Mecklenburg-Vorpommern hat gewählt – und das Wahlergebnis bestätigt die Umfragen aus den letzten Wochen. Doch wie ist zu bewerten, dass die NPD mit drei Prozent nicht mehr im Landtag vertreten sein wird, dafür aber die AfD 21,5 Prozent erreichen konnte? Für Erleichterung darüber, dass die Neonazis abgewählt wurden, besteht wenig Anlass. Denn in zu vielen Ortschaften und in zu vielen Köpfen ist rechtsradikales Denken zur Normalität geworden. Das ist Folge eines seit über zwei Jahrzehnte andauernden Prozess, der relativ wenig mit den Flüchtlingen zu tun hat – zumal die Anzahl von Flüchtlingen in Mecklenburg-Vorpommern äußerst gering ist und die dortige Landesregierung eine durchaus erfolgreiche Integrationspolitik betreibt. Wenn jetzt immer wieder behauptet wird, dass „die Politik“ zu wenig auf den Wähler gehört und dass darum die AfD so viele Stimmen bekommen habe, dann trifft das in einem zu: die Parteien haben viel zu lange die rechtsradikalen Untertöne bei zu vielen Bürgerinnen und Bürgern überhört. AfD-Wähler/innen sind keine Deppen oder Opfer; sie wissen sehr wohl, wem und was sie ihre Zustimmung geben.
Das bedeutet: Der Erfolg der AfD beruht vor allem darauf, dass der Rechtsextremismus eine neue, wählbare politische Partei gefunden und dabei das Reservoir für Fremdenfeindlichkeit und mangelnder Demokratieakzeptanz, das schon immer mit 20 Prozent beziffert wurde, voll ausgeschöpft hat. Der Rechtsextremismus wie der Rechtspopulismus zeichnen sich vor allem durch eines aus: durch die aggressive Ablehnung des Pluralismus. Das steht bei der Wahlentscheidung für die AfD im Vordergrund. Das erklärt auch, warum über Zweidrittel der AfD-Wähler/innen mit ihrer sozialen und wirtschaftlichen Situation durchaus zufrieden sind. Die AfD ist eben nicht die Partei der Abgehängten, sie ist aber die Partei, die den gesellschaftlichen Pluralismus nicht will und aktiv bekämpft und mit autokratischen Systemen sympathisiert. Darum das Schüren von Fremdenfeindlichkeit und eine deutschtümelnde Volksrhetorik – mit fließenden Grenzen zur Ideologie der Neonazis. Der Pluralismus ist aber eine der Bedingungen für die Demokratie, die andere ist die Anerkennung des Lebensrechtes eines jeden Menschen. Ohne die Akzeptanz von Vielfalt in der Gesellschaft kann es kein demokratisches Miteinander in der Gesellschaft geben. Die AfD bedient und fördert aber mit ihrer völkisch-autokratischen Ideologie nur eines: Ausgrenzung des und der Fremden und Ablehnung von Alternativen (es ist absurd: die Partei, die sich „Alternative“ nennt, setzt sich selbst absolut). Gleichzeitig erklärt sich diese Partei ständig zum Opfer: Sie genießt alle Vorteile des demokratischen Systems, will aber alles, was zur Demokratie gehört – das Recht des Fremden auf gleichberechtigter Beteiligung – ausschließen. Das Wahlergebnis des heutigen Tages enthält nur eine Botschaft: Der Kampf um Pluralität und Demokratie ist eröffnet und muss offensiv geführt werden.
Zum Thema Populismus siehe auch http://www.zeit.de/zeit-wissen/2016/05/populismus-politikwissenschaft-jan-werner-mueller-interview
20 Antworten
es gibt kein „leipzig quartett“ -aber das weiss natürlich der herr wolff nicht. in seiner welt heisst es so. ansonsten heisst es leipziger streichquartett und ist mit ca. 3000 konzerten in 65 ländern, über 100 cd produktionen und allein 5 echo klassik preisen, gastprofessuren in japan und kanada und so weiter erwachsen. so erwachsen, dass seine mitglieder eine eigene politische meinung haben. aber welche nachricht wollte herr wolff von diesem ensemble verbreiten von dem er nicht einmal den namen kennt?
manchmal sagt es mehr, wer da etwas sagt, als was da so aus dem mund heraus sabbert.
ich schäme mich jedenfalls für diesen herrn wolff!
Lieber Herr Moosdorf,
[Ironiemodus an] ich finde auch, dass Herr Wolff quasi in einer Parallelwelt hinter dem Mond lebt. Es ist geradezu ein Skandal und Beleg für die Einfältigkeit des Herrn Wolff, wenn er vom „Leipziger Quartett“ anstelle des „Leipziger Streichquartett“s spricht. Unverzeihlich. Gerade auch, da seine Mitglieder – insbesondere Sie – quasi als kulturelle Leuchttürme in die Welt hinausstrahlen, womit Sie auch zurecht die Deutungshoheit über politische und kulturelle Entwicklungen beanspruchen! [Ironiemodus aus]
Des Weiteren haben Sie in Ihrem anderen Beitrag Herrn Wolff zurecht vorgehalten, dass er Ihnen einfach die Position des „kulturpolitischen Beraters der AfD“ angedichtet hat. Zumal es diese Funktion ja gar nicht gibt, wie Sie berechtigterweise monieren!!
Ganz klar hätte er die korrekte Bezeichnung
„Schattenkommissar für die Wiederherstellung des deutschen Volkstums“
verwenden müssen! Man muss die Kinder ja schließlich beim Namen nennen.:)
interkulturelle Grüße!
Für Sie muss man sich schämen. Sie sind ein Menschfeind und legen sich die Fakten so, wie es Ihnen gerade passt. Im Übrigen heißt Das Leipziger Streichquartett bei Facebook Leipzig Quartett. Einfach mal an die eigene Nase fassen!
Sie haben Recht, lieber Herr Wolff, diesen Kommentar nicht zu unterdrücken, denn dieses ist auch ein Zeichen von Souveränität angesichts ungeheurer Pöbelei und Primitivität.
Aber er sollte für uns alle auch Anlaß sein, unsere unterschiedlichen Auffassungen sachlich und ohne Polemik und mit dem gebotenen Respekt gegenüber anderen Meinungen beizutragen. Also lassen Sie künftig die Sarrazins, Seehofers und Orbans dieser Welt zwar nicht ungeschoren, wenn dies Ihre Meinung ist, aber eben auf höherem Niveau!
Ich grüße Sie in demokratischer Solidarität.
Andreas Schwerdtfeger
„Hütet Euch vor den Pfaffen und ihren Lügen“
Dieser Moosdorf, ich also, ist nicht „kulturpolitischer Berater der AfD“. Wenn der Pfaffe Wolff dies angeblich überall hört, passt es zwar in sein verschwurbeltes Weltbild – nur stimmen tut es nicht. Diese Funktion gibt es schlicht nicht. Aber was tut man nicht alles um in Ermangelung der Argumentation die anderen Gesprächsteilnehmer zu verunglinpfen – mithin das, was man gern den anderen vorwirft. Und was ein Goebbels auch schon gemacht hat, an dessen Ton mich hier schon oft die Überschriften erinnern. Reine Demagogie! Das „Gespenst“ was in Europa umgeht, ist übrigens der Beginn des Kommunistischen Manifestes und sowenig „Rechts“ wie der Islam zu Deutschland gehört. Aber das hat mit Bildung zu tun und nicht mit pfäffischer Einfalt. Wie dichtete schon Heinrich Heine: … sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.
Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
Ich kenn auch die Herren Verfasser;
Ich weiß, sie tranken heimlich Wein
Und predigten öffentlich Wasser.
Normalerweise schalte ich solche „Kommentare“ nicht frei. In diesem Fall weiche ich davon ab. Denn der Autor ist nicht irgendwer. Er ist der Cellist des „Leipziger Quartett“, das nicht zuletzt die Stadt Leipzig und ihre Musiktradition in aller Welt vertritt. Jeder möge sich sein eigenes Urteil über dieses „Gespenst“ (siehe erster Kommentar von Matthias Moosdorf) bilden. Christian Wolff
Ach du meine Güte. Jetzt isser übergeschnappt.
Nichts ist an dieser neuen Äußerung Kriegsrhetorik, lieber Herr Wolff – aber stellen Sie sie mal neben den Ursprungstext!
Sie verlangen, ich möge Ihnen schreiben, warum ich vieles anders sehe als Sie – das genau tue ich seit einem Jahr und noch kein Mal sind Sie argumentativ darauf eingegangen. Es gibt für Sie – so sehe ich das und würde mich über Widerlegung freuen – nur zwei Strategien in dem, was Sie als demokratischen Diskurs bezeichnen:
– real existierende Probleme als „Scheindiskussion“ zu bezeichnen, wenn sie nicht in ihre Linie passen (über 80% der deutschen lehnen die Burka ab – Scheindiskussion?) oder
– Leute mit anderer Meinung als „rechtspopulistisch“, „nazi-nah“, „deutsch-volkstümelnd“ zurückzuweisen – Argumente?
„Wie hilft Deutschland in Aleppo“ war Ihre Frage – wo ist Ihre Antwort, außer daß Sie gegen Krieg sind. Meine Lösung ist realpolitischer Natur (und also vielleicht nicht schön): dem Diktator ist militärisch zu begegnen zum Schutz der Menschen vor Ort und parallel dazu sind politische Regelungen zu treffen und durchzusetzen, die zwar vielleicht unseren menschenrechtlichen Idealen nicht entsprechen mögen, aber die praktikabel sind, und wieviel Menschen wären bei einer solchen Politik schon vor fünf Jahren eben nicht Opfer an Leib, Leben und Heimat geworden;
„Wie verhindern wir Rechtsradikalismus“ ist sinngemäß Ihre Frage – wo ist Ihre Antwort, außer daß Sie auf das Problem in häufig ziemlich aggressiver Sprache hinweisen. Meine Lösung ist: besonders sachlich und emotionslos mit den Menschen reden, ihre Sorgen und Ängste (auch wenn wir diese nicht teilen) ernst nehmen und sie von der Grundlosigkeit ihrer Haltung zu überzeugen suchen;
– „Wie werden wir mit dem Flüchtlingsproblem fertig“ ist die aktuelle Frage, um die es geht – und was ist schlecht an Lösungen (die nicht Ihre sein müssen), wie ich Sie Ihnen konstant anbiete und auf die Sie mit keinem Wort eingehen (außer natürlich „Scheindebatte“). Meine Lösung ist die Merkel’sche – Außengrenzen dicht machen. Das heißt allerdings, daß man eben nicht Flüchtlinge an den Hoheitsgewässern von Libyen abholt, und wieviel weniger Leute wären ertrunken, wenn diese Politik von Anfang an verfolgt worden wäre. Dilemmata gehören zur Politik!
Sie brauchen keine einzige meiner Meinungen zu teilen – aber geben Sie mir außer Verbalinjurien auch realpolitische Argumente. Es reicht ja nicht, von Zuhören zu sprechen – man muß es auch tun. Und das gilt auch (insbesondere?) gegenüber von Ihnen als Nazis angesehenen Personen, die in (noch) nicht verbotenen Parteien agieren. Ein Beitrag wie der von Herrn Besic jedenfalls mag interessant und gut gemeint sein, aber es fällt doch auf, daß er eigentlich nur Fragen oder Appelle enthält und keinen einzigen Handlungsvorschlag zur tatsächlich ablaufenden Politik. Und dann fragt man sich schon, was ein Treffen in der Runden Ecke anderes ist als ein Sozio-Stammtisch. Nicht daß ich was gegen ein ordentliches Bier hätte, aber das muß man ja nicht politisch verbrämen.
Also denn!
Andreas Schwerdtfeger
Lieber Herr Wolff, leider kann ich Herrn Schwerdtfeger nur Recht geben, dass Sie mit Ihrer aggressiven „Kriegsrethorik“ die Polarisierung in der Gesellschaft und damit letztlich Ihre Gegner nur stärken! Warum können Sie sich nicht sachlich mit Argumenten auseinander setzen?
Vielleicht beim nächsten mal! Viele Grüße Hans v. Heydebreck
Darf ich Sie und Herrn Schwerdtfeger einmal fragen, warum jede Äußerung, jedes Argument, das Sie aus welchen Gründen auch immer nicht überzeugt oder das Ihnen nicht passt, moralisch bewertet wird: Kriegsrhetorik, Polarisierung etc.? In meinem Blogbeitrag geht es um politische Vorgänge. Diese kann man sicherlich sehr unterschiedlich bewerten und einordnen. Das tue ich. Wenn Sie das anders sehen, dann schreiben Sie doch bitte, was und warum Sie Vorgänge anders einschätzen. Aber immer nur anmerken: Du machst dasselbe, was die tun, die Du kritisierst – das ist ziemlich billig. Also: In Mecklenburg-Vorpommern haben wir eine starke rechtsradikale Szene. Schauen Sie sich zum Beispiel den jetzt gewählten Landtagsabgeordneten der AfD Prof. Dr. Ralph Weber an. Oder die Vorgänge im Dort Jamal oder Parchim, wo der Eingang einer Moschee zugemauert wurde. Also meine Grundthese ist: die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern und der Erfolg der AfD hat relativ wenig mit Angela Merkel und den Flüchtlingen zu tun. Der Erfolg ist das Ergebnis eines seit 25 Jahren sich ausbreitenden rechtsradikalen Denkens, das auf Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, auf Beschönigung der Nazivergangenheit und auch auf Abwesenheit von korrigierenden Einflüsse durch Institutionen wie Kirchen und Gewerkschaften beruht. Was ist an einer solchen Analyse „Kriegsrhetorik“? Ihr Christian Wolff
Einbahnstraße?
Mir scheinen eindimensionale (rechts-links) Lösungsansätze für eine derart hochkomplexe Welt mit multidimensionalen Herausforderungen von Grund auf völlig ungeeignet! Im Widerstreit stehende Polaritäten bespielen sich ego-, sozio- und ethnozentrisch fast ausschließlich selber. Wirkungslose Sandkastenspielchen, die weit, weit entfernt sind von einer auch nur rudimentären Form einer enkeltauglichen Welt. Wir sind fest eingebundener Bestandteil des strukturell und prozedural interdepentdenten Organismus Erde. Lernen wir doch endlich einander zuzuhören; nicht übereinander, sondern miteinander zu sprechen. Position zu beziehen unter Einbeziehung von Empathie und Weitblick; Politikfelder analytisch-ausgleichend, statt parteipolitisch, oder gar lobbyinteressengeleitet zu bearbeiten. Nähren wir die Variablen Sinnstiftung, Orientierungsgebung und Sicherheitsbedürfniss durch rationale Welterklärung und -lenkung, persönlichen und überpersönlichen Trost und Liebe sowie Gewähren einer wärmenden und verbindenden Zugehörigkeit (inkl. konstruktiver Ein- und Abgrenzung!).
Schauen wir auf unsere persönlichen, kollektiven Bedürfnisse, Ängste und vor allem: Schatten.
Ich weiß, klingt wie esoterisches Post-Hippie-Geschwurbel, aber im Ernst: Diese „etablierten“ Blockparteien (ehemals: Volksparteien) mit ihren wirtschaftshörigen, glattgebügelten Eliteheinis sind doch genausowenig auch nur der Ansatz einer Lösung wie die sog. „Alternative“ (die vielleicht von ihrer ursprünglichen Grundidee her eine war, aber in Nullkommannichts gehijackt wurde von rückwärtsgewandten Demagogen).
Wir sollten Fragen offen stellen und aus möglichst vielen Perspektiven beleuchten, um unsere Antworten (nicht die Wahrheit) darauf zu finden. Wir sollten überaus selbstkritisch unsere neuralgischen Themenfelder ergründen und möglichst erschöpfend zu deren Wurzeln vordringen, um handlungsfähig zu werden. Die Topoi der aktuellen Politik, z. B. die Flüchtlingsproblematik, sind soviel weitreichender und tiefgreifender, als ein „Wir schaffen das“ oder ein „Grenzen zu“ uns das weißmachen wollen.
Wann fangen wir wirklich an, unseren Lebensraum durchhaltefähig zu gestalten?
Ich hoffe: Heute!
Bis darauf, dass ich das Parteiensystem nicht so in Bausch und Bogen abwerte, stimme ich Ihnen zu, lieber Herr Besic. Wir brauchen den streitigen, demokratischen Diskurs – in allen Bereichen unserer Gesellschaft, insbesondere in den Bildungseinrichtungen, aber in den Gewerkschaften und Kirchen und auch in den Parteien. Sie sind – in ihren unteren Gliederungen – durchaus ein Ort der offenen Auseinandersetzung. Nur bedürfen sie auch der Erneuerung. Gleichzeitig kommen wir ohne Menschen, die bereit sind, politische Mandate zu übernehmen, nicht aus. Also beginnen wir heute mit dem Diskurs an der Runden Ecke: Über das Wesentliche miteinander reden: Frieden, Demokratie, Vielfalt, Integration. Vielleicht sehen wir uns um 18.30 Uhr. Ihr Christian Wolff
Da haben Sie sich ja nun einen unangenehmen Kommentar eingefangen, dem man nur in wenigen Einzelbemerkungen zustimmen kann, lieber Herr Wolff. Aber die Quelle dieses Mißgeschickes liegt eben in Ihrer eigenen Diktion. Schon der Titel Ihres Beitrages „Der Kampf um Pluralität und Demokratie ist eröffnet“ paßt ja kaum zu seinem anschließenden Inhalt, denn Sie erklären 20 % der Wähler zu „aggressiven Ablehnern des Pluralismus“ und lehnen doch selbst einen Pluralismus ab, der diese große Zahl an Wählern, offensichtlich aus allen bisher etablierten politischen Lagern bis hin zu dem der Nichtwähler, einschließt. Wenn ganz Europa – was Sie bedauern – in gewissem Maße nach rechts schwenkt – nützt es dann wirklich, alle diese Menschen aus Ihrer Demokratievorstellung auszuschliessen und zum „Feind“ zu erklären? Ich glaube es nicht. Es ist auch zu einfach, mit dem Kampfbegriff des „Rechtspopulismus“ – was ist das überhaupt? – operieren zu wollen. Populismus definiert sich als „moralischer Alleinvertretungsanspruch“ in Verbindung vielleicht mit einem Angebot von allzu „einfachen“ Problemlösungen – na, in der Definition finden Sie sich doch auch wieder, nur auch noch ohne Lösungsangebot! „Was kann Deutschland zum Frieden im Nahen Osten, zum Ende des Mordens in Aleppo beitragen?“ – Das war Ihre Frage – und man wartet ja noch auf Ihren Vorschlag.
Sie behaupten: „ … alles, was zur Demokratie gehört – das Recht des Fremden auf gleichberechtigter Beteiligung … “ und man fragt sich schon, wie Sie auf diese absurde Idee kommen, jedenfalls solange Sie nicht eine Definition des „Fremden“ liefern, die allgemein akzeptabel wäre. Gegenüber „Fremden“ ist in der Demokratie Hilfe, Fürsorge, Schutz möglicherweise, Gastfreundschaft, usw. einzufordern – „gleichberechtigte Beteiligung“ gebührt dem Fremden überhaupt nicht; sie bekommt er erst, wenn er die Staatsbürgerschaft erworben hat (also dann nicht mehr „fremd“ ist) und sich damit unter die Regeln des Gastlandes gestellt hat. Und „gleichberechtigte Beteiligung“ schließt auch die Beteiligung an den Pflichten ein, die ja in Ihren Beiträgen überhaupt nicht auftaucht.
AfD-Wähler sind keine Deppen, schreiben Sie. Wenn das so ist, dann müßten Sie doch zwei Konsequenzen daraus ziehen (können):
– Man muß sich sachlich und inhaltlich mit ihnen auseinandersetzen und nicht mit Vokabeln wie „Kampf“, Rechtspopulismus“, „aggressive Ablehnung“ (die man selbst auch betreibt), usw., genau die Taktik anwenden, die man dem politischen Gegner als Intoleranz vorwirft;
– man müsste wohl erkennen, daß eine solche „Kriegsrhetorik“ wie die Ihre den politischen Gegner und vor allem seine Wähler, die „keine Deppen“ sind, in ihre Haltung noch mehr hineintreibt und diese verhärtet. Insofern ist die Polarisierung, die in der politischen Auseinandersetzung hierzulande um sich greift und die Sie intensiv betreiben, nicht nur unproduktiv, sondern auch gefährlich und mit Schuld an der jetzigen Entwicklung. Zwischen „klar und unmissverständlich“ und eigener Hetze und Intoleranz auch bei nachvollziehbaren Argumenten gibt es eben Unterschiede – und offensichtlich ist doch zB, daß sich viele in Europa (wie ja auch bei uns) „mit Schaudern“ vom Merkel-Deutschland abwenden. Leider! Warum also gegen eine solche Aussage hetzen anstatt ihre Grundlosigkeit überzeugend darzustellen?
Sie erklären kritisch die Meinung anderer zum „scheindemokratischen Vorgeplänkel“; gleichzeitig sind deren Sorgen und Wertevorstellungen wenn abweichend von Ihren Vorstellungen (Burka, doppelte Staatsbürgerschaft, Forderungen an die Integrationsbereutschaft der Ausländer) „Scheindebatten“ – Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Also: Alles, was nicht in Ihr Schema passt, ist „Schein-irgendwas“ – demokratischer Diskurs bleibt auf der Strecke.
Die Wahl in MeckPom zeigt uns, daß die CDU über die letzten Jahre denselben Fehler gemacht hat, wie vor drei Jahrzehnten die SPD: Damals öffnete die SPD die linke Flanke für Linkspopulisten à la Grüne, wozu dann noch die Nostalgie der Anhänger der ebenso linkspopulistischen „Linken“ kam. Der Absturz der SPD ist logische Konsequenz. Die CDU hat unter Merkel denselben Fehler auf der Rechten gemacht und es ist eben einfach so, daß viele konservative Wähler dort ihre politische Heimat nicht mehr sehen. Die AfD ist alles andere als Alternative – aber, so fürchte ich, sie wird es werden, wenn erstmal SPD und CDU sich mangels Unterschieden zu einer Partei vereinigen werden.
Anderes Thema: Sehr dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie mir – falls Sie nicht frei sprechen – eine Kopie Ihres Vortrags am 10. Sept zum Thema „Wie bleibt Demokratie lebendig und was kann Kirche dazu tun“ schicken würden. Gerade weil wir nicht in vielem übereinstimmen, bin ich eben doch an Ihrer Meinung sehr interessiert.
Mit freundlichem Gruß,
Andreas Schwerdtfeger
Ein Gespenst geht um in Europa, es ist das Gespenst der Alternative. Die Bürger sind aufgewacht und beginnen zu begreifen, dass die gelenkte Scheindemokratie, von immer gleichen Berufspolitikern verwaltet, nicht das Ende der Geschichte sein muss. Der geistige und zunehmend unumkehrbar manifeste gesellschaftliche Schaden von „Veggie-Day“, Willkommenskultur, halb erfundenem Klimawandel, ungezügeltem Freihandel, undurchdachtem Demokratie-Export und scheinbar weltoffener Religionsfolklore hat seinen Zenit erreicht und beginnt in sich als ein Lügengebäude zusammen zu stürzen. Die „Bevölkerungen“ die ein Gauck gegenüber den „Eliten“ zum Problem erklärt, haben es offenbar erkannt, dass an dem Ast gesägt wird, auf dem wir alle sitzen. Während das gesamte Arsenal der Verunglimpfungen gegen diese Strömung mobilisiert wird, erscheint doch der Punkt erreicht, an dem der Schreck den Salon-Linken beim Latte und Herumlabern stört.
Dabei halten die Bürger sich bisher an die Spielregeln der Demokratie: sie gehen mehrheitlich nicht auf die Straße – sie gehen wieder wählen. Und sie geben ihre Stimme den Parteien innerhalb des von den Linken für sich allein vereinnahmten Pluralismus. Sie haben sogar eine wachsende Abneigung zum Extremismus, sonst hätten sie in größerer Zahl das Original, NPD, gewählt. Sie quittieren selbst das hysterische Kacken ins eigene Nest, das beifallsheischende Geschrei des „Deutschland ist Scheiße“, „Deutschland verrecke!“ der ach-so-guten linken Illusionisten einer Einheitsfront des versifften 68-er Weltbildes mit Ruhe. Die Geschichte, unsere eigene zumal, verrät: Rechtsextremismus geht anders!
Die Lernkurve dazu bleibt allerdings immer noch zu flach. Wenn man überhaupt von Rechts und Links reden will (der Front National in Frankreich ist in seinen Zielen nun wirklich eher Links als Rechts…), müßt Ihr doch endlich einsehen, dass das Etikett nicht haftet, sagt es doch über den verzweifelten Kleber mehr aus als über den ratlos Beklebten! Die unintelligenten Versuche von Jennifer Rostock oder Feine Sahne Fischfilet, eine Ausgrenzung anderer als ihrer halbgaren Meinungen zu betreiben, ist doch nur lächerlich. Wer Straßen-Graffity aus Gründen falsch verstandener Toleranz eher mit einer Bach-Kantate gleichsetzt statt mit einem Hundehaufen, dem geraten Anspruch und Wirklichkeit regelmäßig durcheinander. Wer in vermeintlich rechte Gesichter schlägt – und das passiert jeden Tag – toleriert eine Gewalt anstelle der Kultur, die er längst aufgegeben hat. Mindestens ein Viertel der Wähler in Deutschland wird von ein paar selbsternannten Meinungsführern zu protestsuchenden Underdogs erklärt, in Österreich sind es gar die Hälfte der mündigen Bürger, während unter dem verbalen Verdikt der Alternativlosigkeit die Aushöhlung unserer demokratischen Meinungsfindung betrieben wird. Wer hat denn das Schauspiel des Theaters in Rostock geschlossen? Die AfD? Wer leugnet denn den Völkermord an den Armeniern – aus taktischen Gründen auch noch? Die AfD? Wer schaut denn zu, dass Europa sich von uns mit Schaudern abwendet?
Die Politik hierzulande setzt auf Ideologie statt Vernunft und paktiert dafür mit dem Bodensatz der weltweiten Akteure in Sachen Frieden und Menschenrechte – in der Ukraine, Saudi-Arabien, den USA.
Die Aufrufe zu einem „Jetzt erst recht!“ erinnern mich an die DDR im Endstadium. Damals fragte die Leipziger Volkszeitung „Was trieb Frau A.K. Ins Stadtzentrum?“. Na, der Klassenfeind der Konterrevolution natürlich, vom Westen bezahlt und gegen den Frieden gerichtet. Aha!
Kultur, Sprache, Bildung, Identität – das sind die Schlüssel zu einer Gesellschaft wie sie sich die Allermeisten vorstellen. Nun mögen die etablierte Politik genauso wie der geifernde Pfaffe fragen, an welcher Stelle sie falsch abgebogen sind. Angst und Unsicherheit, Sprachlosigkeit, Verlassenheit, Resignation und Verdruss sind nicht gottgegeben. Sie sind ein Resultat jahrelanger Vernachlässigung. Das System hat gut funktioniert: wir regieren – ihr wählt uns. Die Farbe hatte nur mit der bevorzugten Klientel zu tun.
Nun ist das Gespenst aus der Flasche, die Alternative.
„Nun ist das Gespenst aus der Flasche“ – wie wahr! Wie dieses Gespenst aussieht bzw. sich anhört, davon kann sich jeder überzeugen, wenn er das liest, was der – wie man hört – kulturpolitische Berater der AfD in seinem Kommentar zu Papier gebracht hat. Da schreibt kein „Underdog“, sondern einer, der uns beibringen will, was „Kultur, Sprache, Bildung, Identität“ bedeuten – abseits des demokratischen Diskurses. Denn wir leben ja schließlich in einer „gelenkten Scheindemokratie“, in der sich die Bürger noch an die „Spielregeln der Demokratie“ halten – wie Matthias Moosdorf mit drohendem Unterton feststellt. Komisch nur, dass er das „auf die Straße gehen“ offensichtlich nicht zu den „Spielregeln“ zählt, sondern nur das Wählen – aber, wie gesagt, das alles sind ja nur die scheindemokratischen Vorgeplänkel dessen, was dann wirklich kommt: das Gespenst aus der Flasche. Wie das dann tatsächlich aussieht, das kann sich jeder jetzt anschauen. Zum Beispiel an dem nun Landtagsabgeordneten der AfD, Prof. Dr. Ralph Weber, aus Greifswald. Dieser Jurist (http://blog.17vier.de/2016/06/02/ralph-weber-ein-rechter-rechtsprofessor/) ist ein hartgesottener, in der Neonazi-Szene gut vernetzter Rechtsextremist. Es kann einen nur schaudern. Ansonsten lebt der Kommentar von dem, was rechtes Denken schon immer ausgemacht hat: die Verdrehung der Wirklichkeit. Musterbeispiel: Europa habe sich mit Schaudern „von uns“ abgewendet, schreibt Moosdorf. Einmal abgesehen von der Frage, wer eigentlich „uns“ ist, verhält es sich genau umgekehrt: der Rechtspopulismus wendet sich von Europa ab. Aber das weiß Moosdorf natürlich ganz genau – wie er auch weiß, wie dumm Aussagen sind wie „Die Politik hierzulande setzt auf Ideologie statt Vernunft“, um dann in einem Rundumschlag alles andere als seine „Alternative“ zum „Bodensatz“ zu erklären. Genauso so funktioniert er aber, der Rechtsextremismus. Leider sind auch Musiker und Menschen, die für sich kulturelle Bildung reklamieren, ihm gegenüber nicht immun. Umso wichtiger, die Auseinandersetzung klar und unmissverständlich zu führen. Christian Wolff
Ich bewundere wirklich Ihren Mut, Ihre Klarheit und Nachdrücklichkeit sowie Ihr nimmermüdes Gegenhalten, Herr Wolff. Danke. Sie schaffen es wirklich auf solche Kommentare genau richtig zu entgegnen!
Der Herr Mooshammer oder wie er heißt, überschlägt sich ja fast vor Selbstherrlichkeit. Wenn da mal nicht jmd. am eigenen Schaum vor dem Mund zu ersticken droht. Nee, ganz ehrlich: Es ist ja schon fast amüsant sich das durchzulesen. Nur: Hochmut kommt vor dem Fall.
Sorry, lieber Herr Moosleitner, die Welle, die Sie trägt, bricht auch irgendwann. Meinen Sie wirklich, die Menschen wählen Sie, weil Ihre Ideen so unschlagbar großartig sind???
Ich lache mich echt scheps. Also erstmal: 80% der Leute haben Sie garnicht gewählt. Und die 40%, die garnicht zur Wahl sind, die habt Ihr schon dreimal nicht mobilisieren können.
Also, mal schön auf dem Teppich bleiben! Die HansWurste sind jetzt wer. Glauben Sie.
Wenn unsere politische Klasse unseren Sozialstaat nicht ausverkauft und die soziale Ungleichheit ins unermessliche Steigen lässt, sehe ich nicht viel weiteres Potential für Euch. Ja, Demokratieakzeptanz hat nun mal wesentlich etwas mit Wohlfahrtstaatlichkeit und sozialer Sicherheit zu tun. Die schwindet. Dem Neoliberalismus sei Dank. Ehemals gültige gemeinwohlorientierte Werte erodieren zusehends. Ja, auf diesem anomischen Boden könnt Ihr halt gedeihen.Kluge Geister wie Bourdieu (die neoliberale Heimsuchung) und Heitmeyer (der anomischen Schatten) haben die gesellschaftlichen Entwicklungen schön erfasst und beschrieben.
Und klar, das Ende der Fahnenstange muss noch nicht erreicht sein.
Aber, was glauben Sie, wo das hinführt? Ins 4. Reich? In den AfD Himmel?
Unsere Welt ist so unwahrscheinlich komplex, vielschichtig multipolar und schnelllebig geworden.Wir haben ganz andere Kommunikationstechnologien, sind anders und weltweit vernetzt. Glauben Sie wirklich, dass Ihre Ideologie quasi eine (Kultur-) Revolution auslösen wird? Nehmen Sie mal die Hände aus dem Schritt und schauen in den Spiegel.
Ein Mensch. So wie alle gesegneten Menschen auch auf diesem Planeten. Und Sie wollen dem Rest jetzt sagen wo es lang geht?
Mit mitfühlenden Grüßen!
@ Jona Gold
„Der Herr Mooshammer oder wie er heißt […]
Sorry, lieber Herr Moosleitner […]
Nehmen Sie mal die Hände aus dem Schritt“.
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Ich empfinde es mehr als befremdlich, daß sich derartige Verächtlichmachungen über den Familiennamen ‚Moosdorf‘, der seit vielen Generationen in Leipzig – im wahrsten Sinne des Wortes – über ein guten Klang verfügt, auf diesen Blog verirren dürfen.
Aber vielleicht sollte man sich auch darüber heutzutage nicht mehr wundern …
„geifernder Pfaffe“ – ein wahrhaft „guter Klang“, den der leider verirrte Herr Moosdorf anschlägt. Die anderen unflätigen Bemerkungen des – wie man hört – Kulturbeauftragten der AfD in unzähligen Mails erspare ich dem geneigten Publikum, das hoffentlich beim Spiel des „Leipziger Quartett“ die kruden Untertöne nicht mithört.
Liebe(r) E. Fischer.
Mir liegt es fern, diese Person, wie auch immer sie heißt, verächtlich zu machen. Das erledigt sie nämlich schon selbst. Leider.
Des Weiteren ist mir piepegal, wie jemand heißt, der solche Beiträge absondert. Denn eines weiß ich sicher: den Namen muss ich mir nicht merken und ernst nehmen, muss ich solche Leute schon dreimal nicht. Auch wenn sie seit Generationen die Könige von Leipzig sind oder meinen, diese bald zu werden. Da kann man aber sicher anderer Meinung sein.
Übrigens kenne ich mich nicht in den oberen Klassen der, ach so fein klingenden, Leipziger Gesellschaft aus.
Der Hinweis mit dem “die Hände aus dem Schritt nehmen“ ist quasi als Metapher zu verstehen, das überbordende „Potenzgeprahle“ einzustellen und die Welt mal so zu sehen wie sie ist:
Wir sind viele und wir wehren den Anfängen. Wir sind gebildet und vernetzt. Wir sind jung, interkulturell und transnational. Und die aller aller meisten Menschen fallen eben doch nicht auf so einen gequirlten Unsinn rein. Begünstigt, durch orientierungslose und ängstliche oder mutlose Politiker, die eben manchen gesellschaftlichen Entwicklungen nichts entgegensetzen, schöpfen die Seelnfänger jetzt ihr Potential ab.
Aber, bei aller Hässlichkeit der Entwicklungen: Wir sind nicht mehr in den 1930er Jahren.
Möglicherweise haben sich die Menschen im Kern nicht geändert, aber ganz sich die Welt!
Die AfD sollte zur Kenntnis nehmen, dass sie früher oder später vom System absorbiert wird. Und es wird nichts mehr von ihr übrig bleiben. Gott sei Dank!
Auch wenn die (vornehmlich) Herren tatsächlich aus der Wahrnehmung in ihrer (digitalen) Echokammer ( darf gerne gegooglet werden) glauben, kurz vor einer totalen Umwälzung zu stehen.
So viel nur zur Erläuterung meines letzten Beitrags.
so isses, kann man da nur sagen. Sie schreiben es ja:
„Sie genießt alle Vorteile des demokratischen Systems, will aber alles, was zur Demokratie gehört – das Recht des Fremden auf gleichberechtigter Beteiligung – ausschließen.“
Ich erlaube mir mal einen Link zu einem schönen Beitrag zu setzen, der die stringente Logik dieser Leute so herrlich aufspießt.
https://youtu.be/pO_aW9ed5PI