Die Zeiten sind angespannt. Das wird sich im neuen Jahr zunächst nicht ändern. Nichts ist derzeit normal. Obwohl vor einigen Tagen die Impfkampagne zum Schutz gegen das Coronavirus begonnen hat, müssen wir weiter mit Einschränkungen leben. Das geht an die Substanz. Denn immer deutlicher wird: Es bleibt nicht nur bei einer Unterbrechung des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens. Es bricht auch einiges zusammen – nicht nur für die, die an Corona erkranken, und diejenigen, deren nächste Angehörige an oder mit dem Coronavirus gestorben sind. Auch für die, die die Krise wirtschaftlich nicht überleben oder sozial aus der Bahn geworfen werden, verschwimmt das viel beschworene Licht am Ende des Tunnels im Trüben. Auf der Strecke bleiben könnten aber auch einige wichtige Grundwerte des menschlichen und sozialen Miteinanders einschließlich der Gewöhnung an Ausnahmesituationen wie der Einschränkung der Grundrechte mit gefährlichen Folgen für das demokratische Miteinander. Doch da ist noch ein Problem: In Krisenzeiten drohen wir den Blick über die eigenen Probleme hinaus zu verlieren und lassen es an Solidarität mangeln. Jeder der eine Trauerphase durchzustehen hat, spürt sehr schnell: die Versuchung, nur noch sein eigenes Leid zu sehen und sich abzukapseln, ist groß. Trauer kann egoistisch machen. Das gilt auch für eine gesellschaftspolitische Lage wie die in Coronazeiten, die uns schmerzliche Abschiede abverlangt. Berührt uns noch das Schicksal der Geflüchteten auf Lesbos und jetzt in Bosnien-Herzegowina? Wir regen uns auf über organisatorische Pannen zu Beginn der Impfkampagne. Haben wir die gleichen Sorgen auch im Blick auf eine weltweit gerechte Verteilung der Impfstoffe?
Um sich den Blick über den Tellerrand zu bewahren, bedarf es nicht nur politischer Wachheit. Es sind auch Orientierungszeichen, Weckrufe, Wegweisungen hilfreich. Kurze Hinweise, die zum Innehalten, Nachdenken, Umsteuern anleiten und ermutigen. Einen solchen finden wir in der neuen Jahreslosung – ein Bibelwort, dass von den Kirchen ausgerufen wird und als eine Art Kompass im neuen Jahr dienen kann. 2021 ist die Jahreslosung der sog. Feldrede Jesu, eine parallele Überlieferung der Bergpredigt im Lukasevangelium, entnommen:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. (Die Bibel: Lukas 6,36)
Barmherzig sein – das beinhaltet Empathie für den Nächsten zeigen, Rücksicht nehmen, vom Anderen her denken, den hilfsbedürftigen Nächsten in den Mittelpunkt stellen – unabhängig davon, ob mir seine Lebensweise gefällt oder nicht. Denn wer barmherzig ist, überwindet alle Vorbehalte gegenüber dem nahen und fernen Nächsten und stellt keine Vorbedingung für seine Zuwendung. Wir diskutieren, ob Menschen, die sich impfen lassen, dadurch Vorteile in Anspruch nehmen können. Das ist eine ähnliche Debatte wie die, ob Raucher*innen, Übergewichtige, Skifahrer*innen höhere Krankenkassenbeiträge zahlen sollen. Zu Ende gedacht würde das bedeuten, dass man bei der Behandlung von Kranken diejenigen bevorzugt, die gesundheitsbewusst, rücksichtsvoll leben, und die anderen benachteiligt bzw. bestraft. Doch das wäre das Gegenteil von Barmherzigkeit und Solidarität. Diese nehmen den Menschen in seiner Hilfsbedürftigkeit so an, wie er ist. Da wird nicht zuerst nach dem eigenen Schuldanteil an der Lebenslage gefragt. Es wird geholfen.
Genauso ist Jesus den Menschen begegnet: Er hat sich ihnen zugewandt, ohne vorher abzuschätzen, ob sich Heilung lohnt oder nicht. Nach der Heilung allerdings hat er den Menschen mit auf den Weg gegeben, ihr Leben neu auszurichten. Genau das beinhaltet das schöne Wort von der Barmherzigkeit: Erbarmen und herzliche Anteilnahme am Leid des Menschen. In der Feldrede begründet Jesus seine Aufforderung damit, dass Gott, „euer Vater“, genau in dieser Weise den Menschen begegnet – nie die Schuld aufrechnend, sondern den Neuanfang ermöglichend. Mit dieser Barmherzigkeit werden wir von allem Gerechtigkeits- und Richtigkeitswahn befreit. Dieser führt leider immer wieder dazu, dass die besten Absichten (und damit auch Menschen) dem eigenem Bedürfnis, der andere möge sich gefälligst so verhalten wie ich selbst und wie es meiner Überzeugung entspricht, geopfert werden. Doch wir Menschen leben in Widersprüchen – nicht nur der, der unter die Räder gekommen ist. Diese können wir nicht aus der Welt schaffen. Wir können sie allerhöchstens dadurch einebnen, dass wir uns ihnen offen stellen und sie nicht als gottgegeben hinnehmen. Das geht aber nur, wenn wir uns gegenseitig in Barmherzigkeit begegnen. Durch diese lassen sich die Grenzen und inneren Schranken überwinden, die uns vom nahen und fernen Nächsten trennen. So können wir uns den uneigennützigen Blick auf die bewahren, die unserer Barmherzigkeit bedürfen.
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Auch meinerseits Danke, Herr Plätzsch für Ihre völlig richtige Reaktion auf Herrn Schwerdtfeger!.
Und dazu kurz (denn wir haben Gott sei Dank inzwischen einen neuen, ganz anderen und wohltuend agierenden Landesbischof!): Hätte Herr Schwerdtfeger den Verabschiedungsgottesdienst und die Rechtfertigungsrede des Herrn Rentzing in der Dresdner Martin-Luther-Kirche gehört, würden vermutlich seine Einlassungen wider Chr. Wolff – auch in dieser Sache – weniger angriffsaffin lauten.
Und an Sie direkt, Herr Schwerdtfeger, zu Ihren ausgiebig analysierten Reflexionen des thematisch hochproblematischen Films von Schirach eine mich und andere Nachdenklichen seit langem beschäftigende Frage: Warum wählt ein Mensch den militärischen Beruf des Soldaten? Selbst im Verteidigungsfall (von Angriff will ich hier gar nicht erst reden!) wird es den für das Individuum mit allen Folgen schwerwiegenden Moment geben, töten zu müssen. Im Krieg gibt es – wie Sie und wir alle wissen – keine Barmherzigkeit, per se jedenfalls nicht.
Es ist eine ernsthafte Frage gerade an Sie in einer sehr komplexen Thematik (menschliche Würde zerbrechen, foltern, töten, vernichten), keine Provokation! Dies schreibe ich ausdrücklich, da in fast all Ihren Kommentierungen leider der Grundtenor des unüberhörbaren Angriffs ersichtlich wird, was natürlich den wünschenswert souveränen Gedankenaustausch atmosphärisch auf eine unnötig rhetorische Kampfaustragung reduziert.
Mit dem von Ihnen wiederholt bemühten Terminus: Entgleisungen wäre ich an Ihrer Stelle zurückhaltender.
Ich wünschte mir auch für 2021 eine gute Debattenkultur untereinander, auch und vor allem eben in diesem thematisch überaus vielseitigen und deshalb für alle Beteiligten unserer Gegenwart wichtigen Wolff-Blog, denn damit begänne bereits die Friedfertigkeit, trotz differenter Meinungen . im Inneren wie im Äußerden!
Ein GUTES JAHR 2021 – uns allen, Jo.Flade
Der Beitrag von Flade hier zeigt, daß er wirklich nichts begriffen hat. Hätte er meine wiederholten Friedensangebote angenommen, wäre er jetzt in jeder Hinsicht klüger, denn wir hätten uns mal vernünftig austauschen können, auch über die in der Tat wichtige Fage des Soldatentums. Und das Angebot steht ja weiter. Wer allerdings gar keinen Frieden will sondern nur belehren, der stiftet halt ständig Unfrieden. Es ist schon lustig, wenn jemand „eine gute Debattenkultur“ herbeisehnt und mit diesem Argument die Aussage verteidigt, daß eine andere Meinung bedeutet: „Wer so … redet, … der geht – wenn’s drauf ankommt – über Leichen und will dabei nicht gestört werden.“
Andreas Schwerdtfeger
Auch wenn ich „ernsthaft“ über Barmherzigkeit und Christian Wolff’s Gedanken dazu nachdenke, vermag ich nicht einzusehen, dass Barmherzigkeit eine unterschiedliche politische und religiöse Bedeutung/ Handlungsanleitung haben soll und beide nicht kongruent sind, bis hin zum Postulat, dass Barmherzigkeit keine Kategorie POLITISCHEN Denkens und Handelns sein kann/darf.
So wie ich Christian verstehe, erkennt der „Barmherzige“ in einer konkreten Entscheidungssituation den „Nächsten“ mit all seinen Fehlern und Unzulänglichkeiten zunächst bedingungslos an und hilft ihm. Danach darf er aber auch Verhaltens- und Einstellungsänderungen erwarten und ggfs. einfordern.
Dass Barmherzigkeit allein nicht ausreicht, schwierige Entscheidungssituationen zu meistern (wie in den Schirach-Filmchen und anderen Dilemmata , wie z.B. Schleyer-Entführung etc..) liegt für mich auf der Hand, hier bedarf es eines umfassenderen „Wertegerüsts“ und rechtlicher Regelungen.
Bei allem Verständnis, persönliche Befindlichkeiten gerne immer wieder anzusprechen, scheint es mir doch weniger relevant, darauf einzugehen, zumal in einem Umfeld, in dem die erhobenen Vorwürfe („Beleidigung, über Unbekannte herziehen“…) nachlesbar auch vom Beschwerdeführer getätigt wurden.
Nach längerem Nachdenken werde ich Christian auch definitiv nicht empfehlen, sich bei H. Klausen zu entschuldigen, der den Untergang des Abendlandes angesichts von 500.000 Flüchtlingen pro Jahr auf uns zukommen sieht (die Abgewiesenen/ Abgeschobenen/ freiwillig Zurückkehrenden zieht er davon vorsichtshalber nicht ab) und H. Beceiro empfiehlt, doch bitte nicht so empfindlich zu sein, bringe man ihm doch weniger Vorbehalte als Italienern und Polen entgegen, weil er als Spanier über die höhere Bildung verfüge! Hoffentlich muss H. Klausen demnächst nicht „die Kröte schlucken“, mit einem Impfstoff von BioNTech behandelt zu werden, der maßgeblich von einem deutschen Forscherpaar mit türkischen Wurzeln entwickelt wurde…
Ich stimme Ihnen zu, Herr Käfer, daß man mit den Ansichten Klausens nicht übereinstimmen muß. Sie aber mit „geht über Leichen und will dabei nicht gestört werden“ zu kommentieren, geht schon über den üblichen Rahmen hinaus. Sie kritisieren, daß „der Beschwerdeführer“ auch nicht zimperlich ist und haben damit Recht (es trifft übrigens auch gelegentlich auf Sie zu). Aber weder Sie noch ich haben sich so oft und so ausdrücklich wie Wolff – jedenfalls mir gegenüber – auf diesem ebenso wie auf dem privaten e-mail-Kanal gegen Beleidigungen ausgesprochen. Und weder Sie noch ich haben uns in dieser Weise über Meinungsgegner geäussert. Die Wolff’sche Unterstellung hier ist unter diesem Motto kaum entschuldbar. Es ist schwer zu verstehen, daß er die vier Worte „es tut mir leid“ nicht über die Lippen bringt – und ebenso, daß Sie ihm nicht dazu raten können.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang übrigens daran, daß Wolff in einem ähnlich gelagerten Fall in umgekehrter Richtung vor wenigen Jahren sogar mal Strafantrag gestellt hat – und ich habe das damals für richtig gehalten.
Andreas Schwerrdtfeger
Von der Moralkanze herab, herrlich
Wi beziehe ich mich auf türkische Gastarbeiter, welche eindeutig niemals so bejubelt wurden, wie es bei den Syrern der Fall war?
Spanier wurden in früheren Jahren etwas positiver als andere große Migrantengruppen gesehen, Gründe wurden dargelegt.
Mir muss man nicht zustimmen, wo fordere ich dies?Sehen wir doch, ob die Europäer unbegrenzte Aufnahme begrüßen werden
Man sollte vielleicht einmal über einen besinnlichen Aufsatz hinweg ernsthaft über Barmherzigkeit nachdenken. Das Wort enthält ja zwei „Denklinien“ im Kontext dieses blogs:
1. Die erste ist verfahrenstechnischer Natur.
– Man kann nicht am Ende des Jahres von Barmherzigkeit reden, wenn man im Verlauf des Jahres eine Person (in diesem Fall Bischof Rentzing) gnadenlos verfolgt und beschimpft hat;
– man kann nicht anderen empfehlen, auf Beleidigungen zu verzichten, wenn man dann selbst ihre Meinung mit der Beleidigung kommentiert, sie gingen auch über Leichen;
– es ist unglaubhaft, jemandem vorzuwerfen (hier kürzlich in meine Richtung geschehen), man könne doch „so“ nicht über Unbekannte herziehen, wenn man dann selbst „so“ über Unbekannte herzieht (oder kennen Sie, Herr Wolff, Herrn Klausen – und würde es einen Unterschied machen?)
– es ist eben nicht glaubwürdig, wenn man in ideologischer Einseitigkeit zwei „Disziplinen“ – Religion und Politik – ständig miteinander gleichzusetzen versucht, obwohl ganz logischerweise unterschiedliche Grundsätze gelten müssen, und dann mit so feinsinnigen Unterschieden die eigene Heiligkeit untermauert wie: „Es geht nicht um moralische Überlegenheit, sondern um Moral.“
2. Und dies führt zur zweiten Denklinie mit der Frage, inwieweit Barmherzigkeit überhaupt eine politische Kategorie sein kann.
– Vor wenigen Tagen lief in der ARD die Filmchenserie von Schirach mit den Titeln „Gegen die Zeit“, „das Geständnis“ und „der Prozess“, in denen sich der große Schauspieler Klaus Maria Brandauer eher zum Zwerg gespielt hat. Es ging um die Frage, ob Folter erlaubt sei, um Menschenleben zu retten. Die Frage hat sich, wie wir alle sicherlich erinnern, mal einem Frakfurter Polizeibeamten real gestellt, er hat sie sich selbst in der Befürwortung der Gewaltandrohung beantwortet und wurde dafür gerichtlich verurteilt und bestraft. Es gab dazu einen Film, ebenso wie zu der bisher glücklicherweise nur theoretischen Frage, ob gekaperte Flugzeuge mit unschuldigen Insassen abgeschossen werden dürfen, wenn dadurch mehr Menschen gerettet werden könnten (zB in Stadien) – der Angriff auf die Twin Towers 2001 hätte diese Frage konkretisiert, wenn die Absicht der Entführer früher hätte erkannt werden können. Die Frage stellt sich ebenfalls in der ganzen Flüchtlingsdebatte (deren Hintergrund ja Kriege, Bürgerkriege, soziale Unruhen sind) insofern, als eben mindestens das Dilemma erkannt werden sollte zwischen einer harten und mit Opfern verbundenen schnelleren Problemlösung zu Beginn eines Konflikts nicht über die Zeit Opfer spart, anstatt das Problem durch Unentschlossenheit kochen zu lassen und langfristig immer mehr Opfer zu produzieren. Und schließlich stellt sich diese Frage jetzt ganz konkret in der öffentlich so genüßlich diskutierten Frage der „Triage“ – verzweifelte Entscheidungssituation, die eigentlich jedem seit Peter Bamm „Die unsichtbare Flagge“ im Bewußtsein sein könnte und die sich nicht für populistische Sensationsdiskussionen eignet.
– Alle diese Entscheidungssituationen sind verzweifelt. Es gibt für sie keine Blaupausen. Die Religion kann sie uns nicht beantworten, ebensowenig die Politik. Sie stehen alle unter der generellen Überschrift „Barmherzigkeit“. Man kann sie alle nicht mit ein paar lieben Predigten lösen und sich dann auf seinem Gewissen ausruhen bei gleichzeitiger Verteilung von ein paar Beleidigungen gegen Andersdenkende. Als Lösungsansatz bietet sich uns NUR das Recht. Und dieses Recht aber – das wissen oder zumindestens spüren wir alle – kann das herzzereissende Dilemma des Entscheiden-Müssenden nicht auflösen, es kann keine Gerechtigleit anbieten oder herstellen, es vermag nicht die offensichtliche und die Verantwortung erleichternde Lösung anzubieten – es kann nur in bürokratischem Sinne einen Rückhalt bieten, der dem Entscheider wenigstens sein Unrecht erleichtert, denn jede wie auch immer geartete Entscheidung ist in solchen Lagen Recht und Unrecht zugleich. Die einzige Szene im Schirach- Unterhalter war deswegen diejenige, wo der Anwalt dem Zeugen (den er zum Angeklagten machte, was das Gericht zuliess) zurief (sinngemäß), er habe strafbar gehandelt und müsse bestraft werden, aber er sei „ein Held“. Im konkreten Fall vor einigen Jahren (Frankfurt, Fall Metzeler) führte genau diese Argumentationslinie zu einer Strafmilderung.
– Die Beispiele zeigen, daß es nicht reicht, unter der Überschrift „Barmherzigkeit“ ein bißchen rumzuerzählen und seine religiöse Einsicht ungeschmälert auf politisch- juristische Problemlagen zu übertragen; und dies schon gar nicht, wenn man die eigene Barmherzigkeit nur als Tageserscheinung aufblitzen lässt und sein „Geschwätz“ von gestern praktischerweise vergisst (siehe Punkt 1). Die Politik stellt sowohl die Handelnden als auch die Kommentatoren (und hier versagen ja überwiegend unsere heutigen Medien komplett) vor Problemlagen, die mit religiösen Einsichten nicht zu bewältigen sind, was nicht heißt, daß diese Einsichten unbedeutend seien. Und sie stellt die Verantwortungs- und Entscheidungsträger vor Lagen, in denen sie wie auch immer Schud auf sich laden.
– Es ist ja vielleicht auch berechtigt zu fragen, ob nicht die zumindest sprachliche Einschränkung im Grundsatz Jesu „Liebe Deinen Nächsten“ nicht tatsächlich wörtlich zu nehmen ist: Singular und geographische Eingrenzung. Wenn es vielleicht im religiösen Sinne auch möglich sein könnte, „den“ Nächsten noch als Angehörigen der „Kategorie Mensch“ weltweit anzusehen, so ist politisch gesehen wohl eine Begrenzung in „Nähere“ und „Entferntere“ fast unvermeidbar, u.a. auch im Sinne von Altpräsident Gauck: „Die Ressourcen sind begrenzt“.
3. Fazit:
Barmherzigkeit, die man als religiöses Mantra vor sich herträgt und verantwortungslos in andere Domänen unreflektiert überträgt, die man – wenn’s gerade paßt – anderen zur moralischen Richtschnur macht, ohne sich selbst zu disziplinieren und ohne die wirklichen quälerischen Dilemmata auch nur in den Blick zu nehmen und ohne Schuld und Unschuld menschlicher Entscheidungszwänge IN DER POLITIK – im Gegensatz zur Kirchenpredigt (die natürlich durchaus ihre Berechtigung hat, aber nicht in solchem Kontext) – zu berücksichtigen, ist eine wertlose und heuchlerische Forderung. Barmherzig in der Politik ist es dagegen, das Machbare mit dem Wünschenswerten soweit in Einklang zu bringen, daß Schuld verringert und Unschuld vergrößert wird. In der Religion, lieber Herr Wolff, mag das anders sein – da sind Sie der Experte; in der Politik dagegen fehlt Ihnen die Bereitschaft zur Anerkennung der Realititen und der damit verbundenen Verantwortung. Insofern ist Ihr Beitrag hier als Predigt wunderbar; Ihre Reaktionen auf die Beiträge anderer sind beklagenswert.
4. Es wäre an der Zeit, daß Sie die Größe und den Charakter zeigten, für Ihre Entgleisung um Verzeihung zu bitten (siehe meine bisherigen Beiträge).
Mit herzlichem Gruß,
Andreas Schwerdtfeger
@Schwerdtfeger, Hr. Wolff hat Altbischof Rentzing keineswegs „gnadenlos verfolgt und beschimpft“. Hr. Wolff hat im Gegenteil eine sachliche Auflistung der Äußerungen Rentzings hier veröffentlicht:
http://wolff-christian.de/zusammenstellung-der-erklaerungen-vom-zurueckgetretenen-landesbischof-dr-carsten-rentzing-september-oktober-2019-und-eine-kurze-einschaetzung/
Auch hat Hr. Wolff dem Altbischof seine „Jugendsünden“ zwar vorgehalten, jedoch mit Recht auf die teilweise Weigerung Rentzings hingewiesen, diese Ansichten heute zu korrigieren.
Danke. Genau so ist es.
Sie wissen genau so gut wie ich, Herr Plätzsch, daß Herr Wolff nicht EINEN Beitrag in dieser Causa veröffentlicht hat, sondern immer wieder – und auch längst noch NACH Rentzings Rücktritt den Mann verfolgt hat – und ich äußere mich damit nicht zur Berechtigungsfrage in dieser Sache sondern ausschließlich zur Verfolgung, zum Nachtarocken, zur selbstherrlichen Alleinvertretung. Da nützt auch Wolffs nachträglicher Dank an Sie nicht sehr viel.
Im übrigen haben Sie wohl vergessen, Herrn Wolff zur allfälligen Entschuldigung zu mahnen für seine schon außergewöhnliche Beleidigung jetzt an einen Mitdiskutanten, die ich Ihnen gerne noch einmal zitiere: „„Wer so … redet, … der geht – wenn’s drauf ankommt – über Leichen und will dabei nicht gestört werden.“ Wer so „argumentiert“ unter der Überschrift „demokratischer Diskurs und Menschenwürde“, der darf nicht gleichzeitig Moral für sich in Anspruch nehmen und schon gar nicht so empfindsam sein, wie es Wolff gerne in Bezug auf sich selbst ist. Rentzings war eine „Jugendsünde“, Wolff spricht in der Gegenwart, in reifem Alter und nach Dekaden seelsorgerischer Berufsausübung! Und er hat nicht die Charaktergröße, um Verzeihung zu bitten.
Im übrigen aber ging mein Beitrag, wie Sie sicherlich erkennen, weit über die Causa Rentzing hinaus.
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Herr Wolff,
um meinen Nächsten zu lieben wie mich selbst, dazu muss ich erst mal mich selbst lieben, und ich glaube, das tun viele gar nicht.
Liebe ich mich nicht selbst oder besser gesagt, bin ich nicht glücklich, dann kann ich auch keine Liebe und kein Glück geben.
Ich habe in den letzten Stunden darüber nachgedacht, ob ich mich liebe. Ich weiß es nicht. Ich habe das aus jener Perpsektive noch nie hinterfragt.
Ich habe zutiefst geliebt, ich wurde zutiefst geliebt, nur einmal in meinem Leben, ein wundervolles Glück, das nicht allen Menschen widerfährt, und für beides bin ich unendlich dankbar.
Aber ob ich mich selbst liebe???? Kann man das überhaupt? Wie soll das gehen? Mich morgens vor den Badezimmerspiegel zu stellen und mich selbst küssen?
Sollte „sich selbst lieben“ bedeuten, dass ich auf meine Gesundheit (Ernährung, etwas Sport treiben) achte, auch auf meine äüßerliche Erscheinung (sauber, rasiert, gekämmt, nicht schlampig gekleidet), ja, dann „mag“ ich mich, aber LIEBEN????
Nein, ich liebe mich nicht, aber ich mag mich, so wie ich bin, sogar mit allen Fehlern eingeschlossen. Gegen einige kämpfe ich an (gefallen mir nicht) und andere toleriere ich, akzeptiere sie sogar.
Ich bin ein Mensch, der lieber schenkt als beschenkt zu werden. Natürlich freue ich mich über Geschenke, die ich erhalte, aber weit mehr freue ich mich, wenn meine Geschenke Freude machen, und ich dann in ein strahlendes Gesicht schaue.
Vielleicht ist das auch so eine Art „Nächstenliebe“.
Liebe Grüße.
Rodolfo Beceiro
Liebe Damen, liebe Herren,
ich verstehe jetzt nicht ganz den mitunter harten Ton, der hier angeschlagen wird, und ich verstehe auch nicht, warum das Flüchtlingsthema hier auf einmal auftaucht. Dass man, sprich wir, geflüchteten Menschen helfen muss und sie nicht im Mittelmeer ertrinken lassen kann, das hat nichts mit Politik oder Religion zu tun. Das ist menschlich! Wenn mein Nachbarskind in den Fluss fällt, springe ich rein, um das Kind aus dem Wasser zu ziehen, Und wenn ich einem in der Nachbarschaft lebenden aus seiner Heimat geflüchteten Menschen helfen kann (ich war als Dolmetscher bzw. Sprachmittler, auch ehrenamtlich und als DaZ-Lehrer tätig), dann mache ich das. Das hat nichts mit Barmherzigkeit zu tun sondern höchstens etwas mit Mensch sein.
Und abgesehen davon: Wo fängt denn der Begriff „Flüchtling“ an und wo hört er auf? Was bin ich denn, der vor sieben Jahren in dieses Land kam und meine Heimat Spanien wegen der Wirtschaftskrise verließ, weil mein Ehemann arbeitslos wurde, als Gehörloser absolut keine Chance bestand, dass er jemals wieder eine Arbeit bekommen würde, und ich als freiberuflicher Übersetzer und Dolmetscher nicht mehr genug verdiente, um uns beide zu ernähren.
Meinen Sie vielleicht, wir hätten unsere Heimat verlassen, unser Zuhause aufgegeben, unsere Freunde verlassen, weil es uns Spaß gemacht hat? Meinen Sie, es ist uns leichtgefallen als Ausländer und obendrein noch als „schwules“ Ehepaar hier in Deutschland neu anzufangen, Arbeit zu suchen, eine Wohnung zu suchen, im Falle meines mittlerweile verstorbenen Mannes – und das als Gehörloser – eine Fremdsprache zu erlernen? NEIN!
KEIN Mensch verlässt seine Heimat aus Spaß an der Freude. Ich habe das nicht nur selbst erlebt, sondern ich sehe das hier ganz nah bei einer befreundeten afghanischen und einer venezolanischen Familie. Beide Familien haben zwar (kaum) finanzielle Sorgen, aber sie LEIDEN. Warum? Weil sie NICHT in ihrer Heimat sind und hier oftmals dank Aussehen und noch fehlendem Sprachwissen „schief“ angeguckt oder gar angepöpelt werden.
Lese ich dann hier Worte wie „MASSENeinwanderung“, dann weiss ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll:
Ich kann mich noch ganz genau an zwei Momente erinnern, und das sind folgende:
1. Als 1989 die Mauer fiel und westdeutsche Bürger Schokoladentafeln hinter die Scheibenwischer ostdeutscher Trabbis steckten. Ich sah es im spanischen Fernsehen.
Da dachte ich: „Ooooh, wie lang wird diese Willkommensfreude wohl anhalten“
2. Als 2015 am Hauptbahnhof München Flüchtlinge mit lautem Hallo, Applaus und großen „Welcome-Fahnen“ begrüßt wurden, da dachte ich genau das gleiche.
Das Resultat und was daraus geworden ist, das sieht man ja, leider auch hier in einigen Kommentaren.
Was bin ich also? Ein Flüchtling, und sei es „nur“ ein sogenannter Wirtschaftsflüchtling?
Viele Grüße vom spanischen Flüchtling,
Rodolfo Beceiro
Werter spanischer Freund, ich verstehe jetzt Ihre Bezroffenheit nicht
Eu-Bürger sind keine Flüchtlinge, danke und aus!
Italiener usw wurden nie so geknuddelt wie die Syrer, was viele Ausländer in diesem Land auch nicht prickelnd fanden
Ich erlaube mir, 2 Millionen und mehr Flüchtlinge innerhalb von höchstens 4-5 Jahren als Masseneinwanderung zu berechnen
Ich war übrigens damals auch in der Flüchtlingshilfe aktiv
Spanier hatten es übrigens einfacher in der BRD als Italiener oder Polen, die Vorbehalte waren ihnen gegenüber niedriger , die Bildung höher
Ich wünsche Ihnen und Ihren Lieben noch einen frohen und gesunden Dreikönigstag und ein gesundes und zufriedenes neues Jahr
Dieser Text zum Jahreswechsel von Christian Wolff hat mich in mehrfacher Hinsicht betroffen (gemacht). Zwischen den Jahren hatte ich unerwartet Gelegenheit darüber nachzudenken, was alles plötzlich zusammenbrechen kann (auch ohne Corona), was wirklich wichtig, was nebensächlich ist, was (für mich persönlich) änderungsbedürftig, intensiviert oder abgelegt werden muss/sollte.
Christian’s Gedanken zur Barmherzigkeit wurden für mich auf der Intensivstation im UKL direkt nachvollziehbar, waren hilfreich und gaben Orientierung. Selten war ich ihm und einigen anderen in Gedanken so nah wie in der letzten Woche; ein ganz großes Dankeschön dafür, Christian! Ich hatte wunderbarerweise großes Glück (vielleicht göttlichen Segen?) und fühle mich inzwischen wieder sehr gut.
So kommt mir einiges, was in diesem Blog bislang an Argumenten, Einsprüchen oder Vorwürfen geschrieben wurde – vorsichtig ausgedrückt – unangemessen vor.
Allen Blog-Mitdiskutanten und interessierten Lesern ein gesundes und glückliches 2021!
Lieber Herr Käfer,
ich freue mich mit Ihnen, daß Sie aus der Klinik zurück sind und wünsche Ihnen von Herzen, daß Sie vollständig genesen sind.
Mit „vorsichtig ausgedrückt – unangemessen“ meinen Sie sicherlich Herrn Wolffs Beitrag: „„Wer so … redet, … der geht – wenn’s drauf ankommt – über Leichen und will dabei nicht gestört werden“ und wir stimmen überein (was ja nicht heißt, daß man die Meinung von Herrn Klausen teilen muß). Sicherlich werden auch Sie Herrn Wolff drängen, Charakter zu beweisen und sich zu entschuldigen.
Andreas Schwerdtfeger
Dir, lieber Christian und allen mutwillig in diesem Blog versammelten Konstruktiv-Kommentator*innen, Humorvollen, Empathischen, Realisten und Aufrührerischen ein gutes, hoffnungsstarkes, lichthelles und gesegnetes Jahr 2021, vor allem aber DANK an Dich, Christian, für Deine klare und, selbsredend, nicht jedem Interessierten passenden, kritische Stimme in dieser unserer durchaus ambivalent zu betrachtenden Gegenwart.
Was die Barmherzigkeit betrifft, kann die von Chr. Wolff zitierte „Bergpredigt“ jedem, will man es, Lebenswegweisung sein – mit einiger Fantasie weist sie, will man es so, in Richtung unserer Verfassung.
Und was die Merz`schen Einlassungen zur Flüchtlingsproblematik betreffen (sprich: Wahlkamparena eines für zukünftig entscheidende Führungsaufgaben ambitionierten CDU-Mannes), gerät er rasch, wenn man es so sehen will, in Widerspruch zum Grundgesetz, s.a. Artikel 1-5, und er ignoriert mit seinen Wahrnehmungen die politischen Realitäten.
Übrigens vermeide auch ich es, mich am „C“ abzuarbeiten, vielmehr gilt doch, was aktiv agierende in Verantwortung stehende Politiker, Wissenschaftler, die Kirchen in problematischen Zeiten – und die umgeben uns gerade erneut heftig – von sich geben (der Grundsatz gilt: erst denken, dann reden, schreiben) .
Werter Herr Schwerdtfeger – ab und zu wünschte ich mir, Politiker würden sich wenigstens ansatzweise der Empathie hingeben; menschliche Regungen sind allemal sympathisch und dem nötigen Diskurs gut tun, zumal in jedem Politiker ja ein Mensch steckt und er mit seinen öffentlichen Äußerungen, z.B. dem Souverän gegenüber, durch gelegentliche Gefühlsregungen mehr Verständnis entfacht als mit kalter Polit-Rhetorik.
Es ginge menschlicher, verständnisvoller zu und würde zudem Vertrauen schaffen – momentan betreffs der Covid-19-Realität spüren wir allesamt arges Durcheinander infolge auch durch ziemlich erkennbare Unwissenheit der Redenden zu Details im Umgang mit der Corona-Krise (Sie beschreiben es ja).
Bleiben wir allesamt wachsam in unseren Äußerungen – wohl ein Akt der gegenseitigen Barmherzigkeit.
Ein GUTES JAHR 2021 – Jo.Flade
Sie haben vergessen, Herr Flade, Ihren Freund Wolff darauf hinzuweisen, daß eine Entschuldigung fällig ist angesichts seines unrühmlichen Ausfalls gegen eine andere Meinung und seines Kampfes gegen Beleidigungen. Gerade ein Musterbeispiel an Frömmigkeit und Nächstenliebe, wie Sie es doch sind, könnte hier Gutes bewirken nach Ihrem doch so anheimelnden Motto: „menschliche Regungen sind allemal sympathisch“.
Ich grüße Sie,
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Herr Wolff,
danke!!!!
Sie haben mir mit dem Satz „Trauer kann egoistisch machen“ sehr geholfen, denn Trauer um den geliebtesten Menschen, den man durch den Tod verloren hat, und dessen plötzlicher Herztod, von einem Moment auf den andren gar alles umkprempelt, sämtliche Zukunftspläne zunichte macht, das macht wirklch egoistisch.
Seit dem 29. August 2020, als ich den liebsten Menschen verlor und mehr oder weniger noch unter Schock den Trauergottestdienst und die Beisetzug der Urne auf dem Südfriedhof zu Leipzig wahrnahm, sah ich wohl nichts anderes mehr als meine eigene Trauer, meinen eigenen Schmerz. Alles andere geriet in den Hintergrund.
Ein Egoist war ich wohl nie, entspricht wohl nicht meiner Natur, und ein Egoisit möchte ich auch nicht werden, aber durch diese Trauer geriet ich während der letzen Monate in Gefahr, einer zu werden.
Ich sah nur mich. Und ich muss gestehen, dass hier und da immer noch Momente auftauchen, in denen ich nur MICH und den Verlust meines Jordis sehe.
Trauer macht egoistisch, das ist klar!
Aber warum? Ich weiss nicht, ob ich richtig liege, habe aber die Vermutung, dass Tod und somit Trauer in der „westlichen, christlichen“ Welt mehr und mehr verdrängt wird. Über den Tod „spricht man einfacht nicht“. Das „gehört“ sich nicht! Lieber verschweigen und mit dem überlichen Satz „Zeit halt Wunden“ abtun ´, um dann zum gewohnten Tagesablauf überzugehen.
Nein, so ist es halt nicht.
Früher sprach man von einem „Trauerjahr“. Ein Jahr mag für einige reichen, für andere sind es mehr Jahre, vielleicht für immer, aber das sieht diese „genormte Gesellschaft“ nicht vor, denn wir Menschen haben zu „funktionieren“, wie eine Maschine.
Nochmals danke für „Trauer macht egoistisch“. Aber wundert es uns? Wir Menschen sind doch egoitisch, von der Wiege bis zur Bahre.
Lieber Herr Beceiro, ja, wir Menschen sind nicht nur egoistisch, wir müssen es auch sein. Darum heißt es im Gebot der Nächstenliebe: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Aber: Der Egoismus wird dann zu einem Problem, wenn ich den Anderen nicht mehr im Blick habe und nur noch mich und meine Probleme sehe. Beste Grüße Christian Wolff
Und ein Nachtrag zur Frage der „Beleidigung“. Da hat einer eine andere Meinung als Herr Wolff und wie kommentiert dieser? „Wer so … redet, … der geht – wenn’s drauf ankommt – über Leichen und will dabei nicht gestört werden.“ Das schreibt jemand, der „Barmherzigkeit“ fordert und Beleidigungen ablehnt! Toll!
Andreas Schwerdtfeger
Werter Herr Scheerdfeger,
Vorab ein gesundes und zufriedenes neues Jahr für Sie und Ihre Lieben
Besten Dank für Ihr Einbringen!
Ich bin nur seit einigen Jahren empört darüber, dass Politik zu Lssten Anderer gemacht wird
Wer befragt die Europäer, ob sie ihre Gesellschaften durch Massenzuwanderung, die hier begrüßt wird, verändert sehen wollen
Mit dem GG zu kommen schwierig, da das Asylrecht meist nicht greift und so eh nicht gedacht war!
Werter Herr Schwerffeger,
Ich unterstelle niemanden schlechte Absichten ,tritt er als Pastor für Masdeneinwanderung ein
Ich erbitte mir nur mehr Realismus in der politischen Debatte bis in wachsende Teile der Union wurde so getan, als könnte die BRD mit etwas guten Willen unbegrenzte Zuwanderung von außen aufnehmen ja als müsste sie es per GG, was ein Irrsinn.
Bleiben Sie mit gesund
Barmherzigkeit ist keine politische Kategorie, lieber Herr Wolff. Gefühl und Leidenschaft, also Barmherzigkeit, sind schlechte politische Ratgeber. Politik muß vielmehr vernünftig handeln und das heißt, sie muß Ziele mit Möglichkeiten in Übereinstimmung bringen. Deshalb kann man Ihrem Aufruf unter dem Aspekt zustimmen, daß wir als Einzelne so handeln sollten – „Empathie für den Nächsten, Rücksicht nehmen, vom Anderen her denken“ (was übrigens zB humorlose Beitragende, die anderer Leute Meinung in die Nähe von Krankheiten rücken, oder Leute, die Beleidigungen in ihrem blog ablehnen, aber dann zwischen Beleidigungen des einen und des anderen unterscheiden, so vorbildlich tun). Auch den „hilfsbedürftigen Nächsten in den Mittelpunkt stellen“ ist eine vielschichtige Forderung, die auf der Ebene des einzelnen sicher richtig ist, auf der Ebene politischen Handelns für Staaten jedoch erstmal definiert werden muß und offensichtlich zu anderen Schlüssen führt. Als konkrete politische Handlungsmaxime taugt dies alles nur insofern als Probleme dadurch gelöst werden und nicht verlängert und verschleppt. Die Herren Assad und Maduro sind typische Beispiele dafür, wie Barmherzigkeit ohne realistisches politisches Konzept über die Zeit in ihr Gegenteil verwandelt wird. Und diejenigen, die sich pharisäerhaft immer am „C“ im Namen der konservativen Parteien abreiben, zeigen damit nur, daß sie eine bestimmte, zum Glück aber keineswegs alleinige Interpretation dieses „C“ als allgemeinverbindlich festlegen wollen und Ihrer Kritik, „dem eigenem Bedürfnis, der andere möge sich gefälligst so verhalten wie ich selbst und wie es meiner Überzeugung entspricht“, verfallen sind.
Ganz absurd wird Ihr Text ja in seinem Abschnitt zu der „Behandlung von Kranken“. Es bedarf schon der Erklärung, warum derjenige, der sich absichtlich unsolidarisch verhält, Barmherigkeit und Solidarität der Gemeinschaft beanspruchen darf. Die augenblickliche alberne Diskussion über „Sonderrechte und Privilegien“ ist ein typisches Beispiel für die Perversion des Denkens einiger hierzulande. Es gilt zu unterscheiden zwischen „Gerechtigkeit“ und „Gleichmacherei“ – Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen sind unter dem Prinzip „Gerechtigkeit“ eben jeweils anders zu behandeln (wir machen das zB auch beim Führerschein: wer ihn hat darf fahren; wer ihn nicht hat eben nicht).
Ein gutes und gesundes Neues Jahr allen hier im blog, den Humorlosen ebenso wie den Gefühlsbetonten, den Visionären und eben auch den Realisten, die wir beide brauchen.
Andreas Schwerdtfeger
Nur eine Bemerkung: Vernunft und Barmherzigkeit, vernünftig handeln und barmherzig sein, sind keine Gegensätze. Sie bedingen sich vielmehr. Christian Wolff
In der Religion ja; in der Politik nicht bzw mit anderen Maßstäben – leider, lieber Herr Wolff. Wie ein Beitrag richtig ausführt: Sie unterscheiden nicht zwischen Religion und Politik, was eben ein grundsätzliches Manko ist bei Ihnen.
Es fehlt mir in Ihrer Reaktion die allfällige Entschuldigung für Ihre Beleidigung eines, der nur eine andere Meinung hat als Sie, denn für den von mir kritisierten Beitrag Ihrerseits kann man sich ja nur schämen, besonders als Pfarrer, der Beleidigungen ablehnt. Hier könnten Sie Größe zeigen – aber …? Wer toleriert, daß andere Meinungen als „krank“ bezeichnet werden, wer Meinungsgegner öffentlich unterstellt, sie gingen auch über Leichen, der disqualifiziert sich schon in besonderer Weise. Sie haben das vor längerer Zeit mal bei mir gemacht und sich vor einer Entschuldigung gedrückt – hier ist Ihre zweite Chance!
Andreas Schwerdtfeger
Ein gesundes und zufriedenes neues Jahr an usern4
Wer dauernd mit dem Leid der Flüchtlinge kommt, der will mehr in die EU holen Ehrlichkeit bitte
Herrr Merz hat jetzt die richtigen Antworten auf solche Forderungen gegeben
Natürlich darf der Bürger kritisch sein, die Schutzheilige der Syrer ist nicht außerhalb jeder Kritik
na, Herr Klausen, etwas zynisch unterwegs hier?
über Merz will ich denn einstweilen lieber nix sagen, außer: er findet die Fettnäpfchen mit beunruhigender Sicherheit. Eine Besinnung auf das „C“ wäre dringend geraten.
MfG
Wieso? Ist es sozial, den ärmeren Europäern junge Männer vor die Nase zu setzen?
Da Sie ja Theologe sind, sonst wäre das Gerede über Merz anmaßend, gebe ich den Rat, nicht Politik mit Religion zu verwechseln
Wer so kalt und herablassend über Migration redet, dem geht es weder um Politik noch um Religion und schon gar nicht um Moral – der geht – wenn’s drauf ankommt – über Leichen und will dabei nicht gestört werden. Christian Wolff
Moralische Überlegenheit bitte sparen
Es geht nicht um moralische Überlegenheit, sondern um Moral.
Dem Anderen Moral abzusprechen ,naja
Mein zweiter Kommentar war übrigens eine Antwort auf einen anderen User, nicht auf den Theologen Wolff
Ich finde es übrigens sehr einfach, in der Flüchtlingskrise immer nur mit Aufnahme kommen zu wollen
Die Zeit von 2014- 2018 wird nicht wiederholt oder es wird in vielen Ländern krachen, kann niemand wollen
Ich finde, die jüngsten Vorgänge in Amerika bestätigen Ihre von manchen als Beleidigung empfundene Position. Ein kaltherzig über menschliche Probleme urteilender Präsident (dem Titel nach, nicht der Würde und der sozialen, emotionalen und intellektuellen Kompetenz nach) kann demokratische Entscheidungen nicht akzeptieren und befördert unbarmherzig durch Anstacheln das Niedertreten und Töten der Demokratie seines Landes – zwecks Erhalt seiner Macht. Das hat auch Tote gefordert – Leichen – über die zu gehen, billigend in Kauf genommen wird. Das ist mein Problem mit politisch Konservativen und rechter, dass viele von ihnen demokratische Ergebnisse nur akzeptieren, wenn sie zu ihrer Mehrheit führten. Andere Ergebnisse werden nicht selten in Frage gestellt, als wohl nicht ganz sauber zustande gekommen gewähnt. Das ist m. E. konservativ-elitäre Hybris. Ich erinnere noch gut, wie schwer sich viele in der CDU und auch der Mende-FDP mit dem Regierungswechsel 1969 taten, wie sie 1972 versuchten, den, der in Polen kniete, politisch in die Kniee zu zwingen. Und die Konservativen hier im Forum, die Ihre angebliche Unbarmherzigkeit durch Eindeutigkeit beklagen, die seien erinnert, das Jesus nicht (nur) den Frieden brachte, sondern auch das Schwert – nicht physisch, vielmehr intellektuell. Für mich in der bildhaften Sprache seiner Region das Bild dafür, dass über seinen Anspruch auch Entzweiung entstehen kann und wird. So wie auch das Hinhalten der linken Wange auch bildlich, also nicht physisch zu verstehen ist. Es gibt nix, für das um Entschuldung gebeten werden müsste.
Norbert Sinofzik, Rheinstadt Uerdingen
Woher wollen Sie wissen, daß wir das müssen, lieber Christian Wolff?
„Obwohl vor einigen Tagen die Impfkampagne zum Schutz gegen das Coronavirus begonnen hat, müssen wir weiter mit Einschränkungen leben.“
Vielleicht sind wir nur einseitig informiert? Und vielleicht kommen kritische Experten nicht genug zu Wort in den Medien wie zum Beispiel Matthias Schrappe und Klaus Stöhr?
https://www.focus.de/gesundheit/news/matthias-schrappe-im-focus-online-interview-medizin-professor-lockdown-politik-ist-endgueltig-gescheitert-das-raecht-sich-bei-impfung_id_12780854.html
https://www.n-tv.de/wissen/Epidemiologe-nennt-Corona-Strategie-illusorisch-article22251385.html
Ein Pro und Contra, ein Für und Wider und ein Hü und Hot der Experten und hochdotierten Spezialisten im Durcheinandertal der Hysterie! Sind noch mehr der klugen interessengeprägten „Diskussionen“ wirklich wünschenswert in einem Ausnahmezustand? Da wünscht man sich doch eher vor lauter Wirrwarr nur noch Eins: Die „Künstliche Intelligenz“ möge schnellstens in Erscheinung treten und alles richten, (das aber demokratisch, bitteschön) da es an der Natürlichen hapert. Ist denn die hochgepriesene „KI“ seit dem Scheitern mit Remdesivir ganz in Vergessenheit geraten? Wir wollten doch … ?
Da kann man nur noch hoffen, dass Herr Merz das KK-Rennen macht, und in Folge dessen die CDU für die nächsten gefühlten hundert Jahre abgewählt wird. Denn diese Zeit wird sie dazu brauchen, um das beim Parteitag ab- und weggetragene -C- zu suchen.
Ich wünsche Ihnen Herr Wolff ein gesegnetes und gesundes neues Jahr, wie auch allen Anderen. Auch danke ich Ihnen für die Bekanntgabe der Jahreslosung und besonders auch für Ihre trost- und haltgebenden Worte.
Lieber Christian Wolff,
danke für den eindringlichen Hinweis auf die Orte des wahrhaft großen Leids in dieser Welt. Wir sind in unserem Land denn doch wirklich behütet und komfortabel bewahrt und ich kann beim besten willen nicht erkennen, dass wir wirklich Grund zur Klage hätten. Auch die Kontaktbeschränkungen kann ich nicht als bedrohlich wahrnehmen. In jeder Hinsicht erkenne ich ein üppiges Maß von Möglichkeiten, diese „Beschränkungen“ „kreativ“ zu kompensieren. Ich jedenfalls fühle mich in Grund- und Freiheitsrechten nicht wirklich empfindlich eingeschränkt. Es ist wohl die Einsciht, dass mir die konkrete Situation einen besonderen Beitrag abverlangt. Das ist das mindeste, was zu tun ich bereit bin. Und gerade deshalb ist der Blick nach Griechenland und anderswo mehr als beunruhigend und beschämend. Und es gibt noch eine Menge mehr an höchst notwendigen Blickwinkeln….
In diesem Sinne : ein wirklich gutes und wirklich NEUES Jahr! Ihnen persönlich alles Liebe und Gute.
Herzlichen Gruß
Thomas Weiß
Nach der Lektüre dieser Gedanken fiel mir spontan Dietrich Bonhoeffers Satz „Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen sind keine christlichen Haltungen!“ ein. Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingssituation in Griechenland und Bosnien – stellvertretend für alle in der Welt – fallen mir konkret Herr Seehofer und die EU-Politik ein. Hätte der barmherzige Samariter erst überlegt, was für ein Signal er mit seiner alleinigen Barmherzigkeit setzt, dann läge der unter die Räuber gefallene wohl heute noch da. Und ja, Barmherzigkeit kostet auch Geld. Das wusste auch schon der barmherzige Samariter: „35Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme.“ (Lukas 10,35) Keine/r muss sich dieser Haltung verpflichtet fühlen, doch die, die sie werbeträchtig im Parteinamen als „C“ führen oder pathetisch als „Werte des christlichen Abendlandes“ wie eine Monstranz verbal vor sich her tragen, die sollten in ihren Taten und im Hinschauen etwas von dieser „christlichen Haltung“ zumindest in Ansätzen konkret sichtbar werden lassen.
In diesem Sinne ein wach barmherziges Jahr 2021 wünscht
Norbert Sinofzik, Rheinstadt Uerdingen
Danke – Christian!
Mich hat heute die Überschrift geärgert in Spiegel-online über das, was zum Impfstart nicht geklappt hat. Da hilft ein Blick wie du schreibst in die Flüchtlingslager oder nach Venezuela oder Bergkarabach. Barmherzigkeit ist eine gute Orientierung für 2021.
Ubi caritas et amor , deus ibi est….
(Wo Liebe und Güte/Barmherzigkeit sind, da ist/wohnt Gott)