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Kriegstüchtigkeit à la Borussia Dortmund

Man reibt sich verwundert die Augen: Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist seit wenigen Tagen Hauptsponsor des Fußball-Bundesligavereins Borussia Dortmund. Dass der Profifußball auf Sponsoring angewiesen ist, soll hier genauso wenig infrage gestellt werden wie die ausufernde Kommerzialisierung des Fußballs. Dass aber ein Spitzen-Fußballverein wie der BVB sich nun von einem Rüstungsbetrieb aushalten lässt, dessen Geschäftstätigkeit davon abhängig ist, dass wo und warum auch immer Krieg geführt wird, ist mehr als ein Skandal. Denn damit wird das grundsätzlich verwerfliche Tun eines Konzerns quasi abgesegnet. Was aber an diesem Vorgang vor allem erschreckend ist: Er zeigt auf, welche fatalen gesellschaftlichen Folgen die leichtfertige Forderung von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat, Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden. Völlig unabhängig vom Ukraine-Krieg müssen wir zumindest als Kirche und Christenmenschen festhalten: Rüstungsproduktion und Rüstungsexporte sind eine wesentliche Triebkraft für die Verlagerung von nichtmilitärischen Konfliktlösungen auf kriegerische Auseinandersetzungen. Sie stehen im krassen Gegensatz zu biblischen Grundwerten und sind darum abzulehnen. Denn jede Waffe, die produziert wird, wird früher oder später eingesetzt werden, um Menschen zu töten und Lebensmöglichkeiten zu zerstören – wir wissen nur nicht wann, wo und gegen wen. Daran hat sich durch den Ukraine-Krieg nichts, aber auch gar nichts geändert!

Allein aus diesem Grund sind Waffenproduktion und Rüstungsexporte verwerflich – auch die, die wir meinen für einen guten Zweck tätigen zu müssen. Daran jetzt etwas zu beschönigen, ist höchst gefährlich. Ich selbst unterstütze sehr das politische Ziel, die Staatlichkeit der Ukraine zu erhalten und die nationalistisch-imperialen Machtansprüche Putins abzuwehren. Darum ist es notwendig, dass sich die Ukraine gegen die kriegerische Aggression Russlands wehrt. Ich bin auch für eine begrenzte Bewaffnung der Bundeswehr – als notwendiges Übel. Aber das kann mich nicht dazu veranlassen, den moralischen Vorbehalt gegen jede Form von Rüstungsproduktion aufzugeben oder an kriegerischen Auseinandersetzungen irgendetwas zu rechtfertigen. Denn wenn ich mich dazu hinreißen lasse, wird nicht nur jeder Verharmlosung kriegerischer Gewalt Tür und Tor geöffnet. Dann werden die politischen Hemmschwellen immer niedriger, Konflikte mit kriegerischer Gewalt lösen zu wollen. Dann braucht sich aber auch niemand mehr darüber zu wundern, dass immer mehr Menschen meinen, auch zwischenmenschliche und innergesellschaftliche Konflikte ließen sich nur noch mit Gewalt lösen. Auf diesem Hintergrund ist es besonders fatal, dass eine von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) betriebene Verschärfung des Waffengesetzes in Deutschland nicht vorankommt – ein weiterer Kollateralschaden der Rede von der „Kriegstüchtigkeit“.

Der Sponsorenvertrag zwischen Borussia Dortmund und Rheinmetall wird in erheblicher Weise zur Verharmlosung kriegerischer Gewalt beitragen. Das zeigt allein die absurde Begründung von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke: „Sicherheit und Verteidigung sind elementare Eckpfeiler unserer Demokratie. Deshalb halten wir es für die richtige Entscheidung, uns sehr intensiv damit zu beschäftigen, wie wir diese Eckpfeiler schützen.“ Wie bitte? Der Rüstungskonzern Rheinmetall, der weltweit autokratische Systeme wie die Türkei oder Saudi-Arabien mit Waffen beliefert, damit diese in kriegerischen Auseinandersetzungen gegen die Kurden oder im Jemen eingesetzt werden können, soll ein Eckpfeiler der Demokratie sein? Nein, Herr Watzke, der Rüstungskonzern Rheinmetall ist ein gewissenloser Kriegsgewinnler, der seinen Aktienwert seit dem Ukrainekrieg verfünffacht hat. Es ist absurd: Da wird durch Bandenwerbung nicht der Absatz von Autos, Getränken oder Versicherungspolicen stimuliert. Vielmehr bemäntelt ein Rüstungskonzern mit Fußballförderung seine weltweiten Geschäfte mit dem Töten, und lässt sich dafür auch noch als Demokratie-Förderer feiern und erhält von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) noch die höheren Weihen: „Dass Rheinmetall jetzt einen Fußballverein sponsert, ist in der Tat erst einmal ungewöhnlich, aber es zeigt, wo wir stehen. … Insofern spiegelt dieses Sponsorship sicherlich auch ein Stück weit die Realität der Zeitenwende wider.“ Gegen diese Umwertung der Werte muss nicht nur in Fußballstadien Sturm gelaufen werden.

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