AfD-Vize Alexander Gauland lässt mal eben eine rassistische Parole in Richtung des Fußballnationalspielers Jérôme Boateng ab: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“ Dass Boateng in Deutschland geboren wurde und eine deutsche Mutter hat, verschweigt er natürlich. Die Äußerung Gaulands in der „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS) löst große Empörung aus. AfD-Vorsitzende Frauke Petry legt schnell nach: „Jêrome Boateng ist ein Klasse-Fußballer …“. Doch das ist alles andere als eine Distanzierung von Gauland. Denn Petry sagt inhaltlich dasselbe über Boateng wie Gauland – nur lässt sie den zweiten Halbsatz weg. Gauland wiederum behauptet im Brustton der Überzeugung, er habe Boateng gar nicht beleidigt. Er habe sich überhaupt nicht zu Boateng geäußert, sondern lediglich „die Einstellung mancher Menschen beschrieben“. Und schon erklärt er sich selbst zum Opfer: Die böse Presse unterstellt ihm etwas, was er gar nicht gesagt habe. Doch was Gauland in Wahrheit betreibt, ist Rassismus pur. Denn er ruft alle Vorurteile gegen farbige Männer wach, die aus anderen Kulturkreisen stammen und fordert indirekt deren abgeschottete Unterbringung. Die Strategie ist gleichermaßen durchsichtig wie perfide: Es wird eine Botschaft ins Land gesetzt, die pure Fremdenfeindlichkeit bedient. Von dieser versuchen sich dann Teile der AfD zu „distanzieren“. Gleichzeitig behauptet der Verursacher, man habe das gar nicht so gesagt oder gemeint. Wichtig aber bleibt zweierlei: dass die Botschaft in der Öffentlichkeit wie ein Bazillus weiter wuchert und die AfD-Granden sich als Opfer des Mainstream, der Etablierten aufspielen können.
Die Masche wird nun seit Monaten angewandt: Schießbefehl an Grenzen, Rassentheorie eines Björn Höcke, Schulterschluss mit Pegida – zwar gesagt, aber nicht so gemeint. Sie ist ein wesentliches, alt bekanntes Mittel rechter, nationalistischer Parteien und Gruppen. Wie gut und wegweisend, dass der Katholikentag in Leipzig dieser ekelhaften Methode kein Podium geboten hat. Das wäre auch noch schöner, wenn in der Demokratie ein Anspruch auf Hetze eingeklagt werden könnte. Denn der AfD geht es nicht um kritischen Diskurs. Vielmehr sucht sie die gesellschaftlichen und medialen Plattformen, auf denen sie all ihren ideologischen Müll abladen kann, ohne dafür gerade stehen zu müssen: Hetze – verschämte Distanzierung – Einnahme der Opferrolle, um den politischen Underdog mimen zu können, der mannhaft gegen die etablierten gesellschaftlichen Eliten zu Felde zieht. Doch das ist nichts anderes als eine der ekelhaften Spielarten des ganz alltäglichen Faschismus. Zu diesem muss man weder Nazi sein, noch einer rechtsradikalen Gruppierung angehören. Es reicht, wenn man mit der pseudo-intellektuellen Attitüde eines vornehmen Bildungsbürger die Masche beherrscht, die jeden Tag von Leuten wie Gauland, Petry, Höcke und vielen anderen aus der AfD angewandt wird. Ja, die Genannten haben schon viel gelernt von denen, die sie propagandistisch unterstützen und fortbilden: die COMPACT-Truppe. Diese bereitet propagandistisch und ideologisch denen den Weg, die Europa entdemokratisieren und völkisch pulverisieren wollen. Jede und jeder kann nun wissen, in welcher Tradition sich Gauland, Petry und Co wähnen und bewegen. Das sollte uns alle davor bewahren, weiter mit dem Feuer zu spielen, das von Alexander Gauland an diesem Wochenende wieder einmal entfacht wurde.
Nachtrag: Diesen Appell muss man vor allem an die Leipziger Staatsanwaltschaft richten. Sie hat die Ermittlungen gegen Pegida-Dauerhetzerin Tatjana Festerling eingestellt. Auch die Kirchen hatte Strafanzeige gegen sie gestellt. Denn Festerling hatte bei einer Kundgebung des Leipziger Pegida-Ablegers Legida im Januar 2016 gesagt: „Wenn die Mehrheit der Bürger noch klar bei Verstand wäre, dann würden sie zu Mistgabeln greifen und diese volksverratenden, volksverhetzenden Eliten aus den Parlamenten, aus den Gerichten, aus den Kirchen und aus den Pressehäusern prügeln.“ Die Staatsanwaltschaft wollte diese Aussage nicht als Straftatbestand werten. Die genannten Eliten seien „kein taugliches Angriffsobjekt“ im Sinne des Strafgesetzes. Ach so: die Morddrohungen, Hass-Mails gegen Politiker wie Oberbürgermeister Burkhard Jung haben offensichtlich genauso wenig mit der wöchentlichen Hetze bei Pegida und Legida zu tun wie brennende Asylunterkünfte. Die sächsische Justiz scheint sich treu zu bleiben.
22 Antworten
@ Jona Gold
„Diese Täter-Opfer Umkehr ist tatsächlich eine alte Masche der Nazis, die historisch belegt vielfach Verwendung fand. Jetzt also wieder. Und Sie rezipieren diesen Schmarrn auch noch. Ist das Berechnung oder Naivität?“
[…]
In welchen Blogs lesen Sie denn eigentlich??““
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Die Täter-Opfer-Umkehr ist nicht nur „eine alte Masche der Nazis“.
Diese Methode gab es zu allen Zeiten. Und gibt es auch heute noch …
In der ehemaligen Sowjetunion sind auf diese Weise beispielsweise Millionen von Frauen, Männern und Kindern getötet worden.
Ihre o.g. Fragen haben mich unwillkürlich an zahlreiche Erlebnisse in der DDR erinnert.
Hatte man etwas erwähnt, was weder in der LVZ, dem ND der Aktuelle[n] Kamera oder auch nur in irgendeinem Presseorgan der DDR Erwähnung fand, hieß die – in aller Regel mit äußerst scharfem Unterton geäußerte Rückfrage – stets:
„Woher haben Sie diese Information eigentlich?
Aus der „bürgerlichen Literatur“?
Oder aus dem Westfernsehen?““
Ihnen ist weder Roland Tichy noch Bettina Röhl bekannt?
Letztere, die ich zitiert habe, ist die Tochter von Ulrike Meinhof und gilt als eine der bekanntesten Autorinnen den Bundesrepublik.
Ersterer, auf dessen Blog die zitierten Sätze von Frau Röhl erschienen, ist einer der wichtigsten Journalisten des Landes – Roland Tichy.
Roland Tichy ist nicht einer der wichtigsten, aber einer der konservativsten Journalisten im Lande. Bettina Röhl ist auch nicht eine der bekanntesten Autorinnen, sondern eine Frau, deren Äußerungen nur auf dem Hintergrund ihrer mehr als schwierigen Familiengeschichte nachzuvollziehen sind. Beide tragen relativ wenig zur Erhellung der derzeitigen politischen Lage bei. Ansonsten betreibt Frau Fischer genau das, was Frau Gold mit Recht anprangert: Die Umwertung der Werte. Christian Wolff
@E. Fischer:
Es bleibt Ihnen selbstverständlich unbenommen in den Blogs zu lesen, in denen Sie wollen.
Ich bin diesbezüglich nicht von dem Ursprung der Quelle irritiert gewesen, sondern vom Inhalt. Nix weiter.
Und nein, mir war weder Röhl noch Tichy vorher ein Begriff. Nach kurzer Recherche und dem Überfliegen einiger aktueller Artikel, komme ich für mich aber zu dem Schluss, nicht wirklich was verpasst zu haben.
Schmarrn bleibt Schmarrn. Jetzt hat die gute Frau Röhl so engagiert versucht aus dem Fall Gauland einen Fall FAZ zu konstruieren und wird durch Gaulands Eingeständnis nun einenTag später von der Realität wieder eingeholt. So ein Pech aber auch.
Und was machen Sie, E. Fischer, jetzt in der Diskussion?
Jetzt wo es inhaltlich klar entschieden ist, wie sich die Sache zugetragen hat und man aus der Nummer nicht mehr rauskommt, fangen Sie plötzlich an meine Einlassungen mit DDR Gesinnungspolizei zu vergleichen und statt über den Rassismus zu reden, der genau hier jetzt Thema ist, irgendwelche Verbrechen der Sowjetunion ins Feld zu führen. Sie hätten jetzt ja auch sagen können: O.K., der Gauland hat das tatsächlich so gesagt und ich sehe das darum jetzt so und so…
Nein, so ist Diskussion sinnlos. Da kann man gleichsam einen Pudding versuchen an die Wand zu nageln. Und das ist genau das Problem in der Auseinandersetzung mit den Leuten von Schlage „Ich bin ja kein Rassist, aber…“. (worauf Gauland mit seinen Windschattenkriegern ja auch besteht): Man kriegt sie nicht zu fassen. Sie sind aalglatt verbreiten ihr dreckige menschenverachtende Ideologie hintenrum, durch irgendwelche „Blumen“ hindurch. Wenn man sie dann aber ertappt, lenken sie ab, sehen sich als Opfer, suchen andere Schuldige und rufen dann: „Haltet den Dieb!“
Ach, sinnlos. Wie Herr Wolff so treffend seinen Blogbeitrag betitelt: Immer die selbe ekelhafte Masche! Und daher gar nicht so viel reden und diskutieren, sondern die Kinder beim Namen nennen: Rassismus und Menschenfeindlichkeit! Danke nochmals an Herrn Wolff, dass er dies so klar und couragiert tut.
So, jetzt haben wir uns wieder mal im Kreis gedreht. Die Argumente sind ausgetauscht, die Standpunkte klar.
Ich wünsche allseits eine gute Nacht.
Lieber Chrsitian Wolff!
Ich bin froh, dass Sie über diese „Masche“ die so notwendige Aufklärungsarbeit leisten. Auch über die COMPACT-Gruppe und die Machenschaften von Teilen der Leipziger Staatsanwaltschaft wird viel zu wenig öffentlich nachgedacht.
Ich habe mich auch gefreut, in der jüngsten Publik-Forum-Nr. 10 gerade passend zum Leipziger Kirchentag ein gutes Porträt von Ihnen zu finden.
Das Problem unserer Republik ist doch, dass die Aussage dem Inhalt nach leider noch allzu oft zutrifft, völlig unabhängig von den beteiligten Herren. Dass Herr Gauland das instrumentalisiert und nicht als Anlass zur Sorge verwendet ist verwerflich. Aber dass die Fußball-Realität längst nicht Normalität im Mannschafts-Sport generell ist, ist auch sehr bedauerlich. Ob Herr Boateng Deutscher ist oder nicht ist völlig unerheblich, Herr Wolff. Die Realität, die hier in unzumutbarer Weise beschrieben wird, gibt Anlass zur Sorge. Werten Sie Herrn Gauland nicht auf. Mich interessiert dieser Mann überhaupt nicht.
Lieber Christian, ich werde leider das Gefühl nicht los, dass Du mit Kommentaren wie dem obigen genau das Gegenteil dessen bewirkst, was Du erreichen willst. Mit Worten wie perfide, ekelhaft, ideologischer Müll schwingst auch Du ganz schön die verbale Keule. Das trägt bei mir nicht gerade dazu bei, mich mit Dir zu solidarisieren- was ich bedaure.
So einfach ist es nicht Gegner auszumachen.Und ich bin dafür, dass man sich auch mit Frauke Petry, Alexander Gauland, Beatrix von Storch( ausdrücklich nicht mit allen Radikalinskis) auseinandersetzt- auch wenn man da oft um Fassung ringen muss. Denn alles – auch die Flüchtlingsfrage -hat 2 Seiten. Warum schreibst Du nicht einmal darüber, was in den Flüchtlingsunterkünften gegenüber Frauen, Kindern und Christen/Innen abgeht? Warum schreibst Du nicht über die Ehrenmorde, die nachweislich nicht von “ Biodeutschen“ (so ein Wortungetüm!) verübt werden? Auch ich bin mit Leib und Selle Christin und auch mit Leib und Seele Mitglied der SPD, dennoch finde ich die deutsche Flüchtlingspolitik- um es niederschwellig auszudrücken- gewöhnungsbedürftig.Warum gehtst Du nicht auf die Ängste und Sorgen vieler Menschen ein? Es werden immer mehr, die sich mit ihren Sorgen bei keiner Partei- auch nicht bei den Kirchen- aufgehoben fühlen. Warum zeigst Du dafür kein Verständnis?Dann kannst Du – ganz Pfarrer wie ich- begründet und ohne Deinen großen Drive, ausführen, dass die Lösungen für diese Ängste ganz bestimmt nicht bei Pegida, AfD usw. zu suchen sind. Hast Du vielleicht kein Verständnis für Menschen, die sich von den Entwicklungen der EG überrollt fühlen, die merken wie ihnen mehr und mehr demokratische Recht aus der Hand genommen werden? Beispiel Griechenland: Dort gibt es eine demokratisch gewählte Regierung , die das , was sie selbst tun will, nicht ausführen kann. Sie ist fremdbestimmt, denn sie muss den Beschlüssen der 3( IWF usw.) gehorchen.Ist es nicht schlimm – wie wir momentan den selbstherrlichen Antidemokraten Erdogan hoffieren- dafür den selbstherrlichen, antidemokratischen Putin von den G7 aussschliessen? Und TTIP-ist das erst einmal ratifiziert, kann sich auch keine künftige Regierung in Deuschland mehr darüber hinwegsetzen.Das gilt selbst ,wenn wir hinterher merken, dass wir mit den Beschlüssen auf Dauer nicht leben können.
Es tu mit übrigens leid, dass der Katholikentag in Leipzig nicht merh Zuspruch bei den Leipzigern gefunden hat.
Und nun habe ich kein richtig schlechtes Gewissen, Dir gegen meine Gewohnheit Vorschläge- ja sogar Ratschläge gemacht zu haben. Schliesslich bekomme ich direkt und indirekt viele Ratschläge durch Deine Blogbeiträge. Übrigens: Die Lage ist ernst, aber ein bisschen Humor von Zeit zu Zeit macht dennoch den Ernst der Lage erträglicher.
Mir Grüßen aus dem Südwesten der Republik
Adelheid
Liebe Adelheid, da ich unterwegs bin, nur eine ganz kurze Antwort. Du plädierst für Humor. Der kann nie schaden. Gaulands Äußerung ist von ihm selbst nicht spaßig gemeint und Rassismus ist es schon gar nicht. Ängste ernst nehmen : 1. Gerade weil ich sie ernst nehme, versuche ich Klartext zu reden. 2. ernst nehmen bedeutet nicht zustimmen, sondern Auseinandersetzung. 3. Auch ich habe Ängste, die u.a. ihren Grund im schamlosen Rechtsextremismus haben.
Bitte sehe es mir nach. Ich schreibe darüber, was ich erlebe. Und ich sehe im Geflüchteten vor allem den Menschen, der es ungleich schwerer mit sich und seiner neuen Umgebung hat als jeder von uns. Dieser nackte Egoismus, dem ich leider häufig begegne, ist ziemlich unerträglich. Ansonsten muss niemand, der sich konkret um Geflüchtete kümmert,darüber belehrt werden, wie schwierig Integration ist. Aber sie ist unsere Aufgabe.
Herzliche Grüße
Christian
@A. Binder:
In einer politischen Großwetterlage, in der blanker Rassismus salonfähig ist/wird, scheint es mir nicht besonders klug den „besorgten Bürgern“ das Wort zu reden – wenngleich man echte Sorgen und Ängste ernst nehmen muss. Die sind aber – und das kann ich ihnen als Kommunalpolitiker durchaus versichern, i.d.R. schnell beseitigt, wenn man sachlich und pragmatisch – und vorurteilsfrei mit der Flüchtlingssituation umgeht.
Was bitte versprechen Sie sich von einem Blogbeitrag über sogenannte „Ehrenmorde“?
Bringt uns das weiter? Und wie oft passieren die eigentlich – so auf die Bevöljkerungsanteile der Muslime gerechnet? Ich glaube nicht, dass die gerade gesellschaftlich nur im Entferntesten relevant wären. Ganz im gegensatz zu den unzähligen fremdenfeindlichen Übergriffen und des gesellschaftlichen Umgangs damit.
Aber in einem Punkt gebe ich Ihnen durchaus recht: „Ehrenmorde“ werden nachweislich nicht von sog. „Biodeutschen“ begangen.
Da heißt das „Familiendrama“ (frei nach Hagen Rether) 😉 !
Rassismus muss klar benannt und geächtet und jede Verharmlosung zurückgewiesen werden. Das ist die politische Aufgabe, an der Sie sich beteiligen sollten. Ihr Christian Wolff
Ich bin voller der Meinung dieses Blogs. Das sind bewusst und gewollt gesetzte rassistische und widerliche Ausrufezeichen eine rechtsradikalen Partei, die das vorhersehbare Mediengewitter nach sich ziehen. Aber erst durch die Empörungswelle wird ein gestiger Brandstifter wie Gauland wichtig und seine Provokationen haben Erfolg. Man muss aber von Seiten der Medien und der Politik auch nicht über jedes Stöckchen springen, dass ihnen von der AfD hingehalten wird. Am besten hat noch Jermome Boateng selbst reagiert, mit den Schultern gezuckt und gelächelt.
Wenn es so einfach wäre, lieber Michael. Ist es aber nicht. Gerade in Sachsen wurde 25 Jahre lang weggeschaut, verharmlost, beruhigt: wird sich alles von selbst erledigen. Tut es aber nicht, wie wir täglich erfahren. Darum: Moralische Empörung bringt nichts. Aber die AfD entlarven, sie stellen und ihrem Rassismus keinen Raum geben – das ist unsere Aufgabe. Gruß Christian
Wenn man die AfD stellen will, dann muss man aber auch mit ihr reden, so dass ich die Frage stelle, ob es denn nicht doch besser gewesen wäre, dass man die AfD z.B, auch auf dem Katholikentag eingeladen hätte. Ich habe festgestellt, dass sich deren Protagonisten in der Diskussion oder auf kritische Fragen hin sehr schwer tun und dann Antiwerbung betreiben. Aber dieser ganze Zirkus um dahingeworfene Provokationen, der in Empörungsritualen verflacht, wertet die Äußerungen eines Herrn Gauland und damit die AfD mehr auf.
Wie immer wundert Ihr Kommentar, Herr Wolff. Ich habe fest erwartet, daß Sie sich unter der Überschrift „Gauland – wo ist das Problem“ äußern, wie Sie es doch noch im Fall Böhmermann so mannhaft taten. Damals waren Sie noch der Meinung, daß die Menschenwürde ein verhandelbares Gut sei – jetzt plötzlich fallen Ihnen Vokabeln wie „ekelhaft“, „perfide“, „gezielt rassistisch“, etc ein. Was hat sich denn geändert, daß plötzlich wieder die Menschenwürde Ihnen am Herzen liegt? Frau Jona Gold irrt eben gleich doppelt, wenn sie meint, Sie seien einer der wenigen, der die Dinge „klar“ benennt. In Wirklichkeit sind Sie erstens einer der vielen, die ohne das Problem – das zweifellos vorhanden ist – auch nur ansatzweise zu lösen, ebenso und gleichermaßen wie Ihre Feindbilder ständig die Contenance verlieren, und der zweitens die Dinge nicht klar benennt, sondern im selben Stile wie die Kritisierten undemokratisch und gesprächsverweigernd, polemisch und populistisch draufhaut. „Populistisch“ heisst: vereinfachend, eine schnelle Lösung vorgaukelnd – und genau das tun Sie doch, wenn Ihnen nichts weiter einfällt als Verbalinjurien. Wie immer vermißt man aber das politische in Ihren Äußerungen.
Im übrigen: Neue Parteien, die sich etablieren wollen, provozieren immer mit lauten und krassen Phrasen – das ist zwar unangenehm, aber Sie fallen ja auch prompt drauf rein und bestätigen den Erfolg einer solchen Taktik. Was Gauland und seine Partei äußern, wird allgemein als „populistisch“ kritisiert; da ist doch Trittin besser dran: Seine Äußerungen zur Pädophilie vor 30 Jahren, als die Grüne Partei entstand, waren jedenfalls nicht populistisch, wenn auch gleichermaßen krass! Und Trittin brauchte 30 Jahre bis er seinen „Fehler“ erkannte. Da ist Gauland doch deutlich schneller auf dem richtigen (Rückzugs-)Weg.
Immer mehr öffentliche und mediale Äußerungen lassen ja nun das Offensichtliche erkennen, daß man nämlich zwischen Links- und Rechtsradikalismus nur schwer unterscheiden kann – ich schrieb es ja bereits mehrfach. So sorgt sich selbst „Die Linke“ um den Wechsel ihrer Wähler ausgerechnet zur AfD. Die Sprache ist gleich, die undemokratische Gesprächsverweigerung ist gleich, die doppelzüngigen Wertemaßstäbe sind gleich, die völlige Blindheit auf einem Auge ist gleich. Und siehe – es trifft alles (auch) auf Sie zu!
Ich grüße Sie,
Andreas Schwerdtfeger
Ein zwischen der FAZ (FAS) und Herrn Gauland geführtes Interview liegt nicht vor.
Die veröffentlichten, Herrn Gauland zugeschriebenen, Äußerungen sollen auf Niederschriften aus einem sogenannten Hintergrundgespräch beruhen. Eine Autorisierung hat nicht stattgefunden.
Herr Gauland selbst hat inzwischen wie folgt Stellung genommen:
„Richtigstellung: „Ich habe nie, wie die FAS insinuiert, Herrn Boateng beleidigt. Ich kenne ihn nicht und käme daher auch nicht auf die Idee, ihn als Persönlichkeit abzuwerten. Ich habe in dem vertraulichen Hintergrundgespräch die Einstellung mancher Menschen beschrieben, aber mich an keiner Stelle über Herrn Boateng geäußert, dessen gelungene Integration und christliches Glaubensbekenntnis mir aus Berichten über ihn bekannt sind. Selbstverständlich können wir stolz auf unsere Nationalmannschaft sein. Ich wünsche allen Spielern viel Glück für die Europameisterschaft.“ Alexander Gauland““
Diese Aussagen erscheinen mir nachvollziehbar und glaubhaft.
Herr Gauland hat Herrn Boateng nicht beleidigt. Er hat ihn benutzt, um puren Rassismus zu betreiben. Das macht die Sache noch viel schlimmer und zeigt, was die wahren Absichten der AfD sind. Christian Wolff
@E. Fischer.
Wie kann man diesesem halbgaren Rumlavieren des Herrn Gauland auch nur ein Sterbenswörtchen glauben?? *kopfschüttel*
Im Spielegel wird die Sicht der FAZ so dargestellt:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/alexander-gauland-habe-jerome-boateng-nie-beleidigt-a-1094721.html
Die Zeitung widersprach der Darstellung Gaulands. Die betreffenden Journalisten hätten Gauland am Mittwoch zum Gespräch getroffen und die Äußerungen des AfD-Politikers inklusive der umstrittenen Passage aufgezeichnet. „Wie in früheren Gesprächen auch bestand Herr Gauland nicht auf einer Autorisierung von Zitaten“, heißt es in einer Stellungnahme der Politikredaktion der FAS vom Sonntagmittag.
Herr Gauland habe nur den „Teil des Gesprächs, in dem er sich über AfD-Führungspolitiker äußerte“, als Hintergrundgespräch eingestuft und die Journalisten gebeten, daraus nicht zu zitieren. Daran habe man sich auch gehalten.
@ Jona Gold
Nochmals: Es gab kein Interview.
Was es gab, war ein sog. Hintergrundgespräch.
Ob daraus korrekt zitiert worden ist oder nicht, ob daraus sinnentstellend, weil verkürzt zitiert worden ist, ist nicht überprüfbar, da die FAZ/FAS-Journalisten offensichtlich keinen Audiomitschnitt besitzen.
Gerade weil seitens des Gesprächspartners keine Autorisierung erfolgte, hätten die beiden FAZ/FAS-Journalisten vor der Veröffentlichung ihres Textes, dessen Tragweite sie sich natürlich bewußt gewesen sind, um eine Autorisierung bitten sollen, bitten müssen.
Dies gebietet nach wie vor die jounalistische Sorgfaltspflicht.
Diese sehen nicht wenige in diesem konkreten Fall durch die FAZ/FAS grob verletzt.
Vgl dazu:
„Was hat Gauland objektiv gesagt? Was hat er tatsächlich oder mutmaßlich gemeint? Was muss er sich zurechnen lassen? Hat er den Namen Jerome Boateng in das Gespräch eingeführt und ihn bejahendenfalls ganz konkret gemeint oder beispielhaft? Oder haben die Journalisten den Namen Boateng zuerst eingebracht? Hat Gauland den Namen ausgesprochen, was er bestritten hat, oder woran er sich nicht mehr erinnert, oder nicht mehr erinnern will? Angesicht des Gewichts des Inhalts der Veröffentlichung wäre es von beiden Seiten, also von Gauland und der FAS/FAZ, ein schwerwiegendes Versagen, wenn sie nicht gemeinsam einer uneingeschränkten Veröffentlichung der Aufzeichnungen zustimmten und diese Veröffentlichung dann auch entsprechend vornähmen.
[…]
Zunächst schadet der Vorgang der AfD und Gauland. Aber wenn die FAZ die Zweifel der Unkorrektheit nicht ausräumen kann wird es auch für sie gefährlich“.
http://www.rolandtichy.de/daili-es-sentials/update-fall-gauland-oder-faz/
Schön, dass Sie die perfide Methode des Herrn Gauland – man streut einen Hass-Bazillus aus, der Menschen gegeneinander aufbringt, und redet dann nur noch darüber, ob man tatsächlich etwas gesagt hat – noch einmal schildern. Das ändert aber nichts daran, dass Gauland nichts anderes als puren Rasismus betreibt – und allein das ist seine Absicht. Christian Wolff
och Mensch, E. Fischer.
Es ist ja nicht weiter verwunderlich, dass jetzt mit allen Mitteln probiert wird, den Armen Gauland als Opfer der pösen pösen Lügenpresse darzustellen. Ja, die mediale Hatz gegen die AfD…eine echte Sauerei. In welchen Blogs lesen Sie denn eigentlich??
Da wird verquast und verklausuliert behauptet, die FAZ hätte mit dem fiesen Beispiel Boateng eigentlich dem Gauland eine Falle gestellt. Ich fass‘ es nicht.
Diese Täter-Opfer Umkehr ist tatsächlich eine alte Masche der Nazis, die historisch belegt vielfach Verwendung fand. Jetzt also wieder. Und Sie rezipieren diesen Schmarrn auch noch. Ist das Berechnung oder Naivität?
Ich weiß nicht, was schlimmer wäre.
Das Problem ist doch, dass die Grenzen des Tabus stets mit derartigen Aussagen ausgelotet werden und letztlich auch sukzessive verschoben. Knallhart kalkuliert, wie ich meine.
Vielleicht war der alte Gauland selbst überrascht, dass seine Aussage auf derartigen Widerhall stößt?
Das Problem, das die AFD und jetzt alle Ihre Sympathisanten mit dieser Geschichte haben, ist doch schlicht, dass Rassismus – Gott sei Dank – doch nicht gaaaanz so gesellschaftlich akzeptiert ist. Sonst würde man jetzt nicht auf Teufel komm raus die ganze Story umdeuten wollen.
Ganz ehrlich: Mir sind diese knallharten glatzköpfigen Neonazis, die offen zu ihrer Gesinnung stehen, lieber, als diese verklemmt verquasten im Bürgerhabitus Daherkommenden! Zweitere brauchen halt einfach den Windschatten eines Gauland – oder einer ähnlichen Figur – um ihren brav kaschierten Rassismus zu leben.
Die Masche ist tatsächlich immer die selbe ekelhafte.
Ach übrigens, zur Sache noch: Der Gauland hat jetzt doch irgendwie eingeräumt, das so gesagt zu haben. Er scheint halt glücklicherweise nicht das hellste Licht am Tannenbaum zu sein. Bedauerlicherweise geht die Frauke Petry da viel geschickter vor.
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/aeusserungen-ueber-boateng-gauland-stoert-nur-die-ueberschrift-14261212.html
Sie sind einer der ganz Wenigen, die dieses widerliche AfD/Pegida Gerede klar als das benennen was es ist und entsprechend einordnen.
Danke dafür!
Hallo Herr Wolff, da hat Ihnen Herr Gauland aber mal wieder eine gute Vorlage gegeben, wie man im Fußball sagen würde! Keine Frage: So was sagt man nicht, auch wenn man angeblich nur eine leider wohl in manchen Kreisen verbreitete Meinung wiedergeben will.
Aber ich hatte eigentlich gedacht, Sie würden einen Kommentar zu dem neulich von Ihnen angekündigten Katholikentag bringen, an dem Sie doch wohl auch als Gastreferent teilnahmen. Was halten Sie von nachstehendem Aufruf aus einem anderen Blog? Das ist ja wohl noch etwas mehr als nur ein dummes Zeitungsinterview. Da sind Sie doch hoffentlich nicht mit marschiert, oder?
Keine Bühne für Fundis
Verfasst von: Fundisstressen (Account: Fundisstressen). Verfasst am: 28.05.2016 – 12:10. Datum: Samstag, 28. Mai 2016 – 16:00.
Werdet laut gegen die antifeministischen Abtreibungsgegner*innen auf dem Katholikentag
Leipzig – Wilhelm-Leuschner-Platz 28.5. 16.00 Uhr
Auf dem gerade in Leipzig stattfindenden Katholikentag sind Rund um den Wilhelm-Leuschner-Platz folgende selbsternannte „Lebensschutzgruppen“ mit einem Infostand vertreten: Jugend für das Leben (JfdL), Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA), Bundesverband Lebensrecht (BVL), Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren (Kaleb), Treffen Christlicher Lebensrecht-Gruppen (TCLG). Die chrlistlichen Fundamentalist*innen treten für ein ausnahmsloses Verbot von Schwangerschaftsabbrüchen weltweit ein und arbeiten damit gegen jegliches Selbstbestimmungsrecht von Menschen, insbesondere solchen die schwanger werden können. Insbesondere der Bundesverband Lebensrecht wird als undemokratisch mit Verbindungen in die wertkonservative, rechtsextreme Szene eingeschätzt. Lassen wir die Fundis ihren reaktionären Scheiß nicht ungestört verbreiten, kommt um 16.00 Uhr zum Wilhelm-Leuschner-Platz und nehmt den Fundis die Bühne!
Wir lassen uns nicht vorschreiben, ob wir Kinder kriegen und wie viele, wie
unsere Beziehungen auszusehen haben, wie wir leben, lieben und sterben.
Es sind unsere Leben, unsere Körper, unsere Entscheidungen!
Emanzipation statt Fremdbestimmung!
Raise your voice – your body, your choice!
Seid laut und kreativ!
Nein, das war kein „dummes“ Zeitungsinterview, sondern eine gezielt gesetzte, rassistische Botschaft. Herr Gauland weiß sehr wohl, was er will – und ist darum durchaus gefährlich. An Aufrechnungen beteilige ich mich nicht. Darum habe ich keine Veranlassung, auf den von Ihnen zitierten Aufruf einzugehen.