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Landeskirchlicher Provinzialismus – wie lange noch?

20 Landeskirchen gehören zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Doch wer nun glaubt, dass dieser Zusammenschluss Pfarrerinnen und Pfarrer ermöglicht, sich auf jede frei werdende Pfarrstelle im Bereich der EKD zu bewerben, der sieht sich getäuscht – in der einen Landeskirche allerdings mehr als in einer anderen. In der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens wird noch immer peinlich darauf geachtet, dass nur sächsische Pfarrer/innen sich auf frei gewordene Pfarrstellen bewerben dürfen. Andere werden gar nicht zugelassen – so wie gerade wieder geschehen bei der Ausschreibung der 2. Pfarrstelle an der Thomaskirche Leipzig. Das führte zu der Groteske, dass Bewerbungen aus dem Bereich des Freistaates Sachsen, der zur Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) gehört, abgewiesen wurden. Der „Erfolg“ dieses Provinzialismus: Nach sechs Wochen Bewerbungsfrist hatte sich ein einziger Pfarrer aus dem Bereich der sächsischen Landeskirche für die 2. Pfarrstelle beworben. Genau das spielte sich auch schon vor drei Jahren ab, als für Pfarrer Dr. Peter Amberg ein/e Nachfolger/in gesucht wurde. Zunächst wurde der Antrag des Kirchenvorstands, die Pfarrstelle bundesweit auszuschreiben, vom Landeskirchenamt (LKA) abgelehnt – mit der Folge: eine einzige Bewerbung. Doch dann wurde bundesweit ausgeschrieben. Und siehe da: Es lagen 12 Bewerbungen vor, darunter zwei aus Sachsen. Der Kirchenvorstand hat sich damals für Britta Taddiken entscheiden. Sie kam aus der nordelbischen Landeskirche, die heutige Nordkirche. Nun bekleidet sie die 1. Pfarrstelle. Aber der Provinzialismus war damit leider nicht zu Ende. Wieder wurde die bundesweite Ausschreibung abgelehnt, wieder bewarb sich nur einer aus Sachsen, wieder wird jetzt bundesweit ausgeschrieben.

 

Wann endlich wird es selbstverständlich, dass sich jede/r ordinierte Pfarrer/in auf jede freie Pfarrstelle im deutschsprachigen Raum bewerben kann? Wann endlich werden dieser Provinzialismus, aber die Bevormundung und Gängelung, die dahinter stehen, beendet? Denn in Sachsen hat das Provinztheater noch eine Vorgeschichte. Da dürfen sich die sächsischen Studierenden noch nicht einmal selbständig die Gemeinde aussuchen, in der sie während des Studiums ihr Gemeindepraktikum machen wollen. Und Studierende, die aus anderen Landeskirchen kommend, in einer sächsischen Gemeinde ihr Praktikum absolvieren wollen, bekommen sowohl mit Dresden wie auch mit der eigenen Landeskirche Schwierigkeiten. Da wird schon die Gehorsamsstruktur eingeübt, die dann dazu führt, dass es innerhalb der Pfarrer/innenschaft leider kein Konsens ist, dass wir auch in der Kirche vom Austausch und Wechsel leben. Es wird höchste Zeit, dass Durchlässigkeit gewährt wird und eigenständiges Handeln und Denken befördert werden. Schließlich sollen Pfarrerinnen und Pfarrer in offener Kommunikation führen und leiten können.

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