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„Sagen Sie doch endlich was zu Köln“

Ein Kulturschaffender schickt mir einen Link mit einem Pressebericht zu den Kölner Übergriffen in der Silvesternacht mit der Aufforderung, ich solle mich doch daran einmal „abarbeiten“. Eine Frau ruft mich heute an, um mir aufgeregt-aggressiv die Frage zu stellen, was ich denn zu den Kölner Ereignissen sagen würde. Kaum habe ich zu einer Antwort angesetzt, schreit sie in den Telefonhörer: „Die Kirche ist das Letzte.“ Ein Mann macht es noch etwas kürzer. Er grölt meiner Frau in den Telefonhörer: „Du Sau!“ So verläuft leider auch Kommunikation. Im Netz sieht es nicht viel anders aus – Folge einer enthemmenden Anonymisierung der politischen Auseinandersetzung. Für die, die so re-agieren, ist seit ein paar Tagen das Weltbild wieder in Ordnung. Haben wir doch immer schon gesagt: Ausländer sind kriminell oder zumindest fundamentalistische Islamisten. Siehe Köln und Hamburg. Endlich kann man wieder einen Beleg finden für die „Lügenpresse“, weil diese angeblich die Ereignisse vertuscht haben soll. Fragt sich nur, wie dann der Link (siehe oben) zustande kommen kann. Endlich kann man einen wie mich mit den kriminellen Machenschaften von frauenfeindlichen und islamistischen Ausländerbanden konfrontieren, um damit gleichzeitig zu unterstellen: Und du bist doch einer von denen, die das alles verharmlosen oder gar wollen.

Nun gehöre ich wie Gott sei Dank viele, sehr viele andere auch zu denen, die sich strikt gegen Gewalt und für eine konsequente Anwendung des Strafrechtes einsetzen und keinerlei Sonderbehandlung für bestimmte Menschengruppen dulden. Eine Straftat wird nicht dadurch besser oder schlechter, ob sie von einem deutschen Staatsangehörigen oder einem Ausländer oder einem Flüchtling begangen wird. Es gibt auch keine „rechte“ oder „linke“, keine „christliche“ oder „muslimische“ Straftat. Allerhöchstens können Straftäter durch bestimmtes Denken zu ihrer Tat angetrieben worden sein. Im heute veröffentlichten und am 30.12.2016 geführten Interview mit der Lepziger Volkszeitung (LVZ) habe ich gesagt: „Wenn aber ein Asylbewerber straffällig wird, besteht überhaupt kein Grund, das zu verschweigen oder zu beschönigen. Er muss genauso behandelt werden, wie jeder andere auch. Das Zusammenleben braucht Regeln, die angewandt werden. Aber das ändert nichts daran, dass sie Menschen sind – mit Recht und Würde gesegnet.“ Darum sollten wir alle den sehr einprägsamen Gedanken beherzigen: Wir haben das Recht auf Verschiedenheit, aber wir haben kein unterschiedliches Recht. Nein, wer Frauen sexuell belästigt, wer Steine auf Polizisten wirft, wer das Leben von Asylbewerbern durch scharfe Schüsse auf deren Unterkunft gefährdet, handelt kriminell und sollte so schnell wie möglich eine Bestrafung erfahren. Gleichzeitig gilt es die Bedingungen zu überprüfen, unter denen Straftaten ausgeübt werden (können). Das macht eine Straftat in ihrem Ausmaß nicht geringer, ist aber notwendig. So ist zu fragen, wie es sein kann, dass plötzlich rund 1.000 arabisch oder nordafrikanisch aussehende Männer vor dem Kölner Dom auftauchen (ich gehe einmal davon aus, dass diese Angaben stimmen) und ungehindert Frauen tätlich angreifen. Woher kamen sie? Wer hat sie mit welchem Ziel mobilisiert? War das für die Polizei nicht vorhersehbar (von den sog. Diensten will ich gar nicht reden, denn diese zeichnen sich seit ihrem Bestehen durch Unfähigkeit aus)?

Entscheidend werden zwei Dinge sein:

  1. Eine schnelle, rechtsstaatliche Verfolgung der Straftaten, eine Verurteilung der Täter und Solidarität mit den Opfern.
  2. Niemand sollte den Kriminellen aller Art den Gefallen tun, sich auf ihre Ebene der Gewalt, der Einschüchterung, der Menschenverfeindung, der religiösen oder politischen Verblendung ziehen zu lassen. Dass Straftaten ausgeübt werden, ist kein Grund gegen, sondern ein gewichtiger Grund für die Verteidigung der Menschenrechte, wozu auch das Recht auf Asyl gehört.

Die Häme, mit der nun einige im Netz triumphierend mit dem Finger auf Köln und Hamburg zeigen, ist verräterisch. Sie belegt nur, was Sinn und Zweck derselben ist: Vorurteile pflegen und den Hass gegen Ausländer, Flüchtlinge und Asylbewerber schüren. Dem müssen wir deutlich entgegentreten. Genauso deutlich aber gilt es alles zu tun, die Integrationsarbeit zu verstärken und keinen Zweifel daran lassen, dass wir die Grundwerte und Grundsätze eines menschlichen Miteinanders in unserem Land verteidigen, weiterentwickeln und fördern. Auch darum wird es am Montag 11.01.2016 bei der Lichterkette „Leipzig bleibt helle“ gehen. Denn hell wird es nur bleiben, wenn wir den Grundsatz der Friedlichen Revolution „Keine Gewalt“ ohne Einschränkung beherzigen.

12 Antworten

  1. Erstaunlich, dass es Menschen gibt, die nach den vollkommen inakzeptablen Ereignissen in Köln meinen, nun sei der „Beweis“ erbracht, dass die Genfer Flüchtlingskonvention nicht länger angewendet werden kann und das Asylrecht abzuschaffen ist.
    Es kann für Menschen bestimmter Herkunft oder Religionszugehörigkeit keinen Bonus und aber eben auch keinen Malus für Straftaten geben, die in diesem Land begangen werden. Art. 1 des Grundgesetzes, und aber auch das Strafgesetzbuch, gilt unterschiedslos für alle hier lebende Menschen. Die Strafverfolgungsbehörden und die Justiz sind jetzt mehr denn je gefordert, dem Grundgesetz und dem Strafgesetzbuch konsequent zur Anwendung zu verhelfen. Es gilt nämlich auch: Jede Toleranz gegenüber straffälligen Ausländern gefährdet die gesellschaftliche Toleranz gegenüber all den Flüchtlingen, die unseren Schutz verdienen!!!
    Die Lichterkette am Montag soll all denjenigen, die aus den aufs Schärfste zu verurteilenden und zu ahndenden Ereignissen in Köln pauschale Stigmatisierungen aller Ausländer zu kreieren versuchen, deutlich machen: Rassismus beginnt dort, wo Menschen abhängig von ihrer Herkunft und Religionszugehörigkeit in Sippenhaft genommen werden. Diejenigen, die einer solchen Sippenhaft anstelle von rechtstaatlicher Verfolgung jeder einzelnen Straftat das Wort reden, retten nicht das Abendland“, sondern verraten es!
    Ausblick: Gut, dass mit der Lichterkette aus der Mitte der Gesellschaft heraus und parteiübergreifend am ersten Jahrestag der selbsternannten „Abendland-Retter“ in der Stadt der Friedlichen Revolution ein starkes, öffentlich wahrnehmbares Signal gegen JEDE Form von Rassismus, Nationalismus, Extremismus, Hetze und Gewalt gesendet wird! Parteipolitische Süppchenkocher wie Frau Kudla, die heute unfassbarerweise kritisiert hat (!), dass es einen parteiübergreifenden Aufruf gibt, können dabei getrost zu Hause bleiben! In der jetzigen Situation brauchen wir Menschen, die wissen, wann es Zeit ist für Große Koalitionen aller Demokraten.

    1. Sehr geehrter Herr Brüggemann, natürlich ist es Quatsch und schärfstens abzulehnen, wegen der Ereignisse in Köln und anderen deutschen Großstädten das grundgesetzlich abgesicherte Asylrecht in Deutschland abschaffen oder auch nur einschränken zu wollen, auch wenn sich inzwischen heraus stellt, dass die Attacken vor allem auf Frauen doch wesentlich heftiger und umfangreicher waren als zunächst angenommen und berichtet. Aber wenn Sie, wie ich aus Ihrem Kommentar vermute, etwas Einfluss auf die Organisation der Lichterkette am Montag haben, so veranlassen Sie doch bitte, dass neben der selbstverständlichen Zurückweisung jeder Form von Rassismus, Nationalismus, Extremismus, Hetze und Gewalt auch der von Ihnen mit Recht geforderte verstärkte Einsatz der Strafverfolgungsbehörden und der Justiz dadurch erleichtert wird, dass von der Bundesregierung auch gefordert wird, zeitweilig endlich wieder Kontrollen an allen deutschen Grenzen einzuführen, wie das ja im Schengenvertrag ausdrücklich vorgesehen ist. Dadurch sollen die Grenzen für Asyl suchende Familien keineswegs geschlossen, sondern nur die in den letzten Monaten stattgefundene völlig unkontrollierte Einreise vor allem allein stehender junger Männer wenn nicht beendet, so doch jedenfalls verringert werden. So machen es gegenwärtig schon die rechtsstaatlich völlig unverdächtigen Länder Schweden und Dänemark, und nur so kann den sonst immer stärker werdenden Rechtsradikalen der Wind aus den Segeln genommen werden!

  2. Sehr geehrter Herr Wolff,

    was mich etwas entsetzt ist die Art wie Sie diese verabscheuungswürdigen Taten in Köln, Stuttgart und Hamburg für Ihre Zwecke instrumentalisieren. „Häme“ wie Sie in Ihrem Text unterstellen habe ich noch nicht im Netz entdecken können. Sicherlich gibt es auch empathielose Menschen die sich zu einer fragwürdigen Reaktion hinreisen lassen. Aber leider scheinen auch Sie dazu zu gehören. Von einem Mann der Kirche hätte ich hier eher erwartet, dass er sich den Opfern widmet und nicht wenige Stunden nach Bekanntwerden dieser Vorfälle sein eigenes pol. Kalkül befeuert. Mit dieser Mentalität verschenken Sie sich etliche Sympathiepunkte.

    Mit dennoch freundlichen Grüßen
    Kai Friedrich

    Ps.:Falls er nun (mit vollem Namen) veröffentlicht wird, der Kommentar war vom 05.01.16 14:54 Uhr.
    Wert lege ich nicht darauf, mir würde es völlig reichen, wenn ich Sie etwas zum Nachdenken bringen konnte.

    1. Da frage ich mich nur, wo Sie sich im Netz bewegen. Dessen ungeachtet befeuere ich mit meinem Blogbeitrag nicht das eigene poltische Kalkül, sondern versuche deutlich zu machen, worauf es jetzt ankommt: strafrechtliche Verfolgung, bei die Grundwerte für ein menschliches Miteinander verdeutlichen, Integrationsarbeit leisten. Ob ich für diese Forderungen Sympathiepunkte erhalte oder nicht, ist völlig unerheblich. Wichtig bleibt, dass wir in den Zielen des gesellschaftlichen Miteinanders glaubwürdig bleiben.

  3. Lieber Herr Wolff,
    + vorab: Es ist in der Tat schlimm, wie sehr der Stil von Auseinandersetzungen in Beleidigungen und Entgleisungen abgleitet und es wird jedem anständigen Menschen leid tun, daß Sie und Ihre Frau Opfer solchen Verhaltens werden. Die Möglichkeiten, die die moderne Kommunikationstechnik hierzu bieten, – verstärkt durch die unsägliche offiziell geförderte und auch von den Medien allzu häufig praktizierte Akzeptanz der Anonymität in unserem Lande – tragen leider hierzu bei.
    + Inhaltlich wird man Ihre Aussagen zum Charakter von Straftaten und zum Umgang mit denselben nur unterschreiben können. Allerdings: „Dass Straftaten ausgeübt werden, ist kein Grund gegen, sondern ein gewichtiger Grund für die Verteidigung der Menschenrechte, wozu auch das Recht auf Asyl gehört“ -‚wozu auch das Recht auf Schutz und Sicherheit jedes Bürgers gehört‘, wäre wohl ein logischerer Schluss des Satzes gewesen. Das Recht auf Asyl ist durch die Vorgänge in Köln und anderswo überhaupt nicht betroffen, außer in der Hinsicht, daß „gewalttätige Asylsuchende“ ein Widerspruch in sich ist nach unserer Rechtsauffassung und deshalb solche Leute im Rahmen unserer Gesetze zu behandeln sind (und also ihre Anträge unter bestimmten Umständen nicht angenommen oder abgelehnt werden können und müssen). Hierzu ist es im konkreten Fall wie generell allerdings erst erforderlich, den Nachweis zu erbringen, daß es sich um asylsuchende Ausländer handelt.
    + Zum Skandal wird Ihr Beitrag in seinem Blick auf die Polizei und – wie ja leider immer – auf die „Dienste“ – und diesen verstärken Sie noch ganz und gar unangemessen mit Ihrem unterschwellig vorgetragenen und dann halbherzig wieder zurückgenommenen Vorwurf gegen die Polizei:
    Was die Polizei angeht, so mag es Fehler gegeben haben, aber daß es heutzutage möglich ist für Leute aller Art mit bösen Absichten, sich schneller zusammenzurotten, als weit überdehnte Polizeikräfte reagieren können, steht ja wohl außer Frage. Der Polizei zu unterstellen, „solch politisch auszuschlachtende Vorgänge durch Nichtstun zu verschärfen“, ist schon ungeheuerlich, was Ihrer, Herr Wolff, schlicht nicht würdig ist.
    Was die „Dienste“ angeht, so kennen wir ja Ihr Vorurteil und akzeptieren es – wenn auch als unglücklich. Ich war in China, als es dort der Falun-Gong-Sekte gelang, auf dem Platz des Himmlischen Friedens eine Großdemonstration zu veranstalten – gegen den riesigen und nicht an demokratische Spielregeln gebundenen Sicherheitsapparat der Volksrepublik! Von „Unfähigkeit“ zu reden, wenn jeder weiß, daß schnelle Medien schnelle und überraschende Zusammenrottungen ermöglichen, wenn man selbst gegen jede die Dienste befähigenden und notwendigen Maßnahmen (als wichtigste die Vorratsdatenspeicherung) eintritt, wenn man auch nur den Verdacht, daß unter den vielen Migranten hierher auch potentielle Straftäter sein könnten, in die rechtsradikale Ecke steckt und das unsinnige Totschlagssargument des „Generalverdachtes“ anführt, wenn man ohne jede Kenntnis über die Natur solcher Dienste ständig Einschränkungen ihrer Tätigkeit fordert und dann hinterher Überraschung und Unverständnis heuchelt über ihre Unwirksamkeit – dann fällt dies auf einen selbst zurück als unseriös, populistisch und widersprüchlich und Sie machen sich auf diese Weise nur selbst unglaubwürdig. Schade bei einem in seinem Kern so richtigen Beitrag!
    Ich grüße Sie,
    Andreas Schwerdtfeger

  4. Lieber Herr Wolff, was Sie der Leipziger Volkszeitung zu Köln gesagt haben, ist in unserem Rechtsstaat eine Selbstverständlichkeit : Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, also unterliegen auch alle den gleichen Rechten und Pflichten. Hier geht es aber gar nicht um die Gleichbehandlung von. In- oder Ausländern, sondern schlicht um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung und die von Ihnen selbst gestellte Frage „wie es sein kann, dass plõtzlich rund 1000 arabisch oder nordafrikanisch aussehende Männer vor dem Kölner Dom auftauchen und ungehindert Frauen tãtlich angreifen.“ Da hätte ich mir schon gewünscht, dass Sie nicht nur Mutmaßungen über die Vorhersehbarkeit durch die Polizei oder die Unfähigkeit der „sog. Dienste“ anstellen, sondern auch mal selbstkritisch fragen, ob die von Ihnen so euphorisch begrüßten und am 11. Januar durch die geplante Lichterdemo auch für die Zukunft geforderten offenen – und zwar ausdrücklich unkontrollierten – europäischen Grenzen nicht auch dazu beigetragen haben und weiterhin beitragen werden, dass besonders viele allein stehende junge Männer zu uns kommen, von denen einige naturgemäß Gefahr laufen, in dem für sie noch ungewohnten liberalen Deutschland straffällig zu werden. Sollte es uns nicht auch zu denken geben, dass so liberale Länder wie Schweden und Dänemark Grenzkontrollen zu uns eingeführt haben und zur Dublin-Regel zurück gekehrt sind und sollten wir das nicht auch tun, um eine Gefährdung unserer inneren Sicherheit und Ordnung zu vermeiden oder jedenfalls zu verringern? Auch um die erfreuliche
    Ausländerfreundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der meisten deutschen
    Mitbürger nicht zu verlieren, scheint! Mir eine Verbesserung der deutschen Grenzkontrollen doch dringend erforderlich. In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr Ihr Heydebreck

    1. Ein paar Anmerkungen zu den letzten Kommentaren: Gerade weil derzeit immer noch sehr wenig Konkretes zu den Hintergründen der skandalösen Vorgänge in Köln bekannt geworden ist, sollte man sich vor jeder Art von Pauschalisierungen hüten. Wenn es stimmt, dass unter den Opfern der Übergriffe auch Frauen im Flüchtlingsstatus sind, dann unterstreicht das die Notwendigkeit der Zurückhaltung. Ebenso sollte sich auch jeder hüten vor allzu schnellen Erklärungsrastern: allein stehende junge Männer aus Nordafrika und arabischen Ländern, dazu wahrscheinlich Muslime – die können sich ja nicht anders gegenüber Frauen verhalten. Ich vermute (aber mit der Einschränkung, dass bis jetzt wenig Konkretes bekannt ist, außer den inzwischen über 100 Anzeigen von misshandelten Frauen)einmal, dass die Kölner Vorgänge eine Mischung sind aus sich völlig asozial verhaltenden, alkoholisierten, enthemmten jungen Männern – womöglich noch im Vorfeld organisiert – und einer völlig überforderten, verunsicherten Polizei, in der es sicher auch Gruppen gibt, die ein Interesse haben, solch politisch auszuschlachtende Vorgänge durch Nichtstun zu verschärfen. Aber das ist eine Vermutung ohne konkreten Beleg. Ich fürchte nur, dass sie sich nicht weit von der Wirklichkeit bewegt. Und daraus gibt es für mich nur zwei Konsequenzen: 1. Die Polizei muss materiell und ideell darin gestärkt werden, keine rechtsfreien Räume entstehen zu lassen. 2. Ja, wir müssen unsere Werte verdeutlichen. Aber wenn schon in der Flüchtlingsfrage die Grundwerte immer mehr der politischen Opportunität preisgegeben werden, wenn das Unrechtsbewusstsein unterhöhlt wird (siehe Hoeneß oder VW Abgasskandal), wenn gerade bei Massenveranstaltungen wie Fußball oder auch beim Karneval oder an Silvester Respekt und gegenseitige Rücksichtnahme auch unter Deutschen zu Fremdwörtern werden, dürfen wir uns nicht wundern, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen keinen Anlass sehen, den Grundwerten Glauben zu schenken. Ja, ich stimme Herrn Besic völlig zu: Wir brauchen ein Wertefundament in Wort und Tat. Aber dieses muss an uns auch ablesbar sein. Und wenn ich mir dann ansehe, wie am Neujahrstag unsere Städte, Parks etc. aussehen und was an Übergriffigkeiten in den Häusern stattfinden, dann bekomme ich meine Zweifel, ob die Ablesbarkeit gewährleistet ist. Das aber ist unsere Aufgabe – und dann kann ich auch entsprechende Verhaltensweisen bei anderen einklagen. In diesem Sinn herzliche Grüße und Danke für alle kritischen Kommentare. Christian Wolff

  5. Lieber Pfarrer Wolff,
    auch mir erscheint es wichtig, dass das Gleichgewicht zwischen Toleranz und Hilfsbereitschaft auf der einen Seite und Wachsamkeit und Rechtsdurchsetzung auf der anderen Seite gewahrt wird.
    Unsere Gesellschaft – in den letzten Jahrzehnten fernab von Krieggräueln und existenziellen Nöten bestehend – übersieht jedoch bisweilen, dass gegenüber unserem Kulturkreis anders sozialisierte Menschen nicht automatisch unsere hiesigen Vorstellungen von einem friedlichen Miteinander teilen. Wir sind global gesehen nicht das Maß der Dinge, auch wenn unsere Außenpolitik das gerne Glauben machen will.
    Trotzdem folgen wir natürlich einem – an seinen Rändern durchaus „unscharfen“ – Wertekanon, der seine wesentlichen Wurzeln im Christentum, dem Humanismus und der Aufklärung findet. Und das hält uns egal in welchem Radius, national, sprachkulturell oder paneuropäisch, zusammen, ist also einerseits eine mühlselig erworbene Errungenschaft der vorangegangenen Generationen und andererseits ein Gut, von dem wir als Gemeinschaft partizipieren und deshalb auch dafür einstehen sollten.
    Wenn uns diese lieb gewordene Teilhabe am Gemeinsamen nun also trotz aller systemischen Mängel etwas bedeutet, sollte bei allem mitfühlenden Beistand gegenüber den Gepeinigten von Krieg, Ausbeutung und Verfolgung (für deren Ursachen wir in toto immer auch mitverantwortlich sind!) eine selbstbewusste, klare und explizit formulierte Positionierung gegenüber unserem Werte-Fundament in Wort und Tat deutlich werden.
    Sonst verschenken wir die Grundlagen, die uns u. a. befähigen, Schutzsuchenden Zuflucht bieten zu können.
    Mit besten Grüßen,
    Sarah A. Besic

  6. Lieber Bruder Wolff, danke für ihre Worte, deren Inhalt ich ohne Weiteres mit trage.
    Nur zu einem Punkt eine Ergänzung: Ich frage mich mit Ihnen schon lange: wo bleiben die „Dienste“ ? – vor allem bei den uns Bürger schützenden Beobachtungs- und Handlungsaktivitäten im Bereich der modernen Kommunikation.
    # Wieso heißen die `facebooks‘ eigentlich noch immer „Soziale Netzwerke“ ?
    Ihre Verwendung erklärt als einziges die Möglichkeit einer dermaßen großen „Zusammenrottung in einem Geiste“ wie in Köln , dessen Muster mit den gewohnten krtiminellen Prozessen, auf die die Dienste offenbar immer noch nur aus sind, überhaupt nichts mehr zu tun hat.
    Herzliche Grüße R.Hofmann

  7. Lieber Pfarrer Wolff,
    es gibt zwar oft Hinweise auf Straftaten von „Asylanten“, aber keine über die Strafverfolgung.
    Werden sie, wenn überhaupt abgestraft, dann unsere Gefängnisse bevölkern, wofür wir dann auch noch aufkommen müssen. Oder dürfen sie, wie ich neulich las, nicht abgeschoben werden, wenn sie in ihrem Land unter Lebensgefahr stehen könnten. Dürfen sie dann hier dafür weiter Leben gefährden?
    Warum gibt es in solchen Fällen nicht Hinweise auf eine sofortige Abschiebung?
    Natürlich bin ich auch gegen eine Pauschalisierung. Wir haben hier auch nicht alle als profunde Genossen oder Stasi-Mitarbeiter einzustufen, nur weil es einige solche gab.
    Mit besten Grüßen
    Ihr Günter Neubert

  8. Es geht (leider) nicht um einige wenige Täter, die es zu bestrafen gilt.

    Das Problem liegt wesentlich tiefer, und es ist zu befürchten, daß Köln erst der Anfang war. („So viel Polizei kann da gar nicht herumlaufen, dass sie das in den Griff bekommen hätten.“ s. u.)

    Der Focus veröffentlicht gerade Augenzeugenberichte, die einen ahnen lassen, was sich in Köln abgespielt hat und was auf unser Land zukommt.

    In diesen Berichten heißt es beispielsweise:

    „Es ging den Männern dabei offensichtlich nicht um Diebstahl. Keiner hat versucht, an unsere Taschen zu gehen. Sie haben uns gezielt angepackt. Und auch nicht nur einfach so eine Hand an den Po, sondern es wurden direkt Finger irgendwo reingesteckt. Es gab keine Möglichkeit aus dem Bahnhof rauszugehen, ohne da durch zu müssen.“

    oder

    „Die Massen waren einfach unendlich beängstigend, auch Stunden später noch in der Bahn. So viel Polizei kann da gar nicht herumlaufen, dass sie das in den Griff bekommen hätten. Ich habe mich gefühlt, wie in einem anderen Land: total fremd und überhaupt nicht sicher.“

    siehe:
    http://www.focus.de/regional/koeln/betroffene-im-interview-sex-uebergriffe-in-koeln-die-massen-an-maennern-waren-beaengstigend_id_5191550.html

    Es ist an der Zeit, „endlich“ (!) aufzuwachen.

    Und nicht erst dann, wenn nicht mehr nur in Köln, Hamburg oder Stuttgart Frauen und Mädchen Opfer solcher Taten werden, sondern auch in Leipzig.

    Und nicht erst dann, wenn die abgefeuerten Raketen nicht mehr nur dem Kölner Dom, sondern auch der Nikolai- und Thomaskirche gelten.

  9. Lieber Pfarrer Wolf,
    lassen Sie sich bitte nicht abschrecken oder einschüchtern. Ihre Gedanken zu den schlimmen Übergriffen in Köln sind angemessen und richtig. Zweifellos muss das Recht in vollem Umfang für alle gelten und rechtswidriges Verhalten darf unter keinen Umständen toleriert oder verharmlost werden. Ich kann jeden verstehen, der für die Verursacher des entsetzlichen und ungesetzliches Handeln wie in Köln als Konsequenz in Betracht zieht, dass der Rechtsanspruch auf Asyl in aller Regel verwirkt ist. Schade, dass es in Deutschland so weit kommen muss. Ich muss sicherlich nicht besonders betonen, dass Pauschalurteile hier gänzlich unangemessen sind: Es ist und bleibt hoffentlich eine sehr kleine Minderheit unter der Migranten und Geflüchteten, die sich so außerhalb unserer Rechtsordnung stellen. In aufrichtiger Verbundenheit sehe ich mich mit dieser Einschätzung mit Ihnen im Einklang. Herzliche Grüße Ihr U.G. Liebert

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