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Ostern – ein unverzichtbarer Moment des Lebens

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Altarkreuz in der Chapel of the Resurrection (Valparaiso University / Indiana)

Ostern – das Fest der Entmachtung des Todes. Mit der Auferstehung Jesu von den Toten feiern wir jenseits aller Naturgesetzlichkeit eine gewaltfreie Revolution des Lebens. Diese knappe Botschaft ist leider aus dem kollektiven Bewusstsein von uns Menschen weitgehend verschwunden – ohne dass damit ein Erkenntniszuwachs verbunden wäre. Das Foto zeigt das Altar-Kruzifix in der Universitätskirche auf dem Campus der Valparaiso University, einer großen lutherischen Universität in der Nähe von Chicago. Mit ihr unterhält die Kirchgemeinde St. Thomas und der forum thomanum Leipzig e.V. eine Partnerschaft. In dieser Darstellung wird das Kreuz mit der Auferstehung Jesu von den Toten verbunden. Damit wird ein wichtiger Aspekt des Ostergeschehens verdeutlicht: Ohne die Auferstehung würden wir heute nicht mehr vom gekreuzigten Jesus, vom leidenden Menschen sprechen. Ohne die Osterbotschaft würden wir Tod, Not, Elend, Leiden als gegeben, als unvermeidlich hinnehmen und gleichzeitig verdrängen. Ohne Auferstehung würde allein das Recht des Stärkeren regieren. Ohne die Auferstehung gäbe es keinen Protest gegen den Tod und die Todmacher. Der Thomanerchor wird am Ostersonntag die Choralkantate „Christ lag in Todesbanden“ von Johann Sebastian Bach im Festgottesdienst in der Thomaskirche aufführen. In der vierten Strophe des Chorals von Martin Luther heißt es:

Es war ein wunderlicher Krieg / Da Tod und Leben rungen, / Das Leben behielt den Sieg / Es hat den Tod verschlungen. / Die Schrift hat verkündigt das, / Wie ein Tod den andern fraß, / Ein Spott aus dem Tod ist worden.

Das sind fundamentale Aussagen: Das Leben ist nicht nur stärker als der Tod. Der Tod wird durch die Auferstehung Jesu dem Leben einverleibt. Der Tod wird so ein Teil des Lebens. Damit bleibt der Tod zwar eine traurige Realität, aber er ist nicht mehr die ganze, die letzte Wirklichkeit. Er ist dem Leben untergeordnet. Das muss weitreichende Konsequenzen haben. Diese werden durch die merkwürdige Zeile angedeutet:

Wie ein Tod den andern fraß

Gemeint ist: Der Tod Jesu am Kreuz hat das alltägliche Sterben verschlungen. Damit sind wir Menschen vom Töten müssen befreit. Doch das Wortbild beschreibt auch unsere grausame Wirklichkeit: die traurige Litanei der Weltgeschichte vom Töten und Getötet werden – auf den Straßen, in Syrien, in der Ukraine. Da frisst ein Tod den andern. Da folgt auf Terror Terror. Da gebiert der Hass den Hass – aber als Totgeburt. Das Bildwort Luthers drückt auf drastische Weise den Selbstvernichtungscharakter des auf Zerstörung und Krieg ausgerichteten politischen, aber auch persönlichen Handelns aus. Das müssen wir in den uns erschütternden Ereignissen nicht in den Straßenschluchten Homs mit Furcht und Zittern erkennen: Da frisst ein Tod den andern.

Doch nun will Luther auch aufzeigen, dass diesem Selbstvernichtungsstreben des Menschen weder Macht innewohnt, noch auf ihm Segen liegt. Vielmehr können wir die Todesmacht – so sarkastisch, so zynisch das auch klingen mag – der Lächerlichkeit, dem Spott preisgeben. Ist es nicht so: Wenn wir Zeugen der Selbstzerfleischung werden, dann fassen wir uns an den Kopf und fragen uns: Wie ist das möglich, dass wir Menschen uns immer wieder in den Todesfraß lügenhaft verstricken? Wie ist das möglich, dass wir immer wieder auf militärische Gewalt setzen, obwohl wir wissen, dass davon nichts anderes als Tod und Schrecken ausgehen? Der Schritt von der Fassungslosigkeit zum bitteren Sarkasmus ist nur ein kleiner – natürlich nicht im Blick auf die Opfer (da ist Trauer, unendliche Trauer angesagt) – aber im Blick auf die, die uns diesen Fraß als Lebensspeise verkaufen wollen; und im Blick auf den auferstandenen Jesus, der uns die Möglichkeit schenkt, voller Spott dem tödlichen Weltgeschehen widerstehen zu können. Es wird uns gut tun, wenn wir an Ostern für einen Moment diesen Perspektivwechsel vollziehen.

Der obligatorische Witz zu Ostern: Realität und Wunder

Maria und Josef suchen in Bethlehem verzweifelt nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Sie klopfen an die Tür eines Gasthofes. Josef versucht den ablehnenden Wirt zu überzeugen und sagt: „Sieh doch, meine Frau ist schwanger.“ Da antwortet der Wirt vorwurfsvoll: „Da kann ich doch nichts dafür!“. Darauf erwidert Josef: „Ich etwa?“

 

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