Eigentlich erübrigt sich jeder Kommentar zu den Gewalt- und Zerstörungsorgien von sog. „Autonomen“ am vergangenen Samstag. Denn dieses Schrecken, Angst und Wut verbreitende Auftreten schwarz uniformierter Menschen, die sich anmaßen, uns per Pflasterstein „richtige Politik“ aufzuzwingen, hat mit einer politischen Auseinandersetzung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Diese „Autonomen“, die sich selbstherrlich herausnehmen, sich an keine Regeln eines friedlichen Miteinanders halten zu müssen, nennen sich überflüssigerweise auch noch „Antifa“, wenden aber genau die Mittel an, derer sich Faschisten in aller Welt bedienen: brutale Gewalt, um die Menschen auszuschalten, zu vernichten, die einem nicht passen, und Regeln durchzuprügeln, die aller Menschlichkeit widersprechen. Was diese selbsternannten „Menschheitsretter“ am vergangenen Samstag in Leipzig-Connewitz veranstaltet haben, ist durch nichts zu rechtfertigen. Niemand möge diesen Leuten irgendwelche hehren Motive unterstellen oder brennende Müllcontainer mit Brandanschlägen auf Asylunterkünfte verrechnen. Hier gibt es nur einen ganz klaren, unmissverständlichen Schnitt: auch nicht den Hauch einer Gemeinsamkeit! Wer mit Pflastersteinen auf Menschen wirft, handelt nur noch kriminell. Denn er nimmt im schlimmsten Fall den Tod anderer Menschen billigend in Kauf. Offensichtlich geht es in ein verblendetes Gehirn schwarz vermummter Gewalttäter nicht hinein: Auch ein Mensch mit nationalsozialistischer Gesinnung ist ein Mensch, mit Recht und Würde gesegnet. So sehr ich auch seine/ihre Überzeugungen ablehne, so sehr ich kritisiere, dass er die Würde und das Recht, auf die er Anspruch hat, mit Füßen tritt, so sehr ich offensiv dem Rechtsextremismus entgegentrete – das darf nicht dazu führen, dass ich die Werte, für die ich selbst einstehe, einfach über Bord werfe. Wer das nicht akzeptiert, der hat sich von den Grundwerten unserer Gesellschaft verabschiedet und jeden Anspruch auf ernsthaften Diskurs verwirkt. Denn dieser setzt voraus, dass ich mein Gesicht zeige, auf jede Form von Gewalt verzichte und auch im Gegner den Menschen sehe. Wer dieses ablehnt, bekämpft nicht den Rechtsextremismus, er befördert ihn. Insofern können wir nur hoffen, dass die Gewalttäter dingfest gemacht und einer Strafe zugeführt werden. Ich hoffe auch, dass all diejenigen endlich zur Besinnung kommen, die meinen, in solch blindwütiger Gewalt noch irgendwelche politischen, gar „linken“ Absichten entdecken zu können. Es ist doch absurd: Da wollen Bürgerinnen und Bürger gegen die Rechtsextremisten demonstrieren und müssen sich verschreckt und verängstigt zurückziehen, um den Steinewerfern, Barrikadenbauern und Brandstiftern zu entkommen. Noch einmal: Was am Samstag in Connewitz von Hunderten gewaltbereiten Menschen inszeniert wurde, hat nichts zu tun, dem Rechtsextremismus entschlossen entgegenzutreten. Da wurde trotz aller Vermummung die schmutzige Fratze eines Politik entleerten Krawallterrors sichtbar, der bewusst und gezielt in Kauf nimmt, dass Menschenleben gefährdet werden. Flüchtlinge mussten miterleben, dass in Leipzig von einer martialisch agierenden Truppe Gewaltorgien in Gang gesetzt wurden, vor denen sie bei uns Schutz suchen. Das ist nicht nur unerträglich. Es ist ein weiteres Indiz für eine Gesellschaft, die neu und wieder um die Grundlagen eines freiheitlichen, demokratischen Miteinanders von sehr verschiedenen Menschen ringen muss. Und darum bekommt die Lichterkette „Leipzig bleibt helle“ am 11.01.2016 noch eine ganz besondere Bedeutung unter der Maßgabe: Keine Gewalt! (http://wolff-christian.de/lichterkette-am-11-01-2016-leipzig-bleibt-helle/)
11 Antworten
Respekt und Dank für Ihre klare, geradlinige Haltung, die Sie, lieber Pfarrer Wolff, als Christ und Demokrat auch aktuell wieder zum Ausdruck bringen! Dass Sie sich gerade auch nach Ihrem aktuellen Blogeintrag indirekten Sympathievorwürfen gegen linksextremes Gedankengut ausgesetzt sehen, zeigt nur, wie sehr einige Menschen Sie unbedingt und gänzlich mißverstehen wollen.
Statt sich jetzt in sinnlosen Rechts-Links Schablonen zu verlieren, ist es an der Zeit, dass sich Leipzig wieder kraftvoll als Stadt der Friedlichen Revolution zeigt. Der 11. Januar ist eine nächste wichtige Gelegenheit, um aus der Mitte unserer Bürgergesellschaft heraus auch öffentlich wahrnehmbar zu zeigen, dass in dieser Stadt Hass, Hetze und Gewalt einfach KEINEN PLATZ haben!
… und ergänzend zum letzten Beitrag von Frau Binder: Wer wollte dem ernstlich widersprechen, was Herr Wolff in diesem Eintrag schreibt – und wie er es schreibt! Ich jedenfalls stimme nachdrücklich zu.
Eine andere Frage ist aus meiner Sicht, ob es nicht eben doch mal vernünftig wäre – nachdem diese Position ja immer wieder und mit großer Deutlichkeit öffentlich gemacht wurde – auf die eine oder andere Demonstration, Lichterkette, sogenanntes Friedensgebet (außerhalb des dafür vorgesehenen Ortes), etc, zu verzichten. Ich bestreite nicht das Recht dazu in jedem Einzelfall oder generell, aber ich gebe doch zu bedenken, daß öffentliche Demonstrationen – ganz abgesehen davon, daß sie der Polizei jedes Mal enorme Lasten aufbürden – auch für die „Gegenseite“ ein provozierendes Statement sind oder sein können (vielleicht sogar, lieber Herr Wolff, so gemeint sind?) und der polarisierende Aufschaukelungsprozess in Gang gesetzt wird. Eine „Zurückhaltungs-Kultur“ – nicht in der Sache natürlich, aber schon in der Methode – könnte also durchaus positive Wirkungen haben im Sinne der eigenen Zielsetzung – und dies schon allein dadurch, dass allzu viel Demonstrieren ja auch der Gewöhnung und also Abnutzung unterliegt.
Andreas Schwerdtfeger
Liebe Teilnehmer am Blog von Christian Wolff!
Ich kenne Christian seit unserem gemeinsamen Theologie-Studium Beginn und Mitte der 70ziger Jahre in Heidelberg. Damls war Heidelberg eine Hochburg des KBW. Schon damals hat der KBW mit körperlicher Gewalt den Rektor der Universität am Reden gehindert, ebenso wurde Christian Wolff- damals eine Stimme der Vernunft und schon damals dezidiert eine Stimme gegen Gewalt- körperlich attackiert.
In dieser Gewaltsituation damals war es Christian, der nicht nur davon geredet hat, dass man die Gewalt stoppen muss. Christian hat damals aus dem Nichts einen ASTA auf den Weg gebracht. Er hat damit allen, die die Nase von der KBW- Gewalt, der den ASTA stellte- voll hatten , ermöglicht, die Stimme zu erheben . Er hat es geschafft, dass seine Gruppierung- die dezidiert gegen Gewalt eintrat- den neuen ASTA stellte. Ich bin so froh, dass in der damaligen schlimmen Situation Christian Wolff unerschrocken seine Stimme erhoben hat. Man erinnere sich! Zur damaligen Zeit agierten in Heidelberg nicht nur Joscha Schmierer, Christian Klar , Adelheid Schulze und der kriminelle Rechtsanwalt Sigfried Haag ,Dieter Hildebrand, sondern noch sehr viele andere Mitläufer, deren Gewaltbereitschaft auch damals schon legendär.Da alles hier in der gebotenen Genauigkeit auszuführen, sprengt den Rahmen des Blogs. In jedem Falll bin ich meinem aufrechten Demokraten- und Studienfreund seit damals dankbar, dass er ein politischer Mensch auch als Pfarrer geblieben ist- immer bereit für Menschen, denen Unrecht geschieht, einzutreten. Und das auch unter Gefahr. Daher schmerzt es mich, wenn CHristian Wolff persönlich verunglimpft wird.
Zur völlig richtigen und versachlichenden Klarstellung Chr. Wolffs auf die doch etwas konfuse Blog-Reflektion Herrn E. Arndts (s.o.) ergänze ich gern, dass erstens der immer wieder und als untauglich geltende Vergleich Rechts / Links zugunsten einer differenzierteren und somit auch ernsthafteren Auseinandersetzung ein Ende haben sollte; Pfarrer Wolff darf getrost denen zugerechnet werden, die sehr wohl zu unterscheiden wissen und davon auch nachhaltig Zeugnis ablegt. Und zweitens hat sich am 19.Okt. d.J. in Dresden gezeigt, was ein gewaltfreies Aufbegehren mit ca. 18.000 friedlichen Demonstranten (teilweise mit Kerzen und trotz der Ernsthaftigkeit des Gesamtproblems viel fröhlich-jungen Volks und bemerkenswert tiefsinnigen, gewaltfrei gestalteten Transparenten) gegen Pegida in etwa ähnlicher Anzahl mit am Rande, d.h. nach der Demonstration, partiellen Ausschreitungen von ca. 100…150 Linksautonomen tatsächlich auszurichten vermag: wir dulden keine Gewalt, in welcher Form auch immer.
Und Leipzig hat nun schon seit 1989 unaufhörlich und unmissverständliche Zeichen gesetzt, galt es aufzustehen gegen jegliche Gewalt; OB Jung, Pf. Wolff, einst Pf. Wonneberger und Pf. Führer und viele, viele Leipziger stehen dafür. Eine gezielte Polarisierung Links / Rechts kann ich wahrlich nicht erkennen – es wäre ja auch wirklich töricht und absurd. Übrigens wird sich Pegida am 21. 12. in Dresden wieder zu Wort melden; diesmal wird der Theaterplatz von aufrechten und friedvollen Bürgern „besetzt“ (na dann: kommet zuhauf), und Pegida will nun die rechtelbische Neustadt „erobern“… Jo.Flade
Lieber Pfarrer Wolff
Vielen Dank für die klaren Worte. Als regelmässiger Besucher dieser wunderschönen Stadt mache ich mir schon lange Sorgen um mein geliebtes Leipzig. Vielleicht führen die schrecklichen Bilder von gestern zu einem Umdenken, nämlich dazu, dass endlich wieder gegenseitiger Respekt und Achtung vor dem Mitmenschen in die politischen Auseinandersetzungen Einzug halten. Der Ruf von 1989 „Keine Gewalt“ muss wieder von allen politischen Seiten ertönen und auch ernst genommen werden!
Man sollte die Zuordnung „links“ endlich fallen lassen zugunsten „gewaltbereite Anarchisten“ , sonbst werden Leute geschützt, die es wirklich nicht verdienen!
Das richtige Wort, es kommt aber zu spät. Man durfte und musste davon ausgehen, dass in Leipzig Gewalt gegen Rechtsextreme möglich ist und gebilligt wird. Auch Sitzblockaden waren bereits Gewalt. Haben Sie die Sitzblockaden bunter Linker ebenso entschieden verurteilt wie den überaus hässlichen Steinewerfer?
Zu spät ist nie etwas – vor allem nicht im Blick auf den wachsenden Rechtsextremismus. Er ist das eigentliche Problem, weil er in vielen Bereichen unserer Gesellschaft „normal“ geworden ist und weil er durch Gewaltauftritte wie am Samstag gestärkt wird. Noch eine Bemerkung: Sitzblockaden sind nicht per se eine Gewalttat, auch keine Nötigung, sondern eine durchaus legitime Form des politischen Protestes, solange aus einer Sitzblockade heraus keine Gewalt angewendet wird. So hat es auch das Bundesverfassungsgericht festgestellt.
Wahr gesprochen. Danke dafür. Aber wie viele Wochen ist beinahe billigend in Kauf genommen worden, dass die Steinewerfer stets mitliefen? Mal verbargen sie sich unter „Refugees welcome“, mal unter „Antifa“, aber sie wurden nicht kritisch gesehen, sie galten als das kleinere Übel. Erst als Steinewerfer aus dem militanten Legida-Kern reagierten, wurde die Gewalt auf beiden Seiten verurteilt. Die Vermummten, die sich Legida und damit Rechts entgegenstellen, erweisen der Demokratie einen Bärendienst. Sie säen Hass gegen alle, die Legida zurückdrängen wollen. Sie zerstören das Vertrauen in die Demokratie. Sie gehören daher genauso bekämpft wie die Rechtsextremisten. Mit aller Gewalt unseres Rechtsstaats.
Sehr geehrter Herr Wolf, Sollte man nicht langsam mal gegen Links auf die Straße gehen?
Aber genau das kann er doch nicht; schauen Sie sich doch bloß einmal seine Vita an:
Bekennender Alt-68er, ASTA-Vorsitzender der Jahre 1973/1974 an der Uni Heidelberg, dann den „Marsch durch die Institutionen“, heißt in seinem Fall „in den warmen Schoß der Mutter Kirche gekrochen“, angetreten und dort bis zur Pension verharrt. Nebenbei sich ab 1992 ständig mit den alteingesessenen Leipziger Bürgern angelegt, aber stets gut vernetzt mit den abgeordneten und sonstigen Glücksrittern aus westlichen Gefilden.
Dann noch ein Buch mit dem Titel “Osterweiterung: Leben im neuen Deutschland“ geschrieben, wobei bereits der erste Teil des Titels die Geisteshaltung des Herrn W. aufzeigt (Bei amazon übrigens unter „Gebraucht. Sehr gut“ für 1 Cent zu haben!!!)