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Wo bleibt das Wort der Landeskirche?

Einige Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenbezirk Leipzig haben heute (26. Oktober 2015) mit einer gemeinsamen Erklärung eine deutliche Positionierung der sächsischen Landeskirche und des Landesbischofs zu den rechtsradikalen Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte und zu dem Treiben von Pegida eingeklagt.

Montag für Montag findet auf den Pegida-Versammlungen in Dresden unsägliche Hetze statt. Rechtsradikale Parolen gehören zum Grundbestand jeder Rede – nicht nur zu der von Akif Pirinçci. Auch Lutz Bachmann und Tatjana Festerling schüren seit einem Jahr Hass gegen Flüchtlinge und die Menschen, die sich um sie kümmern. Doch es bleibt nicht bei Worten: Ein Galgen wird mitgeführt, der für die Bundeskanzlerin und den Vizekanzler reserviert ist, ohne dass eingeschritten wird. In Treuen stellt die Diakonie Auerbach nach Drohungen ein geplantes Projekt zur Unterbringung minderjähriger Flüchtlinge ein. In Chemnitz werden die Fenster des Gemeindehauses der Dietrich-Bonhoeffer-Kirchgemeinde eingeworfen, die ihre Türen für Flüchtlinge geöffnet hat. Die Zahl von Gewaltattacken gegen Flüchtlingsunterkünfte ist erheblich angestiegen. Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung steht nach Morddrohungen unter Polizeischutz.

Doch was sagt eigentlich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens dazu?

Diese Frage wird uns seit Wochen immer wieder gestellt – von Gemeindegliedern, aber auch von vielen Bürgerinnen und Bürgern, die das Wort der Kirche schätzen. Wir fragen uns das auch – nicht weil wir nicht wüssten, wo jetzt unsere Verantwortung liegt. Aber es ist vor allem für diejenigen, die sich täglich um Flüchtlinge kümmern und gleichzeitig Angriffen ausgesetzt sind, wichtig, sich der Rückendeckung des Bischofs und der Kirchenleitung gewiss zu sein. Leider hat es, obwohl von uns mehrfach eingefordert, noch keine öffentliche Stellungnahme bzw. Presseerklärung der Leitung unserer Landeskirche bzw. unseres Landesbischofs gegeben. Eine solche Erklärung ist überfällig. Durch sie kann unmissverständlich klar gestellt werden, wofür und auf welcher Seite unsere Landeskirche steht.

  • Wir gehen davon aus, dass sich die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens von allen demokratieverachtenden Bewegungen und Äußerungen Einzelner distanziert. Hinter Pegida und Legida steht nichts anderes als ein rechtradikales Netzwerk. Wer sich an den Veranstaltungen beteiligt, muss wissen, dass er mitverantwortlich ist für die auf diesen Veranstaltungen geschürte Gewalt und Angst. Die Meinungsfreiheit findet ihre Grenze an der Achtung der Würde des anderen Menschen. Rassistische Hetze ist keine freie Meinungsäußerung, sondern eine Straftat.
  • Wir gehen davon aus, dass die Landeskirche den Missbrauch des Kreuzes auf Pegida-Demonstrationen verurteilt. Wer das Kreuz mitführt und gleichzeitig gegen Menschen hetzt, die unserer Solidarität bedürfen, betreibt Blasphemie.
  • Wir gehen davon aus, dass sich die Landeskirche nicht der Gewalt beugt, die in vielen Orten Sachsens von rechtsradikalen Gruppen und Parteien ausgeht, sondern sich vielmehr solidarisch hinter Gemeinden, Einrichtungen und Personen stellt, die sich im Bereich der Flüchtlingshilfe engagieren. Gerade in kleineren Orten und Gemeinden wird dieser landeskirchliche Rückhalt besonders gebraucht. Das aktive Eintreten für Flüchtlinge und Asylsuchende ist biblisch geboten und kann ebenso wenig zur Debatte stehen wie das individuelle Recht auf Asyl.
  • Wir gehen davon aus, dass sich die Landeskirche klar zu einem friedlichen Miteinander der verschiedenen Kulturen und Religionen, die sich dem Grundgesetz verpflichtet wissen, bekennt. Sie bejaht und fördert nach Kräften das Gespräch und das gemeinsame Zusammenleben in Verschiedenheit.

In der Hoffnung, dass die Kirchenleitung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens und ihr Landesbischof Dr. Carsten Rentzing endlich ihr Schweigen brechen, bitten wir nunmehr um eine entsprechenden öffentliche Erklärung, aber auch klare Handlungen und Zeichen, die ein Zurückweichen vor Hetze und Gewalt wie in Treuen verhindern.

Britta Taddiken, Pfarrerin an der Thomaskirche – Martin Hundertmark, Pfarrer an der Thomaskirche – Christian Wolff, Pfarrer i.R. – Andreas Dohrn, Pfarrer an der Peterskirche – Christiane Dohrn, Pfarrerin an der Peterskirche – Bernhard Stief, Pfarrer an der Nikolaikirche – Ralf Günther, Pfarrer an der Michaeliskirche

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