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Abschiedssymphonie – eine kritische Nachlese zum Festakt „800 Jahre Dresdner Kreuzchor“

Am Freitag war der große Tag: 800 Jahre Dresdner Kreuzchor. Der feiert aber nicht allein, auch die Kreuzschule und die Kreuzkirche begehen das 800-jährige Jubiläum. Jedoch: gefeiert wird nicht gemeinsam. Denn beim Festakt in der Semperoper geht es nur um den Kreuzchor – reduziert auf drei Ziffern: 800 (http://www.mdr.de/kultur/achthundert-jahre-kreuzchor-100_zc-06488b8e_zs-c4ccce35.html). Kreuzschule und Kreuzkirche sind nicht präsent, das Kreuz und die Kirche, die Marke und der Ursprungsort scheinen vergessen. In keiner der drei Reden war auch nur ansatzweise eine Reflexion über den Namen des Chores zu hören. Was sich schon seit Wochen abzeichnete, fand in der Semperoper seine Fortsetzung: der lange Abschied von der Kirche und ihren Glaubensgrundlagen. Schon das neue Erscheinungsbild des Kreuzchores ist vom Ur-Logo der Christen bereinigt. Die Einspieler in der Oper machen das überdeutlich: ein clipartiger Bildwechsel in Großeinstellung von Kruzianern zu Konzertsälen zu Auftrittsorten in aller Welt zu sächsischer Qualitätsproduktion wie Meißner Porzellan, unterlegt mit Filmmusik der billigen Art. Ja, sogar die Kreuzkirche wurde gezeigt, aber das Kreuz auf dem Turm fällt dem Bildschnitt zum Opfer. Der VW-Phaeton aus dem ersten Imagefilm musste allerdings herausgenommen werden. Denn er wird nicht mehr produziert. Dafür steht jetzt der sächsische Wein von den Elbhängen für … ja, für was eigentlich? Amen oder Prost? Die Reden, unterbrochen von Motetten-Clips des Chores, wabern zwischen dem Beschwören der Werte, des guten Dresden, der christlichen und humanistischen Tradition und verharren dennoch im Ungefähren – so wie der Kreuzchor im ersten Teil des Festaktes hinter wallenden Satinstreifen verschleiert bleibt. Alles bewegt sich an der Oberfläche, weil niemand eintauchen will in die Historie mit all ihren Einbrüchen und Aufbrüchen. Daran ändern auch die historischen Parallelen zur Gründungszeit des Chores nichts, die der Festredner, Bundestagspräsident Norbert Lammert, bemüht aufzuzeigen versucht. Sie stehen aber beziehungslos, leblos im Raum, weil nichts angesprochen wird von dem, was den Kreuzchor hält und trägt: das Kreuz Jesu Christi. Wäre es da nicht angemessen gewesen, wenn der zweite Mann im Staat die Bedeutung des Kreuzes in einer säkularen, multireligiösen Gesellschaft reflektiert und in diesem Zusammenhang den wichtigen Satz „Wenn die Mehrheit schweigt, dröhnt die Minderheit“ ausgerufen hätte? Wären nicht gerade an diesem Ort die Motetten von Heinrich Schütz aus der „Geistlichen Chormusik“ von 1648 angemessen gewesen, diese in Musik gefasste Notration der biblischen Botschaft für die menschliche Existenz? So aber fehlen jede Begeisterung, jede freudige Festigkeit, jeder Tiefgang.

Nach dem „Dona nobis pacem“ aus Bach`s h-Moll Messe folgt dann der Choral „Nun danket alle Gott“. Kantor Kreile hatte schon in seiner Dankesrede zum Mitsingen eingeladen. Bei der 2. Strophe gehen die Kruzianer von der Bühne ins Parkett der Oper, um die Festgäste zum Mitsingen zu animieren. Doch die bleiben stumm: erstaunt-unsichere Blicke ins Nirgendwo statt offener Münder. Schon bei den letzten Tönen der dritten Strophe verlässt der Chor den Saal. Eine Abschiedssymphonie der besonderen Art. Das war’s aber noch nicht. Nun ist das Wort der Kirche dran – in Abwesenheit (!) des Jubilars. Oberlandeskirchenrat Dr. Peter Meis hätte es in der Hand gehabt, in wenigen Worten all das nachzuliefern, was geschnitten, versäumt und verschwiegen wurde. Doch es folgte nur ein pseudospirituelles Wortgeklingel über das „Aufatmen“, den Segen. Den spendet er dann auch, doch die Kruzianer erreicht das nicht. Sie sind schon unterwegs. Was für eine Karikatur dessen, worauf es eigentlich ankommt:das gesungene Wort Gottes, die Verantwortung der christlichen Gemeinde für die Stadt, der Beitrag der Kirchen zur Bildung. Dass eine Kreuz-, eine Landeskirche zulässt, dass das Jubiläum des Kreuzchores in der Semperoper in einer Dramaturgie gefeiert wird, die in jeder Sequenz aufzeigt, dass hier nichts stimmt – das ist ein mittlerer Skandal und des Jubilars wie des Jubiläums unwürdig. Man kann nur hoffen und wünschen, dass dies alles in der Festwoche von Kirche, Schule und Chor im April eine deutliche Korrektur erfährt.

Nachtrag: Vielleicht wundern sich der eine oder die andere darüber, dass dies schon der zweite kritische Beitrag zum Jubiläum des Dresdner Kreuzchores ist (der erste unter http://wolff-christian.de/ein-philosoph-der-kreuzchor-dresden-und/). Vielleicht denkt auch mancher, dass sich hinter meinen Gedanken nur eine konkurrenzbestimmte Nörgelei aus Leipzig und dem Umfeld des Thomanerchores verbirgt. Hindern kann ich niemanden an solcher Kritik. Aber die Beweggründe sind andere: Ich bin erschrocken darüber, wie weit inzwischen die Selbstsäkularisierung, die Selbstbanalisierung, die Selbstentmutigung der Kirche gediehen ist – und das an einem Ort, wo man in dem – leider trügerischen – Selbstbewusstsein lebt, lutherische Traditionen so hochzuhalten wie nirgends sonst in Deutschland. Doch in Wahrheit wird nur ein beängstigender Mangel an fundamentaler Theologie, Überzeugungskraft des Glaubens und gesellschaftspolitischer Wachheit offenbar.

8 Antworten

  1. Lieber Herr Wolff,
    habe eher zufällig ihre Reflexionen über die „Abschiedssymphonie“ des Kreuzchores gesungen und kann Ihnen in Ihren Einschätzungen (jedenfalls nach dem, wie sich dieses Jubiläum mir durch die Medien darstellte) nur zustimmen. Ja, das ist signifikant für die Selbstbanalisierung der Kirche. Schlimm ist, dass das von allen maßgeblichen Seiten so gewollt wird. Und weil man es allen recht machen möchte – inklusive dem wachsenden Sponsorenpool – katapultiert man sich in die gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit. Und dabei hätte das Singen „vom Kreuz“ so viel Heilsames zu verkünden…
    Was allerdings die Repliken des Herrn Schwerdtfeger angehen, verwundert es schon sehr, dass sie Ihnen Beliebigkeit und Schwammigkeit vorwerfen will. Zum einen, weil Sie für das Gegenteil Partei ergreifen. Zum Anderen, weil die Schwerdtfegersche Argumentation Luthers Unterscheidung der zwei Reiche auf eine Weise ins Spiel bringt, um als rechtgläubiger Lutheraner eben genauso eine politische Positionierung vorzunehmen, die man den anderen vorwirft – nur eben auf der anderen Seite. Nach dem Motto: als Christ brauche (soll, darf..) ich politisch nicht christlich denken und handeln, und mache es dann auch nicht – mit allen Konsequenzen. Wahrscheinlich unterstelle ich Herrn Schwerdtfeger zu viel, aber in den rechtskonservativen Kreisen, die es in unseren Kirchen ja gibt, ist das nicht zu überhören.
    Danke für Ihr klares Wort.
    Herzliche Grüße
    Christoph Gutsche, Pfarrer

    1. Eine kleine Anmerkung: Nach meiner relativ umfangreichen Erfahrung mit Sponsoren, Unterstützern, Spendern erwarten diese am aller wenigsten eine Selbstaufgabe. Vielmehr sind sie für jede Profilierung dankbar. Von Sponsoren, die inhaltlich Einfluss nehmen wollen, sollte man sowieso die Finger lassen – nach dem Grundsatz: Wir brauchen Geld, aber wir sind nicht käuflich.

  2. Es ist schon bemerkenswert, lieber Herr Wolff, wie Sie immer wieder ausweichen:
    – Was soll die Kirche anderes beitragen als Liebe, fragen Sie. Liebe ist ein guter Beitrag, solange anerkannt ist, dass er „unpolitisch“ ist und die Politik eben (leider) auf dem Konzept der Liebe nicht aufbauen kann – und das war mein Argument. In seiner glänzenden Luther-Biographie schreibt Heinz Schilling über den Reformator: „Denn zwei biblische Grundtatsachen bestimmten das christliche Handeln: Zum einen wurde das weltliche Recht ebenso wie das Schwert, also die Strafgewalt der Obrigkeit, von Gott für die Ordnung der Welt eingesetzt. … Zum andern existieren seit dem Sündenfall zwei Reiche, nämlich das ‚reych Gottis‘ und das ‚reych der welt‘, in denen je unterschiedliche Regimente gültig sind – hier das weltliche Regiment, in dem der Mensch mit weltlichen Mitteln handeln und in dem die Obrigkeit mit Schwert und Gewalt das Böse im Zaum halten muss; dort das geistliche Regiment, mit dem Gott über die Seinen herrscht und die Sünde bekämpft, und zwar ausschliesslich mit seinem Wort und der Liebe Christi. …“
    Luthers Realitätssinn bahnte den „Weg zu einer praktikablen Handlungslehre für die Christen in der Welt … Nach dem Sündenfall gilt es anzuerkennen, dass ‚alle wellt böse und unter tausent kaum eyn rechter Christ ist‘. Wollte man eine so beschaffene Welt ’nach dem Evangelio regirn und alle welltliche recht und schwerd auffheben, … würde (man) den wilden bößen thieren die band und ketten aufflößen, … yderman zu ryssen und zu byssen‘. …
    Das Handeln des Christen auf Erden schliesst für Luther den Gebrauch des Schwertes ein …“. Das eben ist es (wobei der „Gebrauch des Schwertes“ vielleicht abstrahiert werden darf in dem Sinne, daß eben „Realitätspolitik“ auch „harte“ Maßnahmen einschließt!
    – Ja, Hass bekämpfen ist gut – da stimmen wir überein. Aber ob man Hass bekämpft, indem man rechthaberisch nichts neben sich anerkennt, ist fraglich. Und Sie gehen nicht ein auf die doch heute wichtigste politisch-gesellschaftliche Frage: Wie viel Veränderung ist bei uns konsensual durchsetzungsfähig – oder eben auch: Können wir das Volk überzeugen, daß eine massive Einwanderung keine wesentlichen Veränderungen bringen wird? Dieser Frage müssen Sie sich doch auch stellen.
    – Gott möge Ihnen Ihre unkritische Naivität in Sachen Medien und Presse bei uns erhalten. Sie zeigt aber, daß realistisches politisches Denken nicht Ihre Sache ist.
    – Daß Polarisierung legitim ist, habe ich ja selbst geschrieben – die Frage ist, ob sie zielführend ist, auch im Sinne Ihrer Zielsetzung. Und da habe ich eben meine Zweifel. Daß kein Unterschied besteht zwischen Ihrem Handeln vor Ort und Ihren Grundüberzeugungen habe ich nicht bestritten – was ich behauptet habe, ist, daß ein fundamentaler Unterschied besteht zwischen „Handeln vor Ort“ einerseits und „nachhaltige, praktikable, gesellschaftlich durchsetzbare politische Lösung“ eines Problems andererseits – und hier liegt Ihr Defizit.
    Die Rede Lammert – da haben Sie Recht – habe ich nicht verstanden, denn ich habe sie bisher noch gar nicht gelesen. Ich freue mich aber darauf, dies nachzuholen, wenn ich sie im internet finde (ich bin da etwas „untechnisch“), denn sie soll ja „hochpolitisch“ gewesen sein – und ich bin ein Lammert-Fan!
    Mit herzlichem Gruß,
    Andreas Schwerdtfeger

  3. „Wenn die Mehrheit schweigt, dröhnt die Minderheit“ – sagen Sie mit bedauerndem Unterton, lieber Herr Wolff, und scheinen nicht zu merken, daß Sie zur dröhnenden Minderheit gehören im politischen Sinne. Denn sowohl Ihre Partei, die SPD, ist (leider) nur noch Splitterpartei (woran auch das hessische Ergebnis vom 6. März nichts ändert) als auch Ihr politischer Ausschließlichkeitsanspruch im demokratischen Spektrum sind ja eben nicht repräsentativ für die Mehrheit in unserem Lande. Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht (um Mißverständnisse auszuschließen) über Ihr Engagement vor Ort, das in Leipzig zu Recht mehrheitsfähig ist – ich rede über den Mangel an überzeugenden und nachhaltigen politischen Lösungsansätzen in Ihrer Argumentation und Ihre absolute und den demokratischen Gegner ausschliessende Diskussionslogik, die das Anstreben von Mehrheiten ja bewußt ausschließt.
    Und zu dem von Ihnen zu Recht beklagten „Verwischen“ oder gar Negieren unseres christlichen Kulturhintergrundes tragen doch Sie in erheblichem Maße bei durch Ihr dezidiertes „Multikulti-Werben“ und Ihre enthusiastische Zustimmung zur Aufweichung unserer Werte ins Beliebig-Schwammige, die doch erst bewirken, was Sie nun kritisieren.
    Einige Argumente:
    1. Gerade die christlichen Kirchen hätten Anlaß, das GG-Gebot des Schutzes von Ehe und Familie machtvoll zu unterstützen – und zwar sowohl aus religiöser Sicht als auch unter dem Gesichtspunkt der gesellschaftlichen Stabilität in unserem Lande. Stattdessen hat die evangelische Kirche Deutschland unter der Leitung von Nikolaus Schneider populistischen Bestrebungen folgend das soziale Konzept von Ehe und Familie durch den schwammigen und politisch völlig untauglichen Begriff der „Liebe“ ersetzt und so einen Pfeiler unserer Kultur unglücklich unterminiert. Auch hier möchte ich – um Mißverständnisse zu vermeiden – betonen, daß es bei diesem Argument nicht darum geht, andere Lebensformen als die Ehe oder andere Orientierungen als die heterosexuelle zu diskriminieren; es geht allerdings darum, daß das grundgesetzliche Verbot der Diskriminierung nicht die Benennung von Unterschieden verbietet und auch nicht ihre rechtliche Unterscheidung aufgrund dieser Unterschiede!
    2. Die Sarrazin’sche Feststellung (die sicherlich teilweise unglücklich begründet ist), daß sich Deutschland abschaffe, mag übertrieben sein; sie in Frageform aufzuwerfen – „schafft sich Deutschland ab?“oder „ab wann schafft sich Deutschland ab?“ – ist allemal berechtigt – und sei es nur belegt durch die „Unruhe“ in unserem Land über diese Frage, die unglücklicherweise den rechten Radikalismus befördert. Die Frage augenblicks ist eben nicht die, wieviele Flüchtlinge und aus welchen Gründen Deutschland (oder auch die EU) aufnehmen kann. Die Frage ist vielmehr: Wieviel Veränderung unserer kulturellen Lebensgrundlagen sind wir bereit, im konsensualen politischen und gesellschaftlichen Frieden hinzunehmen? Bezogen auf die Beachtung des Kreuzes und der christlichen Tradition einer Kirche, Schule und eines Chores ist Ihre Toleranzschwelle (zu Recht) hier recht niedrig, wie Ihr Beitrag belegt; bezogen auf andere, aber gesellschaftlich nicht minder wichtige Fragen, ist eben die Toleranzschwelle anderer Menschen eher niedrig – und da allerdings endet dann Ihr Verständnis recht rasch.
    3. Unsere Medien spielen in dieser Krise fast ausschließlich eine sehr unglückliche, teilweise die Radikalität fördernde Rolle, indem sie längst aufgegeben haben, sachlich zu informieren und kompetent und ausgewogen zu kommentieren, sondern stattdessen selektiv und manipulativ, dafür aber mit bewegenden Bildern, die sie bei Ausbleiben von neuen Material (Bildern ebenso wie Agumenten) auch gerne in der Endlosschleife wiederholen, sich zur „Partei“ degradiert haben. Das beste Beispiel hierfür sind die fatalen und zur Problemlösung nichts beitragenden ewigen Wiederholungen zum selben Thema mit denselben geschwätzigen und auf Applaus programmierten „Experten“, die man im Fernsehen unter Titeln wie „Anne Will“, „hartaberfair“, „Maybritt Illner“, etc sehen kann und die nur den Zweck verfolgen, Politikklamauk zur Abwertung der Beteiligten zu betreiben. Dies ist keine Kritik an der Pressefreiheit als Grundsatz, sondern ein Aufschrei gegen die Hemmungslosigkeit einer elitären Journalistenklasse, die keinerlei Verantwortung für sich selbst erkennt und die es sich zu einfach macht, wenn sie ständig um der Quote willen, alles auf “die Politiker“ schiebt und sich moralisch über diese zu erheben sucht („Methode Käßmann“).
    4. Sie, Herr Wolff, betreiben in hohem Maße Polarisierung als taktisches Mittel zur Erreichung Ihrer Ziele. Das ist legitim – ob es zielführend ist, bleibt die offene Frage. „Man darf nicht so laut sein Recht hinausschreien. Das irritiert den Partner, selbst wenn er guten Willens ist“, hat Aristide Briand, der große französische Friedenpolitiker der 1930er Jahre einmal gesagt und damit die Gegentaktik benannt. Ich maße mir nicht an, das eine zu verdammen und das andere zu heiligen, aber es scheint doch offensichtlich zu sein, daß die „Lösung“ der augenblicklichen Krise fast ausschliesslich an der Uneinigkeit der EU scheitert und – bezogen auf Deutschland – an der Angst, die von mir unter Punkt 2 aufgeworfene Frage (von Sarrazin) offen und tolerant zu diskutieren und einvernehmlich zu beantworten – wieviel Veränderung können und wollen die EU und Deutschland zulassen, verkraften, vor allem: akzeptieren? Einigkeit betonen und herstellen, das Gemeinsame suchen und ausbauen, dabei die Grundprinzipien unseres Kulturhintergrundes (zu dem auch das Kreuz gehört) nicht aushöhlen – das ist das wohl einizge Erfolgsrezept; und wenn Sie erstmal so weit sind, das zu akzeptieren und zu befolgen (im nachhaltigen politischen Sinne, nicht bezogen auf Ihre Aktion vor Ort), dann sind Sie nicht mehr “dröhnende Minderheit“.
    Ich grüße Sie,
    Andreas Schwerdtfeger
    Ceterum censeo: Gehen Sie mal argumentativ auf die Kritik ein!

    1. zu 1.: Was soll Kirche anderes beitragen zur Frage des Zusammenlebens von Menschen in der Ehe, in der Familie, in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften als: Liebe – der grundlegende Maßstab für jeden Menschen? Die Liebe im christlichen Sinn ebnet sehr viele Unterschiede und Grenzen, die wir Menschen z.T. willkürlich ziehen, ein – zu unserem Glück.
      zu 2.: Dier größte kulturelle Veränderung, die derzeit aufbricht, ist der hemmungslose Hass, der sich gewalttätig Bahn bricht und zu dem zu viele Menschen schweigen. Das ist mehr als beunruhigend. Eigentlich müssten Hunderttausende auf der Straße sein, um dieser Welle von Hetze und Gewalt im Netz, gegen Geflüchtete und in Ortschaften entgegenzutreten. Sarrazin uns seine Förderer gehören zu denen, die diese verhängnisvolle Entwicklung befördert haben.
      zu 3.: Das ist ziemlicher Unsinn. Es gibt sicherlich einige Medien, die zu kritisieren sind. Aber Gott sei Dank haben wir in Deutschland eine Medienvielfalt angesichts derer sich Ihr Pauschalurteil verbietet. Jeder kann sich bei kritischer Durchsicht ein ziemlich genaues Bild von der Wirklichkeit machen, die er selbst nicht miterlebt. Er muss es nur wollen und bereit sein, sich kritisch mit den Medien und ihrer Berichterstattung auseinanderzusetzen.
      zu 4.: Polarisierung ist ein völlig legitimes Mittel in der streitigen Auseinandersetzung. Denn Übereinstimmung ist kein Wert an sich. Es geht immer um den Inhalt, den Maßstab, über den ein Konsens gefunden werden soll. Allerdings muss der Weg zum Konsens und müssen die Mittel, die angewandt werden, dem Ziel entsprechen. Und da fangen dann die Probleme an. Derzeit geht es vor allem um den Wert der Menschenwürde. Er ist derzeit kein Konsens, auch nicht in unserer Gesellschaft. Hier benötigen wir eine Debatte.
      Dass Sie das Zitat von Lammert auf mich beziehen, zeigt nur an, dass Sie den Gedanken von Lammert überhaupt nicht verstanden haben – genauso wenig wie Sie offensichtlich nachvollziehen können, dass zwischen dem konkreten Handeln vor Ort und meiner Grundüberzeugung kein Unterschied besteht – jedenfalls bemühe ich mich darum. Ihr Christian Wolff

  4. Lieber Christian, danke dass Du nun schon zum wiederholten Mal von diesen traurigen Vorgängen berichtest. Nun bin ich wirklich keine Missionarin. Aber ich bin überzeugt von der Kraft unseres Glaubens in Wort, Musik und Tat.
    Ich verwalte den Nachlass meines Großvaters, der Dekan in Baden war. In diesem Nachlass befinden sich viele wertvolle Dokumente. Z.B. die Originalaufrufe von Dietrich Bonhoeffer zum Arierpargrafen in der Kirche, Aufrufe von Niemöller usw. Das alles im Original. Das Badische Staatsarchiv wird sich in Bälde mit diesem Nachlass beschäftigen. Wenn man das liest, dann merkt man wie lau und wie mutlos, wie angepasst und wie uninspiriert die meisten Pfarrer( Pfarrerinnen gab es noch nicht) und vor allen Dingen die Kirchen und Landeskirchen damals schon am Beginnd er Naziherrschaft gewesen sind. Man erschrickt über die Hinahmebebereitschaft von Unrecht. Um es mit den Worten von Thoma Müntzer auszudrücken: Dieser Nachlass ist eine Dokumentation des “ sanftlebenden Fleisches “ unserer Landeskirchen der meisten ihrer Mitglieder. Aber was auch überdeutlich wird: Wehret den Anfängen. Das , was da in der Semperoper stattgefunden hat, ist ein Anfang unter vielen. Ein Anfang wie z. B. das Umfunktionieren der Universitätskirche in Leipzig zu einer Aula. Was das“ a la longue“ an geschichtsloser“ Besoffenheit “ bedeutet, das ist nicht abzusehen. Aber ohne den Hintergrund und das Bewusssein für unser christliches Erbe, wird sich unser Land sehr verändern- Jedoch , nicht zum Guten. Ein christl, Gottesdienst ermutigt in jedem Gottesdienst zum Mitsingen. Und Singen macht frei vom Gefangensein in guten und schlechten Emotionen- um es nur psychologisch auszudrücken. Emotionen , die verdruckst in der Seele festgehalten werden und sich darin stauen, bereiten den Weg für radikale und menschenfeindliche Lösungen. Und das erleben wir ja momentan.
    Nun will ich jedoch nicht weiterhin in richtiger Weise herumpsychologisieren. Es macht mich traurig , was Du von dem Festakt für den Kreuzchor( ohne Kreuzschule und Kreuzkirche in der Semperoper) schreibst. Wir müssen wach sein und uns gegenseitig Mut machen, damit wir nicht resignieren.
    An Dich und an alle “ Nicht -resignieren- Wollenden“ Mut, Kraft, Ausdauer und herzliche Grüße Adelheid

  5. Ja, lieber Herr Wolff, Ihre präzise Situationsanlalyse zu „Kreuz und Chor“ macht nachdenklich oder verstärkt die eigene Nachdenklichkeit. Ihre Wahrnehmung an einer so herausragenden Stelle christlicher Kirche und Kultur ist zutreffend und aufwühlend. Gleichzeitig aber repräsentativ für den Säkularisierungsprozes im deutschen aber auch im europäischen Protestantismus. Kirche, die gute Nachricht, als schmückendes Beiwort. Das ist gerade in diesen bewegten Zeitabschnitten, wo diakonisches Handeln für Fremde, vorne ansteht. Dabei wird die Motivation dazu kaum in dem Auftrag gesucht, aus dem unser Selbstverständnis besteht, dem Jesu von Nazareth!
    Das ist Feststellung, darf aber niemals entmutigen. Sie weisen zurecht auf die Möglichkeiten hin, die voraus sind.
    Herzlichen Dank und viel Segen, Gottes Segen für den Kreuzchor

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