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Gruß zum Reformationsfest 2017

Tritt ein für deines Herzens Meinung / Und fürchte nicht der Feinde Spott, / Bekämpfe mutig die Verneinung, / So du den Glauben hast an Gott. (Theodor Fontane)

Nun ist es soweit: 500 Jahre Reformation – oder besser: Von heute her gesehen begann mit dem 31. Oktober 1517 in Deutschland eine Entwicklung, die nicht nur zu einer weiteren innerchristlichen Konfession, dem Protestantismus, führte. Mit der Reformation wurden drei Themen auf die Tagesordnung zunächst des europäischen Lebens, dann auch global gesetzt: Freiheit, Bildung, Verantwortung. Sie bedürfen auch morgen der immer wieder neuen Durchdringung. Doch Ausgangspunkt für das reformatorische Wirken war eine tiefe Erkenntnis des Glaubens: Der Mensch bedarf der Gnade Gottes, um nicht an sich selbst zu verzweifeln. Diese kann er nicht selbst erzeugen. Sie ist ihm geschenkt durch Jesus Christus. Doch das, was mitten in dieser Welt greifbar nahe liegt, muss immer neu gesucht werden: die Erlösung. In dieses Suchen, vor allem in den Zuspruch der Erlösung, dürfen sich keine Institution, keine Hierarchie, kein Klerus und kein Papst beschönigend, beschwichtigend, Angst und abhängig machend zwischenschalten. Darum steht am Anfang jeder Zukunftsüberlegung zunächst die kritische Einschätzung des eigenen Lebens: die Buße. Sie ist aber nur dann mehr als eine sich selbst bemitleidende Zerknirschung, wenn sie in der Hoffnung auf Vergebung vollzogen wird: Nichts von dem, was mich jetzt noch von einem sinnerfüllten Leben abhält, also auch nichts von den Zerstörungskräften auf dieser Welt, hat vor Gott Bestand.

In den Einsichten der Reformatoren lag so viel Sprengstoff, dass ihr Wirken zu Beginn des 16. Jahrhunderts in allen gesellschaftlichen Bereichen revolutionäre Umwälzungen auslösten. Menschen wurden aus selbstverschuldeter Unmündigkeit befreit und verlangten Teilhabe nicht zuletzt an Bildung, Arbeit, Einkommen. Menschen erkannten aber auch, dass all das, was der Glaube an Freiheit ermöglicht, vor Gott und den Menschen, also dem Nächsten, verantwortet werden muss. Der Spannungsbogen von Freiheit und Bindung darf nicht erstarren. Wenn und wo dies geschieht, verkümmert beides: Freiheit und Ordnung. In eine solche Krise geraten wir als einzelne Menschen wie als Institution täglich. Doch nicht nur Kirchen oder Christen stehen in der Gefahr zu verkrusten – auch andere gesellschaftliche Institutionen und Menschen mit keiner oder einer anderen religiösen Überzeugung. In diesem Sinn muss sich nicht nur die Kirche als eine pulsierende, den Geist der Freiheit atmende Institution erweisen, die durch das Wechselspiel von Buße und Umkehr den Aufbruch wagt. Diese Bewegung wird jeder und jedem abverlangt. Was wir aber ganz im Sinn Theodor Fontanes sagen können: Wer sich durch Gottes Geist antreiben lässt, der kann sich furchtlos und das Leben bejahend, auch genießend in dieser Welt bewegen. Das Ja Gottes zu meinem Leben überstrahlt allen Hang zur verneinenden Kraft. Genau das fasziniert bis heute viele Menschen am Auftreten eines Martin Luthers. Genau das macht Menschen wie Dietrich Bonhoeffer oder Martin Luther King zu Vorbildern des Glaubens. In diesem Sinn haben wir heute als Kirche zu wirken: Ängste nehmen und Menschen in ihrer so großen Unterschiedlichkeit und Vielfalt annehmen, zusammenführen und zu einem gemeinsamen Leben auf dieser Erde ermutigen. Im Protestantismus ist kein Platz für religiöse oder rassistische Ausgrenzung, für nationale und völkische Überheblichkeit und für gewalttätige Selbstbehauptung. Die einzige Grenze, die wir anerkennen, ist die des Todes – aber auch sie hat Jesus Christus überwunden. So beginnt alles Leben mit der Buße, der kritischen Betrachtung des Selbst: Ich bin wenig weniger als Gott (Psalm 8), aber keinesfalls mehr als der ferne und nahe Nächste.

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