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Die Bibel als Waffe

Das Bild ist absurd, abstoßend und doch für ihn typisch: Präsident Donald Trump mit einer Bibel in der Hand vor der St. John‘s Church in Washington DC. Zuvor hatte er sich den von friedlichen Demonstranten versperrten Weg dorthin von der Polizei freiprügeln lassen. Man möchte dem Präsidenten das Buch der Bücher, die Heilige Schrift, aus der Hand reißen. Denn nichts, aber auch gar nichts hat dieser Präsident mit den Inhalten der Bibel, schon gar nichts mit der Friedensbotschaft Jesu zu gemein. Für Trump ist die Bibel nur eine beliebige Waffe, Gott nur ein Spielball, um brutale militärische, tödliche Gewalt zu rechtfertigen. Das aber ist Blasphemie, Gotteslästerung pur! Trump steht für Gewalt, Rassismus, Hass, Spaltung, Menschenverfeindung. Er fördert Milliarden verschlingende Hochrüstung und die Privatbewaffnung und baut so die amerikanische Gesellschaft zu einem Schlachtfeld um. All das steht christlichen Werten diametral entgegen. Trump ist ein Politiker, auf den alle Kriterien eines Autokraten zutreffen. Das Einzige, was ihn daran hindert, in den USA eine Diktatur einzurichten, sind die (noch) geltenden Gesetze und eine demokratische Verfassung.

Wer nun im Gegensatz zu Trump die Bibel aufschlägt, der kann das Losungswort für den 4. Juni 2020 lesen und bedenken: „David sprach zu Goliath: Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Sichelschwert, ich aber kommt zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“ (1. Samuel 17,45). Das möchte man Trump und seinen Vasallen, das möchte man allen zurufen, die auf nackte Gewalt, auf Hochrüstung und private Bewaffnung, auf Rassismus und soziale Ausgrenzung setzen. Die einzige „Waffe“, über die David, der Hirtenjunge verfügt, ist: Gottvertrauen. Gerade in zugespitzten Situationen, in der viel für Gewalt, für Verfeindung spricht, ist es wichtig, die Bibel aufzuschlagen. Dann können wir lesen, wie Jesus sich in Konflikten verhalten hat: den Schwachen schonend, die Starken in die Verantwortung rufend, den Hass durch Liebe überwindend. Es war Martin Luther King, der sich in seiner Strategie des gewaltlosen Widerstands daran orientiert hat. Für ihn war die Bibel keine Waffe, sondern Quelle der Menschenwürde und Gewaltlosigkeit.

P.S. Vor 31 Jahren, am 4. Juni 1989, wurde die Demokratiebewegung in China auf dem Platz des himmlischen Friedens gewaltsam von Panzern niedergewalzt. Vier Monate später gelang die Friedliche Revolution in Ostdeutschland – auch ein Kampf Davids gegen Goliath.

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8 Antworten

  1. Immer wieder gelingt es Ihnen, lieber Herr Wolff, viele richtige Anmerkungen durch ideologischen Rigorismus und unzureichende geschichtliche „Beweise“ zu entwerten. Was Sie zu Trump schreiben, ist nachvollziehbar und richtig – es fehlt vielleicht der Hinweis, daß neben den „(noch) geltenden Gesetze(n) und eine(r) demokratische(n) Verfassung“ auch eine – so glaube ich – deutliche Mehrheit der Amerikaner aller Rassen und Überzeugungen den nach wie vor guten Kern Amerikas beweisen. Daß dort wie hier – auch durch ewige Alleinvertretungsansprüche in Sachen Moral und Meinung, wie Sie sie ja hier häufig demonstrieren – eher Spaltung betrieben als Kompromiß eingeleitet wird, ist eine andere Sache.
    Aber dann:
    David hatte neben seinem „Gottvertrauen“ – wie Herr Schäfer zutreffend anmerkt – eine Schleuder, die Artillerie der damaligen Zeit, und dieses sein Gottvertrauen hat ihn diese Distanzwaffe auch einsetzen lassen, was Sie zu erwähnen vergessen. Es war also die in richtiger Absicht eingesetzte Waffe, die dem Guten zum Durchbruch verhalf.
    Martin Luher King – und seine Brüder im Geiste, zB Mandela oder Gandhi – sind großartige Gestalten der Geschichte und Vorbilder, kein Zweifel. Leider aber muß man sagen, daß sie gescheitert sind: Indien, Südafrika, Amerika – Länder nach wie vor der Gewalt und der Intoleranz in vieler Hinsicht und insbesondere in Bezug auf Rassen-/Klassendiskriminierung. Es bedarf eben neben der Lichtgestalt auch desjenigen, der Durchsetzungsfähigkeit in materieller Hinsicht hat.
    Gegenüberstellung des TianAnMen-Geschehens mit der Friedlichen Revolution: Ein starkes, überzeugtes, ideologisch gefestigtes und wirtschaftlich angemessen erfolgreiches Regime mit überwältigem Rückhalt in seinen über Jahrzehnte indoktrinierten Streitkräften im einen Fall; ein moralisch verkommenes, wirtschaftlich auf tönernden Füßen stehendes und in sich zerstrittenes, abgewirtschaftetes und unsicheres Bündnis im anderen Fall; was für ein wackeliger geschichtlicher Versuch!
    Solange Sie, lieber Herr Wolff, den Grundfehler machen, die Bibel und die Bergpredigt (gut!) einer angemessenen politischen, strategischen und militärischen Stärke und Projektionsfähigkeit (schlecht!) gegenüberzustellen und diese letztere mit emotionalen Vokabeln (Hochrüstung, brutale Gewalt) ideologisch zu diffamieren, solange werden Sie zwar für einige der große Held sein. Aber es wird Ihre Tragik bleiben, daß Sie das Gute wollen aber mangels Mitteln zur Durchsetzung desselben eher das Böse befördern. Und diese Aussage gilt ja nicht nur für die Frage strategischer Sicherheit und Einflußnahme; sie gilt ebenso für den inneren Frieden in unserem Lande und für den so notwendigen Ausgleich zwischen den zunehmenden Extremen in der innenpolitischen und gesellschaftlichen Entwicklung.
    Mit herzlichem Gruß,
    Andreas Schwerdtfeger

  2. Puh, ein sehr merkwürdiger und erschreckender Beitrag.
    Ich würde mir wünschen, wenn Sie Ihren „Hass durch Liebe überwinden“ (Ihre Worte) könnten.
    Trump mag ein „schwieriger“ Zeitgenosse sein. Die gewaltsamen Proteste gehen aber von anderen aus bzw. werden aus dieser Richtung massiv gestützt (fragen Sie mal Frau Esken, die ist deren Fan!).

    1. Ja, und ich hoffe, dass die Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Rassismus derart viel überzeugende Argumente dem weißen Haus sowie den Bürger*innen entgegen schleudern, dass die Wähler*innen den Goliath Trump am 3. November 2020 mit dem Schwert ihrer Stimme politisch einen Kopf kürzer machen – sprich abwählen.
      Norbert Sinofzik, Rheinstadt Uerdingen

  3. Trump stellt die biblische Botschaft gänzlich auf den Kopf! Vielleicht hielt er die Bibel deshalb – wie zu lesen ist – als Ausdruck seiner Ahnungslosigkeit falsch herum hoch. Als Dokumentation und Präsentation seines „Falsch-Liegen“. Und merkt es nicht einmal …
    Norbert Sinofzik, Rheinstadt Uerdingen

  4. „Wenn das Plündern beginnt, beginnt das Schießen.“ – Donald Trump.

    „…und natürlich kann geschossen werden.“ – Ulrike Meinhof

    Gleiche Brüder, gleiche Kappen.

      1. Zitat: „eine gescheiterte Figur…“
        Eine – nun ja – widerliche – Verharmlosung der RAF.
        Aber SIe gehören zu den Guten, da darf man das.

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