Aktuelle
Themen

Aktuelle
Themen

Ansprache beim Friedensgebet: Dran bleiben!

45 Streiktage haben die Arbeitnehmer/innen bei Halberg Guss Leipzig hinter sich – eine schwierige, aufregende, aber auch erfolgreiche Zeit. Nun hat die Schlichtung begonnen. Ein erster Erfolg in einem beispiellosen Arbeitskampf. Während der Schlichtung ist der Streik unterbrochen. Zur Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen von Halberg Guss, aber auch für alle, deren Arbeitsplatz bedroht ist, fand am 06. August 2018 ein Friedensgebet in der Nikolaikirche statt – als ein Zeichen der Solidarität mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und ihren Familien. Über 250 Menschen, darunter viele Halberg, nahmen am Friedensgebet teil. Im Friedensgebet habe ich die Ansprache gehalten: Ansprache im Friedensgebet zum Arbeitskampf bei Halberg Guss am 06.08.2018 . Hier auch die Streikzeitung mit dem Bericht über das Friedensgebet: Streikzeitung-HAL-40.pdf

5 Antworten

  1. Ja, deshalb sind Sie ja auch nicht sachlich – schade. Was ist es denn für ein sachliches Argument, daß die andere Meinung „daneben“ ist.
    Lieber Herr Wollf – ich respektiere Ihre Meinung, glauben Sie mir. Ich glaube Ihnen auch gerne in Sachen Halberg Guss, obwohl es auch dort sicherlich zwei Seiten gibt. Und trotzdem gibt es zum Gesamtproblem doch – logischerweise – auch andere Meinungen! Ich verstehe nicht, warum es Ihnen so schwerfällt, das sachlich anzuerkennen und ohne „Liegestuhl“- (er hat jetzt den Ohrensessel ersetzt) Polemik in der Sache zu argumentieren.
    Andreas Schwerdtfeger

  2. Eigentlich brauchen Sie mir nichts „zugute halten“ lieber Herr Pfarrer: Wir führen eine politische Diskussion, in der es – insbesondere wenn man diese gerne als „demokratischen Diskurs“ bezeichnet – um Meinungen und deren Begründungen geht. Es gibt in unserer Welt – die Sie wohl kaum werden ändern können – immer wieder Lagen, die einzelne Menschen oder auch Gruppen von Menschen in sehr schwierige Lebenssituationen bringen und zu unterstellen, daß man dies nicht erkennen und dann mit diesen Menschen mitfühlen kann, ist weder Argument noch entspricht es dem zu erwartenden Stil (ich muß mich leider wiederholen) in einer solchen Diskussion. Besser wäre es eigentlich, auf sachliche Argumente auch sachlich einzugehen und sie – gerne – zu widerlegen, wozu Sie aber offensichtlich nicht in der Lage sind.
    Ja, die Lage in Ostdeutschland ist immer noch nicht zufriedenstellend – weshalb mir ja auch Ihre Pödelwitzer Ideologie so unverständlich ist, denn dort geht es um Arbeitsplätze in einer Industrie, die man eben wegen der Arbeitsplätze behutsam und nicht mit Eifer abschaffen sollte. Und daß dafür ein Dorf weichen soll, ist traurig, aber für unsere Stauseen, die wir zum Glück heute zahlreich haben, sind auch Dörfer gewichen (sehen Sie sich den leider fast freigelegten Grund des Eder-Stausees an).
    Aber es geht ja genau um das, was Sie beklagen, daß nämlich eine schwierige Situation – die ja zum Glück nicht mehr ganz Ostdeutschland umfaßt und also auf gutem Wege ist – mit Augenmaß und mit Übersicht über ALLE mit ihr verbundenen Probleme verbessert werden muß. Und genau das tut man nicht, indem man einseitig diejenigen verurteilt und mit ideologischer Soße übergießt, die trotz des wirtschaftlichen Risikos auch für die eigene Familie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern an genau diesem Problem arbeiten, nämlich den unzähligen mutigen und sehr sozial eingestellten Arbeitgebern. Und wenn Sie Halberg Guss stört, dann schreiben Sie über Halberg Guss, aber nicht verallgemeinernd über das Gesamtsystem, dessen eine Seite Sie glauben angreifen zu müssen und sich dabei sämtlicher Floskeln zu bedienen, die uns die Linke dauernd auftischt (ich weiß: „worüber ich schreibe, entscheide ich selbst“).
    Ja, das Ihre Botschaft gut ankommt, das glaube ich Ihnen aufs Wort. Es ist ja auch einfach, den Leuten nach dem Munde zu reden, anstatt ihnen etwas abzuverlangen an Einsicht, an Tatkraft, an Mobilität, an Initiative (im Gegensatz zum Fordern vom Staat), etc. Es werden immer noch in Baden-Württemberg händeringend Facharbeiter gesucht – und Ihr Heimatbegriff, das haben Sie doch neulich so schön definiert, ist nicht abhängig vom Geburtsdorf.
    Nur gemeinschaftliches Handeln hilft gegen die, die sich aus der Verantwortung stehlen schreiben Sie – und meinen: Jedes Unternehmen muß auch die Unwirtschaftlichkeit ertragen, bis der Ruin eingetreten ist. 26 Krankheitstage pro Mitarbeiter im JahresDURCHSCHNITT in einer Coburger Firma – man stelle sich Ihre Kritik an dem armen Arbeitgeber vor, der dann überlegt, seinen Laden in ein anderes Land zu verlegen.
    Ich grüße Sie,
    Andreas Schwerdtfeger

    1. So redet es sich aus dem Liegestuhl heraus – jenseits der Menschen, um die es geht: die sollen ihr Dorf verlassen, die sollen bitte schön den Weg nach Bietigheim oder Göppingen auf sich nehmen, die sollen sich vor allem nicht so haben. Schließlich gibt es da ganz kluge, wohlmeinende, auf das Gemeinwohl achtende Manager, die doch nur Gutes im Sinn haben. Das ist alles ziemlich daneben. Wie daneben Ihre Argumentation, lieber Herr Schwerdtfeger, ist, zeigt sich im letzten Absatz. Aus meiner Feststellung, dass nur solidarisches Handeln gegen das Wirken derer Wirkung hat, die sich aus der Verantwortung stehlen (und das ist im Fall Prevent auch die Meinung nicht weniger Unternehmer!), schließen Sie, ich würde für den Ruin werben. Mit Verlaub: Sie haben keine Ahnung, um was es bei Halberg Guss geht: weder um einen hohen Krankenstand noch um eine Produktionsstätte, die veraltet ist oder Produkte herstellt, die mehr gebraucht werden. Es geht um eine Investorenfamilie, die brutal und rücksichtslos aus den gekauften Betrieben Gewinne herausquetscht, um die dann zu verlassen. Es fällt schwer, bei solchen Ergüssen sachlich und freundlich zu bleiben. Beste Grüße Christian Wolff

  3. Irgendwie ist es ja erschreckend, lieber Herr Wolff, wie Sie an der Realität unseres Landes vorbeipredigen:
    1. In unserem Lande erklären wir uns also nur für uns selbst zuständig, schreiben Sie, der Sie sonst nicht müde werden zu betonen, wie sehr sich Ehrenamtliche Helfer für soziale Zwecke einschließlich der Flüchtlinge ständig einsetzen; in unserem Lande, das statistisch gesehen ungleich mehr Flüchtlinge aufgenommen hat, als der ganze Rest Europas zusammengenommen; in unserem Lande, das sich mit Lösungsansätzen für das weltweite Armuts- und Flüchtlingsproblem mehr herumquält und dabei immer mehr selbst zerfleischt als jedes andere – Selbstzerfleischung auch, weil es zu viele intolerante Oberlehrer gibt, die inhaltlich nichts beitragen aber sich nur durch Anmerkungen über anderer Leute Äußerungen selbst erniedrigen, ohne Takt und völlig ohne Verstand (denn kaum reicht es als Verstandesnachweis, wenn man betonen muß, „DIE ZEIT“ zu lesen. Es kann doch eigentlich nicht Ihre Wahrnehmung sein, daß hierzulande zu wenig getan wird.
    2. Immer mehr Menschen lehnen Verantwortung ab, schreiben Sie, der Sie doch sonst immer der staatlichen Fürsorge und dem Hinter-NGOs-Herlaufen das Wort reden, einer Fürsorge, die uns Bürger tatsächlich immer mehr zu entmündigen droht und die uns gleichzeitig in die Falle des nur noch die eigenen Gruppen- vor allem aber Individualinteressen sehen läßt. Es ist doch genau das Problem, daß der Begriff Verantwortung heute zu leicht als Ich-bezogenes Recht gegenüber dem Staat verstanden wird anstatt im Sinne von ebenso wichtigem Eintreten für die notwendigen Verpflichtungen gegenüber diesem Staat. Der „mündige Bürger“ heutzutage ist jemand, der Politiker verachtet, Bürgerinitiativen zur Durchsetzung von Individualinteressen gründet, Forderungen an den Staat stellt und Initiativen begrüßt, die – wie das SPD-regierte Bundesland Berlin – KiTa-Plätze umsonst zur Verfügung stellt und dies nur kann, weil das CSU-regierte Bayern dazu die Mittel stellt. Das aber ist keine „Verantwortung“. Der mündige Bürger lehnt eine zumindestens diskussionswürdige allgemeine Dienstpflicht angesichts der Engpässe in vielen für das Gemeinwohl entscheidenden Bereichen mit der Begründung „Zwangsdienst“ ab, nachdem er gerade das Wort „Abschiebeindustrie“ als „roh“ verurteilt hat.
    3. Und ein schönes Beispiel haben Sie da mit dem Patienten und seinem Körper als Ganzem, das Sie dann zur Kritik an der arbeitsteiligen Welt heranziehen. Daß Arbeitsteilung in der Industrie ganz wesentlich zum Wohlstand beiträgt, daß fachärztliche Spezialisierung ganz wesentlich zur Gesundheit beiträgt (wer wollte sich schon gerne vom Hausarzt die Niere entfernen oder eine Hüfte einsetzen lassen), daß Spezialisierung auch Stolz auf die Einzigartigkeit der eigenen Leistung entfachen kann – alles Unsinn, denn nur Ausbeutung des Einzelnen ist Ziel und Zweck des perfiden Systems.
    4. Ja, und dann die bösen Arbeitgeber. In unserem Land gibt es Tausende von kleinen, mittleren und auch großen Betrieben, in denen die Leitung und die Arbeitnehmerschaft eine verschworene Gemeinschaft sind zum beiderseitigen Gewinn, der im Erhalt der Firma und damit der Arbeitsplätze in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten besteht. Die überwiegende Mehrheit aller Arbeitgeber schuftet für das Wohl des Betriebes und eine Auftragslage, die das Unternehmen eiinschließlich seiner Belegschaft am Markt hält. Es soll nicht bestritten werden, daß es in Einzelfällen Ausnahmen – Spekulanten, Gewinnmaximierer, Börsenhaie – gibt. Aber Ihre Darstellung, die so tut, als wäre das die Regel und „System“, ist einfach falsch.
    5. Und schließlich die „Verlierer“ des Systems: Mehr als die Hälfte des Jahresetats unseres Landes geht, wie Sie wissen, in einer riesigen Umverteilung von oben nach unten an eben diese Gruppe. Wir hören immer die Statisiken, nach denen ein Minibruchteil der Reichen ein Maxibruchteil des Besitzes hat. Die Statistiken, die uns ebenso zeigen, daß ein Minibruchteil der „Reichen“ einen Maxibruchteil der Steuern zahlt, die kommen merkwürdigerweise in diesen Neidkampagnen nie vor. Ich konzidiere, daß vieles aus dieser enormen Umverteilung sinnlos, bürokratisch, verfehlt und häufig auch mengenmäßig zu wenig ist (zB eine Hartz-IV-Erhöhung um 5,- € unter Anrechnung anderer Leistungen), aber dies liegt ja eben an der sogenannten „Verantwortung“ der mündigen Bürger, die alle nur Forderungen an den Staat haben und alle irgendwie befriedigt werden müssen, wenn die Menschen überhaupt noch zum Gang zur Wahlurne bewegt werden sollen.
    Fazit: Lieber Herr Wolff, Ihre Anliegen sind im einzelnen nachvollziehbar, aber machen Sie bitte darüber den Staat, die Arbeitgeber, die Parteiein und Politiker nicht ständig zum Beelzebub. Und dazu trägt es noch zur Spaltung bei in einer Zeit, wo nichts wichtiger ist als gesellschaftlicher Zusammenhalt in Toleranz, in freier und achtungsvoller Diskussion, im Anerkennen der Tatsachen und der anderen Meinung.
    Mit herzlichem Gruß,
    Andreas Schwerdtfeger

    1. Ich möchte Ihnen zugute halten, dass es einem wohlbestallten (und -berenteten) Beamten (das gleiche gilt auch für mich) schwer fällt, sich in die Lage eines Arbeitnehmers zu versetzen, dessen Arbeitsplatz wegfallen soll. Nur auf diesem Hintergrund kann ich mir erklären, dass jemand in dieser Weise wie Sie, lieber Herr Schwerdtfeger, reagiert. Vielleicht haben Sie davon gehört, wie in Ostdeutschland derzeit die Einkommenslage ist. Und vielleicht haben Sie den einen oder anderen Artikel über Halberg Guss gelesen. Dann müsste Ihnen eigentlich dämmern, wie daneben ihre Anmerkungen sind. Meine Aufgabe in der Predigt war, den Menschen, die das „Nichts“ vor Augen haben, den Rücken zu stärken und ihnen zu verdeutlichen: nur Hartnäckigkeit, nur das Dranbleiben, nur gemeinschaftliches Handeln wird helfen und wird die „zuständig“ machen, die sich jetzt noch aus der Verantwortung stehlen. Eigentlich nicht besonders schwer zu verstehen. Jedenfalls ist diese Botschaft bei den ca 250 Menschen, die teilweise das erste Mal eine Kirche betreten haben, angekommen. Beste Grüße Christian Wolff

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert