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2G-Regel und kostenpflichtige Tests – das Virus triumphiert!

Am Freitag will die sächsische Landesregierung sie beschließen: die 2G-Regel für alle öffentlichen Veranstaltungen. Nur noch Geimpfte und Genesene sollen öffentliche Veranstaltungen, Restaurants, Bars, Clubs besuchen dürfen. Nichtgeimpfte bleiben außen vor. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte schon vor Tagen die 2G-Regel mit drohendem Unterton wie eine Strafaktion gegen Nichtgeimpfte angekündigt. Dahinter steht das Narrativ: Die derzeit steigenden Inzidenzwerte werden allein durch Nichtgeimpfte verursacht. Sie tragen die Schuld, dass der ersehnte Weg in die Normalität auf sich warten lässt. So wird kurzerhand die Corona-Pandemie zur „Pandemie der Ungeimpften“ und damit die Ungeimpften zum eigentlichen Virus erklärt. Das ist schon eine anmaßende Zumutung! Ihr muss deutlich entgegengetreten werden – ohne sich in irgendeiner Weise mit den Schwurblern, Querdenkern und Corona-Verleugnern gemein zu machen.

Es gilt festzuhalten: Der Hauptverantwortliche für die steigenden Infektionszahlen ist das Virus! Dieses hat entgegen mancher Erwartung und trotz der Impfung wenig von seinem Verbreitungsdrang und seiner Gefährlichkeit verloren. Infiziert werden eben nicht nur Nichtgeimpfte, sondern zunehmend auch Geimpfte (sog. Impfdurchbrüche) – letztere Gott sei Dank mit meist mildem Verlauf. Auch wenn merkwürdigerweise darüber kaum gesprochen wird: Offensichtlich haben die Maßnahmen wie die 2G-Regel und die seit dem 11.10.21 kostenpflichtigen Corona-Schnelltest das Infektionsgeschehen eher angeheizt als gebremst. Denn beide Maßnahmen dienen weniger dem Gesundheitsschutz als vielmehr der Disziplinierung der Nichtgeimpften. Doch die Impfbereitschaft ist dadurch bis jetzt nicht angestiegen. Dafür werden kaum noch Schnelltests durchgeführt mit der Folge, dass viele Menschen, Nichtgeimpfte wie Geimpfte, unkontrolliert zur Verbreitung des Virus beitragen. Ich frage mich: Warum hat man nicht das kostenlose Angebot der Schnelltests aufrechterhalten? Warum wird nicht alles getan, um die Schnelltests noch verlässlicher zu machen? Warum wird die 3G-Regel (Geimpfte, Genesene, Getestete) nicht flächendeckend angewendet? Warum nutzt man nicht die Testzentren, um dort den direkten Kontakt mit Nichtgeimpften für ein Impfangebot zu nutzen? Wäre auf diese Weise eine Kontrolle des Infektionsgeschehens nicht viel eher möglich?

Stattdessen also die 2G-Regel. Doch sie hebelt die freie Entscheidung eines jeden Bürgers, einer jeden Bürgerin, sich impfen zu lassen, faktisch aus und kommt einem Impfzwang nahe. Will man 20-30 % der Bevölkerung vom gesellschaftlichen Leben ausgrenzen – oder wie die Aussätzigen zur Zeit Jesu vor die Stadtmauern verfrachten? Aber entscheidend ist noch etwas anderes: Die 2G-Regel gaukelt eine Sicherheit vor Infektionen vor, die in geschlossenen Räumen gar nicht vorhanden ist. So können sich auch 2G-Veranstaltungen – wie die vergangenen Wochen zeigen – zu einem Hotspot entwickeln. Auch dort kann es zur Verbreitung des Virus und damit zu marodierenden Infektionsausbrüchen an vielen anderen Orten kommen. Da viele Geimpfte meinen, sie seien komplett geschützt, müssten weder einen Mund-Nasen-Schutz tragen, noch Abstand halten, noch sich testen lassen, können sie das Virus unkontrolliert verbreiten, ohne selbst Schaden zu nehmen. So kann das Virus an Orten zuschlagen und triumphieren, wo Menschen sich sicher wähnen. Um es überspitzt zu sagen: Die 2G-Regel ist auch nur eine weitere Variante der Corona-Verleugnung. Darum höchste Vorsicht: Das Virus ist lebendig. Die Impfung erweist sich offensichtlich nicht als das alleinige Allheilmittel. Wir brauchen einleuchtende Regeln im täglichen Zusammenleben – aber Regeln, die niemanden ausgrenzen.

So besteht unsere Aufgabe nicht darin, der Sehnsucht nach Normalität nachzugeben und so ganz nebenbei Menschen als „Schädlinge“ zu brandmarken. Wer sich derzeit nicht impfen lassen will, ist nicht per se ein Corona-Verleugner! Er oder sie verfolgt mit anderen Mitteln Gesundheitsschutz. Darum muss der medizinische Kampf gegen das Virus damit verbunden werden, unsere Lebensweise kritisch zu überprüfen: Wie kann ich mein Immunsystem stärken jenseits des Impfschutzes? Das ist nicht nur ein individuelles Problem, es ist vor allem eine sozialpolitische Herausforderung. Denn nach wie vor ist das Infektionsgeschehen dort am höchsten, wo Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen. Als jemand, der geimpft ist, jede*n auch zum Impfen ermuntert und sich wahrscheinlich auch ein drittes Mal impfen lässt, werde ich mich weiter politisch dafür einsetzen:

  • die 2G-Regel unverzüglich beenden bzw. erst gar nicht einführen;
  • Tests wieder kostenlos allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stellen;
  • die Lohnfortzahlung im Fall der Quarantäne wieder einführen;
  • kleinere Gruppen und Klassen in größeren Räumen in Kitas und Schulen;
  • grundlegende Veränderung in der Landwirtschafts- und Ernährungspolitik (es ist schon ein Treppenwitz der Geschichte, dass an einigen Stellen das Impfen „belohnt“ wird mit einer Bratwurst, dem Symbolprodukt der Fleischindustrie, die mitverantwortlich ist für ein der Gesundheit wenig förderlichen Ernährungsangebot);
  • angemessene Wohnungsgrößen im sozialen Wohnungsbau.

Für mich persönlich habe ich entschieden, keine Veranstaltung zu besuchen und keinen Raum zu betreten, in der/dem die 2G-Regel angewendet wird. Das Coronavirus hat schon genug Schaden angerichtet. Wir sollten ihn nicht noch vergrößern.

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Herzliche Einladung
Kundgebung am Samstag 06.11.2021
um 14.30 Uhr auf dem Augustusplatz

Am kommenden Samstag hat die sog. „Bewegung Leipzig“ bundesweit zu einer Demo um den Ring aufgerufen – wie vor einem Jahr. Man kann ja über die Corona-Politik sehr unterschiedlicher Meinung sein. Doch klar muss sein: Mit Rechtsnationalisten darf man sich niemals verbünden. Für sie ist die Kritik an Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nur ein Vehikel, um Menschen für Ihre menschenverachtende Ideologie zu gewinnen. Darum: Wer am Samstag mit „Bewegung Leipzig“ demonstriert, muss wissen, wem er da auf den Leim geht.

Der DGB Leipzig hat zusammen mit anderen Initiativen zu einer Kundgebung auf dem Augustusplatz aufgerufen. Nähere Informationen hier: https://platznehmen.de/2021/11/01/keine-nazis-auf-dem-ring-querdenkenbewegung-laeuft-nicht/

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32 Antworten

  1. Ich bin sehr erstaunt, dass Christian Wolff jetzt auch noch Zustimmung von jemandem Wie Jürgen Fliege bekommt. Er hat sich ohne große Not in die Nähe der Esoteriker begeben. Wenn man daran denkt, dass Impfungen dazu geführt haben, dass die Pocken ausgerottet wurden und dass es offenbar kein Problem ist, auch die Masernimpfung gesetzlich vorzuschreiben, dann muss man sich fragen, was ihn auch als Unterstützer der SPD bewegt hat, sich so weit den Impfgegnern zu nähern!

    1. Lieber Burckhard, mit keinem Wort habe ich mich den Impfgegnern genähert, die das Coronavirus leugnen etc. Im Gegenteil: Morgen werde ich auf der Kundgebung des DGB sprechen. Wieder einmal mobilisieren die sog. „Querdenker“ in Leipzig, um ihre kruden Vorstellungen auf die Straße zu tragen und in Wirklichkeit den Rechtsextremisten den Boden bereiten. Ich habe mich selbst für das Impfen entschieden und werde mich auch zu gegebener Zeit ein drittes Mal impfen lassen. Nur: Die 2G-Regel und die Kostenpflicht für Tests lehne ich aus den im Blog-Beitrag genannten Gründen ab. Außerdem habe ich die Vermutung, dass Impfen allein uns nicht vom Virus befreit. Darüber sollte eine gesellschaftspolitische Debatte möglich sein. Ich halte die Einteilung der Gesellschaft in die Guten (Geimpfte) und die Bösen (Ungeimpfte) für fatal. Ich kenne jedenfalls genug aus dem Bereich der Geimpften, die ansonsten nichts an ihrem Lebenswandel kritisch hinterfragen, und der Ungeimpften, die sehr umsichtig leben, mitnichten die Gefahr des Virus unterschätzen, aber zu anderen Strategien neigen. Im Übrigen: In Deutschland ist es bis heute zu keiner überzeugenden Impf(werbe)strategie gekommen – außer dass zunehmend gedroht wird. Das wird außer Verdruss nichts bringen. Was den Kommentar von Jürgen Fliege angeht: Ich schalte alle Kommentare frei, wenn sie namentlich gekennzeichnet sind und keine Hassbotschaften etc. enthalten. Zu dem „wir“ von Jürgen Fliege gehöre ich nicht, da ich geimpft bin und jeden dazu auch ermuntere. Herzliche Grüße Christian

    2. @ Burckhard Terwey, es möchte wohl sein, dass Herr Wolff ein Unterstützer der SPD ist – schließlich ist er deren Mitglied. Nur Frau Dr. Merkel „steht der CDU nahe“, obwohl sie deren Mitglied ist.
      Heute früh wurde Sachsen-MP Kretschmer im Deutschlandfunk interviewt. Trotz ausdrücklicher Nachfrage drückte er sich um eine Antwort auf die Frage, aus welchen Gründen die Sachsen bundesweites Schlusslicht bei der Zahl der Geimpften sind. Dabei kennt er die Antwort genau: Dummheit und Trägheit eines Teils der Bevölkerung. Früher übersetzte man die Abkürzung „DDR“ mit Der Dumme Rest. Und auch heute wirkt es sich aus, dass ein gewichtiger Teil der Leistungsträger nach dem Mauerfall in den Westen abgewandert ist, was man von den Leuten aus der Gegenrichtung nicht immer sagen kann. Mein Freund, der Impfarzt, hat den beim Umbau seines Hauses tätigen Handwerkern angeboten, sie an OIrt und Stelle zu impfen. Die Antwort war stets ein dumpfes „nee“ ohne exakte Begründung. Die z. Zt. gern in Talkshows auftretende Philosophin Svenja Flaßpöhler spricht von der Integrität des eigenen Körpers (die alte Parole: „Mein Körper gehört mir.“) und vergisst dabei, dass der Ungeimpfte durch seine potentiell weit höhere Viruslast als der Geimpfte die Integrität anderer Körper verletzt.

  2. Lieber Christian, ich kenne 10 Mitmenschen, die gerade an Covid erkrankt sind. Noch vor Wochen haben sie getönt, das Virus könne ihnen nichts anhaben, sie sind nicht so blöd und lassen sich impfen. Statistisch gesehen, wird einer von ihnen an Long-Covid leiden, wie andere in meinem Bekanntenkreis, die z.T. schon seit 01/20 krank sind. Meine Erwachsenen Klavierschüler und ChorsängerInnen melden sich derzeit Woche für Woche ab, weil sie die Arbeit der Erkrankten Mitarbeiter/Kollegen übernehmen müssen. Sie sind so erschöpft, dass sie an Freizeitaktivitäten gar nicht erst denken. Wer nimmt hier wem die Freiheit?
    Dabei könnten wir die Pandemie schon längst hinter uns gelassen haben.

    1. Liebe Ina, ich denke, dass jede/r im Bekannten- und Freundeskreis Menschen kennt, die das durchgemacht haben bzw. noch machen, was Du beschreibst. Jedenfalls gilt das für mich. Darum gehöre ich nicht zu denen, die am Virus und seinen Folgen irgendetwas verharmlosen oder beschönigen. Im Gegenteil. Nur in einem möchte ich Dir widersprechen: dass wir die Pandemie schon längst hinter gelassen haben könnten. Dem steht erstens entgegen, dass das Virus weltweit verbreitet ist und in vielen Ländern nur eine kleine Minderheit gegen Covid 19 geimpft ist, also das Infektionsgeschehen weiter wütet. Zweitens zeigt doch die Entwicklung, dass offensichtlich das Impfen allein nicht ausreicht, um das Virus einzugrenzen. Sonst hätten wir doch nicht höhere Inzidenzzahlen also vor einem Jahr. Oder sehe ich da etwas falsch? Im Übrigen bin ich weder gegen das Impfen, noch gegen weitere Schutzmaßnahmen. Ich bin für kostenlose Tests und für die 3G-Regel. Herzliche Grüße Christian

      1. „Zweitens zeigt doch die Entwicklung, dass offensichtlich das Impfen allein nicht ausreicht, um das Virus einzugrenzen.“
        =================================================================
        Ja, aber das Impfen ist die wirkungsvollste Maßnahme. Leider hält die Wirkung des Impfstoffs nicht so lange wie gedacht an, und es kommt jetzt darauf an, die sog. Booster-Impfung (habe ich mir heute abgeholt) effektvoll zu propagieren.

        „Der tägliche Blick auf die Corona-Zahlen zeigt den Israelis auch ohne wissenschaftliche Studien, dass die Zahl der Neuinfektionen und Hospitalisierungen stark zurückgeht, seit mit den Auffrischungsimpfungen begonnen wurde. Anfang September wurden täglich noch mehr als 10 000 Corona-Neuinfektionen verzeichnet, jetzt sind es knapp 600.“

        https://www.sueddeutsche.de/politik/booster-impfungen-wie-israel-die-vierte-corona-welle-gestoppt-hat-1.5454603

        1. Ich bezweifle keinen Moment, dass das Impfen wesentlich zur Reduzierung der Infektionen beiträgt und bei Impfdurchbrüchen für mildere Krankheitsverläufe sorgt. Es geht mir bei meiner Kritik an der G2-Regel nicht um das Impfen als solches. Vielmehr halte ich es für nicht angebracht, die 2G-Regel zur quasi Strafaktion gegen die Nichtgeimpften einzusetzen. Das führt dazu, dass wir Menschen gegeneinander aufbringen, ohne dass sich dadurch am Impfgeschehen Entscheidendes ändert.

          1. Ein Freund von mir ist als Impfarzt in verschiedenen Zentren tätig. Er meint, jetzt kämen hauptsächlich Ungeimpfte, die nicht mehr die Einschränkungen auf sich nehmen wollten.

      2. Ja, genau das erklärt Sahra Wagenknecht in dem verlinkten Artikel noch mal ausführlich. Leider haben die Regierungen und die Leitmedien lange falsche Informationen verbreitet, und die 2G-Regel (in Österreich jetzt sogar landesweit) führt natürlich erst recht dazu, dass die Menschen denken, die Ungeimpften seien schuld. Der Vergleich mit den Aussätzigen ist deshalb sehr passend, und die Formulierung, die 2G-Regel sei eine Art „Corona-Leugnung“, ist völlig richtig. Man müsste also gegen die Regierung protestieren, statt gegen irgendwelche Randgruppen. https://www.focus.de/politik/deutschland/weitergedacht/weitergedacht-die-wagenknecht-kolumne-bitte-mehr-sachlichkeit-meisten-ungeimpften-sind-alles-andere-als-notorische-impfgegner_id_24398728.html

  3. 2G-Diskriminierung ist leider sehr populär, nicht nur weil die Impfung auch als Fremdschutz beworben wurde, sondern auch weil seit Juli die Idee aufkam, es müsse zur Beendigung der Pandemie eine bestimmte „Impfquote“ erfüllt sein. Dafür gibt es aber keine wissenschaftliche Grundlage, und generell ist „Pandemie“ eine politische Kategorie, keine medizinische. Damit wieder medizinische und wissenschaftliche Kriterien angelegt werden (Public-Health-Prinzipien, wie man sie seit Pettenkofer kennt), müsste das Virus aus der Politik verschwinden, und die Notstandsgesetzgebung müsste beendet werden. Wie 1969 sollte man wieder für Demokratie und Grundgesetz, und gegen das massiv verschärfte Infektionsschutzgsetz eintreten.

  4. „Für mich persönlich habe ich entschieden, keine Veranstaltung zu besuchen und keinen Raum zu betreten, in der/dem die 2G-Regel angewendet wird.“
    ==============================================================
    Das verringert auf jeden Fall das Risiko, dass Sie sich infizieren. So profitieren Sie doch noch von der neuen Coronaverordnung der sächsischen Landesregierung.

  5. Sehr geehrter Herr Christian Wolf, Vielen Dank für ihre Gedanken, in diesem und in anderen Fällen und ihr demokratiches Wirken…
    Ergänzend möchte ich Ihnen einen Denkanstoss… zu 2G aber vor allem dem wichtigen Miteinander in diesen Zeiten senden…
    Mögen Frieden, Liebe Verständnis, Verzeihen und Versöhnen und Gesundheit sein auf Erden…
    __________
    Ein Denkanstoss von Andi Rietschel
    Leipziger Dj, Geschichtenerzähler und Veranstalter
    auch hier: https://andirietschel.wordpress.com/2021/10/11/verruckte-zeiten-fur-ein-miteinanderund-meine-entscheidung-als-mensch-und-kunstler/

    _____________________

    Verrückte Zeiten… Für ein Miteinander…
    In meinem Bundesland Sachsen und wohl auch anderswo in Deutschland soll die 2G Regel nun verpflichtend „fast flächendeckend“ eingeführt werden.

    1 1/2 Jahre haben unser Leben verändert. Trotz der Unterschiede, anderer Meinungen ist es an der Zeit, für ein Miteinander zu schreiben und sich von 2G zu distanzieren.

    Seit 1 1/2 Jahren leben wir in verrückten Zeiten…
    Für mich, als Mensch und Künstler ist ein Punkt erreicht, an dem ich mich einmal mehr positionieren möchte…

    Für ein Miteinander…

    Wir mögen unterschiedliche Meinungen haben…
    aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Wir mögen unterschiedliche Gewissheiten, Quellen haben (Politiker, Ärzte, Virologen, Soziologen, Psychologen, Journalisten, Wissenschaftler, Philosophen, Freunde), nach denen wir uns richten, aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Wir mögen unterschiedliche Ängste haben, beispielsweise vor einer Krankheit oder ihren Nebenfolgen, oder den Maßnahmen diese Krankheit und die Grundrechte und Anderes einzuschränken, aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Wir mögen unterschiedliche Entscheidungen getroffen haben, uns in diesem Jahr zu impfen (in diesem / im nächsten Jahr ein weiteres Mal) oder uns eben nicht zu impfen…
    aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Nun fühlen sich die Einen sicher, weil sie geimpft sind und kritisieren die Anderen, weil sie ungeimpft sind und Andere gefährden, weil sie sie anstecken könnten. Die Ungeimpften kritisieren die Geimpften, weil sie sich nun nicht mehr testen (müssen) und dadurch Andere anstecken könn(t)en und Andere gefährden, egal ob geimpft oder nicht geimpft … aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Die Einen warnen vor den Folgen einer Krankheit, und mögen recht damit haben, oder auch nicht – aber ist dies die einzige gefährliche Krankheit in unserem Leben? Die Anderen warnen vor den (Spät)Folgen einer nicht lange genug erprobten Impfung und mögen recht damit haben, oder auch nicht… zwei gegensätzliche Meinungen, manchmal sogar in unseren eigenen Gedanken – aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Die Gedanken, die Gespräche, das nicht Gesprochene dem anderen Menschen gegenüber, oftmals vor allem das Geschriebene in den Weiten der sozialen Medien des Internets erregt uns und Andere, verletzt uns und Andere durch uns und Andere, scheint uns zu trennen, – aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Nun gibt es also verordnet, oder selbst gewählt, eine weitere Teilung – 2G macht es je nach Ansicht leichter oder schwerer – unter anderem auch im Kulturbereich… ermöglicht theoretisch volle Räume, maskenlos, testlos…. aber nur für Geimpfte und Genesene, die zwar nachweislich ansteckbar sind, sich aber nicht mehr testen müssen und dann auf einer 2G Party Andere anstecken könnten oder sich dort anstecken und dann Andere anderswo anstecken… (* Anmerkung dazu am Ende des Textes)
    Sollte man vielleicht nur noch 2G Veranstaltungen und Einkaufsmöglichkeiten, Busse, abgetrennte Bereiche in Zügen, etc. für Geimpfte und Genesene auf der einen Seite und für Ungeimpfte auf der anderen Seite ermöglichen – also getrennt? Aber wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden!

    Ich bin für das Verbindende… und vertraue auf das Leben… und unsere eigene Entscheidung das Richtige zu tun… gestehe dem anderen Menschen zu, sich zu impfen oder nicht zu impfen, gesund zu leben oder nicht gesund zu leben.

    Ich entscheide mich, das Trennende nicht zu unterstützen und werde als Künstler und Mensch für das Trennende, für Menschen ausschliessende Veranstaltungen nicht zur Verfügung stehen, (auch wenn mir dadurch Gagen und anderes entgehen könnten) oder in welcher Form auch immer zu unterstützen ( sei es mit Anwesenheit, Information darüber, etc), WEIL wir sind doch Menschen, Freunde, Freundinnen, Geschwister, Kinder, Eltern – Das verbindet, oder möge uns verbinden.

    Ob ich genesen, geimpft oder ungeimpft bin, ist bei dieser Entscheidung nicht von Bedeutung.

    Ich freue mich, trotz unserer Unterschiede, auf gemeinsame Erlebnisse mit Anderen, zusammen zu tanzen, auf Feiern, auf Kulturverantaltungen, Festivals, das gemeinsame Essen oder Getränk in einer Gastronomie…

    Wir zusammen, für und in einem Miteinander! In Liebe, in Frieden!
    Möge es so werden, Möge es so sein!
    Ahooo

    Andi Rietschel
    Geschichtenerzähler, Dj und Veranstalter

    * übrigens reicht bei vielen 2G Partys als Helfer oder Künstler dann
    wiederum ein Schnelltest – womit man dann wahrscheinlich im Vergleich
    zu 99% der Anwesenden verantwortungsvoller ist, weil man ja eine
    Ansteckungsgefahr nach offizieller Ansicht ziemlich sicher
    auschliessen kann)

  6. Vielen Gedanken kann ich folgen und zustimmen. In zwei – meiner Meinung nach für vieles Folgende elementaren – Punkten muss ich aber vehement widersprechen.

    1) Das Ziel der Pandemiemaßnahmen ist schon seit mindestens einem Jahr nicht mehr, Ansteckungen zu vermeiden. Statt dessen steht das Ziel im Vordergrund, die schweren Verläufe zu reduzieren damit in den Krankenhäusern annährend normal gearbeitet werden kann.

    2) Ja, wir haben im Sinne von (1) mittlerweile eine Pandemie der Ungeimpften. Die Belastung in den Krankenhäusern bei Covid-Patient:innen wird zu mehr als 80% durch ungeimpfte Personen verursacht. Auf der ITS sind es 88% Prozent.

    Aus dieser Situation rauszukommen ist im Moment vordringlich.

    Und in diesem Sinn halte ich 2G-Veranstaltungen tatsächlich für das einzig sinnvolle: Es ermöglicht >50% der Bevölkerung ein soziales Leben. Ja, es wird zu Infektionen kommen. Aber mit einer Impfeffektivität von rund 95% wird man medizinisch damit gut umgehen können und bekommt Fallzahlen, die von jeder Grippewelle übertroffen wurden.
    Die einzige Alternative wäre aus meiner Sicht die Einführung von 1G-Veranstaltungen: Man kommt nur mit qualifiziertem Test rein. Damit könnte man tatsächlich die Sicherheit gegen Übertragungen erhöhen. Wie effektiv das aber wirklich auf die Hospitalisierung wirkt müsste man vorher mal ausrechnen, da ja ein negativer Test selbst unter Idealbedingungen nur in gewissen Zeiträumen eine valide Aussage abgibt.

    Sekundär muss es natürlich darum gehen, die Zahl der Infektionen runterzubekommen. Worum es da der Politik primär geht ist für mich schon nicht mehr so klar erkennbar. Wünschenswert wäre natürlich das Primat der Gesundheit der Menschen, ich fürchte aber eher dass der Fokus auf dem Gesundheitswesen liegt.
    Faktisch ist dieses Ziel aber nur mit einer sehr hohen Impfquote zu erreichen: Wenn diese hoch genug ist reichen die (relativ) wenigen Infektionen, die es trotz Impfung gibt, nicht mehr aus um das Virus zirkulieren zu lassen. Wenn wir es (global) schaffen, diesen Zustand zu erreichen bevor sich eine Mutation durchsetzt die trotz Infektion stark übertragen wird haben wir sehr viel gewonnen.

    Vielleicht hilft uns da ein Blick auf andere Krankheiten. Bei den Masern haben wir mittlerweile z.B. eine Impfpflicht. An den Orten mit besonderer Ansteckungsgefahr (KiTa, Schule, Hort) herrscht 2G, weil wir medizinisch nämlich ein massives Problem haben wenn es zu einem größeren Infektionsherd kommt. Eingeführt haben wir die Impflicht aber vor allem aber wegen der möglichen Spätfolgen einer Infektion im Kindesalter: In der Größenordnung einiger weniger Promille kommt es zu schweren Schäden. Das ist selbst vor dem Bundesverfassungsgericht als Grund durchgegangen, das Recht auf körperliche Unversehrtheit zurückzustellen. Wenn man dagegen sieht, dass nach bisherigem Forschungsstand nach einer Covid19-Infektion 4% aller Kinder und Jugendlichen Langzeitfolgen davontragen und rund 15% aller Erwachsenen könnte man aber natürlich noch mal über die Konsistenz von Handlungen nachdenken 😉

    1. Die Redeweise von der „Pandemie der Ungeimpften“ ist einfach falsch – auch die Impfungen sind nur zu 90% wirksam, und wenn 10% der Geimpften schwer erkranken, sind das auch sehr sehr viele. Richtiger ist, dass es eine „Pandemie der Alten“ (und Vorerkrankten) ist, denn Menschen unter 60 haben sehr wenig von dem Virus zu befürchten, erst recht nicht mit Impfung. Und als Ziel auszugeben, die Krankenhäuser zu entlasten, ist widersinnig, denn es muss ja umgekehrt sein: Die Krankenhäuser sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Krankenhäuser (das ist wie mit dem Sabbat…). Wenn wir mal durch das Virus mehr Kranke haben sollten (was bisher kaum der Fall war), müssten wir eben mehr Geld für Krankenpflege ausgeben. Krankenfürsorge darf nicht dem Profitgedanken geopfert werden.

    2. Guten Abend „Thomas“,
      ich möchte mich sehr herzlich bedanken für diese Gedanken und „Einwendungen“ zu dem Text. Genau diese Haltung und Erkenntnis sollte bestimmend sein für gesundheitspolitische „Entscheidungen“. Im Grunde müßte, um es zuzuspitzen, durchaus die Einführung der Impfpflicht für „Corona“ nun eingehend debattiert werden. Anders wird es wohl eher schwierig, die Pandemie wirklich nachhaltig zu bewältigen.
      MfG
      Thomas Weiß

  7. Es ist wirklich bemerkenswert, wie Verschwörungstheoretiker, unter die Sie, Herr Wolff, sich jetzt offensichtlich einreihen wollen, mit einem Sammelsurium von Platitüden die Wirklichkeit verdrehen. Da waren es doch gute Zeiten, wo Sie sich nur zum besseren Organisator der sächsischen Landeskirche aufschwangen oder einen schönen Besinnungsaufsatz zum Reformationstag aufschrieben, der in seiner unpolitischen Aussage richtig wohltuend war – wenngleich schon hier der Trend bemerkbar war, offensichtliche Fakten möglichst entfernt von ihren ebenso offensichtlichen Konsequenzen zu trennen. „Um beides aber: ein vernünftiges, jederzeit hinterfragbares inneres Krisenmanagement und einen demokratisch erstrittenen Konsens über die Grundwerte des Lebens geht es im biblischen Glauben und insbesondere im Auftreten Jesu.“ Das schrieben Sie und deuteten damit immerhin an, was Sie sich nicht auszusprechen trauen, weil es Ihre fragwürdigen Thesen zum Einsturz brächte: Daß nämlich zur Freiheit des Hinterfragens und des demokratischen Streitens auch die andere Seite derselben Medaille gehört – die der Verantwortung.
    Nun allerdings offenbaren Sie sich: Einem so albernen Satz wie „Der Hauptverantwortliche für die steigenden Infektionszahlen ist das Virus“ stellen Sie dann ein paar Pseudoargumente nach, die nun wirklich kaum zu überbieten sind an unwissenschaftlicher Fahrlässigkeit. Es ist schon erstaunlich, wie ein solch‘ unbeirrter Kämpfer für die Demokratie wie Sie, der unentwegt auf die Menschenwürde, die gegenseitige christliche Rücksichtnahme, die Gemeinsamkeit unter seiner eigenen Meinung etc hinweist und dabei die Unterstützung einer anhänglichen Gemeinde findet – wie also ein solcher Mensch uns zugleich und rücksichtslos verkaufen will, daß alle so mit Rechten begabten Menschen (richtig) andererseits aber keinerlei Verantwortung haben (falsch) und die Folgen ihres Tuns weder selbst tragen müssen sondern stattdessen noch sie als „Zwang“ (Impf-, in diesem Fall) verkaufen dürfen. Richtig ist: Die positive Wirkung der Impfungen entweder zur Verhinderung oder zur Milderung der Krankheit ist unstrittig und nachweisbar. Richtig (wenn auch bedauerlich) ist auch: Niemand muß sich trotz dieser Erkenntnis impfen lassen. Der Schluß aus diesen beiden Aussagen ist aber in der Demokratie und unter dem Bild des selbstverantwortlichen Menschen: Wer sich die Freiheit nimmt, sich nicht impfen zu lassen, der trägt für diesen Entschluss die Verantwortung – und diese bedeutet: ER grenzt sich aus (nicht „man“ ihn, wie Sie fälschlich schreiben) von Veranstaltungen, bei denen er andere gefährden würde; ER zahlt für die Konsequenz seiner Entscheidung sowohl bei Tests als auch im Idealfall durch höhere Versicherungsbeiträge; ER trägt selbstverständlich auch die Kosten für selbstverschuldeten Arbeitsausfall. ER nämlich ist es, der Ärzte/Pflegepersonal und Gesellschaft durch eigenen freiheitlichen Entschluss unzumutbar belastet.
    Verantwortlich für die ansteigenden Zahen jetzt wieder sind natürlich auch äußere Umstände – die kältere Jahreszeit, die unterschiedlichen Immunisierungsstände in verschiedenen Ländern (begründet nicht so sehr durch diesen oder jenen Politiker sondern durch Umstände wie Grenzen, Besiedelung, etc), die Wiederaufnahme von Geschäften, Versammlungen, etc. Hauptverantwortlich für die dadurch zugleich ansteigende wiederkehrende Gefahr, u.a. durch die Überlastung des Gesundheitssystems, sind aber Jene, die ihre individuelle Freiheit entgegen aller wissenschaftlichen Fachmeinungen über die soziale Solidarität stellen. Es ist nicht einsehbar, warum die Gesellschaft die Kosten dafür tragen soll, wenn wir Demokratie als Handeln und Entscheiden von Menschen verstehen, die dafür alleine in Freiheit zuständig sind, aber dann auch alleine die entsprechenden Folgen verantwortlich auf sich nehmen müssen. Ihre „überspitzte“ Aussage „Die 2G-Regel ist auch nur eine weitere Variante der Corona-Verleugnung“ ist nicht nur Verschwörungstheorie pur, lieber Herr Wolff, sie ist wirklich der Gipfel der Dummheit.
    Nun werden Wandelnde Komplexe und Papageien aller Art wieder rote Köpfe kriegen und entsprechend ihrer Weisheit „nur wer die Sprache beherrscht, kann denken“ sich selbst desavouieren. Ein Beitrag wie dieser aber, verdient nur eindeutige Zurückweisung und klare Einordnung, mit der allein er entlarvt werden kann und muss. Und wer immer die Würde des Menschen als Panier vor sich herträgt, der sollte das Faktum anerkennen, daß sich diese vor allem in seiner Verantwortlichkeit manifestiert und nicht in seinen Forderungen an Gesellschaft und Staat.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Offenbar haben Sie wohl nicht verstanden, lieber Herr Schwerdtfeger, dass Ungeimpfte nicht gefährlicher sind als Geimpfte – aber leider dient die Impfung praktisch nur dem Selbstschutz. Deshalb hat Christian Wolff völlig recht, dass die 2G-regel ethisch nicht vertretbar ist. Leider haben unsere Medien (und manche Politiker wie das RKI und Lauterbach) immer wieder den falschen Eindruck erweckt, dass Impfung auch zum Fremdschutz dienen würde. Deshalb sind solche Missverständnisse nicht überraschend, und es ist wichtig, dass aufgeklärt wird. Es ist erschütternd, wie schnell man mit dem Etikett „Verschwörungstheoretiker“ belegt wird – aber das haben unsere Medien ja auch lange gemacht. Es ist sehr viel angegeneseitigem Vertrauen kaputt gemacht worden, das nun mühsam wieder aufgebaut werden muss.

      1. Ihre Aussage ist nur partiell richtig.

        Ja, die Impfung schützt zunächst den Impfling besonders stark. Einerseits weil sie das Risiko senkt überhaupt infiziert zu werden und andererseits weil im Fall einer Ansteckung der Verlauf deutlich milder oder asymptotisch ist.

        Und genau so werden aber durch die Impfung auch andere geschützt: In vielen Fällen endet eine Infektionskette einfach bei geimpften Personen weil diese halt nicht erkranken. Und wenn doch sind sie wesentlich kürzer ein Infektionsquell für andere Personen.
        Darüber hinaus sorgen sie durch den meist gemilderten Verlauf auch weniger oft für eine Belastung der Krankenhäuser – die haben also mehr Möglichkeiten, sich um die schweren Verläufe der Ungeimpften und alle anderen Patienten, die auch ohne C19 ins Krankenhaus müssen, zu kümmern.

        Da ist also mit der Impfung durchaus jede Menge Fremdschutz drin.

  8. Covid19 ist nun seit bald zwei Jahren Dauerthema; wir haben vieles erkannt, manches gelernt, dilettieren aber nach wie vor bei wichtigen Aspekten…
    Grundsätzlich möchte ich in Bekämpfung des Virus und Leben lernen mit dem Virus unterscheiden.
    Königsweg bei der Bekämpfung ist und bleibt die Impfung (inkl. des sog. Boosters) und unbedingt (wohl dauerhaft) der Mund-/Nasenschutz (Maske) in der Öffentlichkeit (zumindest innerhalb von Gebäuden)! Eine hohe Impfquote ist entsprechend essentiell, sie ist mit Anreizen, positiver Argumentation und Vorbildern sicher besser erreichbar als mit Verboten, sozialer Ausgrenzung, oder Stigmatisierung von Individuen. Abstands- und Hygiene-Regeln sind sinnvoll, aber kaum zu kontrollieren und teilweise praxisfremd, müssen entsprechend fallweise pragmatisch gehandhabt werden.
    Daneben müssen wir dringend lernen, mit Covdi19 (und anderen/künftigen Pandemie-Situationen) auch mittel- und langfristig zu leben. Dazu braucht es m.E. eine fundierte politische Diskussion, ab wann und von wem eine „Pandemielage“ ausgerufen und beendet werden darf/kann und welche „Grundrechtseingriffe“ dann gerade eben noch tolerabel sind. Hilfreich wäre eine umfassende Planung, welche Schutzmaßnahmen und Grundbedarfe dauerhaft bevorratet werden müssen, wie grundlegende Lieferketten aufrecht erhalten werden können und wie eine Kommunikationsstruktur unter möglichst allen Eventualitäten gewährleistet werden kann. Das Stichwort Digitalisierung muss unter Abwägung von Pandemie- und Datenschutzerfordernissen dringend neu austariert werden (z.B. Faxgeräte in Gesundheitsämtern, Zettelwirtschaft bei der Kontaktnachverfolgung…).
    Darüber hinaus stimme ich Christian Wolff (wieder einmal) voll und ganz zu, dass „…der Kampf gegen das Virus… damit verbunden ist, unsere Lebensweise kritisch zu überprüfen“, dass die Stärkung des Immunsystems „nicht nur ein individuelles Problem…“, sondern „…vor allem eine sozialpolitische Herausforderung“ ist. Von daher unterstütze ich auch weitgehend die Punkte, für die er sich politisch einsetzt; ich wende mich lediglich nicht ganz so rigoros gegen die 2G-Regel wie Christian. Ich denke, sie hat im Einzelfall zwar in der Tat wenig Relevanz, kann aber „beim Betrachten der großen Zahl“ auch zur Reduktion der Inzidenz beitragen.

  9. Wie schön zu sehen, dass es nun plötzlich eine Konvergenz zwischen Christian Wolff und Jürgen Fliege gibt! Und das, was Sie hier sagen, Herr Wolff, ist genau das, was auch Sahra Wagenknecht seit längerem schon sagt (ebenso wie Oskar Lafontaine, der tolle Pazifist und echte Sozialdemokrat). Hoffentlich setzt sich diese Sicht bald durch, aber leider gibt es noch sehr viel Ausgrenzung, auch vonseiten der Grünen. Paula Piechotta hat am 1. November allen, die sich nicht von Wagenknecht abgrenzen, eine Mitschuld an der Gesundheitsgefährdung vorgeworfen! Aber wir müssen miteinander sprechen, und die anderen nicht ausgrenzen – daran ist unsere Gesellschaft in den letzten Jahren kläglich gescheitert. Wir müssen sehr viel zerschlagenes Porzellan aufkehren, aber vielleicht beginnt das mit diesem Beitrag. Ganz herzlichen Dank, Herr Wolff!

    1. Ehe sich hier falsche Mythen bilden: Ich sehe mich nicht auf einer Linie mit Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, der für mich viel ist, aber kein „echter Sozialdemokrat“. Zu keinem Zeitpunkt habe ich mir irgendwelche Illusionen über die Gefährlichkeit des Virus gemacht – und kann davor auch nur warnen. Für mich ist bei der Beurteilung von Corona-Maßnahmen wichtig: Was trägt am ehesten zur Eindämmung der Pandemie bei Wahrung der Grundwerte unserer Verfassung? Darüber mache ich mir seit zwei Jahren Gedanken. Darüber müssen wir in der Gesellschaft streiten. Das können wir auch. Man muss sich nur daran beteiligen.

      1. „Was trägt am ehesten bei zur Eindämmung der Pandemie unter Wahrung der Grundwerte unserer Verfassung?“ – Genau darum geht es natürlich auch Sahra Wagenknecht, schon seit sie im Januar angefangen hat, die Politik der Regierung ähnlich scharf zu kritisieren, wie Sie es jetzt tun (https://www.focus.de/politik/experten/weitergedacht-die-wagenknecht-kolumne-merkels-endlos-lockdown-wirkt-nicht-es-gibt-bessere-alternativen_id_12847058.html). Wenn es einen Unterschied zwischen Ihrem Text und dem, was Wagenknecht zuletzt gesagt hat, gibt, dann könnten Sie den vielleicht erklären. Ich sehe keinen.

    2. Auch wenn ich vermute, dass es keine ganz redlichen Gründe sind, die Sie offenbar Paula Piechotta auf Twitter folgen lassen, sehr geehrter H. Haspelmath, kann dies für Ihr Weltbild und Ihre Einstellung zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen nur von Vorteil sein! Ich habe Paula als sehr kluge, ausgewogen, aber bei Bedarf auch klar argumentierende Persönlichkeit mit breitem Themen- und Wissensspektrum kennengelernt! Sie ist definitiv meilenweit entfernt von Ihrer hier schon öfters zum Besten gegebenen Demagogie.

  10. Sehr geehrter Herr Wolff, mit Ihren letzten vier genannten Spiegelstrichen kann ich mitgehen. Die ersten beiden rufen meinen Widerspruch hervor. Ich habe heute früh einen wesentlichen Anteil meiner Dienstzeit damit zugebracht, zu bedenken wie wir mit unserer Arbeit vor Ort bei steigenden Infektionszahlen – und da besonders mit den Kindern und Jugendlichen – weiter kommen, bzw. Gottesdienste, Veranstaltungen und Treffen stattfinden lassen können. (Ich hege da keine Sehnsüchte nach einer „Vor-Corona-Zeit“.) Dabei habe ich besonders auch Kinder und Jugendliche im Blick, die mir auch in den derzeitigen Debatten wieder zu kurz zu kommen scheinen. Salopp gesagt: Hätten wir mehr geimpfte Erwachsene könnten wir mit Blick auf Kinder und Jugendliche entspannter sein. – Als Gemeinde praktizieren wir ein ständig aktualisiertes Hygienekonzept, führen digitale und analoge Anmeldelisten, sorgen für die Mitarbeitenden,haben Regeln für die Arbeit mit Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen etc. betreiben also einen enormen Aufwand. Die knappen Ressourcen personeller und finanzieller Art verunmöglichen es uns aber, allen kostenfreie Tests zur Verfügung zu stellen, diese Tests vor Veranstaltungen zu überprüfen oder gar selbst durchzuführen. So kommen Mitarbeitende und Verantwortliche fast zwangsläufig dazu, die 2G Regel zu bedenken, bzw. einzuführen. Kleine Gewerbetreibende und Gastwirte stehen vor dem gleichen Problem, bzw. haben 2G für sich schon umgesetzt.Sie fragen sich, ob aller Verzicht, alle Entbehrungen und Verluste des Jahres 2020 umsonst sein sollen?! – „Gemeinschaftssinn“ ist für mich das Pendant zur individuellen Vor- und Fürsorge, und der kommt mir in unseren Debatten zu kurz. Dieser Gemeinschaftssinn zeigt sich dann auch in einer Bereitschaft, sich impfen zu lassen und für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen. Chapeau also vor den niedersächsischen Lehrer*innen, die eine Impfquote von ca. 95 % ausweisen. Entsprechend wenig Corona-Unruhe haben wir an meiner Schule, wo wir nach den Herbstferien jeden Tag Tests durchführen, ansonsten 3x die Woche. Das in aller Vorläufigkeit… Beste Grüße Andrea Wauer-Höflich

    1. Liebe Frau Wauer-Höflich, vielen Dank für die kritischen Anmerkungen und den Bericht aus dem Alltag. Ich kann in Ihren Ausführungen wenig Widerspruch erkennen – außer dass Sie einer 2G-Regel mehr vertrauen als der 3G-Regel. Was die Kontrolle angeht: die ist bei einer 3G-Regelung nicht aufwändiger als bei einer 2G-Regelung. Und was die Tests angeht: die sollen bei Veranstaltungen mitgebracht werden. Voraussetzung ist aber, dass sie kostenlos sind. Dann können sich auch Geimpfte testen lassen, was ja in den Schulen geschieht. Also: Bei dem, was ich geschrieben habe, habe ich vor allem den Gesundheitsschutz vor Augen. Wir müssen (leider) der Tatsache ins Auge schauen, dass auch Geimpfte das Virus weitertragen können. Wir werden auch nicht eine 100-Prozent-Impfquote erreichen. Wenn wir die Ungeimpften dann nicht einfach wegsperren wollen, müssen gangbare Wege gefunden werden. Für einen solchen plädiere ich. Beste Grüße Christian Wolff

  11. Danke für diesen guten Beitrag, er gibt mir Stoff zum Nachdenken und plädiere auch dafür, bei der 3GRegel zu bleiben. Wir müssen das Gespräch suchen und da sind die Testzentren ein guter Ort, um mit Menschen zu sprechen. Immer wieder höre ich, wie uninformiert wir doch alle mehr oder weniger sind. Was wir brauchen, ist eine kompetente Information und ein gutes Gespräch. Darum schließe ich mich gerne den Anregungen an und werde diese in meinem Umfeld auch thematisieren.

    1. „Gibt es langfristig zu wenig Geimpfte, drohen Kindern und Jugendlichen womöglich wieder Schulschließungen.“ Diese Bioethikkommission ist eine Schande für das Bundeskanzleramt! Es ist doch eine einfache Sache der Logik – Schulschließungen werden von Regierungen beschlossen, nicht von Viren. Und dass Schulschließungen null positive Auswirkungen auf das Virus haben, dürfte sich doch inzwischen hrumgesprochen haben.

  12. lieber Christian, ich wünsch mir seit über einem Jahr wache Leute wie dich. Das Pferd ist von hinten aufgezäumt worden warum auch immer. und wenige stört es. Ist das Virus zu stark, ist der Wirt zu schwach! TV Sendungen über Stärkung des Immunsystems und dass das die Solidarität stärkt. Dann Schutz der Gefährdeten, dann Medikamente, die es längst gibt, und dann Impfung für die, die es glauben. Dass wir Ungeimpften in Kontaktschuld verbannt werden, lässt uns nur noch auf Jesus, unseren Herrn hoffen. der wegen Kontaktschuld gekreuzigt wurde Mit uns also!.
    freu mich. Jürgen

    1. “Dass wir Ungeimpften in Kontaktschuld verbannt werden, lässt uns nur noch auf Jesus, unseren Herrn hoffen. der wegen Kontaktschuld gekreuzigt wurde Mit uns also!.”

      Um Himmels Willen! Jetzt vergleichen Ungeimpfte die ihnen zugemuteten Einschränkungen schon mit der Kreuzigung Jesus! Ich respektiere die Entscheidung aller, die sich wissenschaftlichen Argumenten verschließen und einen eigenen Weg gehen, auch wenn uns das gerade in Sachsen in eine ganz schwierige Lage für die nächsten Monate bringt. Aber sie sollten sich nicht als Märtyrer stilisieren, nur weil sie vielleicht während des kommenden Winters an der einen oder anderen Veranstaltung nicht teilnehmen können.

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