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Interview zur Krise der Kirche in der DLF-Sendung „Tag für Tag“

Am Montag, 17. August 2020, habe ich in der Sendung des Deutschlandfunk (DLF) „Tag für Tag“ das folgende Gespräch über das sog. Zukunftspapier der EKD geführt: https://www.deutschlandfunk.de/tag-fuer-tag.885.de.html und https://www.deutschlandfunk.de/zukunftspapier-der-ekd-gemeinden-werden-zerstoert.886.de.html?dram:article_id=482490

11 Antworten

  1. Herr Schwerdtfeger –
    u.a. schreiben Sie: „In meinem ganzen beruflichen und privaten Leben – Kontakte mit der Industrie, im Auswärtigen Amt und anderen Ministerien, in Schulen und zivilen Organisationen, mit den Medien, in Diskussionen im Freundeskreis – wurde immer als Ausgangsbasis dieser Begriff benutzt.“
    Bemerkenswert Ihr Drängen, wiederholt des Öfteren Ihre berufliche „Meritokratie“ im Blog wohltönend zu präsentieren, wobei sich der geneigte Leser schon fragt, warum das ?
    Zurück zur Definition, nachlesbar in einschlägigen Veröffentlichungen, wo eindeutig interpretiert wird:
    „Lagefeststellung“ ist die Bezeichnung der ersten Phase des militärischen Führungsprozesses. Es handelt sich dabei um einen ständig ablaufenden komplexen Prozess der Informationsgewinnung, -bewertung, -verknüpfung, -auswertung, -darstellung, -weiterleitung und -speicherung.
    Ein ziviler synonymer Terminus könnte z.B. Zustandsanalyse sein. Neben anderen ist auch mir dieser Begriff aus Wissenschaftstheorie und im zivilen Umgang mit den uns umgebenden, näher zu diagnostizierenden Realitäten und dem anschließend sich daraus ergebenden Erkenntnisgewinn durchaus vertraut.
    Wie Sie eine Verbindung zwischen meinem Engagement an der kirchlichen, gesellschaftlichen Basis und Herrn Bachmann (Sie meinen vermutlich den Pegida-Chef) zu konstruieren versuchen, entzieht sich meinem Auffassungsvermögen. Ich denke, an dieser „Front“, um Ihre Affinität zum einst berufsbedingten Militärischen zu bedienen, scheinen mir allerdings kompetent staatliche Institutionen zuständig zu sein, die sich mit dem Grundgesetz und dessen Einhaltung und Bewahrung in unserer Demo0kratie zu befassen haben.
    Außerdem sind die vom Souverän auserwählten Parlamentarier in den jeweiligen Bundesländern u.a. auch verpflichtet, sich mit verfassungswidrigen Tendenzen in den Landtagen zu beschäftigen und vor allem klare Positionen einzunehmen, wird die bundesdeutsche Verfassung durch in Gedanken, Worten und Werken desavouiert und damit die Demokratie elementar abgelehnt.
    Auch mein viel bescheideneres Engagement als das von Chr. Wolff, M. Käfer, anderer Blogkommentatoren und vieler anderer Aufmerksamen, Aufrechten und tatsächlich Aktiver in dieser unserer ziemlich gefährdeten Zeit konzentriert sich auf die Bewahrung des GG durch bürgerschaftliches Einbringen kritisch-konstruktiver Initiativen, Vorträgen, Beteiligung an politischen Gesprächsforen, Friedengebeten etc.pp., vor allem aber im menschlichen Miteinander, respektvoller Gesprächskultur und Akzeptanz des Andersdenkenden, vorausgesetzt freilich, dieser verlässt den Boden humanistisch geprägten Miteinanders und die Akzeptanz elementarer Menschenrechte nicht.
    Nur so, dies meine erfahrungsgemäße Überzeugung, kann etwas bewirken – im Kleinen wie im Größeren, aber immerhin!
    Guten Tag.

  2. Lieber M. Käfer –
    Bitte gestatten Sie mir lediglich nur noch den freundlichen Hinweis, dass Sie sich für Ihre Kommentierungen, auch zu den Einlassungen des A.S., überhaupt nicht erklären müssen.
    Neben anderen Unmöglichkeiten empfand ich den A.S.-Anwurf wider Christian: „Heilsarmee-Folklore in der Vor-Weihnachtszeit“ als ungeheuerlich. Dieses Diskursniveau, stets mit dem Anspruch, den Blog-Dialog mit zu gestalten, offenbart aus meiner Sicht Intoleranz und so ziemlich das Gegenteil von kulturvollem Gedankenaustausch (der ja übrigens durchaus kritisch und differenziert sein kann, ggf. sein muss).
    Und kommen wir zum praktischen, in der Öffentlichkeit wahrnehmbaren Engagement, können Christian Wolff und andere Pfarrerinnen/Pfarrer sehr wohl a priori im kirchlichen, aber eben auch in der politischen Gegenwart vielfaches aufweisen, was weit über Theoretisches hinausgeht!!
    Polemik, nun ja, vielleicht auch ganz nett, aber TUN, das bringt dann einiges für die Gesellschaft, ist es durch Realitätsbezogenheit und Verantwortungsbewusstsein fundamentiert.
    Wolff, wir, Sie Herr M. Käfer, andere und auch ich tun, bewegen dort etwas, wo sich Stillstand, Behäbigkeit und Selbstgenügsamkeit etablieren und die Gefahr besteht, sich nicht mehr bewegen zu wollen (s.a. die drei sogenannten Lagefeststellungen (A.S.); theoretische Erörterungen mit der Grundtendenz, den Anderen verächtlich zu machen, ist ohne jeden Belang und demzufolge unwichtig und eben leider ohne jedweden Effekt.
    Unsere in Schwierigkeiten befindliche Demokratie braucht neben klugen Denkern dann auch rasch aktive Macher, egozentrische Verbalschlachten oder semantische Klugscheißereien sind einfach nur dumm und bringen nun wirklich gar nichts.
    A.S. schreibt, „Das Problem der Beiträge Käfer / Flade bleibt das von mit angesprochene: Sie überschreiben sie mit „Gedanken zum Beitrag von H. Schwerdtfeger“ – wo sie doch in Wirklichkeit „Gedanken zur Person Schwerdtfeger“ titeln müßten. Und ich glaube eben, daß dies in Wirklichkeit niemanden interssiert.“
    Er widerspricht sich, denn seine Kommentierungen bekunden sein unaufhaltsam starkes Interesse, auf Meinungen Anderer gern eingehen zu müssen.
    Lieber M. Käfer – wir werden uns bei Gelegenheit z.B. mit Christian in Leipzig begegnen; darauf freue ich mich!
    Ihr Jo.Flade

  3. Es ist H. Schwerdtfeger sicher entgangen, dass mein vorheriger Beitrag eine Überschrift hatte.
    Er hätte sonst wohl nicht seine häufige und stereotype Kritik ….keine inhaltlichen Argumente, bloß persönliche Angriffe gegen seine Person… aufgewärmt. Seinem Vorwurf des „Belehrungscharakters“ meines Beitrags möchte ich entgegnen – wer mit dem Finger auf Andere zeigt, zeigt gleichzeitig mit vier Fingern auf sich selbst.
    Gerne auch noch eine kurze Anmerkung zu seinen „inhaltlichen Argumenten“ (resp. seine Lagebeurteilung):
    Ich habe ein (kleines) Problem mit der Zuordnung „der heutige Mensch ist…“, will H. Schwerdtfeger aber nicht unterstellen , dass er die genannten Attribute als auf alle Menschen zutreffend sieht. Wer wollte ihm dann, unter dieser Prämisse, widersprechen? Allerdings scheinen mir die Zuschreibungen dann doch auch so breit/weit gefasst, dass Sie wenig Ansätze für Erkenntnisgewinn/Handlungsanleitung bieten.
    Christian Wolff’s Forderung, die „Flächenpräsenz“ der Kirchen nicht zu verringern, sondern eher zu stärken, vergleicht H. Schwerdtfeger mit Heilsarmee-Folklore in der Vor-Weihnachtszeit. Ich unterstütze dagegen ausdrücklich Christian‘s Meinung (siehe auch meinen Einwand vom 2.8. 11:59 Uhr); Kirche muss außerhalb der regulären liturgischen Angebote wieder präsenter in der öffentlichen Wahrnehmung werden, will sie dem längerfristigen „Negativtrend“ begegnen.
    Und der Vorwurf, Christian’s DLF-Interview enthalte ansonsten keine Antworten, lässt seine vielfältigen Ideen und Anregungen in diversen Beiträgen der letzten Wochen und Monate in diesem Blog und anderswo außer Acht.
    PS: Meine Sorge, wie Sie Ihre Zeit verbringen bzw. „Statusverluste“ verkraften, hält sich sehr in Grenzen, H. Schwerdtfeger. Ich hatte lediglich eine Vermutung (die natürlich vollkommen falsch sein kann, da ich Sie nicht persönlich kenne) geäußert, wie ich mir Ihre häufigen und umfangreichen (inhaltlich aber doch eher gleichförmigen) Wortmeldungen erkläre….

  4. Lieber M. Käfer; vielleicht ein PS zu Ihrer Kritik am ewig wieder kehrenden Massiv-Kontra des Herrn A. S. (s.d.):
    Er reklamiert – wir lesen es seit Jahren und Monaten in diesem Blog – ein kluger Kopf zu sein. Richtig. Und so charakterisiert er sich und sieht sich wunderbar deutlich selbst mit seinen (wie kann es anders sein mit militärischem Vokabular) „Lagefeststellungen“ Pkt. 1., 2., 3..
    Leider hat er recht, bietet allerdings nichts an, um dieses ziemlich trostlose Menschenbild zu korrigieren – er kann und will es nicht.
    Denn es wäre Selbsterkenntnis und selbstkritisches Bespiegeln nötig, dazu muss man allerdings bereit sein. Und das ist er nicht – ach ja, schade für ihn selbst!
    Wie Sie, M. Käfer, halte es auch ich: Ich engagiere mich vor Ort aktiv und versuche mit anderen Aufrechten nicht zu jammern, sondern etwas zu tun. Nichts anderes gilt in dieser Zeit. Vor allem: Man vereinsamt nicht!!!
    Adieu – Jo.Flade mit einem Sondergruß an Chr. Wolff

    1. Lieber Herr Flade,
      als „kluger Kopf“, wie Sie mich beschreiben (danke!), bin ich vor allem lernfähig und -begierig. BITTE schreiben Sie mir deshalb, wie der „zivile“ Begriff für „Lagefeststellung“ heißt. In anderen Worten. Was macht die Kirche, wenn sie feststellt (ist das „militärisch“?), daß sie zu wenig Geld hat und daß diese „Lage“ (nochmal militärisch?) unbequem ist und Konsequenzen erfordert. Oder macht die Kirche das gar nicht und erfindet gleich Konsequenzen? Was machen Sie selbst, wenn Sie sich in Ihrer Großmut vor Ort engagieren und wie schaffen Sie es, dies nicht aus Versehen bei Herrn Bachmann zu tun – es muß doch irgendeine gedankliche Tätigkeit, die nicht „Lagefeststellung“ (zu militärisch!) ist, in Ihrem Kopf abrollen – oder? Ich benutze künftig gerne Ihre Vokabel, wenn Sie sie mir freundlicherweise mitteilen wollen.
      In meinem ganzen beruflichen und privaten Leben – Kontakte mit der Industrie, im Auswärtigen Amt und anderen Ministerien, in Schulen und zivilen Organisationen, mit den Medien, in Diskussionen im Freundeskreis – wurde immer als Ausgangsbasis dieser Begriff benutzt. Jetzt, hoffentlich, kommt eine neue und weiterführende semantische Erkenntnis.
      Das Problem der Beiträge Käfer / Flade bleibt das von mit angesprochene: Sie überschreiben sie mit „Gedanken zum Beitrag von H. Schwerdtfeger“ – wo sie doch in Wirklichkeit „Gedanken zur Person Schwerdtfeger“ titeln müßten. Und ich glaube eben, daß dies in Wirklichkeit niemanden interssiert.
      Andreas Schwerdtfeger

      1. Ich möchte, um Himmels Willen, den völlig überzogenen Disput um die „Lagefeststellung“ nicht weiter befeuern. In meiner (eher bescheidenen) beruflichen Erfahrung wurde das „Ist-Analyse“ genannt. Neue, gar weiterführende semantische Erkenntnis lässt sich daraus sicher nicht gewinnen.

  5. Gedanken zum Beitrag von H. Schwerdtfeger:
    Sie glauben den “heutigen Menschen“, wie er tatsächlich ist, kompetent erklären zu können.
    Wenn ich speziell den ersten Satz Ihrer Lageanalyse im Punkt 3 heranziehe, sehe ich auch direkt ein Musterexemplar des heutigen Menschen vor meinem geistigen Auge! Menschen auf den Straßen von Belarus, Ehrenamtler, Klima- und/oder Menschenrechtsaktivisten, religiös, sozial, künstlerisch und/oder politisch engagierte Menschen und viele Andere gehören für Sie dann wohl eher zu den (ewig) Gestrigen?
    Dass Sie Christian Wolff immer wieder als rat- und phantasieloslos, wenig Kritik ertragend, eitel usw…. kennzeichnen, ist seit Jahren und in unzähligen Beiträgen immer wieder nachzulesen.
    Wenn ich mir Ihren Alltag vorstelle, vermute ich eine gewisse Langeweile, vielleicht aufgrund weggefallener gesellschaftlicher Bedeutung (Pensionierung); ich persönlich bin dem durch etwas breiteres gesellschaftliches Engagement oder auch verstärkte Teilnahme am kulturellen Leben in Leipzig begegnet und fühle mich daher auch im sechsten Jahr als Rentner durchaus glücklich und ausgefüllt.
    Ich finde schade, dass Sie und andere Autoren dieses Blogs (wie z.B. H. Berndt) das Engagement von Christian Wolff für eine Weiterentwicklung der gegenwärtigen Kirche auf politische Engstirnigkeit („linksgrün“) oder Rebellion gegenüber „denen da oben“ (Bischof Rentzing, Leitsätze der EKD) reduzieren; ich erlebe ihn in Gottesdiensten und im gesellschaftlichen Alltag ganz anders – weltoffen, tolerant, empathisch, jederzeit ansprechbar. Er hat jedenfalls maßgeblichen Anteil daran, dass ich mich seit meinem Umzug nach Leipzig wieder intensiver mit Kirche und Fragen des Glaubens auseinandersetze!

    1. Lieber Herr Käfer,
      ich danke Ihnen für Ihre Sorge um mich bezüglich der Frage, wie ich bloß meine Zeit verbringe und Statusverluste verkrafte. Ich würde Sie gerne beruhigen, verhalte ich mich doch nicht so viel anders, als wie Sie es von sich selbst beschreiben – plus lesen. Jetzt gerade ein Buch, das ich Herrn Lerchner sehr empfehlen möchte: „Hidden Hand“, Hamilton/Ohlberg (dt Titel: „Die lautlose Eroberung) zum Thema China.
      Ihre Verteidigung von Herrn Wolff ist ebenso zutreffend wie überflüssig. Auch ich schätze ihn und bringe das häufig zum Ausdruck. Gleichzeitig aber scheint es mir völlig legitim – wie es ja auch Ihr Beitrag zeigt – Schwächen in der Argumentation das Gegenübers anzusprechen, die in seiner Person, vor allem aber seiner Meinung enthalten sind. Ich habe ihn deutlich weniger als Sie „selbst erlebt“, aber meine Eindrücke sind dieselben wie Ihre. Gerade deshalb ist es ja so erstaunlich und traurig, daß er sich in diesem Blog so anders zeigt.
      Aber kommen wir zurück zur Sache, von der Ihr Beitrag ablenkt: Was haben Sie gegen meine „Lageanalyse“, die doch immerhin auf die objektiv vorhandenen Probleme hinweist, die „Kirche“ heutzutage hat? Was haben Sie gegen meinen Hinweis, daß die einzige konkrete Lösung, die im Interview angeboten wird, einen gewissen „Heilsarmee-Charakter“ hat und deshalb dem Anspruch eines Fachmannes (des Interviewten nämlich) eigentlich nicht genügen darf?
      Ich finde es schade, daß gerade engagierte Menschen – wie Sie sich selbst darstellen – auf diesem blog immer wieder sich zur Person des Mit-Argumentierenden äußern (mit unbestreitbarem Belehrungscharakter) und darüber das Thema vergessen. Ich mache beides – Sie werden kaum einen Beitrag von mir finden, der sich nicht mit der Sache auseinanderzusetzen versucht; sicherlich nicht immer umfassend, sicherlich fast immer mit polemischen Akzenten, sicherlich nicht mit dem Anspruch auf alleinige Weisheit, wenn auch mit der Sicherheit einer nachvollziehbaren Argumentenkette.
      Und unser Menschenbild? Ja, es gibt großartige Menschen, die sich ehrenamtlich aufreiben (Herr Wolff gehört dazu!); es gibt engagierte Bürger, die für ihre Ziele streiten (leider allerdings häufig eben mit ausgeprägter Einseitigkeit und Intoleranz); es gibt außerordentlich mutige Menschen in dieser Welt wie es uns jetzt gerade die Belarussen zeigen (gerade das aber macht ja die ganzen „Widerständler“ hierzulande so lächerlich). Aber das ändert eben nichts daran, daß bei uns die Mentalität durchgängig ist, daß „die Politik“ verantwortlich sei, wo in Wirklichkeit wir selbst zuständig sind (das augenblickliche Corona-Verhalten beweist es); daß wir die Verantwortung zufällig immer woanders als bei uns selbst orten, wie es uns Frau Schulze gerade wieder vorführt (man kann der Industrie Umweltauflagen machen, aber man kann sie nicht für kommunale Müllentsorgungskosten verantwortlich machen, die jene verursachen, die den Müll einfach wegschmeissen anstatt ihn mitzunehmen).
      Widerlegen Sie meine drei Punkte in der Sache! Beantworten Sie von mir aus argumentativ meine Fragen am Ende des Beitrages. Stattdessen: Nichts zur Sache, aber viel zu meiner Person – wie schade! Die Kirche, der ich nicht angehöre, hat es verdient, daß man konstruktiv und mit Intensität, aber auf der Basis von Tatsachen zu guten Vorschlägen kommt, damit man ihr wieder angehören kann. Und daß diese Vorschläge sich in die Kategorien „tun müssen“ und „lieber lassen“ gliedern können, daß sie die finanziellen und gesellschaftlichen Realitäten anerkennen müssen, daß sie schließlich zwar mit „heissem Herzen“ (auch persönlich) aber auch mit Aufnahmebereitschaft, mit Anerkennung, ohne Besserwisserei und Alleinvertretungsanspruch vorgetragen werden sollten – alles logo!
      Seien Sie versichert: Dieser blog ist für mich nicht Status-Ersatz – es macht Freude zu diskutieren, er gibt gelegentlich Anregung, leider auch bestätigt er allzuoft mein Menschenbild. Aber daran arbeiten wir!
      Andreas Schwerdtfeger

  6. Es ist schon ein Dilemma, wenn man nicht nur aus seiner Natur heraus sondern auch aus nachvollziehbaren Gründen unbedingt kritisieren will, aber eigentlich auch nicht weiter weiß: Das EKD-Papier ist vage – ja; es enthält viele Luftformulierungen – ja; seine Vorschläge sind wenig phantasievoll. Aber das Papier geht eben von der entscheidenden Voraussetzung aus, daß es künftig weniger Geld geben wird für eine Aufgabe, die nach der Fläche und der Verteilung der „Klientel“ (auch wenn diese kleiner ist), nach der vorhandenen quantitativen aber auch qualitativen Personalausstattung sowie insbesondere nach dem eigenen Anspruch unverändert ist. Will heissen: Frau Prüssner fand – zusammengefasst – früher alles besser und vielleicht stimmt’s ja, daß – vereinfacht – heute auch Pfarrer freizeitbewußter sind. Herr Denecke – realistischer, wie auch sein Beitrag vom 10. August darstellt – erkennt die argumentative Diskrepanz zwischen dem religiös bestimmten Menschenbild der Kirche und dem tatsächlichen Menschen; Sie, lieber Herr Wolff, zeigen Ihre ganze Ratlosigkeit, indem Sie auch in Ihrem Interview mit keiner Silbe eingehen auf das entscheidende Dilemma, daß man mit weniger Geld nicht mehr Pfarrer bezahlen, mehr Kirchen unterhalten, mehr Gemeinden „abdecken“, bessere Strukturen aufbauen und finanzieren, etc, kann – und kommen dann zu dem etwas traurigen einzigen konkreten Vorschlag, daß die Kirche ja vor Weihnachten ähnlich der Heilsarmee auch „auf die Strasse“ gehen könnte, als würde ein bißchen Musik in den Einkaufszonen zum Kirchenboom führen können.
    Von Jemandem, der stets mit unerschütterlicher Überzeugung den Weg weist und praktische Kritik lieber austeilt als verträgt, hätte man doch etwas mehr erwartet. Dazu allerdings ist eben die Lagefeststellung entscheidet, denn nur sie bietet ja den Ansatz für bessernde Änderungen:
    1. Der heutige Mensch ist jetzt-orientiert, das Jenseits ist fern, menschliche Wärme und Hilfe sowie politische Ziele sucht und verbreitet man über NGOs und Bürgerbewegungen – die Kirche ist dazu zu abstrakt.
    2. Der heutige Mensch ist materialistisch orientiert, er will für sein Geld was haben (vorrangig in der Gegenwart, im quid pro quo). Er spendet konkret für das Kirchen-Schiff im Mittelmeer (könnte er genauso über jede andere NGO, kein Alleinstellungsmerkmal also); er freut sich am Trubel eines Kirchentages und der damit verbundenen Wochenendreise; aber er zahlt ungern regelmäßige Steuern in eine schwarze Box – auch dies zu abstrakt.
    3. Der heutige Mensch ist von sich selbst und seiner Meinung vollständig eingenommen und kann nur schlecht zuhören. Politisch als soche empfundene Bevormundung durch Vorgabe einer Meinung in concreto sind seine Sache nicht. Er ist zudem gesellschaftlich hochmobil und wechselt seine Loyalitäten je nach eigenem Interesse wie sein Hemd. Beides ist einer Kirche nicht förderlich, die es hier nicht versteht, zu vermitteln, zu tolerieren, sich rauszuhalten und Leitlinien statt Handlungsanweisungen zu formulieren.
    Und was ist nun die Konsequenz aus einer solchen Lageanalyse? Ist das amerikanische Modell, wo die Gemeinde sich einen Pfarrer sucht und diesen besoldet, eine Lösung? Wo kann man sparen, wie sein Personal ausbilden, welche IT-Möglichkeiten nutzen, wo auf persönliche Zuwendung weiter setzen? Das sind die Fragen, die das Papier aufwirft – und vielleicht schlecht, aber immerhin beantwortet. In Ihrem ganzen Interview, lieber Herr Wolff, keine Antwort außer Heilsarmee.
    Ich grüße Sie,
    Andreas Schwerdtfeger

  7. Dank aus Hamburg für Dein engagiertes dlf Interview

    Im Jahr 500jährigen Reformationsjubiläums wurde das, was die Evangelische Kirche in all ihren Ausgestaltungen lutherisch, calvinistisch, reformiert als unbewältigten Hauptwiderspruch seit Luthers 95 Thesen zu Wittenberg 1517 mit sich schleppt, ausgespart für die Zeit danach. Frisch auf denn.
    Den Hauptwiderspruch sehe ich nicht in vom Papismus erzwungener Abspaltung von römisch-katholischer Kirche, dem 2. Schisma nach 1453, sondern in der Abkehr von gemeinwirtschaftlicher Arbeit in Gemeinden, Städten, ländlichen Raum, Einheit Wohnen, Leben, Beschäftigung, Glaube an Wahrung der Schöpfung vor Ort, Allgemeinbildung, Ausbildung, Kultur Teilhabe, beflügelt durch Gabe feier Predigt Rede, dem Volk aufs Maul geschaut, durch Gutenbergs Erfindung der Druckkunst, hin zu gottgerechtem Lohn für Jedermann, ohne Ansehen von Person, Geschlecht, Glauben, Herkunft, gesund, gehandikapt, jung, alt, bildungsnah, bildungsfern, vermögensnah, vermögensfern wie diesen Gotteslohn in Taler Pfennig Luther aus der Taufe hob als Verheißung pries, ohne diese bis heute einzulösen.
    Damals wurde durch Auflösung klösterlichen Wirtschaftens aus gutem Grund gleich das ganze Kind Gemeinwirtschaft mit dem Bade ausgeschüttet und ward nicht mehr.
    Was soll das sein Kirchensteuerrabatt, ohne gleichzeitige Option gemeinwirtschaftlicher Arbeit?
    Nomen est Omen, Steuer entstammt säkularisierter Begriffswelt, im Fall der Kirche allein verdichtet auf Lohnarbeit, Einkommen, statt Vermögen, dessen Zuwächse. Darauf kann kein Segen liegen, alles über den Leisten den Lohn in der Arbeitswelt zu ziehen, um kirchenangehörig zu sein. Leben, Glauben ist mehr als Ora et Labora.

    Moses wanderte doch nicht, Ägyptenlands Plagen entronnen, 40 Jahre mit dem Volk Israel durch Wüste, weil es für Israel kein Siedlungsland gab, sondern, weil das Volk jahrzehntelang in Ägyptenland als Geisel Beute Arbeitssklaven verdingt geschunden warden, erst wieder gemeinwirtschaftliches Arbeiten nach den 10 Geboten miteinander zu lernen hatte, wie wir in Pandemie Zeiten der Klimakrise durch Menschenhand für die Landbevölkerung, Tagelöhner, Wanderarbeiter entschädigungslos seit Beginn industrieller Umwälzungen I. II. III., Digitales 2.0, erst wieder wahrnehmen, wie ländlicher Raum durch bäuerliche Gemeinwirtschaftshöfe strukturell selbstversorgend vernetzt nah und fern neu erwacht, sich mit Leben füllt.
    Kehrt das Leben im ländlichen Raum zurück, gesellt sich Glaube, Spirituelles, Kultur Teilhabe wie von selber von nah und fern dazu.

  8. Mit einem fröhlichen GRÜSS GOTT melde ich mich aus dem Ruhestand nach 40 Dienstjahren…
    Meine Verzweiflung am Abrutschen der christlichen Kirchen in die Bedeutungslosigkeit beginnt bereits mit den ersten Dienstjahren. Damals waren es (aus heutiger Sicht) noch banale Wahrnehmungen, dann kamen mehr und mehr deutlich sichtbare Fakten hinzu. In den Gesprächen innerhalb der Dienstgemeinschaft erschütterte mich schon bald gar nicht mehr, dass „Nachhaltigkeit“ des unseres nicht zu Ende gedachten Handelns keine Rolle spielen durfte.
    Jetzt im Ruhestand (seit 2012) erschrecke ich noch mehr, weil ich Kirche (als Neubürger in Mecklenburg) nun aus der „Laienebene“ im „Ehrenamt“ erleben muss… Es ist geradezu „unterirdisch“, wie selbstherrlich und egoistisch (System Mikado „wer sich als erste bewegt, hat schon verloren!“) die Pfarrämter sich einigeln, die Probsteien und Kirchenkreis sich auf tolle Plakate und PR zurückziehen – aber die Gemeindeglieder, die Ehrenamtler sind lästigess Beiwerk.
    Es sind schon lange keine Einzelfälle mehr.
    Ein Blick in die Verwaltungsstrukturen und die internen Reglements zeigt, wie tief die Banaltät der Firma „Kirche“ schon gesunken ist. …
    Kirche lebte von Anfang an von der kleinen überschaubaren Gemeinde, von der Beziehung, von der Auseinandersetzug, vom Trost, von der gemeinsamen Freude…
    Was ist von all dem geblieben!
    Konfirmanden im Massenunterricht werden (1972 ausdrücklich) als Rettung der Volkskirche beschrieben – bedenkenswertes Beobachten eines Schweizer Fachmenschen aus den 1920er Jahren werden als dummes Zeug abgetan – und meine Frage nach der „Gemeinde“ bleibt unbeantwortet, wenn (2012) die „zu wenigen“ Konfirmanden in drei Kirchengemeinden mit Distanzen von 40 km Fahrweg zusammengefasst werden.
    Mein Hinweis, dass es doch wenigstens einmal im Jahr einen reflektierenden Kontakt zwischen Ehrenamtliern und Pfarramt geben sollte: Ergebniss NULL
    Frage ich die Menschen in meinem Dorf nach dem Namen des aktuellen Pfarramtsbesetzers: NULL-Kenntnis
    Der Gemeindegruß bringt seit langem auf Seit 3 viel weißes Papier, weil außer von Bestattungen in vier Monaten nichts bei den Kasualien zu vermelden ist…
    In einer anderen Kirchengemeinde erklärt der Ortsgeistliche seiner ehemaligen Mitarbeiterin (im Altersruhestand), dass sie sich einen anderen Seelsorger suchen solle, er könnte keine Vertrauensverhältnis zu ihr aufbauen. Und am Telefon sagt er den Gesprächsbedürftigen, dass er nur einen Besuch pro Tag annehmen kann…
    Nach acht Jahren bin ich so etwas wie ein Kummerkasten für die Umgebnung geworden. – Der zuständige Probst nimmt keinerlei Konflikte an, er muss sich aus gesundhetlichen Gründen schonen. – Der Bischof sagt einer hauptberuflichen Mitarbeiterin aus wieder einer anderen Gemeinde: „Ich bin für Sie nicht zuständig, wenden sie sich an ihren Pastoren!“

    Das sind nur Schlaglichter – aber sie zeigen meines Erachtens, wie weit sich die Firma „Kirche“ längst vom Evangelium entfernt hat. – Es gibt Gemeinden, die eine erstaunliche Ausnahme darstellen… kreativ und nah an den Menschen. Nicht mit Klamauk oder viel TamTam, sondern mit Blick auf die Möglichkeiten der Gemeinde.

    IHR Beitrag im DLF erzeugte bei mir nur eine beständiges Nicken, als Zustimmen.
    Doch schon nach 1945 (resp. 1989) begannen die Fehler der großen Kirchen, die meinten, die Kaiserzeiten nun fortsetzen zu können.

    Wie kann es aus dieser Falle ein Entkommen geben… ?
    Ich sehe nur: vor Ort im Kleinen parat stehen und christliches Leben im Kleinen erkennbar machen.

    Danke – auch für IhreGeduld, das alles zu lesen
    gez. Christel Prüßner, Dersenow

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