dabei selbstverständlich vorausgesetzt.
Aber es ist noch verzwickter: Was sind denn Überschriften, die dem christlichen Glauben entnommen sind? Um von der heißen Gegenwart einmal wegzukommen: Wie war das in den Zeiten des Nato-Doppelbeschlusses? Was waren hier die christlichen Überschriften? Die Spaltung, die damals durch die Kirche wie durch die Gesellschaft ging, geht heute in der Flüchtlingsfrage durch die Gesellschaft wie durch die Kirche.
Und dass ich mich nur hinter Institutionen stelle und inhaltlich alles im Ungefähren lasse, das hat damit zu tun, dass Sie alles inhaltlich im Ungefähren lassen. Nennen Sie doch bitte eine inhaltliche Position, derentwegen Bischof Rentzing zurücktreten musste. Dann bin ich gerne bereit, inhaltlich zu diskutieren.
Trotz aller Kritik dennoch mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards, auch wenn ich den Eindruck habe, dass sich Vieles wiederholt, kurz ein paar Bemekungen:
zu 1. Ich gehe davon aus, dass Sie die Schriften von Carsten Rentzing in „Fragmente“ kennen. Allein die fundamentale Infragestellung der parlamentarischen Demokratie und vieler Grundrechtsartikel des GG aufgrund eines völlig autoritären, sich „christlich“ nennenden Menschenbildes, ist völlig inakzeptabel. Wie kann jemand, der sich auf den biblischen Glauben beruft, wieder eine Art Ständestaat fordern – bis dahin, das allgemeine Wahlrecht durch eine „differenzierte Mitbestimmung“ zu ersetzen („die offensichtliche Aufbürdung von politischer Verantwortung auf jeden einzelnen Bürger ohne Berücksichtigung seiner Fähigkeiten und auch Interessen muss diesen weit überfordern.“ Der Aufsatz „Staat und Demokratie“ ist ein einziges Plädoyer für einen autoritären Staat, geführt in einzelnen Bereichen von Personen, die mit besonderer Autorität ausgestattet werden. Alles ziemlich abstrus – und nicht etwa – wie Rentzing jetzt behauptet – geschrieben vor seiner Bekehrung, sondern bewusst in christlicher Argumentation. Nebenbei: Auf der gegenüber liegenden Seite des Aufsatzbeginns ist eine ganzseitige Anzeige der „Reichsbürger“ veröffentlicht. Zufall? Da kann ich nicht dran glauben, denn Rentzing gehörte dem Redaktionsteam an. Dieses Beispiel soll genügen. Es lässt sich ergänzen durch viele Zitate aus den anderen Aufsätzen. Macht es Sie nicht stutzig, dass die wahrlich konservativen Mitglieder der sächsischen Kirchenleitung darüber erschüttert waren bzw. sind? Umso erstaunlicher, dass Sie, ich unterstelle einmal im vollen Wissen um die Aufsätze, das alles für normal halten.
zu 2. Sie wollen offensichtlich nicht begreifen, warum der Terrorakt von Halle nicht irgendein Ereignis im Weltgeschehen ist, das durch viele andere ergänzt werden kann. Nein, Ihre Einschätzung des Syrienkrieges interessiert mich im Augenblick nicht. Es geht um den Zusammenhang von Pegida/AfD und ihrer programmatischen Hetze gegen Minderheiten und ihren entsprechenden Posts und dem gewalttätigen Rechtsextremismus. Auch das muss ich Ihnen nicht weiter belegen. Sie kennen ziemlich alles. Aber hier: Das alles scheinen Sie für normal anzusehen. Und das macht mich sehr nachdenklich.
eine dritte Bemerkung: Rentzing musste und ist zurückgetreten, weil er einen Vertrauensbruch vollzogen hat – vor allem gegenüber seinen Wähler/innen, seinen Anhänger/innen und der Kirchenleitung. Er hat gegenüber allen verschwiegen, was er offensichtlich seit Jahrzehnten mit sich herumschleppt. Nicht die einzelnen Aussagen von damals sind das Gravierende, sondern dass er sich nie offen damit auseinandergesetzt hat. Das muss natürlich den Verdacht wecken, dass er sich nicht wirklich davon gelöst hat.
Christian Wolff
Noch eine Ergänzung: Die Aufsätze von Rentzing haben einen klaren Duktus: Er kritisiert die parlamentarische Demokratie, auch die Forderungen der Französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit), ebenso die Menschenrechte fundamental – mit dem Argument, all diese basieren auf dem bewussten Verzicht/die Verleugnung einer göttlichen Instanz, machen also die Werte selbst zum Gott. Von dieser Kritik aus leitet Rentzing autoritäre Herrschaftsformen als Alternative ab, in denen sich das Gott-Mensch-Gefälle auch unter den Menschen abbilden. Da können dann demokratische Grundwerte, Menschenrechte, Gleichberechtigung nur stören. Eine solche Theologie nach 1945 zu entwickeln, ist schon abenteuerlich – einmal ganz abgesehen davon, dass sie dem biblischen Befund absolut widerspricht. Denn aus dem Gott-Mensch-Gefälle, das sich aus dem 1. Gebot ergibt, lässt sich zwingend die Gleichberechtigung aller Menschen herleiten. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf 1. Mose 1, 1. Samuel 8, Markus 10. Insofern ist meine Grundsatzkritik an Rentzing, wie sie DIE ZEIT zitiert, nicht an den Haaren herbeigezogen: Rentzing „vertritt genau die reaktionäre-lutherische Theologie, die in den 20er Jahren in die Katastrophe geführt hat.“ Christian Wolff
Guten Abend.
Nach der Lektüre der Beiträge in der Diskussion zu diesem Blog-Beitrag von Christian Wolff fällt mir ein sehr aufschlussreicher Aufsatz von Götz Kubitschek, dem sog. „Vordenker“ der neuen Rechten ein. Der Aufsatz liest sich wie eine perfide Gebrauchsanweisung zur Verharmlosung…. Und was ich hier lese von durchaus honorigen Leuten, jedenfalls, wenn man nach deren div. Titeln geht, ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass Kubitscheks „Gebrauchsanweisung“ offenbar auf sehr fruchtbaren Boden fällt. Da kann ich nur mit Brecht sagen. „Der Schoß ist fruchtbar noch…“.
Ich grüße in die Runde.
Thomas Weiß
https://sezession.de/59584/selbstverharmlosung
Kubitschek wieder mal klar und deutlich. Sein Beitrag inspiriert aber auch zu Schlussfolgerungen für einen intelligenten Umgang mit den Neuen Rechten zu.
Sehr geehrter Herr Wolff,
1. für mich gibt es schon allein deshalb eine christliche Präferenz für die Demokratie, weil sie die einzige Staatsform ist, die eine gewisse Skepsis gegenüber dem Staat in sich trägt. Gewiss ist die Obrigkeit eine Ordnung Gottes (Röm 13) – aber der Staat kann zu einem Monster aus dem Meer werden (Dan 7) und zum Abgott, denn das Erste Gebot – das Sie zu Recht als Begründung der Gleichheit aller Menschen anführen – nennt Gott als den, der Israel aus dem Sklavenhaus Ägyptens geführt hat. Damit hat es aber auch eine politische, gegen den Obrigkeitsstaat gerichtete Komponente. Ebenso wie der 23. Psalm: „Der Herr ist mein Hirte“ heißt auch, dass ich keinen König zum Hirten habe („Hirte“ als übliches Bild des Königs). Weil die parlamentarische Demokratie die Staatsform ist, die dem biblischen Befund (Röm 13 auf der einen, Herrschaftskritik auf der anderen Seite) am besten gerecht wird, teile ich – selbstverständlich – die Kritik an Rentzings frühen Texten voll und ganz. Aber sie klingen für mich auch „spätpubertär“: Hier kopiert ein Anfang 20jähriger die Rhetorik antidemokratischer Texte der 1920er Jahre und markiert den großen Mann. Das kommt bei jungen Männern vor! Ich nehme aber dem 52jährigen Rentzing ab, dass er sich für diese Texte schämt und die Dinge anders sieht – zumal das Landeskirchenamt sagt, dass aus seiner Zeit als Pfarrer und Bischof keine vergleichbaren Äußerungen bekannt sind. Dass er sich nicht offen damit auseinandergesetzt hat, heißt nicht, dass er sich gar nicht damit auseinandergesetzt hat. Daher: Hätte ich ihn gewählt, sähe ich keinen Vertrauensbruch darin, dass er diese Texte verschwiegen hat. Lassen wir es also: Wir werden hierüber keine Übereinstimmung finden.
2. Dass die AfD und Pegida z.T. Hetze und Hasspropaganda verbreitet, ist doch unbestritten. Ich bin auch nicht willens, darin einen Normalzustand zu sehen. Die Frage ist aber: Was kann man tun? Und die einzige Lösung, die ich sehe, ist die, einen breiten gesellschaftlichen Diskurs zu führen mit dem Ziel eines Kompromisses (meine „Überschrift“). Dabei müssen aber auch berechtigte Anliegen von Konservativen und AfD-Anhängern eine Stimme bei den Parteien der Mitte haben. Ich weiß aus anderen Foren, in denen ich mit AfD-nahen Christen diskutiert habe und von AfD-nahen persönlichen Freunden, dass sie glauben, die AfD sei die einzige Partei, die ihre Sorgen ernstnimmt. Thema Zuwanderung: Ich glaube, dass in der derzeitigen Diskussion zu viel um den „heißen Brei“ herumgeredet wird. Was wir z.Zt. an Ausländerfeindlichkeit erleben, ist genau das, was der erste Ausländerbeauftragte einer Bundesregierung, der ehemalige NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD), Anfang der 80er Jahre prognostizierte, nämlich, dass der Anteil der als fremd empfundenen Bevölkerung so groß werden kann, dass Humanität in Inhumanität umschlagen kann. Es müsste daher m.E. eine Partei der Mitte geben, die sich nicht nur verbal, sondern ernsthaft für eine drastische Beschränkung weiterer Zuwanderung einsetzt – so wie Heinz Kühn, auch Helmut Schmidt sich als Sozialdemokraten (nicht als Rechtsextremisten!) dafür eingesetzt haben. Ich glaube, dann würde die Zustimmung zur AfD schon einmal sinken und die Verbreitung von Hassparolen würde nicht mehr auf so viel Resonanz stoßen. Ich halte eine solche Position selbst auch nur für vertretbar, wenn sie nicht im Sinne der völkischen Reinheit Deutschlands gefordert wird, sondern aus demokratisch-pragmatischen Gründen. Das heißt: Die Forderung der Beschränkung der Zuwanderung müsste verbunden werden mit der Forderung, dass die damit freiwerdenden Kräfte genutzt werden, für die Integration der schlecht integrierten Migranten eingesetzt werden, die jetzt schon im Land sind. Dabei ist mir auch wichtig, dass wir das diesen Leuten schuldig sind, wenn sie eine Chance in unserem Land haben sollen. Damit Sie mich nicht falsch einordnen: Ich habe mich einer Kirchengemeinde angeschlossen, in der so viele persische Gottesdienstbesucher sind, dass die Lesungen zweisprachig sind (Deutsch/Persisch) und manchmal auch persisch gesungen wird. Die Gemeinde macht Sprachunterricht und Integrationskurse (auch Taufunterricht), und die Perser bereichern uns manchmal mit einem persischen Essen. Ich finde das wunderbar! Aber ich sehe, dass Integrationsbemühungen an eine Grenze kommen, wenn eine kritische Zahl von Migranten überschritten wird. Die Existenz von AfD und Pegida ist meines Erachtens – nicht nur, aber auch – ein Gradmesser dafür, dass diese kritische Zahl auf die ganze Gesellschaft hochgerechnet zumindest gefühlt erreicht ist. Und dass ist eine berechtigte Sorge, die die Parteien der Mitte nicht den Hasspredigern und Populisten überlassen dürfen. Ein anderes Thema, das hier anzusprechen wäre, ist das Thema des Euro – aber es ist schon wieder zu lang geworden, und das ginge geht jetzt wirklich zu weit. Aber ich bin überzeugt: Auch im Sinne des Friedensprojektes Europa und nicht als europakritischer Nationalist (der ich nicht bin!) kann und muss man den Euro kritisch sehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Werter Herr Wolf,
wieder ein neuer JUDAS, wie viel Silberlinge waren es diesmal?
Das Sie als gestandener Theologe diesem Hype verfallen wundert mich.
Wer, wo einen Artikel schreibt ist wohl jedermanns eigene Sache, einen Menschen
hinterhältig zu verraten ist dagegen eine ganz perfide Nummer.
Ich möchte nicht in Ihrer Vita kramen, denke aber immer an das Glashaus in dem man sitzen könnte.
Diesen Abschuss haben Sie ja schon lange geplant. Wer der ev.- Landeskirche
größeren Schaden zugefügt hat wird sich in der Zukunft zeigen.
In diesem Duktus erreichen mich etliche Mails und auch Kommentare, die ich allerdings nicht freischalte, da anonym. Hier „kommentiert jemand mit Klarnamen. Das macht die Sache nicht besser. Aber es zeigt, wie abstrus die Diskussionslage ist. Der Anstand verbietet es, darauf weiter einzugehen. Nur so viel: Landesbischof Rentzing ist nicht wegen der Petition und schon gar nicht wegen meiner Kritik zurückgetreten, sondern weil er in mehrerer Hinsicht dem Amt nicht gewachsen, dem Wahlkörper vieles vorenthalten und erst reagiert hat, als nichts mehr zu verheimlichen und zu verleugnen ging. Christian Wolff
Lieber Herr Klaus Plätzsch (ich hoffe, Ihren Namen richtig geschrieben zu haben…) Ihnen nur einen sonntäglichen Gruß und meine Empfehlung, sich nicht von fadgeschmacklichen Kommentaren verärgern zu lassen.
Es gibt Gott sei Dank gute Reaktionen auf die veröffentlichten Haltungen von Christian Wolff zu konkreten Sachthemen, auch durchaus mit konträren Ansichten – aber das ist ja auch gut so. bewegen diese sich mit Anstand und Respekt!
Denen sollte man sich widmen – alles andere ist unnötige Verschwendung von Energie, die an anderer Stelle (z.B. im praktischen handeln draußen vor der Tür !!) weitaus mehr bringt und vor allem aufzeigt, dass man sich einbringt mit konkretem Handeln. Dafür steht ja auch Wolff und viele andere.
In diesem Sinne einen aufbauenden und fröhlichen Sonntag Ihnen und all denen, die den Anderen in seiner Art und weise respektieren und achten (Die Würde des Menschen ist unantastbar – ein elementarer Grundsatz unserer Demokratie). Ihr Jo.Flade
„Dann reden wir weiter“, schrieben Sie als letzte Antwort auf meinen vorherigen Beitrag – und so sieht das also aus: Sehr beeindruckend!
Ich danke Ihnen, lieber Herr Wolff – denn Sie haben es nötig zu lernen (wie wir alle – es ist nur eine Frage der Erkenntnis darüber). Unabhängig davon lege ich Ihnen des jüngste Kamingespräch auf Phoenix mit Bundespräsident Joachim Gauck ans Herz, in dem er sich zu seinem Buch über „Toleranz“ äussert und in dem er sich zB auch zu extremen Parteien wie LINKE oder AfD und deren Wähler, zu Flüchtlingen, zur sogenannten Ost-West-Problematik in DEU, etc, äußert. Da können Sie noch mehr lernen als von mir und da zeigt sich auch, daß es Theologen gibt, die trotz der „Versuchung religiöser Schwärmerei in der Politik“ noch realpolitisch denken können.
Also lernen Sie weiter !
Andreas Schwerdtfeger
Herr Weiss ist „fassungslos“ und es „verschlägt ihm die Sprache“ – zum Glück erst, nachdem er sich mit großer Emotion aber ohne jedes Argument ausführlich geäußert hat (sonst kennten wir nun seine Gefühle nicht, was doch schade wäre).
Herr Scheidig empfiehlt „psychiatrische Untersuchungen“, wenn jemand anderer Meinung ist.
Allgemein wird immer noch nach West- oder Ost-Herkunft gefragt und somit ein Problem beschworen, daß es ohne diese Unsinnigkeit gar nicht gäbe.
Frau Plotzitzka und Herr Brandt sind für Pensionsentzug bzw alleinigen Wahrheitsbesitz.
Herr Plätzsch versteht keinen Humor und ich „hinterlasse einen faden Nachgeschmack“.
Sie, Herrr Wolff, fordern mich auf, erst mal Ihre links zu lesen und ich könnte jetzt in Ihrem Stil antworten („ich lasse mir nichts befehlen“), aber das ist kindisch. Ich habe sie gelesen – und einmal abgesehen davon, daß Sie selbst ja die Medienvielfalt in unserem Lande so ausdrücklich loben und deshalb vielleicht die SZ und die ARD als Referenzen alleine nicht ausreichen, kann ich in den links nichts entdecken, was außerhalb des demokratisch zulässigen Meinungsspektrums in unserem Lande anzusiedeln wäre, auch wenn es natürlich weit außerhalb Ihres Weltbildes und dessen des fassungslosen Herrn Weiss ist (ich kann allerdings viel entdecken, dem ich nicht unbedingt zustimmen würde). Aber aus dem Zusammenhang gerissene Zitate von vor vielen Jahren begründen kein Wegmobben. Und eine Ablehnung der „liberalen Demokratie“ ist ohne Definition auch nicht wirklich „undemokratisch“, denn was die Linken darunter verstehen ist doch in Wirklichkeit ihr eigener Meinungsfundamentalismus.
Ich möchte Herrn Dr Gerhards danken für seine Beiträge, von denen man heutzutage (leider) schon fast sagen muß, daß sie neben einer bemerkenswerten inhaltlichen Stellungnahme ja schon fast auch mutig zu nennen sind angesichts des immer deutlicher hervortretenden totalitären Anspruchs des linken Teils unserer Gesellschaft auf „Wahrheit“ und Moral (in seinem Unverständnis hält Flade dies für ein „Klischee“, wie immer als Behauptung und und ohne Begründung); eines Anspruchs, der diesen Teil der Gesellschaft durchaus auf die gleiche Stufe mit der von ihr so kritisierten AfD stellt.
Wie wissen doch alle, daß wir die offensichtlichen Schwächen der Demokratie deshalb gerne hinzunehmen bereit sind, weil deren Stärken ungleich größer sind:
– daß Mehrheitsentscheidungen nicht immer vernünftig sind: „Nicht Stimmenmehrheit ist des Rechtes Probe“, schrieb Schiller in der „Maria Stuart“ und „die große Zahl macht nicht die Wahrheit“ schrieb Zwingli;
– daß das Mittelmaß regiert: „Aber die Ochsentour produziert keine grossen Führer. Auch die ordentliche Anständigkeit tut das nur in den seltensten Fällen. Grosse Führer kommen fast immer aus dem Chaos“, stellte Georg Leber fest;
– daß Pendelbewegungen und gegenläufige Tendenzen sich besonders im deutschen Volk sehr stark auswirken: „… in der Politik wie in der Gesellschaft ein stetes Schwanken zwischen zwischen Selbstüberschätzung und Minderwertigkeitsgefühl“ – bescheinigt uns Ulrich Herbert in seiner „Geschichte Deutschlands im 20. Jht“ und vorher schon stellte Nipperdey fest: „… die Idee, Deutschland müsse ein profilierter Wortführer der kleinen Völker für eine freiere internationale Ordnung … werden, eine angesichts des deutschen Auftrumpfstils in der internationalen Arena besonders schnurrige Idee“.
Wir nehmen die Schwächen in Kauf – die Stärken überwiegen. Und deshalb ist überhebliche Moralbezeugung in Form von „Fassungslosigkeit“ eher albern. „Wir haben die Anmaßung alles Unbedingten hinter uns gelassen“, schrieb Heidegger – einige wissen es wohl noch nicht!
Einen frohen Sonntag jedem in seiner eigenen Überheblichkeit.
Andreas Schwerdtfeger
Was haben wir für ein Glück, dass wenigstens einer auf dieser Welt mir diese erklären und alle Äußerungen von Menschen richtig einordnen kann. Herzlichen Glückwunsch, lieber Herr Schwerdtfeger, zu dieser erstaunlichen Begabung. Ihr Christian Wolff
Als wir vor knapp 4 Jahren nach Leipzig gezogen sind, war ich u.a. neugierig auf die verschiedenen Gemeinden und Gottesdienst-Angebote der Innenstadt-Kirchen.
Ich erinnere mich an einen Gottesdienst mit Bischof Rentzing in der Thomaskirche, den ich einigermaßen ernüchtert (bzw. gelangweilt) verließ und für mich beschloss, dass wenn ER für die Landeskirche stehe, ich es künftig bei äußerst gelegentlichen Besuchen anlässlich hoher Feiertage oder persönlicher Ereignisse belassen könne.
Wenig später besuchte ich dann aber auch einen Gottesdienst mit Pfarrerin Taddiken; seither versuche ich, wenn möglich, ihre Predigten regelmäßig zu hören.
Insofern konnte ich gut verstehen, dass Rentzing auf innerkirchlichen Widerstand stieß. Nach dem Lesen der Links, die Christian als Anhang seines Beitrags angegeben hat, auch zu Recht.
Anzahl und Heftigkeit der Beiträge in diesem Blog zum angekündigten Rücktritt Rentzings lassen auf eine tiefe Spaltung in der Landeskirche schließen – FÜR Rentzing spricht, dass er seinen Rücktritt u.a. damit begründet, dass er offensichtlich nicht (mehr) in der Lage ist, hier Brücken zu bauen.
Hallo Herr Wolf,
ich finde das Vorgehen schwierig… Eine online-Petition, dann Recherechen eines öffentlich-rechtlichen Senders. Zeitungen, die berichten…
Haben wir im Neuen Testament nicht ein Beschwerde-Management? Ich meine Matthäus 18,15-18:
Zurechtweisung und Gebet in der Gemeinde
15 Sündigt aber dein Bruder, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.
16 Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch zweier oder dreier Zeugen Mund bestätigt werde.
17 Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner.
18 Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein.
Das, was Bischof Rentzing zu verantworten hat, muss er verantworten. Das, was Sie zu verantworten haben, müssen Sie verantworten. Hoffentlich finden Sie mehr Gnade und Barmherzigkeit als es Herrn Bischof Dr. Rentzing zu Teil wurde.
Als Lutheraner wäre vielleicht auch eine erneute Diskussion über die so genannte „Zwei-Regimenten-Lehre“ nötig. Hat sich der Bischof gegen Schrift und Bekenntnis versündigt oder hat er politische Meinungen vertreten die mir nicht gefallen? Wo liegen die Trennlinien, wo gibt es ggf. Schnittmengen? Hierüber habe ich bisher nichts gehört und nichts gelesen.
Gruß – Büttner
Sehr geehrter Herr Wolff, Sie schreiben auf einer anderen Seite von „Rechtsextremisten und Faschisten wie Jörg Urban und Björn Höcke“ – wahrscheinlich würden Sie auch alle AfD-Wähler als Faschisten bezeichen (in Sachsen bekanntlich ca. 1/4 der Wähler !!).
Allein diese von Ihnen geschriebenen Worte machen eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Ihnen und Ihrem „Weltbild“unmöglich. Ich würde Ihnen empfehlen, sich schleunigst psychiatrisch untersuchen zu lassen. Gute Besserung wünscht ein 1967 in der Leipziger Thomaskirche Getaufter, der Hochachtung für Bischof Rentzing empfindet und nicht für einen Billig-Westimport !
Sehr geehrter Herr Scheidig, nur zu Ihrer Information: Auch Carsten Rentzing ist ein „Westimport“. Im Gegensatz zu Jörg Urban und Björn Höcke, deren öffentliche Äußerungen die Klassifizierung, die ich vorgenommen habe, zulassen, kenne ich natürlich nicht die Denkweise jedes einzelnen AfD-Wählers. Aber diejenigen, die bei Wahlen der AfD ihre Stimme geben, sind verantwortlich dafür, dass unsere Demokratie gefährdet und völkisch-nationalistisches Denken auch noch honoriert wird. Ihre freundliche Empfehlung und ihre guten Genesungswünsche nehme ich dankend entgegen. Vielleicht besuchen Sie demnächst einmal wieder einen Gottesdienst am Ort Ihrer Taufe und bedenken dann noch einmal Ihre Haltung. Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff, das Wort Westimport war nicht so ganz ernst gemeint, bin ich doch selbst „Halbwessi“- meine Mutter hat hierher geheiratet, weil man ja in den 60-ern im Westen dachte, die linke Diktatur (die Sie wiedererrichten wollen) fällt sowieso gleich zusammen. Es dauerte leider dann noch 25 Jahre bis zum Ende bzw.bis auch ich dafür kämpfen konnte, dieses so schöne Land aus den Klauen der Linken zu befreien (beispielsweise auf dem Dresdner Hauptbahnhof 1989 – aber nicht um zu „flüchten“ – wie es heute Mode ist, sondern um die Heimat zu befreien).
Ich meine, Sie haben überhaupt kein Demokratieverständnis. Legt man Ihre Denkweise zugrunde, sollte jede von Links abweichende, also jede rechte Meinung bekämpft werden. Ich sehe es als elementares Menschenrecht an rechte Meinungen (nach Ihrer Rechts-Links-Schwarz-Weiß-Malerei) zu vertreten – auch als Landesbischof!
Was glauben Sie eigentlich, was es für mich für eine Zumutung war, nach der Wende Ihre linken Gesinnungsbrüder („die Täter von gestern“) wieder in unseren Parlamenten zu sehen! Aber wenn man sich mit Demokratie beschäftigt muß man lernen, dass ALLE Meinungen, so sie nicht gegen das Grundgesetz verstoßen, zu tolerieren sind. Sie hingegen machen es so, wie es in den beiden letzten Diktaturen in Deutschland üblich war: Sie kramen irgendetwas hervor und dann soll der „Beschuldigte“ schleunigst seine Unterwerfung – hier unter den „Kampf gegen rechts“- erklären. Wenn er nicht spurt, gehört er eliminiert – wenn auch heute noch nicht gleich ins Lager gesteckt…
Sie sollten begreifen, dass wir in den beigetretenen Bundesländern genug von linken Projekten haben, da wir die linke Realität genug „genießen“ konnten, nach der Sie offenbar große Sehnsucht haben.
Sie haben mir einen Gottesdienstbesuch in der Thomaskirche empfohlen – ich begnüge mich momentan mit dem gedanklichen Singen von Musik des dort begrabenen J.S.Bach: „Ich bin der rechte Weg, die Wahrheit und das Leben“. Und ich weiß, dass der linke Weg unweigerlich in Diktatur und Gottlosigkeit führt !
Nur so viel: richtig und rechts ist Gott sei Dank nicht dasselbe! Ansonsten habe ich den Eindruck, dass Sie wie etliche andere auch nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dass der Grund für den Rücktritt von Landesbischof Rentzing in ihm selbst liegt. Wenn ich Wähler von ihm wäre, müsste ich mich jetzt arg getäuscht sehen. Denn er hat all das, was jetzt an die Öffentlichkeit gekommen ist, verschwiegen. Normalerweise nennt man so etwas Vertrauensbruch. Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff, ich empfinde Ihre Meinung als sehr intolerant und möchte hiermit Ihrer Meinung nachstehenden Link entgegensetzen. https://www.idea.de/frei-kirchen/detail/was-ist-an-den-vorwuerfen-dran-110711.html
MfG Uwe Tietke
Sehr geehrter Herr Tietke, eine Meinung zu haben und diese öffentlich zu vertreten, ist Gott sei Dank nicht intolerant. Sie können ja eine Gegenmeinung vertreten. Darüber kann dann diskutiert werden. Dass IDEA auch jetzt Bischof Rentzing unterstützt, ist ihr gutes Recht. Allerdings bin ich schon erstaunt darüber, dass für IDEA offensichtlich die Tatsache, dass Rentzing nie von sich aus auf seine Veröffentlichungen und Aktivitäten hingewiesen hat, Verbindungen ins rechtsnationalistische Lager immer bestritten hat und sie erst zugegeben hat, als es nicht mehr anders ging, keine Rolle spielt. Dabei handelt es sich hierbei um einen gravierenden Vertrauensbruch (von allem anderen abgesehen). Ganz abstrus wird es, wenn Herr Matthies am Schluss das Narrativ bedient, man könne auf einer Synode nicht mehr seine Meinung sagen oder dürfe sich nicht mit einem IDEA-Vertreter blicken lassen. Das ist so billig – aber leider auch typisch. Christian Wolff
Lieber Christian Wolff,
haben Sie vielen Dank für die eingefügten Links zu SZ und Tagesschau. Ich bin einigermaßen sprachlos. Viele Einzelheiten waren mir bis dato nicht bekannt, vermutlich, weil ich mich eher selten in diesen neurechten oder erzkonservativen Ecken umschaue. Ich muß sagen, ich bin fassungslos. Und auch sehr gespannt, was wohl noch so alles auftauchen wird, was widrigenfalls wohl auch geschehen wird, wenn der Noch-Landesbischof nicht schnellstens von sich aus reinen Tisch macht. Aber auch die landeskirchlichen Gremien und Verantwortungsträger müssen wohl mit Blindheit geschlagen gewesen sein…
Dieses Ausmaß des Schreckens verschlägt mir jedenfalls die Sprache.
Beste Grüße und vielen Dank
Thomas Weiß
Mich würde es ja interessieren, was Sie, Herr Wolff, als Sie noch jünger waren, alles geschrieben haben.
Anscheinend ist es so, dass das was Herr Rentzing vor 20 oder 30 Jahren geschrieben hat, auch heute noch gilt.
Und wenn andere Personen der Kirche IM´s waren oder den Kommunisten nahestanden, dann ist das wohl nicht so schlimm.
Links geht halt noch, rechts geht gar nicht, oder?
Die Zitate von Herrn Rentzing halte ich auch nicht für gut. Aber darf man ihm das heute noch vorhalten?
Dann halten Sie doch all den grünen Politikern ihre Meinungen von vor 20 oder 30 Jahren in Bezug auf Sexualität mit Kindern und Jugendlichen doch auch immer noch vor.
Das war ja auch abstrus!
Genauso wenn Frau Roth und andere auf Demos mitlaufen wo Plakate zu sehen sind: Deutschland verrecke usw.
Wo bleiben da Rücktrittsforderungen????
Sollten Ihrer Meinung nach alle theologisch Konservativen aus der Kirche entfernt werden?
Herr Fade schafft es mal wieder, nicht mal Namen richtig schreiben zu können. Und er glaubt, freundlich zu formulieren, wo ihm doch diese Kunst völlig abgeht und er in Wirklichkeit nur rechthaberisch ist. Aber ich will ihn loben: Rechthaberisch und im Stil unsicher ist allemal besser, als wie sich hier zwei andere outen: Die eine glaubt, eine andere Meinung als die ihre berechtige den Entzug einer Pension. Der andere – noch schlimmer – kennt ALLEINE die Wahrheit, wo doch jeder weiß, daß es Wahrheit in der demokratischen Auseinandersetzung nicht gibt und auch nicht geben darf. Aber Herr Brandt bleibt mit unmissverständlichen Plakaten am Ball – will sagen: Er ist mit totalitärem Dogmatismus zur Beseitigung von „Mißständen“ – also von dem, was ihn stört – unterwegs, und verkauft uns das als Demokratie. Naja – er ist „Christ aus dem Rheinland“.
Armer Herr Wolff, der solchen Unsinn veröffentlichen muß!
Trotzdem Ihnen, lieber Herr Wolff einen schönen Sonntag!
Andreas Schwerdtfeger
Bitte einfach einmal die beiden Links unter meinem Blog-Beitrag anklicken – dann reden wir weiter.
„Herr Fade schafft es mal wieder, nicht mal Namen richtig schreiben zu können.“
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Ihr Posting hinterlässt einen faden Nachgeschmack, Herr Schwerdtfeger.
Herr Heydebreck –
Wir entrichten unsere Kirchensteuer a priori zum inneren und äußeren Erhalt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens. Das ewige und nun wirklich untaugliche Klischee „links“, was ja dann auch „rechts“ implizieren würde (!), betrachte ich auch in diesem Zusammenhang – freundlich formuliert – für höchst fragwürdig. Und Sie, wie andere, sollten bei Gelegenheit während einer anzuratenden differenzierteren Betrachtung Ihrer selbstgewählten Denkschemata ggf. zum Fazit kommen, dass mit dieser „Debatten-Kultur“ dem Thema: Kirche in unserer Demokratie mehr Schaden denn Nutzen zuteil wird!
Was die Sächs. Landeskirche mit ihrem Repräsentanten „Landesbischof“ anbelangt, hat Dr. Rentzing mit seinem Rückzug der Mehrheit einen großen Gefallen getan. Wären seine Kritiker eine Minderheit (im demokratischen Sinne), bedürfte es ja nicht seines Rücktrittes. Insofern bewies er das erste Mal seit Amtsantritt Einsicht in die Notwendigkeit.
U.a. ich registriere unaufhörlich erleichterndes Aufatmen – die Not mit diesem Bischof muss wahrlich groß gewesen sein, selbst innerhalb der landeskirchlichen Aktionsradien.
Nun haben Sie ihn ja endlich mit weiteren 700 Gleichgesinnten, wie Sie schreiben, erfolgreich weggemobbt. Ich gratuliere Ihnen, lieber Herr Wolff!
Allerdings eine Korrektur: „… mit einer Stimme Mehrheit, also wahrscheinlich mit seiner eigenen, gewählt …“, schreiben Sie – und das ist tendentiell falsch und überdies undemokratisch: In Demokratien wird man „mit Mehrheit“ gewählt. Daß diese manchmal knapp ausfallen, daß in dieser auch die Stimme des Kandidaten selbst enthalten ist, ist systemimmanent und läßt also keine das Ergebnis schlecht machende Kritik zu.
Aber Sie können es eben nicht lassen, über andere herzuziehen und dabei im Grunde unserer Gesellschaft und Demokratie zu schaden (wie es ja auch Herr von Heydebreck feststellt).
Ich grüße Sie,
Andreas Schwerdtfeger
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Wer glaubt, die Widersprüche, die unsere Gesellschaft wie auch die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens durchziehen, beseitigen – oder auch nur verkleinern – zu können, indem er einen Landesbischof in einer Art und Weise öffentlich zum Rücktritt drängt, wie dies gerade geschehen ist, um ihn anschließend durch einen genehmeren zu ersetzen, der irrt.
Im Gegenteil: Er vertieft diese Widersprüche lediglich.
Da stimme ich Ihnen ausdrücklich zu. Ein Rücktritt oder auch die Forderung danach beseitigen keine Widersprüche – zumal die Hauptverantwortlichen für die konkrete Situation in der sächsischen Landeskirche in der Synode sitzen, die nun eine/n neue/n Bischof/Bischöfin wählen muss. Christian Wolff
Bin gespannt, welche Konsequenzen das Ausscheiden auf seine weiteren Bezüge als Altbischof hat? Ich bin nicht gewillt, dass er von meinen Kirchensteuern profitiert. Oder hat sein Rücktritt hoffentlich auch dienstrechtliche Konsequenzen? Trotzdem wünsche ich ihm Gottes guten Segen.
L. Plotzitzka
Trösten Sie sich, ich zahle ja auch meine Kirchensteuer ohne Murren für linke Kirchen-Rentner wie unseren lieben Pastor i. R. Christian Wolff!
Vielen Dank!
Ich zahle KEINE Kirchensteuer, trage dennoch das Bischofsgehalt mit. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss kommt der allgemeine Steuerzahler dafür auf. Mit der Kirchensteuer werden andere Dinge finanziert.
Es ist schlimm, dass Wahrheit in manchen Kreisen nicht Wahrheit sein darf. Ich sage dies
als Christ aus dem Rheinland, weil auch ich Missstände angeprangert und die ROTE KARTE gezeigt habe. Lieber Christian Wolff, wie bleiben am Ball, Sie mit Texten und ich visuell mit unmissverständlichen Plakaten.
Herzlich Ihr Heinrich Brandt aus dem Rheinland
Danke für die guten Neuigkeiten.
Es gibt noch gute Nachrichten. Trotzdem überrascht mich diese durchaus. Ja, es ist überfällig, dass die sächsische Landeskirche auch mit der Besetzung des Bischofsamtes klare Zeichen setzt.
Vielen Dank für die Information! Herzlichen Gruß.
Thomas Weiß
Sehr geehrter Herr Wolf, wie können Sie so über einen Bruder in Christo herziehen? Schämen Sie sich nicht? Von Anfang an war Ihnen wohl die Person Carsten Rentzing suspekt, weil er sich bei seinen Entscheidungen auf die Bibel verließ. Nun haben Sie ja erreicht, was Sie wollten. Aber ich hoffe, es gibt noch genügend Christen in Sachsen, die die Treue zum Wort Gottes höher bewerten, als Ihre Meinungsäußerungen.
Letzteres hoffe ich auch! Ihr Christian Wolff
Guten Abend Herr Schmahl,
ich bin schon etwas verwundert. Wie kann Herr Rentzing mit biblischer „Rechtfertigung“ z.B. (aktives) Mitglied einer schlagenden Verbindung sein? Von anderem mal abgesehen. Vielleicht können Sie mir das erklären?
Freundl. Gruß
Ich bin seit meinem Studium gemeinsam mit mehreren Theologen Mitglied einer schlagenden Verbindung. Die war nur in der Nazizeit seit 1935 verboten. Wollen Sie Ihre Intoleranz auch so weit treiben wie die Nazis?
Auch ich gehöre seit meiner Studienzeit (1989-1995) zu zwei Burschenschaften – nichtschlagend und mit vielen Kontakten zum Wingolfsbund, aber doch der burschenschaftlichen Tradition verpflichtet. Zu unseren Alten Herren gehören Theologen (mehrere waren in höheren kirchlichen Ämtern), auch Politiker, darunter Sozialdemokraten. Ich selbst stand als Student (und Burschenschafter) der SPD näher als dem konservativen Spektrum – was sich mittlerweile geändert hat. Ich habe im Verbindungsleben sehr viel offene Diskussion erlebt – weit offener und fairer als mit vielen betont fortschrittlichen und linksgerichteten Kommilitonen an der Uni! Und vielleicht ist ja die mangelnde Distanz, die man Bischof Rentzing gegenüber der AfD vorwirft – obwohl er sich mehrfach deutlich gegen Hetze ausgesprochen hat! – ein Stück solcher offener Diskussionskultur gewesen, die unsere Gesellschaft dringend nötig hat. Linke und linksliberale Kreise, die glauben, sie könnten die ganze Gesellschaft nach ihren Vorstellungen prägen, und die keine alternativen Vorstellungen mehr zulassen, haben nämlich in erster Linie zur Spaltung unseres Landes beigetragen. Dass manche konservative Position, die im bürgerlichen Spektrum ihren Platz hat, teilweise früher auch von Sozialdemokraten vertreten wurde, heute einer Partei überlassen wird, die – nicht nur, aber auch – untragbare rechtslastige bis rechtsradikale Hetzer in ihren Reihen hat, ist ein schwerer Schaden für unsere demokratische Kultur. Dem kann man aber nur begegnen, indem man konservative Menschen, die selbst keine rechten Hetzer sind, sich aber nur noch von dieser Partei verstanden fühlen – weil ihnen z.B. ein Übermaß an Zuwanderung Angst macht, weil sie sich für den Erhalt der klassischen Familie und den Schutz des ungeborenen Lebens einsetzen – sehr ernstnimmt und ihre Positionen auch als Teil des demokratischen Spektrums anerkennt. Bischof Rentzing gehört Dank, wenn er das versucht hat. Ebenso gebührt ihm Dank dafür, dass er denen noch eine Stimme gegeben hat, die in der EKD an der Ablehnung der „Ehe für alle“ festhalten. Auch in dieser Frage sehen sich viele Geistliche und Gemeindeglieder von den Entscheidungen der Kirchenleitungen übergangen. Und sie werden von vielen, die die Ablehnung der Trauung homosexueller Paare ungerechterweise mit Homosexuellenfeindlichkeit gleichsetzen, in übler Weise diskriminiert, während in den Führungsetagen der EKD jetzt eine Stimme weniger ist, die sich für die konservative, biblisch und ökumenisch begründete Position erhebt, dass die Kirche nur Partnerschaften zwischen Mann und Frau trauen kann. Das ist schade!
Bitte einfach einmal die beiden Links unter meinem Blog-Beitrag anklicken – dann reden wir weiter.
Guten Morgen Herr v. Heydebreck,
das steht Ihnen natürlich frei, beantwortet aber meine Frage in keiner Weise.
Frdl. Gruß
Bitte einfach einmal die beiden Links unter meinem Blog-Beitrag anklicken – dann reden wir weiter.
Sehr geehrter Herr Wolff,
Sie verweisen jetzt schon mehrfach auf die beiden Links unter Ihrem Blog-Beitrag. Diesen Links kann ich nur entnehmen, dass Bischof Rentzing zu Beginn der 1990er Jahre rechtsextreme Artikel veröffentlicht hat. Um genauer zu sein, da der Begriff „rechtsextrem“ für sich genommen wenig aussagekräftig ist: Rentzing hat – nach dem, was ich den Links entnehmen kann – Artikel geschrieben, in denen er sich in einer sehr konservativen, nationalen und antidemokratischen Tradition des Protestantismus verortet. Heute sagt er, dass er damals vertretene Positionen nicht mehr teilt. Daher muss man fragen: Haben Sie Belege dafür, dass Rentzing auch als kirchlicher Amtsträger der sächsischen Landeskirche, schließlich als Bischof, die dort genannten Positionen noch vertreten hat? Wäre das der Fall, müsste man der Synode, die ihn (mit knapper Mehrheit) zum Bischof gewählt hat, unterstellen, nicht gesehen zu haben, wer da für das Bischofsamt kandidiert. Zwei Dinge möchte ich in diesem Zusammenhang unbedingt ergänzen: 1. Die Verfasser der Petition gegen Bischof Rentzing berufen sich auf die Tradition der Bekennenden Kirche. Ist denen und Ihnen aber klar, dass sich die Traditionen eines konservativen, antidemokratischen Protestantismus, denen Rentzing als junger Mann gefolgt ist, auch bei Mitgliedern der Bekennenden Kirche finden? Muss ich z.B. an nationalprotestantische, antiwestliche Aussagen erinnern, die Niemöller noch nach dem Zweiten Weltkrieg getätigt hat? Können die Verfasser der Petition bei der Bekennenden Kirche differenzieren und bei Bischof Rentzing nicht? Und 2.: Als gewisse Kreise der Union den damaligen Außenminister Joschka Fischer – mit dem ich politisch nicht auf einer Linie liege! – zu Fall bringen wollten, indem sie aufdeckten, dass sich Fischer als junger Frankfurter Aktivist nicht immer klar vom damaligen Linksterrorismus distanziert hat, hat der damalige Bundestagspräsident Thierse gesagt: „Man kann einen Menschen nicht in das Gefängnis seiner Vergangenheit einschließen“. Ein wunderbarer, richtiger Satz! Sofern man keine wirklichen Straftaten aufdeckt, sollte man politische und innerkirchliche Gegner an ihren aktuellen Taten und Worten messen und nicht an Äußerungen oder Taten, die Jahrzehnte zurückliegen. Das ist nicht nur ein erbärmliches Vorgehen, sondern hat auch etwas Unchristliches. Oder hat die Bereitschaft, jedem das Recht zugestehen, sich weiterzuentwickeln, auch vernünftiger zu werden und in die Mitte zu rücken, nichts mit der Vergebungsbereitschaft zu tun, die man von „bekennenden Christinnen und Christen“ erwarten sollte? Der lange Rede kurzer Sinn: Ihr Hinweis auf die Links über Texte, die Bischof Rentzing vor ca. dreißig Jahren geschrieben hat, beeindruckt mich bisher nicht besonders.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards, zu dem, was Sie fordern (die Distanzierung Rentzings von seinen Schriften anzuerkennen), gehört Offenheit. Joschka Fischers Vergangenheit war bekannt. Er hat davon nichts verschleiert und ist damit offen umgegangen. Rentzing hat alles verschwiegen – ja, er hat auch gelogen, als er gefragt wurde nach den Verbindungen zur „Bibliothek des Konservatismus“. Ja, Bischof Rentzing hat in den vergangenen vier Jahren es immer an einer klaren Haltung zum Rechtsnationalismus fehlen lassen. Ich habe das auf diesem Blog mehrfach kritisiert – und hatte immer den Verdacht, dass er sich in noch ganz anderen Kreisen tummelt. Ist es nicht auffällig, dass er nicht einen Vortrag auf seine offizielle Homepage hat setzen lassen? Dafür finden sich Vorträge auf obsuren Seiten, einer direkt neben Victor Orbán über die „illiberale Demokratie“. Doch was ich geradezu katastrophal finde ist, dass er theologische Positionen vertritt, die die Ev. Kirche schon einmal ins Verderben geführt haben. Ich kann und will Sie nicht zwingen, von dem, was Rentzing geschrieben hat, beeindruckt zu sein. Ich kann nur hoffen, dass sehr viele Menschen jetzt gut nachvollziehen können, warum Rentzing von der eigenen Kirchenleitung zum Rücktritt gedrängt wurde. MfG Christian Wolff
Sehr geehrter Herr Wolff,
Bei Fischer war bekannt, dass er zur linksradikalen Szene in Frankfurt gehörte. Manche Verstrickungen in Gewalttaten sind aber erst in seiner Zeit als Außenminister der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, und ich bin mir nicht sicher, ob tatsächlich alle diesbezüglichen Fragen je geklärt wurden. Aber wie dem auch sei – Fischer hat sich nach eigener Aussage zum „geläuterten Demokraten“ gewandelt, und das nehme ich ihm ab. Dass Rentzing – wohl gemerkt: nicht als Student, sondern als Pfarrer und Bischof der sächsischen Landeskirche – Vorträge auf „obskuren Seiten“ veröffentlicht hat, auf denen auch Texte von Orbán stehen, kann ich aus den von Ihnen genannten Links nicht erkennen. Vielleicht können Sie die konkreten Angaben mitteilen. Dann denke ich vielleicht auch anders über seine Standpunkte. Ich kann bisher auch nicht erkennen, dass er über seine Beziehungen zur „Bibliothek des Konservatismus“ gelogen hätte. Im Übrigen habe ich selbst Vorträge aus der „Bibliothek des Konservatismus“ auf „YouTube“ angesehen, die ich anregend fand und für wichtige Beiträge zur politischen Diskussion halte. So haben dort mit Egon Flaig (Althistoriker in Rostock) und Tilman Nagel (Arabist in Göttingen) zwei Wissenschaftler vorgetragen, die mir persönlich bekannt sind und die ich schätze. Ebenso der ehemalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, und andere, die sicher keine Vertreter der Neuen Rechten sind. Von daher sollte man nicht nur auf den Ort „Bibliothek des Konservatismus“ schauen, sondern im Einzelfall darauf sehen, was jemand dort gesagt hat. Hat Rentzing dort seine Thesen über die Demokratie als entartete Staatsform wiederholt, die er als Student in den „Fragmenten“ veröffentlicht hat? Das wäre selbstverständlich keineswegs hinnehmbar! Aber das würde ich doch gerne erst einmal wissen. Bis dahin nehme ich Rentzing ab, dass er sich vom antidemokratischen Denken abgewandt hat, genauso wie ich Joschka Fischer abnehme, dass er es als Fehler eingesehen hat, zum Einsatz von Molotowcocktails aufgerufen zu haben. Als Wissenschaftler habe ich übrigens Bischof Rentzing gemeinsam mit Altbischof Wilckens (Lübeck) eine Monographie zur Hermeneutik des Alten Testaments gewidmet. Bisher sehe ich keinen Grund, diese Widmung zu bereuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Wenn sich Rentzing vom „antidemokratischen Denken“ abgewendet hätte, dann hätte er in den vergangenen vier Jahren anders agiert. Er hat nichts dazu getan, um eine gemeinsame Haltung der Kirche gegenüber dem Rechtsextremismus in Sachsen und gegenüber den Rechtsnationalisten der AfD zu entwickeln. Er hat zu keinem Zeitpunkt auch nur den Versuch unternommen, mit den Pfarrer/innen darüber ins Gespräch zukommen bzw. in einen Diskurs einzutreten. Stattdessen hat er nach den Landtagswahlen empfohlen, mit der AfD eine „gemeinsame Sicht auf unsere Gesellschaft“ zu entwickeln. Nein, sehr geehrter Herr Gerhards, die „Distanzierung“ Rentzings erfolgte erst, als er mit den Aufsätzen im Landeskirchenamt konfrontiert und dort zum Rücktritt gedrängt wurde. Das ist a) zu spät und b) wenig überzeugend.
Christian Wolff
Ihre Conditio humana, sehr geehrter Herr Professor Gerhards, war mir einst großer Gewinn.
Ihre hier mit Blick auf Landesbischof Dr. Carsten Rentzing dargelegte Sicht eine ausgesprochene Wohltat.
Tempora mutantur, nos et mutamur in illis.
Sehr geehrte(r) E. Fischer,
vielen Dank für Ihre freundlichen Worte zu meiner „Conditio humana“.
Sehr geehrter Herr Wolff,
ich habe die AfD nicht gewählt und sympathisiere nicht mit ihr. Aber welche „gemeinsame Haltung“ der Kirche stellen Sie sich denn vor? In Köln habe ich anlässlich des AfD-Parteitages erlebt, wie die Kirche mit dem Slogan „Unser Kreuz hat keine Haken“ gegen die AfD demonstriert hat. Meiner Ansicht nach ging das am Problem völlig vorbei. Nach der Landtagswahl in Sachsen hat Bischof Rentzing im Kölner Domradio erklärt, das Problem liege seiner Meinung nach darin, dass z.Zt. entscheidende Grundfragen der weiteren Entwicklung der Gesellschaft offen seien, und dass diese auf breiter Basis diskutiert werden müssten. Dabei komme man an fast 30 Prozent AfD-Wählern nicht vorbei. Diese Aussage unterschreibe ich voll und ganz! Ich sehe nicht, dass er darin irgendeine demokratiefeindliche Haltung vertritt, wie er es vor 30 Jahren in den Artikeln getan hat, die jetzt bekannt geworden sind. Ganz im Gegenteil: Der Sinn einer Demokratie besteht doch darin, dass die Fragen, die die Gesellschaft betreffen, breit diskutiert werden. Dazu muss man aber das Gespräch mit allen suchen – selbstverständlich auch mit AfD-Wählern. Natürlich muss es Ziel eines solchen Gesprächs sein, Kompromisse zu finden, mit denen wir gemeinsam leben können. Diese Kompromissbereitschaft ist von AfD-Wählern einzufordern, denen eine größere Offenheit gegenüber sozialen und kulturellen Veränderungen zugemutet werden muss, aber auch von linken oder linksliberalen Kreisen, die einsehen müssen, dass ein gewachsenes Land nicht durch eine multikulturelle Gesellschaft ersetzt werden kann bzw. dass Nationalstaat (wie immer man ihn gestaltet) und Demokratie zusammengehören. (Wenn Gauland – den ich nicht zu wählen beabsichtige – immer wieder diese Beziehung zwischen Nationalstaat und Demokratie herstellt, hat er alle historische Erfahrung auf seiner Seite. Das muss ich ihm zugestehen.) Auf beiden Seiten wird es Leute geben, die sich in entsprechenden Grundfragen nicht auf Kompromisse einlassen wollen. Diese Leute sind dann nicht oder nur bedingt demokratiefähig. Wenn man sich aber von vornherein auf solche Diskurse nicht einlässt, sondern nur nach „Strategien gegen rechts“ sucht oder, wie in Köln, mit einer schlichten Totschlag-Parole wie „Unser Kreuz hat keine Haken“ auf die Straße geht, geht man das Risiko ein, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung von der Demokratie verabschiedet, weil er sich von ihr ins Abseits gestellt sieht. Dieses Risiko in Kauf zu nehmen, ist m.E. die eigentlich demokratiefeindliche Haltung. Und gerade im linken und linksliberalen Milieu gibt es davon eine Menge. Wenn etwa Habermas in einem Rundfunkinterview sich dafür ausspricht, man müsse die Themen der Rechten „de-thematisieren“, ist das nicht besser als das, was Rentzing in seinen frühen Artikeln geschrieben hat. Nur mit dem Unterschied, dass Rentzing sich heute für einen breiten gesellschaftlichen Diskurs ausgesprochen hat, während Habermas, der Mann des „herrschaftsfreien Diskurses“, (mal wieder) gezeigt hat, dass für ihn die Freiheit der Andersdenkenden offenbar da ihre Grenzen hat, wo man anders will als er selbst.
Mit freundlichen Grüßen,
Meik Gerhards
Sehr geehrter Herr Gerhards, ich meine allmählich zu verstehen, was Sie beabsichtigen: einen an sich skandalösen Vorgang für normal zu erklären. Der Skandal in der Causa Rentzing aber besteht zunächst darin, dass er alles, was ihm jetzt vorgehalten wird, verschwiegen hat. Ja, er hat öffentlich geleugnet, über die politische Ausrichtung der „Bibliothek des Konservatismus“ informiert gewesen zu sein. Das ist für jemanden, der ein solches Amt innehat, ein untragbarer Zustand und zeigt, dass ihn allein das als Landesbischof disqualifiziert. Und nun ist die Frage: Warum hat er das verleugnet und verschwiegen? Vergesslichkeit wird es nicht gewesen sein. Offensichtlich – und das würde ich ihm positiv unterstellen – hat er gespürt, dass seine Positionen mit dem Amt unvereinbar sind. Und so wurde er zum Gefangenen: seiner unterschiedlichen Überzeugungen, die er gerne vermittelt hätte, aber es nicht konnte. Also war er Angst betrieben, flüchtete sich im Fundamentalismus und war vor allem unfähig, sich in der Öffentlichkeit klar zu verhalten – zumal er offensichtlich und aktiv mit dem, was er vor langer geschrieben hat, nicht gebrochen hat – sonst hätte er ja von sich aus sich selbstkritisch geäußert.
Was Sie in Ihrem Kommentar nun auf einer scheinbar absolut seriösen, sachlichen Ebene darstellen, hört sich zunächst so richtig an. Aber es geht an einer Tatsache vorbei: am real existierenden Rechtsextremismus und seiner Verleugnung und Verharmlosung seit 30 Jahren vor allem in Sachsen. Diese Tatsache wird auch nicht dadurch besser, dass die Rechtsnationalisten von Pegida/AfD von 25-30 % der Menschen gewählt werden. Der Nationalsozialismus wird auch nicht durch die Feststellung, dass er auf eine breite Zustimmung von mindestens 80 % der Bevölkerung gestoßen ist, besser. Etwas anderes ist notwendig: eine Antwort auf die Frage zu finden, woran die hohen Zustimmungswerte liegen. Ein wesentlicher Grund ist, dass das rechtsnationalistische, demokratieverachtende Denken gerade von Führungspersönlichkeiten der Gesellschaft (und die beginnen spätestens bei der Kita-Leiterin) zugelassen und verharmlost wurde und wird. Für mich ist nach wie vor der Sarrazin-Hype der Fanfarenstoß, einen rechten Diskurs und mit ihm Themen wie Ethno-Nationalismus, Identität, Demokratieverachtung in der Gesellschaft salonfähig zu machen und zu verankern. Sich daran beteiligt zu haben, werfe ich auch Landesbischof Rentzing nicht erst seit heute vor. Sie können die entsprechenden Blog-Beiträge lesen. Kirche muss beides: Sich ganz klar positionieren gegen den Rechtsnationalismus (wobei Nationalismus bis heute eine der Hauptursachen für Kriege ist!) und gleichzeitig sich am gesellschaftspolitischen Diskurs beteiligen und natürlich mit jedem reden. Darum muss Kirche auch deutlich machen, dass die Grundpositionen der AfD und ihr Agieren mit den Grundwerten des christlichen Glaubens unvereinbar sind. Sie hat eben andere Aufgaben als eine politische Partei, die nicht zulässt nach Opportunität agiert. Denn eines darf Kirche nicht: auf die perfide Strategie der Selbstverharmlosung hereinfallen. Wie weit Rentzing diese Strategie angewandt hat, wird sich noch zeigen. Nach allem, was passiert ist, kann ich das derzeit nicht mehr ausschließen. Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff