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Faber, die Zweite – einige Anmerkungen zur Wahl des/der neuen Kulturbürgermeister/in

22. April 2009: Ohne jede Aussprache wurde Michael Faber als Kandidat der Fraktion DIE LINKE zum neuen Kulturbürgermeister gewählt – damals mit den Stimmen der SPD. Im Vorfeld der Wahl hatte die gesamte Kulturszene Leipzigs vor dieser fatalen Fehlentscheidung gewarnt – nicht weil Faber von der Partei DIE LINKE vorgeschlagen wurde; nein: er hatte sich in einem von der Leipziger Volkszeitung (LVZ ) initiierten Podiumsgespräch mit den beiden Kandidaten Michael Kölsch (Bündnis 90/Die Grünen) und ihm selbst als erschreckend inkompetent erwiesen. Doch die Wahl wurde allen Einsprüchen zum Trotz vom Stadtrat durchgezogen – eine Machtdemonstration der besonderen Art. Die SPD Leipzig bekam auch dafür die Quittung bei den Kommunalwahlen im gleichen Jahr. Sie sackte von 26,9 auf 20,4 Prozent ab. Schon nach 17 Monaten, im November 2010, startete OBM Burkhard Jung den Versuch, sich des zunächst von ihm selbst unterstützten Kandidaten zu entledigen. Doch das scheiterte im Januar 2011. Lange Zeit entzog Jung seinem Kulturbürgermeister die Kompetenzen für die sog. Hochkultur. Doch diese musste er ihm 2014 wieder zurückgeben. Es ist nur konsequent, dass Faber nicht zur Wiederwahl vorgeschlagen worden ist. Denn er hat nicht einen Versuch unternommen, seine Kritiker zu widerlegen. So blickt die Kulturszene Leipzigs auf sieben verlorene Jahre zurück – verantwortet von den gleichen Fraktionen, die sich nun anschicken, wiederum eine Kandidatin der Fraktion DIE LINKE zur Kulturbürgermeisterin zu wählen: Skadi Jennicke, seit 2009 Stadträtin und Mitglied im Kulturausschuss. Wiederum scheint die SPD-Fraktion gewillt zu sein, diesem Vorschlag zu folgen. Wiederum mangelt es an einer öffentlichen Diskussion. Irgendwie scheinen die Würfel schon gefallen zu sein, ohne dass die Parteien wenigstens in ihren eigenen Gremien die für Leipzig wichtige Personalie breit diskutieren – von der FDP abgesehen. Wie will man so Menschen für eine lebendige Demokratie gewinnen und bürgerschaftliches Engagement fördern?

Der Kulturbürgermeister ist in Leipzig neben dem Oberbürgermeister das wichtigste politische Amt, das zu vergeben ist. Schließlich ist die Kultur nicht nur das unverwechselbare Markenzeichen Leipzigs. Die Stadtgeschichte ist wesentlich von einer herausragenden Kulturtradition geprägt: Musik, Kunst, Literatur. Sie ist der entscheidende Standortfaktor und unerlässlich für die soziale Entwicklung in einer multikulturellen und multireligiösen Stadtgesellschaft. Darum sollte die parteipolitische Bindung des zukünftigen Kulturbürgermeisters keine Rolle spielen, dafür umso mehr seine kulturelle, gesellschaftspolitische und administrative Kompetenz. Da nimmt es sich sehr mager aus, dass Skadi Jennicke außer ihrer Mitgliedschaft zu der Partei, der man das Vorschlagsrecht zubilligt, die Zugehörigkeit zum Kulturausschuss des Stadtrates vorzuweisen hat. Doch reicht das?

Nun wird der/die nächste Kulturbürgermeister/in die Aufgabe haben, nach sieben Jahren Stillstand die Kulturpolitik neu aufzustellen und die sehr unterschiedlichen Kulturinstitutionen und deren Interessen auf der Verwaltungsebene zu moderieren. Dabei kommt ihr/ihm die wichtige Aufgabe zu, neben der für Leipzig so wichtigen Hochkultur und der Freien Szene die interkulturelle Arbeit der Stadt Leipzig aufzubauen und zu gestalten. Bringt Skadi Jennicke dafür die ausreichenden Qualifikationen mit? Sie ist gelernte Dramaturgin. Aber hat sie ein Verhältnis zur in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Musikszene Leipzigs? Da ist eher ein großer weißer Fleck. Wie steht es um ihre internationale Erfahrung? Auch da hat sie wenig aufzuweisen. Wie soll jemand, der ideologisch der Partei DIE LINKE verhaftet ist, die Freie Szene betreuen, die sich vor allem durch Eigeninitiative auszeichnet und sich mit Recht jeder Gängelung entzieht? Wie will sie das Erbe der Friedlichen Revolution bewahren und entwickeln und das Reformationsjubiläum begleiten? Auch da ist wenig zu erwarten. Mehrfach wurde Skadi Jennicke auf den Bildungscampus forum thomanum eingeladen, um ihre im Kulturausschuss geäußerten Vorbehalte zu überprüfen. Nie ist sie erschienen – aber hat 2013 kräftig daran mitgewirkt, den Bau der Grundschule für die Nachwuchsarbeit des Thomanerchores zu verhindern, weil das Projekt offensichtlich zu kirchlich und zu „privat“, d.h. von bürgerschaftlichem Engagement, geprägt ist. Gelungen ist dies Gott sei Dank nicht. Aber ein Blick in Richtung Dresden lässt Schlimmes befürchten. Wie dort der Kreuzchor im Jubiläumsjahr der Trias von Kreuzkirche, Kreuzchor und Kreuzschule seines Markenkerns beraubt wurde, sollte jede/n Leipziger/in im Blick auf den Thomanerchor aufschrecken lassen. Ebenso war es mehr als merkwürdig, in welcher Weise Skadi Jennicke sich vor drei Jahren in eine abstruse Debatte innerhalb der Leipziger SPD eingeschaltet hat. Da meinten einige, vor einer islamistischen Unterwanderung der SPD warnen zu müssen, nur weil etliche junge Sozialdemokraten muslimischen Glaubens sind. Skadi Jennicke sekundierte in der LVZ und unterstellte dem ins Visier geratenen Sächsischen Bildungszentrum e.V. islamistische Tendenzen. Diese Frau soll nun die Verantwortung für die Kulturpolitik Leipzigs übernehmen – mit der Unterstützung der SPD und der Partei Bündnis 90/Die Grünen? Das alles riecht nach Leipziger Selbstgenügsamkeit: „Wir Leipziger“ bleiben unter uns. Obwohl also aller Anlass zur Diskussion besteht, ist es derzeit ratlos-still um die Wahl des Kulturbürgermeisters. Am 18. Mai 2016 soll im Stadtrat die Wahl erfolgen. Wieso vorher keine öffentliche Debatte mit den drei Kandidaten? Wieso kaum eine öffentliche Positionierung der Kulturinstitutionen? Glauben die Stadträte wirklich, dass das so funktioniert: Wir einigen uns einmal schnell hinter verschlossenen Türen, entziehen uns jeder Debatte und wählen die, die wir kennen? Oder ist das Ganze ein Reflex auf sieben Jahre Stillstand: Geht doch auch ohne … und man findet sich bequem mit einer „hausinternen“ Lösung ab? Doch dazu ist die Kultur Leipzigs viel zu wichtig. Der Stadtrat besetzt mit dem Kulturbürgermeister nicht einen Ruhestandsposten, sondern das wichtigste Bürgermeisteramt. Es wird höchste Zeit, dass sich etwas regt. Faber, die Zweite – das geht eigentlich gar nicht!

42 Antworten

  1. Sehr geehrter Herr Wolff,

    ich arbeite seit etwa 15 Jahren als freischaffender Tänzer und Choreograph in Leipzig und engagiere mich seit etwa 9 Jahren ehrenamtlich für verschiedene Belange der Freien Tanz- und Theatermacher.

    Genau wie Sie hatte ich schon einigen Frust damit, wie Entscheidungen in Kulturpolitik und Kulturverwaltung in Leipzig zustande kommen – oder auch mal nicht zustande kommen. Und auch Ihrer Kritik an Herrn Faber kann ich mich leidenschaftlich anschließen. Allein — wie Sie daraus eine Ablehnung von Skadi Jennicke herleiten, erschließt sich mir überhaupt nicht. Skadi Jennicke ist doch der genaue Gegenentwurf: sowohl zur Person Michael Fabers, als auch zu intransparenten und unzugänglichen Verwaltungsstrukturen!

    Wie viele meiner Vorredner habe ich Skadi Jennicke immer wieder als neugierige, kompetente und engagierte Partnerin erlebt. Sie hört zu, wägt ab, findet Lösungen und handelt. Klar ist sie kompetent!!

    Im langsamen, oft intransparenten und vielleicht zu wenig demokratischen Betrieb unserer Kulturverwaltung und nach sieben Jahren Faber — die Sie zu Recht als „verlorene Jahre“ bezeichnen — wäre Skadi Jennicke die gute Nachricht, nicht die schlechte!

    Freundliche Grüße
    Sebastian Weber

  2. Ich schätze Skadi Jennickes feinfühliges Kulturverständnis sehr. Aus meiner Sicht ist sie eine überaus geeignete Kandidatin für das Amt der Kulturdezernentin.

  3. Sehr geehrter Herr Wolff,

    Ziel Ihres Beitrags sei es gewesen, eine politische Diskussion über Verfahren der Kulturbürgermeisterwahl anzuregen. Durch die zahlreichen Kommentare fühlen Sie sich bestätigt. Ich denke, das ist ein Missverständnis! Tatsächlich kann man darüber debattieren, ob die Proporzverteilung ein geeignetes Verfahren für die Besetzung des Kulturbürgermeisterpostens ist, es gibt Vor- und Nachteile. Aber diese Diskussion findet in Ihrem Blog ja nicht statt. Die meisten Kommentatoren äußerten sich befremdet bis entsetzt darüber, in welcher Art und Weise Sie Dr. Skadi Jennicke wesentliche Kompetenzen, die für dieses Amt nötig sind, absprechen. Das ist keine Debatte über Inhalte, sondern eine von vielen Menschen geäußerte Kritik an Ihnen, Herr Wolff, weil Sie aus einer persönlichen Antipathie einen Menschen äußerst unfair diskreditieren.
    Da Sie eine öffentlich exponierte Person sind, beschädigen Sie mit Ihren Äußerungen die Reputation einer Kandidatin, schaffen ein Ungleichgewicht in der Bewertung der anderen Kandidaten und das irritiert nicht zuletzt auch deshalb, weil die Evangelische Landeskirche, die Sie in gewisser Weise vertreten, für eine andere Form der Diskursethik steht, als Sie sie hier praktizierten.

    Ich kenne Skadi Jennicke vor allem aus unserer gemeinsamen Arbeit am Runden Tisch. In diesem Gremium kommen die Sprecher der Initiative Leipzig + Kultur, also die gewählten Vertreter der Freien Szene Leipzigs, mit den Kulturpolitischen Sprechern der Fraktionen regelmäßig zusammen und erarbeiten Strategien zu verschiedenen kulturpolitischen Themen. Ich habe Skadi Jennicke immer als engagiert, gewissenhaft und sehr kompetent erlebt. Sie kann sehr gut zuhören, argumentiert sachlich, bringt Sachen voran und führt sie zu einem Ergebnis. Sie ist ein aufrichtiger Mensch.

    Als Sprecherin der Sparte Musik der Initiative Leipzig + Kultur habe ich einige Gespräche mit ihr auch zur kulturpolitischen Entwicklung der freien Musikszene und der Musik in Leipzig insgesamt geführt. Es ist mir völlig unverständlich, wie Sie behaupten können, die Musikszene in Leipzig sei ein weißer Fleck für Skadi Jennicke. Das Gegenteil ist der Fall! Ich kann Ihnen versichern, dass sie die Musikszene sehr gut kennt, mit den wichtigen Akteuren in kontinuierlichem Austausch steht und dass sie als Person, auch wenn Menschen andere Positionen vertreten, sehr geschätzt wird.
    Ihre Unterstellung, Skadi Jennicke würde, da sie „ideologisch der Partei der LINKEN verhaftet“ sei, die Freie Szene gängeln, hat mich verblüfft. Meinen Sie, es sei der Ideologie Partei der LINKEN immanent, anderen Gruppen gegenüber prinzipiell richtungsweisend aufzutreten und deshalb würde Skadi Jennicke auch anderen ihre Einstellungen aufzwingen? Ich finde das absurd. Ich habe Skadi Jennicke immer als sehr interessiert erlebt, Meinungen und Ideen anderer zu erfahren, Hintergründe zu kennen. Diskussionen mit ihr sind offen, sachlich und konstruktiv, sie gängelt nicht, sondern setzte sich immer wieder erfolgreich für die Interessen der Freien Szene gegenüber der Verwaltung ein.

    Meines Erachtens besitzt Skadi Jennicke beste Voraussetzungen das Amt der Kulturbürgermeisterin zu bekleiden. Die Entscheidung liegt bei den Stadträten.

    1. Sehr geehrte Frau Winkler, schön, dass Sie Frau Jennicke so wertschätzen. Das würde mich aber noch viel mehr überzeugen, wenn Sie nicht gleichzeitig Frau Jennicke für quasi sakrosankt erklären und jede Kritik an ihr als Beschädigung ihrer Reputation bezeichnen. Es ist schön merkwürdig, besser: auffallend, dass – nicht nur in Ihrem Kommentar – die kritische Bewertung einer Person, die sich um ein öffentliches, politisches Amt bewirbt, als moralisch verwerflich oder als Ausdruck „persönlicher Antipathie“ bewertet wird. Können Sie sich vorstellen, dass mich genau dieser Zungenschlag sehr hellhörig macht und noch nachdenklicher stimmt? Zu Ihrer Beruhigung: Ich vertrete nicht die Evangelische Landeskirche. Ich äußere lediglich meine Meinung und nehme dafür niemanden in Anspruch. Ausdrücklich stimme ich Ihnen zu: „Die Entscheidung liegt bei den Stadträten.“ Aber bis dahin darf und soll durchaus kontrovers debattiert und Einfluss genommen werden. Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff

  4. Sehr geehrter Herr Wolff, lieber Christian,

    so sehr ich Dein Eintreten für Bürgerbeteiligung und öffentliche Debatten zu politischen Fragen schätze, so sehr bin ich doch irritiert von Deiner Haltung und Deinem Vorgehen in diesem speziellen Fall. Ja, uns Leipziger geht die Vergabe des wichtigsten Bürgermeisterpostens nach dem OBM (da bin ich ganz Deiner Meinung) sehr viel an, denn die Kultur ist das wichtigste Zugpferd unserer Stadt und bestimmt das Leipziger Lebensgefühl in ganz besonderer Weise. Insofern darf hier nicht (wieder) gepennt werden. Richtig! Aber was ich Deinem Beitrag in erster Linie entnehme, ist nicht die Sorge um die kompetente Besetzung dieser Funktion als vielmehr die Sorge, Skadi Jennicke könnte in dieses Amt kommen. Um dem zu begegnen, ziehst Du Parallelen zur „Wahl“ 2009, die einfach nicht statthaft sind und beurteilst ihre Eignung aus einer sehr persönlichen und damit stark eingeschränkten Perspektive (noch dazu absolut einseitig, denn zu den anderen Bewerbern schreibst Du nichts). Was das Ganze mit Dresden zu tun haben soll, erschließt sich mir gleich gar nicht.

    Ganz kurz also zum Wahlverfahren und zurück ins Jahr 2009. Dass die Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat auch an der Verteilung der Bürgermeisterposten ablesbar sein sollen, ist eine immanente Logik des Systems der repräsentativen Demokratie und kann doch von Dir nicht ernsthaft in Frage gestellt werden. Unabhängig davon ist es natürlich die Aufgabe der Findungskommission (ja, die gibt es und in der sind alle Stadtratsfraktionen vertreten) dem Stadtrat aus dem Feld der Bewerber den oder die geeignetsten Personen zur Wahl vorzuschlagen. Im Verfahren hat 2016 – ebenso wie 2009 – die LINKE aufgrund des Parteienproporz das Vorschlagsrecht. Jedoch hat die Findungskommission aus rund 90 Bewerbern 3 Personen zur näheren Prüfung – und zur Wahl – vorgeschlagen. Offensichtlich hat man aus 2009 gelernt, als in einem lange vorher abgekarteten Spiel nur ein Vorschlag kam. Und der war wirklich unabhängig von der Eignung des „Bewerbers“ und letztlich nichts anderes als ein Ringtausch für den kurz zuvor im Amt bestätigten SPD-Bürgermeister Müller. Ja, Michael Faber hat beim LVZ-Forum eine Woche vor der „Wahl“ seine Konzeptlosigkeit unter Beweis gestellt – was die komplette Kulturszene auf den Plan rief – und trotzdem fühlte sich die SPD an den Deal mit der LINKEN gebunden. Mit den allseits bekannten Konsequenzen.

    Ganz anders ist doch die Situation in diesem Jahr. Hier gibt es wirklich eine Wahl – mit mehreren Kandidaten. Die Stadträte haben jetzt also deren Eignung zu prüfen und sich – im Interesse unserer Stadt – für den besten (resp. die beste) zu entscheiden. Dieser Prozess läuft gerade. Die Kandidaten haben die Gelegenheit, sich den Fraktionen vorzustellen und für sich und ihr Programm zu werben.

    Warum ist es also so ruhig in der Kulturszene (ganz anders als vor sieben Jahren)? Weil das Wahlverfahren wesentlich sauberer und nach demokratischen Regeln abläuft und weil in diesem Jahr 3 Kandidaten in der zweiten Runde sind, denen ihre – sicher ganz unterschiedlich akzentuierte – Eignung für den Posten nicht abgesprochen werden kann. Ich kann den Erfahrungshorizont und die Fähigkeiten von Herrn Könnecke und Herrn Vogt nicht einschätzen und halte mich deshalb mit einem Urteil zurück. Zu Skadi Jennicke kann ich jedoch aus eigener Erfahrung der jahrelangen kulturpolitischen Arbeit in der Initiative Leipzig + Kultur sagen, dass ich sie – auch wenn wir nicht immer derselben Meinung waren – stets als engagierte, kompetente und verlässliche Kulturpolitikerin kennengelernt habe. Das sind Eigenschaften, die wir bei der Fülle der vor unserer Stadt stehenden Herausforderungen dringend in der Verwaltungsspitze brauchen. Im Gegensatz zu der von Dir unterstellten „ideologischen Verhaftetheit“ (sprich: Engstirnigkeit) habe ich sie als sach- und lösungsorientiert erlebt. In solchen Punkten erfüllen Deine Formulierungen meines Erachtens tatsächlich schon den Tatbestand der Diffamierung.

    Um eines klar zu stellen: Mit meinem Kommentar ging es mir nicht darum, eine Lanze für Skadi Jennicke als zukünftige Kulturbürgermeisterin zu brechen. Ich wünsche mir, wie sicher die meisten Leipziger, dass die kompetenteste Person das Rennen macht und die Leipziger Kultur gemeinsam mit uns Akteuren voranbringt. Mir ging es heute darum, die Sicht auf das laufende Verfahren und auf die eine, von Dir sehr voreingenommen abgeurteilte Kandidatin gerade zu rücken und damit zu der von Dir geforderten objektiven, sachorientierten öffentlichen Diskussion beizutragen.

    Viele Grüße
    Falk Elstermann

    1. Lieber Falk, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich ziehe keine Parallelen zur Wahl (geht ja auch nicht, weil die Wahl 2016 noch nicht stattgefunden hat). Vielmehr erinnere ich an die beschämenden Vorgänge 2009. Mein Nachteil: Ich gehöre nicht zu denen, die Vergangenheit schnell abhaken. Meine Erfahrungen mit Skadi Jennicke sind leider nicht „persönliche“. Dazu kenne ich sie persönlich viel zu wenig. Sie beziehen sich auf belegbare, faktische Vorgänge im Bereich der Kulturpolitik, die ich deutlich geschildert habe. Da ist keinerlei „Unterstellung“ dabei. Auch das soll ich einfach abhaken? Sehr wohl nehme ich zur Kenntnis, dass andere wie Du offensichtlich positive Erfahrungen mit Skadi Jennicke gemacht haben. Ich käme jetzt nicht auf die Idee, das mit der Bemerkung abzutun: das ist doch alles persönliches Gedöns. Nein, ich nehme diese Äußerungen als Infragestellung meiner Ansicht ernst, erwarte allerdings auch das Umgekehrte. Eines aber sollte auch Dich nachdenklich stimmen: Wieso hört sich die Stadtratsfraktion DIE LINKE keinen der beiden anderen Kandidaten an? Was ist denn das für ein Signal?
      Mit diesen Fragen grüße ich Dich
      Christian

  5. Sehr geehrter Herr Christian Wolff,

    wir schätzen Ihr konsequentes öffentliches Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Ihr Eintreten für eine freiheitliche Demokratie sehr.

    Umso befremdlicher und völlig unverständlich ist für uns Ihre Position gegenüber Skadi Jennicke. Es macht den Anschein, dass Sie aus einer sehr persönlichen Aversion Skadi Jennicke jegliche kulturelle Fach-Kompetenz absprechen. Das Theater ist eine künstlerische Schnittstelle aller Kunst-Genres. Das werden Sie wissen. Wieso aber die Dramaturgin Skadi Jennicke, die an verschiedenen Theatern mehrere Jahre künstlerisch aktiv gearbeitet hat, in Bezug auf Kultur-Verwaltung keine Fach-Kompetenz für Musik haben soll, ist nicht nachvollziehbar. Zumal Skadi Jennicke seit vielen Jahren im Fachausschuss Kultur sehr kompetent und engagiert auch die Interessen dieses Kulturbereiches kennt und unterstützt.

    Ihre Sorge, „dass sie kein Verhältnis zur in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Musikszene Leipzigs hat“ – wirkt ausgesprochen konstruiert. Ihre „Besorgnis um die Leipziger Kultur“ erscheint im Kontext mit ihren irritierenden Äußerungen über Skadi Jennicke wie ein Mäntelchen, dass sie benutzen, um ihre persönliche und (politische?) Antipathie gegenüber Skadi Jennicke bzw. gegenüber der Partei DIE LINKE sehr fadenscheinig zu verdecken.

    Völlig unnötig ist „ihre Sorge“ um die Freie Kulturszene. Seit Jahren arbeitet Skadi Jennicke mit deren Vertreterinnen und Vertretern auf Augenhöhe zusammen: Von ihrer Seite immer transparent, offen und interessiert.

    Mit ihrem Blog positionieren Sie sich öffentlich gegen Skadi Jennicke als Bewerberin für das Amt als Kulturbürgermeisterin. Solche öffentliche Meinungsäußerung über politisch aktive Menschen ist aus unserer Sicht für jeden demokratisch denkenden und handelnden Menschen mit Fairness und Verantwortlichkeit verbunden. Das gilt gerade heute, in einer Zeit der Hetzen und Verleugnungen… ganz besonders.

    Mit freundlichen Grüßen
    C. Rietzke, H. Cheng

    1. Sehr geehrte C. Rietzke und H. Cheng,
      man muss nicht immer einer Meinung sein, auch wenn man im Grundsätzlichen Übereinstimmung verspürt. Vielleicht lesen Sie meinen neuen Blog-Eintrag, in dem ich auf kritische Kommentare zu meinem ersten Beitrag eingehe (auch auf dieser Kommentarseite veröffentlicht). Auch da erwarte ich nicht Zustimmung, hoffe aber, dass meine kritische Einschätzung als nicht unbegründet nachvollzogen werden kann. Abschließend möchte ich betonen, dass mein Beitrag weder Hetze noch Verleumdungen oder Verleugnungen enthält. Aber es muss möglich sein, dass anlässlich einer Wahl für ein politisches Amt in unserer Stadt auch kontrovers über die zur Wahl stehenden Personen gesprochen wird.
      Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff

      1. Sehr geehrter Herr Wolf,

        allein die Überschrift “ Faber, die Zweite…“ ist eine ehrverletzende Aussage gegenüber von Frau Dr. Jennicke! Das ist nicht schön zu reden.
        Ihr persönlicher, durchaus begründeter Frust der letzten 7 Jahre sollte sich an Herrn Faber richten. Weder Frau Dr. Jennicke, noch ein anderer Kandidat, sind dafür verantwortlich, was in der Vergangenheit passiert ist bzw. nicht.
        Es ist in meinen Augen völlig unklar, warum Sie Ihren Beitrag weiterhin verteidigen.
        Auch ich finde eine öffentliche Diskussion zur Wahl eines so wichtigen Amtes in Leipzig wichtig und diese darf kritisch sein. In Ihrer Position allerdings ausschließlich und bewußt Stimmung gegen Frau Dr. Jennicke zu machen, ohne auch nur die anderen Kandidaten zu benennen, halte ich weiterhin für sehr befremdlich.

        1. Sehr geehrte Frau Smith, es geht nicht um „persönlichen“ Frust, sondern u.a. um Entscheidungen, die Skadi Jennicke als Stadträtin und Mitglied im Kulturausschuss mitgetragen hat und die ich kritisiere. Natürlich ist die Partei DIE LINKE verantwortlich für die Wahl von Michael Faber und damit auch für die Konsequenzen. Dazu würde ich gerne ein klares Wort aus der Stadtratsfraktion DIE LINKE hören.

  6. Sehr geehrter Herr Wolff,

    ich glaube, Sie sprechen vielen Leipzigerinnen und Leipzigern aus der Seele. Leider ist den Parteien nicht bewusst, welche Herausforderungen auf unsere wachsende Stadt in den nächsten Jahren zukommen. Stattdessen erlebt man im Stadtrat ein ständiges Wünsch-Dir-Was an unfinanzierbaren, unausgegorenen Vorschlägen, bei dem sich insbesondere die populistische Ex-PDS hervortut. Warum prüft keiner die Ergebnisse der ganzen sinnlosen staatlichen Programme? Gerade die sogenannte „Linke“ und ihre politisch-kommunalen Verflechtungen verhindert oft privates, bürgerschaftliches Engagement wo es nur geht. Alles, wo der Staat nicht seine Hand drauf hat, ist suspekt. Ausgenommen natürlich ihr Klientel in der linksautonomen Szene in Connewitz. Die Stelle des Bürgermeisters und Beigeordneten für Kultur ist eine wichtige Führungsfunktion. Bei einer gleichwertigen Stelle in privaten Stiftungen oder der Wirtschaft müsste jeder von uns eine ganze Latte an internationalen Erfahrungen und Kompetenzen nachweisen. Frau Jennicke mag den ein oder anderen Verein aus politischen Motiven unterstützt haben, wenn man ehrlich ist, dürfte sie allerdings in keiner Weise die Anforderungen für das Amt erfüllen. Das Kungeleien und Parteienproporz hier eine Rolle spielen liegt auf der Hand. Eine Farce ist, dass die ehemaligen Bürgerrechtler von B90/Die Grünen, das als demokratisch bezeichnen! Frau Jennicke kriegt auch leider keinen 3- oder 5-Jahres-Vertrag, wie bei Führungspositionen üblich, sondern einen 7-(!!!)-Jahresvertrag. Ihr Gehalt wird letztendlich von uns allen, den Bürgern bezahlt. Aber nicht nur aus diesem Grund, sollte eine Debatte über das Amt und die nunmehr ausgekungelten Bewerber geführt werden.

    Das wir vor den Herausforderungen der Kulturfinanzierung nicht die Augen verschließen und eine Debatte zulassen, die sich zunächst einmal darum dreht, wie Leipzigs Kultur zukünftig aussehen soll, wäre ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Vorschlag könnte sein, zunächst auf die Wiederbesetzung des Beigeordneten zu verzichten und die Hochkultur (wieder) sowie das Kulturamt beim OBM anzusiedeln.

    Das wir in Leipzig endlich wieder über die Grundpfeiler der Kommunalpolitik debattieren, dafür gebührt Menschen wie Herrn Wolff, dank.

    Lasst die Debatte zu und entscheidet erst, wenn über die wesentlichen Fragen der zukünftigen Kulturpolitik und -Finanzierung Klarheit besteht!
    – Wie können die 100 Mio. €+x nach dem Wegfall der Solidarpaktförderung für die Kultur gerechtfertigt werden?
    – Wie können die Theater, die Oper und das Gewandhaus unter diesen Bedingungen überleben?
    – Welchen Raum sollen private Engagements bekommen, die zunehmend – ohne staatliche Unterstützung – entstehen?

  7. Sehr geehrter Herr Wolff,

    auch mir missfällt sehr, dass die politische Führung einer Stadt, die immer wieder die Bedeutung von Demokratie und Bürgerbeteiligung hervorhebt, gleichzeitig in vielen politischen Belangen die Bürger nicht beteiligt. Wenigstens hätte es sich gehört, dass die Kandidaten für ein Bürgermeisteramt, in diesem Fall das des Kulturbürgermeisters, im Vorfeld der Wahl nicht nur den Ratsfraktionen, sondern auch in öffentlichen Diskussionen Rede und Antwort stehen. So hätten dann auch die Stadträte für ihre Entscheidung einen viel facettenreicheren Eindruck von den Kandidaten.

    Allerdings verwundert es mich auch sehr, dass Sie ohne ausreichende Kenntnis aller drei Kandidaten dann derart über die Leipziger Kandidatin herziehen. Mit „Faber, die Zweite“ und Ihren späteren für mich nicht nachvollziehbaren Ausführungen setzen Sie Frau Dr. Jennicke weitestgehend mit Herrn Faber und seiner von Ihnen kritisierten Inkompetenz gleich. Hier vermisse ich leider völlig Ihren Realitäts- und Gerechtigkeitssinn, den man von einem erfahrenen Pfarrer erwarten sollte. Im Gegensatz zu Herrn Faber hat Frau Dr. Jennicke in den vergangenen Jahren mit ihrer Arbeit im Kulturausschuss des Leipziger Stadtrates ein hohes Maß an Kompetenz bewiesen. Anders als manche Leipziger, die den Begriff der Hochkultur nur für Thomanerchor, Gewandhaus und Oper missbrauchen, hat sie sich in den letzten Jahren für die wahrhafte Hochkultur in Leipzig eingesetzt, nämlich für die Erhaltung und Stärkung der kulturellen Vielfalt. Immer wieder hat sie mit sehr konstruktiver Kritik auf bestehende Probleme hingewiesen und mit Änderungsanträgen um Verbesserungen gerungen. Nicht zuletzt mehrere von ihr mitinitiierte interfraktionelle Initiativanträge im Stadtrat zeugen von der Anerkennung ihrer politischen Kompetenz über Fraktions- und Parteigrenzen hinaus. Damit erfüllt gerade Frau Dr. Jennicke die von Ihnen, Herr Wolff, geforderte Qualifikation „für die soziale Entwicklung einer multikulturellen und multireligiösen Stadtgesellschaft“. Lässt man das ganze für uns Bürger unerträgliche Parteien-Hick-Hack mal außen vor, so haben sich in vertraulichen Gesprächen auch Stadträte anderer Fraktionen positiv zu der bisherigen Arbeit von Frau Dr. Jennicke geäußert. Da stellt sich schon die Frage, warum Herr Wolff gerade ihre Zugehörigkeit zur Partei „DIE LINKE“ so abwertend als Rotes Tuch oder No-Go herausstreicht. Sollte man nicht vielmehr in der „Stadt der friedlichen Revolution“, in der wir Bürger „den aufrechten Gang erlernten und friedlich unsere Demokratie erstritten“ mal darüber nachdenken, warum die Realpolitik Linker Stadträte in der Leipziger Bürgerschaft mehr Rückhalt findet, als die der SPD? Aber eine Diskussion darüber wäre an dieser Stelle jetzt inhaltlich fehl am Platz.

    Ohne über die beiden anderen Kandidaten urteilen zu wollen, halte ich die bisherige interkulturelle Arbeit und kulturpolitische Verwurzelung von Frau Dr. Jennicke für einen riesigen Vorteil für ihre Kandidatur, denn sie müsste sich nicht erst lange einarbeiten, sondern könnte sofort mit 100 Prozent loslegen, um die von Ihnen, Herr Wolff, benannten sieben Jahre Stillstand schnellstmöglich zu beenden. Leipzig braucht gerade jetzt für die Sicherung und Förderung seiner kulturellen Vielfalt einen Macher/eine Macherin mit praktischen Erfahrungen. Nicht gut tun würde Leipzig eine wissenschaftlich verschulte Herangehensweise, die massenhaft Studien und Gutachten fördert, die in der Vergangenheit in vielen Bereichen notwendige Entscheidungen hinausgezögert oder behindert haben. Auch finde ich, dass wir bei der internationalen Erfahrung die Kirche im Dorf lassen sollten. Leipzig benötigt Macher und nicht Poser, die sich auf internationalen Bühnen sonnen wollen.

    Zusammenfassend ist Frau Dr. Skadi Jennicke nicht „Faber, die Zweite“. Ihre Wahl zur Kulturbürgermeisterin wäre keineswegs „Leipziger Selbstgenügsamkeit“, sondern vielmehr ein großer Gewinn für Leipzig!

    Mit freundlichen Grüßen
    Karl Heyde

    1. Etliche Kommentare zu meinem Blog-Beitrag „Faber, die Zweite …“ nehme ich zum Anlass, noch einmal auf ein paar Dinge einzugehen:
      1. Mein Blog-Beitrag dient vor allem dem Ziel, die öffentliche Debatte anzuregen. Das ist in Maßen durchaus gelungen. Jedenfalls hat sich auf meinem Blog eine kontroverse Diskussion entwickelt auf einem der Sache angemessenen Niveau. Alle eingegangenen Kommentare habe ich freigeschaltet.
      2. In meinem Beitrag habe ich mich bewusst nur zur Kandidatin Skadi Jennicke geäußert – und das aus zwei Gründen: Zum einen ist sie derzeit die einzige, die aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat Aussicht auf einen Wahlerfolg hat. Zum andern habe ich sie persönlich im Kulturausschuss mehrfach erlebt, die anderen beiden Kandidaten kenne ich nicht.
      3. Ich stelle die in den Kommentaren beschriebenen Kompetenzen von Skadi Jennicke nicht in Frage. Sie stellen für mich eine Erweiterung meiner Einschätzung der Persönlichkeit dar.
      4. Nun möchte ich aber meine Kritikpunkte noch einmal verdeutlichen. Der musikalische Bildungscampus forum thomanum, im Juni 2008 durch einen einstimmigen Stadtratsbeschluss befürwortet, hat in den Jahren 2012 und 2013 massive Beeinträchtigungen erfahren, nicht zuletzt aufgrund des Wirkens des Kulturausschusses. Die Tatsachen sind alle schriftlich dokumentiert. Deswegen kann ich mich auf wenige Dinge beschränken: 2014 wurde die Institutionelle Förderung des Forum thomanum Leipzig e.V. von 50.000,– auf 25.000,– Euro gekürzt. Dies war eine politische Entscheidung, die Skadi Jennicke wesentlich mitgetragen/mit betrieben hat. Ebenso wurde der Neubau der Grundschule forum thomanum zur Nachwuchsförderung des Thomanerchores auf dem Bildungscampus nicht nur massiv behindert; er sollte verhindert werden. Gleichzeitig wurde ohne Not und entgegen der schriftlich fixierten Vereinbarungen zwischen Stadt Leipzig und forum thomanum Leipzig e.V. die jetzige Anna-Magdalena-Bach Grundschule zusätzlich für die Nachwuchsarbeit ertüchtigt. Letzteres führte zu erheblichen Mehrausgaben der Stadt Leipzig für zusätzliches Personal, Ersteres zu Mehrkosten für den Grundschulneubau (Bauverzögerung, Wegfall zugesagter Zuschüsse, Erbbaupachtzins) in Höhe von ca. 1,5 Mio Euro. Diese Summe muss nun vom Verein, also durch bürgerschaftliches Engagement, aufgebracht werden. An dem allem war Skadi Jennicke (natürlich nicht allein) beteiligt. Sie hat keine Einladung zum Gespräch, zur Besichtigung des Campus Forum thomanum, mehrfach ausgesprochen, angenommen. Ist es abwegig, das im Vorfeld der Wahl zur Sprache zu bringen und zumindest als Kritikpunkt offen anzusprechen? Ist es abwegig, aufgrund dieses Verhaltens auch die Frage nach ihrem Bezug zur Musikstadt Leipzig, zum Erbe der Friedlichen Revolution und zum Reformationsjubiläum aufzuwerfen?
      5. Angesichts der derzeitigen gesellschaftspolitischen Lage (zunehmender Rechtsextremismus, die von mir sehr begrüßte multikulturelle und multireligiöse Entwicklung) kommt der kulturellen Vielfalt einer Stadt größte Bedeutung zu. Da gilt es zum einen die kulturelle, die geistliche und geistige Tradition lebendig zu erhalten und zu fördern; denn ohne Anknüpfungspunkte an die in der Geschichte gewachsenen kulturellen Grundwerte können wir keine Zukunft bauen. Zum andern ist den neuen Impulsen ausreichend Raum zu geben. Wie weit Skadi Jennicke beim ersteren über Kompetenzen verfügt, kann ich derzeit nicht erkennen.
      6. Vor sieben Jahren habe ich mich, damals mit vielen anderen aus der Kulturszene, dafür stark gemacht, Michael Faber nicht zu wählen und eine/n neue/n Kandidate/in zu suchen. Nach der Wahl habe ich einen bissigen Kommentar geschrieben, der sich absolut bewahrheitet hat, für den ich aber in den Folgejahren offensichtlich „abgestraft“ werden sollte (s.o.). Ich hätte es mir jetzt auch leicht machen können: Klappe halten und abwarten, was passiert. So scheinen es jetzt viele andere zu halten. Ob das ein Fortschritt in Sachen demokratischer Streitkultur ist? Es hat mich jedenfalls heute merkwürdig berührt, dass sich laut LVZ niemand aus den Kultureinrichtungen zur Kulturbürgermeisterwahl äußern will. Ist das die Spätfolge des Rapports, zu dem vor sieben Jahren die Geschäftsführer der Kulturinstitutionen nach ihrer Kritik an der Wahl Fabers vom OBM einbestellt wurden? Das alles ist kein Ruhmesblatt für die ach so offene Bürgergesellschaft Leipzigs.
      7. Mir geht es nicht darum, jemanden zu verhindern oder dem Stadtrat die Wahlkompetenz abzusprechen (so ein Unsinn, das ins Feld zu führen). Mir geht es darum, dass im Vorfeld der Wahl wichtige Aspekte debattiert und Kriterien für die Wahl benannt werden. Wenn dann behauptet wird, vor sieben Jahren hätte die öffentliche Debatte auch nicht verhindert, dass der Falsche gewählt wurde, dann kann ich dem nur entgegnen: Nach dieser Debatte und vor der Wahl war wenigstens klar, dass Faber für den Posten ungeeignet ist. In diesem Wissen wurde er gewählt. Da legt es sich doch nahe, den Vorschlägen, die nun aus den gleichen Kreisen kommen, die damals Faber durchgeboxt haben, zunächst sehr skeptisch zu begegnen und lieber drei Mal öffentlich kritisch nachzufragen.
      8. Zum Schluss: Auf welchem Hintergrund mische ich mich in die Debatte um die Wahl eines/r Kulturbürgermeister/in ein? 22 Jahre habe ich als Pfarrer an der für die Kultur Leipzigs nicht unwichtigen Institution und Aufführungsstätte des Thomanerchores und des Gewandhausorchesters Thomaskirche gewirkt, etliche Ensembles aus der freien Szene in ihrem Entstehen begleitet und mich für die zeitgenössische Kunst und Musik eingesetzt. Zusammen mit Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller habe ich den musikalischen Bildungscampus forum thomanum auf den Weg gebracht. Seit 2004 bin ich Vorsitzender des Forum thomanum Leipzig e.V.. Es war mir immer ein Anliegen, in der Innenstadt für einen Interessensausgleich zwischen Veranstaltern und Bewohner/innen zu sorgen. Aktiv setze ich mich für das interkulturelle und interreligiöse Zusammenleben in unserer Stadt ein. Und schließlich weiß ich sehr wohl, wie wichtig die freie Szene für die Stadt Leipzig ist, wobei die Kirchen mit ihren kulturellen Beiträgen sicherlich einen großen Teil dieser freien Szene darstellen. Darum kann ich mit der Unterscheidung zwischen sog. Hochkultur und freier Szene relativ wenig anfangen. Natürlich überblicke ich damit nicht die gesamte Kulturszene, aber ich rede auch nicht wie der Blinde von der Farbe – und wundere mich, dass ich in diesen Zusammenhängen – bis auf die vergangenen Monate und den Kulturausschuss – Skadi Jennicke nicht einmal begegnet bin.

  8. Sehr geehrter Herr Wolff,

    auch ich fände eine faire sachliche öffentliche Diskussion im Vorfeld der Kulturbürgermeisterwahl in Leipzig gut. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich persönlich mit Leipzigs Kultur und die diesbezüglichen Vorgänge im Stadtrat und in der Verwaltung. Da verwundert mich allerdings die Einseitigkeit Ihrer Ausführungen und Ihr Frust gegenüber der Partei „DIE LINKE“, der die Kandidatin, Frau Dr. Jennicke, angehört.

    Frau Dr. Jennicke ist kompetent und persönlich integer. Sie kennt und liebt Leipzig, sie kennt alle Leipziger Kultureinrichtungen von innen, kommunale und freie Szene einschließlich der Künstler. Aus ihrer jahrelangen Stadtratstätigkeit kennt sie auch alle damit zusammenhängenden Probleme. Sie hat sich stets für deren Lösung und für starke Kultureinrichtungen in deren Vielfalt verlässlich eingesetzt, sowie interfraktionell konstruktive Mehrheiten gesucht. Sie ist sehr engagiert und sorgt für Transparenz. Durch Ihre Stadtratstätigkeit, vor allem auch im Kulturausschuss und anderen Gremien der Leipziger Kulturbetriebe, ist sie bestens mit diesbezüglichem Verwaltungshandeln der Stadt vertraut. Mit viel Sachverstand hinterfragt sie, ist kritisch und sie kann sich durchsetzen, was nicht nur innerhalb der Stadtverwaltung sondern auch bei der Landesregierung notwendig sein wird. Sie hat Zusatzstudien über Verwaltungsrecht und wirtschaftliche Belange absolviert. Alles eine perfekte Eignung für eine Leipziger Kulturbürgermeisterin, die pragmatisch und zukunftsorientiert handelt!

    Auch die Museen der Stadt gehören zum Verwaltungshandeln eines Kulturbürgermeisters. Nach über 20-jährigem Stillstand mit mehreren Schließungsankündigungen, zahlreichem Stellenabbau und Einschränkungen in der Gebäudenutzung erwarten ich und viele Freunde des Naturkundemuseums nun von dem/der zukünftigen Kulturbürgermeister/in, dass das Naturkundemuseum in Leipzig endlich seinen angemessenen Platz in der Leipziger Kultur- und Bildungslandschaft erhält, erneuert, modern, zukunftsfähig und als Besuchermagnet. Dafür hat sich Frau Dr. Jennicke bisher beständig eingesetzt. Wir denken, dass es ihr als Kulturbürgermeisterin gelingen wird, dem jetzt beginnenden zarten Pflänzchen zum Erblühen zu verhelfen.

    Jeder auswärtige Kulturbürgermeister-Kandidat fängt bezüglich der Leipziger Kultur sowie ihrer Probleme erst einmal bei Null an, muss sich sachkundig machen, einarbeiten und die politischen Verhältnisse erkennen. Dabei ist es fraglich, welchen Einflüssen er in Leipzig unterliegt und wie er die Leipziger Kulturbetriebe wertet. In diesem Fall sehen wir sehr besorgt die Gefahr, dass das Naturkundemuseum letztendlich, wie schon so oft, wieder keine Rolle spielt. Nur Lippenbekenntnisse in Vorstellungsgesprächen würden nichts nutzen.

    Rosmarie Heyde
    Vorstandsmitglied des Vereins der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Leipzig e.V.

  9. sehr geehrter herr wolff,

    aus meiner theaterpraxis – seit 16 jahren dramaturgin an stadttheatern verschiedener größen – kann ich hier nur eines sagen: in zeiten enger kommunaler haushaltslagen wünscht man sich als theatermitarbeiter/in nichts mehr als kulturdezernenten und politiker, die theater, orchester, kulturbetriebe, deren struktur, budgetierung und betriebsabläufe genauestens und aus eigener anschauung kennen.
    ich kann ihre vorbehalte gegen skadi jennicke darum nicht nachvollziehen. im gegensatz zu den beiden mitbewerbern, die primär aus der verwaltung und der kulturpolitischen theorie kommen, verfügt sie über eine umfangreiche sachkenntnis aus dem dreifachen blickwinkel der theaterschaffenden (nicht nur gelernte, sondern auch praktizierende dramaturgin), der hochschuldozentin (schauspielausbildung) und der kulturpolitikerin. eben diese tiefgehende kenntnis, gepaart mit einem übergeordneten blick vermisst man oft bei denen, die über die existenz von kulturinstitutionen entscheiden.
    mit verlaub, herr wolff: kein/e bewerber/in für das amt des/r kulturbürgermeister/in wird all das in seinem/ihrem erfahrungsschatz mitbringen, was sie sich wünschen: erbe der friedlichen revolution, reformationsjubiläum, internationale erfahrung, ausgewiesene (kirchen-)musikalische herkunft etc.
    und die freie szene? soll sich ausgerechnet von skadi jennicke, die sich aktiv für sie einsetzt, gegängelt fühlen?
    lieber herr wolff: herr faber wird demnächst sein amt abgeben. nun gilt es nach vorn zu schauen und im sinne der GESAMTEN leipziger kulturlandschaft zu argumentieren. mir scheint es, ihre kritik an der kanditatur skadi jennickes beruht einzig und allein auf ihrer mitgliedschaft bei der LINKEn. das ist 27 jahre nach dem fall der mauer mehr als überholt!

    1. Sehr geehrte Frau Schumann, wenn Sie meinen Blog-Beitrag aufmerksam lesen, dann merken Sie, dass sich meine Hauptkritik dagegen wendet, wie die Wahl des Kulturbürgermeisters sich abseits einer notwendigen politischen Debatte abspielt. Mit meinen kritischen Fragen an die Kandidatin Skadi Jennicke benenne ich gleichzeitig aus meiner Sicht wichtige Kriterien und weise auf Vorgänge (das ist natürlich immer Vergangenheit) hin, bei denen mich die Kandidatin Skadi Jennecke nicht überzeugt hat. Das mögen andere anders gewichten und bewerten. Auch weiß ich, dass niemand alle Kriterien erfüllen kann. Aber das sollte niemanden davon abhalten, solche Kriterien aufzustellen. Wenn Sie nun die Kommentare lesen, dann findet ja eine sehr erhellende Debatte statt, die auch aufzeigen kann, wie breit gefächert die Anforderungen an die/den zukünftige/n Bürgermeister/in sind. Im Übrigen ist es aus meiner Sicht mehr als legitim, nach dem Desaster vor sieben Jahren besonders kritisch den Wahlvorgang zu begleiten. Daran war übrigens zwar vorschlagend, aber nicht federführend DIE LINKE beteiligt. Insofern trifft es auch nicht zu, dass meine Kritik „einzig und allein“ auf der Parteimitgliedschaft von Skadi Jennicke beruht. Das gerade nicht!

  10. Sehr geehrter Herr Wolff,

    den Wunsch nach Diskussion verstehe ich zutiefst, ebenfalls den Vorwurf bezüglich des Herrn Faber. Nicht erschließen will sich mir, warum Frau Jennicke eine schlechte Wahl sein soll, nur weil in der Vergangenheit eine schlechte Wahl getroffen wurde. Ohne Frage war Herr Faber nicht die beste Lösung aber seinerzeit fand die von Ihnen vermisste Diskussion (möglicherweise nicht im gewünschten Umfang) statt und es wurde sich eben – vielleicht falsch – entschieden. Dennoch kann ich hier kein Versagen hinsichtlich einer lebendigen Demokratie erkennen. 2009 folgte der Stadtrat dem Vorschlag und auch dieses Mal wird er eine Mehrheitsentscheidung treffen. Ich kann daran aus demokratischer Perspektive kein falsches Vorgehen erkennen. Was aus meiner Sicht allerdings ein großer Fehler ist, ist eine Kandidatin in Sippenhaft zu nehmen, weil ihre Fraktion in der Vergangenheit sicherlich diskussionswürdige Entscheidungen getroffen hat. Frau Jennicke wird keine schlechtere Kandidatin, nur weil sie von denselben Parteien vorgeschlagen wird. Vielleicht ist gerade das Gegenteil der Fall. Immerhin ist man sich der Sensibilität der Entscheidung mittlerweile möglicherweise bewusster.
    Danke dass Sie der freien Szene das Recht zugestehen, sich einer politischen „Gängelung“ auch weiterhin zu entziehen. Es sollte jedoch dringend darauf hingewiesen werden, dass sich bislang vermutlich nicht viele Angehörige der freien Szene von Frau Jennicke gegängelt fühlten, im Gegenteil. Dort wo andere politische Akteure innerhalb kürzester Zeit Energie und Interesse (Projekt Bandhaus 2.0) verloren, blieb Frau Jennicke auch über einen Zeitraum von weit über zwei Jahren engagiert und interessiert. Bislang erscheint es mir so, dass es Leipzigs freier Szene gut tun würde, einen bürgernahen und ehrlich interessierten (Ansprech-) Partner in diesem wichtigen Amt zu wissen. Selbstredend werden Zeit und Möglichkeiten zur persönlichen Betreuung und Unterstützung sich innerhalb dieser verantwortungsvollen Position verändern, dennoch ist es möglich diese Art der Zusammenarbeit mit der Kulturszene im Allgemeinen, zu kultivieren. Allein das könnte ein großer Gewinn für alle sein.
    Ihren Wunsch nach einer öffentlichen Debatte kann ich nachvollziehen und befürworten, glaube jedoch dass es – in offensichtlicher Unkenntnis der anderen Kandidaten – falsch wäre, die einzig bekannte Kandidatin pauschal in Frage zu stellen. Darüber hinaus glaube ich, dass Frau Jennicke gerade durch ihren lokalen Bezug, ein gleichwertiger und kompetenter Gesprächspartner wäre.

    Und ja, eine Partei mit der Bezeichnung DIE LINKE, wird erwartungsgemäß politisch linke Positionen und Ansichten vertreten. Das ist ihre Aufgabe und sicher auch Grund dafür, warum sie sich bestimmten kulturellen Angeboten näher fühlen als anderen. Man sollte einer Kandidatin, welche sich für ein solches Amt zur Wahl stellt, dennoch zutrauen dass sie in der Lage ist, eine politische Meinung/Einstellung/Überzeugung zu haben und gleichzeitig dieses Amt fair und transparent auszuüben.
    Viele Grüße

    Stefan Schliewe

  11. Sehr geehrter Pfarrer Wolff,

    zur Leipziger Kulturpolitik möchte ich mich hier nicht äußern. Jedoch finde ich es äußerst befremdlich, um nicht zu sagen anmaßend, wie Sie anlässlich Ihrer persönlichen Zweifel und Unzufriedenheit mit dem Wahlvorschlag für das Amt der Leipziger Kulturbürgermeisterin sowie mit dem Jubiläumsjahr des Dresdner Kreuzchores Rückschlüsse auf meine Person und Tätigkeit als Dresdner Kulturbürgermeisterin ziehen. Ich darf Sie darauf hinweisen, dass ich mein Amt am 1. November 2015 angetreten habe, zu einem Zeitpunkt also, als das Jubiläumsjahr 2016 des Kreuzchores durch die Chorleitung selbst bereits durchgeplant war.
    Sollten Sie Fragen zu meiner Amtsführung oder Gesprächsbedarf zum Kreuzchor haben, können Sie gern mit mir telefonieren oder mich im Dresdner Kulturrathaus besuchen.

    Mit freundlichen Grüßen aus Dresden
    A. Klepsch

    1. Sehr geehrte Frau Klepsch, wenn ich aus Ihrer Anmerkung zum Dienstbeginn schließen darf, dass Sie die neue Werbelinie des Kreuzchores ebenso kritisch sehen wie nicht nur ich, so sollte mich das sehr freuen – und in diesem Sinne nehme ich meine auf Ihre Person vorgenommene Unterstellung zurück und bitte dies zu entschuldigen. Auf Ihr Gesprächsangebot komme ich gerne zurück. Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff

  12. Sehr geehrter Herr Pfarrer Wolff,

    Sie haben völlig recht: nach dem Fiasko bei der Besetzung des letzten Kulturbürgermeisters wünschte man sich eine öffentliche Debatte zur Neubesetzung der Stelle. Dass Sie sich nun aber ausgerechnet gegen die einzige der drei Kandidaten wenden, die sich redlich in Leipzig einen guten Namen gemacht hat – und das nicht erst in den letzten Monaten – ist für mich nicht nachvollziehbar. Es mutet so an, als habe sich Frau Dr. Jennicke Ihren Unmut durch Ihren persönlichen Schauplatz Forum Thomanum erworben. Und natürlich mit ihrer Parteizugehörigkeit zur LINKEN. Auch ich tue mich schwer mit den Erben der Blockparteien der DDR, muss nun aber zusehends erkennen, dass da eine neue Generation herangereift ist, die mit den Machenschaften der alten CDU und SED nichts zu tun hat. Der Thüringer Ministerpräsident Ramelow ist für mich ein eindrückliches Beispiel dafür, wie christlicher Glaube auch von einem Linken gelebt wird. Sichtbarer als von so manchem Nenn-Christen. Woher nehmen Sie die Gewissheit, wie Frau Dr. Jennicke die Gretchenfrage beantwortet? Sie ist nicht zu Ihnen gekommen? Gehen Sie auf sie zu, sie ist ein äußerst aufgeschlossener Mensch. Auch wenn das Öl-ins-Feuer-Gießen und Gräbenaufreißen sehr im Zeitgeist liegt, was uns fehlt, sind Brückenbauer und Friedensstifter. Nein, das Amt des Kulturbürgermeisters ist kein Ruhestandsposten. Deswegen kann ich mir kaum eine bessere Personalie vorstellen, als die einer jungen Frau und Mutter mit fester Verwurzelung in Leipzig. Denn unsere Bürgermeister sind nicht nur für die oberen Zehntausend in den besseren Wohnlagen zuständig, sondern auch für die ganz normalen Leipziger ohne höhere Bildung.

    Mit freundlich Grüßen aus dem lieblichen Stötteritz,
    Anna-Sylvia Goldammer

  13. Herr Wolff, auf welcher Grundlage stecken Sie Skadi Jennicke mit Michael Faber in die selbe Schublade? Ihr Blog zum Thema des neuen Kulturbürgermeisters löst bei mir völliges Unverständnis aus. Haben etwa auch Sie mit dem Posten geliebäugelt oder wollen Sie als Pfarrer a.D. dem Stadtrat die Entscheidungfähigkeit in Kulturangelegenheiten absprechen?

    1. Sehr geehrter Herr Weigang, zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass jeder Mensch eine eigenständige Persönlichkeit ist. Zwischen Michael Faber und Skadi Jennicke gibt es zumindest den Zusammenhang, dass beide von der Stadtratsfraktion DIE LINKE vorgeschlagen wurden und Herr Faber zumindest über eine lange Zeit von dieser unterstützt wurde. Was meine Person betrifft: weder bin ich Pfarrer a.D. (sondern i.R., was ein erheblicher Unterschied ist) noch habe ich mit dem Posten „liebäugelt“ – allein schon deswegen, weil ich dafür nicht geeignet bin (und es altersmäßig auch nicht könnte). Interessant ist allerdings, dass die Anregung einer öffentlichen Diskussion damit gleichgesetzt wird, dem Stadtrat die Entscheidungskompetenz abzusprechen. Das zeugt von einem merkwürdigen Verständnis der demokratischen Debatte. Vielleicht denken Sie einmal darüber nach, dass wir derzeit einen erheblichen Mangel an politischer Streitkultur zu beklagen haben. Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff

      1. Politische Streitkultur schön und gut, Herr Pfarrer Wolff. Ihr Artikel zum Thema regt in meinen Augen keine gesunde Diskussion an. Sie nutzen Ihren Blog um eine Kandidatin aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit, bzw. weil eine bestimmte Partei sie vorschlägt, vorzuverurteilen.

        1. Wenn Sie allein die Diskussion in meinem Blog verfolgen: Was ist daran „ungesund“ – zumal Sie sich selbst daran beteiligen? Warum sind kritische Äußerungen zu einer Person, die für ein politisches Wahlamt vorgeschlagen wird, „Vorverurteilungen“? Es ist schon merkwürdig, dass ein Diskurs, wenn er denn angestoßen wird, immer verdächtigt wird, irgendwie unanständig zu sein. Außerdem: Wer sich um ein öffentliches Amt bewirbt, sollte es aushalten können, auch mit kritischen Anfragen konfrontiert zu werden. Und: Wenn man jemanden für geeignet oder nicht geeignet hält und entsprechend votiert, dann fällt man kein Urteil über den Menschen. Demokratie lebt auch von der Differenzierung. Christian Wolff

  14. Sehr geehrter Herr Pfarrer Wolff,

    ich finde Ihren Artikel diffamierend und viel wichtiger, eines Pfarrers nicht würdig.

    Sie haben viel für Leipzig getan, ohne Frage, aber ist es Ihnen im Ruhestand so langweilig, dass Sie nun schlechte Politik machen müssen?
    Wo bleibt Ihre Bewertung der anderen Kandidaten?
    Es schleicht sich das Gefühl ein, dass Sie bewusst Stimmung gegen eine Kandidatin machen.
    Sie sehen das Amt des Kulturbürgermeisters als das Zweitwichtigste in Leipzig. Da haben Sie Recht, und deshalb sollte dieses eine junge, dynamische und engagierte Leipzigerin ausfüllen – Dr. Skadi Jennicke. Und Sie wird mit dieser Aufgabe wachsen, auch international!
    Bisher habe ich Sie sehr geachtet, aber dieses Niveau lässt mich sehr zweifeln. Schade.

    1. Sehr geehrte Frau Smith, vielen Dank für Ihre kritischen Anmerkungen. Können wir uns auf Folgendes verständigen: 1. Zu Personen, die sich um ein öffentliches Amt bewerben, gibt es meist unterschiedliche Ansichten. Sie halten Frau Jennicke für sehr geeignet, ich habe einige Bedenken geäußert. Was ist daran „diffamierend“? 2. Durch meinen Blog-Eintrag ist endlich eine öffentliche Diskussion in Gang gekommen, die sich auch in den Kommentaren widerspiegelt. Was soll daran „schlecht“ sein? Problematisch ist vielmehr, wenn eine Wahl ausgekungelt wird und hinterher gefragt wird: Wie konnte man überhaupt diese Person wählen? Genau das ist vor sieben Jahren geschehen. Dies sollte jetzt unbedingt vermieden werden.
      Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff

      1. Sehr geehrter Pfarrer Wolff, auch ich habe das Gefühl die Wahl vor 7 Jahren war unglücklich. Da bin ich ganz bei Ihnen. Dennoch wundere ich mich, dass Sie die anderen Kandidaten nicht mit Ihren Augen beleuchten. Genau aus diesem Grund erhärtet sich die Vermutung Sie würden Sie die fachlichen Qualitäten von Frau Dr. Jennicke mit Ihrer persönlichen Abneigung gegenüber der Partei DIE LINKE abwerten.

        1. Die Wahl vor sieben Jahren war nicht nur „unglücklich“, sie war katastrophal. Und was wurde von denen, die das Desaster zu verantworten hatten, nicht alles Positives über den Kandidaten Michael Faber gesagt. Bis jetzt ist leider alles so gelaufen wie vor sieben Jahren. Noch bleibt Zeit, daran etwas zu ändern.

          1. Leider haben Sie meine Fragen auch im 2. Versuch nicht beantwortet. Also noch ein Versuch:
            1. Wie denken Sie über die anderen Kandidaten?
            2.Woher nehmen Sie Ihre Gewissheit, dass Skadi Jennicke die Freie Szene gängeln wird? Meines Erachtens hat sie sich dort einen exzellenten Ruf erarbeitet und ist eine geschätzte Partnerin im Aushandeln von politischen Lösungen.

            Ich denke diese Diskussion kann nur konstruktiv sein, wenn Sie solchen Fragen nicht ausweichen.

          2. 1. Ich hoffe, dass es eine öffentliche Debatte gibt, damit man sich ein Bild machen kann. Ich kenne die beiden anderen Bewerber nur aus dem, was das Internet hergibt.
            2. Ich weiß sehr wohl, wie Frau Jennicke das klassische PPP-Projekt Bildungscampus forum thomanum eingeschätzt und wegen der privaten, bürgerschaftlichen Initiative, die dahinter steht (nicht allein) behindert hat. Davon ausgehend habe ich mir die Frage erlaubt, wie das denn dann in der sog. freien Szene aussieht. Wenn sie da anders agiert, freut mich das.

  15. Sehr geehrter Herr Wolff,

    Ebenso wie Sie finde ich, dass eine breiter angelegte Vorstellung der drei Kandidaten und eine damit verbundene öffentliche Diskussion über die Personalfrage, dem Amt des/der Kulturbürgermeisters/Kulturbürgermeisterin in einer Stadt wie Leipzig, in der die Kultur solche eine zentrale Rolle einnimmt, durchaus angemessen und höchst wünschenswert wäre. Was Ihre Äußerungen bzgl. Frau Dr. Jennicke angeht, muss ich allerdings sagen, dass ich Ihre Einschätzung ausdrücklich nicht teile. Gerade wenn Sie hinterfragen, ob sich Frau Jennicke mit der Kulturlandschaft in Leipzig auskenne. Als Moderatorin und Diskussionsteilnehmerin trat Frau Jennicke schon oft bei Podiumsdiskussionen in Erscheinung u.a. mit dem Intendanten der Oper, dem Theater der jungen Welt, Vertretern der HMT Leipzig (An der Sie im übrigen auch lehrt) und Organisationen wie Art but fair. Thematisch hatten diese Diskussionen immer einen klaren Leipzig Bezug. Es ging beispielsweise um faire Künstler Bezahlungen in den städtischen Eigenbetrieben oder um Entwicklungsperspektiven der freien Szene in Leipzig. Sie ist in der freien Szene und an den Häusern sehr gut vernetzt. Insofern verstehe ich auch nicht Ihren Punkt, Jennicke könne aufgrund ihrer Parteizugehörigkeit vielleicht nicht mit der freien Szene umgehen. Gerade Frau Jennicke setzt sich immer für eine Erhöhung der Gelder für die Freie Szene ein und versucht stets neue Möglichkeiten und Handlungsspielräume für freie Kompanien zu finden. Im Bereich der Hochkultur habe ich sie als unaufgeregte, sachorientierte Politikerin kennengelernt, die sich vor allem vehement für den erhalt der künstlerischen Qualität an den Häusern einsetzt und stets bemüht ist, Probleme zu lösen. Ich persönlich hielte eine Wahl Jennickes für einen absoluten Glücksfall . Gerade weil sie die Strukturen und Akteure im Gegensatz zu den anderen Bewerbern so gut kennt und um die Probleme und Bedürfnisse der Leipziger Kulturszene weiß. Herzliche Grüße Ihnen und ein Dankeschön für das Anstoßen einer wichtigen Diskussion!

  16. Sehr geehrter Herr Wolff,

    vielen Dank für Ihre Anregungen bzgl. der Besetzung der Bürgermeisterposten in unserer Stadt. Einen fahlen Beigeschmack hat Ihr Text aber dennoch. Wofür vor allem dessen Einseitigkeit verantwortlich ist. Dies hat m.E. vor alle zwei Gründe:
    1. Zur Besetzung des Posten: Ist Ihnen sicherlich bekannt, dass bei der Wahl der Beigeordneten/Bürgermeister, nach einem Urteil des Sächsisichen OVGs vom 15.03.2005, gilt: „Sind mehrere Beigeordnete zu bestellen, sollen die Vorschläge der Parteien und Wählervereinigungen nach dem Verhältnis ihrer Sitze im Stadt- bzw. Gemeinderat berücksichtigt werden.“ Und „Der Stadt- bzw. Gemeinderat soll danach einen der Vorschrift entsprechenden Proporz bei der Wahl der Beigeordneten gewährleisten. Das Gesetz fordere als Regelfall die Repräsentation der im Gemeinderat vertretenen Parteien und Wählervereinigungen auch in der „behördenmäßig organisierten Gemeindeverwaltung“.“ Falls Ihnen dieses Gesetz nicht gefällt, dann sagen sie doch etwas darüber und kritisieren Sie die dafür verantwortliche Partei bzw. das OVG in Bautzen.
    2. Zur Person Skadi Jennicke: Ich möchte Ihre Meinung über unsere Genossin nicht werten, aber deutlich wird in Ihrem Artikel eins, nämlich dass Sie sich nur an ihr (und an der LINKEN) abarbeiten. Sie sprechen von 3 Kandidierenden und nur eine wird von Ihnen näher beleuchtet. Die anderen bleiben Namen- und Hintergrundslos. Warum? Was haben denn Achim Könnecke (aus Freiburg im Breisgau) und Matthias Theodor Voigt (aus Zittau) bisher mit Leipzig uns seiner Kulturszene zu tun gehabt?

    Mit freundlichen Grüßen

    Kay Kamieth
    Pressesprecher DIE LINKE. Leipzig

    1. Sehr geehrter Herr Kamieth, vielen Dank für den Kommentar. Dass ein Blog-Beitrag „einseitig“ ist, finde ich jetzt nicht besonders schlimm. Die unterschiedlichen Kommentare lösen diese Einseitigkeit in gewisser Hinsicht auf – setzen aber eine deutliche Meinungsäußerung voraus. Die Bestimmungen der sächsischen Gemeindeordnung und die entsprechende Rechtssprechung des OVG sind mir bekannt. Es sind alles sog. Soll-Bestimmungen, d.h. sie lassen durchaus Spielraum zu. Aber ich kritisiere auch nicht, dass DIE LINKE einen Vorschlag macht. Ich kritisiere, dass das Verfahren bisher nicht der Bedeutung gerade dieses Bürgermeisterpostens entspricht – nicht zuletzt auf dem Hintergrund der Vorgänge 2009. Sie stellen völlig zu Recht fest, dass ich mich nicht zu den Personen Achim Könnecke und Theodor Voigt äußere. Ich kenne diese nicht persönlich. Mich würde aber eine öffentliche Diskussion der drei Kandidat/innen sehr interessieren. Warum also diese Geheimniskrämerei – wenn ich das einmal mit der umfassenden öffentlichen Präsentation bei der Wahl eines neuen Thomaskantors vergleiche. Diese Kritik richtet sich nicht nur an DIE LINKE. In diesem Punkt arbeite ich mich mehr an der eigenen Partei ab (um Ihren Begriff aufzunehmen). Mit freundlichen Grüßen Christian Wolff

  17. Herr Wolff, diesem Eintrag von Ihnen hier kann man nur in Gänze widersprechen. Sie ziehen Parallelen, die jeder Grundlage entbehren. Ich empfinde diesen Eintrag teilweise sogar als diffamierend. Sie beschreiben die Situation so, wie Sie Ihrer Scheinargumentation nützt, konstruieren Zusammenhänge, wo keine existieren. Es ist enttäuschend, was Sie hier darlegen. Frau Dr. Jennicke habe ich schon mehrfach bei Veranstaltungen erlebt, was Sie hier kundtun, entspricht so gar nicht dem Bild, was ich von dieser engagierten Leipzigerin vermittelt bekam. Gerade eine solche Frau braucht die Verwaltung, um mit ihrem Engagement Gegenwart und Zukunft zu gestalten. Ein Podium oder mehrere sagen viel zu wenig aus. Da muss sich schon mehr Mühe geben, um sich ein Bild zu machen.
    In Sachsen ist die kommunale Ordnung so, dass sich 70 Stadträte entscheiden als Repräsentanten der Leipziger. Wenn Sie demokratische Prozesse wollen, dass unterstelle ich Ihnen einfach, dann lassen Sie diese zu. Mit Glück, der Kompetenz der Stadträte und Gottes Hilfe hat Leipzig dann eine neue Kulturbürgermeisterin, die Frau Dr. Jennicke heißt. Leipzig würde das, davon bin ich überzeugt, gut tun. Mit freundlichem Gruß, T. Meyer

    1. Sehr geehrter Herr Meyer, dass es zu Personen, die politische Ämter bekleiden, verschiedene Ansichten gibt, ist nichts Überraschendes. Dass diese bei einer Wahl eine Rolle spielen und es deswegen ein unterschiedliches Wahlverhalten gibt, dürfte auch ein normaler Vorgang sein. Wenn sich Bürger/innen vor einer Abstimmung in einem repräsentativen Gremium in die Debatte einschalten u.a. auch deswegen, um eine solche Debatte zu initiieren oder zu befördern, hat nichts damit zu tun, die demokratische Legitimation in diesem Fall des Stadtrates in irgendeiner Weise in Frage zu stellen. In meinem Beitrag geht es mir vor allem darum, darauf aufmerksam zu machen, dass sich so etwas wie 2009 nicht wiederholen sollte und dass es sich beim Kulturbürgermeister um ein für Leipzig sehr wichtiges Amt handelt. Zweifel daran zu äußern, dass Skadi Jennicke den Anforderungen gewachsen ist, muss ebenso möglich sein, wie ihre Kompetenzen für den Bürgermeisterposten zu unterstreichen. Dass beides immer subjektiv und aufgrund unterschiedlicher Erfahrungen geschieht, ist relativ normal. Beste Grüße Christian Wolff

  18. Lieber Christian,

    viele Sozialdemokraten aus dem Leipziger Norden haben Skadi Jennicke aus der mittlerweile mehrjährigen Mitarbeit in der von ihr mitgegründeten Initiative „Dialoge für Gohlis“ schätzen gelernt, deren Ziel der interkulturelle und interreligiöse Austausch ist. Nicht alles war spektakulär aber dafür von hoher Kontinuität und Verlässlichkeit geprägt. Skadi Jennicke bringe ich mit nichts weniger in Verbindung als mit der Gängelung einer freien Szene oder bürgerschaftlichen Engagements, das sie im Gegenteil aktiv mitträgt. Deine diesbezüglichen Bedenken teile ich deshalb aus meiner Erfahrung heraus nicht.

  19. Lieber Herr Wolff, darf ich Ihnen widersprechen. Was die Musikszene betrifft – ich habe mit Skadi Jennicke seit Jahren Kontakt wegen eines Projektes der „Neuen Musik“ hier in Leipzig. Nicht nur, dass sie sich trotz Zeitmangels einen ganzen Stapel CDs anhören (musste) – sie half auch bei meinem „bürgerschaftlichen Engagement“ sehr uneigennützig – und das sehr lange vor ihrer Bürgermeisterinnenkandidatur. Als Leipzigerin wünsche ich mir eine so bodenständige und aufgeschlossene Bürgermeisterin. Und ja. Auch mal eine Frau in so einer Position. Und auch etwas jünger. Natürlich muss sie sich international öffnen und auf jeden Fall auch die von Ihnen angesprochenen wichtigen Traditionslinien der Stadt fortführen. So wie ich sie kenne, fällt mir aber nicht ein, warum sie das nicht tun sollte. Auf ihre Weise.

  20. Wenn Frau Jennicke so gut ist, dann wird sie im Vergleich zu anderen eingeladenen Kandidaten brillieren. Was haben ihre Befürworter zu befürchten? Die Geschichte mit Herrn Faber sollte Grund genug sein, große Sorgfalt walten zu lassen.

  21. Lieber Herr Wolff, in diesem Fall bin ich einmal dezidiert anderer Meinung als Sie. Ich halte Frau Dr. Jennicke für eine hervorragende Kulturbürgermeisterin in spe. Auf Veranstaltungen der freien Szene habe ich sie schon oft getroffen. Soweit ich dies beurteilen kann, bringt sie viel kulturpolitischen Sachverstand mit. Jedenfalls wird ihr dies auch aus Kreisen der Träger der freien Szene bescheinigt. Mögliche Distanz zum Thomanerchor und anderen Institutionen lässt sich abbauen. Herzliche Grüße, Ihr Roman Götze

    1. Genau diese Diskussion gehört geführt – und zwar nicht nach, sondern vor einer Wahl. Vielen Dank, dass Sie sich daran beteiligen. Nach den vergangenen sieben Jahren bin ich nicht so optimistisch wie Sie – aber wir werden sehen. Ihr Christian Wolff

  22. Warum ist es bei einem so wichtigem Amt nicht möglich, ebenso sorgfältig und ausgewogen nach ueberwiegend objektiven Kriterien vorzugehen wie bei der Auswahl des neuen Thomaskantors?

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