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Menschenrechte und Christenverfolgung

Heute ist der Tag der Menschenrechte – kein Tag wie jeder andere. Denn die Menschenrechte sind auf der einen Seite das, worauf wir uns über alle kulturellen und religiösen Grenzen hinweg weltweit verständigen können – und müssen. Auf der anderen Seite machen die Menschenrechte offenbar, wie meilenweit wir in vielen Regionen dieser Welt davon entfernt sind, der Würde eines jeden Menschen, der Meinungs- und Religionsfreiheit gerecht zu werden – nicht nur dort, wo Menschen verfolgt, gefoltert und in Kriegen getötet werden; auch die rechtsstaatlichen Demokratien hinken den Erfordernissen hinterher. Der Bericht über die Folterungen in den Vereinigten Staaten belegt dies ebenso wie die 2014 über 3.700 im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge.

Auf diesem Hintergrund nimmt sich das, was sich seit einigen Wochen unter dem Kürzel „Pegida“ montags in Dresden abspielt, mehr als makaber aus. Dort gehen Tausende Bürgerinnen und Bürger auf die Straße. Warum? Damit bald ein Gartenzaun um unser Land gezogen wird und „wir“ unter uns bleiben. Doch wer ist „wir“? Offensichtlich verstehen sich die Menschen, die montags dem Aufruf einer äußerst zwielichtigen Figur folgen, als dem „Abendland“ verpflichtet – was immer das zu bedeuten hat. Wer nicht aus diesem „Abendland“ stammt, soll erst gar nicht dazugehören. Das fordern Menschen, die nur von wenigen Ausländern und noch weniger Menschen islamischen Glaubens und noch viel weniger Asylbewerbern umgeben sind. Dass diese Menschen stolz darauf sind, still und schweigend zu demonstrieren, ist Ausdruck einer verinnerlichten, biederen Unterwürfigkeit: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Man möchte seine bürgerliche Ruhe nicht gestört sehen durch Menschen, deren religiöse und kulturelle Herkunft fremd anmutet und die bei uns Zuflucht und neue Beheimatung suchen.

Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem wir eigentlich schreien müssten, aufschreiben angesichts des himmelschreienden Skandals, der sich Tag für Tag im Mittelmeer abspielt – aber auch angesichts der Tatsache, dass Tausende Christen in ihrem verzweifelten Existenzkampf im Norden Iraks sich im Stich gelassen sehen. An diesem 10. Dezember 2014 müssen die christlichen Kirchen Europas sich fragen, ob sie ausreichend dafür getan haben und tun, dass das Leben der von der Terrororganisation „Islamischer Staat (IS)“ verfolgten Christen im Irak geschützt wird. Die Antwort lautet derzeit: Nein – auch wenn es viele Einzelinitiativen gibt. Aber insgesamt ist die katastrophale Lage der Kirchen im Norden Iraks und sind die vielen Flüchtlinge kein Thema, dass uns in Europa wirklich bewegt. Es wäre ein wichtiges Signal, wenn alle Kirchen in Deutschland an Heiligabend die verzweifelte Lage der Christen im Irak und der Christen, die auf der Flucht sind, in den Mittelpunkt stellen und wir uns für die Aufnahme von sehr viel mehr christlichen Flüchtlingen stark machen. Natürlich muss dieses Engagement mit der klaren Botschaft verbunden sein: Wir können für die Christen im Nordirak nur dann glaubwürdig eintreten, wenn wir in unseren Städten weiter für ein friedliches interreligiöses Zusammenleben werben und eintreten und hier dafür Sorge tragen, dass nicht nur mehr christliche Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak aufgenommen werden, sondern Menschen islamischen Glaubens ihre Religion praktizieren können. Menschenrechte sind eben – Gott sei Dank – unteilbar.

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