Nein, ich möchte mich nicht daran gewöhnen – und schon gar nicht möchte ich zu denen gehören, die jetzt schon damit beginnen, den in jeder Hinsicht niederträchtigen Wahlkampf von Donald Trump und seiner Partei um die Präsidentschaft in den USA unter der Überschrift zu erklären: Das musst du verstehen … so sind die Amerikaner … oder wie es heute der Politikwissenschaftler Christian Hacke im Deutschlandfunk ausführte: „In Amerika gehört er (Trump) dazu und genießt großes Ansehen.“ Nein! Ich bin zwar kein Amerika-Experte und schon gar nicht ein Politikwissenschaftler – aber diese Pauschalvereinnahmung der Amerikaner als Trump-Fans muss man in aller Klarheit zurückweisen: So wie Donald Trump sind die Amerikaner nicht! Genauso wenig wie die Sachsen so sind wie ein Lutz Bachmann oder die Österreicher wie ein Norbert Hofer oder die Ungarn wie ein Victor Orban. Michelle Obama hat im Wahlkampf frühzeitig ausgerufen: So wie Trump über Jahrzehnte Frauen demütigt und beleidigt hat und dies weiter betreibt – das ist nicht normal, sondern purer, widerlicher Sexismus. Mehr noch: Donald Trump und seine Partei haben in diesem Wahlkampf Rassismus salonfähig gemacht, die Lüge zum Prinzip erhoben, die Inkompetenz und Ignoranz zum Ausweis von Qualität verkehrt, Tabubrüche als moralische Möglichkeit inszeniert und damit gezielt und bewusst gegen alle Grundwerte verstoßen, ohne die ein demokratisches Zusammenleben in einer Gesellschaft nicht funktionieren kann. Damit aber haben sie unmissverständlich zum Ausdruck gebracht: Wir wollen diese Demokratie zerstören. Trump und die Seinen erfüllen mit ihrer Kampagne alle Kriterien des – um politisch korrekt zu bleiben – Faschismus. Dieser zeichnet sich vor allem aus durch Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit, Verachtung der Demokratie, Kampf gegen Pluralismus, Verherrlichung autoritärer Führungspersönlichkeiten und vor allem durch die Umwertung der Werte. Sein Versprechen „Ich werde euch immer die Wahrheit sagen“ ist seine größte Lüge, die nur einem dient: dass in Zukunft Lügen als normale Meinungsäußerung mit Wahrhaftigkeitsanspruch angesehen werden.
Und das soll normal sein und soll – sollte Trump die Präsidentschaftswahlen gewinnen – akzeptiert werden? Nein, niemals! Damit das aber niemand missversteht: Sollte Trump heute so viele Wahlmänner und –frauen gewinnen, dass er zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird, dann ist das Wahlergebnis anzuerkennen. Doch das ändert nichts daran, die Politik Trumps so zu bezeichnen, was sie ist: Ausweis eines alltäglichen Faschismus. Das ist keine „Dämonisierung“ (Christian Hacke) Trumps. Denn er und die Republikaner haben bewusst und gezielt alle moralischen Grenzen überschritten, ja, sie haben die Moral aus der Politik vertrieben, um zum einen „das Volk“ für eine mögliche Präsidentschaft Trumps, das Produkt eines angstbesessen-arroganten Gossenmittelmaßes, gefügig zu machen und zum andern – im Fall seiner Niederlage – „das Volk“ schon jetzt aufzuwiegeln, das Wahlergebnis, das in Trumps Augen nur aufgrund von Manipulationen zustande gekommen sein kann, mit allen Mitteln nachträglich zu korrigieren. Darum hat Trump ohne jeden Skrupel gesagt, dass er das Wahlergebnis nur anerkennen wird, wenn er als Sieger aus dieser hervorgeht. Damit hat er sich als Zerstörer des demokratischen Systems geoutet. Diese Katastrophe möchte ich mir nicht länger erklären lassen als Folge von bestimmten Fehlentwicklungen, um sie als „Normalität“ hinzunehmen oder noch schlimmer: Trump als Teil des demokratischen Spektrums anzusehen. Nein, er ist Teil derer, die mit aller Macht die Demokratie zerstören und die gleichberechtigte Teilhabe Aller am gesellschaftlichen Leben verhindern wollen. Darum ist es auch so verlogen, was Trump den Menschen verspricht: Wenn ich Präsident werde, dann wird das umgesetzt, was „das Volk“ will. Nein, Trump wird nicht das machen, was die Menschen, die in Amerika leben, wollen. Dann müsste er sich auch den Bevölkerungsgruppen zuwenden, die er bekämpft und ausgrenzen will: die Bürger/innen muslimischen Glaubens, die Einwanderer, die Menschen, die andere Überzeugungen vertreten als er selbst – nicht zuletzt die Intellektuellen und Politiker, die Trump als Establishment beschimpft und in Faschistenmanier aus Washington vertreiben will. Dann müsste er Menschen zusammenführen können und zum Kompromiss fähig sein. Doch Trump spaltet und spielt mit Gewalt. Trump wird – wenn überhaupt – nur die Menschen im Blick haben, die weiß sind und seinen Lügen folgen. Doch letztendlich wird er sich nur um sich selbst kümmern – so wie er es bis jetzt getan hat und wie es dem Wesen eines Faschisten entspricht: Er wird zynisch „das Volk“, das er auf übelste Weise verführt hat, fallen lassen – und dann werden demselben „Volk“ die Augen aufgehen und sie werden entdecken: ihre Armut basiert wesentlich auf dem Reichtum eines Donald Trump und ihre Verblendung wurde bedient durch die systematische Umwertung der Werte – vor allem des Grundwertes, dass dem, der der Hilfe bedarf, die besondere Fürsorge gilt. Doch wie kann einer, der glaubt, dass er „mitten auf der Fifth Avenue in New York jemanden erschießen (kann), und … keinen einzigen Wähler verlieren (würde)“, auch nur einem Menschen mit Achtung begegnen? Nein, an Trump’s skrupellosem Faschismus ist nichts normal – auch dann nicht, wenn er zum Präsidenten der USA gewählt werden sollte.
5 Antworten
Die dümmsten Kälber….usw.
Wieder ein 9. November – und die Welt hat ab heute D. Trump!
Und wir haben ein chaotisches Europa und wir haben einen Überbau, der den Bezug zur Basis in Deutschland völlig aus dem Blickfeld entlassen hat. Und ich habe eine winzige Hoffnung heute: das der eine und andere endlich aufwacht – es ist aller, aller höchste Zeit! Wer jetzt noch weiterschläft, macht sich schuldig!
Jo.Flade
Du sprichst von Grundwerten, ja von demokratischen Werten auf die sich alle verständigen, gegen die Donald Trump verstoßen hat. Du meinst Fehlentwicklungen entschuldigen diese Wahlkatastrophe nicht.Jedoch- Raubtierkapitalismus, Masslosigkeit, eine Mittelschicht , die immer ärmer wird- absturzgefährdet und ohne Zukunftsperspektive, eine Immobilienkrise, die gerade diejenigen getroffen hat, die sich so mühsam aus ihrem Elend mit Hilfe einer Immoblilie herauszuarbeiten suchten- das alles feiert in den USA schon seit über 10 Jahren “ fröhliche“ Urständ. ( Obama war leider ziemlich machtlos.)
Und da sprichst Du von Grundwerten, von demokratischen und menschlichen Grundwerten ? Die – so sieht es für die meisten aus- gelten doch nur für eine bestimmte Haute Volee, für die Reichen, für die “ Schönen“ usw. Und dann ist noch am allerbittersten, dass diese Werte auch nur in den Bereichen gelten, in denen es den Dazugehörenden, den Reichen, den Mächtigen, den Kapitalisten gelegen kommt.
Mich wundert da gar nichts mehr- mich wundert es auch nicht dass:“ Nur die dümmsten Kälber ihre Schlächter( Donald Trump) selbst wählen.“ Trump ist ein weiteres schlimmes Symptom für eine orientierungslose, taumelnde Welt – für orientierungslose Politik und Politiker. Mich wundert es nicht ernstlich, dass die Mehrheit der US- Bürger, die von demokratischen Grundwerten so gar nichts mehr spürt( Chancengleichheit, Gesundheitsreform, oft Willkürjustiz usw.) einem Desperado wie Trump hinterherlaufen.Ein weiteres schlimmes Symptom für die Weltenlage wie Brexit , Nationalismus – der einhergeht mit Rassisimus usw. Wenn die wenigen Mächtigen in deren Händen sich weltweit Kapital und Macht häufen nicht endlich aufwachen, dann rutscht die Welt in`s Chaos. Da hilft dann auch schon lange “ Mutti“ Merkel nicht mehr.
Ich spreche vor allem von der Umwertung der Werte – die immer gleiche Masche von Faschisten. Ansonsten rechtfertigt das Wahlverhalten von Menschen nicht, dass ein Milliardär und eine Partei der Reichen wie die Republikaner systematisch und gezielt die Demokratie zerstören und jeden Anstand vermissen lassen. Es sind ja nicht die Opfer, die „Kälber“, des Raubtierkapitalismus, die die Axt an das demokratische System angelegt haben. Es sind die „Metzger“, die acht Jahre gegen Bill Clinton alles aufgefahren haben, um ihn zu stürzen, die acht Jahre gegen den verhassten Obama vorgegangen sind und die dann Trump nominiert haben und die nun die Ernte ihres Kampfes gegen Demokratie und Pluralismus einfahren und sich ansonsten null, absolut null um die Menschen, die sich abgehängt fühlen, kümmern – schließlich tragen sie die Verantwortung für die ärmer werdende Mittelschicht. Wer war denn 2008 im achten Jahr Präsident der Vereinigten Staaten? Also: mir ist das zu wenig, von der Katastrophe dieses Wahlergebnisses abzulenken. Und noch eines: Gerade weil in unseren Gesellschaften täglich die Grundwerte von den Trumps und Putins und Orbans verletzt werden, spreche ich nicht nur davon, sondern setze mich für diese ein. Denn das ist ja der große Irrtum, als würde ein Trump und seine Republikanische Partei auch nur noch einen Finger krümmen für diese Grundwerte. Das wissen wir nun nach diesem Wahlkampf.
Trotz der vielen empörenden Aussagen von Trump: Eine große Menge von Amerikanern revoltiert gegen das bisherige Establishment, und die gesamte westliche Elite hat diese Stimmung unterschätzt, ähnlich wie beim Brexit. Nun kann es gut sein, dass wir in Frankreich Marine Le Pen bekommen, und bei uns vielleicht die AfD. Es scheint, dass sehr viele Wähler nicht so viel Wert auf Anstand und Rechtsnormen legen, sondern vor allem ihre eigenen Demütigungen sehen – sie fühlen sich gedemütigt von einer Elite, die immer größere Ungleichheit fördert, und die kulturell sehr schnelle Änderungen vorantreibt. Momentan fände ich für Deutschland eigentlich eine bundesweite Ausweitung der CSU am besten, damit die mit den Mainstreamparteien (CDU-SPD-Grünen-Linken) um die besseren Konzepte wirbt und so die AfD an den Rand drängt. Vielleicht fände so eine CSU eine Mehrheit, aber sie würde zumindest die demokratischen Regeln akzeptieren.