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Zum angekündigten Rücktritt von Landesbischof Dr. Carsten Rentzing

Soeben ist eine Erklärung des Landesbischofs der Ev-Luth. Landeskirche Sachsens Dr. Carsten Rentzing veröffentlicht worden. In dieser heißt es: „Um Schaden von meiner Kirche abzuwenden, habe ich mich entschieden, mein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen.“ Auch wenn man nun rätseln darf, wann der „nächstmögliche Zeitpunkt“ gegeben ist – ein Rücktritt Rentzings vom Amt des Landesbischofs wird, muss in Kürze erfolgen. Damit zieht Rentzing die Konsequenz aus einer Vertrauenskrise, in die er die Landeskirche gesteuert hat. Aber nicht nur er: Die Krise war mit seiner Wahl durch die Landessynode im Jahr 2015 vorprogrammiert. Denn ein Landesbischof, der in einer Kampfabstimmung mit einer Stimme Mehrheit, also wahrscheinlich mit seiner eigenen, gewählt wird, kann nicht integrativ wirken. Auf einer solchen Wahl liegt kein Segen. Das hat Rentzing mit seiner Amtsführung leider vom ersten Tag unterstrichen. Dabei geht es nicht darum, ob ein Landesbischof konservativ ist oder nicht. Er muss seinem Amt gewachsen sein. Rentzing hat nicht zusammengeführt. Er hat die Landeskirche weder geführt noch geistlich geleitet. Er blieb gefangen in seiner Vergangenheit. Denn nun kristallisiert sich immer mehr heraus, dass seine Beheimatung in rechten Kreisen keine böswillige Unterstellung ist, sondern offensichtlich mit Tatsachen unterfüttert werden kann.* Das macht dann auch verständlich, warum Rentzing sich der schlagenden Verbindung Hercynia angeschlossen hat und es an aller Distanz zu den Rechtsnationalisten von der AfD hat missen lassen. Dennoch bedurfte es erst der überfälligen Petition von inzwischen über 700 Pfarrer/innen und Gemeindegliedern, um Rentzing und das Landeskirchenamt zu überfälligen Konsequenzen zu bewegen. Klar sollte aber auch sein: Mit dem angekündigten Rücktritt Rentzings muss einhergehen ein intensiver Prozess einer Neuausrichtung der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens.

* Sehr aufschlussreich, der neueste Artikel in der Sächsischen Zeitung (SZ) und auch der Bericht auf tagesschau.de

Ein Nachtrag zu etlichen Kommentaren: Etliche Kommentator/innen stoßen sich daran, dass man Rentzing keine Umkehr zubilligen würde – und verweisen auf Paulus oder Joschka Fischer, um zu signalisieren: denen wurde auch nicht aus ihrem „Vorleben“ ein Strick gedreht. Das geht aber am Kern dieser Causa vorbei. Denn es geht ja darum, wie jemand mit seiner wie auch immer gearteten Vergangenheit umgeht. Es gibt viele Menschen, die offen bekennen, dass sie Fehler gemacht oder früher sehr anders gedacht und geschrieben haben. Ich denke hier an Martin Niemöller, der deutschnational denkende U-Boot-Kommandant aus dem 1. Weltkrieg, der als konservativ-lutherischer Pfarrer 1933 noch Hitler gewählt hat, der dann aber entschlossen einen anderen Weg gegangen ist, ohne seine vorherige Haltung zu verdrängen. Er war es, der im Oktober 1945 ganz wesentlich das Stuttgarter Schuldbekenntnis auf den Weg gebracht hat. Von einer solchen Haltung ist Rentzing meilenweit entfernt, auch von einer Haltung, wie sie der Apostel Paulus eingenommen hat. Der hat nämlich nie etwas verschwiegen von seiner sehr fundamentalistischen, gewalttätigen Vergangenheit, sondern hat sich mit dieser immer wieder selbstkritisch auseinandergesetzt – ohne mit Dokumenten konfrontiert zu werden. Das alles trifft für Rentzing nicht zu. Er hat seine Vergangenheit verleugnet, bis es nicht mehr ging. Jetzt spricht er davon, dass er sie verdrängt habe. Mehr noch: Sein bisheriges Wirken insbesondere im Blick auf die Rechtsnationalisten von Pegida/AfD lassen den Schluss zu, dass die innere Distanz zu dem, was er vor 25-20 Jahren geschrieben hat, so groß auch wieder nicht ist.

Wir würden aber heute ganz anders dastehen, wenn Rentzing gerade in der Auseinandersetzung mit Pegida/AfD seit Amtsantritt im Jahr 2015 gesagt hätte: Liebe Leute, vor 25 Jahren habe ich ähnlich gedacht wie die Rechtsnationalisten. Das könnt ihr nachlesen in meinen Aufsätzen. Aber genau in dieser Zeit wurde ich Christ und ich habe gemerkt: das geht nicht zusammmen, das Bekenntnis zu Jesus Christus und der Hass und die Hetze von Pegida/AfD. Darum bitte ich euch: Erspart euch solche Umweg, den ich gegangen bin. Bleibt bei den Grundwerten des Glaubens. Wenn Rentzing so gesprochen hätte – wir würden heute nicht über seien Rücktritt reden, sondern könnten uns bei aller Unterschiedlichkeit um ihn scharen.

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