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Verbrannte Erde

Wie seit über 50 Jahren versuche ich auch in diesen Tagen zu verstehen, was sich derzeit im Nahen Osten und im arabischen Raum ereignet. Immer wieder komme ich zu dem gleichen Ergebnis: Zwar wird seit dem Ende des Jom-Kippur-Krieges 1973 mit jeder weiteren bewaffneten Auseinandersetzung erneut und auf grausame Weise unter Beweis gestellt, dass mit Krieg keine Befriedung einer Region zu erreichen ist. Dennoch wurde und wird von den Regionalmächten im Nahen Osten, von den Weltmächten USA, Russland und Europa wie von der sog. Internationalen Gemeinschaft fast ausschließlich auf militärische Interventionen ohne jede friedenspolitische Zielsetzung gesetzt. Insofern ist es kein tragischer Zufall, sondern konsequente Folge von einer allein-militärischen Option politischen Handelns, dass bis heute jede friedenspolitische Initiative im Keim erstickt wurde oder versandete. Sowohl der 1. wie auch der 2. Golfkrieg (1991 und 2003) haben in katastrophaler Weise gezeigt, dass sie nichts anderes hinterlassen haben als: verbrannte Erde. Beide Kriege haben den internationalen Terrorismus aufleben lassen (IS, Hamas, Hisbollah), die Existenz des Staates Israel in keiner Weise gesichert und damit das Gegenteil von dem erreicht, was eigentlich Kriegsziel war: Terrorherrschaften ein Ende zu bereiten. Besonders dramatisch: Der 20-jährige Afghanistankrieg endete damit, dass die Terrororganisation, die man eigentlich entmachten wollte, 2021 die Herrschaft in Afghanistan wieder übernommen hat.

Die Ausweglosigkeit und das Misstrauen, die viele Bürger:innen angesichts dieses Desasters internationaler Politik verspüren, ist absolut nachvollziehbar. Denn auch jetzt vermag kaum jemand zu erkennen, dass in der allein-militärischen Option eine friedenspolitische Perspektive für die Völker im Nahen Osten liegen soll. Auch ist nur noch schwer vermittelbar, wenn sich internationale Politik weitgehend beschränkt auf Geldzuwendungen, um Kriegsschäden zu beseitigen, die im nächsten Waffengang wieder zerstört werden, und auf Waffenlieferungen, die Letzterem dienen– ein absurder Prozess, der sich in den vergangenen Jahrzehnten im Gaza abgespielt hat. Offensichtlich bleibt völlig unberücksichtigt, dass die Bevölkerungen im Nahen Osten genauso wie in jeder anderen Region auf diesem Erdball nur dann eine Möglichkeit haben, sich zu entwickeln, wenn sie ihr Lebensrecht gegenseitig anerkennen. Wenn internationale Politik eine Aufgabe hat, dann ist es die: einen solchen Prozess in einer Region wie dem Nahen Osten zu befördern. Genau daran mangelt es aber seit Jahrzehnten. Bis heute hat es keine erkennbare Initiative gegeben, eine Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit im Nahen Osten (KSZNO) zu etablieren – mit einer auf Jahrzehnte angelegten Perspektive allmählicher Befriedung. Stattdessen pflegen alle Regionalmächte im Nahen Osten ihre Feindbilder und schwören ihre Bevölkerungen darauf ein – mit der Folge einer aberwitzigen Aufrüstung und irrwitzigen Verwüstung von Menschen, Mächten, Regionen.

Jitzchak Rabin, der am 04. November1995 ermordete Ministerpräsident Israels, richtete am 13. September 1993 im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington folgende Worte an den Palästinenserführer Yassir Arafat: „Wir, die wir euch Palästinenser bekämpft haben, sagen euch heute mit lauter und klarer Stimme: Genug des Blutes und der Tränen! Genug. (…) Wir sind wie Sie Menschen, die ein Zuhause bauen wollen, die einen Baum pflanzen, lieben, Seite an Seite miteinander leben wollen – in Würde, mit Verständnis füreinander, als freie Menschen. Wir geben heute dem Frieden eine Chance und sagen: Es ist genug! Lassen Sie uns beten, dass der Tag kommt, an dem wir alle den Waffen Lebewohl sagen.“ Wenn heute jemand diese Worte in den öffentlichen Diskurs einbringen würde, er würde sofort der Blauäugigkeit, Traumtänzerei und politischen Naivität bezichtigt. Doch ohne Menschen, die dem folgen, was unser humaner, dem Schöpfer alles Lebens, dem Ewigen, gemäßer Auftrag ist, nämlich in Frieden uns gegenseitig zu achten und zu respektieren, so schwer das im Einzelfall auch fallen mag, wird es keine Befriedung geben. Genau dies haben wir in Europa nach 1945 Gott sei Dank erlebt.

Der Schlüssel für den Frieden im Nahen Osten liegt also weder in Washington, Moskau, Peking, Tel Aviv oder Berlin (dort sind derzeit nur die Schlösser griffbereit). Der Schlüssel liegt – entgegen Schillers Diktum aus „Wilhelm Tell“ * – allein in der Einsicht, dass es gerade für den „Frömmsten“ die vornehmste Aufgabe ist, mit dem „bösen Nachbarn“ zu Vereinbarungen zu kommen, die seine Bösartigkeit verkümmern lässt. Dann, aber nur dann wird auch auf verbrannter Erde wieder neues Leben wachsen können. Es ist höchste Zeit, dass man von diesem Impetus in den ansonsten krankhaft-floskelhaften Statements der in Regierungsverantwortung stehenden Politiker:innen wenigstens ansatzweise etwas vernehmen kann.

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* Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. (Friedrich Schiller, Wilhelm Tell)

29 Antworten

  1. Bei den Fakten zu bleiben, ist immer hilfreich, auch weil dann die eigene Meinung überzeugender wirkt. Wolffs Aufruf an den „Frömmsten“ aus dem Schiller-Wort setzt voraus festzustellen, wer die Rolle des Frömmsten bzw. des bösen Nachbarn einnimmt, an wen also der Appell jeweils zu richten ist. „Immer an beide“ lautet die schnelle Antwort, „an den, den es angeht“ die etwas überlegtere. Es geht denjenigen an, der den Konflikt verursacht hat, aber auch denjenigen, der den Konflikt verschärft.

    Auf die Geschehnisse in der Ukraine bezogen, behauptet Moldt, u.a. Deutschland wolle keinen Frieden, und die USA sehe Gefahr in einem mit Russland vereinten Europa. Daraus, so der stillschweigende Schluss, folge das legitime Interesse Russlands an einem Cordon sanitaire – für den Russland dann Gebiete annektiert, Kinder entführt und andere Kriegsverbrechen begangen hat, und offenbar weiter beabsichtigt, die ganze Ukraine zu erobern. Den Nato-Russland-Rat hat Russland eine Woche vor der Invasion 2022 aufgekündigt. Zu Vereinbarungen mit Russland zu kommen, die nicht in der Preisgabe des Prinzips des Gewaltverzichts und in der Aufnahme von Millionen ukrainischer Bürger in Westeuropa bestehen, setzt voraus (1) eine eigene Position, die Russland zur Verhandlung bringt, (2) den Schutz der Bevölkerung und der Infrastruktur der Ukraine vor Luftangriffen, (3) die Gewährleistung, dass erzielte Vereinbarungen halten bzw. notfalls durchgesetzt werden können. Nichts davon ist ohne Waffen zu haben. Das ist zu beklagen, aber nicht zu ändern. Wer der Ukraine namentlich Luftabwehrwaffen verweigert, macht sich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig, auch als „Frömmster“ und zu Frieden und Vereinbarungen ernsthaft Entschlossener.

    Auf die Geschehnisse in Gaza bezogen meint Haspelmath mit „Anomalie“ das Richtige, wenn er die israelische Palästinenserpolitik im Gegensatz sieht zur israelisch-arabischen Annäherung, die in der Tradition von Oslo stehen könnte. Als „No go“ gilt es aber überwiegend, Israel als den Zündler in Nahost zu benennen, seine jahrzehntelange Besatzungs- und Siedlungspraxis zu kritisieren als Apartheid. Mit dem ausschließlich Palästinensern zugeschriebenen „Narrativ“ From the river to the sea, heißt es, werde Israel sein Existenzrecht abgesprochen, wohingegen übergangen wird, dass die von der israelischen Regierung und israelischen Organisationen offen verfolgte Ganz-Israel-Politik (Annektion von Westjordanland und Gaza) die gebetsmühlenartig wiederholte „Zwei-Staaten-Lösung“ mehr und mehr verunmöglicht. Mit der Verantwortung für Israel werden weiter deutsche Waffenlieferungen zu dem überzogenen und mit Kriegsverbrechen gespickten Gazafeldzug begründet, nicht sehend, dass diese Politik nicht nur den Israelis nichts nützt, sondern auch Ansehen und Einfluss Deutschlands schmälert.

    Für die deutsche Politik (deren Beitrag) könnte der Schlüssel für den Frieden im Nahen Osten (Wolff) also darin liegen, zuerst genau zu analysieren, wer hier der Frömmste, wer der böse Nachbar ist, um nicht den anzustrebenden Vereinbarungen durch sachwidrige Einseitigkeit im Wege zu stehen.

  2. Seit den 1990er Jahren, als die Spannungen in Europa zu Ende gingen und auch weltweit vielerorts Frieden anbrach (Südafrika, Mosambik, Angola, El Salvador, …), hatten wir die Hoffnung, dass es zu einem stabilen Frieden kommen würde – und in der Tat kamen Milliarden von Menschen aus der Armut heraus (bevor die Lockdowns von 2020-22 den Trend stoppten). Niemand versteht, warum die Welt wieder kriegerischer geworden ist, denn die Menschen sind ja nicht insgesamt böser geworden. Aber in Deutschland sind wir viel angstvoller geworden – wir haben große Angst vor Russland, vor Pandemien, vor Rechten (Trump), vor Linken (Varoufakis). Sicher hängt das auch mit unserem relativen wirtschaftlichen Abstieg (etwa im Vergleich zu China) zusammen, aber der Westen kann seine Vormacht halt nicht ewig behalten. – Und im Nahen Osten hat sich eigentlich schon einiges verbessert, denn Iran und Saudi Arabien haben ihren langjährigfen Streit beendet (https://www.tagesschau.de/ausland/asien/iran-saudi-arabien-annaeherung-101.html). Israel ist leider weiterhin eine Anomalie, obwohl es ja gerade Theodor Herzls Hoffnung gewesen war, dass die Juden einen „normalen“ (westlich-fortschrittlichen) Staat bekommen würden

    1. Wie bitte? „Israel ist leider weiterhin eine Anomalie“? Meinen Sie das im Ernst? Als Sprachwissenschaftler muss ich unterstellen, dass Sie wissen, was „Anomalie“ bedeutet: Regelwidrigkeit, Krankhaftigkeit, Unregelmäßigkeit (so auch Wikipedia). Auf den Staat Israel bezogen bedeutet dies, es wäre besser, wenn es diese „Anomalie“ nicht geben würde. Das ist für mich in der Debatte ein „No go“!!!

      1. Israel ist das einzige westliche Land, das mit mehreren wichtigen Staaten in seiner Region nicht im Frieden lebt – nichts anderes habe ich gemeint. Herzl und Ben Gurion hatten sich das bestimmt anders vorgestellt, aber vor 1947 (als Indien unabhängig wurde, zum Entsetzen Churchills) hat man eben die Nichtweissen nicht für ganz voll genommen. Dass die Araber (oder gar die Iraner) mal für den Judenstaat gefährlich werden könnten, wenn es keine Friedenslösung gibt, hatte man erst seit 1973 auf dem Schirm, aber damals (und auch lange Zeit danach) ist ja noch mal alles „gut gegangen“ (außer für die Menschen in den besetzten Gebieten). Aber wie Sie völlig richtig sagen: Auf Dauer ist das keine Lösung, und man muss auch mit den Nachbarländern Frieden schließen, die man nicht mag oder gar verachtet (das gilt ja ebenso für Deutschland, Polen, Russland und die Ukraine).

          1. Lieber Herr Wolff, vielleicht haben Sie nicht so viel Kenntnis von den Diskussionen unter kritischen und linken israelischen Intellektuellen, aber da ist es ganz normal, von „Anomalie“ zu sprechen. Besonders schön wird das in diesem Artikel der jüdisch-israelischen Theatermacherin Sivan Ben Yishai: https://www.spiegel.de/kultur/gaza-und-israel-kritik-sivan-ben-yishai-ueber-die-unterdrueckung-kritischer-intellektueller-a-509eec2e-f99b-4fc5-8e41-e7431feef450. Wir wollen vermutlich nicht behaupten, dass wir Deutschen besser wissen, wie man über Israel/Palästina reden sollte als die Israelis und Palästinenser:innen selbst.

          2. Einmal abgesehen von Ihrem paternalistisch-bevormundenen Schreibstil („Wir wollen vermutlich …“ – wer ist hier „Wir“?) – eine in meinen Augen falsche und gefährliche Aussage wird nicht dadurch richtig, dass andere diesen Begriff „Anomalie“ in Bezug auf den Staat Israel auch benutzen (wobei ich nicht erkennen kann, dass dies ein gängiger Begriff unter „kritischen und linken israelischen Intellektuellen“ sein soll.

        1. „Dass die Araber (oder gar die Iraner) mal für den Judenstaat gefährlich werden könnten, wenn es keine Friedenslösung gibt, hatte man erst seit 1973 auf dem Schirm…“
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          Noch in der Gründungsnacht erklärten Ägypten, Saudi-Arabien, Transjordanien, der Libanon, der Irak und Syrien dem neuen Staat den Krieg. Es folgte der Israelische Unabhängigkeitskrieg (Erster Arabisch-Israelischer-Krieg), der von Mai 1948 bis Januar 1949 dauerte…

          https://de.wikipedia.org/wiki/Israel#1948:_Unabh%C3%A4ngigkeitskrieg

          1. Ja, es gab diesen Unabhängigkeitskrieg, aber er war für Israel nicht gefährlich – die Araber waren hoffnungslos unterlegen. Das galt auch noch 1956, als Frankreich, Großbritannien und Israel Ägypten angriffen. Wenn die USA nicht ordnend eingegriffen hätten, wäre Ägypten sicher geschlagen worden. Erst ab den 1970er Jahren wurden die Araber gefährlich, auch weil es plötzlich eine öffentliche Weltmeinung gab, die den Kolonialismus der Europäer sehr kritisch sah. Israel war plötzlich in der alten (Kolonialismus-normalisierenden) Welt gefangen, und hat bisher keinen Weg herausgefunden. Die Franzosen mit ihrer Francophonie und die Briten mit ihrem Commonwealth haben das viel eleganter gelöst, obwohl Großbritannien innerhalb Europas auch wieder eine Anomalie darstellt (durch den Brexit).

  3. Interessante Diskussion! Dass A. Schwerdtfeger wieder mal an die nationalen Interessen als das Entscheidende in der internationale Politik erinnert hat, finde ich wichtig. Wertedebatten oder gar ein Denken in den Kategorien „Gut“/„Böse“ sind in der Regel vorgeschoben. Öffentlich eine wertebasierte Außen- und Sicherheitspolitik zu proklamieren, ist geradezu schädlich, schließt diese doch Kompromisse von vornherein aus. Schließlich kann man über Werte nicht verhandeln! Auch hier stimme ich Schwerdtfeger zu. Die von Wolff angeführten historischen Fakten sind in der Tat ein schöner Beleg für die Dominanz von Interessen gegenüber irgendwelchen Werten. Saddam Hussein ließ sich als willfähriges Werkzeug im Kampf gegen die Mullahs in Teheran nutzen. Das war es wert, seine Giftgasverbrechen zu tolerieren. Als es dann nach dem Ende des kalten Krieges um die Eliminierung restlichen sowjetischen/russischen Einflusses in der Region ging, war der irakische Diktator zunehmend im Wege. Paul Wolfowitz, 2007: „Ich denke mal, dass wir noch fünf bis zehn Jahre Zeit haben, um unter den alten sowjetischen Klientelregimen aufzuräumen – Syrien, Iran, Irak. Bis dann die nächste Supermacht auf den Plan tritt und uns Grenzen setzt.“ Die Liquidierung Saddam Husseins wurde dann als humanitäre Aktion verkauft.

    Wirklich gut finde ich Wolffs Frage (19.04.24, 10:07), warum die von Schwerdtfeger lehrbuchreif formulierten außen- und sicherheitspolitischen Grundsätze (19.04.24, 09:52) in den letzten Jahrzehnten kaum positive Wirkung entfaltet haben. Es an der menschlichen Natur festzumachen, halte ich für dürftig. Ist die Orientierung, die eigenen Interessen mit den Interessen des Gegners ins Gleichgewicht zu bringen, nicht nur dann attraktiv, wenn es sich um einen zumindest militärisch ebenbürtigen Gegner handelt? Während des ersten Kalten Krieges war dieses der Fall. Daraus resultierte eine ausgefeilte Sicherheitsarchitektur. Als zentrales Prinzip der Friedenssicherung galt, dass niemand sicher ist, wenn nicht alle sicher sind. Die damals abgeschlossenen Verträge materialisierten eine strukturelle (!!!!!) Nichtangriffsfähigkeit. Angesichts der unüberbrückbaren Konflikte zwischen den damaligen Großmächten beruhte letztendlich der Friede aber auf Angst, auf der Angst vor gegenseitiger Vernichtung [1].

    Mit dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums erübrigten sich derartige Sicherheitsprinzipien. Abrüstungsverträge wurden zur Makulatur und bei der Durchsetzung strategischer Ziele musste auf niemanden mehr Rücksicht genommen werden. Die Folge waren u. a. die von Wolff beklagten Verheerungen in der arabischen Welt einschließlich der damit einhergehenden zahlreichen Formen von Terrorismus. In dem sich herausbildenden unipolaren globalen Machtgefüge ging es für den Welthegemon zunehmend darum, die military primacy [2] abzusichern. Überlegungen zu den Möglichkeiten einer Erstschlagfähigkeit (preemptive disarming strikes) gewannen auf einmal an Gewicht [3].

    Die rigorose Durchsetzung hegemonialer Interessen hat zwar hunderttausende Menschenleben gekostet und den Terrorismus zeitweilig auch nach Europa gebracht, eine grundlegende Destabilisierung der Weltordnung hatte es aber nicht zur Folge. Das sieht leider anders aus, seitdem der Konflikt zwischen USA/NATO/Westen und Russland (und zunehmend China) wieder fundamental wird. Russland und China verweigern sich der „regelbasierten Weltordnung“, diese würde nicht ihren Interessen entsprechen. Beide Mächte werden zu ernsthaften Konkurrenten im Wirtschafts- und Währungsraum. Derzeit erleben wir den Versuch, durch einen Stellvertreterkrieg in der Ukraine, die etablierten Machtverhältnisse wieder herzustellen. Von Kompromissbereitschaft ist nichts zu sehen. Dass die Angst vor den Folgen einer solchen Politik offensichtlich nicht vorhanden ist, wird zunehmend zu Problem. Der angesehene russische Politologe Dmitri Trenin (bis zum Krieg Chef der Moskauer Dependance der US-amerikanischen Carnegie-Stiftung) formuliert es so: „Angstdefizite sind tödlich und müssen daher überwunden werden, bevor es zu spät ist“ [4]. Wahrlich keine guten Aussichten!

    [1] Versicherung der Furcht, Michael Jonas und Severin Pleyer, FAZ 05.04.2024.
    [2] Hal Brands & Eric Edelman, „The Crisis of American Military Primacy and the Search for Strategic Solvency“, Parameters 46, no. 4 (2016), doi:10.55540/0031-1723.2996. (https://press.armywarcollege.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=2996&context=parameters)
    [3] Transatlantizismus im Amoklauf, Günther Auth NDS 31.03.2024 (https://www.nachdenkseiten.de/?p=113043).
    [4]Dmitri Trenin, 27.02.2024, https://profile.ru/abroad/kak-rossiya-mozhet-pokonchit-s-deficitom-straha-v-otnosheniyah-s-zapadom-1456137/

    1. “ Derzeit erleben wir den Versuch, durch einen Stellvertreterkrieg in der Ukraine, die etablierten Machtverhältnisse wieder herzustellen.“
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      Zu der Diskussion, ob der Ukrainekrieg ein Stellverteterkrieg ist:

      https://de.wikipedia.org/wiki/Stellvertreterkrieg#Einstufung_des_Russisch-Ukrainischen_Kriegs

      Allerdings behauptete nach einer Meldung des ZDF auch der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksij Makejew, am 15. Januar 2023 im Zusammenhang mit der Forderung nach westlichen Panzerlieferungen, dass die Ukraine diesen Krieg stellvertretend für alle ihre Verbündeten führe. „Es gibt dafür einen Begriff im Deutschen: Stellvertreterkrieg“, sagte er, „[…] Russland führt einen Krieg nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen Europa und die ganze zivilisierte, demokratische Welt.“[15] Der Historiker Christian Th. Müller erklärt dazu, dass „die ukrainische Seite ein verständliches Interesse daran [hat], dass der Krieg im Westen als Stellvertreterkrieg gesehen wird. Davon hängen nicht zuletzt Art und Umfang der weiteren westlichen Unterstützung ab“

  4. Wolff, 21.03.24,13.33h: „Nur, damit ich richtig verstanden werde: Ich setze mich mit Texten, in denen der heute vor allem von Rechtsextremen benutzte Kampfbegriff ‚Gutmensch‘ verwendet wird, nicht mehr auseinander.“
    Wolff, 01.04.24, 10.08h: „Sie liefern leider ein Beispiel dafür, wie das Beharren auf moralischer Richtigkeit sehr konkreten politischen Konsequenzen im Wege steh(t)“.
    Bezüglich des ersteren sind Sie etwas inkonsequent, lieber Herr Wolff (und dazu noch emotional, denn „Gutmensch“ ist kein Kampfbegriff, sondern treffende Beschreibung von Illusionisten, die Verantwortung immer nur bei anderen sehen); bezüglich des letzteren stehen Sie wohl so ziemlich im Glashaus.
    Ihre Frage, warum es „nicht gelungen“ ist, dem Terror und der Gewalt in der Welt einen Riegel vorzuschieben, habe ich schon beantwortet: Der Mensch ist nicht so, wie Sie ihn sich vorstellen. Nochmal: Gehen Sie doch einfach – wie ich schon oft vorgeschlagen habe – mit der Bergpredigt unterm Arm zum IS oder zu den Mullahs und machen Sie den Versuch. Sie stimmen mir sicherlich zu, dass Sie scheitern würden. Also braucht es POLITIK, die – militärisch abgesichert – friedliche Lösungen auf Kompromissbasis erzielt. Wer aber hingeht, und schon vorher festlegt, was verhandelbar und nicht verhandelbar ist, der wird eben erfolglos bleiben. Es ist mir rätselhaft, warum Sie diesen einfachen Thesen, die ja nun wirklich keine Verherrlichung militärischer Lösungsversuche sind, nicht einfach zustimmen können. Und es braucht auch eine erkennbare und überzeugende politische Linie: Wer im Falle Gaza sagt, es komme NUR eine politische Lösung infrage, und gleichzeitig im Falle Ukraine sagt, es komme NUR eine militärische Lösung infrage, der muss wohl sehr dialektisch begründen!
    Es wäre ja schön, wenn Ihre Meinung „ausschließlich auf Fakten“ beruhte. Aber genau das stimmt ja nicht: Sie beruht auf religiös formulierten Emotionen und vernachlässigt die Fakten, insbesondere eben die über ein Menschenbild, das dem Ihrer Religion über Jahrhunderte nun schon überwiegend widerspricht – und übrigens auch die Christen selbst einbezieht: „Solange sie verboten waren, forderten sie Toleranz; nachdem sie an der Macht waren, übten sie Intoleranz“, schreibt Demandt („Grenzen“), und da ist bis heute was dran. Und zur Geschichtsverfälschung gehört ja auch, dass man nachträgliche Urteile fällt und nicht auf der Basis des jeweiligen Handlungs- und Entscheidungszeitraums bewertet. Insofern sind zB Anmerkungen wie „man hat ihn erst hochgepäppelt und dann bekämpft“ wertlos – die INTERESSEN eines Landes oder Bündnisses sind ausschlaggebend und diese ändern sich fortschreitend. Man sieht ja an den Volten Ihrer SPD und der Grünen, wieviel der Standpunkt von gestern angesichts der Veränderungen von heute ihnen noch wert ist – und das ist nicht mal zu beanstanden!
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Es ist äußerst beeindruckend, wie jemand, der für sich die absolute Rationalität in Anspruch nimmt und darum meint, sich um moralische Kriterien nicht scheren zu müssen, die eine Tatsache, dass nämlich im Nahen Osten alle militärischen Interventionen/Kriege in den vergangenen fünf Jahrzehnten zu nichts anderem geführt haben als zu mehr Unsicherheit, mehr Terror, mehr Zerstörung des Lebensraums mit der Folge von noch mehr Waffenhandel und noch mehr Krieg, konsequent ausblendet bzw. sich damit herausredet, nachträgliche kritische Einschätzungen von ergriffenen Maßnahmen sei „Geschichtsfälschung“. Nach dieser Lesart verbietet sich dann wohl auch eine kritische Aufarbeitung des Dritten Reiches – oder? Ansonsten ist es nur noch amüsant, wie Sie sich – allerdings am untauglichen Gegenstand – tapfer an Ihrer Kirchen-, Pfarrer- und Christenphobie abarbeiten.

      1. „Selbstgerecht, Welterklärer, absolute Rationalität in Anspruch nimmt, konsequent ausblendet und sich herausredet, Phobie“ – das sind die Vokabeln, die Sie unter EINER Überschrift und in EINE Richtung in Ihrem „demokratischen Diskurs“ anzubieten haben, weil Sie krampfhaft versuchen, die inhaltliche Diskussion zu vermeiden; und Sie beweisen damit – abgesehen davon, dass dies alles auch auf Sie zutreffen würde – eigentlich doch nur, dass Ihre Vermischung von religiösen Werten mit politischen Tatsachen eben kein gangbarer Weg ist, um Frieden zu erreichen. Sonst müssten Sie mir ja erklären können, wie es kommt, dass die ach so guten Menschen immer wieder aufeinander einschlagen – wie Sie es im Verbalen tun (siehe oben) und andere eben leider mit Gewalt. Schreiben Sie mir doch einfach sine ira et studio, was falsch ist an meiner angeblichen Rechthaberei in dem Satz „Ihre Frage, warum es ’nicht gelungen‘ ist, dem Terror und der Gewalt in der Welt einen Riegel vorzuschieben, habe ich schon beantwortet: Der Mensch ist nicht so, wie Sie ihn sich vorstellen“. Stattdessen wilde persönliche Anwürfe primitiver Art und nichts zur Sache, nämlich dazu, dass Ihr Menschenbild schön, aber leider politisch unrealistisch ist, wie die Weltgeschichte zur Genüge beweist.
        Und, weil es schon wichtig ist „Nach dieser Lesart verbietet sich dann wohl auch eine kritische Aufarbeitung des Dritten Reiches – oder?“ Einmal abgesehen davon, dass mein Petitum, geschichtliche Tatsachen im Rahmen ihrer Zeit zu werten, im Kontext des Rechtes anerkannter Grundsatz ist – nulla poena sine legem -, ist ja völlig klar, dass es ein Unterschied ist, ob man die Entscheidungs- und Handlungsoptionen nach dem damaligen Erkenntnisstand beurteilt, oder ob man sie nachträglich historisch bewertet. Das ist ja Ihr eigener und berechtigter Vorwurf an Haspelmath, den ich teile, in Sachen Pandemie: Dass man damals sehr wohl richtig gehandelt haben kann, aber nachträglich zugibt, dass andere Entscheidungen besser gewesen wären.
        Meine Phobie richtet sich nicht gegen Pfarrer oder Christen – sie richtet sich gegen die Verweigerung der Logik und dem Ausweichen in der Diskussion.
        Andreas Schwerdtfeger

    2. „Wer im Falle Gaza sagt, es komme NUR eine politische Lösung infrage, und gleichzeitig im Falle Ukraine sagt, es komme NUR eine militärische Lösung infrage, der muss wohl sehr dialektisch begründen!“
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      Wer sagt das? Das Problem der Hamas lässt sich jedenfalls mit den ungeheueren Folgen für die Zivilbevölkerung so nicht lösen. Für jeden getöteten Terroristen stehen schon fünf neue Anwärter bereit. Leider habe ich keine Lösungsidee parat.
      Wenn der amtierende CIA-Chef davon spricht, dass eine militärische Niederlage der Ukraine noch in diesem Jahr denkbar wäre, so ist sicherlich auch Politik im Spiel: Druck auf die Trump-Getreuen auszuüben, die Gelder für Waffenlieferungen an die Ukraine freizugeben. Doch hat diese Warnung auch einen realen Hintergrund. Stets hieß es im Westen, die Ukraine müsse durch Waffenlieferungen in die Lage versetzt werden, zu Rußland in eine einigermaßen adäquate Verhandlungsposition gebracht zu werden.

  5. Lieber Christian,
    danke für die Analyse und die Einordnung in den historischen Rahmen der letzten 50 Jahre. Ich stimme voll zu und in diesem beschriebenen Zusammenhang wird klar, dass die militärische Perspektive nicht den „Frieden“ bringt, sondern verbrannte Erde. Danke, dass Du Jitzchak Rabin wieder zum Sprechen gebracht hast – es ist wichtig, diese Stimme immer wieder laut werden zu lassen – vielleicht wird sie gehört. Wir in der Kirche müssen uns selbstkritisch fragen, warum es uns so schwerfällt, den Worten Jesu zu folgen! Der heutige Lehrtext der Brüdergemeine ist eine gute Einladung zum Hören und Tun: Jesus spricht: „Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.“ (Matthäus 7,24)
    Herzliche Grüße
    Hans Scheffel

  6. Es sei der „Auftrag … in Frieden uns gegenseitig zu achten und zu respektieren, so schwer das im Einzelfall auch fallen mag, (denn ohne dies) wird es keine Befriedung geben. Genau dies haben wir in Europa nach 1945 Gott sei Dank erlebt.“ Ja, das ist die religiöse Sicht – und sie ist ja auch sehr schön. Völlig losgelöst davon sind aber leider die aktuellen politischen Probleme, die sich nicht mit Religion, sondern eben nur mit konkreter politischer Vorsorge und Handlung bewältigen lassen – und diese unzulässige Vermischung sehen Sie nicht, Herr Wolff, was Ihre Beiträge in politischer Hinsicht so wertlos macht. Was wir nach 1945 erlebt haben war, dass wir unter dem militärischen Schutz der drei westlichen Alliierten einen Teil unseres Vaterlandes vor dem Kommunismus bewahren konnten und nach vier Jahrzehnten unter dem militärischen Schutz der Nato auch der Rest seine Freiheit wieder bekam. Was wir erlebten war, dass unter dem militärischen Schutz der Alliierten sich über mehrere Phasen die EU gründen konnte, die bis heute ihre politische Unabhängigkeit der amerikanischen Sicherheitsgarantie verdankt. DAS haben wir Gott sei Dank erlebt!
    Richtig ist Ihre Erkenntnis, dass die militärische Option ALLEINE kein sicherheitspolitisches Problem lösen kann. Streitkräfte sind dazu da, Sicherheit gegen Angriffe von außen herzustellen, also abzuschrecken – wozu sie breit gefächert und ausreichend stark dimensioniert sein müssen, um Eskalationsrisiken zu beherrschen – und um der Politik, deren Instrument sie ja sind, Zeit und inhaltlichen Spielraum für Friedenslösungen zu verschaffen. Ihr Einsatz muss also einer POLITISCHEN STRATEGIE dienen und dem politischen Primat untergeordnet sein. Die Folgen solcher Einsätze muss die politische Strategie vorher erkennen und einkalkulieren.
    Ihre Geschichtssicht ist völlig unrealistisch: Die Golfkriege waren nicht Ursache, sondern Folge islamischen Terrorismus‘; Versuche zu internationalen Konferenzen zur Beilegung der israelisch-palästinensischen Konflikte hat es zuhauf gegeben (und leider haben sie im Falle Ukraine gefehlt); die gutmenschliche westliche Politik des steten Wiederaufbaus des Gaza-Streifens nach regelmäßigen barbarischen Attacken aus diesem heraus hat den Terrorismus dort gefördert (Tunnel- und Raketenbau; Unterdrückung der Bevölkerung; Manipulation der Jugend dort). Sie selbst haben jahrelang gegen die Saudis gewettert, weil Ihnen doch die Vision eines menschenrechtlichen Staates (unerreichbar dort!) wichtiger war als der Friede der Region, der – man sieht es jetzt – auch über Saudi-Arabien führt.
    Die Völker der Region haben nur dann die Möglichkeit „sich zu entwickeln, wenn sie ihr Lebensrecht gegenseitig anerkennen“, ist Ihre These – ja, sagen Sie das doch den Mullahs, den Hamas-Terroristen, dem IS und den Taliban. Und wenn, was absehbar ist, Sie dann damit scheitern, dann kommen Sie uns nicht mit religiösen und gutmenschlichen Phrasen, sondern mit konkreten politischen Vorschlägen.
    Und diese sind:
    – Vorhalten einer starken Abschreckung aus Verantwortung für das eigene Volk und dessen Grundlagen;
    – entwickeln einer politischen Strategie, die unter Nutzung ALLER Mittel der Politik die eigenen Interessen ins Gleichgewicht mit den Interessen des Gegners bringt (dazu muss man auf der Basis eigener Stärke die Interessen des Gegners anerkennen, Kompromisse ausloten, sachlich bleiben – auch verbal (also nicht wie Frau Faeser) – und berechenbar mit gleichen Maßstäben handeln – also nicht in der UKR und in Gaza genau gegenteilig handeln);
    – Grenzen des eigenen Spielraums in Verhandlungen verdeutlichen, die Grenzen des Gegners (an)erkennen und die eigene Stärke dosiert zum Kompromiss einsetzen;
    – eine Informationspolitik nach innen, die nicht ständig die eierlegende Wollmilchsau verspricht (wie es die Regierung Merkel/Scholz in AFG getan hat): Problemlösungen heutzutage sind Generationenaufgaben und nicht schnellebig in ein paar Wochen lösbar, sie kosten enorm viel Ressourcen, sie fordern auch moralisch-menschenrechtliche Kompromisse (also stop mit dem Unsinn „Menschenrechte sind nicht verhandelbar“), sie bedingen eine klare Definition eigener Interessen und eigener Zielvorstellungen UND sie müssen AUF DAUER von der Gesellschaft getragen und nicht binnen Wochen aufgegeben und ausgetauscht werden.
    Bei uns sind es weniger die Politiker, sondern es ist vielmehr die Gesellschaft, die „krankhaft-floskelhaft“ reagiert, wie ja auch Ihr Text zeigt. Solange es Ihnen nicht gelingt, Politik getrennt von Religion zu bewerten und also richtige Erkenntnisse von Schiller begründungslos abzulehnen; eben mit der phrasenhaften Floskel, „dass es gerade für den ‚Frömmsten‘ die vornehmste Aufgabe ist, mit dem ‚bösen Nachbarn‘ zu Vereinbarungen zu kommen“ – solange wohl ist „politische Beratung“ von Ihnen nicht zu erwarten, wenngleich die religiöse durchaus erfreut.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Unterstellt, Sie hätten in allem Recht, lieber Herr Schwerdtfeger, dann bleibt die eine Frage: Warum ist es in den vergangenen 50 Jahren nicht gelungen mit all den militärischen Interventionen, der ungeheuren Aufrüstung, den Bürgerkriegen und Terroranschlägen, die alle Ihren Maximen folgen, die Region zu befrieden? MaW: Mir kommt das, was Sie schreiben, äußerst selbstgerecht vor.

  7. „Sowohl der 1. wie auch der 2. Golfkrieg (1991 und 2003) haben in katastrophaler Weise gezeigt, dass sie nichts anderes hinterlassen haben als: verbrannte Erde.“
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    Am 9. August 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat einstimmig die Resolution 662, welche die Annexion Kuwaits durch den Irak für „null und nichtig“ erklärte und die Wiederherstellung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Integrität Kuwaits forderte.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Golfkrieg

      1. Die militärische Intervention der größten Staatenkoalition seit dem 2. Weltkrieg gegen den Aggressor Saddam Hussein war gerechtfertigt und mit der Befreiung Kuweits erfolgreich. Oder meinten Sie diesen Krieg gar nicht? In der Zählweise der Golfkriege gibt es Differenzen.

        1. Doch, auch diesen Krieg meine ich. Auch er hat nichts anderes als verbrannte Erde hinterlassen und dazu geführt, dass die Region noch unsicherer wurde – nicht zu letzt durch den verstärkten Terrorismus – einmal ganz abgesehen davon, dass derjenige, den die USA im 2. Golfkrieg 2003 eleminierten, nämlich Saddam Hussein, in 80er Jahren im Krieg zwischen Irak und Iran von den USA zunächst als Diktator hochgepäppelt wurde. 1988 „übersah“ man geflissentlich das ungeheuerliche Kriegsverbrechen eines Giftgasanschlags auf das kurdische Dorf Halabdscha mit bis zu 5.000 Toten durch die irakische Luftwaffe. Es gab null (!!!) Proteste in der westlichen Welt.

          1. Was wäre die Alternative gewesen? Saddam Hussein wäre den 80-Mrd-Dollar-Schuldenberg gegenüber Kuweit losgeworden und hätte sich in den Besitz der sprudelnden Ölquellen gesetzt. Kritikwürdig war, dass sich US-Präsident Bush sen. sklavisch an das UN-Mandat hielt anstatt Saddam Hussein abzusetzen.

  8. Lieber Herr Wolff, Ihre Analyse teile ich vollständig. Ich hätte es allerdings gern, wenn wir
    Ihre Gedanken auch dem derzeitigen Krieg in der Ukraine zugrunde legen würden.
    Weder Deutschland noch die Nato (USA) scheinen in der Region Frieden zu wollen.
    Ein mit Russland vereintes Europa ist für die USA eine viel zu große Gefahr.
    Sicher kommt jetzt das Argument, dass Russland ja auch keinen Frieden will. Denken wir
    mal daran, als Putin im Deutschen Parlament 1992 gesagt hat „lasst uns den Kalten Krieg beenden…“. Alle sind im Parlament aufgestanden und haben Beifall geklatscht.
    Putin war weg und alles wurde anders, genau so wie bei Gorbatschow. Er war der Held
    der Wiedervereinigung, Sobald diese sicher war, hat man ihn fallengelassen. Nicht eine
    nennenswerte Persönlichkeit war zu seiner Beerdigung.
    Ich glaube, solange wir nicht wichtige Gründe für den Krieg erkennen (wollen), kommen beide Seiten nicht zum Gespräch, geschweige denn zum Frieden.
    Unabhängig von dem Leid, das dieser Krieg vor Ort und in den Familien hervorruft,
    müssten gerade wir Deutschen alle Kraft für Waffenstillstand und für Frieden aufbringen.
    Frau von der Leyen hat in einem Interview gesagt, dass dieser Krieg bisher rund eine
    halbe Billion gekostet hat (am Ende mit Wiederaufbaukosten sicher weit mehr als eine Billion. Schauen wir uns mal die Mittel der Entwicklungshilfe an und vergleichen sie mit den Kriegskosten. Ich habe das Gefühl, wir lernen nicht aus.

    Freundliche Grüße

    Peter Moldt

    1. Ja, Herr Moldt, Sie haben Recht – ein Wille, es mit dem Frieden ernsthaft zu versuchen (etwa indem man eine neutrale Position einnähme, wie Brasilien oder Indien) ist in den westlichen Ländern nicht zu erkennen. Auch Trump unterstützt jetzt die Fortführung des Krieges, vielleicht weil die US-Rüstungsindustrie sehr davon profitiert (mindestens die Hälfte der 60 Milliarden gehen ja an die Rüstungsindustrie, nicht an die Ukraine). Man hatte in den 1990er Jahren gehofft, dass nun ein Friedenszeitalter beginnen würde, aber bei der jüngeren Generation scheinen wieder die alten Kriegsinstinkte (fast wie 1914) hervorgebrochen zu sein. Auch die Kirche hat sich wieder weitgehend der nationalen Sache verschrieben (jedes Mal, wenn ich an der Nikolaikirche vorbeigehe, deprimiert mich das ukrainisch-nationalistische Plakat).

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