Legida/Pegida und ihre merkwürdigen Tarnorganisationen (zum Beispiel: „Demonstration für Frieden, Freiheit und Identitätserhalt unserer Bürger und unserer Kultur“) wollen den gesamten Innenstadtbereich einschließlich Nikolai- und Thomaskirchhof für Kundgebungen und Demonstrationen nutzen – und zwar jeden Freitag bis Jahresende (!). So lautet ihr aberwitziger Antrag. Antragsteller sind Personen, die nicht in Leipzig leben. Ihr politischer Hintergrund bestätigt: Hinter Legida/Pegida steht ein rechtsradikales Netzwerk, das nur das eine Ziel verfolgt: das städtische, gemeinschaftliche Zusammenleben in einer offenen Gesellschaft zu zerstören. Offensichtlich hat man mit Bedacht sich als ersten Freitag den 30. Januar 2015 herausgesucht, der Tag der sog. „Machtergreifung“ Adolf Hitlers 1933. Durch Legida/Pegida werden keine Sorgen und Ängste zur Sprache gebracht, vielmehr soll unter Asylbewerbern und Ausländern, unter Menschen muslimischen und jüdischen Glaubens Angst und Schrecken verbreitet werden; durch Legida/Pegida werden auch keine Bürgerinteressen vertreten, vielmehr werden diese durch sie mit Füßen getreten. Legida/Pegida hat sich mit dieser Aktion, durch die das hohe Gut des Demonstrationsrechts missbraucht wird, selbst entlarvt. Leipzig aber lässt sich nicht von obskuren Organisationen in Geiselhaft nehmen. Wir werden diesem Katz-Maus-Spiel nicht tatenlos zusehen, lassen uns aber auch nicht zum Büttel machen. Darum laden wir alle Bürgerinnen und Bürger zu zwei Aktionen ein. Mit diesen wollen wir für ein weltoffenes und tolerantes Leipzig eintreten und dem Spuk von Legida/Pegida ein baldiges Ende bereiten. Wir sind sicher: Viele Bürgerinnen und Bürger werden sich unseren Zielen anschließen und sich für die freiheitliche Demokratie einsetzen – natürlich gewaltfrei!
Freitag, 30. Januar 2015
- ab 16.00 Uhr Mahnwachen in der Innenstadt und im Ringbereich sowie Putzaktionen an den Stolpersteinen
- 18.30 Uhr zentrale Kundgebung auf dem Grimmaischen Steinweg zwischen ehemaliger Hauptpost und Radisson Hotel „Leipzig zeigt Courage“
Montag, 02. Februar 201
- 16.00 Uhr Dialog auf dem Nikolaikirchhof
- 17.00 Uhr Friedensgebet in der Nikolaikirche
- 18.00 Uhr Menschen- und Lichterkette um den ganzen Ring
- 19.00 Uhr Schließen der Menschenkette und Glockengeläut aller Innenstadtkirchen
2 Antworten
„Er wundere sich nur, dass die Menschen das nicht erkennen würden. Wolff betonte, die Mitglieder des Thomanerchors könnten nur gegen diese Bewegungen sein: „Wer diese Musik singt, wer Choräle und Kantaten von Johann-Sebastian Bach singt, der kann diesen Rattenfängern von Legida und Pegida […] nicht auf dem Leim gehen.““
http://www.deutschlandfunk.de/thomaner-chor-wer-diese-musik-singt-kann-legida-nicht-auf.694.de.html?dram:article_id=310132
Rattenfänger …
Ratten …
„Wie Ratten totschlagen“, hieß es in der Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft …
Als die Wandtafel der NSDAP-Hitlerjugend im Alumnat in der Hillerstraße dem 1937 geschlossen in die Hitlerjugend eingetretenen Thomanern täglich die neuesten Forderungen verkündete.
Zum Beispiel wem man damals als Motetten und Kantaten singender Chorknabe nicht „auf den Leim“ gehen sollte.
Es ist möglich, das Böse als „demaskierte“ NPD, die NPD als „demaskierte“ LEGIDA, LEGIDA als „demaskierte“ PEGIDA und PEGIDA als „demaskierte“ Idioten zu beschreiben.
Die Frage ist nur, ob diese Beschreibung der Wirklichkeit entspricht.
„Gott ist widerlegt, der Teufel nicht“, steht auf einem Zettel im Nietzsche-Nachlaß. Wenn wir schon keinen Gott mehr haben, so scheint man vor allem außerhalb von Kirche zu denken, dann muß es wenigstens noch den Teufel geben. Und einer muß der Teufel sein. Diese Gesellschaft wird von nahezu nichts mehr zusammengehalten als vom kleinsten gemeinsamen Nenner des zu Verabscheuenden, zu Bekämpfenden, des immer wieder neu zu „Demaskierenden“, zu „Entlarvenden“.
Es fällt auf, daß es dabei zu Denk- und Sprachübereinstimmungen mit Äußerungen aus der Zeit des Nationalsozialismus kommt – der Sprache des Hasses. „Deutschland verrecke“, von sog. Gegendemonstranten gerufen, mag dies als ein Beispiel verdeutlichen.
Aber selbst Formulierungen wie „dem Spuk ein Ende bereiten“, „in Geiselhaft nehmen“ oder „zum Büttel machen“ (s. o.) waren in der Zeit der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft äußerst beliebte Sprachbilder …
Ich erinnere, wie bei den Friedensgebeten im Laufe des Jahres 1989 die Gruppe der Ausreisewilligen – erkennbar an den weißen Bändern – auf einmal von der Zahl her stark anwuchs. Diese Leute waren nicht so sehr an den Forderungen der damaligen Basisgruppen wie etwa der Initiativgruppe „Hoffnung Nicargua“ interessiert – sie wollten etwas anderes.
Ähnlichkeiten zu heute drängen sich geradezu auf.
Gestern sagte mir jemand: „Wenn ich alleine die genehmigte Streckenführung ansehe, habe ich den Eindruck, es soll Feuer mit Öl gelöscht werden.“
Wir haben uns gefragt, was Pfarrer Führer in diesen Tagen und Stunden gesagt und getan hätte.