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Der falsche Weg

Um es vorweg zu sagen: Ich bin zwei Mal mit AstraZeneca geimpft. Ich bin auch davon überzeugt, dass die Corona-Pandemie nur über die Impfung möglichst vieler Menschen in ihren (lebens)gefährlichen Auswirkungen zu bekämpfen ist – weswegen ich jedem empfehle, sich impfen zu lassen. Allerdings wird dies nachhaltig nur möglich sein, wenn allen Menschen auf dem Erdball ein Impfangebot gemacht werden kann und dies schon jetzt mit entschlossener Klimaschutz-, Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik verbunden wird. Darum hält sich nach dem Impfen mein „Sicherheitsgefühl“ in Grenzen. Es gilt neben dem Impfen das Immunsystem eines jeden einzelnen Menschen durch gesunde Ernährung zu stärken und dem Ausbreiten weiterer gefährlicher Viren entgegenzuwirken. Davon ist auf der politischen Ebene leider so gut wie nicht die Rede. Stattdessen werden Scheindebatten geführt – vor allem um die Frage, ob Geimpfte deutlich mehr Rechte haben sollen als Nichtgeimpfte. Sinn und Zweck dieser Schaufensterdebatte soll offensichtlich sein, auf diejenigen, die sich – aus welchen Gründen auch immer – bis jetzt nicht haben impfen lassen, Druck auszuüben – und sie als Gefährder*innen und Sozialschmarotzer zu brandmarken. Das allerdings ist unangemessen und unwürdig. In einer freien Gesellschaft müssen auch Lebens- und Verhaltensweisen toleriert werden, die ich selbst für falsch halte – solange von ihnen keine Gefahr für Leib und Leben von anderen ausgeht. Wenn sich einer bis zur Bewusstlosigkeit betrinkt, sich aber – statt ans Steuer zu setzen oder gewalttätig zu werden – ins Bett legt und schläft, kann man ihn deswegen weder bestrafen noch ihm das Trinken von Alkohol verbieten. Wenn sich jemand nicht impfen lässt, sich aber ansonsten an die A-H-A-Regeln hält und sich vor dem Besuch von Veranstaltungen testen lässt bzw. lassen muss, wird man ihm nicht unterstellen können, dass er die Gesundheit anderer gefährdet.

Nun haben die Ministerpräsident*innen zusammen mit der Bundeskanzlerin gestern beschlossen, dass es wohl bei der 3-g-Regel bleiben soll (genesen, geimpft, getestet) – wobei Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der ihm eigenen Art sofort verlauten ließ, dass er nur noch Genesenen und Geimpften Zugang zu Veranstaltungen gewähren möchte. Nichtgeimpfte sollten ab Mitte Oktober ihren Test selbst bezahlen müssen. Letztlich läuft das auf die Einführung eines Impfzwangs durch die Hintertür hinaus. Das ist bedenklich genug. Doch noch gravierender ist, dass durch kostenpflichtige Tests für Nichtgeimpfte dies voraussichtlich zu weniger Tests führen wird. Damit wird aber das Infektionsgeschehen eher beschleunigt als dass es eingeschränkt wird. So richtig es ist, dass durch das Testen das Coronavirus nicht beseitigt werden kann, so richtig ist aber auch, dass durch möglichst viele Tests das Infektionsgeschehen verfolgt werden kann. Hinzu kommt, dass niemand sicher sagen kann, ob nicht in wenigen Wochen für alle eine Testpflicht eingeführt wird, weil die Virenlast auch bei Geimpften sich verstärkt.

Es ist vorhersehbar, dass die gestrige Beschlusslage wenig dazu beitragen wird, die Impfbereitschaft zu erhöhen und das Infektionsgeschehen nachvollziehbar zu machen. Dabei käme es jetzt darauf an, weiter intensiv für das Impfen zu werben und niederschwellig Impfangebote zu machen. Die gestrige Botschaft allerdings wird wenig dazu beitragen, dass Menschen jetzt ihre Bedenken fallen lassen, sich impfen lassen, oder sich ihrer Nachlässigkeit bewusst werden. Denn wieder einmal saßen drei müde Politiker*innen vor der Kamera, die wenig inspirierend und werbend, aber mit viel Drohgebärden und ohne Überzeugungskraft Regelungen verbreiteten, die kaum noch jemanden erreichen und in die falsche Richtung weisen.

Ceterum censeo (im Übrigen meine ich ..): Seit nunmehr 18 Monaten sind in keinem Waggon einer Straßenbahn oder eines Zuges und in keinem Buss der öffentlich betriebenen Verkehrsmittel Vorkehrungen getroffen worden, dass sich nur eine bestimmte Anzahl von Menschen in diesen aufhalten dürfen – und das bei vollem Wissen, dass das Infektionsgeschehen dann besonders gefährlich ist, wenn sich zu viele Menschen in geschlossenen Räumen über eine längere Zeit aufhalten. Wann wird dieser Skandal beendet?

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24 Antworten

  1. Jetzt hat sich auch Burkhard Jung klar der 2G-Forderung angeschlossen und sich damit vom Gedanken der Toleranz gegenüber Andersdenkenden verabschiedet. Die liberalen Regeln des Zusammenlebens, wie wir sie früher kannten, gelten in der Lockdown-Welt nicht mehr. Parlamente diskutieren nicht mehr über Grundrechte, sondern Behörden entscheiden, vorbereitet durch mediale „Forderungen“. Wenn die Akzeptanz der Mehrheit da ist, kann man das machen. Aber eine weltoffene, tolerante Gesellschaft sind wir nicht mehr wirklich.

  2. Jeder, der sich nicht impfen lässt, obwohl es medizinisch
    angezeigt ist, nutzt seine Freiheit zur
    Einschränkung der Freiheit aller anderen! Alle
    bewusst nicht Geimpften schränken meine Freiheit
    ein! DR. ARTUR BEHR, HERMANNSBURG
    Dieser Lesermeinung (ZEIT) stimme ich vollinhaltlich zu; dies noch als PS zu meinem Kommentar vom 14.08..

  3. Einspruch, Euer Ehren / lieber Christian.
    Ich kann die ewigen Debatten zum Dauerthema: Impfzwang/kein Impfzwang nicht mehr länger ertragen. Wir, Europa, ja die gesamte Welt stehen vor einem existenziellen Problem – Covid-19 mit allen bisherigen Varianten und vermutlich weiteren, die folgen werden, fordern klare Entscheidungen. Je länger wir reden, warten, überlegen, zweifeln, desto härter wird uns die Zukunft einholen – das signalisieren bereits anerkannte Wissenschaftler und Umweltexperten!
    Wird von Solidargemeinschaft gesprochen, impliziert dies Solidarität, nicht mehr und nicht weniger. Um weitere Pandemie-Katastrophen einzudämmen, muss sich die/der impfen lassen (von lediglich jenen abgesehen, die infolge klar definierter medizinischer Diagnostik einen gesundheitlichen Schaden davon tragen würden). Wer bei 30 km/h durch die City rast, wer falsch parkt, wer gegen welche Gesetzlichkeiten auch immer verstößt, weil er meint, dies sei seine grundgesetzlich verfasste Freiheit, die niemand einzuschränken das recht hat, bekommt ein Problem. Alle mir bisher zugänglichen und bekannten Argumente sog. Impfgegner überzeugen nicht und offenbaren selbstgenügsame, teilweise ziemlich fatal enggeistige Freiheitsinterpretationen, die mit dem zivilgesellschaftlich gebotenem Solidargedanken, nämlich Verantwortung dem Nächsten gegenüber zu praktizieren, aus meiner Sicht nichts taugen!
    Insofern verstehe ich auch M. Käfer wohl und unterstreiche außerdem seinen letzten Satz, der uns allesamt schnellstens zu beschäftigen hat.
    Schönes Wochenende nochmal!

    1. Lieber Jochen, Impfen ist etwas anderes als Geschwindigkeitsbegrenzungen beachten. Ob ich mit 30 oder 50 km/h durch die Straßen brettere, hat auf meinen Körper keine Auswirkungen. Impfungen schon. Das sollte man genauso beachten wie die Tatsache, dass leider sehr viele die Impfung gegen Covid 19 als den Fahrschein betrachten: Jetzt können wir so weiter machen wie bisher. Damit aber keine falschen Vorstellungen aufkommen: Ich bin für das Impfen. Ich ermutige auch jede/n dazu. Ich bin aber gegen den Impfzwang und gegen Sanktionen gegen diejenigen, die sich nicht impfen lassen. Darum bin ich für Tests, wo immer sie nötig sind – aber strikt dagegen, dass diese für Nichtgeimpfte kostenpflichtig werden. Noch eines: Moralisch richtiges, gesellschaftlich solidarisches Verhalten und Handeln kannst Du nicht verordnen. Dafür können wir werben – am besten auch dadurch, dass man auf Sanktionen verzichtet. Beste Grüße Christian

  4. „Die Freiheit ist immer die Freiheit des andersdenkenden.“
    Wenngleich dieses Rosa-Luxemburg-Zitat von damals in einem etwas anderen Kontext gesetzt war (Veränderung der Demokratie…), sei an dieser Stelle erlaubt, es zu zitieren.
    Seit anderthalb Jahren wird auch dieses unsere Land von einer Pandemie mit bis dato kaum abschätzbaren Folgen durcheinander gebracht und sollte endlich, endlich jeden zum Nachdenken anregen in Verantwortung gegenüber dem Anderen sowie gegenüber seiner selbst, insbesondere hinsichtlich zukünftiger Zeiten! Diverse Äußerungen aus den verschiedensten politischen Lagern, aus der nicht immer konformen Wissenschaft, von Kommissionen (z.B. Stiko) und scheinbar Berufenen sind zunehmend verunsichernd, vor allem dann, steht eine Bundestagswahl bevor und man sich all zu rasch und hemmungslos auf erstaunlich niedriges Niveau einlässt. Manche Zwischenrufe bewerte auch ich als sehr fahrlässig, was vor allem zur nun wirklich angesagten Impfpflicht, der damit unbekümmert postuliert verbundenen Einschränkung der individuellen Freiheit und der damit öffentlich demonstrierten Ablehnung einer gesellschaftlichen Gesundheitsvorsorge da herausposaunt wird – die Profilierungssucht ist Zeichen von Unsicherheit und Ratlosigkeit. Und polarisiert die Gesellschaft!
    Kurz: Ich bin zweimal geimpft, halte dort, wo es zwingend erscheint, selbstverständlich das AHA-Gebot ein, halte mich mit Aufenthalt in unübersichtlichen menschengruppen sehr zurück, alle unsere Familien sind geimpft, und ich schränke somit die Freiheit des Anderen ganz sicher nicht ein! Impfauffrischungen werden ganz klar notwendig, darüber muss doch nicht langatmig schwadroniert werden.
    In Sachsen leben die meisten Impfverweigerer, obwohl bisher die Sterberate hier als die am höchsten konstatiert werden muss.
    Übrigens wird mit folgendem Zitat eines „Kulturkreativen“ überaus deutlich, wie verworren und selbstverliebt, vor allem aber geistig erschreckend arm kein ganz unbedarfter Bürger unserer Gesellschaft die akute Pandemie-Situation für sich interpretiert (sollte es Ironie sein, wäre es nicht ungefährlicher!).
    Auf die Frage, „Warum zögern sie mit der Impfung?“, antwortet Harald Schmidt (s. DIE ZEIT; 12.08.21/N°12, Seite 12):
    „Als Ungeimpfter empfinde ich die Aussicht, nicht ins Theater, Kino und Museum zu müssen, als eindeutige Verbesserung meiner Lebensqualität. Restaurant brauch ich auch nicht, ich ess lieber Fleischsalat direkt ausm Becher, während ich Netflix gucke.“
    Na wunderbar – alles gesagt.
    Lieber Michael Käfer: gern schließe ich mich der Echokammer an. Großartig immer wieder, wie ER sich outet…
    Ihnen und Chr. Wolff und allen in diesem Blog wohltuend argumentierenden Kommentatoren ein nicht zu heißes Wochenende!

  5. Es ist an der Zeit, meine Rolle als „hirnloses Echo“ von Christian Wolff wieder aufleben zu lassen: die ersten (drei) Sätze seines aktuellen Blog-Beitrags treffen zu 100 % auch auf mich zu, bzw. sehe ich identisch wie er!
    Mein persönliches Sicherheitsgefühl in der Pandemie ist jedoch relativ ungetrübt, sehr vorsichtig bin ich lediglich vor der Kontaktaufnahme mit gefährdeten und nicht geimpften Personen (der Lebensgefährte einer Freundin z.B. leidet an Krebs, kann nicht geimpft werden; ich lasse mich daher vor jedem persönlichen Kontakt mit der Freundin testen).
    Ich denke, wir müssen langsam lernen, mittel-, vielleicht auch langfristig mit der Pandemie zu leben:
    • Wir brauchen klar definierte, bundes- (besser: europa-) einheitliche Schwellwerte, die u.a. auch den Hospitalisierungsgrad und die Intensivbettenbelegung berücksichtigen.
    • Wir brauchen vermutlich für klar zu definierende Gruppen (nach intensiver parlamentarischer Diskussion!) auch eine Impfpflicht.
    • Der Ausschluss Impfunwilliger von bestimmten öffentlichen Ereignissen/Institutionen sollte kein Tabu sein, bedarf aber der parlamentarischen Diskussion!
    • Das Testangebot für Geimpfte/Genesene (2G) sollte mittelfristig flächendeckend und kostenlos aufrecht erhalten werden.
    • Wir brauchen ein schlüssiges, in vertretbarer Zeit umsetzbares Konzept für den sicheren Betrieb von Bildungseinrichtungen, Personenverkehr, kulturellen und sonstigen Veranstaltungen (z.B. durch die breite Nutzung der „CheckIn-Funktion“ der CoronaApp).
    • AHA-Regeln müssen langfristig selbstverständlich bleiben und sollten möglichst nicht karikiert werden.
    • Spätestens bis Ende des Jahres brauchen wir einen Impfplan für die Auffrischungsimpfungen in 2022, der durch digitale Unterstützung weniger Bürokratie und Arbeitsaufwand in den Praxen und Impfzentren nach sich zieht!
    Die Lösung dieser Aufgaben ist kein Hexenwerk und ganz unabhängig vom Ausgang der Bundestagswahl bei entsprechendem Willen kurzfristig machbar.
    Sie erscheint mir dringend notwendig, um die noch deutlich dramatischeren Herausforderungen durch den Klimawandel und die zunehmende Spaltung der Gesellschaft endlich ernsthaft angehen zu können!

    1. Lieber Michael, ich kann Dir in vielen Punkten zustimmen – bis auf den dritten und vierten Anstrich. Grundsätzlich halte ich Kostenbeteiligung aufgrund medizinischer Indikation für äußerst problematisch. Also: Sollen Raucher, Alkoholiker, Skifahrer, pflegebedürftige Personen, Menschen mit Behinderung an den medizinischen Kosten beteiligt werden – mit Verweis darauf, dass die sog. Solidargemeinschaft dafür nicht aufkommen könne? Wir kommen da – im wahrsten Sinne des Wortes – in Teufels Küche. Darum bin ich strikt für die 3-g-Regelung. Ich halte die Kosten für gut angelegtes Geld. Es entlastet uns von einer Debatte, die nicht zu mehr Gesundheitsschutz führt, sondern zu Ausgrenzungen. Hinzu kommt, dass ich davon ausgehe, dass der größte Teil derer, die sich bisher nicht haben impfen lassen, aus sozial prekären Verhältnissen und bildungsfernen Schichten kommt (ich habe dafür allerdings keinen empirischen Beleg). D.h. Vom kostenpflichtigen Test für Nichtgeimpfte sind vor allem Menschen betroffen, die sich das kaum leisten können. Sie sind wahrscheinlich auch keine Impfgegner. Es mangelt an niederschwelligen Impfangeboten. Darum sehe ich auch hier, das die Akzente falsch gesetzt werden. Beste Grüße Christian

      1. Lieber Christian, hatten meine Frau und ich Deine eindrucksvolle Predigt in der Nikolaikirche zum Israel-Sonntag im Anschluss einvernehmlich lange und intensiv bei einem Gläschen Rosé weiter erörtert, haben wir Deinen Einwand zu meinen Punkten 3 und 4 jetzt durchaus kontrovers (aber konstruktiv!) besprochen: Dagma ist voll auf Deiner Seite, will keinesfalls Kostenbeteiligung von Impfverweigerern, um diese nicht auch noch zu Testverweigerern zu machen, oder sie gar in die Illegalität abdriften zu lassen; ich sehe dagegen eher einige „Salon-Verweigerer“, wie sie mir in meinem privaten Umfeld durchaus begegnen. Die soziale Komponente (kostenlose Tests für Bedürftige) muss selbstverständlich gewährleistet bleiben, sollte aber digital in den Griff zu bekommen sein, auch unter Beachtung von Datenschutz-Erfordernissen.
        Und dass Impfverweigerer zunehmend in ihrer sozialen Teilhabe eingeschränkt werden, wird sich m.E. zwangsläufig so ergeben: keine Einreise in bestimmte Länder, kein Zugang zu Kino, Theater, Museum, Restaurant, Hotel, Stadion usw.
        Ich erkenne durchaus an, dass es auch gute Gründe für eine gegenteilige als meine Meinung gibt – warten wir die politische und mediale Debatte ab….
        Aber nochmals: wir sollten uns schnell den noch drängenderen Fragen für unsere und unserer Kinder Zukunft zuwenden!

      2. „Also: Sollen Raucher, Alkoholiker, Skifahrer, pflegebedürftige Personen, Menschen mit Behinderung an den medizinischen Kosten beteiligt werden – mit Verweis darauf, dass die sog. Solidargemeinschaft dafür nicht aufkommen könne?“
        =============================================================

        Dieser Vergleich hinkt, denn selbstverständlich wird jeder Covid-Infizierte, der krankenversichert ist, kostenlos behandelt – unabhängig davon, ob er sein Impfangebot wahrgenommen hat oder nicht.

          1. Wer geimpft ist, braucht sich nicht testen zu lassen und hat auch keine Kosten. Wer aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden kann, darf natürlich finanziell für das Testen nicht belastet werden.

  6. Ich danke Dir für diesen Beitrag. Es gibt darüber hinaus auch Menschen, die sich aus medizinischen Gründen (ich gehöre dazu) nicht impfen lassen sollten. Jedoch – ich halte die AHA-Regeln sehr genau ein und vermeide Menschenmassen usw.
    Es bestürzt mich, dass so wenig Respekt vor dem freien Willen, gar der medizinischen Indikation, vorhanden ist. Klassische Impfstoffe sind bisher akribisch geprüft und getestet worden. Das kann man für die genetischen Impfstoffe AstraZeneca, Biontech usw. nicht sagen. Ausserdem sind es genetische – also keine toten, sondern zellverändernde Impfstoffe. Ob die wirklich auf die Dauer nur das Coronavirus (Covid 19) abwehren – dazu fehlt die Langzeiterfahrung. Die Politik erweist sich – besonders in Wahlkampfzeiten – nicht als Corona-Pandemie gestaltende, sondern als getriebene Politik. Wie gut, dass man da ein Thema hat – nämlich Geimpfte und Ungeimpfte gegeneinander auszuspielen. Und dann kann man ja noch wie Herr Söder markig daherreden, sich als Macher aufspielen. Ich glaube sogar, dass wir nicht einmal mit über 80% Erst- und Zweitimpfungen die Pandemie besiegen.
    Also – mehr Respekt vor wohlüberlegten, bedachten anderen Meinungen und Indikationslage, gerade auch gegenwärtig in der Impffrage! Das ist dringend nötig.

  7. Dass ein Ungeimpfter andere nicht gefährdet, ist durchaus nicht überall so. Die von Ihnen erwähnten öffentlichen Verkehrsmittel sind ein Beispiel dafür. Die Szenen, die sich auf den Bahnhöfen abspielen, wenn einer der wenigen Züge einfährt, die während des unverantwortlichen Lokführerstreiks verkehren, sprechen für sich. Im übrigen hat Herr Dr. Schubert auf die schwierige Problematik von überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln hingewiesen.Es handelt sich keineswegs um den von Ihnen apostrophierten „Skandal“. Es ist durchaus noch nicht erwiesen, dass der Druck, der durch kostenpflichtige Tests auf Impfmuffel ausgeübt wird, wirkungslos bleiben wird. Bezeichnend ist allerdings, dass diese Regelung erst im Oktober eingeführt werden soll – die Wahlen lassen grüßen.
    Auch der Einsatz von Luftaustauschgeräten in Schulen ist nicht unproblematisch: Wirksame Geräte sind teuer und verbrauchen so viel Strom, dass das Stromnetz von älteren Schulen oft überfordert ist.

  8. Glückwunsch, lieber Herr Wolff: Eine solche Ansammlung von Banalitäten, Wiederholungen von seit Wochen diskutierten Argumenten (wenn es denn überhaupt welche sind), von unsinnigen Totschlagvokabeln durchsetzten Medienhysterien, etc – das ganze ohne eigene Gedanken – muß man erstmal hinkriegen.
    1. Ernährung: Die Frage, wie sich ein Mensch ernährt, liegt in seiner Verantwortung, nicht in der des Staates. Dies wünschen die Menschen übrigens selbst – man denke nur an die Veggie-Pleite der Grünen.
    2. Die sogenannte Debatte über Rechte oder Einschränkungen: Wie armselig sind einige Deutsche doch, die den Begriff und das Konzept der Freiheit auf das Maskentragen und den Kinobesuch reduzieren. Man fragt sich immer, was wohl Herr Nawalny oder Frau Tichanowskaja dazu sagen würden.
    3. „Druck ausüben“. Niemand übt Druck aus. Die Regierung stellt sachlich fest, daß es Unterschiede gibt zwischen Geimpften und Nichtgeimpften. Es gibt solche Unterschiede in vieler Hinsicht – ich verweise auf den Führerschein: Wer ihn hat, darf fahren; wer nicht, darf es eben nicht. Ich verweise auf Berufe, die bestimmte Eingangsvoraussetzungen haben (Abitur zB) und die also nicht ergriffen werden können ohne solche Voraussetzungen. Die Beispiele liessen sich unendlich fortsetzen und niemand kommt auf die Idee, sie zur Freiheitsfrage hochzustilisieren. In dem Zusammenhang:
    4. Prämien für Impfunwillige: Man überlegt, Impfunwilligen Prämien zuzuteilen, um sie umzustimmen. Aber die wirksamste „Prämie“, nämlich Zugang zu Veranstaltungen, Hotels, Restaurants, etc, wird als „Impfzwang durch die Hintertür“ verteufelt. Dies ist nur mangelndes Denkvermögen (und eben eine Kampfparole ohne Sinn für diejenigen, die keine wirklichen Argumente haben).
    5. Und dann Ihr Supersatz: „In einer freien Gesellschaft müssen auch Lebens- und Verhaltensweisen toleriert werden, die ich selbst für falsch halte – solange von ihnen keine Gefahr für Leib und Leben von anderen ausgeht“. Eben: Von den Spreadern geht eine Gefahr aus – für sich selbst und für andere – und genau da haben Sie uns das Argument dafür geliefert, daß Geimpfte und Ungeimpfte unterschiedlich zu behandeln sind, ohne daß der Freiheitsbegriff überhaupt tangiert ist.
    6. Man hört von Ihnen keine wirklichen Vorschläge, sondern immer nur nachträgliche Meckerei und detailverliebte Besserwisserei post factum. Der einzige richtige Hinweis ist, daß man die Vaccine über die ganze Welt verteilen muß, um des Virus Herr zu werden – also möglichst Impfzwang bei anderen, nur bei uns nicht.
    Nochmal Glückwunsch.
    Nun warte ich wieder auf die persönlichen Angriffe zur Vermeidung sachlicher Argumente von meinen beiden Kontrahenten: Sie empfanden es als „wohltuend“ (da hat der eine vom anderen plagiatierend abgeschrieben), als ich eine Weile Pause machte. „Wohltuend“ ist es immer, wenn man nur in der eigenen Blase diskutiert, aber das eben ist genau KEIN demokratischer Diskurs. Aber wer keine Argumente hat …
    Andreas Schwerdtfeger

  9. Ich stimme zu, dass wieder auf einigen Nebenschauplätzen gekämpft wird, anstatt endlich eine Konzeption zu entwickeln, wie wir mit Covid19 auf Dauer leben können. Ich wünschte mir sehr, es wäre überzeugend und einladend für das Impfen geworben worden, anstelle zu drohen und indirekt einen Impfzwang auszuüben. So bleibt uns Bürgerinnen und Bürger übrig, in unserem Freundes- und Bekanntenkreis für das Impfen zu werben.

  10. Ceterum censeo: Wie hätte das realisiert werden sollen? Schlangestehen und nur die ersten 10 werden mitgenommen? Oder nur die, die es besonders eilig haben? Bei vollem Zug bleiben die Türen zu? Tickets an die Höchstbietenden versteigern??? All das wären Skandale gewesen, nicht aber das gemeinsame Fahren für einen relativ kurzen Zeitraum mit Maske und ohne allzuviel Sprechen.
    Eine Taktverdichtung hätte hier sicher zur Entspannung beitragen können – aber das hätte ein noch größeres Loch in die ohnehin von Ausfällen gebeutelten Kassen der Verkehrsbetriebe gerissen.

    1. 1. geht es nicht nur um Straßenbahnen, sondern um alle öffentlichen Verkehrsmittel, 2. sind während der Pandamie ganz andere finanzielle Löcher entstanden und 3. geht es um Gesundheitsschutz dort, wo die Exekutive handeln kann, ohne in die Freiheitsrechte einzugreifen (das gleiche gilt übrigens in Sachen Luftaustauschgeräte für Unterrichts- und Gruppenräume). Christian Wolff

    2. Ich möchte nicht wissen, welch große Milliardenlöcher Herrn Spahns nicht immer transparentes „Einkaufsverhalten“ oft auch untauglicher Materialien gerissen hat! Die Löcher, die bei Bürger*innen monetär, aber auch sozial und seelisch gerissen wurden und werden stehen nie zur Debatte. Immer nur die von Unternehmen!

      1. Herr Sinofzik:
        Unternehmen SIND Menschen. Die Lokführergewerkschaft macht es uns gerade vor, wie Menschen ein Unternehmen zu ruinieren suchen, daß Menschen beschäftigt und das Menschen für ihr Leben brauchen. Und ob Sie wohl besser „eingekauft“ hätten als Herr Spahn? Man darf seine Zweifel haben – aber auch hier: Daß Menschen das Impfangebot bis hin zum Wegwerfen von Dosen (also nicht nur Geldverschwendung sondern auch Mißachtung von Mitmenschen im In- und Ausland) nicht nutzen, haben Sie offensichtlich nicht realisiert. Man braucht in dieser Debatte keine Ideologier, sondern Verstand!
        Andreas Schwerdtfeger

        1. Es geht in der Diskussion nicht um mich, es geht um Regierungspolitiik(er*innen). Und die darf nach ihrem (devoten?) Verständnis nicht kritisiert, hinterfragt werden. Und wer bei der Betrachtung der Regierungspolitik nicht zu Ihrer (devoten?) Einschätzung kommt, hat dann keinen Verstand! Sie sind schlicht vermessen.
          Der Vergleich mit dem Führerschein ist albern. Für das Erlangen des Führerscheins muss niemand sein körperliche Unversehrtheit beeinträchtigen. Nicht einmal alkoholisierte Autofahrer*innen können richterliche Anordnung zur Blutprobe gezwungen. Hinzu kommt, dass dem Führerscheinerwerb der praktische und theoretische Kenntniserwerb zum Führen z. B. eines KFZ notwendig ist.
          Und Herr Wolff hat nach meiner Lesart keinen Impfzwang für die ganze übrige Welt gefordert, er fordert ein ausreichendes ImpfstoffANGEBOT für die ganze, besonders solidarisch für die ärmere Welt.
          Und die GdL verhält sich doch ganz im Sinne unseres Systems: Konkurrenz belebt das Geschäft! Die geistig-moralische Kohl-Wende (Weg von der Solidarität hin zum ICH,ICH,ICH) zeitigt nun ihre Langzeitfrüchte bis hin in die ehemals solidarischen Milieus!
          Also nicht jammern, vielmehr der Balken im eigenen konservativen Politauge suchen!
          Norbert Sinofzik (geimpft und mit Respekt/Toleranz gegenüber Menschen, die zu einer für sie persönlich anderen, grundgesetzlich geschützten, demokratischen Überzeugung kommen – und das auch mit Verstand – Glücklicherweise ist der Schwerdtfegersche Blickwinkel nicht der allgemeingütlige)

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