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Zwischen Zerstörungswut und monströsem Wahn – wo bleibt der Aufschrei, wo die Haltung?

Der Multimilliardär und Besitzer von Tesla, SpaceX sowie der Social-Media-Plattform X (vormals Twitter) Elon Musk soll in den nächsten sechs Jahren eine Vergütung in Höhe von fast einer Billionen Dollar in Aktienvermögen erhalten – das Zweifache des Haushalts der Bundesrepublik Deutschland. Einmal abgesehen davon, dass eine solche Vereinbarung in jeder Hinsicht unmoralisch ist – sie markiert auf erschreckende Weise, in welch gefährlichen Situation wir uns befinden. Zum einen wird das Geld, das Musk zugesprochen wird, weder extra gedruckt noch von ihm erwirtschaftet. Es wird den öffentlichen Haushalten und Millionen Menschen entzogen. Zum andern ist Voraussetzung dafür, dass Musk dieses Geld erhält: Die Geschäfte in seinen Unternehmen müssen entsprechend gewinnbringend laufen. Dafür sollen Weltraumstationen, die Produktion von Robotern und der Ausbau seiner privaten Kommunikationsdiktatur sorgen. Wenn man diese irrwitzigen Vorhaben nun verbindet mit der konsequenten Entstaatlichungs- und Entrechtlichungspolitik Donald Trumps in den USA, dann entsteht ein deutliches, gleichzeitig bizarres Szenario: Elon Musk will sich – im Verbund mit einigen anderen größenwahnsinnigen Milliardären – ein eigenes „Reich“ mit von ihm gesteuerten Roboterarmeen, militärischen Weltraumstationen und der Beherrschung des Kommunikations- und Meinungsmarktes aufbauen. Das mag sich anhören wie eine Sciencefiction-Fantasie – aber wie anders sollen die Zeichen monströser Überheblichkeit eines Donald Trump und eines Elon Musk gedeutet werden: der Ausstieg der Vereinigten Staaten aus allen internationalen Vereinbarungen, die Aufkündigung des Völkerrechts, die Privatisierung der Gewalt in den Metropolen und die systematische Zerstörung der freien Meinungsäußerung und der Pressefreiheit. So zeichnen sich die strategischen Ziele der Trump-Musk-Connection deutlich ab: Trump zerlegt die staatliche Autorität und damit die Bedingung für demokratische und soziale Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger. Er bereitet auf diese Weise das Feld für die uneingeschränkte Herrschaft einiger weniger Milliardäre und bedient gleichzeitig seine eigenen wirtschaftlichen Interessen. Trump lässt in der Karibik willkürlich Schiffe versenken unter dem Vorwand, es handele sich um Drogenschmuggler. Im Innern setzt Trump inzwischen die Armee ein, um bürgerkriegsähnliche Zustände in von Demokraten regierten Städten zu provozieren.

Doch das ist nicht alles. Mit einer erpresserischen Zollpolitik, einer offenen Unterstützung rechtsextremistischer Parteien und Bewegungen und einem skrupellosen Kampf gegen Presse- und Meinungsfreiheit versucht er, europäische Länder und demokratische Strukturen zu destabilisieren. Jüngstes Beispiel: Die mediale Kampagne und Androhung einer Milliardenklage gegen den britischen Sender BBC, der angeblich tendenziös und manipulierend über den Sturm von Donald Trump befeuerten Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 berichtet haben soll. Wer damals die Rede des abgewählten Präsidenten Donald Trump im Ganzen gehört hat, der konnte wissen, was sich in den nächsten Stunden ereignen wird. Dazu musste man keine Sätze zusammenschneiden. Jetzt macht Trump sein professionell aufgebautes Lügengebäude von der „gestohlenen Wahl“ zum Maßstab für seinen international angelegten Feldzug gegen die Pressefreiheit – und setzt damit fort, was Grundlage seines Regierens ist: die systematische Entwertung aller Wertvorstellungen, wie sie sich niederschlagen in demokratisch-rechtsstaatlichen Verfassungen wie der „United States Constitution“ oder dem bundesdeutschen Grundgesetz und wie sie aus der biblisch-christlichen Tradition abgeleitet werden können. Mit seinem schamlos-brutalen Handeln, das alle moralischen Maßstäbe beiseiteschiebt, reißt Trump die Hemmschwellen nieder, mit denen der Ausbruch von Zerstörungswut zivilisiert werden kann. Mehr noch: Er bedient sich der zunehmenden Zerstörungslust vieler Menschen, die frustriert sind über mangelnde Teilhabe und Anerkennung. Diese lenkt er um auf seine politischen Gegner. In den USA sind dies die Demokraten, die für die Trump-Priester:innen nichts anderes als Linksradikale und Kommunisten, also Staatsfeinde sind. So kann „das Volk“ in seiner „Wut“ befriedigt werden.

Diese Strategien sind an sich altbekannt: Auch die Nazis steigerten ihren Machthunger ins Monströse und machten sich dabei die Zerstörungswut zu eigen, die sich in vielen Teilen der Bevölkerung aufgebaut hatte. Diese Wut leiteten sie auf diejenigen um, die sie als Volksfeinde ausgemacht hatten, und ließen ihr freien Lauf. Damit schufen sie sich – so wie jetzt Trump und Musk – den Freiraum, um ihre hemmungslose Gier nach Macht ausleben zu können. Die Frage ist: Wie können Demokratien heute diesen massiven Angriffen widerstehen? Wie können Meinungs- und Pressefreiheit geschützt werden gegen die, die jetzt schon die Machtmittel in der Hand haben, durch Lüge, Manipulation sowie wirtschaftliche und politische Erpressung ihre Absichten durchzusetzen?

Sicher nicht dadurch, dass – wie es derzeit geschieht – Regierungen und Institutionen reihenweise vor Trump einknicken, führende Politiker:innen vor ihm den Bückling machen, ihn noch in seinem Größenwahn günstig stimmen wollen:

  • wie es jetzt die BBC getan hat. Sie hat sich bei Trump entschuldigt für die „Manipulation“. Wie bitte? Trump hat mit seiner Rede am 6. Januar 2021 Tausende Kundgebungsteilnehmer:innen aufgehetzt, das Capitol zu stürmen. Er wollte durch den Putschversuch die Inauguration von Joe Biden als neuer Präsident der USA verhindern. Schließlich hat er als erste Amtshandlung im Januar 2025 die Straftäter des 6. Januar 2021 begnadigt.
  • oder wie Schweizer Unternehmer, die Trump eine goldene Rolex-Tischuhr und einen gravierten Goldbarren überreichten, damit er die Zölle für Schweizer Produkte senkt. Korruption, wie sie im Bilderbuch steht.

Aber was ist der „Erfolg“? Trump verklagt die BBC dennoch; und die Schweiz hat sich einem korrupten Diktat unterworfen ohne jede Garantie, dass sich dieses wirtschaftlich auszahlt; Trump führt einen Privatkrieg in der Karibik, lässt Menschen willkürlich ermorden und will sich dafür noch mit dem Friedensnobelpreis belohnen lassen. Doch noch verheerender sind die Langzeitwirkungen dieses gefährlich-würdelosen Treibens. Die Trump-Musk-Connection fährt in ihrem Zerstörungsfeldzug einen „Erfolg“ nach dem anderen ein und hinterlässt als Kollateralschaden vor allem die Entmoralisierung des Politischen wie des Zusammenlebens in demokratischen Gesellschaften. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für die Zersetzung der Demokratie. Die Trump-Musk-Connection ersetzt Grundwerte wie die Menschenwürde durch eine auf sie selbst zugeschnittene Polit-Religion, die sie mit blasphemisch verzerrten Versatzstücken der christlichen Tradition versieht.  Das alles ist an sich für jede und jeden durchschaubar. Doch solange gerade die Repräsentant:innen demokratisch regierter Länder Trump in seinem monströsen Wahn gewähren und jede Form von Haltung vermissen lassen, haben die Priester:innen des Monströsen ein leichtes Spiel. Diese Art von Appeasement-Politik gegenüber einer eiskalt agierenden Kaste korrupter, macht- und geldgieriger Milliardäre muss zu einem Ende kommen. Wir müssen von den Regierungsvertreter:innen der demokratischen Staaten erwarten, ja verlangen können, dass sie sich an die Werte halten, auf die sie ihren Eid abgelegt haben. Denn nur so lässt sich die Zerstörungswut und -lust eindämmen und nur so können Demokrat:innen ihre Glaubwürdigkeit bewahren.

30 Antworten

  1. Da ich seit einer Woche meine Tochter krankheitsbedingt bei der Betreuung ihrer Töchter unterstütze, habe ich momentan wenig Zeit für den Blog.
    Aber zu zwei Diskutanten möchte ich mich kurz äußern:
    1. Wäre ich „Dauergegner“ hieße das, ich würde dessen Beiträge zumindest ansatzweise ernst nehmen; das ist seit einigen Jahren nicht mehr der Fall! Ich empfinde sie als unanständig (hauptsächlich gegenüber Christian Wolff), arrogant und langweilig, weswegen ich versuche, möglichst nicht auf sie einzugehen.
    2. Steve Bannon mit seiner Empfehlung „Flood the zone with…“ würde sich über die Ergüsse von Dr. Tesche sicher freuen. Mir erscheinen sie unangemessen,  am Thema vorbei, aus anderen Sphären kommend.
    Christian’s Blog passt für mich 100% in diese (durchaus gefährliche) Zeit, gibt wichtige Denkanstöße und Orientierung!
    Gerne lasse ich mich dafür als „hirnloses Echo“, würdelos, „Anstands-Ajatollah“, komplexbeladen und als jemand, der zum Lachen in den Keller geht, bezeichnen.

    1. Lieber Herr Käfer,
      Darf ich freundlich zunächst an Mt. 6 erinnern?
      Zum Inhalt empfehle ich eine Betrachtung unter dem Aspekt „ ad nauseam“ , einer bekannten Strategie, die uns Unglück führte, nicht zur Lösung des Problems.

  2. Politiktheorie – langatmige zumal – nützt uns nicht und ist wohl, wie Wolff anmerkt, auch nicht Ziel dieses Blogs. Dem Beitrag von Dr Tesche fehlt zudem der Bezug zum Menschen, zu dessen Stärken und Schwächen, diese letzteren ja hier auch insbesondere durch meine beiden Dauergegner verkörpert: persönliche Aggressivität und inhaltliche Intoleranz als Ausweichen vor der Diskussion. Dazu kommt bei uns in Europa/Deutschland die Tendenz, immer im Nachhinein unser Bild vorheriger Lagen zu ändern und dann schon immer Recht gehabt zu haben.
    Aber Politik und Diplomatie sind Prozesse. Sie lösen selten vollständig, verändern aber immer eine Lage im Hinblick auf neue Möglichkeiten und Korridore. Die „totale Lösung“ gibt es nicht – und es ist wohl fraglich, ob sie gewollt wäre.
    Ich habe Wolff kritisiert für den Mangel an Zukunft in seinen Beiträgen und die wiederholende, teils emotionale (und also nicht zielführende) Vergangenheits- und Gegenwartsdarstellung. Und ich versuche – im Gegensatz zu dem Geschwätz meiner Dauergegner – eben diese Zukunft zu beschreiben, mit allen Mängeln natürlich, die Glaskugeln halt aufweisen. Und ich versuche, Politik an der Realität zu messen, und nicht an irgendwelchen Theorien. Und diese Realität ist halt, dass Menschen kaum je zufrieden sind und immer unter Anlegung subjektiver Maßstäbe, das Maximum für sich selbst herausholen wollen (im Materiellen, aber auch im Ideologischen, wenn ich zB die Betonhaftigkeit sogenannter „Aktivisten“ oder die Plakate bei Demonstrationen sehe).
    Und ich kritisiere an Wolffs Beitrag, dass einer durchaus richtigen Lagebeschreibung eine Überforderung der Politiker und eine Unterforderung der Gesellschaft zugrunde liegt, die durch langatmige Theoriedarstellungen nicht aufgehoben wird: Aber hier ist ja Einsicht vorhanden, die sich in seinem Wort von der „Güterabwägung“ darstellt. Wer in der Klemme sitzt, kann, um rauszukommen, nicht moralisch „aufschreien“, sondern muss die Hilfe des Türöffners auch gegen seine Moral annehmen. Und dabei muss die Gesellschaft das Dilemma erkennen und für Abhilfe in der Zukunft sorgen, anstatt auf „die da oben“ zu verweisen. Trump, so traurig es ist, hat die Macht – ihn einzuhegen geht nicht über Aufschrei und Moral, sondern nur über eigene Macht.
    Schließlich: Wolffs Hinweise auf „das Thema“ sind berechtigt. Richtig wäre es also, meine beiden Dauergegner darauf hinzuweisen, denn deren Beiträge – hier nachlesbar – sind deutlich am Thema vorbei (sie haben eigentlich gar kein Thema). Aber ich bitte Sie auch, Herr Wolff, zu akzeptieren, dass bei der Komplexität heutiger politischer Themata eine Weiterung nicht immer vermeidbar ist, wenn man auf Ihre Beiträge kompetent eingehen will. Es ist ja eben der große Fehler so vieler NGOs und Parteien/Bürgerinitiativen, dass sie monothematisch unterwegs sind – und also zugunsten ihrer Ziele die Lage bei anderen Zielen verschlimmern.
    Andreas Schwerdtfeger

  3. Danke, lieber M. Käfer – nur ein Widerspruch: originell ist Donald S. wahrlich nicht, und beglücken? Sich selbst, da können wir, Sie und ich, uns rasch verständigen.
    Grüße via Leipzig – Ihr Jo.Flade

  4. Lieber Herr Wolff,
    A) Thema Aufschrei und Haltung
    Sie haben nach allem was wir lesen, hören, zum Teil erleben, völlig recht. Ich sehe den Wahn, habe mich mit Thiel beschäftigt und anderen, ich sehe auch die Hybris. Sie haben auch recht, wenn Sie aufschreien und Haltung bei uns einfordern, keine Appeasement Politik gegenüber denen da, die sich total danebenbenehmen, alles kaputt machen , sich etwas rausnehmen, was klar Unrecht ist und wir nicht teilen.
    Es kann wirklich nicht sein, dass die da auch noch belohnt werden, wie zuletzt durch die Schweiz erlebten. Gold und Versprechungen gegen Zollsenkungen, die an sich schon eine Unverschämtheit sind…
    Ich sehe aber auch Hybris bei uns.

    Darf ich dennoch fragen, was Sie sich von der eingeklagten Haltung und dem Aufschrei wirklich versprechen, jetzt versprechen, außer moralischer Entrüstung, Haltung?

    Hätten die Schweizer die Zölle hinnehmen sollen, hätte die Europäer den Handelsdeal mit Trump einfach schlucken sollen?

    Darf ich daran erinnern, dass die Europäer, insbesondere die Deutschen haben kommen sehen, was mit Trump auf uns und die Welt zukommen würde und das sie Haltung gezeigt haben. Die Gazetten waren voll von Anti-Trump Rhetorik. Sie taten fast alles, um Trump zu verhindern, als die Wahl Trumps überhaupt wieder in den Bereich des Möglichen kam. Da haben wir allesamt Haltung gezeigt gegen die Trump-Gefahr (von der AfD abgesehen). Dabei haben wir ab einem bestimmten Punkt – zumindest als Merkel weg war- fast alles geschluckt, was Biden bot, wollten wir doch mit dem Erfolg Bidens einen Trump verhindern. Dazu gehörte u.a. die Haltung Bidens im Ukraine Krieg zu teilen. Erinnern Sie sich, wie er von Verpflichtungen als Garantiemacht nach dem Budapester Memorandum abrückte, wie er zwar alles kommen sah (er folgte ja, wie auch wir) unentschlossen und abwartend taktierte? Parallel dazu hatte er aber durch diverse Maßnahmen die Lage verschärft und betrieben, den Konflikt in Kauf genommen, wie die USA überhaupt schon seit Jahrzehnten. Und wir, die Trump-Gegner sind dem gefolgt in Haltung. Wir haben auch vorher schon kräftig auf dem Weg dahin mitgemischt, weil wir zu schwach waren, schwach gemacht wurden, um nicht den Schwerpunkt auf die Ampel zu legen. Steinmeier und Merkel wurden auf dem Nato-Gipfel in Bukarest bereits 2008 erledigt durch den Beschluss auf Drängen der USA die Ukraine und Georgien in die NATO aufzunehmen. Damals gab es noch keine Maidan-Revolte und das ukrainische Volk hatte die Freiheit von Russland noch nicht eingefordert.
    Die Europäer- und andere – haben sogar den Gesundheitszustand des Präsidenten – mit unter den Tisch gekehrt, um Trump zu verhindern, zusammen mit den Demokraten in den USA. Was ist Haltung mehr?

    Kann es sein, dass wir schon lange übersehen haben, dass Amerika nicht unsere Werte teilte, wir es nur glauben wollten. Kann es sein, dass diese universellen Werte nicht weltweit akzeptiert werden, auch nicht von denen, die sich darauf berufen, wenn es passt?
    Vielleicht können Sie das auch gar nicht, weil sie eine Weltmacht sein wollen.
    Vielleicht sind wir sogar bestochen worden, weil Biden uns im Thema Umweltschutz entgegenkam. Wertebasierte Außenpolitik und nur Pochen auf das Recht im Falle Ukraine als Tauschgeschäft? Sicherlich nicht, denn auch die EKD fordert das ein.
    Vielleicht haben wir nicht verstanden, was wirklich dahintersteckte, hinter der Politik der Großmacht USA Hinzu ticken Amerikaner halt anders als Chinesen und Russen und Deutsche. Vielleicht ist für die Kultur A das richtig ,was für Kultur B falsch ist? Das erleben wir in den monotheistischen Religionen doch auch und kultivieren das.
    Vielleicht war der versprochene Schutz der wertebasierten Freunde nur ein Vehikel uns schwach und abhängig zu halten und hatte fast nichts mit dem Präsidenten zu tun, der in den USA herrschte, allenfalls in der Form und der Präsentation. Im Zweifel galt immer das Vorrecht der USA, nur waren die Präsidenten dabei in der Form und der Art der Umsetzung anders. Wir haben Haltung gezeigt, aber für was?

    Was versprechen Sie sich, von der Haltung, die Sie nun von den Politikern hier einfordern, nach dem Desaster, welches wir erlebt haben mit dem Haltung zeigen, jetzt, wo uns diese Haltung und der Lage, in der wir uns befinden? Wo wir schwach sind und nur Zeit gewinnen wollen. Aber Zeit für was?
    Warum schlagen Sie nicht vor, dass die Kirchen Europas mit Ihrer Sicht sich in den USA mit den Evangelikalen auseinandersetzen sollten, die falsch liegen, denn Sie unterstützen Trump. Warum fordern Sie nicht, dass unsere Spitzenpolitiker nicht in den USA bei Freiheitsbewegungen, bei NO-KING z.B. auftreten, wie das ein Westerwelle u.a. mutig noch auf dem Maidan getan hat.
    Warum in Europa, wo das Volk als Souverän der USA das kaum wahrnehmen wird, so jedenfalls die Erfahrung der Vergangenheit?

    Nach diesem pointierten Auftakt erlaube ich mir das Thema zu erweitern, selbst auf die Gefahr hin, dass Sie mir vorwerfen: Thema verfehlt.

    Lösen wir uns doch mal von dem Thema Trump, was ja morgen ein Thema XI oder Putin +….sein könnte. Kommen wir zum Grundsätzlichen. Den Weg sehe ich zunächst in einer ehrlichen Standortbestimmun der Lage über alles Parteiengezänk hinweg und ohne Schuldzuweisung und Wertung. Dies versuch ich im Folgenden und bitte um die Chance, meinem Versuch zu folgen. Ich beschreibe keine Ist-Situation sondern nur eine Tendenz, wie ich sie sehe.

    B) Die beiden Extrempositionen als Vehikel zum rechten Umgang

    Ich denke wir können 2 grundsätzlich unterschiedliche Denkschule unterscheiden, die zur Zeit das Weltgeschehen prägen.
    Da ist zum Einen das Individualistisch-idealistische Modell (A) und zum Andern das adaptive-kollektivistische Modell (B). Beides sind Extreme, Denkmodelle, denen die Parteien zustreben und sich daran orientieren oder zwischen denen sie sich entscheiden müssen und die die Regierungen und die Richtung prägen.
    Wenn man dann eine gedachte Skala von 1-10 denkt, kann man die heutigen Strömung einordnen, z.B.
    die Kirchen im 21. Jahrhundert 2) die Presse 3) die Linke 4) die Grünen 5) SPD falls sie könnte wie sie wollte 6) dto. CDU unter Merz 7) AfD 8) SPD unter 8) Schröder 9) unter Brandt, 10) Putin-Russland 11)Xi-China und 12) Trump-USA

    Für das Individualistisch-idealistische Modell A gilt tendenziell :
    1. Geringe bis keine Betonung des Nationalen, der politischen Community, in der man lebt. Wir sind Teil einer größeren Weltgemeinschaft.
    2. Heterogenität in Ethnie und Kulturen spielen keine Rolle
    Geburtenrückgang infolge Individualismus wird durch Zuwanderung ausgeglichen.
    3. Unterschiede in materieller Sicht soweit möglich vermeiden
    4. Materielles spielt eine untergeordnete Rolle, es gibt Wichtigeres, auch wichtigeres als die Community
    5. Im Zweifel Weltretten vor Retten der Nation, übergeordnete Ziele umsetzten, wie CO2-frei oder anderes
    6. Zukunft sichern im Sinne der erkannten Prioritäten
    7. Wirtschaftlichkeit ist ein falsches Kriterium, solange eine Umverteilung von oben nach unten möglich ist.
    8. Umverteilung ist ein gebotenes Maß der Gerechtigkeit und geht anderen Prinzipien und wirtschaftlichen Aspekten vor
    9. Schulden machen kein Problem, Geld ist ohnehin nichts als Illusion
    10. Glaube und Vermutungen aufgrund von Indizien erlaubt die Ausrichtung darauf und Ausrichtung der Gesellschaft. Modellrechnungen und Indizien reichen.
    11. Das Prinzip der Vorsicht und des Maßes gilt nicht, wenn das Übel erkannt wird, dann sind große Experimente zumindest im Nationalstaatsniveau vertretbar und geboten.
    12. Gesetze werden vor diesem Hintergrund interpretiert und erlassen
    13. Degrowth ist kein Übel, sondern der Weg zum Ideal
    14. Keine aggressive Vertretung nach außen, Belehrung des Anderen, Vorbildfunktion angestrebt, ggf. Ausgrenzung anderer, die eine andere Sicht haben.
    15. Umsetzung des Rechts selbst bei Gefahr eines Krieges und christlich geboten (Ukraine)
    16. Gemeinwohl entsteht automatisch von unten

    B) Das kollektivistische -adaptive Modell
    1. Starke Betonung des Nationalen, des beherrschbaren, Unabhängigkeit nach außen, Bindung nach außen, wo es nützt
    2. Judikative und Legislative möglichst als Abhängige der Exekutive, die von Eliten bestimmt werden. Sie kennen den rechten Weg.
    3. Kosten-Nutzen Betrachtung in fast allem. Weg vom Wohlfahrtsstaat
    4. Es kommt auf das Hier und jetzt an und die Zukunft muss gesichert und für uns gestaltet werden. Es geht primär um uns, nicht die Welt. Sie muss uns dienen
    5. Der Stärkste setzt sich durch und ist ggf. als Zeichen Gottes zu interpretieren. Unterschiede Arm reich sind normal und förderlich. Der ungezügelte Kapitalismus ist das geeignete Mittel.
    6. Unterschiede zwischen Arm und Reich sind normal und keineswegs störend, gar förderlich für die Gesellschaft
    7. Das Menschenbild ist klassisch konservativ.

    8. Recht wird in diesem Sinne interpretiert und als Mittel zum Zweck eingesetzt.
    9. Homogenität der Gesellschaft wird angestrebt, zumindest im Denken
    10. Krieg im klassischen Sinne werden, wenn möglich durch andere Kampfmittel ersetzt, wie Mittel der Wirtschaftskriege und Verschaffung von Abhängigkeiten. Aggressive Durchsetzungsstrategie weltweit.
    11. Wenn es der Zielerreichung dient, ist ein Rechtsbruch, ein Krieg erlaubt
    12. Gemeinwohl entsteht von oben nach unten, Eliten führen und müssen geschützt werden.

    C) Weg um von Haltung und Aufschrei zur Wirkung zu kommen
    Wenn Sie vor diesen Hintergrund die genannten Player und Politiken zuordnen, dann sehe ich die heutige deutsche Politik, die seit langem betrieben wird und auch die der Kirchen mit starker Neigung zu Modell A. Die Großen wie Brandt, Schmidt und Verzeihung auch Schöder deutlich mehr auf der Skala 1-10 nach rechts.

    a) Wenn dieser Orientierung folgt frage ich in die Runde, wie bitte sollen wir in einer Welt bestehen, die nun mal so ist wie sie ist, halt menschengemacht und anders als wir denken und wünschen.
    Von daher: Ändern wir unsre Politik und stellen wir uns den Realitäten. Wir können nicht aus Prinzipien unsere Existenz und Zukunft verspielen, selbst wenn wir recht hätten. Haltung alleine bewirkt nichts. Sie muss Wirkung entfalten. Das geschieht nur durch Handeln, durch sich selbst verteidigen, nicht mit Worten sondern Taten. Dafür brauchen wir Stärke, ökonomisch-gesellschaftliche, militärische zur Selbstverteidigung, und Unabhängigkeit. Haltung und Glauben reicht nicht.

    Bedenken wir, dass nicht für Alle die schönste Zeit nach dem Tode eintritt. Dazu haben die kein Recht das durchzusetzen, was sie für richtig halten. Gott will das Leben, nicht den Tod, auch nicht den Tod einer so entwickelten Gesellschaft.

    b) Aus der Spieltheorie kennen wir die Strategie Tit-for-Tat. Danach haben wir keine Chance, wenn wir weiter so disponiert bleiben wie bisher. Wir müssen auf Härte auch mit Härte reagieren können, und sei es durch Abschreckung oder Lösungen

    c) Wie bekannt hat Kant von uns allen die Einhaltung des kategorischen Imperativs ein und fordert den im Grunde auch in seine Lehre vom ewigen Frieden ein, hier als absolute Friedenspflicht. Er sah das als eine Vernunftentscheidung. Auf die Frage, was man tun solle, wenn der Andere nicht diesem Prinzip folge (ich ergänze und die übernationale Oberinstanz fehlt, würde er fordern, für Frieden sorgen.
    Ich kann nicht verstehen, warum im Westen der Weg der Weg über das Einhalten des Rechts mit militärischen Mitteln gehen muss. Hier eine Lösung zu finden, würde uns stärken.

    1. Zunächst: Es wäre sehr hilfreich, wenn die Kommentare eine gewisse Länge nicht überschreiten und wenn sie sich auf den Inhalt des Blog-Beitrags beziehen. Im Blog-Beitrag bemühe ich mich, ein bestimmtes Thema/Problem anzusprechen. Damit erhebe ich nicht den Anspruch, die gesamte Weltlage zu erklären. Hinzu kommt, dass bitte niemand erwarten möge, dass ich auf jeden einzelnen Spiegelstrich oder Unterpunkt eingehe.
      Darum nur eine kurze, allgemeine Replik: Mir ging es in meinem Beitrag vor allem darum, auf ein paar Gefahren hinzuweisen:
      – die zunehmende Privatisierung staatlicher Gewalt, mit der das Gewaltmonopol des Staates ausgehölt wird;
      – der Zusammenhang von Zerstörungswut und -lust in Bevölkerungsgruppen und monströser Machtergreifung autokratischer Führer und ihrer Cliquen;
      – die Zersetzungsstrategien gegen demokratisch regierter Staaten.
      Hier vermisse ich Einspruch und Haltung. Dabei verkenne ich nicht, dass es in internationalen Beziehungen immer zu Güterabwägungen kommen muss. Dennoch ist es wichtig, dass Regierungspolitik immer wieder verdeutlicht, von welchen Fundamenten aus sie ihre Politik entwickelt. Daran mangelt es derzeit vor allem im Blick auf die Trump-Administration.

      1. Lieber Herr Wolff,
        dass Sie „Thema verfehlt“ schreiben würden, war mir bewusst. Das hatte ich ja bereits im Text vorweggenommen. Ich frage zurück: Haben Sie es nicht verstanden, was ich schrieb? In diesem Fall empfehle ich sich an den Überschriften A bis C zur orientieren und den Text sorgfältig zu lesen und der Systematik und den Gedanken zu folgen. Sie müssen dann keine Position beziehen, einfach zu verstehen versuchen, den anderen ernst nehmen.
        Aber das unterstelle ich Ihnen gar nicht. Sie ziehen es offenbar vor im „Kleinen“ zu bleiben, Ihre Präferenzen als gesetzt für die Welt zu unterstellen und die Abweichung der anderen anzuprangern und das bei uns, den politischen Aufschrei und Haltung einzufordern. Das reicht Ihnen, offenbar. Warum das keinen Sinn gibt, interessiert sie nicht.
        Sie scheinen es abzulehnen, vom Speziellen zum Allgemeinen zu kommen, um damit die unterschiedlich Positionen und Sichtweisen in der Welt wertfrei darzulegen, um daraus einen Lösungsweg aufzuzeigen, wie wir Wirkung entfalten könnten. Den neutralen Spiegel zur Orientierung läuft offenbar unter „Thema verfehlt“.
        Aber wie immer gibt es mehrere Strategien, wie man Themen angeht. Das erlebte ich schon vor Jahren. als es um das Thema Abfall ging. Ich bot Ende der 90er Jahre einer grünen Ministerin von NRW die Lösung des Abfallproblems durch Bereitstellung on Millionen m3 Hohlraum im Salzgestein in einer wasserfeien Umgebung an. Schnell zeigte sich: Daran bestand kein Interesse, trotz fertiger Genehmigungen. Man hat es nicht einmal erwogen. Man wollte nicht das Problem lösen, sondern lieber das Problem thematisieren, drüber reden, die Leute ändern, zum, stofflichen Recycling kommen. Was daraus allgemein geworden ist, erleben wir heute. Die Meere sind weltweit mit Plastik verseucht. Auch eine Form von Hybris. Sie waren sicher, dass sie „die Wahrheit mit Löffeln gefressen“ , sagt man im Volksmund.
        Das unterstelle ich bei Ihnen nicht. Aber, verzeihen Sie die Parallele: Ein bisschen werde ich mit Ihrer Haltung an diese Erfahrung erinnert.

        Macht nichts. Ich werde weiterhin um Lösungen statt Aufschrei Haltung bemüht bleiben. Mit gutem Gewissen.

  5. A. Schwerdtfeger (Zitat, s.a. seinen Kommentar vom 16.11.25, 10:18 h): „Wir brauchen …, mehr Gespräch und Toleranz und mehr Sachlichkeit und Realitätssinn..“.
    Auch insofern, Herr Schwerdtfeger, haben SIE ein Problem (s.a. Kommentar vom 17.11.25, 09:10 h), denn Ihr formulierter Anspruch (s. o. Zitat) und Ihre unendlichen Angriffe in diesem Blog widersprechen sich per se!

  6. Herr Schwerdtfeger – ich kann und werde es nicht begreifen, wie Sie immer und immer wieder Chr. Wolff verbal massiv angreifen, beleidigen, öffentlich verächtlich machen. WARUM??? Diese Frage stell nicht nur ich mir erneut. Und es drängt sich auf, dass Sie analog der Trumpschen Charakteristika um sich schlagen – bring das FRIEDEN? Wohl kaum. Unterschiedliche Wahrnehmungen, Haltungen, Kenntnisse – das macht den Diskurs aus, aber nur dann respektvoll, ufert eine Kontrahaltung nicht in diese Ihre Art und Weise der würdelosen Beleidigungen aus. Die Weltpolitik, die Wirtschaftssysteme werden bewusst und massiv zerrissen (Trump, China, Russland), alles gerät in Chaos, bald vier Jahre tobt in Europa Krieg, die gesellschaftlichen Polarisierungen werden forciert, die Demokratie zerreißt – und Sie spielen verbal mit; schlecht, nicht aufbauend, inhuman, respektlos, eitelkeitsversessen. Fahren Sie endlich Ihre individualisierte Wut zurück, nur dann geht ein Miteinander, selbst bei thematischen Differenzen!!! Guten Abend.

      1. Das muss Sie aber nicht weiter stören, lieber Jo.Flade.
        Der Einzige, der alles versteht, alles (besser) weiss, ist der hochfrequente Lautsprecher Donald S.
        Und er beglückt uns seit Jahren mit immer neuen, originellen Einwürfen.

  7. Wo bleibt der Aufschrei? Diese Frage kann man zwar stellen, aber nicht gleichzeitig den Aufschrei der vielen Millionen Menschen unterschlagen, die im „No Kings movement“ weltweit Flagge zeigen. Das wir diesen Menschen sicher nicht gerecht. Wenn es Ihnen zu wenige sind, dann sagen sie das konkret. Nehmen Sie bitte die gesamte Realität wahr.

    1. Lieber Herr Löbler, vollkommen zu Recht erinnern Sie an die Millionen Amerikaner:innen, die in den USA Flagge zeigen. Der Adressat meiner Frage „Wo bleibt der Aufschrei“ sind aber diejenigen, die in demokratischen regierten Staaten Regierungsverantwortung tragen.

      1. Seit Adenauers Westbindung sind wir ein Vasallenstaat ohne Friedensvertrag und dessen Regierung überlegt sich einen Aufschrei gut – zumal, wenn die Wirtschaft schwächelt und von der Größe der Zoll-Keule abhängt. Wenn man bei den großen Jungs mitspielen will, muss man auch etwas auf den Tisch legen können und damit sieht es momentan nicht aus. Das weiß auch der Bundeskanzler.

        1. Seit dem 12.09.1990 (Zwei-Plus-Vier Vertrag) ist die Bundesrepublik Deutschland ein souveräner Staat und Teil der Europäischen Union. Ob das ein Friedensvertrag ist, bleibt eine Streitfrage, denn die Frage nach Reparationsanszahlungen wurde nicht abschließend geklärt. Doch klar ist: ein „Vasallenstaat“ ist die Bundesrepublik Deutschland nicht! Vielmehr ist die Verantwortung Deutschlands gewachsen, sich auch weltweit für internationale Zusammenarbeit zur Erhaltung des Friedens einzusetzen.

          1. Darf ich ergänzen: ….solange es nicht im Widerspruch zu den USA steht?
            ( Beispiel: WOLFOWITZ / Bush-Doktrin und deren Folgen, REGELUNG über das Finanzwesen nach 2008) und China Politik um nur einiges zu nennen.)

  8. Wie können wir den Angriffen auf die Demokratie begegnen? Das ist die Frage, die hier gestellt wird, nachdem 90% des Textes der larmoyanten Lagebeschreibung gewidmet sind. „Wir müssen von den Regierungsvertreter:innen der demokratischen Staaten erwarten, ja verlangen können, dass sie sich an die Werte halten, auf die sie ihren Eid abgelegt haben.“ Das ist alles, was an Antwort geboten wird – wie wenig!
    Denn erstens ist dies nicht alleine Aufgabe der „Regierungsvertreter:innen“. Es ist vielmehr Aufgabe der Gesellschaft – also von uns allen. Zweitens ist es so vage, dass jeder darunter versteht, was er will. Und drittens ignoriert dieser Rat vollständig, dass man dazu – Werte halten – auch die Mittel haben muss, zu denen auch ein gewisser Grundkonsens in der Gesellschaft als wichtigste Voraussetzung gehört.
    Wo sind die konkreten politischen Vorschläge, die Werte zu erhalten und zu verteidigen. Merz hat in seiner Rede vor der Jungen Union gestern einige davon klar angesprochen oder angedeutet:
    – Die EU muss von einer „Regulierungs-Union“ in eine „Aktions-Union“ umgewandelt werden;
    – in der Politik müssen Totschlagvokabeln ersetzt werden durch überzeugende und praktikable Kompromissansätze („vergesst die Vokabel Brandmauer“);
    – die Wirtschaft muss wieder so gestärkt werden, dass sie die notwendigen (und logischerweise konkurrierenden) politischen Ziele unserer Gemeinschaft parallel bezahlen kann, sie ist also erste Priorität);
    – dazu müssen Kompromisse im Zielerreichungsgrad ebenso gemacht haben wie bezüglich vollständiger Gerechtigkeit und globaler menschenrechtlicher und ökologischer Einmischung und Belehrung, ebenso wie bezüglich Europas unsinnigem Ansatz, für ALLE Weltprobleme automatisch erstmal Verantwortung zu übernehmen und also erpressbar zu werden. (Der augenblicks in Belem stattfindende Unsinn – eine Konferenz mit sage und schreibe 50.000 Anwesenden zu veranstalten – ist klimaschädlich, unproduktiv, propagandistisch und leider typisch am Ziel vorbei, dafür aber regelmäßig!);
    – die Gleichrangigkeit politischer Zielsetzungen (Freiheit, Sicherheit, Wirtschaft, Ökologie, etc muss anerkannt werden; hier der schwerwiegenste Fehler einiger NGOs und Bürgerinitiativen);
    – die Menschen in den Demokratien müssen endlich wieder ihre Werte (Freiheit, Selbstverantwortung und Selbstbestimmung, Wohlstand und Sozialstaat, Bildung und Innovation) als IHRE Aufgabe erkennen und sie nicht nur vom Staat (von den „Regierungsvertreter:innen“) fordern – hier fehlt Wolff vollständig.
    Konkret: Wir müssen aufhören, uns durch „Zeichen setzen“ zu entverantworten und wegzudrücken; stattdessen brauchen wir praktische Sicht auf praktische Kompromisse im Rahmen unserer Wertematrix, die den „mündigen Bürger“, ausgestattet mit unveräußerlicher Würde, in den Mittelpunkt stellt – und nicht den vom Staat abhängigen Sozialempfänger. Wir brauchen keine selbstlobenden Demonstrationen auf den Straßen, schon gar keine als Demonstration getarnten Rechtsbrüche, sondern mehr Gespräch und Toleranz und mehr Sachlichkeit und Realitätssinn.
    Konkret: Gerechtigkeit ist ein gutes Konzept. Aber sie darf nicht zu Gleichmacherei führen und die real vorhandenen und auch notwendigen Unterschiede pauschal verwischen. Die Menschen sind verschieden, werden es immer sein, im Guten wie im Bösen, und da helfen keine Opfer-Täter-Umkehr, keine finanziellen Ausgleichsversuche (außer in wenigen Fällen), keine Schlagworte („Schwerter zu Pflugscharen“ – was wenn sich einer irrt und Schwerter zu Mistgabeln macht, die allzu oft als Waffen eingesetzt wurden). Und NUR hier liegt der konzeptionelle Fehler in der Mütterrente, zB: Sie ist natürlich gerecht und also zu fordern, aber sie ist nicht finanzierbar und deshalb muss eine Ungerechtigkeit Vorrang haben;
    Konkret: Wir brauchen im Bereich staatlicher Exekutive nicht mehr Personal (Polizei, Lehrer, Psychologen, Veterinäre, ökologische und sonstige Überwacher), wir brauchen stattdessen mehr Eigenverantwortung, mehr Charakter und Maßstäbe, auch mehr friedliche Zurückhaltung (zB bei Demonstrationen). Denn je mehr Staatsbedienstete, desto weniger wirtschaftliche Leistung. (Und auch die personelle Aufstockung der Bundeswehr widerspricht dem nicht, denn niemand wird bestreiten, dass selbst die neue Zielzahl einer wirklichen Verteidigung des Landes im Bündnis nicht ausreichend dienen würde).
    Interessant an diesem Beitrag zusätzlich: Ich sehe regelmäßig die BBC-Nachrichten – sie sind in UK umstritten, weil tatsächlich tendenziös. Die Engländer selbst kritisieren das. Unabhängig davon ist es schon erstaunlich, wenn Wolff uns sagt, dass ein journalistischer Tabubruch – allseitig anerkannt in diesem Fall – dann in Ordnung ist, wenn er gegen einen Diktator gerichtet ist. Das passt zu seinem Kommentar: „Wer so … redet, … der geht – wenn’s drauf ankommt – über Leichen und will dabei nicht gestört werden“ (Dez 2021, glaube ich), der immer noch nicht aus der Welt geräumt wurde (Dr Viertmann: „Du kannst Dich auch korrigieren …“? Wohl eben nicht.)
    Und: Danke, Herr Dr Viertmann, für das Pascal-Zitat. Ich habe es vor einigen Jahren ebenfalls hier eingebracht – damals allerdings fand Wolff es nicht „erhellend“.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Interessant: Da schreibt Herr Schwerdtfeger einen Kommentar zu einem Blog-Beitrag, in dem es um die Zerstörungs- und Zersetzungspolitik Donald Trumps geht und in dem ich Haltung und Einspruch von Regierungspolitiker:innen demokratischer Staaten gefordert habe und geht – bis auf seine Bemerkung zur BBC – mit keinem Wort auf die im Blog-Beitrag beschriebene Problemlage ein, sondern entwickelt eine Art allgemeines Privat-Regierungsprogramm: ein Wünsch-dir-was eines Merz-Fan. Wahrscheinlich wird sich Herr Schwerdtfeger nun wieder über den halstarrigen Pfarrer beklagen, der wieder nicht auf seine „sachlich vorgetragenen Argumente“ eingeht. Das werde ich auch nicht tun. Denn an Weihnachten singe ich auch keine Karfreitagslieder. Die Frage bleibt aber: Wo bleibt der Aufschrei, wo die Haltung?

      1. Es scheint, lieber Herr Wolff, Sie lesen meine Beiträge nicht, sondern reagieren Pavlov’sch! Mein Kommentar wiederholt Ihre Frage – und vermisst Ihre Antwort. Stattdessen haben wir von Ihnen einen larmoyanten Kommentar zur Gegenwart, der uns nicht weiterbringt. Und ich weise darauf hin, dass die von Ihnen beklagte Situation (ich teile durchaus Ihre Klage) eben nicht NUR durch „Regierungsvertreter:innen“ zu bewältigen ist, was genau den hierzulande üblichen Trend beschreibt, Verantwortung STETS auf andere abzuschieben, anstatt selbst was zu tun. In Ihrem Falle hieße das, uns aufzuklären über Handlungsmöglichkeiten, die von Ihnen beklagten Zustände zu ändern und zu verbessern. Aber das fehlt bei Ihnen – hier meine Kritik. „Wo bleibt der Aufschrei, wo die Haltung?“ fragen Sie. Was nützt der Aufschrei, frage ich, und wie definieren Sie Haltung über das Abschieben von Verantwortung auf „die da oben“ hinaus? Sie bleiben die Antwort schuldig von Karfreitag bis Weihnachten und eigentlich immer. Es geht eigentlich nicht so sehr um Merz-Fan oder Merz-Gegner – es geht um Lösungen sehr komplexer Fragen, um Kompromisse angesichts enormer Zielkonkurrenz, um das Aufarbeiten vergangener Fehler (Sie standen, was zB Verteidigung angeht, immer auf der falschen Seite, also auch IHRER Fehler) und um das daher rührende bedauerliche Dilemma, angewiesen zu sein auf die Hilfe, ja fast das Wohlwollen, desjenigen, der leider unseren Maßstäben nicht entspricht. Der Schutzlose – kurz gesagt – wird seinen notwendigen, freiheitserhaltenden Schutz eben kaum durch einen „Aufschrei“ bekommen, der sogar kontraproduktiv sein könnte (man sieht an der Ukraine, was ein Aufschrei nützt!). Es ist also mehr als „Merz-Fan“, wenn ich ihn zB mit seinem Appell an die EU zitiere, mehr als eine Regulierungs- und Verteilungsbehörde zu sein – und passt genau zu Ihrem Thema.
        Andreas Schwerdtfeger

        1. Wovon reden Sie, lieber Herr Schwerdtfeger? Ich schreibe etwas zu der politischen Strategie von Donald Trump und Elon Musk, die Demokratie im eigenen Land, aber auch in Europa zu zerstören, und kritisiere, dass diese Gefahr von denen, die derzeit in Regierungsverantwortung stehen, offensichtlich nicht gesehen oder unterschätzt wird – und Sie legen mit zahlreichen Spiegelstrichen eine Reihe von politischen Forderungen und Vorstellungen vor, die aber wenig mit dem Problem zu tun haben, das ich angesprochen habe. Jetzt wiederholen Sie noch einmal Ihren Vorwurf, dass ich „Verantwortung auf ‚die da oben'“ abschieben wolle. Das Argument ist allein deswegen schwach, weil ich u.a. mit dem Blog, mit ehrenamtlichem Engagement in der Kirche und in der Zivilgesellschaft gesellschaftspolitische Verantwortung übernehme. Um es also noch einmal kurz zu sagen: Ich vermisse, dass diejenigen, die derzeit in den Regierungen sitzen, sich sehr klar positionieren gegen eine übergriffige Politik, die durch wirtschaftliche Erpressung und schamlose Korruption die Grundwerte auch unserer Verfassung auszuhebeln versucht.

          1. Ich danke Ihnen, lieber Herr Wolff, für diese Antwort. Und ich erkenne Ihr persönliches Engagement auf vielen Gebieten unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens aufrichtig an. Ist es nicht aber dennoch so, dass die Beschreibung der Gefahren durch Autokraten für unsere Demokratie nicht damit bekämpft werden kann, dass man von „denen da oben“ „klare Positionen“ verlangt, wenn man nicht gleichzeitig bereit ist, ihr Dilemma anzuerkennen ebenso wie ihre keineswegs alleinige Verantwortung? Und auf nichts anderes weise ich Sie hin: Unsere Gesellschaft muss die Dilemmata heutiger komplexer politischer Entscheidungskonflikte anerkennen – und also die Politiker nicht überfordern mit unerreichbaren moralischen Postulaten – und sie muss ihre eigene Verantwortung erkennen, die darin besteht, im Kompromiss eine Tugend zu sehen und nicht ein Einknicken (wie es zB unsere Medien tun, die ständig den Streit zwischen den Koalitionären thematisieren, anstatt das Ringen um eine für alle tragbare Lösung zu loben). Und Ihre Forderung hier, sich klar – und das heißt ja wohl kritisch bis moralisch überlegen und belehrend – zu positionieren, macht eben das Dilemma auf, dass es vielleicht auch nicht so ganz eides-konform ist, die Hand, die einen füttert, um des (richtigen) Prinzips willen zu beißen. Alleine schon dieser unauflösbare Widerspruch fordert eben ein milderes Urteil und wenigstens den Versuch. über die Kritik hinaus auch Vorschläge für Lösungen zu machen, die ich bei Ihnen regelmäßig vermisse.
            Andreas Schwerdtfeger

    2. „konzeptionelle Fehler in der Mütterrente“
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      Unfassbar: Nach der Fehleinschätzung von Kanzler und Fraktionschef über Widerstände in der Unionsfraktion bei der Wahl der SPD-Verfassungsrichterin jetzt erneut: Die Jungen in der Fraktion wollen das mit der SPD ausgehandelte Rentenkonzept nicht mittragen.

  9. Moin, nicht nur der ausbleibende Aufschrei macht mir Sorgen, sondern die Tatsache, daß ein Mann zum zweiten Mal ins Amt gewählt wird, der bekanntermaßen kein Demokrat ist. Und das mit Ansage: Projekt 2025. Mittlerweile wird in den US of A von den Evangelikalen und den Katholiken über die Frage diskutiert, wer der Antichrist ist und wann das Armageddon zu erwarten ist. Wie sind wir dorthin geraten? Douglas Rushkoff, Autor des Buches SURVIVAL OF THE RICHEST erklärt es sehr gut: https://youtu.be/Hgdplv8Mde8?si=okJqIIiLff2PYJs5.
    Vor kurzem erschien in der FAZ ein Artikel von Konrad Schuller: 2028. Darin wird beschrieben, wie die neue Weltordnung vorbereitet wird und große Ähnlichkeit mit der Dreiteilung in Orwells Buch 1984 hat. Beängstigend.
    Das sind sehr niedrige Schwingungen, mit denen wir es zu tun kriegen! Hätte ich nicht gedacht. Halleluja.

  10. Danke für Ihre klaren Worte! Mögen sie auch die erreichen, die sie hören und ernst nehmen sollten …
    Mit guten Wünschen,
    Gudrun Klein

  11. Immerhin scheint unser Bundeskanzler einen guten Draht zu Trump gefunden zu haben – ohne sich einzuschleimen.

    „Als es nämlich um den achtzigsten D-Day-Jahrestag ging, die Landung der Alliierten in der Normandie und damit den Anfang vom Ende des Hitler-Krieges. Auf die Trump-Zwischenbemerkung, das sei für die Deutschen kein „great day“, also kein toller Tag gewesen parierte Merz: „Das war die Befreiung meines Landes von der Nazi-Diktatur“ und schlug den Bogen zu Putins Vernichtungs-Krieg gegen die Ukraine.“

    © WDR https://ogy.de/l1of

  12. Auf einer Vortragsreise fragte mich im Mai 2021 ein Schulleiter: „Wie schätzen Sie mit Ihren Diktaturerfahrungen hinsichtlich der USA die Zukunft ein?“ „Wir haben in Deutschland und in der Europäischen Union exakt vier Jahre Zeit, um uns auf die eigenen Beine zu stellen. Nur: im Westen gibt es zu wenig Diktaturerfahrungen.“

  13. Am 5. November 2021 erhielt ich wieder eine E-Mail aus Los Angeles, wieder von Justin. Er schickte eine Nachtaufnahme von LA: Ein einziges Feuerwerk. „Diese Schlacht haben wir gewonnen, diesen Krieg noch nicht.“

  14. Zwei Wochen nach der Amtseinführung Donald Trumps am 20. Januar 2017 erhielt ich aus Los Angeles folgende E-Mail: „Lieber Siegfried, was in diesem Land geschieht, ist enorm besorgniserregend. Jeden Morgen wache ich voller Angst auf, was wohl wieder geschehen wird. Wir alle hier blicken nach Deutschland und zur Europäischen Union, dass es euch gelingen wird, unsere Freiheit, unserer Demokratie und unsere Werte zu erhalten. Warm wishes, Justin.“ (Dr. Justinian Jampol, Founder and Executive Director of The Wende Museum of Cold War, Culver Ciity, California, USA“

  15. Blaise Pascal formulierte es so: niemals tut man so gut und so vollständig ( ungehemmt, unverschämt) das Böse, als wenn man es guten Gewissens( also ohne Scham = unverschämt und abgebrüht) tut. Alle Aufklärung hat scheinbar nur die Menschen erreicht und kann sie noch erreichen , die sich im Klaren sind, dass ein gerechtes Leben und Zusammenleben nur mühevoll , jedenfalls ziemlich unzulänglich bleibt , auch im besten Fall und nur verbunden mit Menschen möglich ist , die auch bereit sind, sich auch Mühe zu geben , die Zweifel aushalten können , damit tagtäglich zu leben versuchen und die Qual , sich eines eigenen Gewissens(mit all den Zweifeln und Unzulänglichkeits- Gefühlen, die es in uns auslöst) zu bedienen, vor Gott, also sich auch Gott als lebendigen , liebenden , unparteilichen Gesprächspartner erhalten zu können. Nur so können wir in ehrlichen Bescheidenheit und Vorläufigkeit weiter suchen und uns mitteilen, uns anvertrauen mit Vorläufigem . Die Welt werden wir so nicht unmittelbar retten können , vielleicht nur wenige Andere erreichen, oder, wie Albert Camus es formuliert hat: Leben und Sterben lernen , um Mensch unter Menschen sein zu können und sich bewusst weigern, Gott zu sein oder gottähnlich oder von Gott direkt gesandt… der Preis, der jedenfalls dafür zu zahlen, aufzubringen ist: mich geliebt zu fühlen, mich bedingungslos angenommen zu fühlen, auch , und gerade in bedrohlich wahrgenommenen Momenten. Freud sagte einmal , etwas lapidar: solange der Mensch leidet, kann er es noch zu etwas bringen…

    1. Vielen Dank für diesen erhellenden Kommentar, lieber Berthold Viertmann. Ich möchte daran noch einen Gedanken anfügen: Dass es auf dieser Welt so gewissenlose Menschen wie Donald Trump oder vElon Musk gibt – das ist nicht das Erschreckende. Erschreckend, empörend und deprimierend ist es aber, dass ihnen diejenigen zu Füßen liegen, die von sich behaupten, nach moralischen Maßstäben und unter Beachtung der Grundwerte unserer Verfassung zu handeln.

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