Aktuelle
Themen

Aktuelle
Themen

Osterweiterung – 35 Jahre Leben im neuen Deutschland. Erfahrungen und Perspektiven

Auf Einladung der Stadt Frankfurt am Main, seit dem 3. Oktober 1990 Partnerstadt von Leipzig, habe ich am 3. Oktober 2025 die Festrede zum Tag der Deutschen Einheit in der Frankfurter Paulskirche gehalten.

„Erschossen wie Robert Blum“ – dieses geflügelte Wort raunte meine Großmutter uns Kindern zu, wenn wir abends vom Spielen zu müde waren, um uns noch die Zähne zu putzen. Leider habe ich sie nie gefragt, wer Robert Blum war. Doch bei meinem ersten Besuch in Leipzig im April 1991 entdeckte ich eine Gedenktafel am Alten Rathaus:

ROBERT BLUM

DEM KÄMPFER FÜR EIN GEEINTES

DEMOKRATISCHES DEUTSCHLAND

ZUM GEDENKEN

Das zeigte mir vor 34 Jahren an, was ich bis dahin nicht auf dem Schirm hatte: Leipzig, Sachsen waren Ausgangspunkt und Zentrum für viele gesellschaftliche, kulturelle, politische, ökonomische Entwicklungen: Musik, Buchdruck, Reformation, Arbeiterbewegung, Sozialdemokratie.

Und nun stehe ich voller Ehrfurcht hier in dem Raum, in dem Robert Blum als Leipziger Abgeordneter und Führer der demokratischen Linken im Paulskirchenparlament wirkte. Er, der gebürtige Kölner Katholik, ich selbst gebürtiger Düsseldorfer Protestant – und unser beider Weg führte, 160 Jahre voneinander getrennt, in die Stadt, die wie kaum eine andere für ein „geeintes demokratisches Deutschland“ steht: Leipzig, die Partnerstadt von Frankfurt am Main und das seit dem 3. Oktober 1990.

Heute spreche ich auch als jemand zu Ihnen, der als lupenreiner Wessi gelten kann. 1949 geboren, hatte ich bis 1991 keinerlei verwandtschaftliche oder sonstige Beziehungen in die DDR. Die DDR war mir politisch suspekt, aber ich habe die deutsche Teilung als Folge der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und ihrer Verbrechen akzeptiert, ohne mir bewusst zu machen, dass die Lasten der Teilung und die Folgelasten des 2. Weltkrieges zwischen West- und Ostdeutschland sehr ungleich verteilt waren.

Als im Oktober 1989 in Leipzig die Friedliche Revolution begann, erlebte ich dies in Mannheim im Sessel sitzend – ich hatte mir beim Fußballspiel mit Konfirmanden meinen Fuß gebrochen. Das war mehr als symbolträchtig. Als Angehöriger der ‘68er-Generation, die dachte, ohne sie läuft nichts, musste ich nun erleben, wie in Mitteleuropa eine revolutionäre Entwicklung einsetzte, mit der ich zunächst nichts zu tun hatte. 1990 erschien ein SPIEGEL-Essay (Nr. 38/1990) von Patrick Süßkind unter der Überschrift »Deutschland, eine Midlife Crisis«[1]. In diesem rechnete er mit unserer Generation ab:

Die eigentlichen Greise sind wir, wir 40-jährigen Kinder der Bundesrepublik. … Uns treffen die Erschütterungen im denkbar ungünstigsten Moment, … da wir glaubten, unsere Existenz im Griff und die Welt verstanden zu haben … – jetzt kommt plötzlich die Midlife Crisis in Gestalt der deutschen Einheit über uns! Auf Potenzstörungen wären wir vorbereitet gewesen, auf Prostata, Zahnersatz, Menopause, auf ein zweites Tschernobyl, auf Krebs und Tod und Teufel – bloß nicht auf „Deutsch-land-ei-nig-Va-ter-land“!

Zu diesen „eigentlichen Greisen“ wollte ich nicht gehören – zumal es ab 1990 in mir rumorte: In Osteuropa vollzieht sich Revolutionäres, und wir leben am Rhein so weiter, als wäre nichts geschehen! Insofern war es ein Glücksfall, dass ein Lehrer aus Kassel im „Deutschen Pfarrerblatt“ im März 1991 eine Anzeige aufgab, dass an der Thomaskirche Leipzig zwei Pfarrstellen zu besetzen sind. Im April 1991 bin ich dann erstmals nach Leipzig gereist – voller Neugier auf das, was meine Frau und mich erwartete. Auf der einen Seite war es eine Reise in die Kindheit: der schwefelhaltige Geruch, die grau-schwarzen Hausfassaden, mit den Einschüssen aus dem 2. Weltkrieg, die glatt rasierten, notdürftig verschlossenen Dächer – all das erinnerte mich an den Düsseldorfer Norden der 50er Jahre. Auf der anderen Seite spürte ich, als wir in Leipzig aus dem Zug ausstiegen und im riesigen, leeren Hauptbahnhof etwas verloren dastanden: Hier wird sich urbanes, europäisches Leben entwickeln. Hier werden die Weichen neu gestellt. Im September 1991 wurde ich zum Pfarrer an der Thomaskirche gewählt. Im März 1992 begann ich meine Arbeit – nicht als Di-Mi-Do-Beamter, sondern zu Gehaltsbedingungen Ost. Meine Bezüge halbierten sich.

Damit war ich angekommen im neuen Deutschland. Denn so wollte ich das vereinte Deutschland verstehen: als etwas historisch Neues. Darum habe ich mit dem Begriff „Wiedervereinigung“ größte Schwierigkeiten. Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten ist nicht die Fortsetzung des Deutschlands, das nach 1945 selbst verschuldet zerfiel, und schon gar nicht das Deutschland in den Grenzen von 1937. Das neue Deutschland ist entstanden durch den Aufbruch zur Demokratie, durch die Menschen, die sich mit der Friedlichen Revolution aus und von dem System von Diktatur und Bevormundung befreit haben. Darüber hinaus ist das neue Deutschland das Ergebnis dessen, was in der Präambel des Grundgesetzes prophetisch als „Willen“ des Deutschen Volkes proklamiert wird: „als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen …“ Unter dieser Prämisse ist die deutsche Einheit das Beste, was beiden Teilen Deutschlands und Europa passieren konnte.

Jedoch vermisse ich seit 35 Jahren, dass wir uns in Ost und West ganz bewusst als Teil des größer gewordenen Europas verstehen; als ein Land im Aufbruch; ein Land, das dieser Welt eine neue Geschichte erzählen kann: wie sich ohne Gewalt und Blutvergießen eine Revolution vollziehen und Demokratie, Freiheit, Menschenrechte errungen werden können. Darum war es für mich ein Schock, dass sich schon 1990 auf dem Balkan neue kriegerische Auseinandersetzungen abzeichneten, und Anfang 1991 der zweite Golfkrieg vom Zaun gebrochen wurde – so als ob den Menschen ganz schnell die Hoffnung auf gewaltfreie Veränderungsprozesse genommen und das Diktat militärischer Interventionspolitik schnell wieder eingetrichtert werden sollte. Parallel dazu war die damalige Bundesregierung der Überzeugung, dass die deutsche Einheit „aus der Portokasse“ bezahlt werden könne, während gleichzeitig 17 Milliarden DM für den Golfkrieg locker gemacht wurden. An dieser friedenspolitischen Schieflage hat sich in 35 Jahren leider wenig geändert, obwohl all die Kriege, die seitdem geführt wurden, nichts anderes als verbrannte Erde hinterlassen  haben. Es ist doch absurd, dass sich eine nationalistische Partei wie die AfD derzeit als „Friedenspartei“ aufspielen kann, während sich Regierungspolitiker:innen immer mehr in Kriegsrhetorik einüben. Wir brauchen aber andere Überschriften, Überschriften, die sich an den Zielen der Friedlichen Revolution orientieren.

Nun kommt hinzu, dass sich der organisierte Rechtsextremismus Westdeutschlands 1989/90 Ostdeutschland als neues Aufmarschgebiet auserkoren hatte und an eine in der DDR vorhandene Neonazi anknüpfen konnte. Zusätzlich konnte er das ideologische Vakuum, das mit dem Zusammenbruch des SED-Staates entstanden war, insbesondere bei jungen Menschen als Einflugschneise nutzen. Die Langzeitwirkung dieses unseligen Treibens vor allem im ländlichen Raum wurde in den ersten 20 Jahren nach 1990 völlig unterschätzt – und diejenigen, die vor der Fruchtbarkeit des braunen Schoßes[2] gewarnt haben, wurden alleingelassen. Zusätzlich wirkte ein Missverständnis, dem nicht wenige Ostdeutsche erlegen sind: Sie verstehen die Vereinigung als Wiedergeburt einer deutschen Nation, durchaus mit völkischem Unterton. Sie klammern dabeidie Bedingung völlig aus, ohne die es das vereinte Deutschland nie gegeben hätte: die Einbettung Deutschlands in die Europäische Gemeinschaft. Hier möchte ich daran erinnern, dass der Artikel des Grundgesetzes, nach dem die Vereinigung vollzogen wurde, Artikel 23, heute das ausführt, was in der Präambel festgelegt und Bedingung für die Deutsche Einheit war und ist: die Verwirklichung des vereinten Europas durch die Europäische Union. So ganz nebenbei: Da die AfD, nicht nur laut ihres Leipziger Abgeordneten im europäischen Parlament, Siegbert Droese, Europa mit der „Abrissbirne“ zertrümmern will, ist sie schon allein deswegen eine verfassungswidrige Partei.

Heute komme ich an der nüchternen wie ernüchternden Feststellung nicht vorbei: 35 Jahre deutsche Einheit bedeutet leider auch 35 Jahre Leben von der Substanz, während die Ostdeutschen zunächst einem Dauerveränderungs- und Aneignungsturbo ausgesetzt waren. Dabei hätten auch in Westdeutschland die Signale auf Umbruch, Aufbruch, Reform stehen müssen. Diejenigen, die es damals miterlebt haben, mögen sich erinnern, wie die Lage in der alten BRD war:

  • Die Demokratie war erlahmt;
  • die Wirtschaft, vor allem die Autoindustrie, befand sich Ende der 80er Jahre in einer tiefen Krise;
  • die Mobilität bedurfte insbesondere in den Großstädten einer Umsteuerung (Gütertransport weg von Straße auf die Schiene, Ausbau des ÖPNV);
  • in der Klima- und Energiepolitik hätte spätestens nach Tschernobyl umgesteuert werden müssen;
  • die Kirchen hätten schon lange auf die sich abzeichnende Säkularisierung und den Mitglieder-Exodus reagieren müssen, statt unbesehen das westdeutsche Kirchensystem auf Ostdeutschland zu übertragen.

Doch mit der Deutschen Einheit im Oktober 1990 hatten sich alle Reformgedanken und Erneuerungsnotwendigkeiten erst einmal erledigt. Das fällt uns 35 Jahre später in allen gesellschaftlichen Bereichen schwer auf die Füße. Dabei verkenne ich nicht, dass gerade in Ostdeutschland tatsächlich „blühende Landschaften“ (Helmut Kohl) entstanden sind. Nur: die Neuaneignung der Demokratie, die Gestaltung einer offenen, auf Europa ausgerichteten Gesellschaft, wurde in allen Bereichen – Schulen und Universitäten, Kirchen und Gewerkschaften und vor allem im ländlichen Raum – vernachlässigt. Damit blieb eine wichtige Herausforderung einfach unerledigt liegen: die radikalen Veränderungen, die mit Verlusterfahrungen (Arbeit, Wohnung, familiäre Bindungen) verbunden waren, mit dem Aufbruch zur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Einklang zu bringen. Die fatale Folge: Die rechtsstaatliche, freiheitliche Demokratie wurde eher als Bedingung, als Ursache für die Verwerfungen im persönlichen Umfeld angesehen denn als eine Möglichkeit, sich aktiv am gesellschaftlichen Leben beteiligen zu können und so auch für die eigenen Interessen einzutreten. Gleichzeitig wurde und wird auf diesem Hintergrund eine Verharmlosung der DDR-Zeit gefördert, die nun auf die Generation Z abfärbt.

Daher rührt ein mich bis heute irritierendes, distanziertes Verhältnis vieler Menschen in Ostdeutschland zu dem, wie sich das Leben nach 1990 trotz allen Widrigkeiten positiv entwickelt hat. Mehr noch: Viele Menschen haben das Gefühl, an dieser Entwicklung gar nicht beteiligt zu sein und pflegen die Opferrolle. Dass Städte wie Meißen, Erfurt, Leipzig oder Chemnitz sich seit 1990 zu attraktiven Ortschaften entwickelt haben, das haben nicht westdeutsche Phantome bewirkt, sondern das ist vor allem den Menschen vor Ort zu verdanken. Darum halte ich die Kurz-Erzählung für höchst problematisch: Die Menschen in Ostdeutschland haben das DDR-System zum Einsturz gebracht … dann kam die Einheit … und dann hatten sie nichts mehr zu sagen. Bei allem Verständnis für Verlust- und Frusterfahrungen gerade in den 90er Jahren: 35 Jahre nach der Vereinigung haben die Bürger:innen allen Anlass, sich selbstbewusst an ihrer enormen Leistung zu erfreuen.

Allerdings sollten wir auch die Auswirkungen einer Tatsache bedenken, die kaum Beachtung findet: der personale und industrielle Transfer von Ost nach West zwischen 1949 bis 1989. Dieser Transfer hat wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der BRD West und zum Niedergang der DDR beigetragen. Er ist aus meiner Sicht weit höher zu veranschlagen als der finanzielle Transfer von West nach Ost nach 1990. Wenn nun eine „Ostquote“ bei der Besetzung von Führungspositionen in Ostdeutschland gefordert und so getan wird, als gehörten die meisten Westdeutschen, die nach 1990 nach Ostdeutschland gekommen sind, eben doch nur zur „zweiten und dritten Garnitur“, oder seien als „Abzocker“ unterwegs gewesen, dann sei die Frage erlaubt: Wer sollte denn nach 1990 die Führungspositionen besetzen? Etwa die abgewirtschaftete Nomenklatura der SED? Ostdeutschland war angewiesen auf Frauen und Männer, die zumindest zeitlich befristet in Rostock, Potsdam oder Magdeburg mit angepackt haben. Dass darunter auch Menschen waren, die sehr egoistische Ziele verfolgten, ist keine Überraschung. Doch eine weitere Frage sei erlaubt: Ist jemand wie ich nach 33 Jahren Leben in Leipzig heute Ostdeutscher oder Westdeutscher, zumal ich zuletzt mit einer Tschechin verheiratet war, die seit 1970 in Leipzig lebte und der ich eine ganz persönliche Osterweiterung verdanke? Oder gehören nicht solche Menschen – und das trifft auch für viele Geflüchtete zu – zu denen, auf die jede Ortschaft dieser Welt angewiesen ist, wenn sie sich entwickeln und nicht im eigenen Mief ersticken will? So sehe ich im Zuzug vieler Geflüchteter nach 2015 in erster Linie einen Brunnquell von Chancen und Möglichkeiten. Wie viele Ortschaften in Ostdeutschland hätten sich aus der Tristesse von Überalterung und Entvölkerung herausziehen können, wenn sie die Chance der Neuansiedlung von Geflüchteten entschlossen genutzt und die Integration als „Aufbau Ost“ verstanden hätten, anstatt sich vom montäglichen Gebrüll „abschieben“ verunsichern zu lassen?

Dennoch und bei aller Kritik: 35 Jahre nach der Vereinigung sehe ich im Gegensatz zu Bodo Ramelow und Ilko-Sascha Kowalczuk keine „neue Mauer“[3]. Allerdings sehe ich viele neue Aufgaben, viele Probleme, die wir nur gemeinsam lösen können: vor Ort, demokratisch, europäisch. Dazu haben die Rechtsnationalisten von der AfD nichts beizutragen. Zwar bieten sie denen, die in Ostdeutschland 1989 hinter der Gardine standen, nun die zweifelhafte Möglichkeit, die damals verpasste Revolution nachzuholen, indem sie sich auf die Umsturz- und Galgen-Fantastereien von Pegida und AfD einlassen und deren kalte Abwertungs- und Vergeltungsrhetorik übernehmen. Doch was viele Menschen in ihrer Wut, ihrem Verdruss und ihrem Herumirren im digitalen Sumpf verkennen: Sie hebeln damit das aus, was 1989 erkämpft wurde und ihnen erst die Möglichkeit gibt, so zu agieren: der Aufbruch zur Demokratie. Doch der funktioniert nur, wenn wir uns alle mit unseren Gaben und Möglichkeiten einbringen, anstatt mit den Rechtsextremisten zu zündeln.

Darum stellt sich an einem Tag wie diesen vor allem eine Frage: Wie wollen wir in Zukunft zusammenleben? Als Antwort möchte ich es bei einem exemplarischen Hinweis belassen: Wir benötigen im vereinten Deutschland dringend eine dem einzelnen Menschen zugewandte, interventionistische, lösungsorientierte Bildungs-, Sozial- und Integrationspolitik – insbesondere im ländlichen Raum und in den prekären Stadtteilen. Wir können uns den enorm angewachsenen Sockel von Menschen ohne Schulabschluss mit all den Langzeitfolgen und sozialen Verwerfungen nicht länger leisten. Wir sollten uns deswegen daran erinnern, dass der Verfall der Häuser in der DDR-Zeit mit einem Loch in der Dachrinne begann. Nach Jahrzehnten ungestörtem Schadensverlauf wuchsen nicht nur die Birken aus den Dächern, auch die Diktatur absoluter Mittelmäßigkeit brach in sich zusammen. Verkommene Schulgebäude und versiffte Toiletten, der Verfall von Stadteilen, die marode Infrastruktur bei der Bahn und Bevölkerungsgruppen, die nicht mehr dazugehören, entstehen nicht an einem Tag. Wir benötigen eine Politik und ein bürgerschaftliches Engagement, die entschlossen reagieren, frühzeitig eingreifen und eigenverantwortlich handeln. Das ist weniger eine Frage des Geldes, sondern zunächst eine Frage unserer demokratischen Geistesgegenwart und bürgerschaftlichen Verantwortung. Auch wenn die Aufgabe riesig ist – wer sie anpackt, wird Erfolg haben.

Wenn Sie mich nun fragen, woraus ich meinen Optimismus schöpfe, dann nenne ich Ihnen zwei Dinge:

  • die tiefe Dankbarkeit für alles, was sich seit 1990 entwickelt hat. Sie bewahrt vor Gedankenlosigkeit. Denn dumm ist, wer den Dank vergisst.[4]
  • das Vertrauen darauf, dass Gott aus Allem, auch aus Niederlagen und Scheitern, Gutes entstehen lassen kann und will. Aber auch ER braucht dazu Menschen, die sich durch nichts beirren und entmutigen lassen.[5]

Lassen Sie uns zu diesen Menschen gehören!

__________________________________________________________________________________________________________

[1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland-eine-midlife-crisis-a-6fb97fc9-0002-0001-0000-000013501977

[2] „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“ Bertolt Brecht, Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui, in: ders., Die Stücke von Bertolt Brecht in einem Band, Frankfurt am Main 1980, S.728

[3] Ilko-Sascha Kowalczuk. Bodo Ramelow, Die neue Mauer. Ein Gespräch über den Osten, München 2025

[4] Mit diesem Satz begann der damalige Ratsvorsitzende der EKD, Klaus Engelhardt, seine Predigt im Ökumenischen Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit am 03. Oktober 1997 in Stuttgart.

[5]Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.“ Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg. von Eberhard Bethge, München 1970, S.20

26 Antworten

  1. „Endlich einmal ein Kommentar von Herrn Schwerdtfeger, dem ich nur voll zustimmen kann.“ Das schreibt uns Wolff und ich freue mich darüber. Noch besser wäre, wenn er eingestände, dass das allerdings kaum das Ziel seines Blogs sein sollte, sondern vielmehr die Pluralität der Meinungen, die Argumentation und der Inhalt – und eben nicht die Übereinstimmung oder sogar die „Huldigung“ (wie sie Einige hier pflegen), so schön sie denn auch mal ist.
    Aber – ein kurzer Rekurs zur von Käfer aufgeworfenen Frage des „Narzissmus“ – das genau fällt denjenigen schwer, die gemeinsam, wie hier vor Kurzem geschehen, über ihr eigenes Elite-Dasein spekulieren.

  2. Vielen Dank für deine Rede, die so ermutigend ist.Leider wurde sie in keinem Sender übertragen.Ich werde sie ausdrucken und an alle in meiner Familie sowie an alle Freunde verteilen.Sie sollte nicht nur einmal gelesen werden.Für Leipzig bist du nicht nur beruflich sondern auch privat ein Glücksfall.

  3. Eigentlich wollte ich mehr zu dieser Rede nicht schreiben, aber wenn ich nun so nett aufgefordert werde, das doch zu tun, dann will ich begründen, warum ich die Rede für eher sehr durchschnittlich halte.
    – Sie ist aus meiner Sicht sehr Ich-bezogen. Wir erfahren von einer Gehaltshalbierung und einem neuen Aufbruch von West nach Ost, vom gebrochenen Fuß beim Spielen mit Konfirmanden, vom späten Verständnis eines Robert Blum.
    – Sie ist sehr vergangenheitsbezogen. Wir hören, was alles gut oder schlecht lief; wir erfahren, wie schlimm heute die AfD ist und welche Fehler die neuen Bundesrepublik-Bürger gemacht haben, als sie nach der Wiedervereinigung – kein passender Begriff – gemacht haben, als sie damals noch gar nicht massenhaft ankommende Flüchtlinge nicht aufnehmen wollten und stattdessen ihre Heimat zugunsten des Westens verließen.
    – Sie wiederholt, was uns Wolff schon im vorherigen Blog berichtet hatte (mit üblichen geschichtsfälschenden Anklängen); dass nämlich die Friedliche Revolution zum Ausbruch neuer Kriege auf dem Balkan und in Kuweit führte (von westlichen? Kriegstreibern „vom Zaun gebrochen, um die Ordnung der Gewalt wiederherzustellen – in Wirklichkeit war der jugoslawische Vielvölkerstaat zerfallen und Kuweit wurde, ähnlich Ukraine später, von außen überfallen). Und es ist eben die Frage, ob die Paulskirche und der Anlass eine Wiederholung verdient haben.
    – Es fehlt der Rede mit wenigen Ausnahmen eine Perspektive in die Zukunft. Schön ist es ja zu erfahren, dass 1989 die Demokratie in Deutschland West erlahmt gewesen sei, aber wichtiger wären ja die Hinweise, wie man jetziges Erlahmen vermeiden könne. Europa – ja, aber wie denn? Wenn Europa sich auf die Bezeichnung von Schnitzeln beschränkt (so sehr eine saubere und aussagentreue Sprache auch wichtig ist und von Ideologen zunehmend missbraucht wird, zB „Aktivisten“ statt „Straftäter“), so erforderlich scheint mir doch ein etwas größerer Wurf. In der Rede aber scheint mir dieser sehr kurz zu kommen.
    Merz dagegen in seiner Rede hat an mehreren Punkten die Essenz unserer Demokratie definiert – Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Sozialstaat, Wehrhaftigkeit –, er hat künftige Ziele formuliert – europäische Gemeinsamkeit, Technologieoffenheit, Innovation, größere Selbständigkeit in und mit Europa – und auf diese Weise die Einheit als Anlass zu Aufbruch in die Zukunft beschrieben.
    Dies alles ist keine Respektlosigkeit, wie es unser intellektuell und inhaltlich weder mir noch dem Anspruch dieses Blogs gewachsener Mitschreiber ausdrückt – Es ist eine Meinung, inhaltlich begründet und einer Diskussion gegenüber offen. Und selbstverständlich ist es auch keine Herabsetzung Wolffs und seiner Ehre, zu dem Anlass eingeladen worden zu sein. Wenn er den Mut gehabt hätte, etwas Neues und Zukunftsweisendes zu sagen – und seine Kapazität dazu bezweifele ich nicht – dann, wäre eben mehr herausgekommen als langweilige Wiederholung seiner bekannten Positionen. Vielleicht hat es ihm angesichts kurzer Einladungsfrist und vielfältigen Engagements ja einfach an Zeit für mehr gefehlt.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Herr Schwerdtfeger verdeutlicht mit seinem obigen Beitrag, warum er für mich (vielleicht auch für andere) den Alias-Namen Donald S. redlich verdient.
      Christian Wolff’s Festrede zum Tag der Deutschen Einheit als „sehr durchschnittlich“, „Ich-bezogen“, „vergangenheitsbezogen“ und perspektivlos zu charakterisieren, gleichzeitig Bundeskanzler Merz eine „gute und starke Rede“ in Saarbrücken zu attestieren scheint mir wenig objektiv.
      Ich frage mich, ob Herr Schwerdtfeger den Wolff’schen Text überhaupt gelesen/verstanden hat?
      Da unterstellt er ChristianWolff die Behauptung, „dass die Friedliche Revolution zum Ausbruch neuer Kriege auf dem Balkan und in Kuweit führte“. Christian dagegen schreibt vom Schock, dass wenige Monate nach einer FRIEDLICHEN Revolution erneut Kriege angezettelt wurden!
      Zu Brüdern im Narzissmus werden Donald T. und S. mit dem Satz von Herrn Schwerdtfeger: „Unser intellektuell und inhaltlich… mir nicht gewachsener Mitschreiber“…

      PS: Donald T. hat heute nun doch nicht den Friedensnobelpreis erhalten; ich finde, das ist eine gute Nachricht.

      1. Wie Sie richtig Schreiben, Herr Käfer: „… scheint mir wenig objektiv.“ Diese Meinung ist Ihr gutes Recht. Warum nur fällt es Ihnen so schwer, ihre Meinung aus der Sicht anderer ebenso zu bewerten und stattdessen mit beleidigenden Aliasnamen zu verfolgen – ein Hinweis auf Ihr demokratisches Verständnis!
        Ich-bezogen: Welchem Zweck außer dem Eigenlob und der Selbsterhöhung dient Wolffs Hinweis auf sein Heldentum des endgültigen Leipzig-Umzugs im Gegensatz zu den „Di-Mi-Do-Beamten“? Es mag was dran sein an dem Vorwurf, aber erstens passt er eigentlich nicht in eine solche Rede und zum Anlass und zweitens ist es wohl leicht, ohne Kinder/Schulprobleme und (scheint mir) berufliche Bindung der Ehefrau an den neuen Einsatzort zu ziehen (was ja für einen Gemeindepfarrer sowieso unerlässlich ist), als eben für die so Kritisierten. Der Hinweis ist nichts als kleinkarierte Selbstweihe.
        Merz-Rede: Sie mögen diese offensichtlich nicht. Es würde mich schon interessieren, was Sie kritisieren und wo sie schlechter ist nach Ihrer Meinung als die Wolff’sche. Aber dazu fehlt es bei Ihnen. Ich habe meine Ansicht inhaltlich begründet.
        Kriege nach der Friedlichen Revolution: Wer hat denn da wohl „vom Zaun gebrochen“? Das klingt nach Absicht – von wem? Warum? In welchem Zusammenhang? Sie, Herr Käfer, nutzen bewusst (nehme ich an) eine ähnlich schwammige Vokabel: „angezettelt“. Dann haben Sie wenigstens den Mut zu sagen, wer hier gezündelt hat – nach allgemeiner Meinung wohl wie so häufig die multi-kulti-Zusammensetzung der Bevölkerung und die Religion! Denn was Jugoslawien angeht, so handelte es sich ohne die feste Klammer eines Tito um einen auseinanderbrechenden Vielvölker- und multireligiösen Staat, dessen Menschen möglicherweise dieselbe Selbstbestimmung wollten wie die Ostdeutschen, nur hatten sie kein BRD-Netz und waren ethnisch und religiös „vermischt“. Und Kuweit? Wie gesagt: Es wurde von außen überfallen und die westliche Welt reagierte nicht anders als jetzt bei der Ukraine. Wer nicht erkennt, dass die Wiedervereinigung und nicht die Weltentwicklung die Ausnahme ist, der ist leider geschichtslos. Darauf weise ich hin angesichts eines Vortrags, der Geschichte zum Inhalt hat.
        Ja, und was nun unseren Dresdener Pazifisten angeht, den Sie so vehement verteidigen (was Sie ehrt): Wer seine Beiträge liest, die bezüglich der Themen völlig inhaltslos sind (das ist keine Meinung, sondern nachlesbare Tatsache, auch bei seinem letzten Beitrag hier), der kann nicht anders, als zu meinem Schluss kommen.
        P.S. Trump konnte den Friedensnobelpreis gar nicht bekommen, denn gemäß Satzung endet die Nominierungsfrist im Januar des Jahres (und es ist unwahrscheinlich, dass er schon vor seinem Amtsantritt oder innerhalb von 10 Tagen danach nominiert wurde). Dass unsere Medien diese Tatsache überwiegend verschwiegen, dass die ganzen Fachdiskutanten à la Käfer dies nicht wissen, spricht für Kompetenz. Das nächste Jahr wird zeigen, ob das norwegische Komitee den Mut hat zu widerstehen.
        Andreas Schwerdtfeger

        1. Der Waffenstillstand im Gaza-Streifen zeigt, welche Macht Trump gegenüber kleineren Akteuren hat. Er hätte den Friedensnobelpreis wahrlich verdient, wenn er sich mit aller Kraft dem Kriegsverbrecher Putin in den Weg stellte und maßgeblich dazu beitrüge, dass dieser verhandlungsbereit werden würde. Aber da habe ich wenig Hoffnung.

          1. Wie man glauben kann, ein Demokratiezerstörer, Kongressstürmer, Handelskriegprovozierer und öffentlich mit selbst eingestandenem „Hass“ seine innenpolitischen Gegner Verfolgender habe den Friedensnobelpreis „wahrlich verdient“, entzieht sich wohl jedem vernünftigen Denken und Urteilen.
            Andreas Schwerdtfeger

          2. NEIN!
            Präsident Trump droht nach wie vor, Grönland und Kanada gegen deren Willen zu annektieren.
            Er spaltet die Gesellschaft in den USA wie kein Präsident vor ihm.
            Er verfolgt brutal Menschen, die seine Ansichten nicht teilen.
            Er erkennt demokratische Wahlen, deren Ergebnis ihm nicht passen, nicht an.
            Er ist korrupt, nur auf seinen eigenen (finanziellen) Vorteil bedacht.
            Er „hasst“ seine Feinde.

            Die Liste ließe sich verlängern.

  4. Herr Schwerdtfeger – mit Ihrer Merz-Huldigung zu dessen WIRKLICH großer Rede dokumentieren Sie erneut überdeutlich Ihre Abneigung gegenüber Chr. Wolff und präsentieren erneut damit Ihr Unprofessionalität. Sie können nicht anders, und das ist Ihr ewiges Problem! Souverän ist das nicht. Im DLF sagte kürzlich ein Sprachexperte: Fr. Merz hätte mit seiner Rede zum 3. Oktober einen in einigen Teilen schlechten Redenschreiber zu Wort kommen lassen, auch sprachlich. Und im Osten? Nun ja, da sind die WIRKLICHKEITEN weit entfernt von wohlgefälligen Reden wie die von IHREM Merz. Auf 3-sat–TV wurde am 08.10. abendlich eine Dokumentation zu „Im Osten was Neues – 35 Jahre Deutsche Einheit“ ausgesendet – bemerkenswert Herr Schwerdtfeger. An der Banal-Rhetorik OST/WEST beteilige auch ich mich nicht, aber Ihre unaufhaltsame Respektlosigkeit gegenüber Chr. Wolff und Andersdenkenden spricht Bände. Kein guter Diskurscharakter!!

  5. Eine WIRKLICH gute und starke Rede hat am 3. Oktober in Saarbrücken der Kanzler gehalten, deren Lektüre ich jedem empfehle.
    Andreas Schwerdtfeger

    1. „WIRKLICH“ in Großbuchstaben soll wohl suggerieren, dass die Rede von Christian Wolff NICHT gut war.

      Ich habe sie vor Ort erlebt; alle Teilnehmenden, mit denen ich danach sprach, fanden sie groß und angemessen!
      Auch alle anderen Beiträge hier im Blog empfinden offensichtlich so!!!

  6. Lieber Christian Wolff,

    auch wenn ich die Rede leider nicht anhören konnte, ich habe sie nun schon ein drittes Mal gelesen und bin sehr erleichtert und dankbar, dass es so klare, erwachte, nicht einem egositischen Ziel folgende, intelligente und anregende, eindringliche … Stimmen wie die Ihre gibt. Auch die Stimmen, die ich hier in den Kommentaren höre, lassen mich aufatmen und durchatmen. Ich fasse neuen Mut, auch meinen Weg unbeirrt weiterzugehen und merke, dass ich genau diesen Impuls gebraucht habe. Mehr denn je ist mir bewusst, wie wichtig es ist, sich immer auch mit anderen bei den Händen zu fassen und gemeinsam zu bestärken.
    In Ihrer Rede weisen Sie u.a. auch auf die Bildungspolitik hin. Danke. Genau diese ist m.E. ein ganz wichtiger stepping stone, der endlich, ja schon seit Ende des zweiten Weltkrieges, einer wirklich tiefgreifenden Reform bedarf. Schon so lange müsste hier endlich ganz neu gedacht und nachhaltig augemistet werden. Beginnend mit dem grundlegenden Menschenbild, das noch immer geprägt ist von Glaubenssätzen wie: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ oder „der Mensch ist grundsätzlich faul“…etc.. Wann werden wir endlich den kommenden Generationen Bildungs-Räume eröffnen, die ihnen ermöglichen, die Einheit in der Vielheit zu erforschen und sich der eigenen Verantwortung/Wirkungsmacht bewusst zu sein? Ja, ihnen zeigen, wie wichtig es ist, nach dem Prinzip des Lebens zu forschen, sich bewusst zu werden, dass es so etwas gibt, wie ein bloßes „Lebendigsein“ jenseits des Denkens, aus dem sich die existentielle und mysthische Frage nach dem „Wer bin ich?“ ergibt. Wann wollen wir endlich der Realität des Seins mehr Beachtung schenken und das dem Leben inherente Paradox von Ganzheit und unendlich vielen Einzelheiten zu einem Hauptthema machen?
    Ich traue uns Menschen – und insbesondere den jungen – absolut zu, dass wir „die Welt retten können.“ Aber dafür müssen wir endlich die Vorstellung loslassen, dass Fortschritt oder gar das eigene angestrebte Leben etwas ist, den/das man am Ende eines Prozesses erreicht. Dass immer die ganz eigene Lebensorientierung, die man gerade in diesem Momet auslebt (Liebe oder Hass, Vertrauen oder Misstrauen, Zuversicht oder Hoffnungslosigkeit, Einheit oder Spaltung, …) genau das ist, was man in die Welt trägt und wir die Welt dadurch gestalten. …
    Naja, Sie sehen, Ihre Rede resoniert in mir und auch den Begriff der „Wiedervereinigung“ nehme ich nun anders wahr. In der Tat ist das in keinster Weise ein treffendes Bild und ich werde künftig aufmerksamer sein, wie ich das Geschehen bei meinen Lesungen benenne.

    Vielen herzlichen Dank,
    Juliane Breinl

  7. Lieber Christian,
    mit großem Interesse habe ich Deine sehr ausgewogene und ermutigende Rede gelesen. Herzlichen Dank!
    Und Grüße
    Michael

  8. Danke, lieber Christian für diese berührende ,mutige und ermutigende, richtunggebende Rede im Sinne von recht permanenter ,unabhängiger Achtsamkeit ! Du hörst auch nach innen und scheinst vor jedem öffentlichen Statement Dich nicht nur umfassend zu informieren und Dein exzellentes ,umfängliches Gedächtnis und herzensgebildete Mitmenschen zu befragen, Dich mit dem lieben Gott zu unterhalten, um eben nicht in die Gefahr zu geraten, andere Menschen zu indoktrinieren, zu benutzen, verunglimpfen zu müssen. .Ja, lasst uns zu denen gehören, die mutig sich bemühen, die nichts versprechen, die nicht vereinnahmen, die nicht Gegnerische Menschen verunglimpfen müssen, die Licht und Schatten beschreiben, wie auch klug und begründet eigene Erfahrungen als Zeuge benennen. Du bist ein glaubwürdiger Zeuge, bist im Westen, wie im Osten beheimatet, bist einer der wenigen, Menschen die ich kenne, die stets kritisch und offen , also nachvollziehbar um ihre Unabhängigkeit ringen,hast Dich, -soweit ich Dich kenne und einschätzen kann- nie vereinnahmen lassen. Das alles macht dieses Dein stetes Engagement hier und in ganz Deutschland so bedeutsam. Du kannst Dich auch korrigieren und um Verzeihung bitten, Fehleinschätzungen zurücknehmen. Das hier ist keine Laudatio meinerseits, es benennt die Bedingungen , um in Ost wie West gleichermaßen zu wirken und vorschnellen Einseitigkeiten entgegenzuwirken . Du warst jetzt der richtige Auserwählte, um in der Paulskirche den Festvortrag zu halten. Danke für Dein unermüdliches, differenziertes und begründetes Engagement. Die , die damals 1961 Dich gewählt haben, Pfarrer in der Thomaskirche in Leipzig zu werden, haben sich von Deinem Auftreten, von Deiner Vorstellung überzeugen lassen. Denen sei auch gedankt! Sie haben sich als weitsichtig bewiesen! Du bist eine gesamtdeutsche Persönlichkeit… und Dir treu geblieben. Das kostet viel Mühe und Geduld und dafür danke ich Dir ganz herzlich!

  9. Eine gute Rede, die deswegen in die Zeit passt, weil sie Larmoyanz und Selbstmitleid ebenso entgegenwirkt, wie der Mentalität des Beharrens. Es ist auch für den schwer, heute aus den Puschen zu kommen, der weiß, es ist dringend nötig. Die Wiedervereinigung als Blutspende für Westdeutechlend, die mehr böses als neues Blut brachte, das ist nicht frei von Tragik, aber Elemente davon sind gewiß wahr.
    Das ist Aufgabe: in den Kopf zu kriegen, was unser Körper längst weiß, der sich durch Zellaustausch alle 7 Jahre runderneuert. Das Risiko nicht fürchten, sondern lieben lernen. Vernünftige Kritik nicht als Tadel vestehen, sondern als kostenlose Beratung, Das weiß eigentlich jeder. Aber wie es hinkriegen, wie die Seele in Schwung bringen in der Gewißheit, der Rest folgt ihr, das ist heute die große Preisfrage. Kennedy hat mit seinem Mondprogramm Begeisterung angefacht. Gibt es auch andere Methoden?

  10. Eine sehr gute Rede, vielen Dank dafür, lieber Christian! Und herzlichen Glückwunsch zu dieser besonderen Ehre! In den Medien habe ich bisher nur die Kommentare über die Kanzlerrede gehört. Vielleicht kommt ja noch etwas?
    Besonders über die Erinnerung an Robert Blum habe ich mich sehr gefreut.
    Als Leipzigerin hatte ich das große Glück, die Friedliche Revolution aktiv mitzuerleben. Die Thomaskirche ist seit mehr als fünfzig Jahren ein Ort, nach dem ich immer Heimweh hätte, wenn ich von hier weggehen müsste.
    Es gibt nur ein Wort in Deiner Paulskirchen-Rede, bei dem ich zusammengezuckt bin: Lupenrein, das kannte ich bisher nur im Zusammenhang mit Altkanzler Schröders Aussage über den angeblich „lupenreinen Demokraten Putin“.
    Ich denke, kein Mensch kann lupenrein sein.

  11. Vielen, vielen Dank, lieber Christian. Gerade hier im Osten dieses einen Landes sollte diese Rede bei denen, die nur meckern oder klagen oder – noch schlimmer – den rechtsextremitischen Idioten ( gr. ‚idiotes‘ -> ‚Unkundige‘)
    Beachtung finden und Grund zum Nachdenken geben. leider trifft das auch auf Kollegen (ältere wie auch jüngere) – ‚Idiotie‘ (im oben verstandene Sinne) ist da nich sehr verbreitet. Ich denke, diese Rede sollte deshalb einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis gebracht werden. Liebe Grüße Frank

    1. „Unkundige“, „Trottel“,„Pfuscher“, „Stümper“, „unwissender Mensch“ wurden die Idioten erst mit der Übertragung ins
      Lateinische.
      Im Original leitet sich das Wort sich von altgriechisch ἰδιώτης idiotes ab,] das in etwa „Privatperson“ bedeutet. Es bezeichnete in der Polis Personen, die sich aus öffentlichen-politischen Angelegenheiten heraushielten und keine Ämter wahrnahmen, auch wenn ihnen dies möglich war, als gerade nicht die Gruppe, die Sie meinen.

  12. Danke für diese sehr hörens- und lesenswerte Rede. Und der Stadt Frankfurt Glückwunsch zu der guten Wahl des Festredners.

  13. Vielen Dank für die ausgewogene und ausgezeichnete Rede! Leider haben Sie die überragende Rolle von Gorbatschow nicht erwähnt. Wäre Putin an seiner Stelle gewesen, hätte die Geschichte wohl einen anderen Verlauf genommen.
    Danke für ihr Engagement für Leipzig!!
    Martin Christian Vogel

    1. Muss denn immer und überall die „überragende Rolle Gorbatschows“ erwähnt werden? Dieser war verantwortlich für den „Blutsonntag“ am 13. Januar 1991in Litauen. https://de.wikipedia.org/wiki/Januarereignisse_in_Litauen_1991

      Und Helmut Kohl „brachte die Dinge auf den Punkt“:

      Helmut Kohl über Michail Gorbatschow in einem Interview mit der „Newsweek“ vom 7.11.1986:

      „Ich bin kein Narr. Ich halte ihn (Gorbatschow, d. Red.) nicht für einen Liberalen. Es gibt genug Narren in der westlichen Welt unter Journalisten und Politikern. Ich sag’s Ihnen: Die Frau Gorbatschow, das ist eine attraktive Frau. Und sie geht nach Paris und kauft sich ein schönes Kostüm. Das hat doch damit überhaupt nichts zu tun. Das ist ein moderner kommunistischer Führer. Der war nie in Kalifornien, nie in Hollywood, aber versteht was von PR. Goebbels verstand auch was von PR. (Auf dem Band ist an dieser Stelle Gelächter zu hören, d. Red.) Man muß doch die Dinge auf den Punkt bringen.“
      https://www.diss-duisburg.de/2017/11/man-muss-doch-die-dinge-auf-den-punkt-bringen/

  14. Sehr schöne Rede, Herr Wolff. Vielen Dank. Sie sprechen mir aus dem Herzen.
    Ich, Jahrgang 1965, bin hier im Osten aufgewachsen, habe das mir während der DDR-Zeit verwehrte Abitur auf der Abendschule seit 1990 nachgeholt, habe seit 1993 in Leipzig und Halle und teilweise auch im Westen in Neuendettelsau und Tübingen Theologie und Lehramt Sek II studiert, war in Steinbach bei Bad Lausick und
    Kitzscher, der Stadt mit der geringsten Gemeindegliederzahl Sachsens, von 2003 – 2010 Gemeindepfarrer und habe seit 2010 als Gemeindepfarrer in Heidenau (Nordheide) und als Schulpfarrer an den Gymnasien in Buxtehude und Harsefeld sowie den BBSen in Lüneburg, Buxtehude und Zeven gearbeitet.
    Sie haben meine Frau Prof. Dr. Martina Böhm und mich im Jahr 2002 in der Thomaskirche getraut.

    Im Februar des nächsten Jahres werde ich nach Sachsen zurück kehren, nachdem ich 15 Jahre im Westen gelebt und gearbeitet habe, und auf meinem Landgut in Cannewitz bei Bautzen wohnen. Ich bin schon gespannt, welche Erfahrungen ich als Rückkehrer aus dem Westen machen werde und sehe viele Aufgaben, u.a. möglicherweise als Schulpfarrer am Gymnasium der Schule in Evangelischer Trägerschaft im kirchengeschichtsträchtigen Herrnhut, wo Evangelische Religion als Pflichtfach im Klassenverband unterrichtet wird und es sogar einen Religionsleistungskurs gibt.
    Tel. 0163-5732153, http://www.apfelscheune-cannewitz.de

Schreibe einen Kommentar zu Juliane Breinl Antwort abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert