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Die Katastrophe

Zuerst eine Ironie der Geschichte: Am Tag des Mauerfalls vor 27 Jahren wird ein erklärter Mauerbauer zum Präsidenten der USA gewählt. Am Tag des Gedenkens an die Reichspogromnacht 1938 kann ein Mann die meisten Wahlmänner und –frauen auf sich vereinigen, der im Wahlkampf systematisch blanken Hass gegen den Islam geschürt und die Schließung der Grenzen für alle Menschen muslimischen Glaubens angekündigt hat.

Aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste an diesem Wahlergebnis. Denn die eigentliche Katastrophe besteht darin, dass Trump im Wahlkampf ausschließlich (und nicht etwa als bedauerlicher Ausrutscher) gegen Minderheiten gehetzt, den Hass geschürt, gezielt und permanent gelogen, Tatsachen verdreht, Menschen gedemütigt und beleidigt und wüst gepöbelt hat, ohne auch nur ein seriöses Politikangebot gemacht zu haben. Es reichte ihm, durch dieses rechtspopulistische Wüten Menschengruppen gegeneinander aufzubringen und gezielt innergesellschaftliche Gewaltanwendung zu provozieren. Man denke nur an seine ungeheuerliche Äußerung, dass man sich einer Präsidentin Hillary Clinton mit dem zweiten Verfassungszusatz entledigen kann; und der besagt, dass man sich mit Waffengewalt eines Despoten erwehren darf. Nicht von ungefähr spricht Trump heute, am 09. November 2016, von der „Bewegung“, die jetzt erst richtig in Fahrt kommen soll. Das verheißt nichts Gutes. Denn Trump steht ja nicht allein. Er ist das Produkt der Republikanischen Partei, die acht Jahre lang Bill Clinton zu stürzen versuchte, die dann wie eine kriminelle Bande acht Jahre im Weißen Haus zubrachte und nicht zuletzt den verlogenen Irak-Krieg und die sog. Finanzkrise zu verantworten hatte, die danach wieder acht Jahre alles unternommen hat, um dem verhassten Barack Obama die politischen Gestaltungsmöglichkeiten zu verwehren. In diesen Jahren hat sich die „Bewegung“ in einer Weise radikalisiert, die die Grundfesten des demokratischen Miteinanders bedroht – mehr noch: zerstört. Diese „Bewegung“ wird jetzt daran gehen, eine nationalistische, rassistische, den Pluralismus bekämpfende Politik zu machen und dabei rücksichtslos vorzugehen. Da die „Bewegung“ nichts bewirken wird, was die wirtschaftliche Lage der benachteiligten Menschen in den Vereinigten Staaten verbessert, wird die Radikalisierung zwangsläufig zunehmen. Dazu sitzen nun genügend so veranlagte Männer und Frauen im Repräsentantenhaus, für die all das ein Fremdwort ist, was freiheitliche Demokratie ausmacht: Friedfertigkeit, Menschenwürde, Schutz des schwachen und gekränkten Lebens, Diskussion über unterschiedliche Lebensentwürfe und der Kompromiss (Carl Amery).

Über eines sollten wir uns nicht hinwegtäuschen: Dass Donald Trump die Wahl klar gewonnen hat, macht ihn nicht zu einem besseren, geläuterten Menschen. Auch seine floskelhaften Sätzchen zu Hillary Clinton atmeten nicht den Geist einer Neubesinnung. Er hat durch sein herrisch-arrogantes Auftreten deutlich gemacht: Ich, Trump, stehe im Zweifelsfall über allen Gesetzen und Regeln und setze mich über allen Anstand hinweg. Das Wahlergebnis entlässt aber seine Wähler/innen nicht aus der Verantwortung. Sie sind nur bedingt Opfer. Sie spielen mit dem Feuer. Das kann ich mir zwar erklären, aber rechtfertigen geschweige denn entschuldigen kann ich dies nicht. Darum sollten wir alles unterlassen, das Wahlergebnis irgendwie schönzureden. Denn die Trump-Wähler/innen können wissen, dass dieser Milliardär wie auch die Repräsentanten der Republikanischen Partei aktiver Teil des so verhassten Establishments sind, das sie verjagen wollen. Die Menschen werden das sehr bald merken, wenn die Krankenversicherung kassiert wird. Also wird Trump diejenigen, die nach neuer Hoffnung, nach einer neuen Politik suchen und auf ihn hereingefallen sind, ebenso kalt abservieren, wie er es in seinen Unternehmen praktiziert hat. Er hat den Menschen im Wahlkampf versprochen, rücksichtslos mit Minderheiten umzugehen, sich gegen Mexiko abzuschotten und in bester Wildwest-Manier die Mexikaner die zu errichtende Mauer bezahlen zu lassen. An diesem 09. November kann das nur erinnern an das brutal-zynische Vorgehen der Nazis gegen die Juden, die in den Tagen nach dem 09. November 1938 gezwungen wurden, die Ruinen der zerstörten Synagogen selbst abzutragen und das zu finanzieren. Mit Donald Trump wird ein lupenreiner Rassist und Faschist neuer Präsident der Vereinigten Staaten. Damit ziehen Hass und Hetze ins Weiße Haus ein.

Für uns in Europa ist dieses katastrophale Wahlergebnis ein Fanal. Jetzt muss der Kampf um Demokratie und Pluralität und um die Grundwerte der europäischen Gesellschaften endlich offensiv geführt werden. Vor allem aber müssen Bedingungen dafür geschaffen werden, dass alle Bürgerinnen und Bürger sich am vielfältigen Zusammenleben beteiligen können und gerecht behandelt werden. Es muss Schluss damit sein, dass die Milliardäre – seien es ein Trump oder die sich von allen Regeln eines solidarischen Miteinanders verabschiedenden Großverdiener mit ihrer Selbstbereicherungsmentalität – das Volk zur Manövriermasse ihrer Partikularinteressen degradieren. Hoffentlich ist diese Wahl ein Wendepunkt – weg vom Rechtspopulismus, hin zur offenen, solidarischen Gesellschaft.

16 Antworten

  1. „Für uns in Europa ist dieses katastrophale Wahlergebnis ein Fanal. Jetzt muss der Kampf um Demokratie und Pluralität und um die Grundwerte der europäischen Gesellschaften endlich offensiv geführt werde“. – Das ist für mich auf dieser bisher langen Seite der entscheidende und durch Überlegungen, Anregungen, Aufrufe u.s.w. zu untermauernde und zu begleitende Satz des Aufrufes.

    Die Geschichte lehrt es doch immer wieder
    ( ich wähle hier die „vage“ Andeutung, um nicht wie meist in diesen Debatten, den Anlaß der Vergleiche mit Nero, Etzel, Tschingis Khan, Hitler, Mussolini, Stalin, Ulbricht und wie sie alle hießen … aus dem Auge zu lassen und die Qualität des Vergleiches zu erörtern, um das Ziel des Vergleichs auf diese Weise durch die Hintertür außen vor zu
    lassen )
    daß keine Analyse des Bösen etwas Gutes bewirken kann, sondern nur das Handeln im eigenen Verantwortungsbereich ( natürlich auf der Grundlage genauester Analysen, aber wenn möglich im stillen Kämmerlein und mit klaren Schlußfolgerungen für eigenes Handeln ).
    Wenden wir uns also bitte in Polemik, Kritik, Analyse und Handlungsanweisungen unserer Gesellschaft , unserer Kultur, unseren Werten , unseren Aufgaben, unseren Personalfragen für Präsident und Kanzler, unseren Handelsverträgen um Waffen, unseren bevorstehenden Wahlen, unserem kulturvollen Zusammenleben im Bund den Ländern, den Kommunen, den Familien und sonstigen Lebensgemeinschaften, der sozialen Absicherung unserer Schwachen, dem Wohl und Wehe unserer Kinder, unseren Mauern zwischen Gruppen und in den Herzen u.s.w. u.s.w. zu!

    Ein Fanal sei diese Wahl ! Frau Merkel hat das – wenn ich es richtig sehe – eben so verstanden, wenn sie aus ihren Reinfällen der Vertrauensseeligkeit im Umgang mit Erdogan den richtigen Schluß zieht und klar die Voraussetzungen einer Zusammenarbeit mit einem Land unter den Bedingungen einer Führung durch eine Person benennt, der unser großes und natürlich tief begründetes Mißtrauen gilt, die aber dennoch zunächst als gewählte Repräsentanz mit aller Achtung begrüßt werden muß!
    Die Demokratie wird noch nicht durch die „Machtübergabe“, sondern erst durch Taten des neuen “ Führers der freien Welt “ zerstört,
    wenn wir es nicht selbst tun !!!

    Die kürzeste Weisheit ist für mich immer wieder:
    „Es ist nichts Guts, außer man tut’s“

  2. „Er [Trump, d. V.] ist Produkt einer jahrzehntelangen, die Demokratie und Pluralität der amerikanischen Gesellschaft zerstörenden Strategie der Republikaner. Sie sind ein gefährlicher, letztlich tödlicher Virus für die USA.“
    (BY CHRISTIAN WOLFF 9. NOVEMBER 2016 – 22:51)
    _____________________________________________

    Republikaner ein „Virus“ ???

    Und dies an einem 9. November geschrieben …

    1. Sie, die Strategie der Republikaner, ist ein Virus. Das zur Klarstellung – ansonsten ist alles sehr bewusst auch im Blick auf den 9. November geschrieben. Merkwürdig nur, wie sich Leute wie „E. Fischer“, die sich in der Tradition des 9. Oktober 1989 sehen und immer wieder fragen „Was würde Pfarrer Führer dazu sagen?“ zum stillschweigenden Verteidiger eines ausgewiesenen Rassisten und Faschisten aufschwingen. Aber irgendwann fallen eben die Masken und alles wird relativ klar durchschaubar. Christian Wolff

      1. Anstatt klipp und klar zuzugeben, daß sich das Wort „Sie“ grammatikalisch eindeutig auf „Republikaner“ bezogen hat und zwar durch „sind“, denn anderenfalls hätte nun mal „ist“ stehen müssen, und sich dafür zu entschuldigen, eine Gruppe von Menschen mit einem „Virus“ verglichen zu haben, was nun einmal an die dunkelsten, allerdunkelsten Zeiten deutscher Geschichte erinnert, wird mir vorgeworfen, ich würde mich „zum stillschweigenden Verteidiger eines ausgewiesenen Rassisten und Faschisten aufschwingen“ [Chr. Wolff], obwohl ich in meinem Kommentar den Wahlausgang als solchen nicht mit einem einzigen Wort erwähnt, sondern lediglich auf den vorgefallenen Republikaner-Virus-Vergleich hingewiesen habe.

        Eine vergleichbare Verfahrensweise habe ich lange, sehr lange nicht mehr erlebt.
        Zuletzt in der DDR.
        In der Ritterstraße.

  3. Ich kann ja immer wieder nur staunen, mit welcher Verve in diesem Block zwischen Ch. Wolff und A. Schwerdtfeger geschrieben wird! Mir fällt schon schwer, die ganzen Texte gründlich zu lesen; geschweige denn zu schreiben. So viel Zeit möchte ich nicht investieren.
    Aber, lieber Christian, auch wenn ich den ganzen Frust über den Ausgang der Wahlen in den USA total verstehe und inständig gehofft habe, dass dieser Fall nicht eintritt, es mich den gestrigen Tag über völlig sprachlos gemacht hat; nun geht es tatsächlich darum in einer gesamtgesellschaftlichen Aktion zu verhindern, dass dieser Wahlsieg rassistischen und nationalistischen Kräften in Europa Auftrieb verleiht.(Das ist meine größte Besorgnis!!) Darüber müssen wir reden, Strategien entwickeln und entsprechend handeln, weniger polemisch argumentieren. Es nützt einfach nichts; so schwer es fällt; Trump ist in einer demokratischen Wahl zum Präsidenten gekührt worden. Da ja bekanntlich die Hoffnung zuletzt stirbt… vielleicht erkennt er ja bald, dass fast alle seiner wahnwitzigen Versprechungen an der Realität scheitern.
    Ich finde es spannend, dass Michael Moore in „Die Zeit“ vom 28.Juli 2016 5 Gründe genannt hat, warum Donald Trump der nächste Präsident der USA wird. Wie recht hatte er mit seiner Analyse!!!!
    Viele Grüße
    Gisela Kallenbach

    1. Liebe Gisela, absolute Zustimmung: jetzt steht im Vordergrund, wie hier den rechtspopulistischen Kräften widerstanden und die Demokratie gestärkt werden kann. Was Trump angeht: unbestritten, er ist durch eine Wahl zum Präsidenten gekürt worden. Aber das adelt nicht seine Absichten und seinen Wahlkampf. Dass er an der bedrohlichen sozialen Lage seiner Wähler/innen nicht ändern wird, da bin ich ganz sicher. Schon jetzt jubiliert die Wallstreet über voraussichtliche Steuersenkungen, Deregulierung und höhere Rüstungsproduktion. Bezahlen müssen werden das die Wähler/innen von Trump. Lese bitte die beiden hervorragenden Essays von Georg Diez auf SPIEGELonline. Danach war mir klar worum es jetzt geht: Demokraten kämpfen in aller Unterschiedlichkeit um Ziele, Populisten verfolgen erklärte Feinde. beste Grüße Christian

  4. Ja und, wo sind denn Ihre sachlichen und realpolitisch umsetzbaren Antworten? Wir wissen doch beide, daß Ihr Einsatz vor Ort – ich wiederhole es – sehr löblich ist und viel besser als hinter Gardinen zu sitzen, wer immer das macht, aber daß dieser Einsatz eben keine politische Lösung der aktuellen Probleme ist. Und diese haben Sie nicht, sondern richten an Ihre Gemeinde immer nur oberflächliche Appelle. Also: Verteidigung, Geheimdienste, Augenhöhe .. oder? Frau Merkel hat zu Recht gestern Herrn Trump eine Zusammenarbeit „auf der Basis unserer Werte“ angeboten. Aber wenn Trump – wie teilweise sein Vorvorgänger Bush nicht auf der Basis unserer Werte arbeitet (Guantánamo zB), kündigen wir dann die Zusammenarbeit, die doch für uns unersetzlich, für Amerika dagegen nur praktisch ist? Also, kommen Sie mal von der moralischen Höhe herunter und befassen Sie sich mit der konkreten Arbeit – auf intellektueller Ebene wohlgemerkt, also auf dem Felde der Politik, unabhängig von dem der Nächstenliebe.
    Und Ihr Hinweis auf „Diskursbereitschaft“ angesichts meines Hinweises auf gutmenschliches Geschwätz ist ja nun wieder ein großartiges Beispiel Wolff’scher Heuchelei: Einen Beitrag vorher waren Sie noch für klare Sprache und deutliche Benennung der Dinge!
    Wie immer mit Gruß,
    Schwerdtfeger

    1. Nein, ich komme nicht von der „moralischen Höhe“ herunter, denn 1. ist da die Luft besser und 2. behält man den Überblick und versinkt nicht in einer Sprache, mit der das Übel schon beginnt: „gutmenschliches Geschwätz“. Wir werden eben ohne Moral auf Dauer auch keine auf die Menschenwürde ausgerichtete Politik betreiben können. Das haben die Politiker/innen, die auch im Rückblick Großes geleistet haben, in entscheidenden Momenten immer so praktiziert. Gott sei Dank! Ein Letztes: Demokratie lebt von Beteiligung eines/r jeden. Das ist entscheidend und dadurch verändern sich die Dinge und werden auch politische Probleme gelöst. Ihr Christian Wolff

  5. …wenn es doch mehr Gesprächspartner vom Niveau unseres Noch-Bundestagspräsidenten Lammerts gäbe, dann enstünde auch Überzeugung– mindestens bei einigermaßen intelligenten Bürgern. Aber vielleicht hört die Masse auf solche leise Töne nicht und bejubelt Typen wie TRUMP und vormals Hitler..
    für mich ein bedrückendes Fazit…

  6. „konsequenter Lügner, Hasser, Hetzer, als Rassist und Faschist“ – „Trump muss man nicht beschimpfen“ = zwei Aussagen unseres frommen Pfarrers im (fast) selben Satz. So widerlegt man sich selbst knapp und kurz.

    „Das allerdings muss uns in Mitteleuropa zu höchster Wachsamkeit veranlassen“ – wieder so ein toller Satz, den Ihre Jünger mit Freude aufnehmen werden und in dem Sie wie üblich vermeiden, diese richtige Forderung in konkrete politische Handlungsvorschläge – sowohl inhaltlich (Ihre große Kompetenz) wie vielleicht auch in diplomatischem Sinne (Ihre offensichtlich große Stärke) – umzusetzen. Wie soll denn diese „höchste Wachsamkeit“ sich politisch äußern? Ihr Rezept ist klar: Abschaffung der Verteidigungsfähigkeit und der Geheimdienste, Demonstrationen auf der Straße, Beleidigung ausländischer politischer Führer, große Thesen ohne Konkretisierung, klare Sprache. Toll! Wohlgemerkt: Physische Macht alleine ist ohne moralische Autorität nichts, aber letztere kann sich nur auswirken, wenn sie durch erstere gestützt ist – das beweisen 2000 Jahre Christentum.

    Ich warte noch auf Ihre Antwort auf meine Fragen von gestern (19.01 h). Ich bin gespannt – nicht auf Ihre übliche Zurückweisung meiner hier aufgestellten Vermutungen zu Ihrer Haltung – auf Ihre realpolitische Beschreibung von „höchster Wachsamkeit“.

    Das wichtigste Resultat aus der amerikanischen Wahl haben Sie nämlich nicht begriffen: Ein derart handlungsunfähiges, uneiniges, polarisiertes und machtloses Europa, wie wir es sind, steht in Gefahr, zwischen Rußland und Amerika bedeutungslos zerquetscht zu werden, weil beide Seiten erkennen, daß unsere großen Worte zu Werten und Prinzipien durch keinerlei sichtbare und einsetzbare Macht gestützt werden. Auf Augenhöhe mitzureden und mitzugestalten, wie wir es immer einfordern, kann man aber nur, wenn man auf Augenhöhe ist. Und um Europa zu einigen und zur weltpolitischen Mitsprache zu befähigen, reicht „höchste Wachsamkeit“ nicht – hier muß man vielmehr Kompromisse unter Demokraten machen, die zum Einfluss nehmen nötigen Kräfte herstellen und bündeln, schöne Reden in Handlungsfähigkeit umsetzen. Blauäugiges Gutmenschengeschwätz à la Görung-Eckardt, aber auch à la Röttgen, ersetzen eben keine Politik, ebensowenig wie Ihre theoretischen Appelle, die durch eifernde Kompromißlosigkeit sich selbst ad absurdum führen.

    Mit herzlichem Gruß,
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Die Antwort ist sehr einfach: Es gibt Menschen, die bleiben hinter den Gardinen sitzen, und es gibt Menschen, die vor Ort und im Rahmen ihrer Möglichkeiten sich konkret für die Grundwerte unserer Verfassung und für Menschen einsetzen, die der Hilfe und Zuwendung bedürfen – unabhängig von Nation, Religion, kultureller Herkunft, und dadurch einen wichtigen Beitrag für die freiheitliche Demokratie leisten. Zu Letzteren zähle ich mich, ohne mit einem „Erfolgsbarometer“ durch die Gegend zu laufen. Wichtig ist allein, dass man den Dingen nicht einfach freien Lauf lässt und Fehlentwicklungen klar benennt. Gegen Scheuklappen und Vorurteile sind aber oft die besten Argumente wirkungslos … und wenn jemand das Wort „Gutmenschengeschwätz“ verwendet, dann allerdings ist es mit der Diskursbereitschaft nicht weit her. Beste Grüße Christian Wolff

  7. Lieber Herr Wolff, kein Wort dazu, dass Trump immerhin mit absoluter Mehrheit demokratisch gewählt wurde? Wollen Sie zu Lenin und Stalin zurück kehren, die das Volk ohne Rücksicht auf Wähler zu seinem Glück zwingen wollten? Von allen Ihren wüsten – eines pensionierten Pfarrers eigentlich unwürdigen – Beschimpfungen des Gewählten greife ich nur eine heraus: den „Lügner“. Offenbar ist es Ihnen entgangen, dass die Presse eine Statistik über die Lügen beider Kandidaten führte. Trump hatte danach mehr gelogen, aber auch Clinton war da kein Waisenkind! Vielleicht regt Sie das an, auch mal nachzuforschen, wieviel bei uns und auch in Ihrer Partei in Wahlkämpfen gelogen wird, sicher weniger als in den USA, aber dann wären sie vermutlich etwas zurück haltender in ihren pharisäerhaften Kommentaren. Auch wenn man lieber Hillary Clinton als Präsidentin gesehen hätte, muss man jetzt das Wahlergebnis akzeptieren, das Trump auch die Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses brachte. Wie bei allen Vorgängern ist zu erwarten und zu hoffen, dass Trump in der Praxis vieles anders macht, als im Wahlkampf angekündigt.
    In diesem Sinne viele Grüße

    1. 1. An keiner Stelle habe ich den Wahlsieg Trumps infrage gestellt. Allerdings habe ich deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ein Wahlsieg das, was sich vor der Wahl ereignet hat, nicht ungeschehen macht. So ganz nebenbei: nach absoluten Zahlen hat Clinton mehr Stimmen erhalten als Trump – aber das ändert nichts an der Mehrheit der Wahlmänner und -Frauen für Trump.
      2. Trump muss man nicht beschimpfen. Trump charakterisiert sich selbst am besten als konsequenter Lügner, Hasser, Hetzer, als Rassist und Faschist. Er ist Produkt einer jahrzehntelangen, die Demokratie und Pluralität der amerikanischen Gesellschaft zerstörenden Strategie der Republikaner. Sie ist ein gefährlicher, letztlich tödlicher Virus für die USA.
      Es tut mir leid: Die Zeiten für die üblichen Beruhigungspillen sind vorbei „Es wird nicht so heiß gegessen …“. Trump und mit ihm die Republikaner werden versuchen, die Gesellschaft umzubauen – so wie die PiS in Polen oder Orban in Ungarn. Das allerdings muss uns in Mitteleuropa zu höchster Wachsamkeit veranlassen.

  8. Ich bestreite ja gar nicht, lieber Herr Wolff, daß Ihre Meinung Grundlage hat – schließlich, nochmal, denken wir ja über den Wahlkampf und die Person recht ähnlich. Was ich bestreite und kritisiere – ist das, was Sie im zweiten Teil Ihrer Anwort anführen: Daß nämlich eine „klare Sprache“ den eingetretenen Zustand im Sinne des angestrebten Zieles ändert.
    – Glauben Sie, Herr Trump wird bessere Politik machen, wenn man ihm sein „Faschistentum“ vorhält? – Nein!
    – Glauben Sie, die amerikanischen Wähler werden bereuen, wenn man ihren Präsidenten derart benennt? – Doch wohl nicht!
    – Halten Sie es für sinnvoll, den gewählten Führer (doppelter Wortsinn?) des immer noch mächtigsten Volkes der Welt, auf dessen Schutz und Hilfe wir angesichts der Vernachlässigung eigener Vorsorge angewiesen sind, verbal vor den Kopf zu stoßen? – Ich zumindest glaube das nicht.
    – Sind Sie wirklich der Meinung, daß stillose Kritik und Beleidigung, getarnt als demokratische Meinungsäußerung und sogenannte „klare Kante“ (die doch nur Verbrämung der eigenen Intoleranz ist) mehr und besser wirkt, als wenn man die Lage annimmt und durch Charakter, Gespräch und Überzeugunsgkraft zu punkten versucht? – Ich teile diese Meinung nicht.
    Erklären Sie mir mal, was unsere „klare Sprache“, die der Gegner als Beleidigung, Einmischung, Überheblichkeit, etc, wahrnimmt, uns gegenüber Rußland/Putin oder Türkei/Erdogan einbringt oder eingebracht hat im Sinne unserer Zielsetzungen. Haben Sie durch Ihr tolles Demonstrieren oder durch ihre aggressive Sprache auch nur einen AfD-Wähler von seinem Irrweg überzeugt? Der Erfolg sollte zählen, nicht die eigene Schwafelei – und sei sie noch so deutlich, womöglich auch noch „unter Freunden“.
    Herzliche Grüße,
    Andreas Schwerdtfeger

  9. Da isser wieder, unser guter Pfarrer Wollf: In zwei Beiträgen beschwört er erst und beschreibt dann das Debakel, schimpft und verunglimpft, kritisiert im Rundumschlag und verdüstert die Welt. Alles ja nicht ganz falsch bezogen auf die Sache – wenn auch in vielem nicht ganz richtig –, aber eben vor allem, wie alle seine Beiträge hier, von wenig politischem Nutzen und in kontraproduktivem Stil. Denn es mag ja sein, daß Trump ein ungeeigneter Mann mit großem Gefahrenpotential für sein Land und für die westliche Welt ist – ich glaube es auch. Aber cui bono, wenn man über den „Faschisten“ zetert, wenn man den demokratischen Wettstreit der letzten 20 Jahre in den USA jetzt nachträglich in eine einzige Hetze der Bösen gegen den guten Clinton (oder die guten Clintons) verfälscht? Und wenn man großartig abschließt mit dem immer populären, populistischen Hinweis, daß es nun gemeinsam gegen die Milliardäre gehen muß (nur sind Petry, Höcke, Wilders und Co keine Miliardäre). Und Milliardäre sind auch noch in den USA die eher bewunderten Leute!
    Die „Methode Trump“ ist schlimm und ihr Erfolg muß mit Entsetzen gesehen werden – es gilt in der Tat, Konsequenzen daraus zu ziehen. Sie zeigt uns am Beispiel der von Trump Getretenen – Frauen, Minderheiten, Einwanderer, Hilfsbedürftige aller Art, etc –, daß der Mensch sich nur allzu leicht treten läßt, wenn man ihm vorgaukelt, daß er bisher vermeintlich oder tatsächlich schlecht behandelt wurde; wenn man also ohne Not und ohne Berechtigung auf diejenigen schimpft und sie niedermacht, die sich – bei allen Fehlern – um das allgemeine Wohl und die allgemeine Sicherheit im Sinne von Roosevelts „Vier Freiheiten“ kümmern (wie zB unsere Politiker und auch die in Bayern oder Sachsen). Das aber ist es, was auf diesem blog seit langem betrieben wird: Da werden die Politiker beschimpft und verunglimpft; da werden Verfassungsschutz, Polizeien, die Justiz, etc, unentwegt niedergemacht; da herrscht ein rauher Ton, der selbst bei Hinweisen darauf nicht abgemildert, sondern selbstgerecht und intolerant als „demokratischer Diskurs“, als „Kritik“ bezeichnet wird; da gibt es schließlich nur eine richtige Meinung, als deren demokratische Alternative nur diese eine richtige Meinung dargestellt wird.
    Was ist zu tun?
    – Als wichtigstes muß die Polarisierung unserer westlichen Gesellschaften überwunden werden und das heißt, wie es Bundestagspräsident Lammert neulich so trefflich formulierte: „Jedenfalls wird die Diskussion nicht leichter, wenn wir die … mit dem Ausschluß einer Position beginnen“ (er bezog sich auf die Flüchtlingsfrage, aber die Anmerkung gilt ja sicherlich allgemein) – merken Sie was, lieber Herr Wolff?
    – Wir müssen weiter erkennen, daß man politische „Bewegungen“ oder Parteien nicht dadurch loswird, daß man sie ausschließt oder ignoriert oder nur gegen sie hetzt (der Verbotsantrag gegen die NPD ist genau aus diesem Grunde Unsinn). In solchen Gruppierungen sind nie alle dort mitlaufenden Menschen überzeugt und unerschütterlich – die Mehrheit ist „beweglich“ und also „rückholbar“, wird allerdings durch Hetze gegen sie eher noch überzeugter und härter.
    – Dazu aber ist Zuhören-können erforderlich und mehr noch das Ernst-nehmen von Positionen, auch und gerade wenn es nicht die eigenen sind. Man führt den „Kampf um Demokratie und Pluralität und um die Grundwerte der europäischen Gesellschaften endlich offensiv“ nicht dadurch, daß man lauter und aggressiver schreit als die anderen, sondern indem man unermüdlich mit ihnen redet und ihre Argumente sachlich, nüchtern, ruhig und überzeugend widerlegt und Alternativen aufzeigt. Merken Sie was, lieber Herr Wolff?
    – Schließlich ist dazu wohl auch nötig – und das ist sicherlich am schmerzlichsten, – daß man sich selbst zurücknimmt und nicht auf Maximalforderungen besteht. Immer wieder habe ich versucht darzulegen, wie sehr unsere deutsche Oberlehrerhaftigkeit in Sachen Individualrechte und Ökologie uns in der Welt von unseren Zielen dadurch entfernt, daß wir sie zur Gesprächsvoraussetzung und zum Unterscheidungsmerkmal zwischen Gut und Böse machen. Sie, Herr Wolff, weisen das kompromißlos zurück – und schaden damit dem demokratischen Diskurs, schlimmer noch: der Chance, wenigstens teilweise unsere Ziele zu erreichen, die ich ja, im Gegensatz zu Ihnen, immer wieder als durchaus gemeinsam anerkenne.
    – Wer seinen Gegner – und damit dessen Anhänger allesamt – als „Faschisten“ denunziert, ihn der Lüge, der Arroganz, des Zerstörens, etc, bezichtigt, der beraubt sich jeder Chance, die andere Seite zu überzeugen. Wer weiterhin diejenigen, die zu Maß und Geduld raten (Prof Christian Hacke zB) und dabei im übrigen nur Realitäten anerkennen (Trump ist nunmal gewählt!), gleich mit in denselben Topf wirft, der vergrault auch noch diejenigen, die das Problem erkennen und ihm begegnen wollen. Ihre Argumentation, Herr Wolff, hat ja in der Sache viel für sich (wenn man von ihren subjektiven Geschichtsinterpretationen absieht) – und ich schreibe Ihnen das ja auch häufig in zustimmender Weise –, aber es bleibt eben dabei, daß Sie in Stil, in Form, in Formulierung und in Nüchternheit alles das wieder kaputt machen, was Sie an Inhaltlichem aufbauen. So auch hier in den beiden Beiträgen zu Trump. Schade, denn die Demokratie in ihrer Vielfalt und Freiheit wird dadurch nicht befödert.
    Europa wird in einer Trump-Präsidentschaft aufwachen und wieder selbst geradestehen müssen für seine Prosperität, seine Sicherheit, seine Freiheit, auch seine Werte. Verhält es sich wieder so wie zu Bush Juniors Zeiten in Sachen Sicherheitspolitik – wir quatschen von Werten, Du zahlst für ihre Verteidigung – oder wie in Obamas Zeiten in Sachen Sicherheit – wir quatschen über Menschenrechte in freiheitlicher Sicherheit, aber Deine Geheimdienste sorgen für ihren Erhalt – dann freilich wird es ein böses Erwachen geben. Ich freue mich auf Ihren nächsten Beitrag, mit dem Sie eine überzeugende europäische, von fremden „Faschisten“ unabhängige Verteidigung und geheimdienstliche Aufklärung im Inneren und Äußeren fordern werden (und vielleicht ja gleichzeitig damit auch den eigenen „Faschisten“das Wasser abgraben).
    Ich grüße Sie,
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Trump erfüllt alle Kriterien eines Faschisten. Trump lügt systematisch, er tritt gegenüber Minderheiten verletzend arrogant, er zerstört mit seinen Beleidigungen, seinen Pöbeleien, seinen Demütigungen das Zusammenleben, er schürt Hass – das ist alles keine „Bezichtigung“, sondern eine hundertfach belegbare Tatsachenfeststellung. Außerdem habe ich mich zu Trump als Milliardär geäußert. Das ist er wohl unbestritten. Er ist Teil der sich selbst bereichernden Elite, gegen die er Bevölkerungsgruppen aufhetzt. Auch das ist hundertfach belegbar. Zu Hillary Clinton habe ich nichts gesagt und auch nichts zu sagen. Jetzt geht es um die Zerstörer der Demokratie in der USA. Dies klar zu bennen ist ein Gebot der Wahrhaftigkeit. Und auch das lässt sich hundertfach belegen. Ich fand das Glückwunschtelegramm von Angela Merkel sehr angemessen: sie hat klare Themen, Kriterien benannt, auf deren Grundlage sie mit Donald Trump reden möchte. Genau so muss es sein. Ihr Christian Wolff

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