Vor fünf Jahren haben wir es in Leipzig geschafft, die Rechtsnationalisten um Pegida/Legida von der Straße zu bringen. Jetzt versuchen die Rechtsextremisten die Corona-Krise zu nutzen, um ihr gefährliches Spielchen vom „Systemwechsel“ von Neuem zu beginnen. Die Gruppen heißen nicht mehr Legida, sondern Bewegung Leipzig, Freies Sachsen, III. Weg, Querdenken. Man muss nicht lange suchen, um zu entdecken, wess‘ Geistes Kinder sich dahinter verbergen. Das sollten, können, müssen auch alle wissen, die sich an den montäglichen „Spaziergängen“ beteiligen oder die Absicht haben, da mitzumachen. Durchaus berechtigte Kritik an Corona-Schutzmaßnahmen ist für diese Gruppen nur ein Vorwand. Diejenigen, die „Wir sind das Volk“, „Widerstand“ oder „Frieden, Freiheit, keine Diktatur“ in den abendlichen Himmel schreien und zur Tarnung noch Weihnachtslieder singen oder Gebete sprechen, haben nichts anderes im Sinn, als ihren nationalistischen Autokratiephantasien freien Lauf zu lassen. Es gehört zur sog. Verharmlosungsstrategie der Rechtsnationalisten, Demokratie-Symbole der „Friedlichen Revolution“, aber auch Anliegen der Kirche zu missbrauchen, um so die wahren Absichten zu verschleiern. Die Anlässe sind relativ beliebig: gestern waren es die Geflüchteten (Masseneinwanderung, Umvolkung etc), heute ist es Corona (Impfen als Initiationsritus der Diktatur), und morgen ist es die Energiewende. Was am Ende dieses gefährlichen politischen Treibens steht, konnte jeder am 06. Januar 2021 beim Sturm der Trump-Anhänger auf das Capitol in Washington mit Schrecken verfolgen. Gestern wurde dieses Angriffs auf die Demokratie gedacht.
Es ist an der Zeit, Haltung zu zeigen – am Montag, 10. Januar 2022, ab 17.30 Uhr.
Gisela Kallenbach, Initiatorin der „Leipziger Erklärung – Ihr seid nicht das Volk“ betont: „Nicht nur der Ruf unserer Stadt steht auf dem Spiel, wenn aus rechtsradikalen Kreisen für ein konzentriertes Treffen am nächsten Montag mobilisiert wird. Das bisher schon wahrnehmbare aggressive Auftreten der vermeintlichen Verfechter von Demokratie und Freiheit gefährdet den Frieden und die Gemeinschaft in unserer Stadt. … Es wird höchste Zeit, dass wir mit stillem Protest zeigen, dass eine Mehrheit in unserer Stadtgesellschaft für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheitsrechte der Gemeinschaft eintritt. Egoistische Individualrechte sind nicht geeignet, die gemeinschaftlichen Anstrengungen zum Schutz der Gesundheit durchzusetzen.“
Christian Wolff vom „Aufruf 2019“ führt aus: „Ich sehe etliche Corona-Schutzmaßnahmen kritisch, bin auch kein Freund einer Impfpflicht. Aber niemals käme ich auf die Idee, gemeinsame Sache mit Gruppen wie „Bewegung Leipzig“ oder „Querdenken“ zu machen. Die Demokratie lässt viele Einwirkungsmöglichkeiten zu, um unterschiedliche Positionen zu debattieren und um für eigenen Ziele einzutreten. Wichtig ist, dass wir die Corona-Schutzmaßnahmen auf das unbedingt Notwendige beschränken und sie mit grundlegenden Reformen vieler Bereiche unserer Gesellschaft verbinden.“
Treffpunkte für die Versammlungen sind: Augustusplatz (10 Gruppen á 10 Personen), Marktplatz, Nikolaikirchhof, Thomaskirchhof (Nord- und Südseite), jeweils ab 17.30 Uhr. Wer am Thomaskirchhof mitmachen kann, möge sich bitte bei mir (info@wolff-christian.de) kurz melden. Es gelten die Corona-Regeln: Maske tragen, Abstand halten.
Weiterführende Information:
https://platznehmen.de/2022/01/06/das-ende-der-geduld/
18 Antworten
Besten Dank, sehr geehrter Herr Raunest – mit Ihrer Reaktion haben Sie mich und ggf. auch andere Blog-Teilnehmer aufgeklärt.
Einen guten Sonntag-Abend / Jo.Flade
Werter Herr Raunest – in Ihren wiederholten Widerspruch-Aufklärungs-Forderungen an Chr. Wolff (rufen Sie ihn doch einfach mal an, vielleicht lässt sich manches im Gespräch rasch und besser klären?) konstatieren Sie: „Diese fragenden Menschen sind gar keinem bestimmten politischen Spektrum zuzuordnen.“ Jetzt klären Sie uns im Blog doch bitte mal differenzierter auf, welchem Spektrum denn nun die ewig „spazieren“ Gehenden zuzuordnen sind. Gelänge dies Ihnen, könnten wir dann Widersprüche etwas präziser klären! Auch interessiert es mich, welchem Spektrum Sie sich gern zuordnen möchten. Denn jeder von uns sollte genauer darlegen, auch für sich selbst, wohin er denkt und geht und handelt – gerade jetzt in dieser hochproblematischen Realität in unserer gefährdeten Gesellschaft, die eine demokratisch verfasste ist und bleiben sollte!!
Sehr geehrter Herr Flade,
da Sie mich direkt ansprechen, möchte ich Ihnen auch direkt antworten. Meine Frau hat diesen Blog des von uns sehr wert geschätzten Pfarrers in Rente Christian Wolff abonniert. Ab und zu schaue ich auch hinein und nur sehr selten fühlte ich mich gedrängt, an der Diskussion teilzunehmen. So auch bezüglich des Aufrufes „Haltung zeigen“. Herr Wolff hat klar geantwortet, im Gegensatz zu mir sieht er keinen Widerspruch in seinem Aufruf. Punkt. Warum Sie meinen, dass ich dafür nicht den Blog nutzen, sondern Herrn Wolff anrufen sollte, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Zu Ihrer Frage nach den Teilnehmern der Corona-Proteste verlinke ich zwei aktuelle Antworten, eine kürzere vom Verfassungsschutzpräsidenten: https://www.welt.de/politik/deutschland/article236205086/Verfassungsschutz-Rechtsextreme-bei-Corona-Protesten-nicht-in-der-Mehrheit.html und eine etwas längere von Frau Wagenknecht, sie erläutert die gesamte gegenwärtige Situation: https://www.youtube.com/watch?v=dOCB87649D0. Auch wenn ich nicht erkennen kann, was Sie mit Ihrer Frage nach meinem „Spektrum“ bezwecken, antworte ich Ihnen. Meine Sympathie gehört seit längerem der kleinen christlichen Partei Bündnis C und seit einiger Zeit bin ich dort Mitglied. Eine Stellungnahme von Bündnis C vom 7. Januar möchte ich Ihnen sehr empfehlen: https://buendnis-c.de/gebet-statt-gewalt-3656/. Einen gesegneten Sonntag wünscht René Raunest.
Sehr geehrter Herr Wolff, danke für Ihre Rückmeldung und Ihren Versuch, den Widerspruch aufzuklären. Leider ist Ihnen das nicht gelungen. Im Blick auf die ständig zunehmenden Spannungen auch in unserer Stadt -besonders im Zusammenhang mit den bereits beschlossenen und im Gespräch befindlichen Verpflichtungen zum „Impfen“- hatten Sie in Ihrer Auslegung der Jahreslosung Wertvolles zum Ausdruck gebracht. Als Pfarrer im Ruhestand und Mann Gottes haben Sie durchaus in Tradition zu Pfarrer Christian Führer (und seinen fünf Mitstreitern am 9. Oktober 1989) zum Wohle unserer Stadt das Wort ergriffen. Schade, dass Sie schon am 7. Januar Ihre wertvolle und wichtige Auslegung der Jahreslosung wieder aufzuheben scheinen. Sie fordern zum „Haltung zeigen“ gegenüber den Menschen auf, welche -wie Sie- Fragen zu den Corona-Schutzmaßnahmen und zur Impfplicht haben und dies mangels anderer Möglichkeiten als „Spaziergänger“ zum Ausdruck bringen. Diese fragenden Menschen sind gar keinem bestimmten politischen Spektrum zuzuordnen. Bitte kehren Sie wieder zurück zu Ihrem „Spaltungen überwinden, Ausgrenzungen stoppen und Gräben zuschütten“ vom 30. Dezember! Mit freundlichen Grüßen, René Raunest.
Lieber Herr Raunest, auch hier sitzen Sie wieder einem Missverständnis auf: Ich fordere nicht zum „Haltung zeigen“ gegenüber den Menschen auf, welche Fragen zu den Corona-Schutzmaßnahmen haben, sondern gegenüber denen, die die Corona-Krise (wie vor Jahren die sog. Flüchtlingskrise) dazu nutzen, um ihre rechtsnationalistische Gesinnung zu verbreiten, sich dabei der sattsam bekannten Verharmlosungsstrategie bedienen und die Zeichen und Inhalte der Friedlichen Revolution schamlos missbrauchen – von den Verschwörungsphantasien einmal ganz abgesehen. Jeder, auch Sie, können das durchschauen. Wer da aber mitmacht, kann nicht mehr behaupten, er habe doch ganz andere Absichten verfolgt. Im Übrigen haben wir eine gemeinschaftliche Aufgabe: Alles zu tun, um die Pandemie zu bekämpfen, schwere Erkrankungen zu vermeiden, der Toten in Würde zu gedenken und vor allem die wichtigen sozialen Reformen im Gesundheitswesen, die notwendigen Veränderungen in der Ernährungspolitik und den Klimaschutz voranzutreiben. Beste Grüße Christian Wolff
„Jeder, auch Sie, können das durchschauen.“
___________________________________________________________________
Da bin ich mir nicht so sicher. Denn wenn dem so wäre, hätten die von der AfD und anderen rechtsnationalistischen Gruppierungen organisierten „Spaziergänge“ nicht so viel Zulauf. (Spieß-)bürger verstecken sich gern hinter honorigen Argumenten, doch sind ihnen einige Ansichten der extremen Rechten nicht fremd.
Sehr geehrter Herr Wolff, nach meiner Wahrnehmung scheint dieser Text im Widerspruch zu Ihrem letzten Blogeintrag vom 30.12. zu stehen, welcher folgendermaßen endete: „Das sollten wir nicht fortsetzen, indem wir die Gesellschaft weiter segmentieren. Denn wenn wir Spaltungen überwinden, Ausgrenzungen stoppen und Gräben zuschütten wollen, wenn wir weniger Alltags-Triage praktizieren wollen, dann sollten wir uns die Jahreslosung zu Herzen nehmen. Welcher Segen kann von einer Begegnung mit Menschen ausgehen, die wir nicht abweisen!“ Wären Sie so freundlich diesen Widerspruch aufzuklären? Vielen Dank, mit freundlichen Grüßen, René Raunest.
Lieber Herr Raunest, Ihre Wahrnehmung täuscht. Das Zitat bezieht sich auf die Jahreslosung 2022 „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Im Satz zuvor hatte ich geschrieben: „Schon bei der sog. Flüchtlingskrise wurde deutlich, dass mancher ein Interesse daran hat, den Menschen diesen Geist Jesu auszutreiben.“ Es geht darum, in welchem Geist wir zusammenkommen und wie wir unsere unterschiedlichen Überzeugungen vertreten. Es dürfte Ihnen sicher nicht entgangen sein, dass bei den sog. „Querdenkern“ es nicht um die Frage geht, wie wir der Corona-Pandemie am besten Herr werden und welche Konsequenzen für unser zukünftiges Zusammenleben (Klimaschutz, Reformen im Gesundheitswesen u.a.) zu ziehen sind. Es geht um die „Systemfrage“. Darum wird so getan, als befänden wir uns in einer Diktatur, als sei „Widerstand“ angesagt, als sei jetzt die Zeit, die demokratischen Institutionen zu zerstören. Diese Anmaßung sind viele Bürger*innen nicht mehr bereit, widerspruchslos hinzunehmen. Beste Grüße Christian Wolff
Auch wenn ich das Anliegen teile und unterstütze: wieso wird hier zu einem Verstoß gegen das geltende Recht aufgerufen? Versammlungen sind ortsfest und für max. 10 Personen erlaubt!
Wenn die Polizei dann einschreitet, um die verbotene Versammlung aufzulösen, ist das Geschrei groß. Also – bitte ein paar dutzend Veranstaltungen anmelden, mit 100 m Abstand und über die ganze Stadt verteilt. Alles andere ist auch nur ein Corona-Paziergang.
Es wird gerade NICHT zu einem Verstoß gegen geltendes Recht aufgerufen. Im Gegenteil (Zitat: „Treffpunkte für die Versammlungen sind: Augustusplatz (10 Gruppen á 10 Personen), Marktplatz, Nikolaikirchhof,…“
Versammlungen sind, im Gegensatz zu Demonstrationen, ortsfest und entsprechen mit max. 10 Teilnehmenden genau der aktuellen Rechtslange.
Wenn sich mehr als eine Gruppe à 10 Personen auf einem Platz treffen, dann ist das ein Gesetzesverstoß, da ein Platz ein Außenbereich darstellt, auf dem sich eben nur max. 10 Personen treffen dürfen. Das wird bei 10 Gruppen und fünf Plätzen wohl nicht vermeidbar sein. Damit ist das aus meiner Sicht ein Aufruf zu nicht gesetzeskonformem Verhalten.
Nein, lieber Herr Löbler, das wäre es nur, wenn wir dazu aufrufen würden, die Corona-Schutzverordnung nicht zu beachten. Wir werden aber das beachten, was im noch nicht vorliegenden Beschränkungsbescheid des Ordnungsamtes stehen wird wie Abstand halten, Masken tragen u.a.
Lieber Herr Wolff, das tut der Aufruf sehr wohl, da er zur Zusammenkunft oder Versammlung von mehr als zehn Personen auf einem Platz also einem Außenbereich aufruft. Der Aufruf ruf dazu auf, dass sich 10 Gruppen auf fünf Plätzen treffen. Er ruft also dazu auf, dass sich mindestens auf einem Platz mehr als 10 Personen treffen und das ist – jedenfalls heute noch- nicht erlaubt. Ich bin ja sehr für diese Sache und empfele daher die zehn Gruppen einfach auf zehn Plätze zu verteilen.
Lieber Herr Wolff,
vielen Dank für die Möglichkeit, „Ihr seidnicht das Volk“ zu unterzeichnen, ich werde davon Gebrauch machen und am Montag vielleicht mit dabei sein – auf jeden Fall aber in Gedanken.
Und auch Dresden demonstriert mit: „Haltung zeigen“ eine klare Botschaft gegen jede Art und Form von Gewalt in Gedanken, Worten und Taten, ebenfalls am Sonnabend (morgen) auf dem Neumarkt vor dem Friedenssymbol „Frauenkirche“ – ab 16.3o h. Es wird hohe Zeit zum Bekenntnis für Rechtsstaatlichkeit, Menschlichkeit, Respekt, Würde des Menschen und für den aufrechten Gang – wie bereits zum Friedlichen Herbst 1989 unter dem Slogan: Keine Gewalt! Es wird hohe Zeit, dass sich Anstand und Klarheit zu Wort meldet und das die Mehrheit erst denkt und dann handelt. Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut in einem Rechtsstaat, Gebrüll, Randale, Zerstörung, kanalisierte Wut also sind niemals Mittel des Diskurses. „Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit“ – so sei es!; jetzt gehen wir mal auf die Straße!!!
In dem Demo-Aufruf heißt es:
„Gesetzesbrüche von Corona-Leugner:innen werden in Sachsen nicht nur toleriert, Nein, führende Politiker:innen äußern sogar ausdrücklich Verständnis dafür.“
______________________________________________________________________
Man kann dem sächsischen Innenminister vorwerfen, dass seine Polizei nicht konsequent genug die Gesetzesverletzungen ahndet. Aber dass führende sächsischen Politiker Verständnis dafür äußern, müsste bewiesen werden.
Kann man die Erklärung „Ihr seid nicht das Volk“ im Internet unterschreiben?
Gruß
Andreas H Birkigt
https://www.stiftung-fr.de/unterschriften